Giacco: Da Dich das Theme ja sehr zu interessieren scheint, kannst du den Sachverhalt hier nachlesen:
Stefano Baschiera VOM KRIMI ZUM GIALLO Mario Bavas Sei donne per l'assassino / Blutige Seide in: Tenöre, Touristen, Gastarbeiter Deutsch-Italienische Filmbeziehungen München: edition text + kritik 2011, 189 Seiten ISBN 978-3-86916-139-6 EUR 21,80
Darüber hinaus kannst Du natürlich Kontakt zu diesen Leuten aufnehmen:
Ich denke allerdings, Thema des Threads ist nicht "Blutige Seide" sondern "Jack The Ripper". Da freue ich mich natürlich immer, wenn jemand was zur Sache sagt.
Das Buch ist nicht von ihm (da gibt es ja das online abrufbare Interview auf Splatting Image - das zurecht wegen der vielen nachweislichen Falschaussagen verrissen wird). Das Buch ist von einem schweizer Filmwissenschaftler, der doch sehr gut einordnen kann was Fact und was Fiction ist und auch die merkwürdigen finanziellen Transaktionen nicht auslässt. Ich bin sehr froh, dass ich das habe, ist mittlerweile schwer zu bekommen. Die Auflage kann auch nicht hoch gewesen sein... Im Buch steht dass die Crew von Constantin gestellt worden und schon vor Ort war als Dietrich eintraf. Sie ließen sich wohl jetzt nicht mehr das Heft aus der Hand nehmen und sabotierten die Dreharbeiten, insbesondere Manfred R. Köhler, der eigentlich Synchronregisseur war und hier wohl die Chance auf höhere Weihen sah wenn Dietrich hinschmeissen würde. Hartwig wurde dann rasch aus Hongkong eingeflogen wo er gerade einen anderen Film abgedreht hatte. Dietrich wird ja auch im Vorspann nicht genannt, nur die Urania. Dietrich sagt natürlich, dass er keine Lust mehr auf eine weitere Zusammenarbeit mit Constantin hatte. Allerdings gab es 1979 noch einen Vertrag zwischen Elite und Constantin über eine gemeinsame Video-firma, die dann letztendlich auch nicht zustande kam. Benedikt Eppenberger: Mädchen Machos und Moneten Hat übrigens ein interessantes Vorwort von Jess Franco in dem er Dietrich dafür dankt, ihn wieder auf die gerade Bahn gebracht zu haben....
Ja der Erwin Dietrich erzählt viel, wenn der Tag lang ist. In gleichem Interview behauptet er auch "ausschließlich" Eigenproduktionen vertrieben zu haben was ja ganz einfach überhaupt nicht stimmt. Auch habe er "niemals" Pornos produziert .... naja. Das Interview ist eine Werbeveranstaltung für die "Jess Franco Goya" DVDs, da kommt es natürlich besser, den Film als Franco-Film zu verkaufen als als eigene Idee, das macht ihn ja für die Fans wertvoller.
Die Biographie, sagt eindeutig dass mit "Schloss der Blauen Vögel" Dietrich sich schon einen Kinski-Krimi zurechtschnitt und nur auf ein gutes Projekt mit ihm wartete, das Kinski seine Offerten bis dahin wohl ignorierte.
"Krimi mit Kinski" von Dietrich und "Jack the Ripper mit Kinski" von Franco ist doch die ideale Schnittmenge. Und wie ein Franco-Krimi aussieht konnte man im ähnlich gelagerten "Todesrächer" schon ziemlich genau sehen.
