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Dieses Thema hat 63 Antworten
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 Off-Topic
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Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

05.12.2020 13:09
Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Sie treten uns, ob Buch, ob Film, immer wieder gegenüber, sind mitunter faszinierender als die Helden ohne Fehl und Tadel, die ohne sie weniger glanzvoll aussehen würden: Die Superschurken, die immer wieder nach der Macht streben, mitunter sogar die Welt beherrschen wollen.
Oft wurde auch schon im Forum von ihnen gesprochen, meist in den Verfilmungen, doch haben sie ihren Ursprung oft in der literarischen Welt.

Nummer 1 :



Rendezvous mit der «Gelben Gefahr»

Sax Rohmer und Dr. Fu Man Chu


Über den Autor:

Arthur Henry Ward (1883-1959) wurde im britischen Birmingham geboren, erst von seinem Vater, dann von der Schule unterrichtet. Später arbeitete er in verschiedenen Jobs, auch als Reporter, und heiratete. Bevor er im Alter von dreißig Jahren unter dem Pseudonym Sax Rohmer seinen ersten Fu-Manchu-Roman veröffentlichte, hatte er schon erste schriftstellerische Versuche hinter sich. Er blieb literarisch dem Doktor und dem Fernen Osten treu, entwickelte z. B. auch die Figur der bösen Sumuru, obwohl sein Herz eigentlich mehr für Ägypten schlug. Ebenfalls vor diesem Hintergrund schrieb er einige Bücher, die aufgrund des Autors ausgeprägtem Hang zur Esoterik auch voller mystischer okkulter Geschehnisse waren.
Finanziell ging es bei den Rohmers auf und ab; er konnte mit Geld wohl nicht so recht umgehen. Nach dem zweiten Weltkrieg zog das Ehepaar in die USA in die Nähe von New York, wo Rohmer bis zu seinem Tode Bücher schrieb.


Buchbesprechung: Das Geheimnis des Dr. Fu-Manchu


Originaltitel: The Mystery of Dr. Fu-Manchu
Erscheinungsjahr: 1913


Hauptpersonen:

Dr. Fu Manchu : legendärer chinesischer Bösewicht
Nayland Smith : unbeugsamer Polizeioffizier
Dr. Jack Petrie : sein Freund und Gefährte
James Weymouth : Inspektor von Scotland Yard
Karamaneh : schönes orientalisches Mädchen


Handlung:

Als eines Abends urplötzlich ein unternehmungslustiger Herr in die Wohnung eines befreundeten Arztes hereinstürzt und darauf dringt, sofort das Licht zu löschen, müssen die beiden Protagonisten nicht unbedingt Sherlock Holmes und Dr. Watson heißen, genauso wenig, wie das menschliche Übel, das es nun zu bekämpfen gilt, als Professor Moriarty betitelt wird. Diesmal ist der unbeugsame Ermittler Nayland Smith, ein hoher Polizeioffizier aus Burma und irgendwie in einer von „ganz oben“ gedeckten Geheimdienstmission unterwegs. Der Arzt an seiner Seite ist Dr. Jack Petrie, der Ich-Erzähler der folgenden Ereignisse, ein ebenso verlässlicher Gefährte wie der gute alte Watson. Der Feind der beiden hat im Gegensatz zu Sherlocks berühmten Gegenspieler zwar nur einen Doktortitel, schlägt den anderen in Sachen Gefährlichkeit aber um Längen. Fu Manchu, das personifizierte Unheil aus dem fernen Ostasien, steht an, das Abendland und letztlich die Welt zu bedrohen, jedenfalls wenn man Commander Smith Glauben schenken darf.
Und schon geht’s auf ins erste Abenteuer, wie Smith erfahren hat, steht Sir Crichton Davies, honoriges Mitglied der Londoner Society, auf Fu Manchus Abschussliste. Doch die beiden kommen zu spät, ihr Zielobjekt ist schon unter äußerst mysteriösen Umständen verschieden. Der Commissioner wittert eine Untat des bösen Chinesen. Währenddessen macht Dr. Petrie die Bekanntschaft einer äußerst hübschen jungen Frau, welche ihm einen Brief an seinen Freund zusteckt, dabei nebulöse Warnungen abgibt und dem verwirrten Doktor schöne Augen macht. Der Brief ist zwar unbeschrieben, hat es aber dennoch in sich, denn schon bald sehen sich die beiden Ermittler einem raffiniert eigefädelten Mordanschlag ausgesetzt. Das Rätsel des „Zayatkuss‘“, dem auch Sir Crichton zum Opfer fiel, ist gelöst.
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht, schon zwei Polizeibeamte, die sich in den übelbeleumdeten Rauschgiftkneipen der Landstraße nach Radcliff herumgetrieben haben, wurden ertrunken und mit fehlenden Fingern aus der Themse gefischt, genauso wie der verhinderte Mörder des zuvor erfolgten Attentats auf Smith und Petrie. Inspektor Weymouth, ein unerschrockener Inspektor von Scotland Yard, und ein weiterer Beamter der Flusspolizei können Hinweise geben, ebenso werden noch eigene Nachforschungen betrieben. Wieder mal erhält Petrie eine Warnung der schönen Unbekannten, aber bald schon befindet er sich zusammen mit Smith als süchtiger Matrose verkleidet in Shen Yan’s wieder, einer besonders anrüchigen Opiumhöhle. Sind die beiden erkannt worden ? Als Männer der Tat stehen sie bald dem bis dato nur als Schatten agierenden chinesischen Gegenspieler Auge in Auge gegenüber. Aber was für Augen ! Riesig und grünleuchtend wie bei einer Katze, das wird der Erzähler noch mehrmals wiederholen. Petrie tappt sprichwörtlich in die Falle des Bösewichts und das schreckliche Rätsel der fingerlosen Leichen ist gelöst. Aber er wird im letzten Moment von seinem Freund in einer dramatischen Aktion gerettet, wobei ihm die attraktive Orientalin eine große Hilfe ist. Doch sie steht doch eigentlich auf Fu Manchus Seite (?).
Wieder geht’s auf ein Neues, diesmal ist der auf dem Lande lebende Geistliche J. D. Eltham samt seiner Familie bedroht, der vor einigen Jahren in seiner Zeit in China beim Boxeraufstand eine tapfere Rolle gespielt hat…
Und so geht es scheinbar ewig weiter, es sind meist drei Kapitel, die ein bestimmtes Thema behandeln, dann springt man auf ein neues Problem, wobei die Übergänge mehr schlecht als recht gekittet sind. Klare Folge davon, dass das Buch zuerst als Fortsetzungsroman in einer Zeitung erschienen ist.
Dr. Fu Manchu erweist sich dabei als ein sehr vielseitiger Verbrecher. Er operiert mit allerlei Tricks, oft sogar simpel, aber immer irgendwie mit der Aura des Unheimlichen behaftet. Handlangerdienste erweisen ihm hier seine Dakoits, berüchtigte burmesische Mörder, aber auch die bezaubernde junge Frau aus dem Orient, die sich Karamaneh nennt und als Sklavin des Doktors bezeichnet. Sie dient ihrem Herrn wegen ihrer betörenden Ausstrahlung als Lockvogel, einzig bei Dr. Petrie versagt sie regelmäßig und fällt dem großen Meister in den Rücken. Mit der Zeit erfährt der Leser mehr über sie, sie ist nicht freiwillig in den Diensten der dunklen Mächte und möglicherweise die schwache Stelle in den finsteren Plänen ihres Herrschers. Der hat sie mit einem ebenso einfachen wie teuflischen Mittel an sich gebunden.
Smith und Petrie erstellen nach irgendwelchen nicht näher erläuterten Kriterien eine Liste aller der Personen zusammen, die unter den Bann des chinesischen Doktors fallen könnten, welcher für eine größere Macht in seinem Heimatland arbeitet. Es geht noch hoch her, mehrmals wechseln die gegenseitigen Gefangenschaften, und ganz am Ende steht ein Haus in lichterlohen Flammen, darin der schreckliche Doktor, ob das wohl das Ende ist ... ?


