Zitat von Jan im Beitrag #75Spätestens im zweiten Teil wird ja deutlich, dass Harry Brent auf der guten Seite steht
Wollte ich schon oben anmerken: du verwechselt Cliffhanger von Teil 1 und Teil 2: - erst der 2. Cliffhanger ist der, in dem Brents Verlobte ohnmächtig auf dem Sofa zusammenklappt: also bleibt die undurchsichtige Rolle Brents bis zum 3. deutschen Teil erhalten, in der engl. Fassung wird auch erst im 6. Teil aufgelöst ob er gut oder böse ist (ähnlich wie Albert Lievens Part in "Der Andere")
Zitat von Jan im Beitrag #75Wie ein Blitz [...] Das bisschen Mehr an Blut und Hysterie entspricht eher dem Zeitgeist
Wobei das Blut auch nicht im Drehbuch stand und ganz gegen Durbridges Grundsätze verstieß - das war Rolf von Sydows Idee.
Zitat von Jan im Beitrag #75erheblich weniger Studioaufnahmen, von Sydow inszenierte komplett auf Film, mit Hardy Krüger gab es einen Weltstar als Protagonisten
Rolf von Sydow sagt in einem TV-Interview auch, dass es im Jahre 1971 nicht mehr möglich sei, einen Durbridge im Kölner Studio zu prodzuieren und das die Landschaft ganz wesentlich zur Stimmung des Films beiträgt.
Zitat von Jan im Beitrag #75Spätestens im zweiten Teil wird ja deutlich, dass Harry Brent auf der guten Seite steht
Wollte ich schon oben anmerken: du verwechselt Cliffhanger von Teil 1 und Teil 2: - erst der 2. Cliffhanger ist der, in dem Brents Verlobte ohnmächtig auf dem Sofa zusammenklappt: also bleibt die undurchsichtige Rolle Brents bis zum 3. deutschen Teil erhalten, in der engl. Fassung wird auch erst im 6. Teil aufgelöst ob er gut oder böse ist (ähnlich wie Albert Lievens Part in "Der Andere")
Danke für die Korrektur, Georg. Hatte ich in der Tat völlig falsch im Gedächtnis. Dann ist das (für mich) nur noch klarer, dass man mit der Besetzung hier alles richtig gemacht hat.
Gruß Jan
Gubanov
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23.02.2018 17:20
#78 RE: Bewertet TV: "Ein Mann namens Harry Brent" (1968, 8)
Zu „Harry Brent“ gehen die Meinungen ja extrem auseinander – ich muss leider mein negatives Urteil von der Erstsichtung beibehalten.
Francis Durbridge: Ein Mann namens Harry Brent (Teil 1)
Teil 1 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1967. Regie: Peter Beauvais. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Günther Ungeheuer (Harry Brent), Brigitte Grothum (Jane Conway), Peter Ehrlich (Inspector James Wallace), Wolfgang Preiss (George Conway), Paul Verhoeven (Samuel Fielding), Christiane Nielsen (Phyllis Brother), Gert Haucke (William Brother), Dirk Dautzenberg (Sergeant Roy Philipps), Barbara Frey (Barbara Smith) u.a. Erstsendung: 15. Januar 1968. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Ein Mann namens Harry Brent (Teil 1)Bei einem Vorstellungsgespräch erschießt die Bewerberin Barbara Smith ihren Chef in spe, den Maschinenfabrikanten Samuel Fielding. Vom Vorzimmer aus hören Jane Conway und ihr Freund Harry Brent den Schuss; Brent nimmt der traumatisierten Frau sogar nach der Tat die Pistole ab. Dennoch gerät er ins Fadenkreuz der Ermittlungen von Inspector Wallace, denn obwohl Harry Brent angibt, von Barbara Smith vorher noch nichts gehört zu haben und Samuel Fielding erst seit zwei Wochen zu kennen, tauchen mehrere Hinweise auf, die eine andere Sprache sprechen. Selbst als auf Brent ein Anschlag erübt wird, macht ihn das nicht unverdächtiger. Selbst Jane Conway, die auch mit dem Inspector privat bekannt ist, muss sich fragen, ob sie Harry Brent noch vertrauen kann ...
