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Dieses Thema hat 70 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

25.06.2019 19:35
#16 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Ich glaube dieser Absatz aus dem von dir zitierten Wikipedia-Artikel hilft hier weiter:

Zitat
Im Vergleich zum klassischen Film noir geht die Verwendung des Begriffs Neo-Noir meist mit einer wesentlich breiter gefassten Definition einher, in der Merkmale wie Farbe, Bildformat oder Produktionsland keine Rolle mehr spielen. Häufig erinnern auch die inhaltlichen Elemente nur noch entfernt an Werke des klassischen Zyklus. Unter anderem deswegen sehen Gegner des Begriffs Neo-Noir im Film noir ein zeitlich abgeschlossenes Phänomen. Letzterer sei durch seinen historischen Kontext definiert und habe in jüngerer Zeit keine Grundlage mehr. Befürworter äußerten in den 1990er Jahren, es würden nach wie vor Filme mit typischen Merkmalen des Film noir produziert; diese dürften auch als Neo-Noir bezeichnet werden.



Wenn ich deine Ausführungen richtig verstehe, gehörst du zu dem zweiten Lager, das dem Begriff Neo Noir an sich kritisch gegenübersteht. Demnach können Filme nach der klassischen Noir-Ära für dich nur zur Noir-Gattung gezählt werden, wenn sie die typischen Merkmale der klassischen Ära erfüllen. Der Einstiegsbeitrag in diesem Thread hat sich jedoch dem ersten Lager angeschlossen, das den Begriff Neo Noir anerkennt und in der Folge selbst Filme darunter subsumiert, die in den Worten des Wikipedia-Beitrags "nur noch entfernt an Werke des klassischen Zyklus" erinnern. Die Tony Rome-Filme würde ich persönlich tendenziell in der Mitte verorten, sprich weder ganz klassisch noch als Film vom äußeren Rand, der nur noch entfernt an die Filme der klassischen Ära erinnert. Eine Parodie oder Persiflage auf die klassische Noir-Ära erkenne ich in den Tony Rome-Filmen jedenfalls nicht. Genrell wirst du dich aufgrund der Entscheidung für das erste Lager, die mit der Threaderöffnung getroffen wurde, wohl oder übel damit begnügen müssen, dass hier auch Filme besprochen werden, die für dich mit Noir "nichts zu tun" haben. Ich hoffe aber dennoch, dass die Besprechungen bei dir weiter auf Interesse stoßen werden, da schließlich die Filme an sich und weniger die Zuordnung zu Genres oder Stilrichtungen im Vordergrund stehen sollten.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

25.06.2019 21:28
#17 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #16
Ich glaube dieser Absatz aus dem von dir zitierten Wikipedia-Artikel hilft hier weiter:
[quote]
Danke, mir sind die Lager bekannt, doch schon diese Tatsache zeigt, daß es sinnlos ist Begeriffe wie Neo Noir einzuführen die je nach Lager dazu führen diesem reinen und nachträglichen Marketingbegriff irgendeine Berechtigung zu geben. Um auf meine vorherigen Ausführungen zurückzukommen ist Neo Noir kein neues Filmgenre und auch kein Filmattribut eines Genres, sondern lediglich ein Verkaufstitel der suggieren soll, das solche Filme etwes besonderes sind weil sie den Anschein erwecken sollen mit Bogart & Co etwas zu tun zu haben. Insofern bin ich nicht in einem gar dritten Lager sondern bewerte sofern es kein neues Genre ist nach bestehenden Genre-Definitionen wie Krimi, Attribut Noir oder Komödie/Persiflage. Daß solche neue Definitionen gar schon 2 Lager benötigen finde ich, Sorry, schlichtweg unglaublich und zeigt mir daß hier "Haare beigezoen werden". Demzufolge wäre "Eine Nacht in Casablanca" ein weitaus eindeutigerer Neo-Noir was dieser Film überhaupt nicht ist. Da hinken dann plötzlich Vergleiche die ohnehin nur auf sehr sehr schwachen Füßen stehen. Danke Daß Du Dich bemüht hast zur Aufklärung beizutragen, es ist wichtig sich über Begriffe Gedanken zu machen und diese insbesondere kritisch zu hinterfragen und dabei Analysen auf die Probe zu stellen um Andere welche diese Begriffe verwenden verstehen zu können.

Gruss
Havi17
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"Den Reifegrad einer Gesellschaft erkennt man daran, wie man mit dessen schwächsten Glied umgeht- den Alten und den Kindern" Hopi-Indianer
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

23.07.2019 23:08
#18 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Malta sehen und sterben (Pulp, UK 1972)

Regie: Mike Hodges

Darsteller: Michael Caine, Mickey Rooney, Lizabeth Scott u.a.



