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Dieses Thema hat 86 Antworten
und wurde 9.008 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
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Count Villain Offline




Beiträge: 4.658

24.09.2018 06:38
#76 RE: Bewertet: "Das Phantom von Soho" (1964, BEW 4) Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #75
Ein Detail, das mir beim Sichten entgangen ist (viell. weil es schon so spät war): was befindet sich in den Umschlägen, die das Phantom den Opfern nach den Morden zusteckt?


Dort befinden sich die Dinge drin, mit denen das Phantom in seinem früheren Leben auf dem Schiff von den Opfern bezahlt worden ist.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

23.07.2020 23:05
#77 RE: Bewertet: "Das Phantom von Soho" (1964, BEW 4) Zitat · Antworten

Das Phantom von Soho
Kriminalfilm BRD 1964 • mit Dieter Borsche, Barbara Rütting, Hans Söhnker, Helga Sommerfeld, Elisabeth Flickenschildt, Werner Peters, Stanislav Ledinek, Hans Nielsen, Hans W. Hamacher, Otto Waldis, Kurt Jaggberg und als Seargent Hallam: Peter Vogel • Musik: Martin Böttcher, Titelsong mit dem Text von Doris Kirchner gesungen von Tanja Berg • Drehbuch: Ladislas Fodor frei nach Bryan Edgar Wallace • Kamera: Richard Angst • Schnitt: Walter Wischniewsky • Herstellungsleitung: Heinz Willeg • Gesamtleitung: Artur Brauner
Regie: F.J. Gottlieb


In Soho geht ein Phantom um und beseitigt nahe des dubiosen Nachtclubs "Sansibar" der Reihe nach eine vermeintlich honorige Gesellschaft, die ehedem auf einer Schiffsyacht ihr Unwesen trieb. So weit, so gut, denn die Story, die kaum auf einer echten Vorlage von Wallace jun. fußen dürfte, könnte dem im Jahr 1964 mittlerweile BEW-kundigen Publikum durchaus mittlerweile bekannt vorgekommen sein. Schnell ist klar, dass Ladislas Fodors Buch einmal mehr eine Rachegeschichte beinhaltet, welche in dieser Form durchaus innerhalb der Serie bereits etabliert war. Viel Neues vermag Fodor insofern dem Stoff auch nicht abzugewinnen. Sein Buch ist durchaus solide gestrickt, vermeidet aber konsequent auch jede Extravaganz, die nach bereits mehreren Rachegeschichten der Serie möglicherweise angeraten gewesen wäre. Es überrascht insofern etwas, dass der ansonsten für seine Drehbuch-Ambitionen bekannte F.J. Gottlieb zumindest laut Credits einmal selbst keine Hand angelegt hat. Er hätte im vorliegenden Fall tatsächlich die Chance gehabt, die Vorlage vor allem in Bezug auf die verwandten Schauplätze aufzupeppen, die tatsächlich über 90 Minuten hinweg in puncto Abwechslung nicht viel zu bieten hat. Zu fokussiert bleibt Ladislas Fodor auf die Sansibar und die Straße davor.

Immerhin gaben sich die beiden Architekten Hans-Jürgen Kiebach und Ernst Schomer alle Mühe, das als Außenkulisse in Spandau hochgezogene Soho unheimlich und bedrohlich zu gestalten. Das Kopfsteinpflaster glänzt im Regen, die Backsteinwände zeigen zahlreiche leichte Mädchen mit einschlägigen Annoncen, ein Penner unter einer kalten Eisentreppe und alles das im schummerigen Licht echt britisch wirkender Straßenlaternen. Die Stimmung passt zu dem, was man sich unter Soho vorstellen mag, wenngleich es mit der Realität nichts zu tun hat und vermutlich auch gar nichts zu tun haben soll. Der legendäre Richard Angst, in Kombination mit Regisseur F.J. Gottlieb stets in Höchstform, filmte durch Kamine, aus Schubladen und schräg unter der Glastischplatte heraus. Die ganz brillanten Szenen, wie sie ihm zweifelsohne mit dem im Nebel des Berliner Westhafens stehenden Ganoven Ranova (Wolfgang Lukschy) in Gottliebs "7. Opfer" noch gelingen sollten, sucht man hier vergeblich. Angst mischt Licht und Schatten gewohnt gekonnt, muss sich indes mit den überschaubar gehaltenen Drehorten arrangieren, die ihm einiges an Möglichkeiten zwangsläufig nehmen.

