Zitat von Ray im Beitrag #60Apropos Lee Marvin, Angie Dickinson und Neo Noir: Koch veröffentlicht am 11.02. "Der Tod eines Killers" von "Dirty Harry"-Regisseur Don Siegel als Ultra HD-BluRay/einfache Blu-Ray-Kombo im Mediabook (neigen sich die Zeiten der Blu-Ray/DVD-Kombos dem Ende zu?), als Bonus gibt es obendrein das großartige Original "Die Killer"/"Rächer der Unterwelt" von Robert Siodmak mit Burt Lancaster und Ava Gardner, ebenfalls als Blu-Ray!
Darsteller: Robert Mitchum, Gene Barry, James Mitchum u.a.
Lucas Doolin schmuggelt Whiskey über gefährliche Bergstraßen, um den Lebensunterhalt für sich und die Familie zu bestreiten. Dabei wird er von Steuerfahndern und Gangstern aus Chicago gejagt…
Kurz nach dem Schwanengesang auf den klassischen Film Noir durch Orson Welles‘ „Im Zeichen des Bösen“ lieferte Arthur Ripley („The Chase“) in seinem letzten Film einen ungemein facettenreichen Film ab. Robert Mitchum schlüpfte in die Hauptrolle, lieferte die Story zum Film, übernahm die Rolle des Produzenten und schrieb den Titelsong mit – „Kilometerstein 375“ war offenbar eine Herzensangelegenheit für eine der prägendsten Figuren des Film Noir. Das zeigt sich auch an seinem Spiel, über das sich rein gar nichts Schlechtes sagen lässt – im Gegenteil, Mitchum agiert hoch motiviert und sehr präsent. In der Rolle seines kleinen Bruders ist sein Sohn James zu sehen, der seinem Vater enorm ähnlich sieht. Wenn man den Film einem Genre zuordnen wollte, wäre es wohl ein Roadmovie – mit kriminalistischen Elementen. Der von Mitchum komponierte Titelsong und weitere dargebotene Lieder schaffen eine melancholische Atmosphäre und der Film nimmt sich manche Auszeit. Trotzdem ist als Endprodukt ein anspruchsvoller, ansehnlicher Film entstanden, der teilweise ungewohnte Facetten Robert Mitchums zu Tage fördert.
Die Blu-Ray von Koch/Explosive Media bietet ein solides Bild mit kleineren Schwächen. Als Extra gibt eine von Robert Mitchum höchstselbst eingesungene Version des Titelliedes, die von passenden Szenenbildern des Films begleitet wird, sowie einen Trailer.
Robert Mitchum bringt sich nicht nur als Hauptdarsteller, sondern auch als Storylieferant, Produzent und Songwriter in „Kilometerstein 375“ ein. Das Endprodukt ist ein anspruchsvolles Roadmovie, das allemal einen Blick wert ist. 4 von 5 Punkten.
Darsteller: Lee Marvin, John Cassavetes, Angie Dickinson, Ronald Reagan, Clu Gulager u.a.
Nachdem zwei Killer auftragsgemäß einen Mann namens Johnny North erschossen haben, fragt sich einer der Killer auf dem Rückweg, warum North sich wehrlos seinem Schicksal ergab. Nach eigenen Recherchen erfahren sie, dass North im Zuge eines Raubüberfalles eine Million Dollar erbeutet und mit dem Geld geflohen sein soll. Die beiden Killer beschließen, sich auf die Suche nach der Beute zu machen...