Mickey King, Autor von Groschenromanen, wird beauftragt, nach Malta zu fliegen, um dort als Ghostwriter für die Biografie einer bekannten Persönlichkeit zu arbeiten. In Malta angekommen, wird alsbald Kings Kontaktmann ermordet und der Auftraggeber entpuppt sich als ein ehemaliger Hollywoodstar namens Preston Gilbert, der bevorzugt in Gangsterrollen aufgetreten ist. Als auch sein Auftraggeber getötet wird, forscht King nach den Hintergründen. Gilbert war offenbar in eine höchste Kreise betreffende Affäre verwickelt...

Diese kleine Perle wurde Anfang der 1970er Jahre auf der Insel Malta gedreht und dem deutschen Publikum bis zu einer TV-Ausstrahlung 1992 vorenthalten. Michael Caine (Harry Palmer-Filme) spielt den Hard-Boiled-Autoren King, dessen Werke vielversprechende Titel wie "My Gun Is Long" tragen. Er entstammt somit der Sparte von Literatur, die häufig als Grundlage für den klassischen Film Noir dienten. Entsprechend sprüht der Film vor Anspielungen auf die Schwarze Serie. Das größte Bonbon für Fans ist sicher die Mitwirkung Lizabeth Scotts. Satte 15 Jahre war die Noir-Ikone in keinem Film mehr aufgetreten, der vorliegende war im Alter von 49 ihr letzter. Gelebt hat sie allerdings erfreulicherweise noch bis 2015. Scott spielt die Frau eines mächtigen Politikers. Mit langem, ergrauten Haar, in ihrer Mimik jedoch unverkennbar, gibt sie dem Film eine besondere Note. Aber auch Hollywood-Legende Mickey Rooney hat einen denkwürdigen Auftritt als Auftraggeber Kings.

Der Film ist äußerst schwarzhumorig angelegt und nimmt ein Stück weit spätere Krimi-Farcen wie den im Deutschen ähnlich lautenden "Brügge sehen und sterben" oder Werke Quentin Tarantinos vorweg. Regisseur Hodges arbeitet mit ungemein viel Liebe zum Detail. Die Story ist zwar natürlich gewollt skurill, aber dabei auch so geheimnisvoll, dass man als Betrachter durchaus neugierig auf die Hintergründe hinter den Morden wird. Atmosphärische Bilder von der Insel Malta machen "Pulp" zum idealen Sommer-Kino.

In Deutschland ist der Film bei MGM erschienen. Das Bildformat ist 1,66:1, die Bildqualität ist solide. Habe eben zufällig entdeckt, dass der Film inzwischen auch bei Arrow auf Blu-Ray erschienen ist.


Schwarzhumorige Krimifarce mit reichlich Noir-Anleihen vor der malerischen Kulisse Maltas. 4,5 von 5 Punkten.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

24.07.2019 23:07
#19 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Dieser Thread hat mich nachdenklich gemacht.

Zunächst einmal habe ich ihn erst jetzt entdeckt und bin recht angetan, da er viele außerordentlich liebgewonnene Filme sammelt. Dazu gehören DIE 27. ETAGE, POINT BLANK, DER SCHNÜFFLER, DIE LADY IN ZEMENT oder MALTA SEHEN UND STERBEN. Erfreulich, falls sich das Muster "Könnte Ihnen auch gefallen" bei den weiteren Filmen, die ich nicht kenne, hier für mich bewahrheitet.

Relativ witzlos fände ich es, wenn man sich hier konkret daran stößt, die verschiedenen Filme unter der Klammer "Post- und Neo-Noir" zu diskutieren, denn dann könnte das spannende Für und Wider ja nun gar nicht besprochen werden. Die Beiträge werden ja eindeutig eingeleitet mit dem Hinweis "ausgewählte Schattierungen dieser durchmischten Palette sichtbar (zu) machen." Das kann man ja dahingehend interpretieren, dass auch unterschiedlich klare, tiefe oder eindeutige Bezüge zum Film Noir bestehen. Legitim finde ich es auf der anderen Seite aber auch, dann jeweils diese Eindeutigkeit zu hinterfragen.

