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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 2.944 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Seiten 1 | 2
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

25.03.2012 20:37
Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Zollfahnder Kressin ermittelte in sieben Fällen des Westdeutschen Rundfunks:

1 | Tatort # 3 | Kressin und der tote Mann im Fleet, 10.01.1971, Regie: Peter Beauvais
2 | Tatort # 5 | Kressin und der Laster nach Lüttich, 07.03.1971, Regie: Tom Toelle
3 | Tatort # 7 | Kressin stoppt den Nordexpress, 02.05.1971, Regie: Rolf von Sydow
4 | Tatort # 18 | Kressin und die Frau des Malers, 28.05.1972, Regie: Pim de la Parra jr.
5 | Tatort # 20 | Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer, 09.07.1972, Regie: Michael Verhoeven
6 | Tatort # 25 | Tote Taube in der Beethovenstraße, 07.01.1973, Regie: Samuel Fuller
7 | Tatort # 31 | Kressin und die zwei Damen aus Jade, 08.07.1973, Regie: Rolf von Sydow



BEWERTET: "Kressin stoppt den Nordexpress" (aus der Reihe: "Tatort") (Erstausstrahlung am 2. Mai 1971)
mit: Sieghardt Rupp, Yvonne Ingdal, Hermann Lenschau, Uta Levka, Ivan Desny, Edgar Hoppe, Gitte Haenning, Karl-Heinz Otto, Hannes Andersen, Siegfried Fetscher, Nino Korda, Karl-Heinz Hess, Marga Maasberg u.a. | Drehbuch: Wolfgang Menge | Regie: Rolf von Sydow

Zitat von Inhaltsangabe auf der Innenhülle der DVD
Weil Zollfahnder Kressin bei seinem letzten Fall besonders hart gearbeitet hat, schickt ihn sein Chef in den Urlaub nach Kopenhagen. Eher nebenbei soll er sich über einige neue Methoden des Pornoschmuggels informieren. Doch Kressin wird früher als erwartet nach Köln zurückgerufen. Da die Flüge ausgebucht sind, nimmt er den Nordexpress von Skandinavien nach Deutschland. In einem Sonderabteil des Nordexpresses bewachen drei Kripobeamte die beiden Schwerverbrecher Brockhoff und Katolli, die in Schweden geschnappt wurden und nach Köln überführt werden. Plötzlich häufen sich im Zug merkwürdige Vorkommnisse, die sich die Beamten nicht erklären können. Was sie nicht wissen: Die Bandenmitglieder planen unter der Leitung ihres Bosses Sievers eine raffinierte Befreiungsaktion ...



Zitat von Der deutsche Fernsehkrimi, Verlag J.B. Metzler, Seite 189
Rund ein Jahrzehnt vor Schimanskis erstem Bildschirmauftritt hatte der WDR mit Zollfahnder Kressin (Sieghardt Rupp) versucht, den Fernsehkommissar von seiner Ernsthaftigkeit und Biederkeit zu befreien. Kressin, ab Januar 1971 auf Sendung, war eine Mischung aus "Westentaschenbond" und Spätpubertierendem. Schnelle Autos und spärlich bekleidete Damen waren seine Passion, seine Dienstauffassung war höchst eigenwillig. Die Fälle liefen ihm quasi zu; gegebenenfalls war seine eigentliche Zuständigkeit, die Zollfahndung, Ausgangspunkt für Ermittlungen.


Die Geschichte beginnt in Schweden, wo zwei Häftlinge vom Gefängnis zum Bahnhof gebracht werden und dort einen Zug nach Kopenhagen besteigen. Dort schäkert in der Zwischenzeit Zollfahnder Kressin mit seiner dänischen Freundin. Da alle Flüge ausgebucht sind und man "im Flugzeug ohnehin nur Männern und alten Frauen begegnet", beschließt Kressin - nicht ohne Hintergedanken - mit der Bahn zu reisen. Die Fahrt nach Köln führt über die Vogelfluglinie von der Insel Lolland nach Puttgarden (auf der Insel Fehmarn), wobei der Zug auf einem Fährschiff transportiert wird. Der Schnellzug Nordexpress unterhält die Strecke Hamburg-Bremen-Köln-Lüttich-Paris Nord. Als der Zug den Bahnhof in Kopenhagen verlässt, hängt vorn ein Triebwagen der Dänischen Staatsbahnen, vermutlich aus der Schmiede der Firma MAN, die den Triebzug von der klassischen Form des Erfolgsmodells VT 115 ableiteten.

Wie in den TEE-Zügen gab es auch in den Fernschnellzügen der DB ein Schreibabteil, in dem Telefonverbindungen hergestellt und Korrespondenzen in Deutsch, Französisch und Englisch erledigt wurden. Uta Levka springt für die chloroformierte Sekretärin ein und schöpft bei Kressins zweideutigen Mitteilungen Verdacht. Sie ist neben Ivan Desny das einzige vertrauenswürdige Gesicht in dem Potpourri der Gangster. Dieser Kritikpunkt wirft ein ungünstiges Licht auf die Folge: Im Gegensatz zum Gaunerstück "Die Gentlemen bitten zur Kasse" kann man Bandenmitglieder und Beamte der Polizei nicht voneinander unterscheiden, was das Sehvergnügen deutlich schmälert. Einige markante Gesichter wie Günther Neutze, Hans Cossy, Wolfram Schaerf oder Hans Reiser hätten der Bande Profil verliehen. Einzig Karl-Heinz Hess ist mit von der Partie, allerdings in einem Hubschrauber der Staatsorgane. So stümpern die Verbrecher mehr oder weniger gut geschult durch die Zuggänge und stellen ihre unsympathischen Visagen zur Schau.

