Wenn der Postmann zweimal klingelt (The Postman Always Rings Twice, USA 1981)
Regie: Bob Rafaelson
Darsteller: Jack Nicholson, Jessica Lange, John Colicos, Anjelica Huston u.a.
Per Zufall macht der arbeitslose Frank Chambers Halt an einer Tankstelle, an die ein Restaurant mit dem Namen "Twin Oaks" angeschlossen ist. Das "Twin Oaks" gehört Nick Papadakis, einem Mann in den mittleren Jahren. Als dieser Frank einen Job im Laden anbietet, sagt Frank kurz entschlossen zu, als er durch einen Blick in die Küche die attraktive und einige Jahre jüngere Ehefrau von Papadakis namens Cora gesehen hat. Kurz nach Franks Einstellung beginnen er und Cora Papadakis eine Affäre, der Nick nur noch im Wege steht...
„Wenn der Postmann zweimal klingelt“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von James M. Cain, der schon als Vorlage für den klassichen Noir „Im Netz der Leidenschaften“ diente, der seinerzeit als Antwort auf Billy Wilders „Frau ohne Gewissen“ von MGM in die Kinos gebracht wurde und mit Lana Turner und John Garfield in den Hauptrollen besetzt war. Die 1981er-Verfilmung, in der Jessica Lange und Jack Nicholson die Hauptfiguren spielen, war von den Tabus, die die Version von Tay Garnett noch daran hinderten, die Affäre explizit auf die Leinwand zu bringen, befreit. Entgegen dem insoweit zweifelhaften Ruf des Films, speziell wegen einer Szene, in der das Paar beim leidenschaftlichen Geschechtsverkehr auf dem Küchentisch gezeigt wird, hält sich das Werk anders als spätere Erotik-Thriller aus heutiger Sicht betrachtet eher zurück und reizt das dahingehende Potential, welches die Story liefert, keineswegs voll aus, sondern begnügt sich oft mit Andeutungen. Wenngleich eine derart ikonische Szene wie die Einführung der Lana Tuner-Figur mit dem über den Boden rollenden Lippenstift in „Im Netz der Leidenschaften“ dem vorliegenden Film abgeht, handelt es sich dennoch um einen absolut hochwertigen Neo Noir. Die Retro-Inszenierung ist absolut stilvoll, wofür nicht zuletzt auch die starke Kameraarbeit von Sven Nykvist („Mörderspiel“) sorgt. Jessica Lange ist zwar keine Lana Turner, überzeugt aber durch eine immens natürliche Ausstrahlung. Jack Nicholson gibt der Figur mit seiner diabolischen Aura eine wuderbar desillusionierte Note. Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann, dass er wie die 1946er-Verfilmung vorlagenbedingt ein bis zwei Schlenker zu viel macht. Auf der anderen Seite führen die vielen Wendungen dazu, dass man sich beide Verfilmungen immer wieder mal ansehen kann, ohne vorher von vorne bis hinten Bescheid zu wissen.
Die Blu-Ray von Warner Bros. präsentiert den Film in sehr guter Bildqualität. Als Extras gibt es immerhin einen Audiokommentar.
Stimmige Neuverfilmung des Cain-Romans, die entgegen ihrem Ruf das erotische Potential der Vorlage nicht unnötig ausreizt. 4,5 von 5 Punkten.
Da hat sich Pidax genau den falschen Chandler-Film mit Robert Mitchum ausgesucht: "Tote schlafen besser" erscheint im April bei Pidax. Hoffentlich bringt das Label auch den (wesentlich besseren) "Fahr zur Hölle, Liebling" heraus...
Gegen jede Chance (Against All Odds, USA 1984)
Regie: Taylor Hackford
Darsteller: Jeff Bridges, Rachel Ward, James Woods, Jane Greer, Richard Widmark u.a.
Der aktuell vereinslose Footballer Terry Brogan wendet sich an einen alten Bekannten, den Clubbesitzer Jake Wise, um nach einem Job zu fragen. Dieser beauftragt ihn damit, seine Geliebte Jessica ausfindig zu machen, die sich mit einer stolzen Geldsumme aus Jakes Vermögen von heute auf morgen davongemacht haben soll. Terry spürt Jessica in Mexiko auf. Die beiden beginnen eine Affäre, während Terry Jake weiter mitteilt, Jessica sei nicht aufzufinden. Doch Jake wird misstrauisch...
