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Dieses Thema hat 45 Antworten
und wurde 9.006 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.03.2009 14:42
Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Anlässlich ihrer neuerlichen Erwähnung im „Straßenfeger“-Thread möchte ich an dieser Stelle auch den deutschen Agatha-Christie-TV-Verfilmungen einen eigenen Thread widmen.

I. Auf der einen Seite entstanden zwischen 1967 und 1973 für verschiedene Sender die schon häufiger angesprochenen Filme „Ein Fremder klopft an“, „Zehn kleine Negerlein“, „Mord im Pfarrhaus“ und „Black Coffee“. Leider ist mir bislang keiner dieser Filme bekannt. Allerdings habe ich versucht, einige Informationen darüber zusammenzustellen, soweit sie die Untiefen des Internets hergeben. Wären interessante Ergänzungen für Georgs Krimi-Homepage!

1967: Ein Fremder klopft an

Regie: Kurt Früh. Drehbuch: Peter Goldbaum nach der Kurzgeschichte „Philomel Cottage“ von Agatha Christie. Mit: Gertrud Kückelmann (Cecily), Heinz Bennent (Bruce), Edda Seippel (Aunt Loo-Loo), Gudrun Thielemann (Mavis), Rudolf Krieg (Nigel), Karl-Georg Saebisch (Dr. Gribble). Erstsendung: 05.12.1967, HR. Länge: ca. 90 Minuten. Schwarzweiß. - Carol Howard, die eine Menge Geld in der Lotterie gewonnen hat, verliebt sich Hals über Kopf in Gerald Lovell und heiratet ihn. Doch Gerald ist nicht der Gentleman, für den er gehalten wird.

1969: Zehn kleine Negerlein

Regie: Hans Quest. Drehbuch: ??? nach dem Theaterstück „And Then There Were None“ von Agatha Christie. Mit: Alfred Schieske (Sir Lawrence Wargrave), Fritz Haneke (General Mackenzie), Nora Minor (Emily Brent), Ingrid Capelle (Vera Claythorne), Rolf Boysen (Philip Lombard), Alexander Kerst (Dr. Armstrong), Werner Peters (William Blore), Peter Fricke (Anthony Maston), Günther Neutze (Rogers, Butler), Edith Volkmann (Mrs. Rogers), Matthias Hell (Narracot). Erstsendung: 05.07.1969, ZDF. Länge: ca. 110 Minuten. Schwarzweiß.

1970: Mord im Pfarrhaus

Regie: Hans Quest. Drehbuch: Peter Goldbaum nach dem Roman „Murder at the Vicarage“ von Agatha Christie. Musik: Raimund Rosenberger. Mit: Inge Langen (Miss Marple), Herbert Mensching (Pastor), Käte Jaenicke (Mary), Ingrid Capelle (Griselda), Heinz Bennent (Lawrence Redding), Edith Schneider (Anne Hampton), Willy Semmelrogge (Inspektor Slack), Paula Denk (Mrs. Price Ridley), Helga Anders (Virginia Hampton), Paul Neuhaus (Ronald Hawes), Fritz Haneke (Dr. Haycock), Christian Margulies (Dennis). Erstsendung: ???. Länge: ???. Farbe.

1973: Black Coffee

Regie: Claus Peter Witt. Drehbuch: Peter Goldbaum und Claus Peter Witt nach dem Theaterstück „Black Coffee“ von Agatha Christie. Mit: Horst Bollmann (Hercule Poirot), Ernst-Fritz Fürbringer (Lord Amery), Käthe Haack (Caroline), Ulli Philipp (Lucia), Jochen Schmidt (Richard), Anita Lochner (Barbara), Jochen Sostmann (Captain Hastings), Herbert Weicker (Dr. Carelli), Friedrich von Thun (Raynor), Gert Haucke (Inspektor Japp), Otto Kurth (Butler), Heinz Fabian (Dr. Graham). Erstsendung: 30.08.1973, ZDF. Länge: ca. 70 Minuten. Farbe. - Sir Claude Amory hat eine Formel für einen hochexplosiven Sprengstoff gefunden, die von einem Mitglied seines großen Haushaltes oder einem seiner Freunde gestohlen wurde. Er will dem Dieb eine Chance geben, die Formel ohne Aufsehen zurückzugeben. Dazu schließt er alle in Frage kommenden Personen in der Bibliothek ein und schaltet das Licht ab. Als das Licht wieder eingeschaltet wird, ist Sir Claude tot. Hercule Poirot – mit Hilfe seines Freundes Hastings und Inspektor Japps – muss nun den Mörder und die Formel finden, um eine globale Katastrophe zu verhindern.