Bewertung:

Es mögen solche Ereignisse wie der Hunneneinfall oder der Mongolensturm gewesen sein, die in den Völkern des christlichen Abendlandes nicht ganz zu Unrecht einen gewissen Argwohn gegenüber den Bewohnern der weiter östlich gelegenen Seite des großen eurasischen Kontinents geweckt haben. Doch um das Jahr 1900 hatten sich speziell in China die Europäer zumindest in den Küstenregionen selber ganz schön breitgemacht. Das missfiel dem einflussreichen einheimischen Geheimbund der „Boxer“ außerordentlich, der dann auch zum Aufstand rief. In seltener Einmütigkeit sendeten die europäischen Großmächte sowie auch überseeische Staaten Expeditionstruppen aus, die in einem überaus harten Vorgehen die Erhebung niederwarfen. Aber auch die Chinesen waren nicht zimperlich gewesen – die schon seit einigen Jahren herumgeisternde Parole von der „Gelben Gefahr“ schien sich manifestiert zu haben.
Vor diesem Hintergrund kam eine mysteriöse Verbrechensserie im Chinesenviertel des Londoner Eastends zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerade recht, um dem Journalisten Sax Rohmer Stoff für seine Nachforschungen in dieser Gegend zu geben. Als er eines Tages einen sehr ominösen hochgewachsenen Chinesen (angeblich der Hintermann der Untaten) mit seiner wunderhübschen morgenländischen Begleiterin beobachtete, war in seiner Phantasie eine der bekanntesten Negativgestalten der Populärkultur entstanden. Die erste Geschichte über Dr. Fu Manchu sollte bald erscheinen.
Dass der fremde Doktor aus dem sagenumwobenen China die größte Bedrohung für die Menschheit ist, daran lässt Rohmer keinen Zweifel, weil er es grundsätzlich zu Beginn eines jeden Kapitels und gerne auch mal zwischendurch in eindringlichen Worten beschwört. Mit Superlativen wird nicht gegeizt, generell ist alles das „Teuflischste“, „Grausamste“ und „Verbrecherischste“, wenn es von Fu Manchu kommt. Worin besteht nun die große Gefahr für das Heilige Britische Empire und dem Rest der Zivilisation ? Im ersten Buch der jahrzehntelangen Reihe kann es der heutige Leser irgendwie nicht ganz nachvollziehen. Gewiss, die Methoden des argwöhnisch Beäugten sind so rücksichtslos wie vielseitig, missliebige Personen werden entführt, gehirngewaschen, misshandelt und ermordet. Trotzdem, zu dieser Zeit ist der Bösewicht noch weit weg von allerlei kruder Weltzerstörungstechnologie.
Neben den zugegebenermaßen zahlreichen zeitgemäßen Vorurteilen ist bei Sax Rohmer auch eine große (Ehr)Furcht vor den Traditionen und dem Wissen des Fernen Ostens fühlbar, die der Westen im Zuge des Technisierung der Gesellschaft vergessen oder vielleicht nie besessen hatte. Einige der behandelten Fälle haben einen recht gruselig wirkenden metaphysischen Touch. Etwa der seltsame Tod eines prominenten Mannes bei der Öffnung eines altägytischen Sarkophages, der durch einen "grünen Dunst" verursacht sein soll und im Nebenraum noch ein weiteres Opfer fordert. Uralte Magie oder Fu Manchus Ränke ? Oder die unbegreifliche Todesfallserie, die unter seltsamen Umständen mit dem "Ruf Schiwas" zusammenhing, wobei sich immer wieder Männer aus dem Fenster stürzten. Hier wird schließlich klargestellt, dass alles eine rationale Ursache hat, allerdings verwendet der kriminelle Doktor aus dem gefürchteten gelben Reich zahlreiche der Wissenschaft unbekannte Gifte und Drogen. Fast schon Horror ist eine Szene, in der die Polizei einen von Fu Manchus Unterschlüpfen stürmt, der voll von allerlei äußerst giftigen, richtiggehend "aggressiven" Pilzen ist.
Im Grunde erschöpft sich Dr. Fu Manchus eigentliches Tun darin, Personen, die einer einflussreichen Partei in seiner Heimat missliebig sind, außer Gefecht zu setzen und bei Gelegenheit westliche Technologie außer Landes zu schmuggeln - diese Chinesen !
Ja, es ist wohl war, Mr. Rohmers Ansichten über die Bedeutung der eigenen und die Beurteilung der anderen Rassen sind sehr festgefügt und weichen stark von der heute aktuellen Lehrmeinung ab. Deswegen eignen sich seine Bücher sicherlich generell nur für Menschen, die mit derlei Schrecklichkeiten umgehen können. Obwohl Fu Manchu irgendwie in seiner grotesken Überzeichnung fast karikaturhaft wirkt. Außerdem bescheinigt ihm der Erzähler widerwillig immer wieder großes Wissen, hohen Mut und auch einen Sinn für Fairness oder Ehre, gar nicht so verschieden zu den britischen Tugenden. Bei einer Art Mexican Standoff müssen sich Nayland Smith und Fu Manchu auf ihr gegenseitiges Ehrenwort verlassen, ebenso am Ende, als der Chinese verspricht, den gedankenverwirrten Inspektor Weymouth wieder zu heilen (den er trotz aller Feindseligkeit wegen seines Mutes bewundert) - für ein paar Gegenleistungen selbstverständlich.
Die verwirrendste Wunderlichkeit im Umkreis Fu Manchus ist für Dr. Petrie dessen betörende Gehilfin Karamaneh, die aus irgendwelchen Gründen einen Narren an dem jungen und geistig nicht allzu beweglichen Mann gefressen hat (natürlich sind die Orientalen typischerweise triebhafter veranlagt als der aufrechte Engländer). Das zahlt sich für ihn und Smith aus, da sie die beiden heimlich mehrfach unter Missachtung der eigenen Sicherheit aus der Bredoullie holt. Unbegreiflicherweise tut sich Petrie dennoch extrem schwer, ihr etwas mehr Vertrauen zu schenken. Mit der Zeit lernt er ihren Hintergrund kennen, sie ist nicht aus freiem Willen bei den Missetaten dabei, sondern tatsächlich eine gekaufte Sklavin, mit einem großen Geheimnis, das sie noch zusätzlich an ihren verbrecherischen Herren kettet. So was wie Sklaverei existiert in Petries Gedankenwelt nicht, doch er muss sich den Realitäten fügen, auch Karamanehs dunkle Seiten akzeptieren. Allerdings ist es unglaubwürdig, dass der scheinbar allwissende Großmeister des Bösen nicht hinter deren doppeltes Spiel kommt, welches sie mit einiger Energie betreibt. Und hier kommt wieder die Frage nach der Logik des Ganzen. Da sollten die Maßstäbe nicht zu streng sein. Manche Dinge erklärt Rohmer überhaupt nicht, die werden einfach in den Raum gestellt, etwa warum nun dieser oder jener Gentleman gerade gefährdet ist. Er nimmt sich mitunter wenig Zeit für sinnhafte Zusammenhänge, widerspricht sich oder vergisst Dinge einfach. Vieles wirkt dramatisiert. Kaum nachvollziehbar, dass sich der große Dr. Fu Manchu einfach mal so widerstandslos im Off von zwei stinknormalen Polizisten verhaften lässt, im Anschluss jedoch gleich einen hochkomplexen Plan für sein "Verschwinden" aus einem streng bewachten Haus parat hat, mit dem das Buch dann auch endet.
Im Vordergrund stehen halt eher Spannung, Grusel und Dramatik, weniger die Entwicklung einer sinnhafte Handlung. Aber es liest sich mit diesen Abstrichen trotzdem über weite Teile durchaus fesselnd.


