Zitat von Havi17Peter Beauvais war ein großartiger Regisseur !
...was verstehst Du unter dem Begriff "großartig"???
Joachim.
Am Beispiel des ersten Kressin's hat er einen hohen Maßstab für den Tatort gesetzt. Er verstand es diesen Krimi ähnlich einem Wallace einen gewissen Charme in Form des Ermittlers zu geben und schaffte damit eine Figur, die erst wieder erneut mit Schimanski im Tatort Erfolge feierte, die bis heute noch andauern. Auch die düstere Athmosphäre eingefangen in der Hamburger Speicherstadt ist mir nachhaltig von Erinmnerung. Gleichzeitig gelang es ihm den gesellschaftlichen Umbruch hin zum Stil er 70er ohne Zeigefinger aufzuzeigen, siehe auch http://1686.homepagemodules.de/t60448f22...-Player-70.html
Gruss
Havi17
Gubanov
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04.04.2009 20:53
#32 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Ein Mann namens Harry Brent (8)
ein milchtrinkender inspektor-cooler gehts nicht... das hat seltenheitswert,mal einen zu sehen,der nicht ständig raucht und trinkt..
der 1. und 2.teil hat mir sehr gut gefallen,der 3.teil hingegen war zu abgeflacht und klischeehaft...
3.5 von 5 punkten
Es gab sogar einen milchtrinkenden Django: "Django, unbarmherzig wie die Sonne" (mit Robin Clarke, Tomas Milian, Enrico Maria Salerno, Adolfo Celi, Richard Conte u.v.a.)
Joachim.
Scarpine
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29.12.2009 12:35
#35 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Ein Mann namens Harry Brent (8)
Zuletzt habe ich mir einige Durbridge-Dreiteiler zu Gemüte geführt:
EIN MANN NAMENS HARRY BRENT
Dieser Dreiteiler war, wie ich fand, zwar insgesamt in Ordnung, aber deutlich der schwächste Durbridge. Das liegt allerdings nicht an den Darstellern, sondern eher am Drehbuch. Die Schauspieler v.a. Birgitte Grothum, Günther Ungeheuer und Peter Ehrlich sind überzeugend. Die Schwäche des Dreiteilers ist wohl eher, dass die einzelnen Handlungselemente recht belanglos zusammen geführt werden. Auch die nicht so einwandfreie Bildqualität trägt nicht gerade zu einem guten Eindruck bei.
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SPOILER - Auflösung
Es war schon sehr leicht vorhersehbar, wer der Hintermann, der geheimnisvolle Mr. X, nun wirklich ist. Ich hatte von vorneherein richtig getippt. Wer hätte am meisten Grund gehabt Phyllis Brother zu ermorden? Dafür war William Brother einfach der wahrscheinlichste Mann. George Conways Affäre mit Phyllis war zwar irritierend für den Zuschauer, aber letztlich doch ein zu schwaches Mordmotiv für Conway. Zudem hat sich Brother dadurch, dass er den wahren Handel mit Mrs. Green erst so spät verrät, zusätzlich verdächtig gemacht. Wieso hätte man eine solche Lappalie (im Vergleich zu Mord & Spionage) nicht sofort zugeben sollen?
SPOILER - Ende
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Insgesamt: Ein unterhaltsamer Krimi mit ein paar Schwächen.
Die schlechte DVD-Qualität nervt. Gerade heute habe ich mir überlegt, ob ich mir von meinen alten 1PLUS-Aufzeichnungen nicht nochmal DVDs brenne, und die in Zukunft heraushole, wenn ich den Film ansehe.
Was die inhaltliche Qualität betrifft: als ich den Film das erste Mal sah, fand ich ihn auch schwächer als die anderen, aber je öfter man ihn sieht, desto besser wird er, weil man immer mehr Feinheiten und versteckte Hinweise entdeckt.