Wem der Plot bekannt vorkommt, der liegt genau richtig: „Gegen jede Chance“ ist ein Remake des Noir-Klassikers „Goldenes Gift“ von Jacques Tourneur mit Robert Mitchum, Jane Greer und Kirk Douglas in den Hauptrollen. Für die Neuverfilmung übernahm Taylor Hackford die Regie, die tragenden Rollen wurden von Jeff Bridges („Die Letzten beißen die Hunde“), Rachel Ward und James Woods übernommen. Außerdem gelang es der Produktion, Jane Greer für eine Nebenrolle zu gewinnen. Sie spielt Jessicas einflussreiche Mutter. Mit Richard Widmark ist ein weiteres Schwergewicht der Schwarzen Serie mit von der Partie. Die Ausgangslage ist also recht vielversprechend und der Film löst dieses Versprechen auch zu einem guten Stück ein. Zwar ist "Gegen jede Chance" längst nicht so ambitioniert inszeniert wie das Vorbild. So wird auf den verschachtelten Aufbau mit seinen Rückblenden und Erzählungen aus dem Off zugunsten einer linearen Inszenierung verzichtet. Auch im Übrigen wirkt der Film über weite Strecken dem Zeitgeist entsprechend ein wenig „gelackt“, was durch den Phil Collins-Schmachtfetzen „Against All Odds (Take a Look At Me Now)“, der den ganzen Abspann über läuft und so das eher wenig „noirige“ Ende ausklingen lässt, unterstrichen wird. Und wenn auch Rachel Ward und vor allem James Woods nicht an ihre Vorgänger heranreichen, gibt Jeff Bridges im Gegenzug eine sehr überzeugende Vorstellung in der Rolle des leading man. Darüber hinaus hat der Film traumhafte Bilder Mexikos zu bieten und der Plot bleibt zeitlos spannend. Nebenbei gibt es ein paar kritische Untertöne in Richtung Korruption im Sport und Gemauschel in Politik und Wirtschaft. Da der Film nur die Grundkonstellation des Originals beibehält, das Übrige jedoch modernisiert und dabei eigene, neue Akzente setzt, entwickelt er eine gewisse Eigenständigkeit. Jane Greer und Richard Widmark werten die Produktion mit ihren Darbietungen weiter auf. In der Summe also ein allemal sehenswerter Thriller.
Die Blu-Ray von Explosive Media präsentiert den Film in knackigen Farben. Als Extras gibt es u.a. entfernte Szenen mit Kommentar.
„Gegen jede Chance“ transportiert den Noir-Klassiker „Goldenes Gift“ in die 1980er-Jahre. Wenngleich er weniger ambitioniert inszeniert und im Vergleich wesentlich weichgespülter daherkommt als sein Vorbild, handelt es sich doch um einen gut konsumierbaren Thriller, der durchaus eigene Akzente zu setzen vermag. 4 von 5 Punkten.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
14.01.2020 05:18
#33 RE: Tradition in neuem Gewand: Post- und Neo-Noirs ab 1959
Zitat von Ray im Beitrag #32"Tote schlafen besser" erscheint im April bei Pidax. Hoffentlich bringt das Label auch den (wesentlich besseren) "Fahr zur Hölle, Liebling" heraus...
Darsteller: Gene Hackman, Jennifer Waren, Susan Clarke, Harris Yulin, James Woods, Melanie Griffith u.a.