Leseexemplar:

Verlag Bastei-Lübbe; 2. Auflage 1980; ca. 340 Seiten

Das Buch wurde 1975 von Gustav Adolf Modersohn in einem Schweizer Verlag neu übersetzt. Es liest sich etwas altbacken, was durchaus auch an dem Original liegen kann. Schriftbild ist ziemlich groß.






Entwicklung der Figur:

Insgesamt hat Sax Rohmer bis zum Jahr seines Todes 13 Bücher über seinen «Helden» Dr. Fu Man Chu verfasst, in der Folge wurden noch einige posthume von anderen Autoren geschriebene Romane veröffentlicht.
Nach dem besprochenen Erstlingswerk folgten noch recht rasch zwei weitere Bände, dann war erst mal fünfzehn Jahre Schluss, da Fu Manchu am Ende der dritten Schauermär wohl tatsächlich das Zeitliche segnet. Doch was einem Sherlock Holmes gelang, sollte dem Meister der fernöstlichen Alchemie doch auch kein Problem sein. Vorerst taucht jedoch Anfang der dreißiger Jahre erst mal die genauso böse Tochter Fah Lo Suee in Erscheinung, irgendwann tritt der wie Saruman erstarkte Großmeister persönlich auch wieder auf, da er sogar ein Lebenselixier gefunden hat. Während es am Anfang die üblichen mehr oder weniger zusammenhängenden Geschichten in England über Fu Manchus geheime Machenschaften gibt, verlagert sich das Geschehen später ins Ausland. Die durch Fu Manchu vertretene Geheimorganisation Si-Fan tritt auf den Plan, es gibt jede Menge giftige Tiere und Pflanzen, grausame Foltergeräte, Falltüren, verwinkelte Gänge, Rauschgifte, seltsame Häuser, willenlose Mordgesellen, Hypnose, Überfälle usw. usw. Mit den ausländischen Episoden kommen natürlich noch ganz andere Dinge ins Spiel, ägyptische Mumien, Geisterbauten, allerlei exotische Killer und Geheimbünde.
Der diabolische Doktor aus dem Reich der Mitte will einen islamischen Aufstand inszenieren, muss herbe Rückschläge hinnehmen, versucht direkten Einfluss auf die Politik in den USA zu nehmen, später kommt dann die Zeit des zweiten Weltkrieges mit Fu Manchus Plänen. Hier beginnt er dann tatsächlich Geräte zu erfinden, die eine größere Zerstörungskraft entwickeln und offenbar ganze Armeen vernichten können. So Richtung Antigravitation, Energiestrahlung etc., für die damalige Zeit sicher richtungsweisend. Auch der kalte Krieg hinterlässt seine Spuren, die Handlung dreht sich auch darum, der omnipotente Doktor will die Kommunisten aus seinem Heimatland verjagen und lieber selber regieren…
Auch bei all diesen Geschichten soll es Doppelgänger, Science-fiction-Waffen, biologische Bösartigkeiten und althergebrachte Torturen en masse geben.
Bemerkenswert ist auch, dass zwar Nayland Smith über die Jahrzehnte der ständige Verfolger bleibt, aber die Erzähler wechseln, Petrie wird irgendwann abgelöst, manches wird auch in der dritten Person geschrieben.

Leider wurden in Deutschland wohl nur die beiden ersten Fu-Manchu-Romane noch vor dem Krieg aufgelegt, wobei der erste Titel es später noch einmal in einer anderen (der besprochenen) Übersetzung zu Auflagen geschafft hat. Eigentlich schade. Aber vielleicht gibt es ja von den vielen neueren Verlagen da mal Abhilfe in einer lesbaren Form.