Die hier angebrachte Kritik an EIN MANN NAMENS HARRY BRENT kann ich nicht ganz nachvollziehen und muss nach neuerlicher Sichtung des Films wohl mal den advocatus diaboli spielen. Natürlich ist all das, was ich nun schreiben werde, zum Großteil nur meine Meinung und keine wissenschaftlich-objektive Analyse. Ich bitte das zu respektieren, so wie ich natürlich auch andere Meinungen über den Film respektiere. Zur Besetzung ist zu sagen, dass dem Regisseur Peter Beauvais damit eine erstklassige Zusammensetzung gelungen ist. Bei den Durbridge-Klassikern war es ja damals üblich auch weniger bekannte – aber ausgezeichnete Theaterschauspieler für die Rollen zu gewinnen. Bis 1966 waren die Krimis dann das Sprungbrett zum Kino. Dass dies ab 1967 nicht mehr der Fall war (auch bei „Wie ein Blitz“-Star Peter Eschberg blieben die großen Angebote aus), hat wohl auch mit der Umstellung der 68er Jahre zu tun. Sowohl Stoll als auch Leipnitz oder sogar Drache – der zuvor zwar bei Wallace mit dabei war – waren vor ihren Auftritten bei Durbridge nur einem eingeschränkten Publikum bekannt. So krebste Stoll durch diverse Vorabendserien – war etwa in einer unbedeutenden Nebenrolle in der HAFENPOLIZEI dabei und kam als Kleinstdarsteller im STAHLNETZ vor. Doch nun zurück zu HARRY BRENT: Die Besetzung des Inspektors mit Peter Ehrlich ist außerordentlich gelungen. Hier kam wohl das Prinzip, das auch Rolf von Sydow später anwendete, zum tragen: der Inspektor muss kein Haudegen, Frauenliebling oder Schönling sein, sondern ist – so wie in der Realität oft auch – ein 08/15-Typ, der durch seine Ermittlungen und Kombinationen die Sympathie des Publikums erwirbt. Dirk Dautzenberg kam zweifellos durch seine bereits langjährige Zusammenarbeit mit Peter Beauvais zur Rolle des Sergeant Phillips, der ebenfalls unscheinbar, fast etwas dümmlich und unbeholfen wirkt. Dass die Verfolgung eines Verbrechers durch seine füllige gestauchte Körpermaße etwas unfreiwillig komisch aussieht, gestehe ich aber auch ein. Der große Coup gelang außerdem damit, die Rollen von Sir Gordon Towns und von Sam Fielding mit zwei renommierten Theater-, Film- und Fernsehprofis zu besetzen, die damals durchaus einen Namen hatten: Helmut Käutner und Paul Verhoeven. Bis heute könnte ich mir niemanden anderen als den sympathischen, unerschrockenen Sam Fielding vorstellen. Käutner gab sein Gastspiel wohl als Freundschaftsdienst. Auch die Besetzung mit Anneliese Römer (damals durchaus bekannt (Theater/Fernsehrollen)) als Jacqueline Dawson und die Gangsterrollen – Wolfram Schaerf (damals auch ein vielbeschäftigter Fernsehdarsteller) und Erland Erlandsen sind durchaus positiv zu bewerten. Dass Gert Haucke den Mr. Brother (störend im Film immer als „Mr. Brasa“ gesprochen) spielt, kann man sowohl positiv als auch negativ sehen. Als Unsympath vom Dienst (den ich allerdings in dieser Rolle sehr gerne sehe) ist er natürlich prädestiniert dafür, den Verdacht des Publikums zu erwecken. Andererseits ist er mit seiner Physiognomie genau die richtige Besetzung für einen eiskalten Killer. Auch dass Wolfgang Preiss sich nicht so in den Vordergrund spielt ist begrüßenswert, wo er doch der große „Kinostar“ unter den Darstellern war. Weiter oben im Thread wurde die „Unmodernität“ des Films bemängelt. Dies sehe ich anders. Im Vergleich zu TIM FRAZER I und II merkt man dem Film das spätere Entstehungsdatum nämlich sehr wohl an. Das Szenenbild (das mir sehr gut gefällt) ist schön ausgewählt, das Büro Fieldings, die Wohnung des Inspektors, jene Jacqueline Dawsons, das Café, in dem Mrs. Brother das Gespräch belauscht, das Polizeipräsidium, Kevin Jasons Wohnung – all diese sind stimmig. Wenn ich an die Riesenwohnungen bei „Tim Frazer“ oder auch bei „Das Halstuch“ denke, die alle unrealistisch und viel zu groß (und gar nicht britisch) aussehen, ist den Ausstattern des Films hier doch eine gewisse „Modernität“ zuzusprechen. Auch die Außenmotive sind gut ausgewählt. Des weiteren wurde Peter Beauvais‘ Inszenierung bemängelt. Peter Beauvais galt damals als einer der renommiertesten Fernsehregisseure, der innerhalb der Branche und vor allem bei