Harry Moseby ist Privatdetektiv in Los Angeles und mit sich und seiner beruflichen Stellung unzufrieden. Dies überträgt sich auf seine Ehe, die zu scheitern droht, als seine Frau ihn betrügt. Da kommt ein neuer Fall gerade recht: Eine alternde Schauspielerin engagiert Moseby, um ihre entlaufene Tochter wieder zu finden…
Arthur Penn, der mit „Bonnie und Clyde“ wenige Jahre zuvor bereits ein Schlüsselwerk des „New Hollywood“ abgeliefert hatte, wendet sich mit „Die heiße Spur“ dem Detektivfilm zu, der in der Schwarzen Serie einige berühmte Vorbilder hatte. Dabei überträgt er die Formel des hard boiled detective anders als Roman Polanski ein Jahr zuvor mit „Chinatown“ in die damalige Gegenwart der 1970er-Jahre. Er zeichnet das Porträt eines von Selbstzweifeln durchtränkten Mannes, der die Lösung des Falles auch als eine Art Selbstfindungstrip nutzt. Der Fall selbst beginnt überaus klassisch mit dem Aufspüren eines entlaufenen Mädchens. Doch nachdem diese Mission recht schnell erledigt ist, legt der Film eine kleine Pause ein und verlässt sich ganz auf seine Atmosphäre, um dann in der zweiten Hälfte in Sachen Tempo ordentlich anzuziehen. Das Finale fällt denn auch ziemlich spektakulär aus. Getragen wird der Film freilich ein gutes Stück durch Hauptdarsteller Gene Hackman, der wie schon in „French Connection“ eine enorme Präsenz entwickelt. In Nebenrollen sind James Woods und Melanie Griffith in jungen Jahren zu sehen.
Gelungene Übernahme des Detektivfilmgenres in das Hollywood der 1970er-Jahre. 4 von 5 Punkten.
Darsteller: Nick Nolte, Melanie Griffith, Chazz Palminteri, Michael Madsen, John Malkovich, Jennifer Connelly, Daniel Baldwin, Bruce Dern u.a.
Eine Gruppe von vier Polizeibeamten in Los Angeles bildet eine Art Sondereinheit, die Gangster in der Stadt aufmischen soll. Der Kopf der Gruppe Max Hoover muss sich unverhofft mit einem Mordfall mit persönlichem Bezug auseinandersetzen. Die Tote ist eine junge Schauspielerin, die Affären mit Männern aus verschiedenen Milieus der Mittel- und Oberschicht hatte. Einer der Männer war Hoover selbst. Pikant wird die Sache, als Hoover herausfindet, dass ein Freund der Toten diese regelmäßig beim Geschlechtsverkehr mit den Männern gefilmt hat...
Ein Jahr bevor „L.A. Confidential“ den sog. Retro Noir wieder populär machte, versuchte sich der spätere Bond-Regisseur Lee Tamahori („Stirb an einem anderen Tag“) an dieser Spielart. Der ihm dabei zur Verfügung stehende Cast war hochwertig. Dass Nick Nolte prädestiniert für die Rolle des abgehalfterten Cops ist, hatte er an der Seite von Eddie Murphy in den harten Buddy-Actionern „Nur 48 Stunden“ sowie „Und wieder 48 Stunden“ eindrucksvoll bewiesen. Mit John Malkovich, Bruce Dern, Michael Madsen oder Jennifer Connelly finden sich weitere fähige Akteure auf der Besetzungsliste. Ausstattung, Setting, Musik, Atmosphäre und Schauspiel sind auch durchaus ansprechend, im Übrigen kratzt der Film jedoch in jeder Hinsicht an der Oberfläche. Die mit einer hervorragenden Ausstrahlung gesegnete Jennifer Connelly darf in nur wenigen kurzen Rückblenden auftreten, obwohl sie von der Geschichte her eine absolute Schlüsselfigur ist. Auch John Malkovich hat nur wenige Auftritte. Die immer wieder hohe Erwartungen aufkommen lassende Story begnügt sich mit Andeutungen, sodass der Betrachter am Ende des Films nicht wesentlich schlauer ist als zuvor. Er hat weder über die Figuren noch über die Hintergründe wesentlich mehr erfahren.
„Nach eigenen Regeln“ ist ein Film der verschenkten Möglichkeiten. Regisseur Tamahori gelingt es nicht, das große Potential seines Casts auszuschöpfen. Die Story bleibt an vielen Stellen im Ungefähren. Immerhin stimmen Ausstattung, Musik und Schauspiel. 3,5 von 5 Punkten.
