Arthur & Claire Deutschland, Österreich, Niederlande 2017 Mit Josef Hader, Hannah Hoekstra, Florence Kasumba, Jeremy Miliker, Franziska Weisz, Rainer Bock Jeremy Miliker, Franziska Weisz, Errol Trotman-Harewood, Guy Clemens, Marijtje Rutgers, Stella McCusker, Ruben Brinkman, Pepijn Schoneveld und Daron Yates. Buch: Josef Hader und Miguel Alexandre, Regie: Miguel Alexandre
Ein Film der durch die hervorragende Mimik/Darstellung der beiden Hauptdarsteller von Anfang bis zu Ende den geneigten Zuschauer packt und nicht mehr losläßt. Trotz Wehmut gibt es feindosirten Humor, der die Dramatik erträglich unterhaltsam und spannend hält. Amsterdam als Drehort ist perfekt gewählt und mit Licht und Schatten in Szene gesetzt. Großes Lob an die Regie. Eine Top10 Tragikomödie die diesen Namen eindeutig verdient. Sehr Sehenswert!
Kein Herz für Inder Filmkomödie Deutschland 2017 Mit Aglaia Szyszkowitz, Martin Brambach, Lena Urzendowsky, Mercedes Müller, Zayn Baig, Anna Stieblich Gerhard Wittmann, André Szymanski, Tristan Göbel, Neil Malik Abdullah, Mala Ghedia, Ulrike Röseberg Eva-Maria Kurz, Michael Schunder, Hendrik Martz. Buch: Sathyan Ramesh, Regie: Sathyan Ramesh
Ein schönes Thema oft verfilmt, doch hier hervorragend leicht präsentiert. Ich muß zugeben, daß ich Martin Brambach einfach herausragend finde, weil er mit seiner Gestik jede Situation mit einer Leichtigkeit als auch in anderen Rollen mit einer subtilen Dramatik a la Kinski vortragen kann. Ersteres ist ihm voll gelungen und auch Aglaia Szyszkowitz, die ihr Talent zuletzt in "Billy Kuckuck" und "Zimmer mit Stall" erneut unter Beweis stellte (aufgefallen ist sie mir neben Heino Ferch 1998 in "Single sucht Nachwuchs") passt hervorragend zu diesem temporeichen und erfrischenden Spiel. Einen gehörigen Beitrag haben auch die Kinder vor allem Zayn Baig der Nachdenklichkeit und frischen Wind ins Haus bringt. Brambach zeigt uns wie man familiäre Probleme mit Anstand erträgt, dezent positiv nimmt, schließlich geduldigst meistert und ohne falschen Stolz kittet. Und hopllahopp ist dieser liebenswerte Film auch schon zuende, leider. Nicht zu vergessen auch die Musikeinlagen von den Beatles. Eine Top 10 Filmkomödie mit Tiefgang ohne Zeigefinger, Sehr Sehenswert, schon aleine wegen Martin Brambach.
Die Liebe des Hans Albers (ARD, 2021) Ken Duken spielt den blonden Hans in dieser dokumentarischen Film-Biografie über Hans Albers, die noch bis zum 07.04.2021 in der ARD-Mediathek abrufbar ist. Entstanden auf Anregung des Schauspielers Claude-Oliver Rudolph, skizziert Regisseur Carsten Gutschmidt die gemeinsamen Jahre von Hans Albers und dessen Lebensgefährtin Hansi Burg in der NS-Diktatur von ca. 1930 bis 1945 in Rückblenden. Packend aber ohne Pathos, authentisch aber ohne Imitation erfasst Hauptdarsteller Ken Duken seinen großen Kollegen Albers, den Arbeitsbesessenen, den Säufer, den Wankelmütigen, den Inkonsequenten, den Selbstverliebten und den letztlich selbst liebenden. Der Film widersteht dabei dem gegenwärtig mancherorts anzutreffenden Trend, auf Teufel komm' raus ein Denkmal vom Sockel stoßen zu wollen. Albers' ungenierte Beteiligung an zumindest tendenziösen NS-Filmen wird nicht ausgespart, dient aber zu keinem Zeitpunkt als Vorwand, den Schauspieler im Nachgang zum Nazi-Akteur durch die Manege zu zerren. Vielmehr transportiert der Film gekonnt die Message, dass absolutistische Regime den Individuen keinen Raum lassen. Erst recht lassen sie denen keinen Raum, die sich selbst in die Tasche lügen, mit dem Regime schon fertig zu werden. Hans Albers tat dies ein Leben lang. Dass die Jüdin Hansi Burg die NS-Herrschaft überlebte, ist dennoch nicht zuletzt auch Albers zu verdanken. Den Eltern Hansi Burgs, dem Regisseur und Schauspieler Eugen Burg und dessen Ehefrau Emmy, nützte das Ganze freilich nichts. Der Film zieht die bittere Parallele, dass die beiden in Theresienstadt umgebracht wurden, währenddessen der blonde Hans mit bestem Film-Lächeln unter Josef von Bakys Regie als Münchhausen auf der Kanonenkugel ritt.