Obgleich Ende der 1960er und im Laufe der 1970er Jahre noch vier weitere Francis-Durbridge-Mehrteiler entstanden, lichtete sich nach „Melissa“ der bisher gewohnte jährliche Takt für große Straßenfeger des britischen Autors. Im Januar 1967 nahm die ARD zum ersten Mal durbridge-frei, kehrte aber ein Jahr später mit der Beteuerung, sich stilistisch komplett reformiert zu haben, zum gewohnten Cliffhanger-Krimi zurück. In der Rückschau stellt sich die Frage, inwiefern eine radikale Änderung der Herangehensweise nach dem sehr gelungenen Dreiteiler „Melissa“ überhaupt nötig war bzw. ob es sich – gerade wenn man das Endergebnis mit „Ein Mann namens Harry Brent“ vergleicht – nicht vielmehr um eine Verschlimmbesserung handelt. „Harry Brent“ wirkt im Vergleich zum luftigen Krimimärchen der Paul-May-Schmiede deutlich weniger einladend, aufgrund der Rückkehr zur Ampex-Technik rückschrittlicher und trotz England-Aufnahmen sogar erstaunlich bieder. Was Peter Beauvais als realistischere, modernere Herangehensweise an Durbridge aufzog, hinterlässt beim Zuschauer schlicht einen unattraktiveren, billigeren Eindruck.
Dazu tragen die sehr eigenwilligen, nicht selten vollgestopft oder unrealistisch erscheinenden Studiokulissen ebenso bei wie eine für Durbridge-Verhältnisse eher laue Besetzung, der es an einem ausgesprochenen Sympathieträger wie Tim Frazer, Guy Foster oder Inspector Yates fehlt. Die Hauptfiguren dieses Krimis sind alle derart miteinander verquickt, dass es schwer fällt, sich auch nur mit einer Person zu identifizieren. Im Gegensatz zu seinen unter Verdacht stehenden Vorgängern, die man schnell als offenkundig unschuldig von der Liste streichen konnte, erweckt Günther Ungeheuer tatsächlich einen äußerst zwielichtigen Eindruck. Man mag diesen Unterschied sogar als Stärke im Rätselfaktor empfinden, andererseits geht damit aber auch die Verbindung des Publikums zu seinem Charakter ein Stückweit verloren. Eine bislang kaum zum selbstständigen Agieren kommende Brigitte Grothum als Frau zwischen ihm und Peter Ehrlich ist auch nicht dazu angetan, eine belastbare Brücke zu spannen. Als am solidesten erweist sich tatsächlich Ehrlich, wenngleich es ihm als leitendem Ermittler natürlich schwerfällt, die Fußstapfen eines Siegfried Lowitz, Albert Lieven oder Siegfried Wischnewski auszufüllen.
Leider ist der erste Teil von einer weitgehenden Konfusität geprägt, die weniger als in anderen Fällen Rätsel aufgibt, sondern vielmehr zu Längen und inhaltlichem Leerlauf führt. Für das unerklärliche Verhalten von Barbara Smith liegt zum Beispiel selbst nach ihrem Filmtod nicht der geringste Erklärungsansatz vor. Durbridge beschränkt sich stattdessen auf die altbekannte Strategie, Hinweise gegen die Hauptfigur aufzutürmen, die ihre Wirkung tatsächlich nicht verfehlen, aber auch nicht so faszinierend ausfallen wie etwa David Hendersons Klemme in „Der Andere“ oder Guy Fosters angeblicher Wahnsinn in „Melissa“. Harry Brent wird zwar auch körperlich in Form eines Anschlags übel mitgespielt, dieser ist jedoch ungelenk und überschnell inszeniert, sodass er kaum Einfluss auf das Tempo oder das Gefühl lauernder Bedrohung, wie es sich bei so manch anderem Durbridge einstellte, nimmt. Positiv zu vermerken bleibt da einzig die interessante Zeugenrolle Christiane Nielsens, die in einer – abermals leider hoffnungslos unmotivierten – „Action“-Einlage am Ende des ersten Teils zum Schweigen gebracht wird.
Gubanov
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24.02.2018 20:45
#79 RE: Bewertet TV: "Ein Mann namens Harry Brent" (1968, 8)
Francis Durbridge: Ein Mann namens Harry Brent (Teil 2)
Teil 2 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1967. Regie: Peter Beauvais. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Günther Ungeheuer (Harry Brent), Brigitte Grothum (Jane Conway), Peter Ehrlich (Inspector James Wallace), Wolfgang Preiss (George Conway), Gert Haucke (William Brother), Dirk Dautzenberg (Sergeant Roy Philipps), Ilsemarie Schnering (Mrs. Green), Wolfram Schaerf (Kevin Jason), Anneliese Römer (Jacqueline Dawson) u.a. Erstsendung: 15. Januar 1968. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Ein Mann namens Harry Brent (Teil 2)Phyllis Brother wird tödlich attackiert, nachdem sie behauptet, Harry Brent sei schon länger mit Samuel Fielding bekannt. Ihr Mann verstrickt sich ebenfalls in Widersprüche, zumal er sich mit auffälligem Interesse um einen Füllfederhalter bemüht, der sich im Besitz des ermordeten Mr. Fielding befand. Vor seinem Geschäft wird der Handlanger Kevin Jason verhaftet, der hartnäckig über die Hintergründe des Verbrechens schweigt. Doch Inspector Wallace erzielt Teilerfolge: Mithilfe eines heimlich aufgenommenen Films kann er beweisen, dass Mrs. Brother die Wahrheit über Brents und Fieldings Bekanntschaft ausgesagt hatte. Warum nur hat es dann ein Scharfschütze auf Harry Brent abgesehen?