„Der Tod eines Killers“ basiert wie der Noir-Klassiker „Die Killer“/"Rächer der Unterwelt" mit Burt Lancaster und Ava Gardner auf einer ebenfalls „Die Killer“ lautenden Kurzgeschichte Ernest Hemingways. Don Siegel („Dirty Harry“) übernahm die Regie, nachdem er schon für die erste Verfilmung vorgesehen war, dann aber kurzfristig durch den deutschen Exilregisseur Robert Siodmak ersetzt wurde. Das Remake übernimmt grob die inhaltliche Struktur des Siodmaks-Films, setzt aber auch durchaus neue Reize. So bewegt sich der am Anfang Ermordete nicht im Boxer-, sondern im Rennfahrer-Milieu. Den Lancaster-Part übernimmt im vorliegenden Film John Cassavetes, der sich selbst als Regisseur einen Namen machte und in Doppelfunktion als Regisseur/Hauptdarsteller etwa die besonders sehenswerte Columbo-Folge „Etüde in Schwarz“ hervorbrachte. Die Rolle der Femme Fatale bekleidet Angie Dickinson, die mal wieder durch ihre einmalige Ausstrahlung punktet und hier an der Seite von Lee Marvin zu sehen ist, mit dem sie nur wenige Jahre später den Neo Noir-Klassiker „Point Blank“ drehen sollte. Abgerundet wird der illustre Cast durch den späteren Präsidenten Ronald Reagan, der hier in seiner letzten Filmrolle agiert. Das Gesamtprodukt fällt inhaltlich absolut überzeugend aus. Wie die 1946er-Verfilmung erzählt „Der Tod eines Killers“ im Anschluss an die anfängliche Tötung von Johnny North, wie dieser Angie Dickinson kennen lernte und so, durch ihre Vermittlung an dem von Seiten der Reagan-Figur ausgearbeiteten Coup mitwirkte. Die Spannung bezieht sich in der Folge daraus, ob North die Beute tatsächlich hatte und wer sie am Ende des Films sein Eigen nennen wird. Die beiden Killer um die Lee Marvin-Figur? Die „Femme Fatale“ Angie Dickinson? Oder doch der abgebrühte Gangster Browning, gespielt von Ronald Reagan?
Der Film wurde wie z.B. Steven Spielbergs „Duell“ zunächst in 4:3 fürs Fernsehen produziert, wurde dort jedoch wegen seiner zu damaliger Zeit zu gewalttätig eingestuften Handlung nicht gesendet und erlebte seine Premiere doch noch im Kino. Der Film ist jüngst bei Koch erschienen und das Label hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet: Der in 4K restaurierte Film erscheint in einem Mediabook, das den Film als UHD und einfache Blu-Ray enthält. Dabei ist der Film jeweils in der fürs Fernsehen vorgesehenen 4:3- und der im Kino gezeigten 1,85:1-Fassung abspielbar. Die Bildqualität ist schon bei der einfachen Blu-Ray hervorragend. Als besonderes Extra gibt es das Original mit Burt Lancaster, das bei Koch schon innerhalb der inzwischen leider eingestellten Film Noir-Edition erschienen war, ebenfalls als Blu-Ray. Als weitere Extras gibt es ein lesenswertes Booklet sowie ein hoch interessantes Interview mit Regisseur Don Siegel aus dem Jahre 1984, in dem er u.a. erzählt, dass er die Art Filme, für die er bekannt wurde, gar nicht so mag und lieber romantische Komödien inszeniert hätte. Abgerundet wird das Set durch eine höchst umfangreiche Bildergalerie und einen Trailer. Besser geht’s kaum. Uneingeschränkt zu empfehlen.
Don Siegels Verfilmung der Hemingway-Kurzgeschichte „Die Killer“ kommt zwar nicht ganz an die 1946er-Version Robert Siodmaks mit Burt Lancaster und Ava Gardner heran, bietet indes eine wunderbare Sixties-Atmosphäre und einen illustren Cast. 4,5 von 5 Punkten.
Darsteller: Warren Beatty, Alexandra Stewart, Franchot Tone, Hurd Hatfield u.a.