Ebenso kann F.J. Gottlieb einmal mehr zugebilligt werden, aus den Gegebenheiten das Beste gemacht zu haben. Gottlieb inszenierte einen durchaus spannenden Krimi, der indes im Mittelteil eine nicht wegzudiskutierende Länge aufweist. Zwangsläufig verlässt sich der Regisseur vor allem in besagter Mitte des Films auf seinen beachtlichen Cast, dem jedoch das ganz große Engagement dieses Mal fehlt und der insofern nicht verhindern kann, dass der Fortgang nach dem starken Auftakt irgendwann ins Stocken gerät. Gegen Schluss zieht das Tempo indes wieder an, wenngleich der neu hinzugekommene Schauplatz mit dem Flughafen Tempelhof eine denkbar ungünstige Wahl ist und selbst dem größten Nicht-Berliner angesichts der weithin bekannten Architektur ein Stirnrunzeln verpassen dürfte. Angst und Gottlieb hätten gut daran getan, zumindest die charakteristische Haupthalle des Flughafens nicht ins Bild zu nehmen.

Die Wahl, Dieter Borsche zum Ermittler zu machen, dürfte ebenso ungewöhnlich sein wie zuvor bereits die Besetzungen mit Harry Riebauer und wohl auch Joachim Hansen. Borsche, spätestens seit den 1960er Jahren im deutschen Krimi eher auf das dubiose Rollenfach festgelegt, meistert seinen Chefinspektor mit leichter Ironie und gelassener Grundhaltung durchaus ansehnlich. Leider ist die auf der Eisenbahnbrücke inszenierte Schlägerei mit dem "Leberfleck" wenig geglückt; Borsche wirkt unbeweglich und steif, kaum glaubwürdig und seltsam fehl am Platze. Besser kommen da die zahlreichen Bösewichte davon, die u.a. mit Elisabeth Flickenschildt, Werner Peters oder Hans Nielsen genretypisch besetzt sind. Die ganz großen Überraschungen erlebt der Zuschauer bei ihnen im vorliegenden Film nicht. Die Genannten spielen zwar gewohnt solide auf, bleiben jedoch streckenweise etwas unnahbar und im Falle Werner Peters leider auch etwas blass.

Um von der Blässe etwas abzulenken, filmte Gottlieb indes einige sehr freizüge Szenen im Striptease-Club Sansibar. In Kombination mit der entweder nur halb bekleideten oder als Nonne (!) verkleideten Helga Sommerfeld werden insofern einige optische Reize geboten, die alles in allem gut zur beabsichtigten schmuddeligen Unterweltsatmosphäre passen. Der von Martin Böttcher komponierte Soundtrack reiht sich dabei nahtlos ein, und es besitzt vor allem der von Tanja Berg gesungne Titelsong tatsächlich einen gewissen Ohrwurmcharakter.

Hübsch fotografierter BEW-Erstling von F.J. Gottlieb, der im Mittelteil mehr Schwung, bei den Darstellern etwas mehr Hingabe und bei den Schauplätzen deutlich mehr Abwechslung vertragen hätte. Da das Endprodukt immer noch deutlich überdurchschnittlich ist, gibt's 3,5 von 5 Punkte für die neuerliche Rachegeschichte bei Wallace junior.

Gruß
Jan

tilomagnet Offline



Beiträge: 586

07.01.2021 15:43
#78 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

Für mich ein Top Beitrag der 60er Jahre Krimi Welle, der mehr Aumerksamkeit verdient hätte!