Schauspielern ein großes Ansehen genoss. Er wurde immer dann geholt, wenn einem Fernsehspiel eine besondere Note verliehen werden sollte und war Spezialist für dramatische Stoffe. Da war es kein Wunder, dass er früher oder später auf Durbridge angesetzt werden mußte, der ja sein erster Krimisstoff war. Nun bin ich auch der Meinung, dass vor allem in Teil 1 die Handlung etwas gestrafft werden hätte können (was übrigens im Vergleich zum Original schon geschehen ist), die Vielfalt und Kreativität des Regisseurs zeigt sich aber vor allem im dritten Teil. Hier nur einige Beispiele: die Szene, in der die aus Mrs. Dawsons Wohnung geflohene Jane Conway auf dem Bahnhof ist und um sich lauter „suspekte“ Personen sieht, von denen sie nicht weiß, ob nicht einer auf sie wartet, um sie zu töten. Geschickt setzt Beauvais hier mehrere verdächtige Gesichter ein, lenkt kurz den Verdacht auf sie, um ihn dann in Nichts aufzulösen. Zweites Beispiel: die Ermordung Kevin Jasons, die außerordentlich brutal und für Durbridge fast ungewöhnlich ist. Die Schießerei in der Ruine scheint einem spannenden amerikanischen Gangsterfilm entnommen. Drittes Beispiel: das Telefonat zwischen Jane Conway und George am Ende, als neben George jemand mit lauten Schritten auf und ab geht, treibt die Spannung ins Unerträgliche. Was die Geschichte selbst angeht, so hat sie alle Zutaten eines Durbridge-Superreißers: die verdächtige Rolle Harry Brents, auf den mit der Zeit alle Verdachtsmomente hinweisen (Blumen am Grab der Eltern, die Mördern ruft seinen Namen, die Theaterkarte, er kannte Fielding schon lange …) und ihn offenbar als eiskalten Lügner entlarven sind ein typisches Motiv für den Autor, die geschickt gelegten Spannungsmomente wie die Geschichte mit dem Füllfederhalter, der Betäubung Jane Conways, der Rückblende usw. sind die übrigen Zutaten für einen gelungen Fernsehfilm. Was den Film „älter“ als „Melissa“ oder „Die Schlüssel“ aussehen lässt ist jedoch, dass man vom Filmformat wieder auf das billigere Ampexverfahren bei den Studioaufnahmen umgestellt hatte, bei dem die Szene von vier Fernsehkameras eingefangen wurde und die Außenaufnahmen aus der bereits in London gedrehten Konserve kamen. Schließlich kann noch gesagt werden, dass die Besetzung keineswegs unbekannte Gesichter aufweist. Wer deutsche Schauspieler jener Zeit jedoch nur aus den üblichen Wallace-Streifen kennt und mit den zahllosen deutschen Fernsehserien oder Fernsehspielen der 50er und 60er noch nicht in Kontakt gekommen ist, wird aber sehr wohl das eine oder andere unbekannte Gesicht erkennen. Absoluter Mangelpunkt ist jedoch die DVD-Veröffentlichung: erstens fehlen bei Teil 2 und Teil 3 die Zusammenfassungen und die Abtastung ist gänzlich schief gelaufen. Der Film wirkt wie abgefilmt, ist grobkörnig und viel zu dunkel.
Ein Mann namens Harry Brent ist einer der besten Durbridge-Verfilmungen. Für mich zählt der Gesamteindruck und vor allem die Erinnerungen daran und nicht etwaige Fehler in der Abtastung. Hier sollte man Film und DVD-Veröffentlichung trennen.
Zitat Peter Beauvais galt damals als einer der renommiertesten Fernsehregisseure
Peter Beauvais ist einer der besten Regisseure die wir hatten
Zitat Ein Mann namens Harry Brent ist einer der besten Durbridge-Verfilmungen. Für mich zählt der Gesamteindruck und vor allem die Erinnerungen daran und nicht etwaige Fehler in der Abtastung. Hier sollte man Film und DVD-Veröffentlichung trennen.
Da bin auch ganz Deiner Meinung. Dass die DVD so schlecht ist ändert ja nichts an der Qualität des Films, der mich jedes Mal aufs neue begeistert. Ich wollte es nur am Ende nochmals anbringen, auch wenn es mit der Diskussion um den Film ja nichts zu tun hat.
Zitat Peter Beauvais ist einer der besten Regisseure die wir hatten
Hier bin ich 100%ig deiner Meinung. Unvergessen auch sein Trinker-Drama "Rückfälle" mit Günter Lamprecht (erscheint demnächst auf DVD).
Ich habe den Dreiteiler jetzt zum ersten Mal auf Eins Festival gesehen und zwar eigentlich nur wegen Brigitte Grothum. Es ist der erste Durbridge-TV-Mehrteiler, den ich überhaupt gesehen habe, und ich bin nicht so begeistert.
