Zitat von Gubanov im Beitrag #26 Kurios, wie die Wahrnehmungen auseinandergehen: "Stahlnetz" und "Krallen" sind für mich neben der "weißen Spinne" nicht nur Reinls beste Epigonen, sondern überhaupt seine besten Krimis.
In der Tat kurios. Du ordnest "Stahlnetz" und "Krallen" auch vor "Frosch", "Bande" und "Fälscher" ein (Nach dem "Mönch" frage ich dich schon gar nicht)?
Nach dem uMönch frage ich auch nicht, weil man mich nach dem auch nicht fragen muss. Doch der Rest ist, bei aller Sympathie für die genannten Epigonen, in dieser eindeutigen Formulierung zumindest mal erstaunlich....
Gubanov
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01.12.2016 17:06
#32 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2)
Bei Frosch und Bande gäbe es vielleicht noch Diskussionsansätze, aber die schnarchige Schnulze Fälscher ist als Krimi ja wohl eine glatte Themenverfehlung, bei der sich Reinls seichte Seite Bahn brach. Und während Frosch und Bande zwar handwerklich lobenswert sind, fehlt ihnen eben das typisch stylishe Sixties-Krimimoment, das sich 1959 und 1960 noch nicht vollumfänglich herausgeprägt hatte. Insofern: Ja, ich bevorzuge Spinne, Stahlnetz und Krallen den drei genannten Wallace-Filmen.
Zitat von Ray im Beitrag #30Wie Daniel finde auch, dass man das nicht ganz vergleichen kann, weil die Wallace-Filme ja grundsätzlich eigenständige Storys haben.
Hier verweise ich einfach nochmal auf diesen Thread, in dem wir ausführlicher (an-)diskutiert haben, wie eigenständig nun eigentlich die einzelnen Wallace-Filme wirklich sind. Das gehört sicher nicht an diese Stelle, aber das Ermitteln mehrerer verschiedener Fuchsberger- oder Drache-Inspektoren unter Siegfried Schürenbergs Sir John dürfte z.B. eine ähnliche Inkonsistenz sein wie das Auftauchen zweier unterschiedlicher Fröbe-Ermittler in Wolfgang Preiss' Mabusiversum. Angebliche Unterschiede erscheinen mir da eher künstlich herbeidiskutiert.
Zitat von Gubanov im Beitrag #32Bei Frosch und Bande gäbe es vielleicht noch Diskussionsansätze, aber die schnarchige Schnulze Fälscher ist als Krimi ja wohl eine glatte Themenverfehlung, bei der sich Reinls seichte Seite Bahn brach. Und während Frosch und Bande zwar handwerklich lobenswert sind, fehlt ihnen eben das typisch stylishe Sixties-Krimimoment, das sich 1959 und 1960 noch nicht vollumfänglich herausgeprägt hatte. Insofern: Ja, ich bevorzuge Spinne, Stahlnetz und Krallen den drei genannten Wallace-Filmen.
Bei "Fälscher" und "uMönch" gäbe es auch "Diskussionsansätze", aber zumindest bezüglich Letzterem will ich hier mal keine schlafenden Hunde wecken.
Nur gegen die Bezeichnung des "Fälschers" als "schnarchige Schnulze" und "glatte Themenverfehlung" will ich protestieren.
-"Schnarchige Schnulzen" sind für mich "Plüschkrimis" - und gerade die gefallen dir doch recht gut. Umso mehr verwundert mich insoweit diese Einschätzung.
-"Fälscher" gehört zu denjenigen Filmen, die sich relativ eng am Roman von Wallace gehalten haben. Also kann in Bezug auf Wallace von "glatte Themenverfehlung" schon mal keine Rede sein; aber auch unter dem bloßen Gesichtspunkt "Krimi" seh ich das anders. Im "Fälscher" kommt der Romanze zumindest eine gesteigerte narrative Funktion zu und wurde nicht nur in die Geschichte geschrieben, damit es am Ende noch irgendwie ein "Happy End" gibt. Ein Kriminalfim bleibt der Film trotzdem - und ein sehr guter noch dazu.
Also mir geht es da ganz wie Gubanov: "Die unsichtbaren Krallen..." und noch mehr "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" gehören für mich zu den Highlights der 60er Krimis und auch im Werk von Harald Reinl. Natürlich haben die "1000 Augen" die Messlatte für die Nachfolger recht hoch gelegt, doch das sollte man den Filmen nicht anlasten, auch kann ich ebenfalls nicht ganz verstehen, warum die Abweichungen in der "Kontinuität" der Filme hier als problematischer oder störender empfunden werden wie z. B. in der Wallace-Reihe.
Der "Frosch" ist in der Tat m. E. der einzige Krimi von Harald Reinl, der vielleicht noch einen Deut besser sein könnte als die beiden oben genannten Mabuses, auch wenn ich das mit dem fehlenden fluffigen 60ies Flair schon gut nachvollziehen kann.
Ich weiß, ich schaue mir die Filme zu spät an. Aber immerhin hat mich der Epigonen-Grandprix dazu gebracht, sie überhaupt wieder hervorzukramen.