Zählt man "Die Geflüchteten" und "Schloss der Blauen Vögel" (der ja als Konsalik-Krimi vermarktet wurde), komme ich auf 5 Krimis, das ist schon ordentlich Dass er dann (wie auch nach Jack the Ripper) lieber Geld mit Schundfilmen verdiente, ist ja auch hinlänglich bekannt. Das tat Artur Brauner ja nun mal auch.
ja das sind ja mal Texte mit denen man arbeiten kann. Vielen Dank dafür (und schade, dass ich sowas über google nicht finde). Genau auf das, was du da schreibst will ich ja hinaus: eine wissenschaftlich saubere Definition um dann auch entsprechend ernsthaft am Thema zu arbeiten. Viele Sachen fallen mir ein, z.B. dass "Der Würger mit der Maske/Blutige Seide" auch eine deutsche Co-Produktion ist, die explizit als Wallace-Klon angedacht war, dann aber durch Mario Bava zu was Eigenem gemacht wurde, das dann von Argento kopiert wurde, das dann von Dallamano übernommen wurde, das gibt Deiner Argumentation noch mal eine besondere Würze!
Ich glaube, wie beim Giallo auch, wo man den engeren Begriff wirklich als Bava- und Argento-Kopie/Nachahmung/Hommage betrachten sollte, könnte man beim "Krimi" auch davon sprechen, dass hier versucht wurde, den eigenen Horst Wendlandt-Stil (also Reinl/Vohrer) zu kopieren, was ja bei CCC sehr leicht fiel, da alles im selben Studio gedreht wurde. Markttechnisch macht das ja auch Sinn, dass z.B. die Constantin dann sagt: "Die Toten Augen" waren ein Hit, mach mal 4 mehr so ähnlich für's nächste Jahr.
Während man bei Bava davon ausgehen kann (und man es bei Argento weiß), dass ihnen die deutschen Co-Produzenten schlichtweg egal waren, wäre also hier die Frage zu stellen, was wollte E.C.Dietrich? Und da glaube ich schon, dass er (vielleicht eine neue Form) von "Krimi" machen wollte, nur dass Franco dafür der Falsche war. Betrachtet man den "Todesrächer" und "Jack the Ripper" nebeneindander, so fällt tatsächlich diesselbe Bildsprache in's Auge, so dass sich Franco tatsächlich eher am "Krimi" orientiert : Wabernde Sex-Halluzinationen am Themse-Strand findet man hier vergebens. Gerade die fast vollständige Reduktion des (normal-)sexuellen ist für mich ein Zeichen, dass hier ein "klassischer"="EW-Epigonen" Film gedreht werden sollte. Wenn man mal sehen will, was Franco so machte, wenn er wirklich seinen eigenen "Krimi" drehen wollte (und keine Auftragsarbeit - er war ja ein Angestellter von Elite-Film zu dem Zeitpunkt), darf man sich sein "Downtown" mas zu Gemüte führen. Das ist dann sicherlich kein EW-Epigone mehr....
Es ist schade, dass EC Dietrich so wenig Beachtung geschenkt wird. Ohne ihn gäb es keine "Blutige Seide", von den anderen Krimis mal abgesehen.
PS: Ich würde gerne Deine Texte in meinem Blog ausführlich zitieren und behandeln, wäre das ok für Dich?
Da haben sich unsere Antworten ja überschnitten. Ich habe allerdings festgestellt, dass hier im Forum JtR nicht als "Epigone" gehandelt wird. Das ist ja der Ansatz. Warum Englisch. Das internationale Interesse ist da. Mein Blog hat pro Tag mittlerweile ca 1000 Zugriffe. Ich fand es ärgerlich, dass (ähnlich wie beim Giallo) ausschließlich die anglo-amerikanische Perspektive (also alle Literatur, die nicht auf Englisch vorliegt, wird schlichtweg nicht behandelt) zählt. Was dann wiederum zu lustigen Rückschlüssen auf deutscher Seite führt. Z.B. dass "Scream and Scream again" kein Mabuse Film sei, wie es hier im Forum auch behauptet wird, was aber ausschließlich aus anglo-amerikanischen Quellen stammt (die wiederum die Romane und insbesondere die CCC-Filme de facto gar nicht kennen). Die umfangreiche Arbeit die hier und in den Büchern geleistet wurde, wird international komplett übersehen. Google bietet es ja an, die Seiten komplett auf Deutsch zu übersetzen, was mittels AI doch sehr gut klappt.