Mit dräuender Schwere kriecht „Ein Mann namens Harry Brent“ seinem Ende entgegen. Obwohl von „Die Schlüssel“ über „Melissa“ bis zu diesem Krimi die Dreiteiler jeweils auf immer kürzere Laufzeiten eingedampft wurden, fühlt es sich diesmal so an, als hätte Peter Beauvais in Zeitlupe gearbeitet. Von der mühelosen Übersetzung der dialoglastigen Stoffe auf den Fernsehbildschirm, wie sie bei Hoene, Quest und May zu beobachten war und auch charakteristisch für von Sydows folgende Arbeiten sein wird, merkt man hier leider wenig. Gespräche wirken zwecklos oder langatmig und die übliche Faszination der Spuren zündet in den Mordfällen Fielding und Brother nicht. Im Mittelpunkt des Geschehens von Teil 2 stehen ein Füller, eine Filmaufnahme und ein vielsagender Hinweis auf den Erfindungsreichtum des ersten Toten. Vor allem der Film nährt weitere Verdachtsmomente gegen Harry Brent und es erscheint nur logisch, Teil 2 mit einem Cliffhanger zu beenden, der Brents Integrität noch stärker infrage stellt. Es wird deshalb oft die Besetzung der Rolle mit dem typischen Schurkendarsteller Günther Ungeheuer gelobt, doch gerade wenn man sich das typischste aller Durbridge-Krimistrickmuster vergegenwärtigt, den Hauptverdächtigen im letzten Moment jedes Zweifels zu entheben, so kann selbst diese Personalie nicht ernstlich vermuten lassen, das Rezept sei diesmal anders abgestimmt worden. Brent kommt als Täter nicht einmal in Gestalt von Ungeheuer in Frage; folglich hätte man diesen Schauspieler eher in Gert Hauckes etwas plumper bzw. Wolfgang Preiss’ lustloser Rolle oder sogar in einem unvorhergesehenen Coup als unleidlichen Ermittler besetzen und damit die Hauptrolle einem Sympathieträger überlassen können, dem man eine Beziehung mit Brigitte Grothum tatsächlich abnimmt.
Wenn man „Ein Mann namens Harry Brent“ für etwas loben muss, so ist es die ungemein einprägsame Musikuntermalung von Hans-Martin Majewski. Sie gibt sich alle Mühe, Spannung in das Geschehen zu bringen, und erweist sich zugleich als ausgesprochen harmonisch. Leider steht sie damit Inszenierung und Casting diametral entgegen. „Der Spiegel“ beschrieb die Herangehensweise von Beauvais im Vorfeld der Erstausstrahlung mit blumigen Worten, die letztlich nicht Wunder nehmen, weshalb es an Tempo und Spannung fehlt:
Zitat von Durbridge: Leichen zum Lachen, Der Spiegel, 03/1968, S. 114Die aufwendige Leichen-Schau bietet, wie immer, konventionelle Mord-Konstruktionen [...] Dank neuer Regie-Konzeption soll dennoch, so der Chef der WDR-Fernsehspiele, Günter Rohrbach, „alles ganz anders sein als sonst bei Durbridge“. Wandel verspricht sich Rohrbach von dem in Krimi-Inszenierungen bisher ungeübten Regisseur Peter Beauvais („Peter Schlemihl“), der „bewusst auf die alte künstliche Spannungsmache verzichtet“, dafür aber Realismus, Psychologie, Milieu-Charakteristik und Spaß ins Spiel bringe – so Rohrbach. Spaßig findet es der Regisseur beispielsweise, wenn ein Verbrecher über ein Polizistenbein stolpert und in eine Kiste voll geeister Fische fällt.
Trotz einer eher durchschnittlichen Story kann man sich deshalb des Eindrucks nicht erwehren, man hätte – wenn man gewollt hätte – deutlich mehr aus „Harry Brent“ herausholen können. Die britische Sechsteiler-Version von 1965 dürfte beispielweise merklich klassischer ausfallen.