Wer kann weitere Informationen oder Einschätzungen geben oder gar Bilder bereitstellen? Mit ihren Besetzungen sind die Produktionen für Freunde des deutschen Krimis ja durchaus reizvoll. Kann man außerdem auf eine Veröffentlichung innerhalb der „Straßenfeger“-Edition hoffen? Die Anzahl der Filme würde ja genau passen ...

II. Darüber hinaus entstanden in den frühen Jahren des Fernsehens schon weitere Umsetzungen von Agatha-Christie-Theaterstücken. Die werden wohl nicht mehr alle erhalten sein. Deshalb hier nur eine kurze namentliche Auflistung:

  • 1954: Die Fuchsjagd
  • 1955: Die Galerie der großen Detektive (Folge 7): Hercule Poirot klärt den Mord im Orient-Express auf
  • 1956: Das Spinnennetz
  • 1957: Ein Fremder kam ins Haus
...

Markus Offline



Beiträge: 683

08.03.2009 14:52
#2 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Zu "Mord im Pfarrhaus" siehe auch hier:
"Mord im Pfarrhaus" als deutscher TV-Film

Gruß
Markus

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2009 16:27
#3 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Da ja Umbesetzungen in diesem Forum gerade groß in Mode kommen, haben Percy Lister und ich uns einmal eine attraktive Alternativbesetzung für Agatha Christies "Mord im Pfarrhaus" überlegt (wohlgemerkt für eine originalgetreue, nicht alberne Umsetzung). In dieser Form hätte der Film mit einem talentierten Regisseur sogar im Kino eine gute Alternative zu Wallace bilden können:

Mord im Pfarrhaus

LINA CARSTENS (Miss Marple)
O.E. HASSE (Pfarrer Clement)
INGRID VAN BERGEN (Mrs. Griselda Clement)
MICHAEL HINZ (Dennis, Clements Neffe)
INGRID ANDREE (Mary, Hausmädchen)
CURD JÜRGENS (Oberst Protheroe)
MARGOT TROOGER (Mrs. Anne Protheroe)
BARBARA FREY (Lettice Protheroe)
RUDOLF PLATTE (Mr. Hawes, Vikar)
WOLFGANG KIELING (Dr. Stone)
NADJA TILLER (Mrs. Lestrange)
PAUL KLINGER (Dr. Haydock)
IVAN DESNY (Lawrence Redding)
ERNST STANKOVSKI (Inspektor Slack)
CHARLES REGNIER (Colonel Melchett)
HARRY WÜSTENHAGEN (Raymond West, Miss Marples Neffe)

Einige Rollen waren gar nicht so einfach. Das Hausmädchen Mary hat uns bis ganz zum Schluss vor enorme Rätsel gestellt und auch bei Lawrence Redding sind wir im letzten Moment noch einmal umgeschwungen.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

15.05.2009 16:58
#4 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

MORD IM PFARRHAUS ist der einzige Film, den ich davon nicht kenne, aber er hat doch mit Hans Quest einen hervorragenden Regisseur und mit Herbert Mensching oder Willy Semmelrogge erstklassige Schauspieler. Es gibt soviele (TV)-Darsteller aus den 60ern und 70ern, die nie oder selten in einem Kinofilm mitgespielt haben, aber dennoch bei weitem besser sind als "die üblichen Verdächtigen".