Was tun in einem solchen Fall? Richtig! Sich an den Ermittler halten. Haben wir hier eine Stütze? Einen vertrauenswürdigen Vertreter der Obrigkeit? Wohl kaum. Er flirtet sich fast ununterbrochen durch die 75 Minuten dauernde Episode und kommt erst in der letzten Viertelstunde in Fahrt. Ohne die Unterstützung des pensionierten Schiffskapitäns und der Kollegen zu Luft und Lande hätte er die Bande kaum so effektiv erledigt. Sieghardt Rupp kehrt den vorlauten Zollfahnder en vacance selbstbewusst hervor. Mit Wortwitz und Hang zur Selbstironie sorgt er für manches Schmunzeln - auch bei den Damen, obwohl er bei weitem kein Adonis ist. Schon der "Knubbel" (eine Warze?) auf seiner Wange steht diesem Bild im Wege.

Der aristokratische Ivan Desny hat leider nur eine unbedeutende Rolle als Strippenzieher im Hintergrund und vermag wenig von seinem Glanz auf die Folge abzufärben. Im Gegensatz zu Horst Tappert als Michael Donegan in "Die Gentlemen bitten zur Kasse" ist er abwesend, wenn es darauf ankommt. Hermann Lenschau ist ebenfalls nur kurz zu sehen und kann als Zollrat nur spärlich Akzente setzen. Insgesamt ermüdet die Episode vor allem wegen ihrer Länge (55 bis 60 Minuten wären ausreichend gewesen), aber auch wegen der Atmosphäre, die selbst bei einer Schwarzweiß-Sichtung nicht besser wird. Kann sein, dass mir das "Tatort"-Flair der Siebziger Jahre nicht liegt, jedenfalls bin ich froh, nur die Einzel-DVD und nicht die Box gekauft zu haben.

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

27.03.2012 17:59
#2 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Die Kressin-Krimis sind ja auch gänzlich Tatort-unpassend. Wurde ja als eigene Reihe kreiert und dann mangels anderem Material vom WDR in die Serie gehoben. Ich kann mich für die Kressins auch nicht wirklich begeistern, auch wenn vorzügliche Regisseure (von Sydow, Beauvais) mit an Bord waren.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

01.11.2012 00:51
#3 Bewertet: "Kressin und der tote Mann im Fleet" Zitat · Antworten



TATORT: KRESSIN UND DER TOTE MANN IM FLEET (1971)

mit Sieghardt Rupp, Walter Richter, Edgar Hoppe, Hermann Lenschau, Paul Verhoeven
und Eva Renzi, Sabine Sinjen, Günther Heising, Dénes Törzs, Lisa Helwig, Gerda Gmelin sowie Ivan Desny



Der Kölner Zollfahnder Kressin (Sieghardt Rupp) bekommt es nach Beendigung seiner Kreuzfahrt durch das Mittelmeer mit einer Bande von Kriminellen zu tun, die im großen Stil Drogen nach Deutschland schmuggeln. Nach der Ankunft der Reisegesellschaft in Hamburg, beobachtet er den Reiseleiter Benjamin Canitz (Siegfried Flemm) bei verdächtigen Aktivitäten. Einen Tag später fischt man ihn tot aus dem Alsterfleet. Kressin stellt eigenwillige Nachforschungen an, bei denen er dem Kollegen der Hamburger Polizei, Hauptkommissar Trimmel (Walter Richter), immer wieder in die Quere kommt. Um die Bande unbehelligt zur Strecke zu bringen, spannt er auch noch seine beiden Freundinnen Ulrike (Sabine Sinjen) und Tatjana (Eva Renzi), die er im Urlaub kennen gelernt hat, in seine Ermittlungen ein. Nach vielen gefährlichen Alleingängen steht Kressin schließlich dem Chef der Bande gegenüber...