Der Komödiant Mickey One tritt in einem Detroiter Nachtclub auf, der gleichzeitig als Unterschlupf für ein Verbrechersyndikat dient. Als er glaubt, den Unmut des Syndikats auf sich gezogen zu haben, flieht er über Nacht nach Chicago und beginnt dort ein neues Leben. Doch auch dort meinen es längst nicht alle gut mit ihm und zudem umtreibt ihn die Angst, die alten „Weggefährten“ aus Detroit könnten ihn aufspüren…
Das Duo Arthur Penn als Regisseur und Warren Beatty als Hauptdarsteller kennt man heute eher aus der wesentlich bekannteren Zusammenarbeit „Bonnie und Clyde“ (1967). Zwei Jahre zuvor entstand mit „Mickey One“ ein zwar qualitativ nicht ganz gleichwertiger, aber doch ebenfalls sehr interessanter Film. Penn kam frisch vom Set zum Burt Lancaster-Film „Der Zug“, bei dem er durch John Frankenheimer ersetzt worden war. Quasi als Trotzreaktion folgte dieses Werk, das offensichtlich von den Filmen der französischen Nouvelle Vague beeinflusst worden ist. Auch deshalb drehte Penn für das Jahr 1965 in Hollywood schon eher ungewöhnlich noch in schwarzweiß. Bereits die Eröffnungssequenz, die in kurzen Einstellungen in famosen Bildern den kommenden Film in Kurzform erzählt, wird dieser Ansatz offenbar. Penn ist höchst motiviert, bisweilen übermotiviert, entsprechend experimentell ist das Endergebnis, das zur Entstehungszeit nur wenige Kritiker begeisterte und erst ab Ende der 1990er wiederentdeckt wurde. Warren Beatty bietet eine höchst bemerkenswerte darstellerische Leistung in der Hauptrolle. Aus hiesigem Blickwinkel besonders interessant ist auch die Mitwirkung der kanadischen Schauspielerin Alexandra Stewart, die auch in einigen deutschen (Co-)Produktionen zu sehen war („Die endlose Nacht“, „Das große Liebesspiel“, „Sie nannten ihn Gringo“, „Ohrfeigen“). Sie spielt die Geliebte Mickey Ones und überzeugt mit natürlicher Ausstrahlung. „Mickey One“ ist insgesamt schon weitaus mehr New Hollywood als ein typischer Mittsechziger-Noir-Krimi. Jedenfalls all diejenigen, die mit Filmen von Jean-Luc Godard wie „Außer Atem“ etwas anfangen können, sollten mal einen Blick riskieren.
„Mickey One“ ist hierzulande nicht auf DVD und/oder Blu-Ray erschienen. Interessierte können auf die UK-Blu-Ray zurückgreifen, die neben fanstastischer Bildqualität einige neu produzierte Extras enthält, u.a. ein sehr interessantes Interview mit Alexandra Stewart.
Vorbote der New Hollywood-Ära von „Bonnie und Clyde“-Regisseur Arthur Penn. 4 von 5 Punkten.
Blue Collar/Kampf am Fließband (Blue Collar, USA 1978)
Regie: Paul Schrader
Darsteller: Richard Pryor, Harvey Keitel, Yaphet Kotto u.a.
Jerry, Zeke und Smokey haben die Schnauze voll: Als Arbeiter in einer Detroiter Autofabrik können sie sich gerade so über Wasser halten. Sie fühlen sich von der Gewerkschaft im Stich gelassen und beschließen in ihrer Not, in den Tresorraum der Gewerkschaftsgeschäftsführung einzubrechen…
Paul Schrader, zuvor bereits als Drehbuchautor insbesondere von „Taxi Driver“ in Erscheinung getreten, legte am späten Abend des „New Hollywood“ mit „Blue Collar" sein Regiedebüt vor. Die Eröffnungssequenz, in der der Zuschauer sogleich Bilder aus einer Detroiter Autofabrik zu sehen bekommt, lassen Erinnerungen an den wenige später veröffentlichten Eddie Murphy-Klassiker „Beverly Hills Cop“ aufkommen. Der Film beginnt zunächst als Sozialdrama und kippt in der zweiten Hälfte ins „noireske“ ab. Die drei Figuren sind ausgesprochen vielschichtig angelegt: Zeke (Richard Pryor) und Jerry (Harvey Keitel) sind die eigentlichen „Helden“ des Films, bleiben aber für den Betrachter durchaus ambivalent, wenn sie sich etwa unter fadenscheiniger Begründung des Nachts aus dem Ehebett schleichen, um mit dem Kollegen Smokey (der kürzlich verstorbene ehemalige Bond-Bösewicht Yaphet Kotto) eine Privatparty mit Prostituierten und Drogen zu feiern. Smokey ist obendrein bereits als Verbrecher in Erscheinung getreten. Auf der anderen Seite haben sie eben mit den widrigen Umständen ihrer sozialen Schicht zu kämpfen, was ihre Handlungen teilweise nachvollziehbar erscheinen lassen. Der Film mischt durchaus gekonnt Genrekino mit neuen erzählerischen Ansätzen, die Schrader vor allem aus dem europäischen Kino entnommen hat, und wirkt so auch über 40 Jahre nach seinem Erscheinen noch modern. Pryor, Kotto und Keitel spielen allesamt hervorragend.