Das Begriffe zu Marketingzwecken inflationär benutzt werden, möchte ich nicht bestreiten. Der Begrifflichkeit deshalb generalistisch den Garaus zu machen, ist allerdings schwierig. Denn erstens geht es ja hier hoffentlich nicht darum, die aufgezählten Filme künftig allein auf eine mögliche Kategorisierung in Post- oder Neo-Noirs zu reduzieren. Zweitens entstammt der Begriff "Film Noir" aus der Filmkritik und wird nun mal weitläufig außerhalb irgendwelcher Marketingaktivitäten verwendet, weshalb es ja in der Folge nicht verboten sein kann, zu analysieren, welche Filme Einflussfaktoren des Film Noir tragen, sei es auch unter dem Label "Neo Noir". Auch macht mir die Einordnung von DER SCHNÜFFLER als Parodie große Bauchschmerzen. Ich bin immer wieder verwundert, wie schnell die Parodiekarte gezogen wird, sobald in einem Kriminalfilm Humor oder gewisse Referenzen ausgemacht werden. Eine waschechte Film-Noir-Parodie dürfte beispielsweise TOTE TRAGEN KEINE KAROS von 1982 sein.

Abseits so mancher Argumentationskette bin ich aber was die Tony-Rome-Filme DER SCHNÜFFLER und DIE LADY AN ZEMENT anbelangt auch skeptisch. Zweifellos hat Sinatras Rome seine Anleihen bei Bogarts Marlowe. Und der Plot erinnert in der Tat an MURDER, MY SWEET. Aber bewegen wir uns da nicht eher in einem neuen Gewand der Hardboiled Detective Crime Story? Oder macht es das schon zum Neo Noir? Jedenfall zielte die Filmkritik im Kontext des Begriffes Film Noir ja ursprünglich eher darauf, was Gubanov eingangs treffend beschrieben hat. Diese düstere Schwere usw. finde ich nun bei den Tony-Rome-Filmen aber überhaupt nicht vor. Vielmehr sind es unbeschwerte Unterhaltungskrimis mit Sex, Crime und massig cooler Sixties-Tonality aus dem sonnigen Miami. Bezeichnend finde ich dabei auch die Filmkritik hier (https://der-film-noir.de/v1/node/1071), die Eingangs eröffnet mit "Ein routinierter Thriller, der eindeutig in der Tradition des Film Noirs steht", dann allerdings fast ausschließlich Unterschiede statt Gemeinsamkeiten in der Anmutung zu thematisieren weiß - mal abgesehen von der Historie des Produktionsstabes, die eigentlich für die Einordnung keine Rolle spielen darf.
Dementsprechend gewinnen beide Tony Romes auch auf dieser Film-Noir-Website in den Bewertungen keinen Blumentopf. Im Prinzip ist's aber wie bei den Wallace-Filmen: Nicht viel Tiefgang, aber unglaublich viel Charme, Plakativität und Atmosphäre. Deswegen sind bei mir beide Filme für ihr Metier 5/5-Kandidaten.

Bei dem pessimistischen POINT BLANK geht mir das schon ganz anders. Aber nun waren ja genau die beiden Tony-Rome-Krimis als Beispiele scharf diskutiert worden. Soweit eine weitere Meinung dazu, ohne das Thema weiter überbordend verwissenschaftlichen zu wollen. Freue mich jedenfalls auf weitere Filmtipps.

Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.930

24.07.2019 23:54
#20 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Schön, dass du dich in diesem Thread zu Wort meldest und dich als Fan von "Der Schnüffler", "Point Blank" & Co bekennst! Ich sehe es auch als großen Vorteil dieser Sammelthreads an, dass man als Interessierter beim Stöbern auf Filme stößt, auf die man nicht gestoßen wäre, wenn sie sich in einem Einzelthread "versteckt" hätten. Auch deshalb packe ich Filmbesprechungen in diesen Thread, solange sie nach meinem (eher weiten) Noir-Verständnis noch passen. "Shaft" wird ja z.T. auch als Neo Noir bezeichnet, aber da wird es dann spätestens beim dritten Teil schwierig, der doch eher auf der Bond-Welle reitet. Diese Filme würde ich daher z.B. in einem separaten Thread besprechen, wenn ich mal dazu komme.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

25.07.2019 22:50
#21 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Ein Köder für die Bestie/Kap der Angst (Cape Fear, USA 1962)

Regie: J. Lee Thompson

Darsteller: Gregory Peck, Robert Mitchum, Martin Balsam, Telly Savalas, Polly Bergen u.a.



Der erfolgreiche und glücklich verheiratete Rechtsanwalt Sam Bowden sorgte vor Jahren mit seiner Zeugenaussage dafür, dass der wegen Vergewaltigung angeklagte Max Cady ins Gefängnis kam. Nun ist Cady frei und sinnt auf Rache...