Darsteller: Paul Newman, Lauren Bacall, Robert Wagner, Janet Leigh, Shelley Winters u.a.
Privatdetektiv Harper wird von der reichen Mrs Sampson damit beauftragt, ihren Mann aufzufinden, der nach seiner Rückkehr von einer Dienstreise plötzlich verschwunden ist. Harper bringt schnell in Erfahrung, dass Sampson wenige Freunde und dafür umso mehr Feinde hat…
Unrasiert und in einer wenig gemütlichen Wohnung kampierend, macht sich Detektiv Harper mit einem zuvor bereits in den Mülleimer entsorgten Kaffeefilter den unumgänglichen Morgenkaffee. So wird Detektiv Harper, verkörpert von Paul Newman, dem Zuschauer eingeführt. Die Rolle war ursprünglich für Frank Sinatra vorgesehen, doch der sprang ab, um dann ein Jahr später – vermutlich wegen des großen Erfolgs von „Ein Fall für Harper“ – in die Rolle des „Schnüfflers“ Tony Rome zu schlüpfen. Newman übernahm gerne, bestand aber darauf, dass die Figur, die in dem dem Film zugrunde liegenden Roman von Ross MacDonald („Reiche sterben auch nicht“/“The Moving Target“) Lew Archer heißt, in Lew Harper umbenannt und der Film nach der Figur betitelt wird. Hintergrund war, dass er mit dem ebenfalls nach der Hauptfigur benannten Film „Hud“ („Der Wildeste unter Tausend“) wenige Jahre zuvor einen großen Erfolg erzielt hatte. Harper, der in Scheidung lebt und seine idealistischen Träume vom Strafverteidiger-Dasein zugunsten einer mittelprächtigen Privatschnüffler-Karriere verworfen hat, ist der typische „hard boiled detective“, wie ihn im klassischen Film Noir insbesondere Humphrey Bogart in prägender Art und Weise gemimt hat. An diese Tradition knüpft der Film sichtbar an, was sich besonders an der Figur von Lauren Bacall (Mrs Sampson) zeigt, spielt sie doch eine an General Sternwood aus „Tote schlafen fest“ angelehnte Rolle, also dem Noir-Klassiker, in dem Bacall selbst mitwirkte. Aber nicht nur Bacall, auch Shelley Winters hatte zur Entstehungszeit bereits eine Menge Erfahrung im Film Noir gesammelt („Steckbrief 7-73“, „Die Nacht des Jägers“, „Wenig Chancen für morgen“). Last but not least hatte auch der damals noch junge Robert Wagner schon einen Vorzeige-Noir vorzuweisen („Ein Kuß vor dem Tode“). Janet Leigh als Ehefrau Harpers rundet den prominenten Cast ab.
Neben einer klassischen Detektiv-Story und der illustren Besetzung sind es vor allem die launigen Dialoge und der Sixties-Flair, der aus allen Poren zu schießen scheint, die den Film so enorm unterhaltsam machen. Wenngleich der Plot tendenziell ein wenig überladen ist, gestaltet sich die Handlung weniger verworren als in manchem Vorbild. Die ein oder andere Überraschung hat das Skript ebenfalls parat. In Summe also keine Überraschung, dass der Film enorm erfolgreich wurde und mit „Unter Wasser stirbt man nicht“ 1975 eine Fortsetzung fand.
Während Warner in den USA längst eine Blu-Ray veröffentlicht hat, muss man sich hierzulande nach wie vor mit der alten DVD begnügen, die ein akzeptables Bild aufweist und eine kurze Einführung von Filmhistoriker Robert Osborne bereithält.
Wer „Der Schnüffler“ liebt, wird auch mit „Ein Fall für Harper“ sehr einverstanden sein. Paul Newman schlüpft in die Rolle des „hard boiled detective“, der einen klassischen Detektivsfall zu lösen hat und dabei von einem starken Cast um Lauren Bacall, Robert Wagner und Shelley Winters unterstützt wird. 4,5 von 5 Punkten.