Der Film ist bei Koch auf Blu-Ray und DVD erschienen.
Gelungene Mischung aus Noir-Tradition und neuen Erzählformen mit überzeugenden Hauptdarstellern. 4,5 von 5 Punkten.
Darsteller: Susan Hayward, Simon Oakland, Theodore Bikel u.a.
Nachdem sie sich von ihrem Prostituiertendasein ins Familienleben zurückgezogen hat, holt Barbara Graham ihre Vergangenheit wieder ein: Sie steht im Verdacht, gemeinsam mit alten Weggefährten eine reiche Witwe getötet zu haben. Ihr Mann, der ihr eigentlich ein Alibi geben könnte, ist drogensüchtig und kann sich an nichts erinnern. Und es kommt noch schlimmer: Mithilfe eines verdeckten Ermittlers nimmt man Barbara ein falsches Geständnis ab. Sie wird zum Tode verurteilt. Ihre letzte Hoffnung sind ein Gerichtspsychologe, ein Journalist und ihr Verteidiger, die alle Hebel in Bewegung setzen, um Barbara vor dem Tod zu retten…
Nach einer geschickt montierten Einführung, die dem Publikum Barbaras Weg von der Prostituierten zur Mutter aufzeigen, geht der Film schnell zum eigentlichen Fall über. Mehr als die Hälfte widmet sich mit der Zeit nach der Verurteilung, in der der Zuschauer Barbara durch die verschiedenen Stationen des Justizvollzugs folgt, stets mit der unterschwelligen Hoffnung, sie möge der Todesstrafe doch noch entkommen. Ob sie schuldig ist oder nicht, wird bis zum Schluss nicht aufgelöst. Dabei gelingt ein geschickter Spagat zwischen empörenden Szenen, etwa, wenn Barbara ein falsches Geständnis abgerungen wird, und bewegenden Momenten, z.B., wenn sie sich in der Todeszelle mit einer einfühlsamen Krankenschwester anfreundet. Robert Wise, der in verschiedensten Genres zu Hause war und so wegweisende Filme wie „Wenig Chancen für morgen“ oder „Westside Story“ inszenierte, enthält sich erfreulicherweise klarer Wertungen, zeigt sich dem Betrachter aber dabei durchaus unerbittlich, indem er im dokumentarischen Stil die Beamten bei der Vorbereitung des Vollzugs der Todesstrafe ausführlich begleitet, während man noch mit Barbara zittert. Susan Hayward spielt famos und wurde zu Recht mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. „Laßt mich leben“ erweist sich als beachtlicher Beitrag zur Diskussion um die Todesstrafe, dem man kleinere Längen gerne verzeiht.
„Laßt mich leben“ ist als #7 der Édition Film Noir von UCM.One auf Blu-Ray und DVD erschienen. Das Bild der Blu-Ray ist trotz kleinerer Schwächen zwischendurch insgesamt gut.
Packendes Drama um eine möglicherweise zu Unrecht zu Tode verurteilte Frau. 4,5 von 5 Punkten.