SPOILER Erstmal hatte Brigitte Grothum hier kurze Haare, was für mich überhaupt nicht geht. Dann fand ich das ganze ziemlich langsam und langweilig. Erst im 3. Teil kam dann ein wenig Action. Die Täterauflösung fand ich vorhersehbar. Kurz vor Schluss gab es überhaupt nur 2 mögliche Haupttäter, nämlich George Conway und William Brother und der Zweitere war es dann. Ziemlich schlecht! Ich hätte die Brigitte am Schluss auch mehr dem Inspektor Wallace als Harry Brent, der sie die ganze Zeit belogen hat, gegönnt. Auch der Ton war ziemlich schlecht, so dass ich manche Worte und Sätze unmöglich verstehen konnte. Nur wegen der Brigitte und dem sympathischen Inspektor Wallace gebe ich noch 2 von 5 Punkten.
Schade, daß Du ausgerechnet mit dem m.E. schwächsten Durbridge-sw-Mehrteiler angefangen hast. Versuch's doch mal mit DAS HALSTUCH oder MELISSA. Diese beiden werden Dir sicher viel besser gefallen.
Ich habe das ja nicht wegen Durbridge, sondern wegen der Brigitte Grothum geguckt, aber vor allem "Das Halstuch" ist schon sehr gut besetzt. Andererseits schrecken mich 3 bis 3,5 Stunden Gesamtspieldauer schon etwas ab. Schaun wir mal
Zitat von ThomasAndererseits schrecken mich 3 bis 3,5 Stunden Gesamtspieldauer schon etwas ab. Schaun wir mal
Die Filme sind ja auf 6 oder (später) 3 Folgen aufgeteilt, d.h. Du mußt ja nicht 210 min. am Stück anschauen. Obwohl das Abschalten bei manchen Filmen sicher schwer wird...
210 Minuten am Stück ist wirklich hart, aber in Etappen gucken gefällt mir auch nicht. Wenn ich z.B. dann nach einer Woche den nächsten Teil gucke habe ich viele wichtige Dinge schon wieder vergessen. Die Länge ist also für mich schon ein Problem. Wären das normale 90 Minuten-Filme würde ich sie wohl aufnehmen ("Melissa" startet ja morgen z.B.).
Ich fand EIN MANN NAMES HARRY BRENT gar nicht so schlecht. Ich habe Schlimmeres erwartet. Die Besetzung ist durchweg positiv, auch wenn das Ermittlerduo Peter Ehrlich und Dirk Dautzenberg in den ersten Minuten ungewöhnlich ist. Zumindest im Vergleich mit meinen bisherigen Durgbrigde-Sehgewohnheiten. Günther Ungeheuer passt perfekt in die zwielichtige Rolle, Brigitte Grothum gliedert sich gut in den Film ein, wobei man für sie einen Ersatz hätte finden können. Wolfgang Preiss und Gert Hauke spielen ebenso unschuldig wie verdächtig. Positiv fällt also die Besetzung auf, negativ hingegen der Handlungsverlauf. Die Handlung ist so überschaubar, dass man aus diesem Dreiteiler auch einen Zweiteiler hätte machen können. Unliebsam ist mir auch die Studio-Atmospäre. Fällt dies bei den anderen Durbrigdes nicht besonders auf, weil es durch die Kameratechnik kaschiert wurde, so macht die Regie hier keinerlei Hehl draus, das es sich hier um einen Film für den Fernsehapparat und nicht um einen Film für Leinwand handelt.
Ein großer negativer Punkt kommt noch von technischer Seite: Die Akustik des Tons ist teilweise - wie beschreibe ich es treffend (?) - ungewöhnlich. Die Nebengeräusche sind stellenweise lauter als die Dialoge. In einer Szene im „Bären“ ist Gert Haukes Dialog mit der Wirtin schlecht zu folgen, weil die Nebengeräusche durch die Mikrofone nicht herausgefiltert werden. Eine andere Mikrofoncharakteristik hätte ihr sicherlich Abhilfe geschaffen. Andererseits könnte man den realistischen Klang aber auch der realistischen Inszenierung zu „Schulde“ kommen lassen.
In meinen Augen ist EIN MANN NAMES HARRY BRENT ein solider Kriminalmehrteiler, der ohne große Höhepunkte auskommen muss und der es damit schwer hat in die Spitzenklasse der Straßenfeger aufgenommen zu werden. Trotzdem mag ich den Film.