Die Verfilmung von "10 kleine Negerlein" mit Peter Fricke und Werner Peters beispielsweise kann es auch mit anderen Kinoproduktionen aufnehmen (zumindest von der Spannung her). Der Film hat ein sehr schönes Studioflair (ähnlich wie bei Halstuch/ Tim Frazer) und eine erstklassige Besetzung (auch wenn die Schauspieler den meisten hier im Forum nicht bekannt sein dürften). Große Ausstattung darf man sich nicht erwarten, weil die Handlung ja mehr oder weniger in einem Raum spielt (das Prinzip der Isotopie ist auch von Agatha Christie so gewollt).

Auch der großartige Horst Bollmann gibt in "Black Coffee" eine interessante Interpretation des Hercule Poirot ab.

Natürlich würde eine Besetzungsliste wie die eure mir auch sehr gefallen, weil es immer Spaß macht, großartigen Schauspielern zuzusehen, aber wenn man - so wie ich - seit Jahren eigentlich nur Serien (nicht nur Krimis) und TV-Filme aus den 60ern und 70ern anschaut, dann erweitert sich einem das Repertoir der deutschen Schauspieler ums Dreifache und man kommt drauf, wie viele hervorragende Schauspieler es noch gibt. Die meisten davon hätten wahrscheinlich auch so manch bessere Figur in einem Kinofilm gemacht als so mancher großer Star...

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

15.05.2009 18:35
#5 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #3
Da ja Umbesetzungen in diesem Forum gerade groß in Mode kommen, haben Percy Lister und ich uns einmal eine attraktive Alternativbesetzung für Agatha Christies "Mord im Pfarrhaus" überlegt (wohlgemerkt für eine originalgetreue, nicht alberne Umsetzung). In dieser Form hätte der Film mit einem talentierten Regisseur sogar im Kino eine gute Alternative zu Wallace bilden können ...

Ich habe ja sehr viel Phantasie und liebe diese "Spielchen" der Umbesetzungen. Aber bei aller Liebe kann ich Eure "Neubesetzung" nicht nachvollziehen. Vielleicht liegt es daran, dass ich diese eher langweilige Adaption kenne und mir nicht vorstellen kann, dsss es bei einer anderen Besetzung ein besserer TV-Film geworden wäre. Sorry ...

Joachim.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.05.2009 22:00
#6 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Und weil es so viel Spaß macht, im Vergleich zu Versagertype Herbert Mensching und Dynastieobervater Willy Semmelrogge völlig unterlegene Stars auf Agatha Christies Stoffen zu besetzen, hier ein weiterer von Percy Lister und mir erarbeiteter Vorschlag ...

Zehn kleine Negerlein

HARDY KRÜGER (Philip Lombard)
ANN SMYRNER (Vera Claythorne)
PETER PASETTI (Dr. Armstrong)
ADOLF WOHLBRÜCK (Richter Lawrence Wargrave)
TATJANA IWANOW (Miss Brent)
VICTOR DE KOWA (General McArthur)
ERIC POHLMANN (Mr. Rodgers)
HELI FINKENZELLER (Mrs. Rodgers)
THOMAS ALDER (Anthony Marston)
WOLFGANG PREISS (Mr. Blore)
WOLFGANG VÖLZ (Mr. Narracott, Bootsmann)

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

16.05.2009 02:45
#7 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #6
Und weil es so viel Spaß macht, im Vergleich zu Versagertype Herbert Mensching und Dynastieobervater Willy Semmelrogge völlig unterlegene Stars auf Agatha Christies Stoffen zu besetzen, hier ein weiterer von Percy Lister und mir erarbeiteter Vorschlag ...

Gefällt mir schon besser, wobei ich mir hier Eric Pohlmann nicht als Butler, sondern eher als Blore vorstellen kann.