Bezug zu Wallace:

"Packend wie Edgar Allan Poe, spannend wie Edgar Wallace !", lautet der etwas Edgar-lastige Werbespruch auf der Rückseite der deutschen Nachkriegsausgabe von Rohmers erstem Fu-Manchu-Werk.
Inwieweit Sax Rohmer Edgar Wallace oder andersrum beeinflusst hat, kann man bestimmt nicht sagen. Alle beide frönten privat einer eher unglückseligen Leidenschaft für Glücksspiele. Beide teilten literarisch die Vorliebe für «geheimnisvolle Häuser» mit allerlei verborgenen Gängen und Fallen, daneben übermächtig verbrecherische Schurken samt ergebenen Handlangern, mitunter auch auftretende Giftschlangen oder an verbotenen Mysterien forschende Doktoren. Das ist aber nun sicher eine Frage des Zeitgeschmackes, denn Pulp hatte sich schon etabliert. Auch Edgar Wallace beschrieb in seinen Ideen schon Verbrecher, die mit fürchterlichen Seuchen die Bevölkerung bedrohen, ähnlich wie es auch Fu Manchu mitunter tat.
Ebenfalls treten in seinen Erzählungen recht häufig Chinesen auf. Die sind aber oft, als tatkräftige Helfer der englischen Helden, meist besser gezeichnet als bei Rohmer, wenngleich Wallace typischerweise auch stets zwischen Abscheu und Faszination schwankt. Denn auch die «guten Gelben» sind immer willens, zur Erreichung der Gerechtigkeit zu foltern und zu töten, wobei der Autor das allerdings eher wohlwollend zur Sprache bringt, und auch seine einheimischen Sympathieträger zuweilen diese Züge tragen. Aber es gibt in seinen Werken auch richtig schlechte Söhne aus dem weit entfernten asiatischen Reich, besonders natürlich Die gelbe Schlange Fing Su, Wallace’ Version der «gelben Gefahr».
Die Handlung springt bei Rohmer ebenso wie bei Wallace gerne hin und her, ist von Zufällen und allerlei Flüchtigkeitsfehlern bestimmt.
Aber trotz mancher Gemeinsamkeit sind es doch wohl vollkommen unterschiedliche Stile und Hintergründe. Obwohl ja sogar die in Bezug auf klischeebeladene Charaktere eher vorsichtig agierende Agatha Christie als weltverschwörerisches Oberhaupt der Großen Vier in ihrem gleichnamigen Kriminalroman von 1927 den überaus geheimnisvollen Chinesen Li Chang Yen eingeführt hatte, der durchaus als Parallelfigur zu Fu Manchu gelten kann.
Wobei man bei Sax Rohmers Schaffen anmerken muss, dass es später beispielsweise in den Machenschaften des chinesischen Oberfieslings einen Garten mit giftigen Pflanzen oder ein Hauptquartier in einem erloschen Vulkankrater geben soll, was ja nun wiederum in eine ganz neue Richtung zu einem anderen Superschurken führt…


Verfilmungen:

Bekannter geworden ist der Bösewicht aus Rohmers Feder schon durch drei Filme mit dem späteren «Charlie Chan» Warner Oland in der Hauptrolle um das Jahr 1930 herum. Den Sprung nach Hollywood schaffte er mit Die Maske des Fu-Manchu mit dem Gruseldarsteller Boris Karloff 1932. Dann folgte 1940 das Serial um die Trommeln und den Drachentempel des abtrünnigen chinesischen Doktors. In den vierziger Jahren gab es ein halbes Dutzend mexikanische Filme über Fu Manchu. Die Fünfziger brachten eine amerikanische mehrteilige TV-Serie mit dem berüchtigten Herren als Mittelpunkt. Christopher Lee verlieh der Figur in den sechziger Jahren in fünf Filmen noch einmal große Aufmerksamkeit, während Peter Sellers im Jahre 1980 in seiner letzten Rolle ebenfalls noch einmal Das boshafte Spiel des Dr. Fu Manchu betrieb.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

05.12.2020 14:12
#2 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Tolle Idee, diese Besprechungsreihe. Danke dafür!

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

07.12.2020 16:34
#3 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Das Serial Drums of Fu Man Chu aus den frühen Vierzigern

Serials wurden früher als Vorprogramm zu den eigentlichen Hauptfilmen gezeigt, etwa zwanzig Minuten lang und stets mit einem Cliffhanger endend, der das Publikum auch die Folgewoche ins Kino locken sollte. Neben z.B. Zorro und dem Mann mit der Totenmaske fand auch der legendäre Dr. Fu Man Chu für diese billig und schnell heruntergedrehten Produktionen Verwendung. In Sax Rohmers 1939 veröffentlichten gleichnamigen Roman soll Fu Manchu versuchen, zeitbekannte Diktatoren und andere Politiker durch Doppelgänger zu ersetzen und somit den zweiten Weltkrieg zu verhindern; allerdings nur für seine eigenen nicht minder schlechten Ziele. Das schien den Produzenten wohl zu abstrus, sie entwickelten eine völlig neue Handlung, wieder mal musste das unentdeckte Grab von Dschingis Khan als Antrieb der ganzen Geschichte Pate stehen. Das gab es unter anderem schon im Karloff-Streifen, oder auch in einem Mr. Moto-Film. Der Besitzer der Geheimnisse der letzten Ruhestätte des berüchtigten Eroberers soll die Macht haben, die "gelben Völker" hinter sich zu einen, die Europäer zu verjagen und Asien zu beherrschen - na, wenn das mal nicht schon wieder nach Propaganda klingt, denn da gab es ja tatsächlich ein straff geführtes Inselreich weit im Osten, das mit diesen Plänen angetreten war...
Nach dem Krieg wurden die Eskapaden auf Zelluloid um ein Drittel gekürzt und zu zwei anderthalbstündigen Filmen zusammengeschitten und Anfang der fünfziger Jahre auch in Deutschland aufgeführt, was zur Bekanntheit (und Beliebtheit) der kriminellen Kunstfigur entscheidend beitrug.
Auf alle Fälle Stoff für viele Abenteuer, der junge Allan Parker (Robert Kellard) und Nayland Smith, gespielt von William Royle mit der deutschen Stimme von "Sir John" Schürenberg, liegen im Dauerclinch mit dem chinesischen Obergangster. Dessen Darsteller, der großgewachsene Schauspieler Henry Brandon, hatte sogar deutsche Wurzeln, wurde im Film natürlich entsprechend zurechtgemacht, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.