Intelligente, packend erzählte und wunderbar gespielte Film-Biografie über die Liebe des Hans Albers, die er letzten Endes unverkennbar selbst war. Sehr zu empfehlen.
Zitat von Havi17 im Beitrag #65Danke für den Tipp! Die Geschichte passt zu der momentanen Situation und scheint wohl nichts positives an Albers zu hinterlassen?!
Nein, genau dieser Versuchung erliegt die Produktion gerade eben nicht. Wie geschrieben: Es steht nicht im Mittelpunkt, aus Hans Albers etwas zu machen, was er nicht war, und ein fanatischer Nazi war er bekanntlich nun wirklich nicht. Das wird auch entsprechend herausgestellt. Ein Günstling war er aber sicher. Das wird ebenso wenig verschwiegen. Das ist für mich auch voll in Ordnung.
Tatort: Borowski und die Angst der weißen Männer (TV-Krimi, D 2021)
Der aktuelle Tatort vom 07.03. ist tatsächlich einmal wieder einer Erwähnung wert, wie ich finde. Wie entwickelt sich ein von der Gesellschaft links liegen Gelassener vom Frauenhasser zum rechten Attentäter? Dieser zunächst etwas skurril anmutenden Frage geht der aktuelle "Tatort" nach und würde damit, urteilte man alleine aufgrund dieses verkürzt wiedergegebenen Plots, erneut alle Vorurteile über den vom Krimi zum Sozialdrama entglittenen "Tatort" umgehend befriedigen. Doch tatsächlich gelang Regisseurin Nicole Weegmann ein durch und durch packender Krimi, der das Prädikat "Spannend von der ersten bis zur letzten Minute" vollauf verdient. Zwar muss man festhalten, dass Klaus Borowski eigentlich nicht recht in die Geschichte passen will, die ein wenig wirkt, als habe man ihr nachträglich eine Leiche und damit eine Art Whodunit übergestülpt. Das Besondere dieser Episode liegt ganz klar abseits des fast bedeutungslosen Todesfalles gleich zu Beginn. Es liegt in der famosen Darstellung des eigentlichen Hauptdarstellers, des mittel- wie kontaktlosen jungen Mario Lohse, der zwischen realer Welt und Darknet taumelt und der, einem Schwelbrand gleich, jede Sekunde droht, sich und seine Umwelt anzuzünden. Angefacht durch skrupellose Demagogen aus dem Netz, ist es die Polizei um Kommissar Borowski am Ende selbst, die den letzten Impuls zur Radikalisierung liefert und die so aus einem unscheinbaren jungen Mann einen Gewaltverbrecher werden lässt. Die Wahl des derart aus dem Gleichgewicht Gefallenen fiel auf den mir ansonsten vollkommen unbekannten Joseph Bundschuh, der hier eine echte Glanzvorstellung abliefert und den Film mit seiner unsteten Zurschaustellung innerer Verzweiflung weitgehend trägt. Neben dem so ein wenig zum Nebendarsteller deklassierten Axel Milberg ist noch Jördis Triebel als engagierte Politikerin zu sehen.
Der Film dürfte noch eine Weile in der Mediathek abrufbar sein.