Joachim.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

16.05.2009 16:03
#8 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Ich fand es so passend, da Eric Pohlmann tatsächlich einmal als Butler gearbeitet hat und zwar in den Dreißiger Jahren, als er mit seiner jüdischen Frau nach England ausgewandert ist. Er war bei einem Lord in Diensten. Im Film "Der dritte Mann" hat er übrigens einen kleinen Auftritt als Schankwirt (wird im Abspann allerdings nicht genannt).

guenter19650 Offline



Beiträge: 29

16.05.2009 22:22
#9 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Hallo.

"Black Coffee" wird ab Juni im ZDF-Theaterkanal gezeigt.

Mfg

Guenter
Wien/Österreich

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

16.05.2009 23:16
#10 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Siehe auch: TV-Termine im Juni

J.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.06.2009 11:52
#11 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Agatha Christie: Black Coffee

TV-Kriminalfilm, BRD 1973. Regie: Claus Peter Witt. Drehbuch: Peter Goldbaum, Claus Peter Witt. Mit: Horst Bollmann (Hercule Poirot), Jochen Sostmann (Captain Hastings), Gert Haucke (Inspektor Japp), Ernst Fritz Fürbringer (Lord Amery), Käte Haack (Caroline), Ulli Philipp (Lucia), Jochen Schmidt (Richard), Anita Lochner (Barbara), Friedrich von Thun (Raynor), Herbert Weicker (Dr. Carelli) u.a. Erstsendung: 3. August 1973, ZDF.

Zitat von Black Coffee, Inhalt von Georgs Krimihomepage
Ein Erfinder eines neuen Patentes entdeckt, dass man ihm die Formel gestohlen hat und dass sich der Täter im Haus - das heißt unter den Familienangehörigen oder den Freunden - befinden muss. Er will dem Täter eine Chance geben und versammelt alle im Wohnraum. Er lässt für kurze Zeit das Licht ausschalten, damit der Übeltäter die gestohlene Formel unerkannt auf den Tisch legen kann. Als das Licht wieder angeht, ist der Erfinder tot. Ein Fall für Meisterdetektiv Hercule Poirot ...


Basierend auf einem Theaterstück von Agatha Christie merkte man diesem TV-Film aus dem Studio Hamburg seine Herkunft deutlich an. Fast alle Szenen spielen in der Bibliothek eines Schlosses, auf dem sich eine illustre kleine Gesellschaft zusammengefunden hat, unter ihr natürlich der berühmte Detektiv Hercule Poirot. Die Betulichkeit der Inszenierung und der starke Hang zum Kammerspiel traten meinen Erwartungen entsprechend auf, was allerdings nichts schlechtes ist, denn wenn sie nicht zu Agatha Christies Stoffen passen – wozu dann?

Horst Bollmann gibt sich als Hercule Poirot große Mühe. Er versucht sich als belgischer Meisterdetektiv unterm Strich mit einem guten, aber keinem sehr guten Resultat. Äußerlich ist ihm alles gegeben, was den Mann mit den kleinen grauen Zellen ausmacht und auch auf Ordnung und Methode (hier: „Ordnung und Disziplin“) pocht er mit gutem Recht, doch einige Kleinigkeiten muss er sich trotzdem vorwerfen lassen. So wird der Zuschauer am Anfang auf seine grässliche Aussprache hingewiesen, die sich im Laufe des Films leider als Hochdeutsch entpuppt, in das er lediglich hin und wieder ein paar allgemein verständliche französische Phrasen einwirft. Es bleibt Spekulation, ob dies Fluch oder Segen ist: Zwar gehört bei Poirot der Akzent einfach dazu, doch inwiefern Bollmann mit diesem Akzent überzeugt hätte, kann so nicht geklärt werden. Auch entwickelt er teilweise für den Belgier überdurchschnittliche Agilität; er springt über Brüstungen, klettert auf Leitern und rennt einmal eilig aus dem Zimmer. Trotzdem kann man seinen Auftritt wohl als einnehmend und auch in puncto Originaltreue als ordentlich bezeichnen – ein Fazit, das auch für Gerd Haucke als Inspektor Japp gibt (wie die Polizei schon beim ersten Auftritt in ihrem neuen Dienstwagen als inkompetent dargestellt wird, ist die pure Freude!).