Der Film klingt ja richtig interessant, der Krimi-Erstling mit Lew Archer Reiche sterben auch nicht anders ist einer der wenigen auf Deutsch erschienenen Lew-Archer-Romane, die ich noch nicht gelesen habe. Die frühen Werke von Ross Macdonald waren noch besonders hard-boiled. Muss mir die beiden Filme mit Paul Newman doch mal besorgen, das will ich schon die ganze Zeit tun. Die Vorlage des zweiten Harper-Films Unter Wasser stirbt man nicht fand ich auch richtig gut, würde ich gerne mal bei Gelegenheit als Buch rezensieren. Eigentlich verwunderlich, dass nur so wenige Bücher von Macdonald verfilmt worden sind.
Bei dieser Gelegenheit Danke für deine Ausführungen zu den "hard boiled"-Autoren - lesen sich echt interessant und bereichern das Forum!
Ich fahre derweil mit dem zweiten Harper-Film fort...
Unter Wasser stirbt man nicht (The Drowning Pool, USA 1975)
Regie: Stuart Rosenberg
Darsteller: Paul Newman, Joanne Woodward, Melanie Griffith, Andrew Robinson, Murray Hamilton, Tony Franciosa u.a.
Lew Harper wird von einer Frau namens Iris Devereaux mit einem Fall von Erpressung beauftragt. Die Devereauxs gehören zu den einflussreichsten Familien von New Orleans. Pikant: Harper und Devereaux hatten vor Jahren eine Affäre. Auf der Suche nach den Drahtziehern begibt sich Harper selbst in höchste Gefahr und stolpert schnell über Leichen…
„Ein Fall für Harper“ überzeugte insbesondere durch Sixties-Flair und ein großes Staraufgebot. Die Atmosphäre der 1960er-Jahre kann „Unter Wasser stirbt man nicht“ wegen seines Produktionsjahres selbstverständlich nicht versprühen. Doch auch beim Cast zeigen sich Defizite zum Vorgänger. Mit an Bord ist zunächst Joanne Woodward, Newmans Ehefrau, in der Rolle von Harpers Auftraggeberin. Obwohl sie wesentlich mehr Screentime als Lauren Bacall im vorangegangenen Film hat, hinterlässt sie keinen bleibenden Eindruck. Als ihre nymphomanische Tochter ist Melanie Griffith („Die heiße Spur“) zu sehen. Einen kleinen Part übernahm schließlich Andrew Robinson, bekannt als psychopathischer Killer Scorpio aus „Dirty Harry“. Die aufgezeigten Defizite werden ein Stück weit dadurch kompensiert, dass der Plot weniger überfrachtet erscheint und Newman mehr in den Vordergrund gerückt wird. Der agiert denn auch mindestens so gut wie im ersten Film und sprüht geradezu vor Spiellaune. Folge sind einige amüsante Szenen, die dafür sorgen, dass der Zuschauer Harper bereitwillig durch sein Abenteuer folgt. Der Showdown, in dem Harper und eine Frau in einem Hydrotherapie-Raum eingesperrt sind, ist spannend und hält auch aus heutiger Sicht noch beeindruckende Bilder bereit. Insgesamt ist der Film etwas schwächer als der erste, dennoch fällt Harpers zweiter Einsatz weniger stark ab als derjenige von Tony Rome („Die Lady in Zement“).
Veröffentlichungstechnisch ist die Situation wie beim Vorgänger: Auf Blu-Ray ist der Film hierzulande noch nicht erschienen, die DVD ist vergriffen. Am besten greift man zur „Paul Newman Collection“. Da sind noch zwei weitere Filme drin.
Seventies- statt Sixties-Flair und ein geringeres Staraufgebot, dafür eine geradlinigere Story und eine (noch) mehr im Fokus stehende Hauptfigur. „Unter Wasser stirbt man nicht“ bleibt zwar insgesamt qualitativ hinter dem Vorgänger zurück, bietet Freunden des Detektivfilms aber dennoch vergnügliche Unterhaltung. 4 von 5 Punkten.