Stahlnetz mag vielleicht nicht der beste Epigone sein, aber der temporeichste ist er bestimmt. Keine Sekunde langweilig, die Musik wirkt unterstützend an den passenden Stellen und Fröbe wirkt wie legitime Fortsetzung des Ursprungs-Lohmanns. Überhaupt hat mich die Atmosphäre und vor allem auch die Bildgestaltung dieses Mal ganz stark an deutsche Vorkriegsfilme erinnert. Das Licht-und-Schatten-Spiel ist sehr stark. Inhaltlich vielleicht flacher als alle bisherigen Mabuses, aber stilistisch mehr als nur in einer Reihe mit ihnen.
An die zeitlose Klasse der 1000 Augen kommt das eher nostalgisch anmutende Stahlnetz nicht heran, aber inszenatorisch ist das sicher einer von Reinls besten Kriminalfilmen.
Zitat von Count Villain im Beitrag #35Ich weiß, ich schaue mir die Filme zu spät an. Aber immerhin hat mich der Epigonen-Grandprix dazu gebracht, sie überhaupt wieder hervorzukramen.
Ich weiß ja nicht wie es anderen geht, aber ich persönlich freu mich über jedes Statement zu den von uns allen so geliebten Filmen.
Und wenn der Epigonen-Grand-Prix der Anlass ist, spricht das doch nur für die "Strahlkraft" dieser schönen Wettbewerbe.
Zitat von Count Villain im Beitrag #35Ich weiß, ich schaue mir die Filme zu spät an. Aber immerhin hat mich der Epigonen-Grandprix dazu gebracht, sie überhaupt wieder hervorzukramen.
Ich weiß ja nicht wie es anderen geht, aber ich persönlich freu mich über jedes Statement zu den von uns allen so geliebten Filmen.
Und wenn der Epigonen-Grand-Prix der Anlass ist, spricht das doch nur für die "Strahlkraft" dieser schönen Wettbewerbe.
Der Grandprix war für mich auch schon der Anlass, mir einige Filme (wie z. B. die Pater Brown Reihe) nochmal anzuschauen. Es gibt immer was zu tun!
Gubanov
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29.08.2017 00:24
#38 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2)
Zitat von Ray im Beitrag #36Ich weiß ja nicht wie es anderen geht, aber ich persönlich freu mich über jedes Statement zu den von uns allen so geliebten Filmen.
Kann ich nur bestätigen. Und die Diskussionen, die auch in den Filmbewertungsthreads noch immer rege aufkommen, wenn jemand 'mal einen Anlass dafür schafft - das können auch Besprechungsreihen wie z.B. deine sein -, zeigen, dass zu den Filmen noch lange nicht "alles gesagt" ist. Das gilt für die Epigonen natürlich noch mehr als für die typischen Wallace-Filme.
Zitat von Count Villain im Beitrag #35Inhaltlich vielleicht flacher als alle bisherigen Mabuses
Anders und dezidiert spannungs- und actiongeladen, aber nicht unbedingt flach. Wir hatten uns das "Stahlnetz" im Rahmen des Wallace-Treffens in Berlin im Zeughauskino angesehen und in der Einführung wurde ganz niedlich illustriert (vielleicht auch etwas überinterpretiert), dass der Film durchaus als Auseinandersetzung mit der Atomangst in Deutschland und Europa zu einer Zeit, zu der die ersten AKWs ans Netz gingen, zu verstehen ist. Das, kombiniert mit der Superschurken-Weltbeherrschungsfantasie, gibt inhaltlich eigentlich schon ziemlich viel her, auch wenn so ein Thema natürlich von sich aus zwangsläufig plakativ bzw. spekulativ angepackt werden muss.
Zitat von Count Villain im Beitrag #35Überhaupt hat mich die Atmosphäre und vor allem auch die Bildgestaltung dieses Mal ganz stark an deutsche Vorkriegsfilme erinnert. Das Licht-und-Schatten-Spiel ist sehr stark.
Da muss ich auch ganz klar zustimmen. Einer der ganz starken Punkte von "Stahlnetz" ist seine unfassbar stimmige (und einmalig urbane) Optik.
Gubanov
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17.09.2017 10:28
#39 RE: Bewertet: "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (1961, Mabuse 2)
„Im Stahlnetz des Dr. Mabuse“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 3 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 4,28 von 5 Punkten.