Wer einmal stirbt dem glaubt man nicht Spielfilm Deutschland 2021 Mit Julia Koschitz, Heino Ferch, Roman Knizka, Sabine Waibel, Arnd Klawitter, Ursula Werner, Gerhard Garbers, Patrick Güldenberg, Bastian Beyer, Benjamin Piwko, Sesede Terziyan Drehbuch: Uli Brée, Kamera: Mathias Neumann, Musik: Stefan Bernheimer, Regie: Dirk Kummer
Ein ungewöhnlicher Film. Was zunächst nach einer "üblichen" "Romatischen Komödie" ausschaut, entwickelt sich zart und behutsam zu einer Aufarbeitung zweier gescheiterter Ehen, doch nur weil es eben jetzt gerade aufgeschrieben zu lesen ist, denn die flüssig und elegant inszenierte Handlung, welche den Zuschauer an den Hauptfiguren förmlich an den Lippen kleben läßt, schafft nicht den üblichen Freiraum über etwaige Beziehungsproblemursachen nachzudenken. Immer wieder häppchenweise entweicht diese Möglichkeit in die auch spannende Handlung die eine Auflösung jedoch nicht genug erahnen läßt, sodaß das Ende abrupt den flüssigen Film beendet. Nicht ohne eine kurze Schlußszene die so uneindeutig ist, daß die Handlung sicher noch eine ganze Weile spannend mit neuem Wendepunkt weitergehen könnte. Die Musik tritt praktisch nicht in Erscheinung eben weil das Spiel der Personen und die Regie so hervorragend sind.
Dabei wird in den Beziehungen ohne wenn und aber, ohne das übliche "beide haben Recht" aufgeräumt, absolut ungewöhnlich. Man kann und darf für sich in der Tat, wenn man es für sich zuläßt, etwas mitnehmen. Nennen wir es einfach Projektion des eigenen Versagens in Form von Schuld auf den Partner und das nicht etwa weil man ein Versager ist, sondern, weil der Partner zu stark oder schwach ist und deshalb ganz einfach nicht dazu passt.
Merkwürdig, jetzt erst komme ich zu den Darstellern, der Film war von der Leistung dieser so ausgewogen, daß erst einmal die Handlung aufgearbeitet werden mußte. Zu Heino Ferch braucht man nichts mehr zu sagen. Seit "Single sucht Nachwuchs" einzigartig in seinem Spiel mit Stimme und Körper. Ja und dann noch Julia Koschitz, besser hätte man dieses Dreamteam wohl nicht zusammenstellen können. Ursula Werner als Mutter, schaffte den notwendigen Sparringspartner ähnlich wie in "Single.." Auf der anderen Seite spielen Roman Knitzka und Sabine Waibel gekonnt den Gegenpart. Dazu noch der windige Arnt Klawitter. Es kommt einem so ein wenig wie ein Schachspiel vor, bei dem die Personen mit einem ganz unterschiedlichen Eigenleben den Siegeszug erst am Schluß erleben lassen. Eine Top 5 Tragikomödie. Sehr Sehenswert
Einmal Toskana und zurück Spielfilm Deutschland 2008. Mit Sabine Postel, Peter Sattmann, Konstantin Wecker, Katja Weitzenböck, Sebastian Fischer, Jytte-Merle Böhrnsen, Ilona Schulz, Hans Peter Hallwachs, Lilly Forgách, Ralph Misske Michele Oliveri, Stephan Zinner, Susanne von Medvey. Musik: Stephan Massimo Jauch, Kamera: Guntram Franke Buch: Katrin Ammon, Regie: Imogen Kimmel
Die TV-Kritiken schreiben: Mit "Einmal Toskana und zurück" hat Imogen Kimmel eine bezaubernde Romantikkomödie inszeniert. Vor der malerischen Kulisse Norditaliens erzählt der Film eine Geschichte ... Selten sieht man in einem Unterhaltungsfilm so lebensnahe Situationen. Der Autorin gelingt es sogar, dass man von den vielen Zufällen nicht peinlich berührt ist. Warmherzig agieren die Schauspieler vor traumhafter Kulisse. Peter Sattmann, der Mann für alle leichten Fälle, sah man lange nicht so glaubwürdig. Sabine Postel, die Frau mit dem „Natürlichkeits“-Zertifikat, spielt mal wieder eine Rolle, hinter der sie stehen kann. Auch sie zählte sich in den 70er Jahren der ‚Toskana-Fraktion’ zugehörig