Die Kressin-Tatorte sind sicherlich ein Fall für sich und wirken schon ein bisschen exotisch. Trotzdem kann man sagen, dass das Konzept innerhalb der Reihe (rückwirkend gesehen) bestimmt auch unkonventionell daherkommt, und sich von anderen Krimis und Ermittlern im TV abhebt, zumindest mal unterscheiden sollte. Der Fall ist klassisch aufgebaut und verläuft unter der angenehmen Regie von Peter Beauvais sehr geradlinig, die selbstironischen Passagen sorgen hier und da für eine gelungene Abwechslung und die Titelfigur arbeitet schließlich mit allen Mitteln an einer wenig zurückhaltenden Selbstinszenierung. So ist es vermutlich nahe liegend, dass die Meinungen zu den Tatort-Folgen um diesen Herrn wohl sehr weit auseinander gehen. Die Inszenierung ist einwandfrei, und auch die Spielfilmlänge lässt eigentlich kaum Leerlauf aufkommen. Das Konzept der vollendeten Tatsachen, welches hier Verwendung fand, ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Man tappt hier nicht gerade im Dunkeln, die Handlungsstränge sind zwar glasklar, aber im Endeffekt vielleicht etwas herkömmlich und vor allem vorhersehbar, und Drogenhandel ist nicht gerade mein persönlicher Favorit. "Kressin und der tote Mann im Fleet" bekommt hauptsächlich durch seine Schauplätze eine starke Façon, die "Landratten" einfach faszinierend finden müssen. Ich persönlich mag die Figur Kressin recht gerne und die Überzeichnung ist im vertretbaren Rahmen, selbst wenn man wirklich den Eindruck gewinnt, dass es sich um einen Playboy der übleren Sorte handelt, der nur nebenbei Ermittlungen anstellt. Jedoch ist es in dieser Beziehung gerade die leicht-lockere, frivole Dreiecksbesetzung, bestehend aus Sieghardt Rupp, Sabine Sinjen und Eva Renzi, die zwar im Endeffekt nur Füllmaterial für die einfache Handlung darstellen, aber bei den richtigen Antennen für große Freude sorgen können.

Wer ist eigentlich Kressin? Zunächst kann man sagen, dass er ungehobelt ist und unhöflich auch, er pfeift auf Konventionen und seine Zielstrebigkeit ist in Wahrheit wohl einfach nur Dickköpfigkeit und Kompromisslosigkeit. Wo sich die Gelegenheit bietet, schleppt er die attraktivsten Damen ab und prägt einen Begriff, der ihn insgesamt charakterisieren wird: die Unverbindlichkeit. Die perfekten Helfershelferinnen sind hierbei natürlich Eva Renzi und Sabine Sinjen, die ein hervorragendes Zusammenspiel liefern und ganz nebenbei die geheime These untermauern, dass die Frau im Endeffekt nur für den Blick der anderen Frau "lebt". Kressin schafft zwar beide, doch man fragt sich, wer hier eigentlich wen an der Leine hat. Amüsant sind die Szenen, als Kressin die beiden als Ablenkungsmanöver für die Gauner für sich einspannt, und sie sich als Nutten verkleiden müssen. Ein waschechter Farbtupfer in diesem Szenario! Kressin und Trimmel gefallen sich nebenbei in Revierkämpfen, die gegenseitige Antipathie beruht vollkommen auf Gegenseitigkeit. Ivan Desny als Dauergegner Sievers verleiht der Szenerie etwas weltmännisches, die Charaktere und die Interpretationen vermitteln insgesamt mangelnde Ernsthaftigkeit auf sehr hohem Niveau, was ich durchaus positiv meine. Mich persönlich hat bei diesem "Tatort" tatsächlich weniger der eigentliche Fall interessiert, als die vielen Sticheleien, die abwechslungsreichen Spielchen und das facettenreiche Schauspiel, mit seinen auffällig originellen Dialogen. So kann Unterhaltung eben auch aussehen. So wirken die Action-Einlagen, die tollen Schauplätze, beispielsweise auch die aufschlussreichen Szenen in der Pathologie oder im Schlafzimmer quasi wie Randerscheinungen. Dass am Ende alles in vermutete Bahnen läuft, rundet das Geschehen schließlich angenehm ab. Mich hat das Alles gut unterhalten, aber das kann man wohl auch nur sagen, wenn man wie ich nur alle Jubeljahre mal einen "Tatort" anschaut. Ich bin jedenfalls zufrieden mit der Kressin-Box, in der noch "Kressin und der Laster nach Lüttich" und "Kressin stoppt den Nordexpress" enthalten sind.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

10.12.2015 13:30
#4 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Habe mir kürzlich auf DVD den Tatort-Klassiker "Kressin stoppt den Nordexpress" mit Sieghardt Rupp als Zollfahnder Kressin angesehen, dem die Frauen damals aus mir völlig unverständlichen Gründen gleich reihenweise zu Füßen gelegen haben.

Zwei Schwerverbrecher sind im Ausland gefasst worden. Die deutsche Kripo holt sie ab und transportiert sie in einem Sonderabteil des Nordexpress über Kopenhagen und Puttgarden nach Köln. Die Bande mit ihrem Chef Sievers plant die Befreiung der beiden. Mitglieder dieser Bande ersetzen Lokomotivführer und Zugpersonal durch ihre Leute, um den Nordexpress an einer ihnen genehmen Stelle gefahrlos anhalten zu können. Kressin, auf dem Rückweg aus Dänemark, wo er sich um Pornoschmuggel zu kümmern hatte, ist mit im Zug. Ihm gelingt es letztendlich, die Befreiung der Schwerverbrecher zu verhindern.

Trotz Kressins ständig nervender Frauenanmasche gehört dieser Klassiker zu meinen Lieblings-Tatorten, u.a. auch deshalb, weil der Film neben einer spannenden Handlung einige Einblicke in den Eisenbahnbetrieb der 1970er-Jahre bietet. Es werden Aspekte der Stellwerks- und Zugleittechnik sowie des Fahrdienstes beleuchtet, wofür ich mich in meiner Jugend sehr interessiert hatte.