Wie ein Panther in der Nacht (Badge 373, USA 1973)
Regie: Howard W. Koch
Darsteller: Robert Duvall, Verna Bloom, Henry Darrow, Eddie Egan u.a.
Nachdem der Cop Eddie Ryan bei einem Einsatz versehentlich einen Mann tötet, wird er vom Dienst suspendiert. Kurz darauf wird sein ehemaliger Partner getötet. Eddie begibt sich auf die Spur der Mörder und gerät in ein Kreuzfeuer aus Drogenbossen und militanten puerto-ricanischen Freiheitskämpfern…
„Wie ein Panther in der Nacht“ ist wie der kurz zuvor veröffentlichte „Brennpunkt Brooklyn – French Connection“ von den Erlebnissen des ehemaligen Polizisten Eddie Egan, der im vorliegenden Film auch den Vorgesetzten der Hauptfigur Ryan, verkörpert von Robert Duvall, spielt, inspiriert. Wenngleich der Film inszenatorisch und in Sachen atmosphärischer Dichte nicht ganz an „French Connection“ heranreicht, kann das Werk Anhängern dieser Filme wärmstens ans Herz gelegt werden. Robert Duvall spielt den unruhigen und getriebenen Cop exzellent, die New York-Atmosphäre der frühen 1970er wird gut eingefangen, auch die Musik untermalt das Geschehen stets sehr passend. Dazu kommen einige wirklich gelungene Actionszenen, allen voran jene, wo Ryan, von militanten Freiheitskämpfern gejagt, sich kurzerhand einen Bus schnappt und damit vor seinen Verfolgern durch die Straßen New Yorks flüchtet. Kleinere Längen sind im letzten Drittel vorhanden, der Showdown ist aber wieder sehr stimmig.
Der Film ist kürzlich bei Expolisve Media/Koch Media erschienen. Das Bild der Blu-Ray ist tadellos. Dazu gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie.
Starker Polizeifilm im Stil von „French Connection“ mit einem überzeugenden Robert Duvall. 4,5 von 5 Punkten.
Die Spur führt nach Soho (The File of the Golden Goose, GB 1969)
Regie: Sam Wanamaker
Darsteller: Yul Brynner, Charles Gray, Edward Woodward, Walter Gotell u.a.
Der amerikanische Agent Novak lässt sich mit einem britischen Kollegen undercover in ein Verbrechersyndikat einschleusen. Dieses steht im Verdacht, hinter Falschgeldverbreitung im großen Stil und einer damit im Zusammenhang stehenden Mordserie zu stecken…
"Die Spur führt nach Soho" ist ein Remake des klassischen Film Noir "T-Men" (1947). Der Endsechziger-Krimi mit Yul Brynner fängt die Swinging Sixties dank einiger Außenaufnahmen in London gut ein, auch „wilde“ Hippie-Partys dürfen nicht fehlen. Brynner hinterlässt als zugkräftige Hauptfigur einen sehr ordentlichen Eindruck und bewirbt sich für weitere Genre-Filme, die er in der Folgezeit (auch) in Europa noch drehen sollte. Doch die Hochphase seiner Karriere ist merklich vorbei, „Die Spur führt nach Soho“ ist sicherlich kein Highlight in seiner Filmografie, weswegen die Betitelung als „Meisterwerk“ auf dem Klappentext der Blu-Ray arg übertrieben erscheint. Man bekommt insgesamt einen soliden Thriller präsentiert, dessen Story aber einen Kinofilm von beinahe zwei Stunden kaum zu tragen imstande ist. Längen sind in der Folge durchaus vorhanden. Ein paar nette kleine Regieeinfälle und die gute Musik werten den Film auf. In Nebenrollen sind der spätere Blofeld Charles Gray („Diamantenfieber“) und der aus „Das Geheimnis der gelben Narzissen“ sowie diversen Bond-Filmen bekannte Walter Gotell zu sehen.