"Ein Köder für die Bestie" ist definitiv nichts für schwache Nerven. Robert Mitchum bricht als Max Cady in das Kleinstadtidyll rund um die Familie Bowden mit einer Unverfrorenheit ein, dass es den Zuschauer staunend zurücklässt. Von einem ersten noch vermeintlich harmlosen Anhalten von Bowdens Fahrzeug, in dem er dem Anwalt seine Perosna in Erinnerung ruft, geht Cady ganz schnell dazu über, die Familie bei ihren Freizeitaktivitäten zu verfolgen und sogar den Familienhund zu vergiften. Bowden ist "getriggert" und versucht zunächst über einen befreundetn Polizisten dem unliebsamen Verfolger und seinem Psychoterror ein Ende zu bereiten. Doch das geht ebenso schief wie die Anheuerung eines Privatdetektivs oder mehrerer Schläger. Im Gegenteil, der unerschütterliche Cady nimmt derlei "Angebote" nur allzu bereitwillig an und schlüpft in die Opferrolle, ohne dabei eigene Aktivitäten einzustellen. Er verfolgt die Familie weiter und lauert der Tochter nach der Schule auf. Unweigerlich läuft alles auf einen großen Showdown zwischen Bowden und Cady hinaus...

J. Lee Thompson gelingt es, mit kleinen Nuancen den Konflikt immer weiter voranzutreiben und treibt im Rahmen des epischen Showdowns die Spannung bis zum äußersten. Die Schwarzweiß-Fotografie ist absolut stimmungsvoll und trägt ebenso weiter zur Spannunng bei wie die hervorragende Musik Bernard Herrmanns. Robert Mitchum beeindruckt nicht nur auf schauspielerischer, sondern auch auf physischer Ebene. Wenn in der Verhörszene von ihm verlangt wird, sich bis zur Unterhose auszuziehen, wird dies für die Polizisten und Bowden im Raum sowie für das Publikum als körperliche Machtdemonstration genutzt. Diese Szene hat man zwangsläufig noch im Hinterkopf, wenn es zur finalen Auseinandersetzung kommt und man fragt sich, wie Bowden es mit der "Bestie" aufnehmen soll. Der Showdown ist für damalige Verhältnisse recht lang, dabei aber im Timing vortrefflich und ungemein intensiv. Gregory Peck gelingt es, einen Gegenpart zum Psychopathen Cady zu bilden, wenngleich sein Bild als aufrechter Anwalt und Familienvater angesichts der Wahl seiner Mittel zusehends zu bröckeln beginnt. "Ein Köder für die Bestie" ist ein echtes Meisterwerk des Spannungskinos. 1991 erschien ein durchaus hochklassiges Remake von Martin Scorsese mit Nick Nolte und Robert De Niro in den Hauptrollen, das es mit dem vorliegenden Original allerdings nicht aufnehmen kann.

Die kürzlich erschienene Blu-Ray von Universal zeigt den Film in sehr guter Qualität. Extras sind abgesehen von einem Wendecover Fehlanzeige.


Fesselndes Spannungskino mit den Hollywoodstars Gregory Peck und Robert Mitchum. 5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

27.08.2019 13:00
#22 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Der letzte Zug (Experiment In Terror, USA 1962)

Regie: Blake Edwards

Darsteller: Glenn Ford, Lee Remick, Ross Martin, Stefanie Powers u.a.



Die junge Bankangestellte Kelly Sherwood wird von einem Unbekannten erpresst. Sie soll ihm 100.000 Dollar beschaffen, andernfalls sei sowohl ihr Leben als auch das ihrer jüngeren Schwester in Gefahr. Entgegen der Anweisung des Erpressers, nicht die Behörden einzuschalten, wendet sich Kelly an den FBI-Agenten Ripley (Glenn Ford)...

Blake Edwards, eher durch Filme anderer Genres bekannt ("Frühstück bei Tiffany", "Der rosarote Panther"), gelang mit "Der letzte Zug" ein bisweilen atemlos spannender Thriller. Gleich die Anfangssequenz ist derart intensiv, dass es das Publikum an den Sitz fesselt: Kelly kommt von einer (schön stimmungsvoll fotografierten) Heimfahrt mit ihrem Cabrio zurück und stellt das Auto in der Garage ab. Während das Rollo des Garagentores runterfährt, hört sie ein Geräusch. Plötzlich hält ein behandschuhter Mann ihr von hinten mit der Hand den Mund zu und redet minutenlang mit angsteinflößender Stimme auf sie ein. Der Betrachter erkennt dabei nur die Silhouette des Mannes. Mit diesem fulminanten Auftakt beginnt dieser Thriller, der mit der Ermordung der Puppenrestaurateurin und anderen noch weitere derart spannungsgeladene Szenen zu bieten hat.