In einer Nebenrolle war übrigens die kürzlich leider verstorbene Synchronschauspielerin Dagmar Heller als Zugsekretärin zu sehen, die mit acht Synchronrollen die meisten Einsätze in 007-Filmen gehabt haben dürfte. Mit Edgar Hoppe, Hermann Lenschau und Dietrich Frauboes hatten hier noch weitere auch als Synchronsprecher bekannte Schauspieler ihren Auftritt.

Ganz lustig finde ich folgende Szene: Der Lokführer des Nordexpress erhält im Bahnhof Puttgarden vom Fahrdienstleiter den Befehl, außerplanmäßig im Bahnhof Heringsdorf zu halten, um einen Bundestagsabgeordneten auf dessen Reise in die damalige Bundeshauptstadt Bonn zusteigen zu lassen. Da die Bandenmitglieder nach Übernahme der Diesellok von dem außerplanmäßigen Halt in Heringsdorf nichts wissen, lassen sie den Zug dort durchdonnern und den Bundestagsabgeordneten mit einem ziemlich dummen Gesicht zurück. Das hat mich doch glatt an manch dumme Gesichter von Mutti Merkel & Co. aufgrund aktueller Umfrageergebnisse zur Beliebtheit von Politikern erinnert.

Eine andere Szene dagegen würde heute bestimmt so nicht mehr in einem Tatort oder einer anderen deutschen Produktion gedreht: Die Gangster Bruno und Salomon – letzterer afroamerikanischer Abstammung – steigen während der Fahrt mit Hilfe einer klappbaren Leiter durch eine eingeschlagene Scheibe in den hinteren Führerstand der Lokomotive ein. Just in diesem Augenblick passiert der Zug eine Gleisbaustelle und ein Bauarbeiter beobachtet den Vorgang, wird aber von seinem Vorarbeiter zunächst nicht ernstgenommen ("Da is’n Neger auf die Lok geklettert!" – "Ach was, wenn einer während der Fahrt auf ’ne Lok klettert, dann ist es natürlich ein Neger."). Ich denke mal, dass jede/r hier weiß, was ich meine.

Gruß
Klaus

"Henry Lightman, nochmal werd' ich Ihren Tee nicht trinken!"

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

11.12.2015 10:42
#5 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Danke für die Erinnerung an diesen Tatort im DB-Milieu. Ich habe ihn mir sofort mal (nochmal?) angesehen. Obwohl Kressin jetzt nicht direkt mein Fall ist, finde ich diese Folge wirklich gut. Die alte Bundesbahn, Bahnpolizei usw. - da werden Erinnerungen wach. Und natürlich das "Überfallkommando" der "grünen" Polizei ... toll (Uniformen, Hanomag-Mannschaftswagen)!

Was ich von den aktuellen Tatorten (einschließlich den "so nicht mehr möglichen Szenen") halte, habe ich ja schon mehrfach geschrieben.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.12.2015 14:50
#6 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Mir hat die Folge ebenfalls mehr zugesagt als Percy Lister:

Tatort: Kressin stoppt den Nordexpress
Zolloberinspektor Kressin ermittelt in Kopenhagen und Schleswig-Holstein


Episode 7 der TV-Kriminalserie, BRD 1971. Regie: Rolf von Sydow. Drehbuch: Wolfgang Menge. Mit: Sieghardt Rupp (Zolloberinspektor Kressin), Hermann Lenschau (Zollrat), Edgar Hoppe (Kriminalmeister Höffgen). In Gastrollen: Yvonne Ingdal, Gitte Hænning, Ivan Desny, Karl-Heinz Otto, Dieter Wagner, Uta Levka, Nino Korda, Heinz Günter Kilian, Imo Heite, Allan Evans u.a. Erstsendung: 2. Mai 1971, ARD. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.

Zitat von Tatort (7): Kressin stoppt den Nordexpress
Schwere Jungs im schnellen Zug: Brockhoff und Katolli sind in Stockholm endlich verhaftet worden und werden mit dem Nordexpress der deutschen Justiz überstellt. An Bord desselben Zuges befindet sich ab Kopenhagen auch Zollfahnder Kressin, der in einem anderen Fall nach Köln zurückbeordert wurde. Ihm fallen zunächst kleine Details auf, die seinen Verdacht erregen, bis plötzlich alles einen Sinn ergibt: Die Helfershelfer der Bande, zu der auch Brockhoff und Katolli gehörten, haben den Zug gekapert und planen, die beiden Inhaftierten zu befreien. Kann Kressin dieses Unterfangen noch verhindern?


Kressin verhält sich nicht wie andere Ermittler und ist in gewisser Hinsicht ein früher Vorbote auf die Unkonventionalität der späteren Schimanski-Figur. Der Zollfahnder macht zwar einen guten Job, betritt dafür aber sonderbare Pfade und stellt bei allen Unternehmungen sein persönliches Vergnügen in den Vordergrund. Dieses verschafft er sich vor allem durch ungenierte Flirterei mit allen hübschen Frauen, denen er bei seinen Ermittlungen begegnet. Und wen sonst als Kressin hätte man auch nach Kopenhagen schicken sollen, um dänische Pornosünder auffliegen zu lassen? Dieser ohnehin gern verwendete Stereotyp von der profitablen Branche unserer nördlichen Nachbarn (man erinnere sich z.B. an den ersten „Olsenbande“-Film) zieht sich dann wie ein Running Gag durch den „Tatort“, der sich allerdings schnell wichtigeren Problemen zuwendet.