Ich danke Dir für Deine Argumente, die ich auf den ersten Blick auch nachvollziehen kann:
Die fehlende Tätersuche ("Whodunnit") scheint JtR abzusetzen, aber bei schnellem gedanklichen Durchlauf denke ich, dass "Das Verrätertor" auch kein Rätselkrimi ist. Die Hauptfigur in "Gesicht im Dunklen" ist auch kein Ermittler (sondern Opfer) und auch nicht sympathisch (Kinski eben). Dass die Täterperspektive hier in das Extreme geschoben wird (z.B. Kinskis Halluzinationen über seine Mutter) ist für mich allerdings tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal. Allerdings wurde so etwas (so ähnlich) auch schon in EW-Krimis angedeutet (z.B. Zimmer 13 bei Karin Dor) und 1975 war nunmal nicht 1963.
Nur CCC- oder Rialto-Produktionen zu werten (oder sie sogar nur deshalb zu "Epigonen" zu machen) ist gerade bei der Bestellungspolitik der Constantin zu kurzsichtig. EC Dietrich ist für mich ein legitimer Krimi-Produzent und nur weil er keine literarischen Vorlagen benutzt sind seine Filme aus den 60igern ja als (Epigonen)-Krimis anerkannt.
Meine Frage hier ging ja auch gerade dahin zu fragen, was macht eigentlich einen "Krimi" (internat.) aus? Erst wenn diese Definiton - vor allem hier im Forum, das ich als maßgeblich betrachte - festgezurrt ist, kann ich z.B. Filme in meine Krimi-Übersicht aufnehmen.
Aber was meinst Du? Ist JtR ein "EW-Epigone" (dt. Bezeichnung) / "Krimi" oder nicht?
Der Filme, die mittlerweile international als dem Genre des "Krimi"(s) zugehörig betrachtet werden. Ahnlich wie "Giallo" bezeichnet "Krimi" nicht mehr alle Kriminaflime sondern der Wortwahl dieses Forums nach entspricht das den EW-Filmen und ihren "Epigonen".
Hallo, gerade habe ich mich intensiv mit "Jack the Ripper - der Dirnenmörder von London" beschäftigt und komme zu dem Schluss dass es kein Argument gibt (ausser, dass er nach 1972 gedreht wurde (was wiederum kein Argument ist)), das widerlegt, dass es ein "Krimi" ist. Natürlich müsste man mal das "Bauchgefühl" beiseite schaffen und darüber nachdenken, welche objektiven Kriterien es gibt, die einen Film zum "Krimi" machen. Hier meine Pro und Contras bezüglich JTR, ich habe bisher noch kein unumstößliches Contra gesehen, lasse mich aber gern hier - bei objektiven Argumenten - umstimmen:
Es gibt keine wissenschaftliche Erklärung dafür, was ein "Krimi" ist. Bei "Jack the Ripper" gibt nur ein "objektives" Argument dafür, dass es sich nicht um einen "Krimi" handelt: Er wurde 1975 gedreht, während die "Experten" die Jahre 1959-1972 als Zeitraum des "Krimi" nehmen. Aber das ist willkürlich. Ist "Opera" kein Giallo, weil er nach 1980 gedreht wurde??? Ist ein Agententhriller keiner, weil er vor James Bond gedreht wurde? Man kann nicht einfach einen Zeitrahmen auswählen, in dem ein Film, der alle anderen Kriterien erfüllt, außerhalb dieses Zeitrahmens gedreht wird und dann sagen "er gehört nicht dazu".