Lee Remick in der Rolle des Erpressungsopfers weckt sogleich den Beschützerinstinkt des Publikums, dennoch legt es ihr Schicksal bereitwillig in die Hände des besonnen agierenden Glenn Ford, den man die Aufklärung des Falls ohne weiteres zutraut. Es spricht für den Film, dass er die insoweit im Grunde "perfekte" Ausgangssituation (gut aussehende, junge und ledige Frau, lediger Ermittler) nicht für eine Romanze ausnutzt. Ross Martin agiert als Erpresser Red Lynch bisweilen geradezu beängstigend. Seine Asthma-Erkrankung wirken sich dafür freilich noch weiter begünstigend aus. Auch das Bemühen, dem Erpresser und Mörder nach Ermittlung seiner Identität auch sympathische Züge zu geben - er sorgt sich um einen behinderten Jungen mit alleinerziehender Mutter - erscheinen verdienstvoll. Überdies ist der Film erstklassig fotografiert und profitiert von der Musik Henry Mancinis (ebenfalls "Frühstück bei Tiffany"). Dennoch erweist sich die Laufzeit von zwei Stunden als etwas lang. Um die Spannung aufrechterhalten zu können, wären ein paar Kürzungen notwendig gewesen. Dennoch bleibt "Der letzte Zug" ein absolut sehenswerter Thriller, der sich vor heutigen Vertretern des Genres keinesfalls zu verstecken braucht.


Teilweise atemlos spannender Thriller von Komödien-Spezialist Blake Edwards mit einem routinierten Glenn Ford in der Hauptrolle. 4,5 von 5 Punkten.


Wer den Film gestern verpasst hat, erhält am kommenden Donnerstag (29.08.) um 14.00 Uhr (Arte) eine weitere Chance den Film zu sichten bzw. aufzunehmen. Dies erscheint umso mehr geboten, als die deutsche DVD von Sony vergriffen ist.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

05.12.2019 19:35
#23 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Brennpunkt Brooklyn/French Connection (The French Connection, USA 1971)

Regie: William Friedkin

Darsteller: Gene Hackman, Roy Scheider, Fernando Rey u.a.




Per Zufall gelangen die New Yorker Polizisten Doyle und Russo auf die Spuren eines französisch-amerikanischen Drogenschmuggler-Rings...

„Brennpunkt Brooklyn“, 1972 mit fünf Oscars in den zentralen Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Bestes adaptiertes Drehbuch und Bester Schnitt ausgezeichnet, gilt heute als Wegbereiter des modernen Cop-Thrillers. Virtuos lässt Regisseur William Friedkin den Polizisten Doyle (Gene Hackman) und den Boss des Schmugglerrings (Fernando Rey) isoliert voneinander in „ihrer“ Welt agieren, um sie dann im letzten Drittel höchst effektvoll aufeinandertreffen zu lassen. Friedkin hatte zuvor bereits einige Dokumentationen fürs Fernsehen verantwortet und legte in diesem Film ebenfalls einen dokumentarisch angehauchten Stil zugrunde, wie es schon einige klassische Vertreter der Schwarzen Serie vorgemacht hatten. Die Hauptfigur des Drogenermittlers Doyle knüpft ebenfalls an alte Noir-Traditionen an, handelt es sich doch um einen leicht rüpelhaften, desillusionierten Einzelgänger, der um des Erreichens seines Zieles willen zur Not buchstäblich mit dem Kopf durch die Wand geht. Exemplarisch ist die inzwischen legendäre Verfolgungsjagd zu Anfang des letzten Drittels, in deren Rahmen Doyle einen Killer, der sich in einer öffentlichen Hochbahn fortbewegt, mit dem Auto quer durch Brooklyn verfolgt und ihm zum Schluss hinterrücks erschießt. Neben der gelungenen Inszenierung hat der Film seinen exzellenten Ruf gewiss auch Hauptdarsteller Gene Hackman zu verdanken, der zuvor schon u.a. in einer Nebenrolle in „Bonnie und Clyde“ zu sehen war, im Anschluss an „Brennpunkt Brooklyn“ aber erst richtig durchstartete und über Jahrzehnte zur ersten Liga in Hollywood gehören sollte. Seine Darstellung strotzt nur so vor Energie und Authentizität, weshalb er die Sympathien des Publikums zu gewinnen weiß, obwohl seine Ausdrucks- und Verhaltensweisen mitunter fragwürdig sind. Fernando Rey erscheint trotz gelegentlicher Dialogszenen dagegen ein wenig wie ein Geist und kreiert auf diesem Wege eine schon beinahe ikonische Gangsterfigur.