Der Film ist kürzlich bei Explosive Media auf Blu-Ray und DVD erschienen. Das Bild ist exzellent, als Bonus gibt es eine Artworkgalerie sowie den US-Kinotrailer.
Solider Thriller mit einem überzeugenden Yul Brynner, der unter einer etwas schlappen Story leidet. 3,5 von 5 Punkten.
Darsteller: Richard Dreyfuss, Susan Anspach, John Lithgow, Bonnie Bedelia u.a.
Moses Wine verdingt sich mehr schlecht als recht als Privatdetektiv, privat lebt er getrennt von Frau und Kindern. Als eines Tages eine alte Freundin aus Studienzeiten bei ihm aufschlägt und ihm um Hilfe im Zusammenhang mit einer Verleumdungskampagne eines Politikers um Hilfe bittet, nimmt sein trister Lebensalltag wieder Fahrt auf...
"Der große Trick" reiht sich ein in Filme um "Der Tod kennt keine Wiederkehr", die einerseits an alte Noir-Traditionen in Gestalt des Detektivfilms anknüpfen, andererseits dem Ganzen durch die Perspektive der Lebenswirklichkeit der 1970er-Jahre einen neuen Dreh geben. Richard Dreyfuss spielt den Privatdetktiv, der seine Ideale der Studentenbewegung im neuen Jahrzehnt pragmatisch zurückgestellt hat, damit längst nicht nur gut gefahren ist und nun mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Der Fall ist ganz Chandler-like ein wenig undurchschaubar, es geht um (politische) Intrigen und wie bei vielen anderen klassischen Vertretern kann man sich gewiss sein, dass man die einzelnen Zusammenhänge längst vergessen hat, wenn man den Film ein weiteres Mal schaut. Der Film ist vor allem durch Dreyfuss' unorthodoxe Interpretation des Privatschnüfflers und die angenehme 1970er-Jahre-Atmosphäre, die nicht zuletzt auch durch die gelungene Musik von "Rocky"-Komponist Bill Conti profitiert, sehenswert, wenngleich er zwischendrin bisweilen den nötigen "Zug" vermissen lässt. Neben Dreyfuss ist John Lithgow ("Cliffhanger") in einer undurchsichtigen Rolle zu sehen.
Die DVD von Pidax bietet ein solides Bild.
Sympathische Noir-Reminiszenz mit einem überzeugenden Richard Dreyfuss als Privatdetektiv. 4 von 5 Punkten.
Der schnellste Weg zum Jenseits (A Lovely Way to Die, USA 1968)
Regie: David Lowell Rich
Darsteller: Kirk Douglas, Sylva Koscina, Eli Wallach u.a.
Jim Schuyler, ein ehemaliger Polizist, wird durch einen befreundeten Rechtsanwalt auf den Fall einer reichen und attraktiven Witwe angesetzt, die im Verdacht steht, ihren Ehemann ermordet zu haben...
"Der schnellste Weg zum Jenseits" wogt mit auf der kleinen Welle, die ab Mitte der 1960er-Jahre die Tradition der Privatdetektivfilme aus der Ära des klassischen Film Noir in die Swinging Sixties verlegte und zu deren prominenteren Vertretern "Der Schnüffler" mit Frank Sinatra oder "Ein Fall für Harper" mit Paul Newman zählen. Im vorliegenden Film gibt Kirk Douglas einen Lebemann, der den Polizeidienst quittiert hat und sich nun als "Schnüffler" verdingt. Bereits der Vorspann, der Szenen des späteren Films zeigt und dabei ein für die Zeit typischen Titelsong präsentiert, sprüht nur so vor Sixties-Flair. Auch im Anschluss gibt es edle Schauplätze vor sonniger Kulisse und ein Zusammenspiel zwischen Douglas und Co-Star Sylva Koscina, das an die gelungenen Krimikomödien des Jahrzehnts wie "Charade" oder "Arabeske" erinnert, wenngleich die vorangehenden Szenen, in denen Schuyler eingeführt wird, ob des hohen Verschleißes attraktiver Frauen gut und gerne aus einem Bond-Ableger stammen könnten. Eli Wallach kann als Anwalt trotz eher kleineren Parts echte Akzente setzen. Spätestens ab dem Mittelteil finden sich allerdings auch manche Längen und die Auflösung des Kriminalfalls fällt nicht unbedingt spektakulär aus. Wer eine Vorliebe für leichtfüßige Krimi-Untrehaltung im Stile der besagten Filme hat, wird dennoch im Ergebnis gut unterhalten. Am Anfang des Films ist übrigens Ali MacGraw ("Getaway") in ihrem ersten Filmauftritt zu sehen.