zugrundeliegende Wertungen: 17 von 17 (16x „gut bekannt“, 1x „länger her“) Top-10-Tipps: 6 von 8 (höchster Tipp: 2x Platz 3) Auswahlrunde: vorqualifiziert (Dr.-Mabuse-Film)
mit 4,53 Pkt. Platz 07 in der Kategorie Schauspieler (– 4) mit 4,47 Pkt. Platz 06 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (– 3) mit 3,91 Pkt. Platz 12 in der Kategorie Drehbuch / Logik (– 9) mit 4,27 Pkt. Platz 06 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (– 3) mit 4,03 Pkt. Platz 10 in der Kategorie Musik (– 7) mit 4,50 Pkt. Platz 10 in der Kategorie Epigonenfaktor (– 7) mit 4,27 Pkt. Platz 06 in der Kategorie freie Wertung (– 3)
BEWERTET: "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (Deutschland 1961) mit: Gert Fröbe, Lex Barker, Daliah Lavi, Fausto Tozzi, Rudolf Fernau, Werner Peters, Rudolf Forster, Ady Berber, Joachim Mock, Laura Solari, Albert Bessler, Alexander Engel, Zeev Berlinsky, Henry Cobet, Jean-Roger Caussimon, Lou Seitz, Wolfgang Preiss u.a. | Drehbuch: Ladislas Fodor und Marc Behm nach den Motiven von Norbert Jacques | Regie: Harald Reinl
Oberst Hark von der Interpol, der wichtiges Beweismaterial bei sich führt, wird im Zug ermordet. Kommissar Lohmann, der gerade im Begriff ist, einen Angelurlaub anzutreten, soll den Fall übernehmen. In Kürze wird die Verbindungsfrau des Chicagoer Verbrecher-Syndikats in der Stadt erwartet, doch Mrs. Pizarro stirbt auf offener Straße durch einen Flammenwerfer. In ihrer Handtasche findet Lohmann das Buch "Anatomie des Teufels" von Pfarrer Briefenstein. Ein Kapitel handelt vom Dr. Mabuse-Mythos, was die Alarmglocken des Kommissars schrillen lässt. Er sucht den Geistlichen auf, doch selbst in der Kirche lauern Gefahr und Tod....
Nachdem Fritz Lang den unseligen Doktor im Jahr 1960 reanimiert hatte, erteilte die CCC dem Routinier Harald Reinl den Auftrag, einen populären Reißer zu inszenieren, der den unheimlichen Verbrecher zum legendären Schrecken der Kinos werden ließ. Das bewährte Team Fröbe/Peters/Preiss/Bessler stand erneut zur Verfügung, wohingegen man mit Lex Barker einen neuen Mann holte, der die Reihe mit seinem amerikanischen Flair noch nachhaltig prägen sollte. Fausto Tozzi übernahm die Öffentlichkeitsarbeit für den im Verborgenen agierenden Wolfgang Preiss, den es nach seinem Sturz in die Fluten offiziell nicht mehr geben durfte. Bei der weiblichen Hauptfigur setzte man nach der Engländerin Dawn Addams auf die Israelitin Daliah Lavi, die noch am Anfang ihrer Karriere stand. Mit Laura Solari als enigmatischer Mrs. Pizarro, Ady Berber als ferngesteuerter Tötungsmaschine und Rudolf Forster als kauzigem Wissenschaftler versammelte man ebenso wichtige Originale im Dunstkreis Mabuses wie mit Jean-Roger Caussimon als finsterem Küster und Henry Coubet als blindem Zeugen. Es sind gerade diese akzentuierten Darstellungen, die stellenweise ohne Text auskommen, die das Besondere des zweiten Mabuse-Films ausmachen. Bereits der Vorspann kündet in dramatischer Tonlage von der Bedrohung, die in den nächsten anderthalb Stunden die Kinoleinwand bzw. den Bildschirm überschatten wird. Die Musik von Peter Sandloff unterstreicht jede visuelle Nuance gekonnt und dramatisiert das Geschehen auf wohlig-gruselige Weise. Selten hat man einen Kriminalkommissar bei Mabuse so ausgelassen und jovial gesehen wie Lohmann beim Kofferpacken im Kreis seiner Familie. Das Idyll kontrastiert bewusst mit den Aufgaben, die er bald lösen muss und deren Wirkungskreis wie aus einem Alptraum zu kommen scheint.
Morde in aller Öffentlichkeit, wobei die physische Vernichtung der Leichen durch Feuer oder Schwefelsäure die Entschlossenheit der unbekannten Macht noch betonen, sowie eine Organisation internationalen Ausmaßes, deren Gier nach Kontrolle des Einzelnen und Lenkung der Massen an historische Führerfiguren erinnert. Der Wunsch nach Herrschaft bleibt, die Methoden mögen andere sein. Das Gefängnis als Brutstätte weiterer Verbrechen, als Ort der Radikalisierung und als Bollwerk gegen Recht und Ordnung erfüllt einmal mehr seinen Ruf als Parallelwelt, in der Hass und Rache gezüchtet werden statt kriminelle Elemente zu resozialisieren. Zweifellos üben Direktor Wolf und sein Abteilungsleiter Böhmler eine morbide Faszination aus, stehen sie doch unbestreitbar in den Diensten Mabuses, während man sich bei Briefenstein oder Professor Sabrehm nicht sicher sein kann. Ebenso verfolgt das Drehbuch die Strategie, den neuen Mann aus den USA unter gleich drei Identitäten einzuführen, um Kommissar Lohmann noch mehr zu isolieren. Selbst sein Assistent Voss wird in die Nähe eines Verdachts gerückt. Praktisch in jeder Minute und an allen Schauplätzen lauert der Tod auf sein nächstes Opfer, wobei in der Wahl der Tötungsinstrumente Fantasie bewiesen wird. Während sich die "1000 Augen" der Manipulation durch falsche Bilder und Gefühle bedienten, greift Mabuse im "Stahlnetz" zu Drogen, um seine Opfer zu lenken. Die Gangart ist härter und ungeduldiger; auch Verbrecher von Format leiden unter Zeitdruck und dem aus den Vereinigten Staaten importierten Stress. Dennoch scheinen die angestrebte Kooperation mit den Partnern aus der Gangster-Metropole Chicago riskant; agieren dort vorzugsweise mafiöse Banden, so ist Mabuse doch durch und durch ein bundesdeutscher Einzelgänger, dem der Mafia-Ehrenkodex ebenso fremd wäre wie Spaghetti einer Currywurst.