Die 2-Disc Blu-Ray von Fox enthält eine Fülle an Featurettes, u.a. ein interessanter Vergleich der Filmhistoriker und Noir-Fachmänner James Ursini und Alain Silver von „Brennpunkt Brooklyn“ mit klassischen Noir-Vertretern wie „I Wake Up Screaming“ oder „Faustrecht der Großstadt“.


Exzellenter Cop-Thriller, der sich zu Recht einen festen Platz in der Filmgeschichte gesichert hat. 5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

10.12.2019 19:27
#24 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

French Connection II (French Connection II, USA 1975)

Regie: John Frankenheimer

Darsteller: Gene Hackman, Fernando Rey, Bernard Fresson, Cathleen Nesbitt u.a.




Doyle hat die Jagd auf Drogenboss Charnier noch nicht aufgegeben. Er fliegt nach Marseille, um ihn dort aufzuspüren. Das Unternehmen erweist sich jedoch als schwierig: Doyle spricht kein Französisch, mit dem örtlich zugeteilten Kollegen gibt es rasch Differenzen. Es dauert nicht lange und Doyle tappt in Charniers Falle...

Aus dem schwierigen Unterfangen, eine Fortsetzung des bei Publikum und Kritikern enorm erfolgreichen Erstlings auf die Leinwand zu bringen, schuf Regisseur John Frankenheimer anno 1975 etwas erstaunliches: „French Connection II“ unterscheidet sich, obwohl er inhaltlich an den ersten Film anknüpft, in vielerlei Hinsicht deutlich vom Original und verleiht der Fortsetzung auf diesem Wege eine gewisse Eigenständigkeit, die man in dieser Form bei Sequels selten vorfindet. Da wäre zunächst der Schauplatzwechsel: von den düsteren und stickigen Gassen Brooklyns geht es ins oberflächlich betrachtet freundliche, mondäne Marseille in Südfrankreich. Durch diesen zwangsläufigen Kulturclash wird das ungehobelte Auftreten Doyles noch offenbarer. Gerade im ersten Drittel gibt es herrliche Szenen, in denen er mit den örtlichen Kollegen, die ihm „freundlicherweise“ einen Platz direkt neben der Toilette freigehalten haben, aneinandergerät oder unbeholfen mit den Damen der Stadt zu flirten versucht, während er an der Bar sitzend ein mitgebrachtes Ei pellt. War William Friedkins „Brennpunkt Brooklyn“ noch äußerst straff konstruiert und verteilte die Anteile zwischen Gaunern und Ermittlern weitgehend ausgeglichen, widmet sich die Fortsetzung spürbar mehr der Figur Doyle und rückt sie so eindeutig in den Mittelpunkt. Was der schon für den Erstling oscar-prämierte Gene Hackman daraus macht, ist beeindruckend. Er legt eine derartige Intensität an den Tag, dass man die Leiden der abgenötigten Drogenabhängigkeit, in der Charnier ihn bringt, beinahe mitfühlen kann. Gerade der Mittelteil ist daher nach dem recht launigen Einstieg alles andere als leichte Unterhaltung. Im Finale gibt es dann wieder einmal eine Verfolgungsjagd der etwas anderen Art und ein bemerkenswert abruptes Ende, das man in heutigen Produktionen so kaum mehr antrifft. Aus hiesiger Sicht interessant ist der kleine Auftritt der (sichtlich gealterten) Cathleen Nesbitt („Das Geheimnis der weißen Nonne“). Unter den französischen Darstellern griff man auf bekannte Gesichter des europäischen Genre-Films zurück (Bernard Fresson, Jacques Dynam u.a.).


„French Connection II“ ist der Glücksfall einer Fortsetzung: Der Film widmet sich näher der Figur des Polizisten Doyle und erzeugt so gepaart mit dem Schauplatzwechsel und der weniger straffen Inszenierung eine gewisse Eigenständigkeit. 5 von 5 Punkten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