Die Morde aus der Sicht des Phantoms sind schon fast Giallo-esque inszeniert, die Darsteller natürlich top und die Story sauber erzählt und nicht überladen. Etwas unverständlich wirkt, dass man die Totenmaske des Phantoms nur einmal am Ende vor der Auflösung sieht und nicht bei den vorigen Morden. Bei BEW war wohl keine kreative Maskerade angesagt! Den Humor von Peter Vogel finde ich auch weit weniger störend als die Einlagen von Eddi Arent zur selben Zeit bei Rialto.

Was fehlt? Etwas mehr Pfiff und Tempo bei der Inszenierung hätten nicht geschadet, was allerdings auch ein wenig am bieder nüchternen Dieter Borsche in der Hauptrolle liegt. Bei Rialto fand man das Konkurrenzprodukt wohl auch ganz gelungen, sodass man 1968 mit dem MANN MIT DEM GLASAUGE ein für diese Phase recht gelungenes Remake drehte.

Ich gebe 4.5 / 5 Punkten.....viel viel besser als die Gurken, die FJ Gottlieb bei Rialto abieferte, allen voran die GRUFT.

Fräulein Janine Offline




Beiträge: 130

07.01.2021 23:18
#79 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

So so d die Geschmäcker verschieden. Ich f7nde vor allem Dieter Borsches Darstellung ganz besonders gelungen, wie du meiner Rezension des Films entnehmen kannst

Fräulein Janine Offline




Beiträge: 130

07.01.2021 23:19
#80 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

So sind die Geschmäcker verschieden. Ich finde vor allem Dieter Borsches Darstellung ganz besonders gelungen, wie du meiner Rezension des Films entnehmen kannst

c.n.-tonfilm Offline




Beiträge: 189

01.05.2021 12:04
#81 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

Wer spielt Sir Archibald Bessel, erstes Opfer des Phantoms? Die Rolle hat nirgends eine Credit.

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Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.

Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".

Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?

Peter Offline




Beiträge: 2.887

02.05.2021 12:53
#82 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

Zitat von c.n.-tonfilm im Beitrag #81
Wer spielt Sir Archibald Bessel, erstes Opfer des Phantoms? Die Rolle hat nirgends eine Credit.


Für meine Begriffe spielt Emil Feldmar zwei Rollen im Phantom: Archibald Bessell sowie den Trinker unter der Treppe.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

06.07.2023 14:23
#83 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

Auch die sechziger Jahre müssen eine Zeit dubioser Messerattacken gewesen sein, jedenfalls wenn man den Bryan-Edgar-Wallace-Filmen glauben schenken darf. So schleicht etwa beim vorliegenden Film ein titelgebendes Phantom durch den ebenfalls titelgebenden Londoner Stadtteil, ausgerüstet mit einem Arsenal von Stichwaffen, die es regelmäßig in die Körper gutbetuchter und ganz augenscheinlich moralisch fragwürdiger älterer Herren verteilt.
Soho – ein Name, der für Sittenlosigkeit, Verfall und Verbrechen steht. Diesem Klischee wird mit nicht zu übersehender Freude entsprochen, zwischen in Dauernebel gehüllten Häuserfassaden, die mit unzweideutigen Anzeigen von entsprechenden „Damen“ tapeziert sind, streifen ebendiese Ladies auf der Suche nach männlicher Kundschaft umher. Auch ansonsten zwielichtige Gestalten überall, dunkle Schatten, Penner, liebeshungrige Matrosen auf Landurlaub, ansonsten respektable Vertreter der High Society, die aber lieber ihre Schritte in die Lokale und Nachtbars lenken, etwa die Sansibar. Deren Chefin Mrs. Filiati (Elisabeth Flickenschildt) hütet ein dunkles Geheimnis, das sie sich mit ihrem Partner, dem von Werner Peters gespielten Heiler und Masseur Dr. Dalmar, teilt. Irgendwas stark Anrüchiges muss auf dem Grund des großen Ozeans liegen, unerreichbar für die irdische Gerechtigkeit. Währenddessen wird die Schar der Sansibar-Besucher gelichtet, obwohl der Scotland-Yard-Chef Sir Philip (Hans Söhnker) nicht an ein Phantom und einen Serien-Messerkiller glauben will. Sein Mitarbeiter Chefinspektor Patton dagegen ist fest von dessen Existenz überzeugt. Dieter Borsche gibt den Ermittler abgeklärt und souverän, kein jugendlicher Held. Auch die noch entsprechend junge Verlobte des ältlichen Yard-Bosses versucht sich engagiert als Amateurdetektivin, wobei sie hauptberuflich Kriminalromane schreibt. Clarinda Smith heißt die Gute. Eine Musterrolle für Barbara Rütting. Auch ansonsten bekannte Darsteller der Zeit, auch aus der regulären Wallace-Reihe.
Schließlich werden die Machenschaften der miteinander bekannten Opfer des Killers aufgedeckt, wobei mittlerweile wie stets bei diesen Filmen alle oder zumindest das Gros in Gras gebissen hat.
Ende gut – alles gut? Hier eher nicht.