Dr. Reinl zeigt seine Stärken in den Actionszenen, die er stets auf die selbe Weise umsetzen lässt. So sind es gerade die Schlägerei zwischen Fröbe, Berber und Barker und der Kampf zwischen Fröbe und dem Maskierten am Ende, die dem Film zusätzliche Härte verleihen und neben der lange Zeit im Unklaren bleibenden Intention von Mabuse für Spannung sorgen. Die Wahl der Schauplätze um den Berliner S-Bahnhof Savignyplatz, die Taborkirche in Kreuzberg und die Alexandrinenstraße sind von einer authentischen Bedrohlichkeit. Auffallend sind die vielen Nachtszenen, welche die Handlung zusätzlich mit den Repräsentanten der Finsternis, dem bereits literarisch-analytisch erwähnten Teufel in Verbindung bringen. Freitag, der 13. ist der Stichtag für Mabuses Beweis der Macht, er könnte aber auch der Tag des jüngsten Gerichts werden. Unachtsamkeit, gewährte Freiheiten und Eile brechen das stählerne Netz des Superverbrechers auf und lassen sein Macht-Gefüge wie ein Kartenhaus einstürzen. Kein Wunder, wenn er sich auf dumpfe Gestalten verlässt, die rein aus einem hypnotischen Zwang heraus für ihn marschieren. Solange er andere Druckmittel in der Hand hatte - wie bei Professor Sabrehm - funktionierte seine Organisation besser. Lobenswert, dass entgegen der Gewohnheit, in Reinls Filmen dessen Ehefrau Karin Dor zu besetzen, diesmal auf Daliah Lavi zurückgegriffen wurde. Sie bringt eine gute Mischung aus unnahbarer Schönheit, mitfühlender Sympathie und Pferde-stehl-Faktor mit, wobei sie sich inmitten der Männer erst einmal behaupten will, weil sie bereits bei ihrem ersten Auftritt von Kommissar Lohmann an den familiären Herd abkommandiert wird, was sie ohne mit der Wimper zu zucken ablehnt - diesem Klischee musste sie sicher schon oft ausweichen.
Die elektrisierende Faszination von Dr. Mabuse hat auch heute nichts von ihrer Wirkung verloren und vereinnahmt den Zuschauer durch einen flüssigen Handlungsstrang und markante Darstellerleistungen, wobei Fröbe, Tozzi und Co. längst Kultstatus erlangt haben. 5 von 5 Punkten
Zitat von Percy Lister im Beitrag #40Die Musik von Peter Sandloff unterstreicht jede visuelle Nuance gekonnt und dramatisiert das Geschehen auf wohlig-gruselige Weise.
Wobei der Herr Sandloff sich hier doch SEEEHR eindeutig "inspirieren" ließ:
Da schau an, der Herr Sandloff wieder. Er zeichnet für zwei Mabuse-Sounds den Credits zufolge verantwortlich und hat demnach keinen einzigen echten (Titel-)Beitrag geleistet. Denn auch den Soundtrack der "unsichtbaren Krallen" reklamiert ein anderer für sich:
Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse meine allererste Titelmusik, heute noch gut
Produktion: CCC-Filmkunst - Artur Brauner, BRD/I/F 1961
Mit: Gert Fröbe, Lex Barker, Daliah Lavi, Fausto Tozzi, Werner Peters, Rudolf Forster, Rudolf Fernau, Joachim Mock, Laura Solari, Ady Berber, Henry Coubet, Jean-Roger Caussimon, Albert Bessler, Lou Seitz, Zeev Berlinsky, Alexander Engel, Wolfgang Preiss, Herbert Weißbach, Erik Radolf
Handlung:
Zwei gewichtige Verbrecherorganisationen aus Deutschland und Chicago scheinen sich verbündet zu haben und machen nun durch spektakuläre Morde an jenen von sich reden, die ihnen zu nahe kommen. Der FBI-Agent Joe Como ermittelt daher zusammen mit dem deutschen Kommissar Lohmann und es sollte sich bald herausstellen, dass der totgeglaubte Dr.Mabuse hinter den grausamen und menschenverachtenden Aktivitäten steckt. Como wird zum Schein verhaftet, um im Gefängnis den für die Ermittlungen notwendigen Zugang zur Unterwelt zu finden...