10.12.2019 21:47
#25 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

French Connection war (nach den meisten Wallace`) einer der ersten Filme, die ich mir mal auf DVD zugelegt habe.
Wirklich ein gut aufgebauter Thriller, nur das Ende habe nie richtig verstanden. Dachte immer, Doyle hätte den Gangster doch noch erschossen, doch da gibt es ja noch den zweiten Teil mit beiden. Außerdem hab ich mich immer gefragt, wie man den bei der Rauschgiftsuche so furchtbar zugerichteten Luxuswagen des Verdächtigen so schnell wieder hergerichtet hat, der Automechaniker hat wirklich goldene Hände gehabt .
Doch die Verfolgungsjagd ist wirklich spitze, da gab es ja sogar einen richtigen Unfall, der einfach im Film geblieben ist.
Ich kenne mich Noirs und Neo-Noirs zugegebenermaßen nicht aus, hab es immer für einen Polizeifilm gehalten, in einer Reihe mit Steve McQueens Bullitt, Clint Eastwoods Dirty Harry, sogar John Wayne wollte ja mit seinem Mac Q noch auf den Zug mit aufspringen. Die Polizisten wurden in diesen Filmen immer rücksichtsloser und weniger geneigt, auf das Gesetz zu achten, wobei French Connection da so in der Mitte steht.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

11.12.2019 20:21
#26 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Ich muss gestehen, dass mir derartige Ungereimtheiten (so auch bei Wallace) nur selten auffallen, vielleicht schaue ich Filme in dieser Hnsicht weniger aufmerksam. Ist aber natürlich richtig.

Was die Noir-Sache betrifft: Letztlich ist es so, dass man auch jedem klassischen Film Noir eine (andere) Genre-Bezeichnung zuschreiben kann. Gubanov schreibt diese bei seinen Besprechungen immer dazu (Kriminaldrama, Detektivfilm, Politthriller usw.). Eines dieser Subgenre ist auch der Polizei-Thriller, von dem es in der Phase des klassischen Noir einige im dokumentarischen Stil gab, an die "French Connection" in gewisser Weise anknüpft. Ausweislich des Ausgangsposts geht es ja hier u.a. auch darum, derlei "Schattierungen" zu zeigen. Der Begriff "Neo Noir" wird also tendenziell weiter verstanden und deckt weit mehr ab als sog. "Retro Noirs" wie "Chinatown" oder "L.A. Confidential", die zeitlich um die Ära des klassischen Film Noir angesiedelt sind. Wie ich schon mal geschrieben habe, halte ich persönlich es für sinnvoll, Besprechungen in einen derartigen "Sammelthread" zu packen, solange es vertretbar ist, weil Einzel-Threads einfach schnell verschwinden. Umgekehrt stöbert der ein oder andere nach Hochladen einer neuen Besprechung vielleicht im Thread und entdeckt dabei einen anderen Film, der ihn anspricht.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

12.12.2019 20:51
#27 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #26
Umgekehrt stöbert der ein oder andere nach Hochladen einer neuen Besprechung vielleicht im Thread und entdeckt dabei einen anderen Film, der ihn anspricht.n


Das stimmt. Ich verfolge die beiden Noir- Threads mit zunehmenden Interesse (vielen Dank für Eure Mühe !) und da ist auf jeden Fall das eine oder andere Beachtenswerte zu finden.
Irgendwann hab ich mich mal entschieden, die Noir-Thematik nicht so zu mögen, aber das ist wie vieles im Leben mal einer gründlichen Revision zu unterziehen.
Aber auf jeden Fall fallen ja auch eine Menge eher klassische Polizeifilme oder auch Detektivfilme aus der hard-boiled-Ära darunter, aber eben auch «klassische» Gangsterfilme. Ich wusste gar nicht, dass da schon vor den späten Sechzigern so eine Menge derartiges gedreht wurde.
Auch die beiden angesprochenen «Retro-Noirs» haben mir sehr gut gefallen.
Ein weites und interessantes Feld !

Ray Offline



Beiträge: 1.930

13.12.2019 20:54
#28 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #27
Zitat von Ray im Beitrag #26
Umgekehrt stöbert der ein oder andere nach Hochladen einer neuen Besprechung vielleicht im Thread und entdeckt dabei einen anderen Film, der ihn anspricht.n


Das stimmt. Ich verfolge die beiden Noir- Threads mit zunehmenden Interesse (vielen Dank für Eure Mühe !) und da ist auf jeden Fall das eine oder andere Beachtenswerte zu finden.
Irgendwann hab ich mich mal entschieden, die Noir-Thematik nicht so zu mögen, aber das ist wie vieles im Leben mal einer gründlichen Revision zu unterziehen.
Aber auf jeden Fall fallen ja auch eine Menge eher klassische Polizeifilme oder auch Detektivfilme aus der hard-boiled-Ära darunter, aber eben auch «klassische» Gangsterfilme. Ich wusste gar nicht, dass da schon vor den späten Sechzigern so eine Menge derartiges gedreht wurde.
Auch die beiden angesprochenen «Retro-Noirs» haben mir sehr gut gefallen.
Ein weites und interessantes Feld !