Danke für den Hinweis auf die "Paul-Newman-Collection". Die ist leider nicht ganz umsonst, gibts auch nur noch gebraucht, überlege schon, die auf die Geburtstagsliste zu setzen. Die beiden Harper-Filme würden mich echt interessieren, "Macintosh-Mann" war glaube ich auch nicht so schlecht (Agentenfilm), für den Boxerfilm werd ich mich wohl kaum erwärmen können. Hab gleich noch mal bei Ross Macdonald geschmökert, werde da bald auch mal ein Buch besprechen.
Der Vergleich zum Roman war wirklich sehr interessant, da hat man offenbar für den Film tatsächlich ein paar Anpassungen vorgenommen.
Bei mir geht es weiter mit einer bekannten Detektivfigur...
Der Dritte im Hinterhalt/Detektiv Marlowe jagt den kleinen Drachen (Marlowe, USA 1969)
Regie: Paul Bogart
Darsteller: James Garner, Gayle Hunnicutt, Rita Moreno, Bruce Lee u.a.
Privatdetktiv Philip Marlowe wird von der jungen Orphamay Quest beauftragt, ihren Bruder zu finden. Schon bald stolpert er über Leichen und sieht sich Angriffen eines Gangster-Handlangers mit beachtlichen Kung Fu-Künsten ausgesetzt. Marlowe findet heraus, dass der Gesuchte in einen Erpressungsfall verwickelt ist...
"Marlowe", wie der Originaltitel des Films schlicht lautet, basiert auf dem Roman "Die kleine Schwester" von Raymond Chandler. In die Rolle des berühmten Detektivs schlüpft James Garner, der gewissermaßen schon einmal für seine Paraderolle als Detektiv Rockford üben durfte. Wie üblich (über)fordert die Handlung den Zuschauer ein gutes Stück und es bedarf wohl mehrerer Sichtungen, um die Zusammenhänge gänzlich zu begreifen. Doch auch bei herabgesetzter Konzentration unterhält der Film recht gut, wofür nicht zuletzt das Sixties-Flair gepaart mit ordentlichem Tempo sorgen. James Garner füllt die Rolle des Privatdetektivs hervorragend aus, die Dialoge sorgen für manchen Schmunzler. Inhaltlich ist das Ganze de facto ein Whodunit, weshalb zusätzlich ein wenig mitgerätselt werden darf. Auch wegen der nicht leicht zu durchschauenden Handlung halten die letzten Minuten manche Überraschung und Wendung parat. Der übrige Cast ist zwar nicht sonderlich prominent, immerhin gibt es jedoch einen kuriosen, zwei Szenen langen Auftritt von Bruce Lee, der das Label SchröderMedia für die DVD-Veröffentlichung zu dem Alternativtitel "Detektiv Marlowe gegen den kleinen Drachen" hinreißen ließ.
Rein technisch gibt es zu der vergriffenen DVD wenig Positives zu berichten. 4:3 (1,85:1)-Bildformat, unscharfe Auflösung, alles in allem nicht mehr zeitgemäß. Es ist zu hoffen, dass der Film eines Tages eine ansprechendere Veröffentlichung für das Heimkino erfährt.
Obwohl die Handlung aus der Feder von Raymond Chandler gewohnt schwer zu durchschauen ist, macht der Film dank der überzeugenden Marlowe-Interpretation von James Garner und dem angenehmen Sixties-Flair durchaus Laune. Noch 4,5 von 5 Punkten.
Darsteller: Nicolas Cage, Dennis Hopper, Lara Flynn Boyle, J.T. Walsh, Timothy Carhart u.a.
Auf der Suche nach Arbeit verschlägt es den angeschlagenen Ex-Marine Michael Williams in die Kleinstadt Red Rock in Wyoming. In einer Bar wird Michael von dem Inhaber, der zugleich Sheriff der Stadt ist, für einen Auftragskiller gehalten, den er für die Tötung seiner Frau engagiert hat. Angesichts seiner prekären finanziellen Situation lässt Michael sich zunächst nichts anmerken und fährt zur Frau des Auftraggebers. Als er ihr gegenüber offen auftritt und sich erklärt, bietet diese ihm die doppelte Summe dafür, dass er ihren Ehemann umbringt. Als Michael wenig später auf den echten Killer trifft, wird die Sache kompliziert...