Nach mehrmaliger Sichtung und dem Versuch diesen besonderen Film einzuordnen, mußte ich nachdenken, was der Film global und auf den Punkt gebracht bei mir hinterlassen hat. Dabei fiel mir sofort "Der Engel mit dem Saitenspiel" ein. Menschen die nicht nur menschlich/empatisch und authentisch spielen, sondern auch noch Toleranz, Galanz, Charakter und Mut haben.Die tragenden Rollen verkörpern Menschen ohne jegliche Zickigkeit. Vom Leben und einem miteinander geschliffen wie ein Diamant. Da fällt es sofort auf, wenn Jytte-Merle Böhrnsen davon noch nicht alles haben kann und sogar Sebastian Fischer den Finger bei zwei Situationen in die Wunde legt, wenn den Erwachsenen doch noch kindliches Gehabe entgleitet. Was beim "Saitenspiel" nicht der Fall ist.
Die Musik behutsam eingesetzt und wenn nicht instrumental, dann passend und ausdrucksstark zum Lebensgefühl der Generation Eltern. Ja und dann noch der Bulli, das was auch nach langer Zeit noch von dem Film als Einstiegsdroge in Erinnerung bleibt. Kein Blick keine Mimik zuviel bei den Darstellern, nichts übertrieben und dennoch ausdrucksstark, die nötigen Pausen für die Zuschauer um das aufzusaugen. Da bin ich wieder bei den "Edelmenschen" in "Saitenspiel". Sehr gefühlvoll unter der Regie von Imogen Kimmel, tauchen echte Gefühle und Edelmut wie aus dem Nichts auf und adressieren durch den Alltag verborgene Synapsen wieder beim Zuschauer. Ein Film der Lichtjahre über dem Horizont der ekpatischen rationalen TV-Kritiken von TV-Spielfilm liegt, die nur eine Grenze zu dorthin kennt und diese völlig abartig Kitsch nennt. Eine Top3 Filmromanze
Mit Jutta Speidel, Hansa Czypionka, Bettina Redlich, Lukas Nathrath, Gerlinde Speidel, Gloria Nefzger Robert Schupp, Katharina Meinecke, Klaus Stiglmeier, Lothar Lengowski. Musik: Dirk Reichardt, Stefan Hansen Kamera: Wedigo von Schultzendorff, Buch: Gabriela Sperl, Nikolai Müllerschön. Regie: Nikolai Müllerschön
Die Musikeinführung läßt viel erwarten und es wird noch mehr, auch bei der Musik. Ein perfekter Score. Die Rollen bis hin zum Taxifahrer perfekt besetzt und gespielt. Die Story nicht übertrieben und deutlich abgezeichnet. Der Bildschnitt, die Dialoge, nicht zu kurz und nicht zu lang. Abwechslung ist angesagt bis zur Auflösung. Reale Gefühle, echte Menschen. Jutta Speidel ist die Rolle sicher auf den Leib geschrieben, doch auch Hansa Czypionka bezaubert mit seiner geheimnisvollen Zurückhaltung. Ja und dann noch Lukas Nathrath, nicht gekünstelt und so geht es mit allen Personen weiter. Wie kam ich dazu mir den Film ganz anzuschauen? So wie früher kurz inmitten eingestiegen, hängengeblieben, weil alles passte. Später in die Mediathek gegangen, das gab es früher leider nicht, auf DVD konform konvertiert und dann komplett angesehen und begeistert. Die Musik trägt den Film von Beginn an und hervorragend angepasst. Die Story, den Finger ohne Übertreibung mit der realistischen Härte genau auf die Wunde gelegt. Analysiert und mit der "sauberen Welt" so gekonnt verknüpft, dass man bei aller Härte des Geschäfts dazulernt ohne die Personen zu hassen, im Gegenteil. Man erweitert, wenn man es bei sich zuläßt, seinen Gefühlshorizont. Dieses grandiose Werk verdient bei aller heiler Welt, denn das ist die Basis, weitere Sichtungen, denn das Leben ist keine Fiktion, sondern Realität, der man sich stellen muß. Großes Kino. Ein Top3 Melodram und Filmkomödie.