Rolf von Sydow inszenierte in einem dem Express angemessenen Tempo und bringt die spannende Handlung in 75 Minuten über die Bühne. Dabei gelingt es ihm immer wieder, zwischen dem ohnehin schon aufregenden Gefangenentransport, den Aktionen der Gangsterbande und den Kombinationen Kressins hin- und herzuwechseln, ohne den roten Faden zu verlieren, und nebenbei sogar noch reichlich willkommenes Eisenbahn- und Lokalkolorit einzubauen. Die Strecke des Zuges verleiht der Produktion des Kölner Senders ein angenehm nordisches Flair.

Persönlich habe ich nichts gegen Kressins Auftreten einzuwenden. Einen Ermittler zu sehen, der vom Schema des ewigen Tugendbolds abweicht, ist ganz erfrischend, wenn am Ende das Ergebnis stimmt. Kressin ist selbstbewusst und clever, weiß, wie weit er gehen kann und welche Stärken ihm helfen werden, die Verbrecher aufzuhalten, einzulullen, anzugreifen etc. In der Tat kommt Ivan Desnys böse Variation der Donnegan-Figur demgegenüber bedauerlich kurz, was aber nur durch seine Anwesenheit an Bord des Zuges hätte geändert werden können. Ich finde es insgesamt realistischer, dass sich der Bandenchef die Hände nicht selbst schmutzig macht und am Ende unbemerkt und unbestraft wieder von dannen fährt (war das ein liechtensteinisches Kennzeichen?).

Uta Levka spielt nur ein kleines Rädchen im Getriebe der Organisation – ihr Auftritt wird nur für echte Fans von Bedeutung sein. Interessanter fand ich die Präsenz selten gesehener skandinavischer Darstellerinnen sowie das amüsante ältere Ehepaar, das eine Musterrolle v.a. für die ebenfalls aus Wallace („Die Bande des Schreckens“) bekannte Marga Maasberg bereithält. Sie vertritt auch ein Stück weit die Position des Zuschauers, der sich aus dem Geschehen im Gegensatz zu den abenteuerlustigen Protagonisten lieber heraushalten würde, ist die Gefahr an Bord wegen begrenzter Hilfe und fehlender Fluchtmöglichkeiten doch wirklich sehr präsent.

Das Trio von Sydow / Menge / Rupp stellte mit seinen überzeugenden Leistungen die Weichen für das Gelingen der „Nordexpress“-Folge. Dass hier eher „tatort“-unüblich zu Werke gegangen wird, wirkt sich für mein Dafürhalten in jeder Hinsicht positiv aus. Lediglich dem Schwachpunkt mit einem fehlenden präsenten „Hauptgegner“ für Kressin kann ich mich anschließen, da dieser aber verzeihlich ist, kommt mein Zug bei 4,5 von 5 Punkten zum Stehen.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

13.12.2015 16:44
#7 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #6
Persönlich habe ich nichts gegen Kressins Auftreten einzuwenden. Einen Ermittler zu sehen, der vom Schema des ewigen Tugendbolds abweicht, ist ganz erfrischend, wenn am Ende das Ergebnis stimmt. Kressin ist selbstbewusst und clever, weiß, wie weit er gehen kann und welche Stärken ihm helfen werden, die Verbrecher aufzuhalten, einzulullen, anzugreifen etc.

Ein Super-Beitrag zu dieser Folge, @Gubanov, auch wenn ich Kressin etwas anders wahrgenommen habe. Er war für mich eine Art 70er-Jahre-Schimanski mit teilweise flegelhaftem Benehmen und sein in der Tat vorhandenes Selbstbewusstsein vermischte sich für mein Empfinden eine Spur zu häufig mit unerträglicher Arroganz, wie beispielsweise in der Nordexpress-Episode, als er während des Telefonats mit seinem Vorgesetzten ziemlich abgehoben über die anwesende Zugsekretärin in der dritten Person spricht. Und dass er fast schon Tag und Nacht quasi hinter jedem Rock her war und dabei meistens auch noch Erfolg hatte, ging mir ebenfalls mächtig auf den Zeiger, aber vielleicht spricht aus mir hier nur der blanke Neid?!? Trotzdem bin ich bis heute ein Fan der Kressin-Tatorte geblieben, von denen die obengenannte Folge mein persönlicher Favorit ist!


Mein Zug stoppt hier erst bei 5 von 5 Punkten.

Gruß
Klaus

"Henry Lightman, nochmal werd' ich Ihren Tee nicht trinken!"

Jan Offline




Beiträge: 1.753

13.12.2015 18:14
#8 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Ich bin auch ein ausgesprochener Kressin-Fan! Menges Bücher haben das gewisse politisch Inkorrekte. Prinzipiell ist Kressin ja doch ein ziemlich stinkfauler Beamter. Was jeder Bundesbürger immer dachte (und denkt), kam hier mit Kressin auf die Mattscheibe, kaschiert nur durch sein joviales Auftreten, was ihn trotz seiner Unwilligkeit dann doch wieder sympathisch erscheinen ließ. Kressin ist der Held und doch der Antiheld. Sievers geht ihm immer wieder durch die Lappen (was für die Geschichten prinzipiell ohne Belang ist), währenddessen ihm die hübschen Mädels reihenweise ins Netz gehen.