Anmerkungen:
Nachdem Artur Brauners "1000 Augen" den gewünschten Erfolg brachten, stand einer Dr-Mabuse-Reihe nun nichts mehr im Wege und man machte sich analog zu den Edgar-Wallace-Filmen hurtig an die Arbeit, möglichst rasch diese Fortsetzung in's Rennen zu schicken. Da der altgediente Fritz lang offenbar keinen Bock mehr hatte, auch die Kinolandschaft der 60er-Jahre zu bedienten, entschied man sich für den fähigen Actionregisseur Harald Reinl, der bereits die Wallace-Reihe inszenatorisch in's Leben rief, was sich als wahre Goldgrube entpuppte. Die Wahl erwies sich als richtig, da der vorliegende Streifen ein auffallend düsterer und knallharter Thriller und auch wesentlich actionreicher und spannender als sein Vorgänger ist. Überflüssiger Humor wird, im Gegensatz zu den späteren Wallace-Filmen, auch hier völlig ausgespart und die im Vorgängerfilm noch durchschimmernde 50er-Jahre-Beschaulichkeit ganz fallengelassen. Das Titelthema ist ebenfalls wesentlich flotter und akustisch attraktiver. Das besondere Schmankerl in der Besetzungsliste ist natürlich ein weiterer internationaler Star, nämlich der bereits als Tarzan bekannte und nunmehr angehende Old Shatterhand Lex Barker. Freilich wirkt der vor allem als Abenteuerheld eingesetzte Schauspieler hier etwas ungewohnt und lange nicht so unaustauschbar wie in der Rolle seines Lebens, was aber wenig stört, wenn man ihn von Kindesbeinen an als Kultfigur in's Herz geschlossen hat. Als sein Love-Interest darf Daliah Lavi fungieren, die ich persönlich immer sehr farblos fand - Ein Eindruck von dem ich sie leider auch hier nicht freisprechen mag. Gert Fröbe, der sich im Vorgängerfilm ganz ausgezeichnet schlug, darf auch hier wieder ermitteln, wenn auch in einer anderen, aber gleich angelegten, Rolle als sympathischer Kommissar, der durchaus hart und unerbittlich sein kann. Einerseits darf man ihn zu Beginn des Films als gutgelaunten Familienvater in einer fast heil erscheinenden Welt und später dann als strengen Vorgesetzten, der seinen Untergebenen ob seiner "Dummheit" mit harten Worten tadelt, erleben. Hervorheben darf man auch sein Pistolenduell mit dem Küster, das einem Western-Drehbuch entstammen könnte. Auch Werner Peters vollzieht im Vergleich mit den "1000 Augen" einen Wechsel seiner Identität, die ihn nun mehr in sein gewohntes zwielichtiges Typecasting presst. Seine Rolle in Langs Film war deutlich vielseitiger und interessanter.
Verschiedene Morde sind für das Entstehungsjahr ungewöhnlich hart und gewagt inszeniert. Eine Frau wird abgefackelt, ein Mann mit dem Lieferwagen gegen eine Wand gequetscht und ein Sprung aus dem Fenster gezeigt, was von der Kamera alles bemerkenswert lang und realistisch eingefangen ist. Im Vergleich mit den sehr unblutigen Toden in den "1000 Augen" wird hier einen deutlichen Gang höher geschalten. Der visuelle Stil mit dunklen Aufnahmen und langen Schatten, bedient voll und ganz die Erwartungshaltung von Liebhabern des "noi-ren" Gruselkrimi-Genres.
Beibehalten wird das für die Mabuse-Filme zum Markenzeichen gewordene Mind-Control-Element und der Umstand, dass das Genie des Bösen nun immer wieder zum Schein sterben und dann doch wieder auferstehen darf. Auch diesmal tritt Mabuse, ähnlich wie Fantomas, unter der Identität eines Anderen in Erscheinung, der längst durch ihn selbst von dieser Welt abberufen wurde und dessen Gesicht nur noch als Maske existier. Menschen durch Ausschalten ihres freien Willens gefügig zu machen, der Traum eines jeden Tyrannen, Despoten und totalitären Systems, ist hier das zentrale Thema. Durch die Aussage des von Alexander Engel gespielten Professors, dass Gehorsamsmaschinen geschaffen werden, die jeden Befehl ohne Denken ausführen, werden das Thema dieser Geschichte und der inzwischen nicht mehr wegzuleugnende Realitätsbezug nur allzu treffend charakterisiert. Das Genie des Bösen bedient sich dabei gewisser Substanzen mit trans-humanistischer Wirkung, wie man es nennen könnte - ebenfalls ein sehr aktuelles Thema, das allerdings der breiteren Masse weniger bewusst ist. Einverleibt wird das Ganze als Zwangs-Impfung mit zweifelhaftem Inhalt, was sich 60 Jahre später als Reality-Grusel-Show abzuzeichnen scheint. Fazit:
Das "Stahlnetz" ist ein überaus gelungener Beitrag zum Genre des deutschen Schwarzweiss-Grusel-Krimis der 60er-Jahre und verknüpft ganz im Sinne seines Vorgängers die Härte eines Thrillers von echtem Schrot und Korn mit überdeutlicher Gesellschaftskritik.