Das "Durbridge Strickmuster - der Hauptverdächtige ist immer unschuldig " tifft es wohl auf den Punkt.Damit ist die Besetzung mit G. Ungeheuer als Brent total "verpufft".Man hätte einfach einen der "üblichen Guten" nehmen können und damit das übliche "mitleiden" erzeugt.Was ich durchaus positiv meine.Die wirkliche Sympathiperson ist wohl eher Inspector Wallace.Auch d. Dautzenberg wirkt auf mich eher ungewohnt ( finde ihn in vielen anderen Rollen passender ) So hinterlässt alles einen etwas ratlosen Eindruck.( musikalische Untermalung ist dagegen absolut Spitze)
Gubanov
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25.02.2018 14:45
#81 RE: Bewertet TV: "Ein Mann namens Harry Brent" (1968, 8)
Du triffst genau meine Meinung zur Brent-Besetzung. Und auch der Kritik an Dautzenberg muss ich mich anschließen. Als Tölpel-Assistent wirkt er eher dümmlich als lustig; ein unvorteilhafter Kontrast zu den sonst recht seriösen Ermittlerteams (Frees mit Klingenberg, Lowitz mit Waitzmann, Drache mit Dux, Wischnewski mit Lindner etc.).
Francis Durbridge: Ein Mann namens Harry Brent (Teil 3)
Teil 3 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1967. Regie: Peter Beauvais. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Günther Ungeheuer (Harry Brent), Brigitte Grothum (Jane Conway), Peter Ehrlich (Inspector James Wallace), Wolfgang Preiss (George Conway), Gert Haucke (William Brother), Dirk Dautzenberg (Sergeant Roy Philipps), Anneliese Römer (Jacqueline Dawson), Helmut Käutner (Sir Gordon Towns), Johannes Grossmann (Filey) u.a. Erstsendung: 15. Januar 1968. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Ein Mann namens Harry Brent (Teil 3)Jane Conway wird von Harry Brent mit einem Schlafmittel betäubt und in die Wohnung der Schauspielerin Jacqueline Dawson gebracht. Die Polizei verbreitet die Legende, Jane habe Selbstmord begangen. Es handelt sich um eine Finte, um die wahren Schuldigen zu überführen, die an einer bahnbrechenden Erfindung, welche Samuel Fielding gemacht hatte, interessiert sind. Sowohl Harry Brent als auch Jane Conway geraten in Lebensgefahr, als sie sich mit einer weiteren Falle mit den Schurken anlegen, deren Boss unter dem Decknamen Mr. X agiert ...
Viel von dem, was im letzten Teil von „Ein Mann namens Harry Brent“ geschieht, ist Durbridge-Standard in Reinform und kommt als solcher für einen durch jahrelange Straßenfeger geschulten Zuschauer nicht unbedingt überraschend. Dennoch stellt der letzte der drei Teile ohne Frage den besten und flüssigsten dar, den man ohne allzu große Schwierigkeiten an einem Stück sehen kann. Durbridges ständige Tricks sowie die diesmal sehr vorbildliche Aufdröselung aller nötigen Erklärungen fallen positiv ins Gewicht. Da die Geschichte wieder einmal sehr verschachtelt ist, sind äußerst umfangreiche Erläuterungen nötig; diese fallen aber nachvollziehbar und innerhalb des dritten Teils gut portioniert aus. Anders sieht es aus, wenn man sich das Gesamtkonstrukt in drei Teilen anschaut: Man spürt, dass sich Durbridge unbedingt alle Enthüllungen fürs letzte Drittel aufheben wollte und deshalb die ersten beiden an Inhaltslosigkeit oder übermäßiger Vagheit kranken.
Die Flucht des von Wolfram Schaerf gespielten Gangsters Kevin Jason, dessen anschließende Verfolgung, der nächtliche Kampf auf dem Gutshof und andere zur Abwechslung einmal etwas bewegtere Szenen bringen am Ende doch noch Schmiss in den Mehrteiler; man hätte sich mehr Momente dieser Art auch in den vorherigen Teilen gewünscht – gerade auch in Bezug auf die Tatsache, dass die Ruine, in der Kevin Jason ums Leben kommt, im Gegensatz zu vielen drögen Studiosets ein optischer und atmosphärischer Leckerbissen ist, der in der einen Szene schon fast verschwendet wirkt.