Pro:
Originalversion Deutsch, produziert von einer deutschsprachigen Firma in einem deutschsprachigen Land mit deutschsprachigen Schauspielern: ja Kriminalfilm, der in einem fantasievollen London spielt, was aber eine deutssprachige Stadt ist: Ja Scotland Yard und Freundin des Inspektors involviert: Ja Regelmäßig auftretende Comic-Figur: Ja Verrückter Killer, der herumläuft und Menschen auf grausame Weise tötet: Ja Kameraführung, die sich mehr auf statische Aufnahmen als auf ausgefallene Kamerabewegungen verlässt: Ja Verrückter Doktor macht verrückte Experimente mit seinen Opfern: Ja Wenig Outdoor-viel Studio-Aufnahmen: Ja Verfolgung im nebeligen Wald: Ja Merkwürdiger Zeuge/Nebenfigur: Ja Normales Verbrechen mit drin: Ja (Erpressungsversuch) Typische Krimi-Schauspieler: Klaus Kinski und Herbert Fux
Man könnte jetzt argumentieren, dass es sich nicht um ein Krimi handelt, da es bestimmte Eigenschaften hat, die in anderen Krimis nicht vorhanden sind:
Contra: Manischer Killer statt geldmotivierter Killer. "Zimmer 13" hat einen (weiblichen) wahnsinnigen Rasierklingen-Killer in allen grafischen Details (wenn auch s/w) und gilt natürlich als "Krimi".
Angesiedelt in der Vergangenheit statt in einem alternativen London der Gegenwart: Das wurde schon in "Sherlock Holmes und die Halskette des Todes" gemacht und niemand bestreitet, dass es sich um einen "Krimi" handelt.
Nicht von CCC oder Rialto hergestellt und nicht von CONSTANTIN vertrieben. Stimmt, aber von Erwin C. Dietrich, der immerhin zwei (wenn man "Blutige Seide" mitzählt, drei) Bilderbuch-Krimis (Nylonschlinge und Würger vom Tower) produzierte, die auch nicht von CONSTANTIN vertrieben worden waren.
Sex und grafische Splatter-Effekte. Der Sex ist selbst nach den Maßstäben von 1975 sehr abgeschwächt, was darauf hindeutet, dass sich der Film bewusst ist, ein Krimi zu sein. Die grafischen Splatter-Effekte sind da und bösartig, aber wenn man sich "Zimmer 13", "Phantom von Soho" und vor allem "Ungeheuer von London City" in all ihrer Scope-restaurierten-4k-uncut-Pracht anschaut, sind die Szenen in "Jack" einfach nur länger (in Sekunden), aber nicht anders.
Leichenmissbrauch: Nun, ja. Die Leichenmisshandlungen, die wir in "Jack the Ripper" erleben, werden in den anderen KRIMIS nie so offen gezeigt, aber angedeutet. Das liegt eher daran, dass es 1975 und nicht 1968 ist.
Ausländischer Filmregisseur: Ich glaube ich muss nicht aufzählen wieviele Produzenten nicht-deutsche Wurzeln haben und wieviele Regisseure nachgewiesener Krimis nicht Deutsche waren. Kurz: Akos, Rahtony, Hugo Fregonese, Helmuth Ahley, Freddie Francis, Cyril Frankel, Riccardo Freda, Dallamano etc. etc. Und außerdem hatte Franco schon zwei offizielle KRIMIS gedreht, sprach fliessend Deutsch.
Also nein. Ich sehe keinen Grund, warum dieser Film kein KRIMI sein sollte. Vielleicht ist es sogar der letzte. (Ich muss mal "orgie des Todes" genauer recherchieren...)
sicher war Franco günstig, aber man hätte ihn ja auch für Farb-Wallace Filme zu dem Zeitpunkt einsetzen können.
Es ist denkbar, dass Brauner versuchte "in der Gesellschaft" tritt zu fassen und sich mit "Nibelungen", "Kampf um Rom" (übrigens alle in Farbe) sowie den Oriental-Karl Mays von den "Schundfilmen abzusetzen", aber das ist Spekulation.