Die Figur entwickelte Menge eigentlich für Heinz Bennent. Man merkt das sogar, bilde ich mir ein, an einigen Textpassagen in "Kressin und der tote Mann im Fleet". Heinz Bennent wurde erst kurz vor den Dreharbeiten zum ersten Kressin durch Sieghardt Rupp ersetzt, weil sich einer der Regisseure geweigert habe, mit Bennent zu drehen. Besonders ärgerte sich Menge in der Rückschau darüber, Eva Renzi und Sabine Sinjen nicht dauerhaft beibehalten zu haben. So Menge in der ARD-Doku "Taten, Orte, Kommissare".

Gruß
Jan

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

13.12.2015 20:47
#9 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Absolut: Menge ist eine echte Bereicherung und war sichtlich erbost über die Entscheidung bezüglich Kressin. Doch gerade die Kombination eines exzellenten Drehbuchs mit der antikorrekten Person Kressin ist der Grund für die Beliebtheit der Kressin-Folgen. Inzwischen stelle ich beim zigmaligen Anschauen meiner Lieblings-Tatorte fest, dass davon sehr viele nach Menge-Drehbüchern gedreht wurden. Es gab ja mal gegen Ende der 70er einen "Eklat", in dem in den TV-Medien darüber berichtet wurde, dass die guten Drehbücher ausgehen (bis hin zum Aufruf, gute Drehbücher einzureichen). In der Tat, war die Menge der qualitativ guten klassischen WhoDoneIt-Drehbücher am Abnehmen und es gab mit den "Columbo"-Drehbüchern den Wendepunkt aus der "Krise" hin zum HeDoesIt. Der nächste Wendepunkt kam später mit den schnellen Schnitten, die einem in der Regel keine Gelegenheit mehr zum Kombinieren geben.

Gruß
Havi17

Ray Offline



Beiträge: 1.928

14.01.2021 00:57
#10 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Mir hat "Kressin und der Laster nach Lüttich" gut gefalle. Rupp fällt unter den Tatort-Ermittlern sicher aus der Reihe, erinnerte mich ein wenig an die Tatorte mit Mehmet Kurtulus, mit das letzte, was ich vom "Tatort" in den vergangenen Jahren gesehen habe. Schnieke gekleidet und gestylt, schicker Sportwagen, flinke Fäuste. Dazu regelmäßige Orts- und Schauplatzwechsel und viele bekannte Gesichter - kurzweilige Unterhaltung.

Sehr gewundert hat mich allerdings der Mini-Auftritt von Claudia Butenuth. Sie war doch an und für sich damals ganz gut im Geschäft...

Jan Offline




Beiträge: 1.753

14.01.2021 23:10
#11 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Angeregt durch die jüngsten WDR-Ausstrahlungen - der erste Kressin aus 1971:

Tatort: Kressin und der tote Mann im Fleet
TV-Kriminalfilm BRD 1971 • mit Sieghardt Rupp, Eva Renzi, Sabine Sinjen, Ivan Desny, Walter Richter, Edgar Bessen, Hermann Lenschau, Günther Heising, Dénes Törzs, Hans Hessling und als Gerichtsmediziner: Paul Verhoeven • Musik: Klaus Doldinger • Drehbuch: Wolfgang Menge • Kamera: Jost Vacano • Schnitt: Alexandra Anata • Produktion: Gunther Witte
Regie: Peter Beauvais
Eine Produktion des WDR


Eigentlich hätte alles so schön sein können: In seinem schwer erarbeiteten Urlaub auf hoher See will der Kölner Zollfahner Kressin eigentlich ausschließlich das schöne Wetter genießen und sich mit den beiden leichtlebigen Damen Ulrike und Tatjana vergnügen. Kurz vor dem Einlaufen in den Hamburger Hafen muss er jedoch mit ansehen, wie der Reiseleiter seiner Ausflugsgruppe auffällig orange Bälle ins Wasser wirft, die sogleich von einem Motorboot wieder herausgefischt werden. Im Hafen angelandet, gesellen sich Ulrike, Tatjana und ihr "Kressi" in die Stadt und quartieren sich in ein vornehmes Hotel ein. Am Morgen darauf schlägt Kressin die Zeitung auf und entdeckt das Foto des Bälle werfenden Reiseleiters. Der Mann ist tot. Mehr gezwungenermaßen bequemt sich der Zollfahnder zu Hamburgs Hauptkommissar Trimmel, um diesem seine Beobachtungen an Bord zu schildern. Gemeinsam mit Trimmel und dessen Assistenten Höffgen nimmt der Zollfahnder mit Unterstützung der beiden Damen Ulrike und Tatjana die Ermittlungen auf und kommt auf die Spur des vermögenden Geschäftsmannes Sievers, der in einer edlen Hamburger Villa seinen Tag mit einer Carrera-Bahn zu verbringen scheint. Kressin wittert schnell, dass Sievers neben der Hatz mit den Rennautos im heimischen Wohnzimmer noch andere Interessen hegt.

