Danke für dieses sehr lesenswerte Review. Ich stimme auch in den allermeisten Punkten absolut zu. Die Musik ist nach meiner Auffassung die beste Filmmusik der ganzen 60er-Krimiwelle!
Ohne jetzt mal auf jeden Aspekt einzugehen - Rückblickend muss ich beim UNGEHEUER immer an eine vertane Chance denken, obwohl das Endprodukt auch so garnicht übel ist. Aber ich bleibe bei meiner bereits 2006 geäüßerten Meinung, dass man aus den Psychospielchen um Richard Sand alias Felmy einen wahre Meisterthriller hätte zaubern können. Ein Merkmal des Thrillers im Gegensatz zum Krimi ist ja, dass sich der Fall meist im persönlichen Umfeld des Protagonisten abspielt und dieser aus persönlichen Beweggründen handelt. Dies ist ja hier gegeben, denn der klassische Scotland-Yard-Ermittler spielt hier nur die dritte Geige. Vielleicht ist es für einen BEW-Krimi ein bisschen viel verlangt aber ich hätte mir gewünscht, dass das Schicksal von Sand, seine Verzweiflung, sein Misstrauen und seine Selbstzweifel genauer gezeichnet werden.
Was mich auch noch stört, jedoch nur recht marginal: Die Szenen, die im Theater spielen wirken recht unauthentisch. Die Schauspieler machen ihre Sache gut aber die ganze Dekoration auf der Bühne und die Kostüme der Im-Film-Schauspieler fallen negativ auf. Vielleicht ist es eine ganz subjektive Abneigung aber mich stören fast immer die "Film in Film" bzw. "Theater in Film" Szenerien. Schon beim RÄCHER wirken diese Szenen teilweise falsch.
Zitat von Joe Walker Die schauspielerisch beste Leistung liefert m.E.n. der spätere „Raumpatrouille Orion“-Commander Dietmar Schönherr als Dr. Greely, der zu seinen beiden Freunden loyal zu stehen scheint, jedoch auch der Polizei verpflichtet ist.
Schönherr spielt seine Rolle als Undurchschaubarer hervorragend, wie ich finde auch eine ungewöhnliche Leistung von ihm. Er gehört für mich zu den ganz wenigen noch lebenden Persönlichkeiten.
Zitat von Joe Walker Solide meistert Fritz Tillmann seinen Part als Geheimnis tragender Abgeordneter, ebenso wie Kurd Pieritz mit dicker Hornbrille als sinistrer und geschäftstüchtiger Regisseur.
Schön, daß Pieritz einmal einen größeren Part spielen durfte.
Zitat von Joe Walker Zboneks Inszenierung braucht sich vor anderen, arrivierten Krimiregisseuren nicht zu verstecken – die Mordszenen sind für die Entstehungszeit sogar innovativ und explizit gefilmt, auch die Verfolgungsjagden des Mörders erzeugen starke Atmosphäre.
In der Tat hat dieser BEW eine sehr starke Athmosphäre die sich hinter einem Wallace nicht zu verstecken braucht.
Zitat von Joe Walker Kameratechnisch stützt der verlässliche Siegfried Hold wieder einmal die These, dass Krimis und Thriller ansonsten recht unscheinbar arbeitende Filmschaffende zu Bestleistungen beflügeln. Sein in großem Scope eingefangenes Licht- und Schattenspiel ist meisterhaft, sowieso kommt der Täter, der kleidungsmäßig fast gialloesk rausgeputzt ist, (un)angenehm gruselig rüber. Seine Verfolgungen der weiblichen Opfer (Lange Hauswand, runde Lichtkegel, riesenhafter Schatten des Mörders) begeistern ungemein.
Das hast Du auf den Punkt gebracht, gerade diese Szenen sind mir nachhaltig in Erinnerung geblieben.
Zitat von Joe Walker Genial ist auch die musikalische Untermalung von Martin Böttcher, Das Ungeheuer von London-City[/i]“ nach wie vor ein Thriller, der sich in seiner konsequent düsteren und erdigen Machart vor den Rialto-Wallaces nicht verstecken braucht und auf seine Weise immer wieder schwer begeistert – mehr, als manch anderer ‚echter’ Edgar Wallace.
Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu, die hervorragende Musik trägt diesen Film perfekt.
Der Film ist der zweite BEW-Film von Edwin Zbonek. Die Quiz-Frage ist die: Ist dies sein bester BEW-Film oder ist es "Der Henker von London". Auch dieses Drehbuch von R.A.Stemmle wurde von Edwin Zbonek gekonnt in Szene gesetzt. Dennoch wirken hier die Personen nicht so überzeugend wie beim Henker. Hansjörg Felmy wirkt hier ebensowenig überzeugend als beim Henker. Die Spur dass er wieder der Titelmörder ist langweilt im zunehmenden Maße da niemand als Zuschauer darauf reinfällt. Marianne Koch, die in den beiden Wallace-Afrika-Filme durchaus überzeugende Leistungen darbietet, scheint sich hier bei jeder Szene zu langweilen - und ihr Onkel, eine weitere falsche Fährte, spielt ebenfalls mehr Theater als dass er überzeugt. Und der "arme" Dietmar Schönherr darf zum wiederholten Male den Täter spielen, was auf die Dauer auch eine gewisse Langweile mit sich bringt - nach dem Motto: Wenn Schönherr mitspielt ist er der Täter! Bleiben noch das Paar Peer Schmidt und Chariklia Baxevanos, das bemüht ist für komische Szenen zu sorgen. Die Musik von Martin Böttcher ist wie immer von ihm passend zum Film komponiert. Alles in allem ein netter BEW-Film - mehr aber nicht.