Tatsache allerdings ist, dass diese Großproduktionen kein Geld einspielten und die Nutzung des CCC-Studios in Berlin 1970 vom ZDF gekündigt wurde, so dass dieses geschlossen wurde. Eine kostengünstige Eigenproduktion der BEW war also nicht mehr möglich. Die einzige Möglichkeit war halt (nach dem "Erfolg" von Dario Argentos Schwarze Handschuhe) extern zu drehen (daher wurden ja nur noch Teile von "Akasava" dort gedreht. Das bisschen Geld, was noch übrig war, hat Brauner wahrscheinlich genutzt um schnell noch 2 Filme von Franco in Spanien drehen zu lassen, da gab es auch große Kontroversen, wie und wo das Geld da verbucht wurde... incl. Gerichtsstreit zwischen Brauner und Franco 1975. Es hat also den Anschein dass Brauner einfach auf die schnelle nochmal Kasse machen wollte, und wenn ich mir den ROI bei "Akasava" anschaue, stimmt das sogar (zu "Todesrächer" gibt es leider keine Zahlen und Dr. M kam ja nicht in den Verleih):
Dem entgegen steht dass "Dr. M" laut Brauner gar kein Mabuse-Film ist. Es gab sogar einen Rechtsstreit genau über diesen Film zwischen CCC und den Erben von Norbert Jacques, die Lizenzgebühren für den Film einklagten. Brauner bekam damals Recht. Die Lizenzen für Mabuse hat CCC immer noch und meines Wissens für Bryan Edgar Wallace auch. Edgar Wallace ist aber inzwischen public domain, so dass die Zahlung von Lizenzgebühren sich in dem Fall erübrigt hat.
Das Ganze hat eher mit der Liquidation der CCC-Subfirma "Tele-Cine" zu tun, was wohl mit der erhöhten Aufmerksamkeit des Finanzamts zu tun hatte.
1. Die Filme waren als Farbfilme nicht zu teuer, 1966 produziert die CCC mit Jess Franco "Lucky M." in Farbe. 2. Internationale Co-Produktionen waren damals gang und gäbe, die "EW" Filme der Rialto waren ja schon von Anfang an deutsch-dänische Co-Produktionen!. Die Constantin selbst produzierte die Weinert-Reihe schon in Spanien. 3. CCC war weiterhin Herr über seine Produktionen, allerdings über die Tochtergesellschaft "Tele-Cine" und deren undurchsichtige Kapitalstruktur. Ein "Todesrächer von Soho" ist definitiv eine CCC-Produktion, die halt nur (wie die Weinert-Wiltons) in Spanien gedreht wurden. 4. Die Zuschauerzahlen für "das 7. Opfer" waren wirklich für damalige Verhältnisse sehr schlecht. 5. Brauner hat tatsächlich auf den Argento nur den BEW-Stempel draufgedrückt um ein paar Mark zusätzlichen Umsatz zu machen (warum auch nicht, die Lizenz lag ja rum und brachte nix mehr). Als sich Argento weigerte, den nächsten Film genauso zu drehen, hat Brauner dann "Die Neunschwänzige Katze" an Terra weitergereicht. 6. Der letzte "Echte" BEW ist dann der "Todesrächer", der aber meiner Meinung nach schon für's Fernsehen produziert worden war und nur aufgrund der Liquidation der "Tele-Cine" noch ganz schnell 1972 in die Kinos gedrückt wurde.
Bis auf die Fernsehaussage ist alles in der einschlägigen Literatur oder im CCC-Archiv nachschlagbar ;-)
Hallo, bei meinen Recherchen zu "Der Teufel kam aus Akasava" https://boriscreamviii.blogspot.com/2024...rocrime_16.html - musste ich mich mit der Frage beschäftigen, ob und wie Jess Franco in der Lage war, in den 1980igern auf 3 Filme den "Edgar Wallace" und auf einen Film den "Sax Rohmer" Stempel drücken zu können. Ich war zuerst davon ausgegangen, dass er irgendeinen Deal mit Harry Allan Towers hatte, da der ja genau diese Lizenzen (Sanders und Fu Manchu) hatte. Was mich nur stutzig machte, ist dass Franco keinen weiteren Sumuru-Film machte, obwohl das für ihn ja wohl das Naheliegendste gewesen wäre.