Geliefert Deutschland 2021 Mit Bjarne Mädel, Nick Julius Schuck, Anne Schäfer, Ingrid Resch,. Nadja Sabersky, Christo Klahr, Stefan Merki, Marcus Mittermeier, Heinz-Josef Braun, Malene Becker, Patrick Finger, Herbert Forthuber, Thomas Gräßle Kamera:Michael Wiesweg, Musik: Arash Safaian, Schnitt: Chris Mühlbauer, Christian Lonk. Buch und Regie : Jan Fehse
Wer "Paul Lohmann" (Wer aufgibt ist tot) kennt der braucht keine Motivation diesen Film anzuschauen. Bjane Mädel überzeugt einzigartig auf seine Art wie es Menschen in dieser Zeit und deren Veränderung gehen kann. Dazu die gekonnte Regie, der Schnitt, die notwendigen Zeiträume zum Nachdenken, die perfekte Kamera, welche die Einblicke tief einatmen läßt. Und völlig unüblich werden ausnahmsweise die Probleme eines Mannes gezeigt, der sich aufreibt und dazu noch Prügel erhält. Eine Fußmatte ist nichts dagegen. Auch die Nebenrollen eindringlich gespielt, ob Sohn, ob Freundlin. Die Spannung steigt kontinuierlich an und läßt bangen, ob es nicht eine himmlische Gerechtigkeit gibt. Volkers Job, seine Arbeitskollegen passen voll in den Trend der neuen Weltordnung und lassen, wenn man es für sich zuläßt, mitfühlen, wie es immer mehr Menschen ergehen kann. Auch Ingrid Resch (85 Jahre) als "Erna Stolte"spielt überzeugend das Los alt zu werden. Sie hatte 1977 einen sehr guten Auftriit im besten realistischen Tatort "Wer andern eine Grube gräbt". Großes Mitgefühl, realistische Handlung ganz dicht an der heutigen Realität, Großes Kino. Ein Top3 Melodram
Mord in der Familie - Der Zauberwürfel (D 2021) - R: Michael Schneider - ZDF
Thomas, der Sohn des erfolgreichen Bauunternehmers Henry Becker, wird am Neujahrsmorgen durch das offene Fenster seines Autos erschossen. Ins Visier der Ermittler gerät zunächst sein Halbbruder Eric, der darunter litt, dass Thomas als "Kronprinz" behandelt wurde und er selbst immer in dessen Schatten stand. Aber auch Thomas´Ehefrau Marianne hätte ein Motiv, da er eine Geliebte hatte, mit der er ein neues Leben beginnen wollte. Bei dem Mord könnte es sich aber auch um einen Racheakt gehandelt haben, da beim Einsturz eines Bauprojekts eine Frau ums Leben gekommen war.
Der knapp 180-minütige Zweiteiler ist eine Mischung aus Krimi und Familientragödie. Zwar ist die Story nicht neu, doch der Reiz ergibt sich aus den ständig wechselnden Erzählperspektiven und Zeitebenen. So sorgt die raffiniert verschachtelte und wendungsreiche Handlung dafür, dass die Spannung bis zuletzt erhalten bleibt. Außerdem ist der Film mit Heiner Lauterbach, Matthias Koeberlin und Lucas Gregorovicz exzellent besetzt.