Arthur Brauners Film hat mit dem Sohn des Thriller-Kings fast gar nichts zu tun, läuft aber unter dessem Markennamen. Die Morde sind aus der POV-Perspektive gefilmt. Die Opfer sind allesamt böse Gesellen mit einem Herzen aus Stein. Wie anders könnte es sonst sein, dass trotz der mit traumwandlerischer Sicherheit geführten chirurgisch-präzisen Stiche nicht mal ein Tröpfchen Blut erkennbar ist? Leider sieht man das Phantom in seiner schrecklichen Pracht mit zünftiger Maske nur beim letzten verhinderten Anschlag in Gänze, da wurde der Gruselfaktor dummerweise klein gehalten.
Logikpatzer sind selbstredend vorhanden, aber bei weitem nicht so auffällig wie bei anderen Filmen der Zeit, das Drehbuch hat wohl größere Sorgfalt erfahren.
Die breit ausgewalzte Rotlicht-Atmosphäre hat für die damalige Zeit schon einiges an gewagten Auftritten zu bieten. Nackte Brüste und kaum verhüllte Pobacken der Stripperinnen allenthalben, etwa zeitgleich mit der ähnlichen und krampfigeren Darbietung in Zimmer 13. (Wobei da allerdings die direkte Verbindung von Sex & Crime drastischer war). Auch der große Einwegspiegel, von dem aus die Unterwelt-Schurken auf die ahnungslosen Vergnügungssüchtigen blicken können, fehlt hier nicht, eine liebgewonnene Zutat dieser Sorte Film. Eingängig ist auch Martin Böttchers musikalischer Beitrag, ob nun instrumentell oder auch in Verbindung mit gesanglicher Einlage.
Leider fehlt der Geschichte irgendwie der letzte Pfiff. Das Abmurksen der gar nicht so edlen Bagage wird abgespult, als wäre es ein zwangsläufiges Naturgesetz. Dramaturgische Höhepunkte sind eher spärlich verteilt, etwa des Chefinspektors Kampf mit dem Phantom-Helfer „Leberfleck“ auf einer Brücke.
Grundsätzlich sind alle verdächtig, irgendwelchen Dreck am Stecken zu haben, sogar der diesmal gar nicht gutmütig-vertrottelte Polizeichef Sir Philip hat seine Geheimnisse. Die Stimmung und auch Handlungsfabel ist für einen Streifen dieser Zeit ungewöhnlich dunkel, wo das Thema „Sexueller Missbrauch“ doch ängstlich gemieden wurde. Wenn man nun noch erfährt, dass die immer wieder erwähnte Yacht Jolanda tatsächlich als schwimmendes Bordell für eine entseelte reiche Oberschicht gedient hat, Frauen dort zur Prostitution gezwungen wurden und später als Zeugen umgebracht werden sollten, alles verknüpft mit einem gewaltigen Versicherungsschwindel usw., da fühlt man sich doch frappierend an immer wieder aufploppende Skandale der heutigen Zeit erinnert. Ein biederes Filmchen der frühen Sechziger zeigt schon mal die perversen Spielchen der „Eliten“ auf, seltsam realistisch.