Dr. Fu Manchu - Trommeln des Satans (1940)

Regie: John English, William Witney

Der berühmte Scotland-Yard-Ermittler Sir Nayland Smith entgeht eines dunklen regnerischen Abends in Kalifornien um Haaresbreite einem Wurfmesser-Anschlag, als er seinen alten Freund Dr. Petrie besuchen will. Er weiß, wer dahintersteckt - sein Erzgegner Fu Manchu samt seinem Geheimbund Goldener Drache. Dessen Streben geht nach dem Zepter Dschingis Khans, das im Grab des Heerführers liegt und im "Heiligen Jahr" durch einen Anführer zu den asiatischen Völkern kommen soll, um zusammen die "weißen Teufel" wieder aus dem Lande zu werfen und schließlich die restliche Welt zu erobern. Es gibt durch verschiedene Artefakte Hinweise auf die Lage des Grabes. Der Wissenschaftler Dr. Parker wird entführt, sein Sohn Allan, zukünftiger junger Haudrauf an Smith` Seite, macht sich auf die Suche. Da geht es um eine altertümliche Platte, die wiederum im Besitz des Bekannten Professor Randolph ist, den der Halunke ebenfalls kidnappen lässt. Doch die Platte hat, wie es nun mal so ist, Maria, die Tochter des Professors, gerade im Zug in Richtung Heimat sitzend... So geht es weiter, ein Hin und Her von Befreien, Entführen, wieder Befreien usw. Bei seinen Überfällen stützt sich Fu Manchu auf seine Dakoits, durch Gehirnoperationen zu von seinem Willen gesteuerte Zombies gemachte Unglückliche, die gerne mit Schlingen und Messern arbeiten und vom Aussehen irgendwie an Dracula erinnern. Es kommt ein Übersetzer der eingemeißelten Inschrift ins Spiel, der in die Ränke des chinesischen Doktors gezogen wird, welcher durch seine nicht minder böse Tochter Fah-Lo-Suee tatkräftig unterstützt wird. Die Spur führt nun wieder zu einem neuen historischen Dokument, gerade in der Hand eines abgelegen lebenden Sonderlings...
So geht die Hatz weiter, bis die Sache irgendwann nach Mexiko führt. Auch hier gibt es für die geschworenen Feinde des Superschurken eine Menge Aufregungen zu bewältigen, dann geht es fort ins indische Brahnapur. Allan Parker schleicht sich in eine geheime Versammlung des Goldenen Drachen ein, wird aber von Fu Manchu enttarnt.
Die blankgewetzten Säbel der Tempelschergen sind schon bereit zum Töten.... Wird es auch hier einen Ausweg geben ?

Dass es sich ursprünglich um eine Serie handelte, kann man nicht übersehen. Ständig geht es um irgendeine Sache, hinter der Fu Manchu hinterher ist oder die ihm die beherzten Helden wieder abjagen wollen, wobei es eigentlich dauernd Überfälle von den willenlosen Handlangern mit Prügeleien und Messerattacken gibt. Ein Pferdefuß aller zum Spielfilm gemachten Serials, aber diesmal ist es nicht allzu schlimm. Der teuflische Doktor hat eine Menge Folterinstrumente in petto : etwa Kisten mit Ratten, die auf das Opfer losgelassen werden (darauf beziehen sich mehrere dieser Bücher; außerdem auch Orwells 1984 !) oder, als kulturellen Beitrag des weißen Mannes, ein Schwungpendel nach Poes bekannter Schauermär. Nebenher hat seine Privatwohnung auch eine Falltür zu einem Wasserbassin mit Riesenkraken als Bewohner, wie sich das für einen zukünftigen Weltenherrscher so geziemt. Fu Manchu verfolgt seine Pläne sehr rücksichtslos, bei den Überfällen seiner gehirngewaschenen Schergen bleiben oft ein paar Tote zurück, oder er lässt auch mal zwei Züge zusammenkrachen, um seine Spur zu verwischen. Die Helden der Gegenseite sind gottlob immer rechtzeitig zur Stelle, um sich gegenseitig aus der Bedrängnis zu retten, wobei es zu allerlei Verfolgungsjagden und Bruchlandungen kommen kann.
Dr. Fu Manchus Palette an Instrumentarien, sich seiner Kontrahenten zu erwehren, ist beachtlich. Obwohl er Schusswaffen in den Händen seiner Gehilfen nicht zu schätzen scheint und da, wie beschrieben, zumeist auf simplere Methoden setzt, zählen zu seinen eingesetzten Waffen auch Giftgas, Pfeile, Todesstrahlen, giftige Echsen und nicht zuletzt Hypnose. Die Giftechse mit ihrer Vorliebe für einen ganz bestimmten Geruch, etwa am Kopfkissen des zukünftigen Bissopfers, erinnert so richtig an den gleichgearteten Hundertfüssler aus dem ersten Fu-Manchu-Roman.
Das alles ist trotz des "Nur-Vorfilm"-Charakters mit einem merklichen Aufwand und Liebe fürs Detail inszeniert.
Der Plot an sich ist natürlich sehr dünn, es galt halt hier auf action zu setzen. Trotz mancher diesbezüglich empfundener Länge ist es amüsante Unterhaltung.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

08.12.2020 19:31
#4 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Das Geheimnis des goldenen Drachens (1943)

Regie: John English, William Witney

Die scheinbar ausweglose Falle für den immer schneidigen Allan Parker aus dem Finale des ersten Teils war dann doch nicht so unüberwindbar, dank der tatkräftigen Hilfe von Nayland Smith. Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht, denn es gilt für beide Parteien, den Wettlauf zum Tempel der Sonne zu gewinnen, wo man sich den letzten Fingerzeig auf die Lage des gesuchten Mongolengrabs erhofft. Da der chinesische Oberganove über eine schier unbegrenzte Anzahl von Spitzeln und Abhörgeräten zu verfügen scheint, ist er wieder über jeden geplanten Schritt der guten Jungs informiert. Ein Flugzeug wird sabotiert, wilde Bergstämme greifen an, doch zu guter Letzt trifft man sich im Sonnentempel mit dem sogenannten Kardak-Segment in der Hand. Fu-Manchu und seine Tochter versuchen wieder faule Tricks, die irgendwoher aufgetauchte Maria aus dem ersten Teil soll als Jungfrauenopfer dienen, aber auch hier siegen erstmal die Guten. Wobei die Kill-Vorrichtung im Tempel schon eine Vorwegnahme des berüchtigten Goldfinger-Laserstrahls ist, mit dem der Geheimagent Ihrer Majestät geteilt werden sollte.
Jetzt ist der Weg frei zum lang ersehnten Grab Dschingis Khans. Die unterirdische Anlage mit Todesfallen und Deckenstürzen mag an India Jones erinnern, nach vielem Hin und Her und einer zwischenzeitlichen Gefangennahme des großen Übeltäters wird das sichergestellte Zepter ins britische Fort gebracht. Doch Dr. Fu Manchu gibt nie auf…
In einem dramatischen Schlussakt gelingt es dem Möchtegern-Herrscher erst einmal, die Reliquie in seine Gewalt zu bringen und die Völker der Region gegen die Engländer aufzuwiegeln, doch die Helden haben selbstredend das letzte Wort und der Schurke des Stückes rast in seinen Tod (???).