Wesentlich düsterer fällt die Einschätzung für Hastings aus, gespielt von einem a) als vernünftigen Assistenten und b) als Liebhaber in der Geschichte völlig ungeeigneten Jochen Sostmann, der – man möge es mir verzeihen – eher wie ein unnützes Anhängsel, und zwar wie ein unnützes zurückgebliebenes Anhängsel, wirkt.

Der übrige Cast ist durch die Bank weg solide bis exzellent. Besonders Käte Haack als freundlich-senile Grand Dame macht ihre Sache mit solchem Schmiss, dass man sie am Ende am liebsten in den Arm nehmen würde. Schwierige Schlüsselrollen kommen durch ihre Darstellungen ebenso zum Tragen wie eher stereotype Nebencharaktere, die sich allesamt aber weder über die Maßen unauffällig verhalten noch sich zu stark in den Vordergrund drängen.

Der Plot von Agatha Christie tut sein übriges zum Gelingen der Verfilmung bei, könnte er doch klassischer kaum sein. Die anfangs eingebrachten Erfindungen Lord Amerys (ehrfurchtsgebietend verkörpert vom uns wohlbekannten Ernst-Fritz Fürbringer) treten zugunsten klassischer Familienbande und Kriminalfallwendungen in den Hintergrund. Gift, gestohlene Papiere, Erpressung und natürlich nicht zuletzt Mord machen sich wohltuend breit. Da übersieht man gern, dass Christie in diesem Theaterstück aus ihren vorherigen Werken selbst ein wenig stibitzte und man etwa die Sache mit dem Verbleib des Formeldokuments bereits in ähnlicher Form aus „Das fehlende Glied in der Kette“ kennt.

Besonders schön ist, wie man zum Ende der Verfilmung Agatha Christie noch ein Denkmal setzte, indem man ihr Porträt, das in der Bibliothek hängt, noch einmal in den Fokus nahm. So abgerundet, kann ich unter „Black Coffee“ mit gutem Gewissen den Vermerk „Sehenswert!“ setzen und unter Abzug einiger Kleinigkeiten liebenswerte 4 von 5 Punkten setzen. Hätte man sich die Mühe gemacht, ein einprägsames Musikstück für diesen TV-Film zu komponieren, so wäre noch Spielraum nach oben gewesen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

04.11.2009 18:57
#12 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

BEWERTET: "Black Coffee"

Horst Bollmann als Hercule Poirot ist ein erfreulicher Faktor dieses Fernsehspiels, obwohl ihm leider ein ziemlich beschränkter und äußerlich unpassender Captain Hastings in Form von Jochen Sostmann an die Seite gestellt wurde, der ständig im Weg herumsteht und ohne ersichtlichen Grund am Ende auch noch eine junge Dame "heimführen" darf. Eine weitere Unsitte, die auch gerne bei Sherlock Holmes angewendet wird, ist das Duzen der beiden Partner, das die edle Freundschaft auf ein gewöhnliches Niveau senkt. Bollmann entspricht nicht dem Bild, das man vom kleinen Belgier hat. Sein Schnurrbart ist weder kunstvoll gezwirbelt, noch wirkt er übermäßig eitel. Dennoch freundet man sich mit seiner Interpretation der Rolle an, beweist er doch, dass er flink, gewitzt und methodisch vorgehen kann, wenn auch die Anwesenheit von Hastings sehr störend wirkt. Die Mitglieder der feinen Gesellschaft sind den Vorgaben entsprechend glänzend besetzt, wenn auch Käte Haack in der Rolle der exaltierten alten Dame etwas übertreibt und für einige Erheiterung sorgt. Sie bildet mit ihren Schrullen und ihrem blühenden Temperament das Gegenstück zur traurigen und leidenden Ulli Philipp, die das Stück über weite Stellen alleine trägt. Lobenswerterweise gönnt man dem Publikum ab und zu einen Blick auf den eleganten Park mit seinen grünen Hecken. Auch die Ankunft der Polizei in ihren altmodischen Gefährten erlaubt den Blick nach draußen, der eine notwendige Abwechslung zum Salon bietet, in dem der Mord passiert und der von einem weniger umsichtigen Team durchaus auch als alleiniger Schauplatz gewählt werden hätte können.