Leider fehlt beim Phantom so gänzlich das behagliche Gefühl, wenn zum Schluss der Inspektor seine unter vielen Gefahren gerettete Millionenerbin in die Arme schließt und alles wieder gut ist. Daran ändert auch das hastig entwickelte Pseudo-Happyend zwischen dem spaßigen Sergeanten Hallam (Peter Vogel) und der entweder leicht- oder fast vollständig bekleideten Zeugin Corinna Smith (Helga Sommerfeld) nichts, welches man sich ruhig hätte verkneifen können.
Das vakante Märchenende kann man je nach Stimmung vermissen oder als willkommene Bereicherung ansehen.
Der Film bricht jedenfalls sehr augenfällig aus dem dazumal üblichen Schema aus, doch fehlt es ihm halt leider auch stark am rechten Schliff für einen außergewöhnlichen Beitrag.

Persönliche Wertung: 3 von 5 Punkten

Savini Offline



Beiträge: 813

07.07.2023 08:44
#84 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

Danke für diesen kleinen Essay!
Der Film sticht durch seine extreme Düsterheit und die (wenn man beim Genre der Wallace-Filme und deren Epigonen überhaupt davon sprechen kann) größere Realitsnähe hervor - keine Schlösser, mysteriösen Butler, Geheimorganisationen mit maskierten Anführern oder Schätze; selbst das titelgebende "Phantom" ist zwar maskiert, wird aber erst im Finale "direkt" gezeigt - warum, wüsste ich auch gerne. Die Themen Rotlicht-Milieu und das Tatmotiv wirken aus heutiger Sicht zwar abgedroschen, dürften aber damals eher Neuland gewesen sein und deutlich drastischer gewirkt haben.
Auch der Ermittler wirkt ungewohnt, da er weder ein junger Liebhaber noch ein kauziger Typ ist, sondern relativ bodenständig. Hinzu kommt, dass man Borsche bei diesem Genre eher von der anderen Seite des Gesetzes her kennt. Die (wenigen) Kaspereien von Sergeant Hallam und das Happy End wirken reichlich aufgesetzt und fast so, als habe man sie eingefügt, um den sehr düsteren Film abzumildern.
Ein Pluspunkt ist natürlich, dass hier sowohl der Inspektor als auch sein Vorgesetzter durchaus verdächtig erscheinen.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #83
Logikpatzer sind selbstredend vorhanden, aber bei weitem nicht so auffällig wie bei anderen Filmen der Zeit, das Drehbuch hat wohl größere Sorgfalt erfahren.

Aus meiner Sicht gibt es zwei zentrale Ungereimtheiten:
Warum wehren sich die Opfer nicht, obwohl speziell Nielsen und Hamacher recht kräftig gebaut sind? Diese Frage wird von Patton an einer Stelle aufgeworfen aber komischerweise später nicht beantwortet.
Ein schockierendes Wiedererkennen des einstigen Opfers dürfte es kaum sein, da das "Phantom" seine Maske kaum abgenommen haben dürfte (es sind immer beide Hände im Bild zu sehen).
Und warum ist Dr. Dalmer so überrascht, als Captain Muggins in seiner Praxis erscheint, da er diesen zuvor für tot gehalten habe? Einige Szenen zuvor hatte er in doch bereits durch den Spiegel in der Bar gesehen und erkannt.
Daneben frage ich mich, warum Mrs. Filiati bis kurz vor dem Finale so tut, als sein sie an den Rollstuhl gefesselt (selbst wenn sie mit Dalmas allein ist).