Die Fortsetzung des Abenteuers findet diesmal in Indien statt, wo die Briten nach eigener Auffassung für Frieden und Wohlstand sorgen. Leider machen es ihnen ihre undankbaren Untertanen nicht leicht, kaum kommt irgendein Strolch herbei und schwenkt einen heidnischen Gegenstand herum, schon fallen die abergläubischen Gesellen bereitwillig von ihren bisherigen Herren ab und folgen der dunklen Seite der Macht. Die Story ist natürlich von einer kolonialistischen Weltsicht geprägt, was für die Entstehungszeit des Filmes kein Wunder ist. Auch merkt man hier deutlicher als in Teil Eins, dass einiges vom Ausgangsmaterial entfallen ist, da es in der Handlung einige auffällige Hüpfer gibt.
Aber man wird durch jede Menge Schießereien, Kämpfe, Felshänge hinunterstürzende Autos und viel exotisches Beiwerk entschädigt. Der satanische Doktor aus dem Fernen Osten bedient sich bei seinem Vorgehen wieder einiger phantasievoller Winkelzüge, wobei er sich auch selber verkleidet ins feindliche Fort einschleicht und seinen Endrivalen Nayland Smith später fast zum lobotomierten Dakoit gemacht hätte. Dabei ist der wackere Scotland-Yard-Inspektor für einen Mann seines Alters wirklich in Topp-Form, bei den vielen haarstäubenden Prügeleien und Stürzen, die er in den beiden Filmen zu überstehen hat, steht er seinem jüngeren Partner Allan Parker in nichts nach.
Dr. Fu Manchu kann übrigens nicht nur seine berüchtigten Todestrommeln erklingen lassen oder den Himmel mit heiligen Symbolen illuminieren, sondern auch das tun, was den Chinesen scheinbar im Erbgut liegt: bei jeder Gelegenheit altehrwürdige Weisheiten von sich geben. Etwa: "Wenn Tote sprechen, sollen die Lebenden gehorchen." Alles klar?
Sein verdientes Ende im Film ist gewohnheitsmäßig nicht hundertprozentig letal, und tatsächlich soll er ja später etwa in der Maske Christopher Lees wieder aufgetaucht sein.


Fazit:

Dr. Fu Manchus finsteres Motto «Erst Asien, dann die Welt», nach dem er seine Machenschaften ausrichtet, mag sogar schon im Dienste der amerikanischen Propaganda stehen, seine Intention, mit Dschingis Khans Zepter zu seinem Ziel zu gelangen, an Naivität kaum zu überbieten sein; trotz Zusammenstückelung der Serienteile, häufigen thematischen Wiederholungen und anderen Kritikpunkten bleibt eine kurzweiliges Kintopp-Erlebnis, kaum Anspruch, dafür viel Spaß an wohlgelittenen Klischees.
Auffallend ist doch Fu Manchus Präsenz mitten im Geschehen, er ist sehr unternehmungslustig und oft an der Spitze seiner Leute.
Der Griff nach der Weltmacht gelingt dem Übeltäter trotz viel Spektakel allerdings nicht mal ansatzweise.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

10.12.2020 20:25
#5 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Dr. Fu Man Chu fand ich auch sehr gut, besonders die fünf Filme: "Ich", "Rache", "13 Sklavinnen", "Todeskuss" und "Folterkammer" mit dem großartigen Christopher Lee ( * 1922 - + 2015 ) fand ich genial, habe alle Filme in einer sehr schönen bunten DVD-Box zu Hause!!!.

Auch den 30 er Jahre Film, "Die Maske des Dr. Fu Man Chu" habe ich auf VHS...obwohl ich KEIN Fan von Boris Karloff bin, mag ich Bela Lugosi in den amerikanischen 30 er Horrorfilme VIEL lieber!!!.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

11.12.2020 19:21
#6 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Die Towers-Filmreihe der Sechziger

Das verbrecherische Genie wird hier bekanntermaßen von «Dracula» Christopher Lee verkörpert, immer so böse wie nur möglich guckend, ihm zur Seite als rechte Hand steht stets seine Tochter Lin Tang, die von der britisch-chinesischen Schauspielerin Tsai Chin dargestellt wird. Die scheint ihren Erzeuger an Schlechtigkeit noch übertreffen zu wollen, aber das ist wohl nur ein Schrei nach väterlicher Zuneigung… Die von Harry Alan Towers in den sechziger Jahren mit verschiedenen Regisseuren produzierte Serie brachte es auf fünf Teile, dabei wird Nayland Smith von unterschiedlichen Darstellern gespielt, sein Adlatus Dr. Petrie stets von dem Briten Howard Marion-Crawford, in den anderen Rollen treten auch bekannte Namen der damaligen deutschen Schauspielgilde auf.
Bemerkenswert ist bei der deutschen Namensgebung der Filme, dass entgegen dem englischen Original darin stets der «Doktor» enthalten ist, was sicher auf die Ehrfurcht des modernen Teutonen vor akademischen Titeln zurückzuführen ist.
Der Plot der Filme ist immer ähnlich, irgendein schlauer Wissenschaftler wird von dem diabolischen China-Doktor entführt, um mit seiner Hilfe eine tödliche Erfindung zu entwickeln, mit deren Hilfe dann die Weltherrschaft errungen werden soll. Meist hat der unwillige Erfinder noch eine schöne Tochter, deren Qualen den Vater in den Fängen des Bösen gefügig machen sollen. Natürlich wird im Endeffekt dem schlitzäugigen Fiesling jedes Mal ein Strich durch die Rechnung gemacht, regelmäßig verschwindet sein jeweiliges Hauptquartier zum Schluss in einer mächtigen Explosion, doch Fu Man Chu ist schier unzerstörbar …


Ich, Dr. Fu Man Chu (Original: The Face of Fu Manchu) – 1965

Regie: Don Sharp

Der von Nigel Green gespielte Nayland Smith wohnt in China der Hinrichtung des berüchtigten Verbrechers Fu Manchu bei. Ein seltsamer Einstieg in eine Serie, doch selbstredend war es gar nicht der benannte Bösewicht, dessen Kopf in einen Auffangkorb plumpste. Denn der ist in Wirklichkeit sehr rührig, er entführt den arglosen Professor Merten (Walter Rilla), welcher Experimente mit dem hochgiftigen Schwarzen Bergmohn durchgeführt hat. Nun darf das Wallace-Traumpaar Karin Dor und Joachim Fuchsberger noch einmal gemeinsam vor der Kamera posieren, als bedrohte Professorentochter Maria und als dessen tatkräftigem Gehilfen Carl Jannsen. Während Maria von Fu Man Chu doch noch entführt wird, machen sich Jannsen und Smith zusammen auf die Suche nach dem Unhold. Sie stoßen auf seinen Verbündeten, den scheinheiligen Geschäftsmann Hanumann und geraten in die Klemme. Fu Manc Chu ist nicht untätig, er lässt einen weiteren Wissenschaftler entführen, bricht in ein Museum ein, während seine Widersacher bemüht sind, die Pläne des kriminellen Masterminds zu durchkreuzen. Der hat mittlerweile als Beweis seiner Macht mit seiner neuen gasförmigen Bio-Wunderwaffe vom Flugzeug aus ein paar tausend Menschen töten lassen. Viele weitere sollen folgen, wenn man nicht seinen Befehlen gehorcht. Aber seine Verfolger kommen ihm schließlich auf die Schliche, sein unterirdisches Hauptquartier in der Nähe der Themse wird entdeckt, doch der Schurke kann samt Schurken-Tochter und Merten entkommen und sich nach Tibet, der Heimat der supergiftigen Mohnpflanze, flüchten. Dort wird er von seinen Feinden aufgespürt und samt seinem Palast (scheinbar) in die Luft gesprengt.