Herz oder Knete Deutschland 2002 Mit Gudrun Landgrebe, Günther Maria Halmer, Marie Zielke, Ingo Naujocks, Julian Weigend, Claudia Mehnert, Minh-Khai Phan-Thi, Leila Kessler, Dennis Schmidt-Foss, FRan Kessler, Heidrun Gärtner. Musik: Kay Skerra, Gabriela Carasusán, Kamera : Dietmar Koelzer, Buch: Daniel Maximilian, Thomas Pauli - Roman von Annegrit Arens, Regie: Michael Rowitz
Eigentlich bin ich seinerzeit nur über zwei Darsteller darauf gekommen den Film aufzuzeichnen. Marie Zielke (Wilsberg) und natürlich der großartige Ingo Naujocks. Doch beim zweiten hinsehen am 24.01.2022 in HR3 bietet diese romantische Komödie mehr, noch viel mehr. Eine Kritik schreibt wie folgt:
"Herz oder Knete" ist eine ebenso spritzig wie charmant inszenierte romantische Komödie, die nach dem gleichnamigen Bestseller von Annegrit Arens entstand und von der liebevollen und detailgenauen Beobachtung ihrer zahlreichen Charaktere lebt. Die hervorragende Besetzung wird angeführt von Gudrun Landgrebe, Günter Maria Halmer und Marie Zielcke.
Die Riege der Darsteller ist den Eintritt mehr als wert, besonders gemessen an vielen heutigen Billigproduktionen mit Pauschalverträgen oft unbekannter Darsteller direkt von der Filmschule.
Die Deatailgetreuen längeren Kameraeinstellungen, natürlich nur bei so großartigen Schauspielern möglich, intensiviert die Empathie, welche die Charaktere ganz natürlich ausstrahlen. Selbst Julian Weigend (Schimanski) sorgt mit seinem Spiel für die nötige Glaubwürdigkeit. Ein Film der mit seinem Stil und seiner Intensität noch aus einer anderen Zeit kommt und in der heutigen Zeit, wie sollte es auch anders sein als "Überladene Lovestory mit herzensguter Moral" kritisiert wird. Michael Rowitz bekannt für seine feinfühligen Inszenierungen, führt seine Schauspieler als ernstzunehmende Charaktere mit leichter Hand. Auffinden verschütteter Gefühle, witzig und unterhaltsam, gekonntes verbales zuspielen von Bällen. Ein gut aufgelegtes Ensemble läßt den geneigten Zuschauer intensiv an Wohlfühlmomenten teilhaben, baut gleichzeitig charmant Brücken zwischen den ungleichen Charakteren und bietet echte Mitfreude. Großes Kino mit Screwball-Elementen. Eine Top3 Romanze
Der Feind meines Feindes TV-Thriller (D/I 2022) von Marcus O. Rosenmüller mit Hans Sigl, Oliver Mommsen, Katharina Nesytowa und Orso Maria Guerrini
Ui ui ui, das ZDF, das traut sich was und bringt mit "Der Feind meines Feindes" einen Nachfolger zu dem mit über sieben Millionen Zuschauern bemerkenswert erfolgreichen Thriller "Flucht durchs Höllental" auf die Mattscheibe. Kein geringerer als der Bergdoktor Hans Sigl mimt nun also schon zum zweiten Mal den deutschen Rechtsanwalt Klaus Burg in den Fängen der italienischen Mafia. An seiner Seite dieses Mal: der ausgemusterte "Tatort"-Aparatschik Oliver Mommsen in der undurchsichtigen und verblüffend einwandfrei verkörperten Rolle des Unternehmers Gabriel Morales.
Die Spürnase des nahezu täglich vom deutschen TV-Redakteur dupierten Fernsehzuschauers sagt da angesichts dieser geradewegs toxisch erscheinenden Ingredienzen schon quasi reflexartig, besser die Finger davon zu lassen und schnell das Weite zu suchen. Doch - oh Wunder - das ZDF, das traut sich was! Da wird doch wirklich eine spannende und wendungsreiche Geschichte voller guter Einfälle erzählt; eine Geschichte, die einfach nur unumwunden eine gute Kriminalgeschichte ist, die das unbeirrt wuchernde Krebsgeschwür des Sozialdramas nicht einmal touchiert und erfolgreich dem Versuch widersteht, die Geschichte der Mafia als heroische Tat taffer Frauen und schlaffer Männer umzuschreiben. Und es muss aus Sicht des deutschen TV-Redakteurs fast noch schlimmer kommen, hat der Film doch sogar einen Helden, der den Namen verdient. Man glaubt's fast nicht, aber der normalerweise unermüdlich im seichten Gewässer der offenbar unzerstörbaren Ärzteserien fischende Hans Sigl hat das Zeug zum echten Hauptdarsteller von Format und Charisma. Da findet sich kein Geflenne, nicht einmal ein sich in den bitteren Tränen der Selbstzerstörung bewältigendes Trauma epischen Ausmaßes muss der Zuschauer in dieser Produktion ertragen.