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

07.07.2023 10:19
#85 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

Meiner Ansicht nach gibt es für das Mysteriums der fehlenden Gegenwehr der mitunter körperlich sehr starken Opfer eine einfache Erklärung, die im Film auch so rüberkommen sollte. Durch die gruselige Maske des Phantoms, die ja auch quasi als Lüften des Rätsels erst am Ende gezeigt wird, sind die Opfer vor Schreck förmlich gelähmt und lassen sich widerstandslos erdolchen. Kann man nun glaubwürdig finden oder auch nicht.

Mir ist z.B. aufgefallen, dass Sir Philip seinen ins Zwielicht geratenen Masseur Dr. Dalmar anklingelt und nur kurz ohne weitere Angaben mitteilt, dass er nicht mehr zur Behandlung kommen will. Hat ihn Dalmar wirklich an der Stimme erkannt (Rufnummernanzeige gab es damals noch nicht). Halte ich für unwahrscheinlich. Warum steht der Heilpraktiker in seinem Arbeitskittel am Telefon, obwohl er nur mit seiner Partnerin zusammen ist und weit und breit kein Patient zu sehen ist (ist wohl auch schon ziemlich spät)? Finde ich auch unsinnig.
Naja, das sind nur kleine Dinge, die kaum auffallen. Ich verstehe auch, nicht, warum „Leberfleck“ den Chefinspektor entführen wollte und was er dann mit ihm vorhatte. Ihn umbringen? Aber warum eigentlich?
Ist halt bloß ein Film…

Savini Offline



Beiträge: 813

07.07.2023 10:43
#86 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #85
Meiner Ansicht nach gibt es für das Mysteriums der fehlenden Gegenwehr der mitunter körperlich sehr starken Opfer eine einfache Erklärung, die im Film auch so rüberkommen sollte. Durch die gruselige Maske des Phantoms, die ja auch quasi als Lüften des Rätsels erst am Ende gezeigt wird, sind die Opfer vor Schreck förmlich gelähmt und lassen sich widerstandslos erdolchen. Kann man nun glaubwürdig finden oder auch nicht.

Dann muss man sich natürlich umso mehr fragen warum man das komplette Zeigen der Maske dem Zuschauer praktisch den ganzen Film über vorenthalten hat.
Dass die Opfer oft vom Anblick des Mörders oder Monsters gelähmt sind, obwohl sie die Möglichkeit zur Verteidigung hätten, kennt man natürlich aus unzähligen Krimis und Horrorfilmen (im Wallace-Bereich fielen mir da zuerst die Morde an Creager und Abel Bellamy im "Bogenschützen" und das Ende von Sir Cecil im "Unheimlichen" ein).
Aber da dieser Film sich etwas "realistischer" gibt und die Frage in der Mitte sogar aufgeworfen wird hatte ich beim ersten Sehen mit einer zumindest kurzen Erklärung im Dialog gerechnet.

Blacky81 Offline



Beiträge: 59

07.07.2024 10:26
#87 RE: Bewertet: BEW - "Das Phantom von Soho" (5) Zitat · Antworten

Das man das Phantom erst so spät sieht, hat vermutlich vor allem den Grund das ein zu frühes Zeigen des Phantoms den Kreis der Verdächtigen zu sehr eingeschränkt hätte. Wenn man sie Hände des Phantoms bei den Morden anguckt, dann sind diese von den Bewegungsabläufen eindeutig weiblicher Herkunft. Im 1. Trailer zum Film sieht man in der Szene in der Szene in der der Obdachlose das Phantom beim Verlassen der Sansibar beobachtet das Phantom kurzeitig komplett. Hier fällt die eher weibliche Statur des Phantoms auf. Deshalb hat man sich hier vermutlich auch für das kürzen der Szene entschieden.

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