Gert Haucke macht als Inspector Japp (freilich anspielungsreich mit Deerstalker und Cape) eine recht gute Figur, versucht er doch, in Sachen Humor nicht mit Hastings gleichzuziehen. Rätselt man zu Beginn noch, wer den Lord ermordet haben könnte, so erkennt man als Leser der Agatha-Christie-Romane bald, wie die Lösung aussehen wird, da sich "Black Coffee" des gleichen Kniffs bedient, der bereits in "Das fehlende Glied in der Kette" angewendet wurde:

Zitat von Agatha Christie: Das fehlende Glied in der Kette
... den Brief in lange schmale Streifen zerrissen, rollt sie zusammen zu einem Fidibus und steckt sie zu den anderen Fidibussen in die Vase auf dem Kaminsims.


In dem Moment, wo der Behälter mit den Pfeifenanzündern gezeigt wird, die Poirot zweimal zurechtrücken muss, war mir der weitere Verlauf der Geschichte klar:

Zitat von Agatha Christie: Das fehlende Glied in der Kette
... schon beim ersten Mal, als wir in dem Zimmer waren, alle Gegenstände auf dem Sims gerade gerückt hatte.

Zitat von Agatha Christie: Das fehlende Glied in der Kette
... keiner erneuten Korrektur bedurft, wenn nicht in der Zwischenzeit jemand sie wieder verrückt hatte.


Mit dem kleinen Unterschied, dass das Mordzimmer von Mrs. Inglethorpe abgeschlossen war, während im Salon des Lords jede/r ein- und ausgehen konnte.

Die Frisuren, die Kostüme und der Schmuck verleihen dem Fernsehspiel zusammen mit dem ansprechenden Interieur einen gemütlichen, authentischen Eindruck. Eine weitere Szene in den wunderschönen Parkanlagen hätte die Verhöre ein wenig aufgelockert. Ansonsten gibt es wenig zu bemängeln. Die Musik ist dezent (Frau Haack intoniert passenderweise den Choral "Nearer my God to Thee") und selbst der Abspann weiß zu gefallen.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

27.07.2010 12:25
#13 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Es gab noch zwei weitere deutsche Fernsehkrimis nach Agatha Christie:

Ein Fremder kam ins Haus
Regie: Wilm ten Haaf
Erstsendung: 26.06.1957
(Remake 1967 als "Ein Fremder klopft an")
mit Elfriede Kuzmany und Fritz Tillmann
http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspie...rkaminshaus.htm

Das Spinnennetz
Regie: Fritz Umgelter
Erstsendung: 19.08.1956
mit Hans Epskamp, Gerhard Ritter und Wolf Ackva
http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspie...sspinnenetz.htm

Georg Offline




Beiträge: 3.263

09.08.2010 17:27
#14 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

Und noch eine Ergänzung:

Die Fuchsjagd
Regie: Werner Simon
Erstsendung: 13.04.1954
nach dem Stück "Die Mausefalle"
mit Erika Wolff, Ottokar Runze und Wolfgang Spier
http://krimiserien.heimat.eu/fernsehspie...iefuchsjagd.htm

blofeld Offline




Beiträge: 407

27.08.2010 14:59
#15 RE: Deutsche Fernsehproduktionen nach Agatha Christie Zitat · Antworten

"Mord im Pfarrhaus" hatte ich damals bei der Erstausstrahlung im Kindesalter gesehen. War aber damals von der Darstellerin der Miss Marple enttäuscht, weil die irgendwie so jung wirkte. Na ja, da liefen ja auch kurz vorher die Rutherford-Filme und da hat man natürlich diese Messlatte angelegt.

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