Dieser erste Kressin, gedreht im Juni/Juli 1970 weitgehend an Hamburger Originalschauplätzen, dürfte bei seiner Erstausstrahlung am 10. Januar 1971 in gleich mehrfacher Hinsicht eingeschlagen sein wie eine Bombe. Zum einen war die Sehbeteiligung angesichts der jungen Serie (der erste Kressin war der dritte "Tatort" überhaupt) ohnehin hoch. Zum anderen suhlte sich Autor Wolfgang Menge mit seiner Figur des Zollfahnders Kressin geradezu in einem wahren Füllhorn an Provokationen, die zweifelsohne ihren Gipfel in der nonchalant zur Schau gestellten Liason des Helden Kressin mit gleich zwei verheirateten Frauen fand. Menge merkte später an, sein größter Fehler bei der Weiterentwicklung der Figur des Kressin sei es gewesen, die Konstellation mit den zwei Frauen nicht beibehalten zu haben. Man kann Menge in diesem Punkt nur zustimmen. Die beiden von ihm entwickelten Figuren Ulrike und Tatjana bieten einen gelungenen Kontrast und ein gewichtiges Gegenstück zum ganzen Kerl Kressin. Selbstbewusst, keck, nicht auf den Mund gefallen, sarkastisch und von Konventionen angeödet schlawenzeln die beiden Damen, wunderbar lakonisch von Sabine Sinjen und Eva Renzi darsgestellt, um den bei so viel weiblicher Herausforderung streckenweise geradewegs erschöpften Zollfahnder herum. Gekonnte Einlagen als angetrunkene Bordsteinschwalben zur Ablenkung, um dem Zollfahnder heikle Untersuchungen zu ermöglichen, runden das Bild ab. Diese Dreier-Konstellation hätte das Zeug gehabt, deutlich mehr Einsätze zu bestehen und - ganz nebenbei bemerkt - den bigotten Teil der Zuschauerschaft auf die Palme zu bringen.

Sieghardt Rupp selbst darf als Idealbesetzung des Zollfahnders gelten. Sein Kressin ist im Prinzip ein durch und durch reichlich bequemer Charakter. Eigentlich wäre er gerne direkt nach der Schule Rentner geworden, wie er zu berichten weiß, und mit exakt diesem Elan scheint er zunächst auch an seine Arbeit zu gehen, ehe ihn der Fall packt und er fortan mit zumeist vollem Körpereinsatz agiert. Sieghardt Rupp gibt dieser Figur schon physiognomisch die erforderliche Männlichkeit mit auf den Weg. Kressin scheint geradezu vor Testosteron zu strotzen, wirkt zugleich aber bisweilen auch hilflos, die ganze Kraft zielgerichtet einzusetzen. Beachtlich sind dabei Rupps Einsätze bei den actionlastigen Szenen und den zahlreichen Hauereien. Ohne Double schmeißt er sich zum Ende seines ersten Falles eine bemerkenswert lange Treppe hinunter, steht wieder auf und spielt die Einstellung zu Ende. Es ist diese Authentizität, die Rupp einbringt und die aus der Figur des Kressin schon im Erstling etwas unverkennbar Besonderes zu machen imstande ist.

Dauergegenspieler Kressins in diesem wie in allen folgenden Episoden um den Zollfahnder ist der kreative wie rücksichtslose Geschäftsmann Sievers, mit der ihm eigenen Noblesse dargestellt durch Ivan Desny. Betrachtet man die Charaktere bereits im ersten Kressin-Einsatz genauer, so stellt man unweigerlich fest, dass Autor Wolfgang Menge hier zwei Alpha-Tierchen entworfen hat, die sich im Grunde ihres Wesens eigentlich gleich sind. Währenddessen Sievers da zu sein scheint, wo Kressin als "gewünschter Rentner" nur allzu gerne wäre, beeindruckt Kressin anders herum Sievers durch seine zupackende Art kaum minder. Zweifelsohne respektieren die beiden sich zutiefst, und Wolfgang Menge führt insofern gekonnt vor, wie eng doch Gut und Böse bisweilen auch charakterlich beieinander sein können.

Dass für den ersten Kressin-Einsatz der renommierte und ambitionierte TV-Film-Pionier Peter Beauvais gewählt wurde, verwundert fast noch etwas mehr als seine Verpflichtung gut zwei Jahre zuvor für den Francis-Durbridge-Krimi "Ein Mann namens Harry Brent". Beauvais galt weder vor Durbridge noch danach als ausgemachter Krimi-Regisseur. Umso erstaunlicher ist, dass seine beiden Ausflüge ins Kriminalistische beide überaus gut gelungen sind. Beauvais erzeugt in seinem Kressin-Beitrag durch zahlreiche Außenaufnahmen allerlei Hamburger Lokalcholorit. Gerade die in der Nacht inszenierten Szenen auf dem Gelände der MARA-Export glänzen zudem durch saubere Spannung und der einzige Mord in diesem Film kommt zwar überraschend, dafür aber heftig. Abgesehen von einem minimalen Hänger des Tempos in der Mitte des Films läuft die Handlung rasant und ohne Brüche. Unterstützt wurde Regisseur Beuvais - neben dem famosen Drehbuch Wolfgang Menges - durch den später zurecht mehrfach ausgezeichneten Kameramann Jost Vacano, der hier viel mit der Handkamera filmte und so Beauvais' Hang zu frei gesprochenen Dialogen und den bisweilen fast dokumentarisch anmutenden Einsatz echter Polizisten, Zöllner und Gerichtsmedizinern anstatt Schauspielern gekonnt unterstützte.