Ein hochrangiger Kurier der Interpol wurde in einem Schnellzug ermordet. Der wieder von Gerd Fröbe verkörperte Kommissar, diesmal mit Namen Lohmann, bricht seinen geplanten Angelausflug ab und ist bald darauf im Stahlnetz des Dr. Mabuse gefangen. Das Chicagoer Mafiasyndikat strebt eine Zusammenarbeit mit einer deutschen Verbrecherorganisation an, der Handlungsort wird zwar nicht namentlich genannt, spielt aber unverkennbar in Berlin. Ein inhaftierter Auftragsmörder (Ady Berber) des Syndikats gibt sich beim Verhör verstockt, eine weibliche Mittelsperson namens Pizarro wird kurz vor Zugriff der Polizei grausam getötet. Die Spuren führen in verschiedene Richtungen, eine schummerige Bar, eine Kirche sowie ein Gefängnis sind Stationen, wo der Kommissar und sein Assistent Voss immer wieder auftauchen. Der Kommissar Lohmann bekommt bei seien Ermittlungen Konkurrenz, die etwas naseweise junge Reporterin Maria Sabrehm (Daliah Lavi) sowie der von Lex Barker gemimte FBI-Agent Joe Como interessieren sich genau so für den Fall. Dabei hat die hübsche Journalistin ein Geheimnis, denn ihr Vater, ein bekannter Chemiker, ist in die Sache verwickelt. Und auch Joe Como scheint nun doch nicht ganz der aufrechte Streiter für Gesetz und Ordnung zu sein, den er vorgibt… Derweil kommt Lohmann immer mehr der Verdacht, dass der totgeglaubte Mabuse oder ein Nachfolger am Wirken ist, denn alle, die in der Sache für die Organisation im Hintergrund gefährlich werden könnten, werden gnadenlos eliminiert. Und das sind einige ! Der Kriminalist misstraut dem salbungsvollen Pfarrer Brietenstein (Rudolf Fernau) der nahegelegen Missionskirche, der ein seltsames Interesse am „Mabuse-Mythos“ zeigt, genauso auch dem Gefängnisdirektor Wolf (Fausto Tozzi), in dessen Anstalt es zu sehr bedenklichen Vorfällen kommt. Aber auch der wird schließlich vor seinen Augen in die Luft gesprengt. Ist sein Nachfolger Abteilungsleiter Böhmler (Werner Peters) der Auftraggeber ? Mittlerweile ist dem Zuschauer restlos klargeworden, dass der teuflische Doktor mit den Weltherrschaftsplänen noch unter den Lebenden weilt. Um dem amerikanischen Kooperationspartner in spe einen Beweis seiner Macht geben zu können, will er die Atommeiler des städtischen Kraftwerkes sprengen. Da ist langsam höchste Not am Mann, denn der rührige Doktor Mabuse hat wieder mal an einem Hypnosemittel forschen lassen und eine Armee von fremdkontrollierten Zombies erschaffen, mit denen er das Projekt in Angriff nimmt. Doch es gibt in seinen Reihen einen Verräter, unter dessen Mitwirken die Katastrophe mit Mühe abgewendet werden kann. Mabuse endet hier scheinbar in einem Tunnel bei einen Frontalcrash zweier Züge. Aber der abgeklärte Lohmann bleibt, vollkommen zu Recht, diesbezüglich kritisch.
Bewertung:
Harald Reinls erster Beitrag zur Mabuse-Serie geht gleich „in die Vollen“. Die besinnlich-familiäre Heiterkeit der geplanten Angeltour des Kommissars wirkt fast wie ein Fremdkörper im ansonsten dramatischen und brutalen Geschehen. Diesmal ist Gert Fröbe als „Lohmann“ am Start, wie in dem Film aus den dreißiger Jahren. Wie immer macht es Spaß, ihm beim Spiel zuzuschauen – die Bezeichnung „Vollblutschauspieler“ trifft auf ihn wirklich zu. Denn wenn er auch einmal ein treusorgender liebevoller „Papa“ ist, so wechselt er gleich darauf genauso gut in den Modus des zähen tatkräftigen Kriminalkommissars. Fröbes amerikanischer Juniorpartner (naja, so junior war er da auch nicht mehr) wird von Lex Barker gespielt. Einen anderen Mimen als Od Shatterhand als gleichwertig zu erachten wäre sicher Blasphemie, doch in diesem, seinem ersten Deutschland-Auftritt bewegt er sich ein wenig hölzern. Vielleicht konnte er seine Wirkung ja am besten in Dschungel, Prärie oder Karibik entfalten als in der einengenden Großstadt (?). Seiner Filmpartnerin Daliah Lavi sollte er als draufgängerischer FBI-Mann ja ziemlich nahekommen, anders als vier Jahre später in [Old Shatterhand[/i], da der ja als einzige Liebe nur die Illusion einer ewigen Brüderlichkeit aller Menschen kannte, wie eine Saloon-Dame etwas naserümpfend erläuterte. Aber eine blendende Figur macht der hünenhafte Lex natürlich immer, auch in seinem etwas übertrieben blendendweißen Anzug auf der Hatz nach Dr. Mabuse. Obwohl der Film nach außen hin wirklich sehr wallace-like daherkommt, ist der background der Geschichte schon richtig modern. Ein Zusammenschluss zweier Verbrechersyndikate zur Profitmaximierung, wobei der amerikanische Teil selbstredend in Chicago seinen Sitz hat, seit Al Capones Wirken die gerne rezitierte Hauptstadt des Gangsterunwesens. Für so einen profilierten Partner muss sich Dr. Mabuse natürlich ordentlich ins Zeug legen. Seine Verbrechen sind dieses Mal von außerordentlicher Brutalität. Eine Frau wird von einem Flammenwerfer verbrannt, ein blinder Zeuge von einem LKW zerquetscht, ein manipulierter Killer springt aus einem Fenster und wird später in Schwefelsäure aufgelöst – das sind nur die schaurigsten Beispiele einer zügellosen Mordserie, die die Stadt erschüttert. Auffällig auch die Öffentlichkeit, in der die Verbrechen begangen wurden. Sie geschehen meist auf offener Straße, fast scheint es, als wolle der Urheber bewusst seine Macht demonstrieren, und passen eigentlich gar nicht so recht in die eher geruhsame damalige Zeit.