Bitte - was ist da los in Mainz-Lerchenberg? Ist das nun einfach durchgerutscht oder ist es am Ende doch Absicht, zumindest ab und an noch gradlinige Filme produzieren zu lassen? Man weiß es nicht. Dankbar darf man dennoch sein.
Der Film wurde am 7. März erstmals ausgestrahlt und ist in der ZDF-Mediathek abrufbar.
Papa auf Wolke 7, Spielfilm Deutschland 2020 Mit : Oliver Mommsen, Minh-Khai Phan-Thi, Rieke Seja, Alessandro Schuster, Peter Franke, Andreas Guenther Ruth Reinecke, Inka Löwendorf, Elina Vildanova, Diyar Ilhan, Justina Humpf, Nadja Petri, Nora Jokhosha Lasse Möbus, Stephan Baumecker, Frieder Venus, Moritz Lehmann. Musik: Birger Clausen, Kamera: Peter Steuger, Buch: Brix Vinzent Koethe, Regie: Markus Herling
Es gibt sensible Menschen und solche die nach dem Motto "Ordnung ist das halbe Leben" leben, soll es auch noch geben. Was nun wenn man über solch einen Menschen einen Film macht der vom Publikum ernst genommen und angenommen werden soll. Man gibt dem Ganzen einfach den Anstrich eines Autisten. Genial : Dann ist man sofort alle Kritiker los, denn wer will noch daran glauben, daß normale Menschen so sein können. Und schon hat man auch die Luft einen Film langsam und behutsam erzählen zu können und das Publikum traut sich auch sich zu öffnen und aufzunehmen wie es um einen "Kranken" bestellt ist. Wie finde ich das, einfach nur traurig! Auf der anderen Seite schafft es den erwähnten Freiraum über die Probleme eines aleinerziehenden Mannes einzugehen ohne daß gleich Feministinnen Sturm laufen, denn dieser ist ja ein Autist.
Kommen wir mal zur Realität. Ich schaue mir Filme an ohne daß ich mir i.d.R. die Handlung genau durchlese und mir war nicht bekannt, daß es bei dieser Geschichte um einen Autisten geht. In meinem privaten und beruflichen Umfeld kenne ich viele "Wissenschaftler", alles normale oft hochintelligente Menschen. Nicht ganz, sie sind i.d.R. sehr empfindsam auch empfindlich, sehr aufmerksam, sehr gut organisiert, und im Umgang mit anderen Menschen sehr empathisch.
Schon im ersten Moment fiel mir beim betrachten auf. Irgendwie ist dieser Film ganz anders, das Tempo das friedfertige Miteinander, kein Zickenkrieg. Man hört sich gegenseitig zu, keine endlosen Diskussionsrunden zur Überzeugung, eben so wie ich es von früher schon als junger Mensch her kenne, eben alles noch normal. Die Musik von Birger Clausen läßt den Zuschauer perfekt die Handlungsfäden aufnehmen. Die Schauspieler scheinen ausnahmslos in ihren Rollen aufzugehen. Wie auch anders bei so einem sensiblen Thema und einem absolut großartigen Oliver Mommsen in seiner schon fast unheimlich wirkenden konkreten Zurückhaltung. Es ist einfach faszinierend sich mal wieder mit Menschen auseinanderzusetzen und dabei ganz zu vergessen, daß es auch ohne Hatz, Action, Zicken und Prasseldialoge geht. Ja und Minh-Khai Phan-Thi hat mich auch überzeugt, ich kenne keine Rolle von ihr mit dieser Perfektion. Der Ausgang hat das große Potential einer Fortsetzung. Eine Top3 Romanze