Der erste Film der Reihe gilt zu Recht als der beste. Neben beliebten Schauspielern gibt es auch ein sorgfältiges Setting im Look der zwanziger Jahre zu bewundern. Schon früh macht der teuflische Halunke aus dem fernen Asien klar, dass er sich mit nichts weniger als der Weltherrschaft zufrieden geben will, beeindruckend wirkt hier auch seine Radioansprache, mit der er zudem das reguläre BBC-Programm aus dem Äther kickt. Fu Man Chu geht für sein Ziel über Leichen, das wird klar. Seine durch ihre rot-blaue Kluft immer gut erkennbaren Helfer stellen sich aber irgendwie ziemlich tölpelhaft an und ziehen bei den zahlreichen Prügeleien mit den Helden des Stückes regelmäßig den Kürzeren. Sie haben einen beträchtlichen Verschleiß (daran ändert sich bis Folge 5 nichts mehr), obwohl sie doch nun wenigstens ein paar asiatische Kampfgriffe beherrschen sollten, anstatt nur mit tibetischem Gebetsschal und Messer ihr mörderisches Handwerk betreiben zu wollen. Dafür hat ihr skrupelloser Chef eine wirkungsvoll inszenierte unterirdische Kommandozentrale, mit allerlei nützlichen Apparaturen, und für Abweichler ist auch eine Ertränkungskammer eingebaut. Selbst nach dem Auffliegen des headquarters kurz vor Schluss muss er nicht unter der Brücke schlafen, sondern macht einfach etliche Tausend Kilometer in einem tibetischen Palast mit seinem verschwörerischen Treiben weiter, was nochmal etwas gehetzt Exotik und Abenteuerflair in die Folge bringt. Doch auch damit ist bald Schluss, aber trotz des den Halunken und seine Lendensprössin verschlingenden Infernos gilt allerdings hier die stets wiederkehrende Regel: Totgeglaubte leben länger.

Ein überzeugender Einstieg und gleichzeitig das Highlight der Serie.

Dr. Oberzohn Offline



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12.12.2020 21:09
#7 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Manchu (Original: The Brides of Fu Manchu) – 1966

Regie: Don Sharp

Gedankenschwer sinniert der altgediente Scotland-Yard-Fuchs Nayland Smith (diesmal mit Douglas Wilmer als Schauspieler) im Beisein seines Kumpels Dr. Petrie über das Verschwinden der Töchter und Gattinnen von berühmten Wissenschaftlern. Wenn er nicht genau wüsste, dass seine Nemesis aus China im Totenreich weilen würde… Aber weiß er es genau ?
Sein Riecher hat ihn nicht getrogen, es stellt sich bald heraus, dass der Erzschurke noch quicklebendig ist und, wie könnte es anders sein, emsig an der Erringung der Weltherrschaft arbeitet. Dabei soll ihm die geballte Kompetenz der Forscher helfen, deren weibliche Familienmitglieder sich zu Erpressungszwecken in seiner Gewalt befinden. Als nicht mehr ganz so jugendlichen Heißsporn an der Seite der Gerechtigkeit konnte hier nach Blacky Fuchsberger dessen Wallace-Kollege und Konkurrent Heinz Drache gewonnen werden, der als Forschergehilfe Franz Baumer die wiederauferstandene Winnetou-Schwester Marie Versini alias Marianne Lenz erst mal zünftig vor den Schergen des Entführers retten muss. Trotzdem kriegen die bösen Buben die Schöne schließlich doch noch in ihre Fänge; daraufhin lässt sich Baumer als verkleideter Professor Lenz direkt in die unterirdische Zentrale des Superverbrechers im Libanon schleusen. Es ist höchste Zeit, dass dem Banditen mal einer auf die Finger klopft, denn er hat eine wirklich diabolische Erfindung in petto, die wieder mal die Welt bedroht !
Selbstredend kann das Unheil noch einmal von Mutter Erde abgewendet werden, und Fu Manchu scheint in Rauch und Feuer vom Antlitz derselben zu verschwinden…

Irgendwie erinnert der Film in seiner Machart sehr stark an seinen Vorgänger. Nur dass es eben diesmal schon 13 Frauen sind, die Fu Manchu wegfangen lässt, weil er genauso viele Männer zur Mitarbeit zwingen will. Die «Dreizehn» ist in Europa nun aber eine Unglückszahl, das hat der sonst so kluge Stratege nicht bedacht, und prompt legt man ihm mit dem letzten scheinbaren Erpressungsopfer ein faules Ei ins Nest. Heinz Drache agiert gewohnt kaltschnäuzig und schert sich um irgendwelche Pläne vom Yard-Smith und dessen französischem Kollegen nicht viel, so dass sich die beiden beeilen müssen, zum finalen und vom machtgierigen Fu Manchu selbst verursachten Feuerwerksspektakel rechtzeitig zur Stelle zu sein. Die geheime Waffe in den Händen des Oberhäuptlings der Finsternis ist diesmal eine Anlage zur Erzeugung von starken elektromagnetischen Wellen, was er eindrucksvoll durch das Verschwindenlassen auf Nimmerwiedersehen eines vollbesetzten Themseschiffes demonstriert. Dabei hatte man schon befürchtet, dass die königlichen Gemächer pulverisiert werden !
Bemerkenswert ist das Einschleichen der chinesischen Helfershelfer diesmal sogar in recht schicken Anzügen in eine Opernvorstellung. Ihrem Chef ist wohl mittlerweile aufgegangen, dass sie mit ihrer blauen Einheitsuniform samt rotem Stirnband irgendwie von findigen Leuten doch erkannt werden könnten...
Außerdem spielt auch noch Harald Leipnitz mit Filmnamen Nikki Sheldon in seiner Funktion als (scheinbarer) guter Freund von Marianne eine immer zwielichtigere Rolle, aber bei ihm ist man ja in seiner filmischen Karriere einen Seitenwechsel zu den Bösen hin schon gewohnt. Der reißerische deutsche Titel des Films weckt eventuell gewisse SadoMaso-Erwartungen, doch gibt er sich da im Vergleich zu den Nachfolgefilmen noch relativ harmlos.