Ja, eine andere Zeit war es tatsächlich noch. Man kann nur hoffen, dass von den jungen modernen Filmpodcastern keiner mal Dr. Mabuses Stahlnetz in die Finger kriegt. Der gerechte Zorn über den reaktionären Ungeist des Streifens würde bei den Burschen wohl zur Hyperventilation führen. Etwa, wenn man sich abends noch ganz zwanglos in der „Bimbo-Bar“ trifft, welche vielleicht mal tatsächlich in einer neulich umbenannten Straße gelegen hat. (Heute wäre da natürlich längst die grüne Sprachpolizei in Divisionsstärke einmarschiert und hätte dem unhaltbaren Treiben ein nachhaltiges Ende bereitet). Aber was will man auch erwarten zu einer Zeit, da sich der Oberkriminaler als Chauvi reinsten Wassers entpuppt und die hoffnungsvolle junge Reporterin im besten gebärfähigen Alter zurück an den heimatlichen Herd schicken will ? Wenn er sich ihr später nur in altpaternalistischer Weise als väterlicher Beschützer und nicht auf Augenhöhe nähern kann ? Wie zur Bestätigung von Lohmanns Zweifel an der Brauchbarkeit von Frauen in der harten Männerwelt wird ja Mrs. Pizarro, „der Verbindungsmann“ des Syndikats aus Chicago, sogleich zu einem kümmerlichen Haufen Asche pulverisiert. Wäre sie mal stattdessen lieber zu Hause geblieben, hätte Mr. Pizarro ordentlich sein Essen gekocht und den Kindern ein Schlaflied gesungen, da hätte nur die Gefahr des Zu-Tode-Langweilens bestanden, so die untragbare Botschaft des Ganzen ! Wiederum, wie schon im Vorgängerfilm, wird ein armer behinderter Mensch mit einem Defekt an den unteren Extremitäten in die Rolle des mörderischen Schergen gesteckt. Und als Krönung outet sich der verdeckte FBI-Ermittler auch noch als eingefleischter Impfgegner ! Welch Graus ! Na gut, Ironie aus. Trotzdem eine Wohltat, mal einen Film zu gucken, der ganz ohne den Panzer irgendwelcher Quoten, Vorgaben und übertriebene Rücksichtnahmen gedreht wurde, wenngleich man einzelne Aspekte durchaus auch kritikwürdig finden kann. Kritikwürdig und von unfreiwilliger Komik sind sicher auch etliche Dialoge des Filmes. Etwa, wenn nach Mrs. Pizarros schrecklichem Feuertod Lohmanns Assistent Voss den Fall als „heiße Sache“ bezeichnet oder kurz darauf die strebsame Journalistin dem Kommissar das Geheimnis entlockt, dass es sich hier um Mord handelt. Naja, was sollte es denn sonst sein, ein Fall von Spontaner Selbstverbrennung ? Der Seelsorger des Gefängnisses teilt der beunruhigten Maria Sabrehm mit, dass ihr Vater die ganze Zeit in seinem Arbeitszimmer sitze und nur an „das Eine“ denke. Muss sich Töchterchen da Gedanken um des Erzeugers Lauterbarkeit machen oder ist das nur eine Freudsche Fehlleistung des Zuschauers ? Aber immerhin gibt der Pfarrer auch durchaus mal einen nachdenkenswerten Aphorismus von sich: „Der Teufel kommt nicht zum Beten, der Teufel will angebetet werden.“ Wie wahr !