Die Lösung liegt im spanischen Urheberrecht von 1898, dass die Werke bis 80 Jahre NACH ERSCHEINEN schützte und erst 1986 mit Beitritt zur EU von dem internationalen Recht (70 Jahre nach Tod des Autors) abgelöst wurde. Da Wallace seine Kurzgeschichten ab 1899 veröffentlichte und der erste Krimi 1904 erschien konnte Franco ab 1979-1986 in Spanien eben Edgar Wallace bzw. Sax Rohmer draufschreiben. Sumuru wurde allerdings erst 1944 veröffentlicht, so dass das da nicht ging.
Selbstverständlich haben die 4 Filme bis auf atmosphärische Schwingungen nichts mit den Romanen (Naja bei "Esclavos de Crimen" gibt es zumindest einen Fu Manchu (aus dem Geisterreich) mit Tochter) zu tun.
"Der Teufel kam aus Akasava" ist eine Sanders-Lizenz die von Brauner über HA Towers erworben wurde. Es ist also ein wenig fraglich, ihn mit den Krimis zu vergleichen. Er sollte mit Filmen wie "Pagode zum fünften Schrecken" verglichen werden. Hier schneidet Akasava gar nicht mal so schlecht ab, sowohl was die Zuschauerzahlen (Pagode 429.000, Akasava (mit weniger Kopien) 300.000) , als auch was den Unterhaltungswert angeht. Analysiert man den Film tiefer, stellt sich heraus, dass das Ganze eigentlich eine Parodie ist (Beispiel: Natürlich ist der von Franco selbst gespielte Spion Italiener, da ja in der Orginialstory "Hüter des Steins" zurückgelassene Legionäre des Römischen Reiches den Stein immer noch bewachen... das ist schon zum kringeln). Die Schlampigkeiten sind nicht wegzudiskutieren, allerdings sollte strafmindernd angerechnet werden, dass die Hauptdarestellerin und "Muse" J. Francos während der Nachbearbeitung des Films um's Leben kam, so dass keine Nachaufnahmen möglich waren und Franco wohl auch versucht hat, jedes mögliche Material mit ihr (egal wie schlecht gefilmt) einzubinden.
Update: Zuschauerschnitt EW-Filme vs Gesamtkinozuschauer pro Jahr = % Anteil eines EW-Films am Gesamtkinomarkt pro Jahr
Der Frosch brachte es auf ca 0,05% Anteil, während "Die Tote" es 1971 auf den doppelten Umsatzanteil brachte.... Selbst die beiden letzten Gialli hatten noch einen höheren Marktanteil als "Der Frosch". 1959-1971. Quelle: (1) Gesamtbesucher Kinos BRD (Statista), (2) Besucher pro EW-Film (Inside Kino), (3) Marktanteil pro EW-Film (Excel)
@ Georg. Hm. Ich habe mir die Arrow 4k Disc angeschaut und es ist so wie du sagst. Es wird ja auch Paris als "Parigi" tituliert. Also lassen wir es mal dabei (man könnte natürlich darüber sich wundern dass die dt. Seite die Monachia gar nicht erwähnt, sondern nur die Top-Film und "Der Würger" in der Schweiz den Produzenten Jacques Marbeuf nennt, der ja nun gar nirgendwo sonst genannt ist, dass im amerikanischen Abspann weder Monachia noch Beauregard gennant werden etc.) Aber wie gesagt, das ist ja gar nicht die Frage des Gesprächsfadens hier, sondern nur eine Seitensackgasse die beim eigentlichen Thema nicht wirklich weiterhilft.
@Fabi88. Ehrlich gesagt lese ich mir das gar nicht mehr durch.