Ebenfalls nicht ungewöhnlich ist, dass Durbridge einzelne Figuren, die zur Lösung beitragen, erst kurz vor Ende einführt. Dies geschah schon in „Der Andere“ mit dem allwissenden Harry Vincent; hier übernimmt Helmut Käutner einen fast schon cameo-haften Auftritt als dekadenter Strippenzieher beim Golfspiel. Er setzt damit eine interessante, aber etwas unterentwickelte Duftmarke; auf jeden Fall wirkt sein Spiel glaubhafter als jenes linkische von Regisseur-vor-der-Kamera-Kollege Paul Verhoeven zu Beginn von „Ein Mann namens Harry Brent“. Demgegenüber stehen Gert Haucke und Wolfgang Preiss, die auch im Finale nicht aus ihrer lethargischen Haut herausfinden und sich wenig Begeisterung für den Stoff und ihre eher flachen Rollen anmerken lassen. Ob es am Drehbuch oder am Regisseur liegt, dass überhaupt viele Figuren nicht recht ausgearbeitet scheinen? Stärker als in anderen Durbridges erhält man von den meisten Charakteren nur oberflächliche Eindrücke; und nicht alle Personen haben außer der Erhöhung der Verdächtigenzahl überhaupt eine einwandfreie Berechtigung, an der Story teilzunehmen. Folglich bleibt „Ein Mann namens Harry Brent“ trotz versöhnlichen Endes eine unausgegorene Produktion weit unter Serienschnitt.
Die eigentümliche Atmosphäre, die von „Ein Mann namens Harry Brent“ ausgeht, ist schwer zu beschreiben, hemmt das Filmvergnügen und die Erzählgeschwindigkeit aber massiv. Im Vergleich zu älteren Durbridges wirkt dieser Krimi eher zeitgeistig und als solcher verstaubter als z.B. die zeitlosen Mehrteiler der frühen Jahre. Auch eine stellenweise unvorteilhafte Besetzung der nicht recht runden Handlungsträger blitzt immer wieder störend durch. Auf der Haben-Seite sind lediglich der Score und die sorgfältige Aufklärung zu verbuchen. 2 von 5 Punkten.
Zitat von Jan im Beitrag #67Mir fällt, abgesehen von der Wallace-Gräfin vielleicht, kein Streifen ein, bei dem Fuchsberger nicht von Beginn an der Strahlemann auf der sicheren Seite des Gesetzes gewesen wäre.
Mir würde als Erstes "Der schwarze Abt" einfallen. Aber zurück zu Durbridge.
Anders als einige andere Kommentatoren habe ich an der Besetzung nichts auszusetzen. Auch Ehrlichs Auslegung der Inspektorenrolle fand ich eine willkommene Abwechslung und das Zusammenspiel mit Dautzenberg funktioniert für mich. Was dem Dreiteiler allerdings nicht gut tut, ist mein "Binge-Watching" der Durbridge-Mehrteiler. Zu schnell er kenne ich jetzt gewisse Strickmuster des Autoren. Allen voran der Hauptverdächtige, der natürlich unschuldig und oft sogar Agent ist, oder auch die Manöver eines (Haupt-)Schurken, sich unverdächtig zu machen (Haucke gibt den Füller zurück, Krüger leitet im "Schlüssel" eben jene an Leipnitz weiter), die Bastelei des Mordopfers und so weiter. Das trübt das Sehvergnügen dann schon ein wenig, wenn man sich leicht ausrechnen kann, worauf es hinausläuft.
Und so gut die Musik von Majewski auch ist, wenn man alle drei Teile am Stück sieht, beginnt auch sie zu nerven. Gefühlt gibt es nämlich nur ein einziges Thema, das immer wieder und wieder eingesetzt wird. Da scheint wirklich gar nichts speziell auf einzelne Szenen komponiert worden zu sein.
Nachdem ich zwangsweise auch "Comfort Binge" betreibe, weil annhähernd Null, außer Krimis ohne Ende, neue gute Filmproduktionen im TV laufen, schaue ich mir inzwischen auch Durbridge Mehrteiler an. Dabei wird mir immer klarer, welche Produktionen diese Qualität haben. Ganz vorne ist neben "Der Andere" "Ein Mann namens Harry Brent". Und es ist für mich das mit Abstand beste weil harmonischste Ermittlerdou. Und ich schließe dabei auch Dirk Dautzenberg, der auf mich wie ein kleiner süßer Teddy wirkt, ganz klar mit ein. Peter Ehrlich mit seiner Engelsgeduld und Fairness gegenüber den Menschen wo es sich lohnt, steht deshalb "über den Dingen" und sieht deshalb auch einen Horizont und am Ende auch das Ziel. Die Musik variiert nicht, doch für mich absolut genial und erinnert mich immer wieder an das letzte Anschauen, sprich "Nochmal".