Die Handlung des Filmes rollt in einem atemberaubenden Tempo ab. Der rote Faden spleißt leider in etliche Verzweigungen auf, die bei der gewollten Zusammenführung ein reichlich wirres Knäuel bilden. Die Kirche des irgendwie zwielichtigen Pastors, der auch im Gefängnis seine schwarzen Schäfchen betreut, ist offenbar ein Hort der Dunkelmächte, gegen die der engagierte Theologe literarische Streitschriften produziert. Dann wechselt man wieder zu der von Herrn Wolf geführten Gefängnisanstalt, die im Prinzip reif für eine Großrazzia wäre, so wie es dort „stinkt“. Nebenher noch ein Chemiker im stillen Kämmerlein, der wieder mal an der ultimativen Droge tüftelt, und die schon erwähnten Helfer laufen und killen sich fröhlich durch die Gegend, wobei sich der große Unbekannte in seiner Tarnidentität seiner Gewährsmänner auf die übliche unbekümmerte Art und Weise entledigt, wenn sie ausgedient haben. Zweifelhaft ist die Langmütigkeit der Polizei, Insassen der Strafanstalt begehen außerhalb ihrer Mauern Verbrechen und werden dann in ihrer Zelle selbst tot aufgefunden, Kommissar Lohmann indes wird den Verdacht nicht ganz los, dass da was nicht mit rechten Dingen zugeht… Mrs. Pizarro hat aus unbekannten Gründen ein Buch von Pfarrer Brietenstein in der angesengten Handtasche, wo das Wort Mabuse drin vorkommt – soll der Sinn eine vorausgeahnte Rache an ihrem Peiniger sein ? Warum hat man die Botin des US-Syndikats eigentlich umgebracht, nur weil sie von ein paar Polizisten beschattet wird ? Nicht der beste Einstieg in eine erfolgreiche Partnerschaft. Der Hauptkommissar vom Dienst bekommt mehrere Warnungen seines Gegners zugeschickt, da der den Gesetzeshüter nicht umbringen will, weil er ihn noch braucht. Aber wofür ? Und so weiter, Logikforschung kommt auch hier öfter mal an ihre Grenzen. Besonders die stählerne Hand des G-Man Joe Como bei der Gasexplosion im Überflutungskeller ist immer wieder ein Grund für ungeteilte Bewunderung. Wobei überhaupt mal zu klären wäre, ob man so was überleben kann, wenn man unter Wasser ist. Wird da die Druckwelle abgebremst ? (Zeit für Untersuchungen a la „Die Physik der Dr.-Mabuse-Filme“).
Aber der Film hat wirklich viele schöne Momente. Lohmann, ein biederer Kriminalkommissar, schlüpft zwischendurch mal in die Rolle des Sheriffs in Wildwest, als er schneller zieht als sein im Schatten stehender Gegner. Der ist zudem noch der Küster des Gotteshauses – schon damals hat es also Kirchenskandale gegeben. Der Schauspieler Jean-Roger Caussimon erscheint mir auch wie ein Phantom, er taucht in allen möglichen Filmen mal in einer kleinen Nebenrolle auf (nur im Abschluss der berühmten Fantomas-Trilogie hat er mal fast einen Hauptcharakter), genau wie in diesem Streifen. Das Ende von Dr. Mabuses zweitem Großangriff der sechziger Jahre ist sehr schaurig geraten. Wenn die Armee der willenlosen Zombies („Ich habe nur einem Herrn und Meister – Dr. Mabuse !“) beim Kraftwerk aufmarschiert und die Gegenseite mit ihren Stahlhelmen und Maschinengewehren in die Angreifer hineinfeuert, da wabert scheinbar doch so etwas aus einer Zeit hoch, die gar nicht so lange zurückliegt. Für mich persönlich der bedrückendste Moment in der Mabuse-Reihe. Man merkt dabei eben auch, dass Harald Reinl mal Kriegsfilme inszeniert hat. Wenn der Drahtzieher der Untaten von Lohmann am Ende gestellt wird, hätte die Sache aus und vorbei sein können, doch bei der Demaskierung der in einen malerischen schwarzen Umhang gehüllten Gestalt erlebt der Zuschauer eine doppelte Überraschung. Dem Kommissar erscheint Nummer Eins gar nicht mal so schockierend (wozu ist er schließlich ein abgebrühter Cop ?), doch Nummer Zwei haut ihn dann auch kurzzeitig von den Socken. Das weiß sein Gegner geschickt auszunutzen, nur dem verzweifelten Bemühen eines Bahnmitarbeiters, eines stillen Helden, ist es zu verdanken, dass Herr Lohmann nicht den restlos den Kopf verliert. Auch wenn kurz darauf Mabuses Ende in Rauch und Flammen endgültig erscheint, bleibt der Schluss deprimierend. So schön die Welt auch mit allerlei fröhlichen Menschen und Karussells auch ist, der Dämon Mabuse schwebt wie ein düsterer Schatten über allem, so wenig erbaulich schließt der Film dann auch. Was für einen Krimi der frühen Sechziger doch ziemlich ungewöhnlich ist.
Im Stahlnetz des Dr. Mabuse ist ein rasanter Gruselkrimi, ohne den Anspruch seines Vorgängers, aber mit Sicherheit einer der besten Mabuse-Filme.