Ich wusste dank eines selbst für einen Bewertungsthread unnötig offensichtlichen Spoilers (Joachim hat im letzten Beitrag zum Glück vorgemacht, wie es besser geht) hier zwar schon vorher, wer der Mörder ist, trotzdem würde ich zustimmen, dass man es relativ schnell erahnen konnte, zumal der Verdächtigenkreis ohnehin sehr klein ist. Der Film hat mir im Großen und Ganzen nicht wirklich gefallen. Die kitschig-weinerliche Hauptrolle nervt und zu allem Überfluss kommt deswegen auch noch der von Hans Nielsen recht cool gespielte Ermittler zu kurz. Nielsen hätte mal einen Part verdient gehabt, der vom Umfang her in Richtung Dieter Borsche im "Phantom von Soho" geht. Ein weiterer Lichtblick neben Nielsen ist der ohnehin allgemein unterschätzte Fritz Tillmann, der auch im Synchronstudio stets ein Vergnügen war. Demgegenüber steht die schon fast peinlich aufgesetzt lustige Rolle von Peer Schmidt, der die undankbare Aufgabe hat dem Publikum ein Paar Lacher praktisch einprügeln zu müssen. Die ziemlich ungehemmte Rolle seines Mädels ist da schon etwas besser, was allerdings nichts daran ändert, dass die Parts an den Haaren herbeigezogen und "Wir brauchen unseren Eddi Arent!"-mäßig wirken.
Das Einzige, was ich an dem Film stilistisch bzw. inhaltlich wirklich gut fand war das recht radikale und schnelle Finale, bei dem man das Gefühl hatte der Täter könnte auf die Person im Treppenhaus wirklich einprügeln.
Fazit: Relativ langweiliger und pseudo-dramatischer auf Liebesdreicksstories und so ein Gedöns abgehender Film, bei dem die besten Rollen und besten Schauspieler am kürzesten kommen. Zwar immer noch spannender als vom Täterrätsel her grenz-dämliche Filme wie "Die weiße Spinne", aber ganz bestimmt kein großer Wurf. Hinzu kommt, dass das typische Martin-Böttcher-Gedudele hier mal wirklich gar nichts Prägnantes hat, sondern Böttcher schon fast als methodisch begrenzten Musiker zur Schau stellt. Alles ein bisschen unglücklich. Die moderne Kamera ist auch weniger gekonnt eingesetzt als z.B. unter F.J. Gottliebs Regie im "Phantom von Soho".
Mit einem zugedrückten Auge, nicht zuletzt aufgrund von 3 coolen, sehr gut gespielten Rollen (Marianne Koch, Hans Nuielsen, Fritz Tillmann) - handwerklich und inhaltlich mangelt es an allen Ecken und Enden, auch wenn nichts wirklich schlecht ist:
Ich selber habe mir bei eBay die DVD besorgt und war positiv überrascht:
Da ich schon vorher die Kritiken gelesen habe, wusste ich so ungefähr wer der Täter war. Zum Glück habe ich das nur beim flüchtigen lesen erfahren und halb vergessen, weshalb ich auf die Falle mit dem Senator hereingefallen war.
Ich finde diesen Film weit aus besser als DAS PHANTOM VON SOHO. Allerdings kann man meiner Minung nach ihn nicht mit DER HENKER VON LONDON vergleichen.
DER HENKER VON LONDON ist nämlich mehr ein Wallace typischer Horrorkrimi während dieser Film mehr auf Psych-Basis läuft. Leider hat Joachim noch nicht so viel im Hallo-Buch über den Film gesagt. Aber das kann sich ja noch ändern
Das Ungeheuer von London-City(Deutschland 1964, Originaltitel: Das Ungeheuer von London City)
Freud und Leid des Schlitzers
Richard Sand (Hansjörg Felmy) steht jeden Abend als Jack the Ripper auf der Bühne. Als es zu grausigen Morden an jungen Frauen kommt, erinnern die Taten an die des echten Jack the Ripper. Selbstverständlich bescheren diese Vorgänge dem Theaterstück viel Aufmerksamkeit. Doch der daraus resultierende Druck, nagt mehr und mehr an der Substanz des Hauptdarstellers. Damit nicht genug, denn auch seine Beziehung zur hübschen Ann (Marianne Koch), scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Da wäre der zu erwartende Zorn von Dr. Morel Greely (Dietmar Schönherr), gemeinsamer Freund des Liebespaares, der selbst ein Auge auf Ann geworfen hat. Noch schwerer wiegt jedoch die Ablehnung von Anns Onkel und Ziehvater. Leider will Sir George (Fritz Tillmann) nichts von der Liaison seiner Nichte wissen, er macht aus seiner Abneigung gegenüber Richard keinen Hehl, verteufelt vor allem das -seiner Meinung nach- gefährliche Theaterstück. Weitere Morde geschehen, Ann beobachtet ihren Onkel dabei, wie dieser in den jeweiligen Nächten heimlich das Anwesen verlässt. Der leitende Ermittler Inspektor Dorne (Hans Nielsen) fühlt derweil Richard auf den Zahn, der Schauspieler schleppt eine recht heikle Vergangenheit mit sich herum...