Das freut mich! Duch die vielen Subgenres sind die Filme auch sehr abwechslungsreich und vor und hinter der Kamera steht nicht selten das "Who is Who" Hollywoods. Insgesamt also eine sehr lohnende Angelegenheit.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

22.12.2019 21:27
#29 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Fahr zur Hölle, Liebling (Farewell, My Lovely) (USA 1975)

Regie: Dick Richards

Darsteller: Robert Mitchum, Charlotte Rampling, John Ireland, Sylvia Miles, Anthony Zerbe u.a.



Gangster Moose Malloy wendet sich an Detektiv Philip Marlowe und beauftragt ihn, seine Freundin Velma aufzufinden. Der Fall erweist sich rasch als verzwickter als zunächst gedacht. Marlowe stolpert über manche Leiche und muss sich bald mit Gangstern, Prostituierten und der Polizei rumschlagen...

„Fahr zur Hölle, Liebling“ basiert auf der Vorlage „Lebwohl, mein Liebling“ von Raymond Chandler, die bereits 1944 den Noir-Klassiker „Murder, My Sweet“ hervorbrachte. In die Rolle des Privatschnüfflers Marlowe schlüpft kein geringerer als Genre-Veteran Robert Mitchum („Goldenes Gift“). Vorlagenbedingt bereitet es mitunter Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen, die Inszenierung hat längst nicht die Qualität der 1944er-Verfilmung und Charlotte Rampling agiert ebenfalls weniger überzeugend als Claire Trevor. Dafür ist Mitchum, wenngleich im fortgeschrittenen Alter, eine treffende Besetzung für einen abgebrühten Privatdetektiv. Die Kommentare aus dem Off sind mitunter göttlich. Unter anderem deswegen schaut man seiner Odyssee gerne zu. Die Kostüme und Sets sind ansprechend und lassen einen echten „Retro-Charme“ aufkommen. In einer kleinen Nebenrolle ist Sylvester Stallone ein Jahr vor seinem Durchbruch mit „Rocky“ zu sehen. Zudem handelte es sich um einen der ersten Filme von Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer ("Beverly Hills Cop", "Bad Boys" u.a.).


Dank Robert Mitchum in der Hauptrolle durchaus vergnügliche Neuverfilmung des Chandler-Romans. 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

23.12.2019 14:20
#30 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959 Zitat · Antworten

Der tiefe Schlaf/Tote schlafen besser (The Big Sleep, UK 1978)

Regie: Michael Winner

Darsteller: Robert Mitchum, Sarah Miles, Richard Boone, James Stewart, Richard Todd u.a.



Privatdetektiv Philip Marlowe wird von Kriegsveteran General Sternwood beauftragt, einem Fall von Erpressung nachzugehen. Der Fall kommt rasch ins Rollen, als Marlowe die jüngere Tochter Sternwoods nackt bei einer Leiche auffindet...

Schon die 1946er-Verfilmung des Chandler-Romans war ab einem gewissen Moment ausnehmend verwirrend, doch hatte sie eine absolut stimmige Besetzung und die Chemie zwischen Bogart und Bacall. Das vorliegende Werk dagegen gibt in vielerlei Hinsicht Rätsel auf. Zunächst handelt es sich anders als man annehmen könnte um keine direkte Fortsetzung von „Fahr zur Hölle, Liebling“. Zwar spielt Robert Mitchum abermals den Privatdetektiv Marlowe, jedoch spielt die Handlung nicht in den 1940ern, sondern den 1970er-Jahren. Darüber hinaus wurde der Schauplatz ungeschickterweise nach England verlegt. Gepaart mit der reizlosen, auf Fernsehfilm-Niveau angesiedelten Inszenierung mag zu keiner Zeit so etwas wie Noir-Atmosphäre aufkommen. Die Besetzung ist formal betrachtet durchaus hochwertig, so agieren in Nebenrollen James Stewart, Edward Fox, Richard Todd und Colin Blakely. Sie werden aber allesamt verheizt oder agieren deutlich unter ihrem üblichen Leistungsvermögen. Andere (insbesondere Candy Clark) verlieren sich in peinlichem Over-Acting. Anders als in „Fahr zur Hölle, Liebling“ vermag auch Robert Mitchum das Ruder nicht herumzureißen. Diesen Film hätte es wirklich nicht gebraucht.


Überflüssige Neuverfilmung des Klassikers mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall mit einer Inszenierung auf TV-Niveau, in der namhafte Darsteller reihenweise verheizt werden. 2 von 5 Punkten.

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