Wie zu besten Noir-Zeiten gelingt „Red Rock West“ eine Exposition, die es in sich hat. Bereits in der ersten halben Stunde passiert mehr als in vielen anderen Thrillern. Eine Wendung reiht sich an die nächste, immer verzwickter wird die Vier-Personen-Konstellation zwischen dem sich gegenseitig töten wollenden Ehepaar, dem falschen und dem echten Killer. Mit kleinem Budget ausgestattet, kreierte John Dahl auf Grundlage des bockstarken Skripts ein kleines Juwel, bei dem Dennis Hopper mit einer diabolischen Performance als „echter“ Killer glänzt. Aber auch Nicolas Cage („The Rock – Fels der Enstcheidung“, „Con Air“, „Face Off – Im Körper des Feindes“) spielt beachtlich. In weiteren Rollen sind J.T. Walsh und Timothy Carhart („Beverly Hills Cop III“) zu sehen. Im Showdown geht es nochmal hoch her, das Ende zeigt sich dabei konsequenter, als es manchem Vertreter der Schwarzen Serie möglich war.
Die Blu-Ray von Concorde weist eine sehr gute Bildqualität auf. Extras bis auf ein Wendecover leider Fehlanzeige.
Fieser, kleiner Thriller, der storytechnisch und auf Seiten der Darsteller voll überzeugt. 5 von 5 Punkten.
Darsteller: Richard Widmark, Lee J. Cobb, Tina Louise, Earl Holliman u.a.
Der Anwalt Ralph Anderson soll dem gesuchten Gangster Massonetti zur Flucht verhelfen. Dazu kehrt er nach Tula, ein kleines Wüstenstädtchen, zurück, in dem er aufgewachsen ist, denn ganz in der Nähe befindet sich ein kaum bewachter Flugplatz. Die Rückkehr bedeutet für Ralph auch eine Auseinadersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Seine ehemalige Geliebte Linda, die er einst zurückließ, ist inzwischen (unglücklich) verheiratet mit Ralphs Bruder Tippy, der auf den Werdegang seines Bruders höchst neidisch ist. Und auch das Verhältnis zum Vater könnte besser sein. Ein dramatisches Ereignis zwingt die Familie zusammenzurücken...
Kurz nach „Im Zeichen des Bösen“, den man üblicherweise als Übergang vom klassischen Film Noir zum Neo Noir ansieht, entstand vor beeindruckender Wüstenkulisse dieser kleine Thriller aus dem Hause Paramount mit den Genre-Veteranen Richard Widmark und Lee J. Cobb („Die 12 Geschworenen“) in den Hauptrollen. Trotz kurzer Laufzeit ist „Die Falle von Tula“ kein 08/15-Krimi. Dafür sorgt schon die recht komplexe Familiengeschichte, die dem Film psychologische Tiefe verleiht und die Spannung nach dem Tod von Ralphs Vater erhöht: Hilft Tippy seinem verhassten Bruder, um den Gangster den Behörden zu übergeben oder wird er den Bestechungsversuchen Massonettis nachgeben? Und bleibt Linda nach den dramatischen Geschehnissen doch bei ihrem Ehemann oder kehrt sie in die Arme Ralphs zurück? Ohne echte Längen bewegt sich der Film in Richtung Finale hin. Richard Widmark agiert gewohnt souverän, Lee J. Cobb verleiht dem Gangster Massonetti das nötige Charisma. Die attraktive Tina Louise dient eigentlich nur als schmückendes Beiwerk, meistert diese nicht sonderlich schwere Aufgabe jedoch routiniert. Für Freunde des Genres liefert der Film jedenfalls sehr runde Unterhaltung.
Die frisch veröffentlichte DVD von Pidax bietet ein ordentliches Bild.
Unterhaltsamer kleiner Thriller mit Richard Widmark vor beeindruckender Wüstenkulisse. 4,5 von 5 Punkten.
Darsteller: Richard Widmark, Henry Fonda, Inger Stevens, Harry Guardino, James Whitmore, Susan Clark u.a.