Der fünfte Film aus der "Bryan Edgar Wallace" Reihe von CCC-Film, wurde von Edwin Zbonek inszeniert, der bereits den gelungenen "Der Henker von London" drehte. Die Qualtität des Henkers wird verfehlt, doch "Das Ungeheuer von London" ist fraglos ein interessanter Beitrag zum Wallace Universum. Interessant vor allem deshalb, weil die Hauptfigur weder ein Kriminalist ist, noch als strahlender Held dargestellt wird. Im Gegenteil, Richard Sand war drogensüchtig, ist noch immer instabil, steht am Rande des Zusammenbruchs. Ansonsten verlässt man sich auf bewährte Zutaten, inklusive der Filmmusik von Martin Böttcher.
Hansjörg Felmy spielt den tragisch angehauchten Bühnenschauspieler überzeugend. Er mag nicht unbedingt ein herausragender Charakterdarsteller sein, doch er schöpft den Rahmen seiner Möglichkeiten aus, sein Richard Sand wirkt sehr menschlich, stets nachvollziehbar. Dietmar Schönherr hätte ein wenig mehr Raum benötigt, um eine ähnliche Tiefe wie Felmy zu erreichen. Fritz Tillmann und Hans Nielsen holen das Beste aus ihren Rollen heraus. Nielsen steht als Kriminalist eher am Rande der Handlung, ein undankbarer Job, vergleicht man seinen Part mit dem Grossteil anderer Wallace Filme. Ganz ohne alberne Figuren kommt der Streifen nicht aus. Peer Schmidt sehen wie als trotteligen Schnüffler, Chariklia Baxevanos spielt seine Lebensgefährtin, sie erreicht zur Nervensägerei neigende Tiefpunkte. Marianne Koch ist hübsch anzusehen, viel mehr lässt sich nicht über ihre Rolle sagen. Insgesamt mag das Ensemble eine Spur zu unscheinbar wirken, doch ich bin überwiegend mit den gebotenen Leistungen zufrieden. Vermutlich ist man dazu geneigt, die zahlreichen Verwandten als Vergleich zu bemühen, die fraglos meist eindrucksvoller besetzt sind.
Sicher ist "Das Ungeheuer von London-City" keiner der erlesenen Filme, die sich Spitzengruppe ihrer Zunft zählen dürfen. Selbst wenn man nur die frühen "Bryan Edgar Wallace" Filme zum Vergleich heranzieht, muss sich das Werk zumindest seinen Geschwistern "Der Henker von London", sowie dem Spitzenreiter "Der Würger von Schloss Blackmoor" beugen. Den recht drögen "Das Geheimnis der schwarzen Koffer", kann der London-Schlitzer aber locker ausstechen (welche stilsichere Wortwahl). Die Morde -per Rasierklinge ausgeführt- sind natürlich nicht im Detail zu sehen, doch sie wurden sehr ansprechend umgesetzt, ich verspürte wohlige Gruselschauer. Die Auflösung hätte etwas mehr Kreativität vertragen können, aber ich will nun nicht krampfhaft nach Haaren in der schmackhaften Suppe suchen.
"Das Ungeheuer von London-City" teilt sich mit zwei weiteren Filmen die "Bryan Edgar Wallace Collection 2". In der Box sind ferner folgende Titel enthalten:
• Der Henker von London • Das Phantom von Soho
Die Box ist mir eine klare Empfehlung für Fans wert. Einsteiger sollten zunächst lieber mit den "Edgar Wallace" Filmen aus dem Hause Rialto beginnen, zu denen ansprechende Boxsets vorliegen, die ebenfalls bei Universum Film/UFA erschienen sind. Beim Bonusmaterial hätte man sich ein wenig mehr ins Zeug legen können. Das Interview mit Franz Josef Gottlieb war bereits auf einer anderen DVD zu sehen.
(Fast) gut = 6,5/10
Lieblingszitat: "Ich habe den Entschluss gefasst, diese Rolle nicht mehr zu spielen!"
Was ein Pech jetzt hatte ich ein tolle lange Bewertung geschrieben und Futsch eine Halbe Stunde überschritten speicher nicht mehr möglich, was ein Mist, kann man denn dagegen nicht mal was unternehemen ? Sowas passiert andauernd !