Der Film ist kürzlich via Explosive Media/Koch Media auf Blu-Ray erschienen. Das Bild ist sehr gut, als Extras gibt es eine Bildergalerie sowie den US-Kinotrailer.
Lässiger Sommer-Krimi mit Kirk Douglas. 4 von 5 Punkten.
Darsteller: George Peppard, Gayle Hunnicutt, Raymond Burr u.a.
Der heruntergekommene Privatdetektiv Peter Joseph Detweiler, genannt P.J., bekommt von dem wohlhabenden Unternehmer Orbison den Auftrag, dessen Geliebte Maureen zu beschützen. Ehe er sich versieht, gerät P.J. in ein Komplott und steht schon bald unter Mordverdacht...
"Der Gnadenlose" reiht sich neben Produktionen wie "Der Schnüffler" mit Frank Sinatra oder "Ein Fall für Harper" mit Paul Newman ein, welche die Figuren der hard boiled detectives aus der Periode des klassischen Film Noir in die Swinging Sixties transportierten, in der leicht bekleidete Damen in Clubs in überdimensionierten Champagnergläsern tanzen. George Peppard ("Frühstück bei Tiffany", "Das A-Team") schlüpft in die Rolle des abgewrackten Privatschnüfflers P.J., der sein Büro aus Geldmangel in der Bar eines Kumpels eingerichtet hat und aus demselben Grund Frauen scheidungswilliger Ehemänner verführt, um diesen "Beweismaterial" für deren Untreue im Hinblick auf den anstehenden Scheidungsprozess zu besorgen. Peppard hat zweifelsohne das nötige Charisma, um einen derartigen Film zu tragen. Die Chemie mit der attraktiven Gayle Hunnicutt stimmt, so gelingen Regisseur John Guillermin ("Flammendes Inferno", "Tod auf dem Nil") prägnante Bilder der beiden, wie sie unter einem Trenchcoat Schutz vor einem Regenschauer suchen und dabei Eis essen oder - in gewisser Weise die ikonischen Szenen aus "Gefahr: Diabolik!" vorwegnehmend - sich in einem Meer aus Geldscheinen rekeln. Als P.J.s Antagonist weiß Raymond Burr ("Der Chef", "Perry Mason") in der Rolle eines selbstsüchtigen Unternehmers zu überzeugen.
Die Handlung spielt größtenteils in New York City, im zweiten Drittel entführt der Film den Zuschauer jedoch für eine nicht unwichtige Episode auf eine Karibikinsel. In dieser Phase vermittelt das Werk die Atmosphäre früher Bond-Filme. Inhaltlich bietet der Film genretypische Wendungen und Spannungsmomente und weist dabei die eine oder andere Härte auf, die ihm eine Altersfreigabe ab 18 Jahren einbrachte, die er bis heute aufweist. Für Freunde des Genres ist "Der Gnadenlose" eine schöne Neuentdeckung.
Der Film ist kürzlich bei Explosive Media auf Blu-Ray und DVD erschienen. Das Bild der Blu-Ray ist gut, als Bonus gibt es den Kinotrailer sowie eine Artworkgalerie.
"Der Gnadenlose" mixt in durchaus reizvoller Art und Weise den Detektivfilm der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre mit zaghaften Anleihen an die frühen James Bond-Filme. 4 von 5 Punkten.