Bei einem vermeintlichen Routineeinsatz, in dessen Rahmen sie den bekannten Kriminellen Barney Barnesch für ein Verhör zum Polizeirevier bringen sollen, lassen sich die Polizisten Daniel Madigan und Rocco Bonaro ihre Dienstwaffen abnehmen. Commissioner Russell gibt den beiden 72 Stunden, um die Blamage wieder wettzumachen. Doch das erweist sich als schwerer als gedacht...
Deutsche Verleiher hatten schon immer eine Schwäche dafür, im Titel die zeitliche Dimension eines Unterfangens deutlich zu machen, auch wenn sie im Original fehlte. So wurde hier aus „Madigan“ „Nur noch 72 Stunden“, vor wenigen Jahren aus Liam Neesons Entführungs-Thriller „Taken“ „96 Hours“, was spätestens bei den Fortsetzungen, die eine solche zeitliche Dimension nicht mehr aufwiesen, für Irritationen sorgte. Beim vorliegenden Film war die Wahl indes sehr treffend. Nach einer packenden Exposition auf den Straßen und Dächern New Yorks verwebt das exzellente Drehbuch von „Die Macht des Bösen“-Regisseur und „Wenig Chancen für morgen“-Autor Abraham Polonsky zwei Geschichten. Auf der einen Seite steht Polizist Madigan (Richard Widmark), der mit Partner Bonaro auf der Suche nach Dienstwaffe und Berufsehre durch New York hetzt und dabei seine zweifelhaften Kontakte nutzt. Zu Hause stößt er mit seiner Dauerarbeit bei seiner bildschönen Ehefrau (Inger Stevens) auf wenig Verständnis. Auf der anderen Seite befindet sich der von Henry Fonda dargestellte Commissioner Russell, der natürlich einerseits in den Fall Madigan involviert ist, sich andererseits jedoch auch mit Verfehlungen anderer Untergebener auseinandersetzen muss, was dem mit einem hohen Ehrenkodex ausgestatten Mann sichtlich Schwierigkeiten bereitet. Das Ganze ist vom späteren „Dirty Harry“-Regisseur Don Siegel milieu- und stilsicher inszeniert. Der Film ist von dieser einzigartigen Atmosphäre durchtränkt, wie sie nur Polizeikrimis der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre ausstrahlen können. Vor allem Richard Widmark brilliert in der Rolle des hartgesottenen Cops, die musikalische Untermalung bewegt sich ebenfalls auf höchstem Niveau. Insgesamt darf „Nur noch 72 Stunden“ als Wegbereiter für Meilensteine wie „Dirty Harry“ und „French Connection“ angesehen werden und muss sich vor diesen keinesfalls verstecken. Einen zentralen Unterschied gibt es allerdings zwischen den Filmen: Während sich „Nur noch 72 Stunden“ voll auf die Seite der Polizei konzentriert und dem Gesuchten Barnesch erst in den Schlussminuten einen kurzen zweiten und dritten Auftritt gewährt, beleuchteten die später produzierten Filme mehr die Verbrecher-Figuren. Hätten die Verantwortlichen dies im vorliegenden Film allerdings bereits ebenfalls getan, wäre der Film womöglich überladen gewesen, schließlich nimmt auch die Geschichte der Fonda-Figur großen Raum ein.
Mir liegt noch die alte Universal-DVD vor, die ein ordentliches Bild aufweist. Vor wenigen Monaten ist der Film jedoch durch Koch auch erstmals auf Blu-Ray erschienen.
Perfekter Polizei-Krimi vom späteren „Dirty Harry“-Regisseur Don Siegel mit Richard Widmark und Henry Fonda in den Hauptrollen. 5 von 5 Punkten.
Du sprichst einen interessanten Aspekt an, den ich in der Besprechung unerwähnt ließ. Der Film war nämlich Grundlage für eine (kurzlebige) TV-Serie, in der Richard Widmark als Sergeant Madigan agierte. Wenn ich richtig informiert bin, sind zumindest einige der Folgen in den 1970er-Jahren in der ARD und im ORF gelaufen. Eine Synchronisation müsste es also geben. Und wenn dir eine spezielle Folge in so guter Erinnerung ist, kann die Serie ja auch nicht ganz schlecht sein. Wäre vielleicht mal was für Pidax?