Die Monachia Filmkunst Gmbh wird 1962 anlässlich der Distribution des Films "Die Gejagten" von der Urania Film Zürich (Erwin C Dietrich) erworben. Anlässlich der Gründung der "Urania Berlin" wird der Firmensitz der "Monachia" an dieselbe Adresse in Berlin verlegt. Die "Monachia Berlin" produziert 1963 den Krimi "Die Nylonschlinge". Drehbuch: EC Dietrich unter Pseudonym "Michael Thomas" Obwohl "gute Einspielergebnisse" (Benedikt Eppenberger, Daniel Stapfer: Mädchen, Machos und Moneten : die unglaubliche Geschichte des Schweizer Kinounternehmers Erwin C. Dietrich, Verlag Scharfe Stiefel, Zürich, Bern, 2006) vorliegen, "liquidiert" Erwin C Dietrich die Monachia-Berlin. Nun wird es kompliziert: Willy Zeyn jr. übernimmt die Monachia (Berlin?? München??? Monaco???) als Teil seiner "Monachia-Zeynfilm" in München. Dabei ist Willy Zeyn jr. ein längjähriger "enger Vertrauter" von EC Dietrich. Georges C Stilly wird Geschäftsführer der von der "Urania" gegründeten "Top-Film". Dabei ist Georges C. Stilly ein langjähriger "enger Vetrauter" von EC Dietrich. Dabei übernimmt die Top-Film die Produktion des "Würgers mit der Maske" = "Blutige Seide" von der Monachia. Der Film wird unter seinem ursprünglichen Titel in der Schweiz aufgeführt, allerdings als Produktion von "Jaques Marbeuf" (Filmberater Schweiz 2/67) - dieser Produzent ist bis dato noch gar nicht mit dem Film in Verbindung gebracht worden.
Die Urania produziert 1966 aufgrund des Erfolges von "Blutige Seide" den Film "Der Würger vom Tower", wieder mit einem Drehbuch von EC Dietrich selbst (unter Pseudonym). Lt. Elite-Ascot (ehem. Urania) ca. 1.000.000 Zuschauer im deutschsprachigen Raum. Gleichzeitig produziert die Urania den Film "Schwarzer Markt der Liebe", der bei geringeren Kosten bessere Einspielergebnisse hat. EC Dietrich liquidiert nach Einnahme der hohen Einspielergebnisse "überraschend" (so der Filmhistoriker Eppenberger) die Urania Berlin und verkauft auch alle anderen Beteiligungen (Monachia-Zeynfilm, Top-Film, Inter-Allianz Filmverleih). Stilly und Zeyn werden nun direkte Mitarbeiter der Ascot-Elite-Urania in Zürich.
Der letzte Film der "Top-Film" ist "Pudelnackt in Oberbayern", eine Kooperation mit "Traian Boeru" und dessen "Romano-Film" 1968.
"Monachia-Zeyn-Film", "Top-Film" und Inter-Allianz werden 1968 von "Dr. Horst W. Murrmann" erworben und 1969 komplett liquidiert. Jan 1972 wird "Dr. Horst W. Murrmann" wegen Geldwäsche im organisierten Stil verhaftet. Er kann fliehen und begibt sich in die Schweiz, wo er alle Unterlagen (wahrscheinlich auch) zu den og. Firmen in den Genfer See wirft, darüber gibt es mehrere online abrufbare Spiegel-Artikel.
-- soweit die nachprüfbaren Fakten
Frage 1: Monachia Monaco. Letzte bekannte Adresse ist "Monachia, Berlin", dann "überraschende Liquidation". Monaco heisst auch im italienischen Monaco. Es gibt keinen Nachweis, dass die "Monachia" in der Vorproduktion der "Blutigen Seide" in München (zumindest offiziell) ansässig war. Der Eintrag "Monaco" in den ital. Unterlagen kann beides bedeuten.
Frage 2: Es gibt eine nachweisbare Verbindung zwischen Wallace-Ripoff-Drehbuchautor EC Dietrich, der unter Pseudonym schrieb und Traian Boeru, der "Die Rote Dame" produzierte, was die Möglichkeit einer Drehbuch-Weitergabe ergibt.