Der erste Kressin - ein Volltreffer! Unverfroren, respektlos und actionreich mischt ein Zollfahnder die bundesdeutsche Betulichkeit auf. Ironisch spielt Autor Wolfgang Menge zudem auf bürgerliche Konventionen an und verrät mit seiner Figur Kressin unverhohlen, was er davon hält. 5 von 5 Punkten.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

14.01.2021 23:16
#12 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Eine tolle und sehr spannende "Tatort"-Folge, wenn auch nicht mit meinem "Lieblingskommissar" ( ist ja eher ein "Zollfahnder" ), denn diese sind und bleiben, "Finke" ( Klaus Schwarzkopf ) und "Haferkamp" ( Hansjörg Felmy )..."die beiden sind so cool"!!!.

Mich haben bei "Kressin" immer die vielen Weibergeschichten neben der Krimihandlung gestört...das ist auch schon für die "James Bond"-Serie der Todesstoß, meinerseits, gewesen ( mochte die Reihe deswegen und auch wegen der übertriebenen unrealistischen Actionszenen nicht, dennoch waren Roger Moore und George Lazenby, meine "Liebings-Bonds...wenn ich sie schon mal schaue ), denn ich mag diese "Schmusereien in der Kiste" eben während des Falles nicht ( bei Wallace kam das immer zum Schluß, wenn der Fall ordnungsgemäß und vollständig geklärt war, wie es sich eben gehört )!!!.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

15.01.2021 08:21
#13 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Gerade diese "Weibergeschichten" wie Du sie nennst, waren das Besondere einer auslaufenden Ära, in der
Männer die Hauptrolle spielten und Frauen hübsch und nett sein sollten. Allerdings gab es bei Kressin
gerade dabei eine Kehrtwende in der selbstbewußte Frauen die weiblichen Gegenparts spielten. Besonders
deutlich wird das in der Szene wo Kressin dem alten Trimmel erklärt, daß es ich nicht um Fräuleins,
sondern um Frauen handelt und er darauf mit "Klar" kontert. Eine herrliche Szene die kurz und bündig
den Wandel hin zu Patchwork und wie auch immer andeutet und die alte Generation das mit zynischem
Humor kontert. Das ist nicht die einzige Szene in der es solche Seitenhiebe gibt. Die Frauen in Kressin
entsprachen damals ganz und gar nicht dem typischen Durchschnitt, da war das Fernsehen etwas seiner
Zeit voraus.
Betrachtet ich mir das heutige Männerbild in TV-Produktionen, stark geprägt von weiblichen Redakteuren,
so bilden nur wenige wie z.B. Schimanski oder der "Bulle" eine Ausnahme. Auch die smarte Ausdrucksweise
der beiden Frauen ist in vielen TV-Produktionen die ich geasehen habe nicht mehr die Regel. Diskutieren,
schreien und Selbstbestätigung von Frauen konnte ich dafür häufiger vorzufinden. Filme in welchen Männer
wie Kressin mit ihren empfindlichen und starken Seiten eine Hauptrolle spielen sehe ich in den TV-Produktionen
von heute eher ziemlich selten. Vor diesem Hintergrund kann ich es gut verstehen, daß dieses antiquierte
Männerbild bei TV-Produktionen als auch im Kino, z.B. bei James Bond wie Du cshreibst ein Todesstoß
sein kann. Roger Moore fand ich dabei noch am niveauvollsten und smartesten, das trifft m.E. auch für
Lazenby zu. Insofern denke ich Dich haben wir uns verstanden Mönch.

Welche Film-DVD liegt gerade bei euch im Player? (71) Thread #1055

Gruss
Havi17

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

15.01.2021 10:17
#14 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Zitat von Havi17 im Beitrag #13
Insofern denke ich Dich haben wir uns verstanden Mönch.



Klar 😜😂

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

15.01.2021 20:25
#15 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Genau und deswegen fand ich Roger Moore und George Lazenby auch noch als "Bond" super und ansehbar, wenn schon "Bond", dann bitte mit Moore und Lazenby!!!.

Zumal George Lazenby auch der einzigste "Bond" gewesen war, der am Ende solide wurde ( er hat eine feste Frau gefunden und es ging ans Heiraten ), dass fand ich toll, er war eben nicht der "Bettenhengst" wie die anderen Bonds, wie "Connery", "Craig", "Brosnan" und "Dalton", die alle nicht das Niveau von Moore und Lazenby hatten!!!.

Genau wie beim "Tatort", hier waren die besagten Kommissare "Finke" und "Haferkamp" meine absoluten Lieblinge, weil sie sehr solide vorkamen und auch so ermittelten...bei Klaus Schwarzkopf alias "Finke" kam gar keine Frau in seinem Leben vor und bei Hansjörg Felmy alias "Haferkamp" spielte seine filmische EX-Frau ( Karin Eickelbaum ) immer mit und half ihm bei den Ermittlungen, aber auch alles jugendfrei!!!.

Zumal gehören Klaus Schwarzkopf und Hansjörg Felmy zu meinen Lieblingsschauspielern!!!.

Gruß

- "Der Mönch mit der Peitsche" -

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