Auch der zweite Teil der Sixties-Serie von Fu Manchus Ränkespiel bietet zwar spannende, doch auch sehr routinierte Unterhaltung.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



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12.12.2020 21:30
#8 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Douglas Wilmer starb ja am 31.03.2016 im biblischen Alter von 96 ( !!! ) Jahren!!!.
Er war ja am 08.01.1920 in London geboren!!!.

Die Filme "Ich", "Rache" und "13 Sklavinnen" waren ja noch sehr gute, routinierte Krimis im "Edgar Wallace"-Gewand, die beiden letzten, "Todeskuss" und "Folterkammer" fuhren da schon eindeutig auf der Trashschiene Jess Francos ( * 1930 - + 2013 ), der die beiden letzten, "Todeskuss" und "Folterkammer" inszenierte, die, von der Machart ganz klar in die Richtung, seiner Filme, "Der Teufel kam aus Akasava", "Dr. Mabuse schlägt zu" etc., hinschielten, diese waren dann nicht mehr ganz so gut, habe sie aber dennoch, dank Christopher Lee, sehr gerne gesehen!!!.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



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13.12.2020 00:16
#9 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Auch die geniale Synchronstimme von Legende Herbert Weicker ( * 04.09.1921, in Darmstadt, + 29.05.1997, in München...Verkehrsunfall ) für Christopher Lee war sehr gut gewählt worden, ich fand die Stimmen von ihm, Christian Rode ( * 1936 - + 2018 ) und Lothar Blumhagen ( * 1927 ), am besten für Lee...echt klasse!!!.

Dr. Oberzohn Offline



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13.12.2020 18:36
#10 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Die Rache des Dr. Fu Man Chu (Original: The Vengeance of Fu Manchu) – 1967

Regie: Jeremy Summers

Vater und Tochter Fu Manchu werden, ihrer hohen Stellung entsprechend, per Sänfte in einen ihrer chinesischen Paläste getragen und halten dort über abtrünnige Bewohner Gericht. Bezüglich der unvermeidlichen Hinrichtungen ist Töchterlein beim Selbstmithandanlegen in gewohnter Einsatzfreude vornedran, doch einen der Verurteilten spart man sich auf. Der schlaksige Chinesen-Doktor hat wieder einen besonders teuflischen Plan ausgebrütet. Mit Hilfe von Hypnose wird das arme Opfer zum ferngesteuerten Objekt gemacht, eine Gesichtsoperation soll ihm das verhasste Antlitz des Scotland-Yard-Beamten Nayland Smith (nochmal Douglas Wilmer) geben. Für die kunstgerechte Umsetzung dieser OP wurde wieder mal ein Experte entführt, diesmal der von Wolfgang Kieling gespielte Dr. Lieberson. Zum Willensbrechen des erwarteter Maßen tapferen Chirurgen hat man dessen Tochter Maria gleich mit eingesackt – warum eine bewährte Taktik auch ändern ? Und während in den Weiten des Ostens gerade sein Double entsteht, reist der wahre Mr. Smith nach Paris. Eine historische Stunde naht, die bekannte internationale Polizeiorganisation Interpol soll gegründet werden. Keine Sekunde zu spät, denn auch die Gegenseite plant einen weltweiten Zusammenschluss des Verbrechens. Für dessen Vorsitz hat sich logischerweise eine altbekannte Un-Person stark gemacht, und so nimmt der perfide Doppelgänger-Plan seinen Lauf…
Und während der nach seinem Urlaub so wesensveränderte «Nayland Smith» daheim sein Dienstmädchen meuchelt und am Strick endet, geht es im Palast des machtbesessenen Unholds hoch her, wohin man auch den richtigen Commissioner verschleppt hat. Am Ende steht wieder mal die typische Explosion an, doch lässt der Schurke das Publikum mit seinen letzten Worten über seine ausgeprägten Survival-Fertigkeiten nicht im Unklaren.

Der diesmalige Plan des Fieslings ist irgendwie schwer verkraftbar. Alle wichtigen Polizeichefs der Welt sollen durch willenlose Doubletten ersetzt werden, welche dann Verbrechen begehen und verurteilt werden sollen, während die richtigen gekidnappten Personen gleichfalls in Fu Manchus Herrschersitz liquidiert werden. Aber der Schurke kommt glücklicherweise ja über das Stadium eines Pilotprojektes an seinem ärgsten Feind auf Seiten des Gesetzes nicht heraus.
Der nebenher erzählte Handlungsstrang über die Verknüpfung der internationalen Kriminalität versandet zusehends. Horst Frank gibt hier als Frank Moss den bösartigen Verbindungsmann des US-amerikanischen Syndikats, der ins Hauptquartier des selbsternannten Oberhauptes reist und dort nicht nur seine Ex-Geliebte Ingrid Swenson (Maria Rohm) verrät, sondern auch seinen ehemaligen Kumpel Kurt Hellet (Peter Carsten) – das nächste Opfer für den nunmehr geplanten Austauschs des Berliner Polizeichefs. Gottseidank können sich alle versammelten Gefangenen befreien, die durch den amerikanischen FBI-Agenten Mark Weston und einen Hongkonger Polizisten unterstützt werden.
In dieser Folge ist schon ein Qualitätsabfall zu bemerken, die Logik wird arg strapaziert. Wie es der Dr. Lieberson schafft, nur anhand einer Fotographie einen Asiaten in wenigen Stunden zum Smith abzuändern, dürfte sogar heutigen modernen Schönheitschirurgen unverfälschten Respekt abfordern. Während die Wissenschaftler der vergangenen Folgen für ihre doch wesentlich drastischeren Erfindungen schnell zur Kooperation bereit waren, lässt Lieberson seine Tochter ganz schön lange auf der Streckbank liegen, ehe er schwach wird. Aber die guckt ja auch so unbeteiligt… Von der seltsamen Verwandlung des Mr. Smith mal gar nicht zu reden, die niemand so richtig verdächtig zu finden scheint.
Dafür gibt es auf der Plusseite einige Schauplatzwechsel an teilweise exotischen Gestaden.

Der dritte Versuch der Dr. Fu Manchu zur Erringung der Welthegemonie wirkt irgendwie eher befremdlich, ist aber noch leidlich spannend.

Dr. Oberzohn Offline



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15.12.2020 20:57
#11 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (Original: The Blood of Fu Manchu) – 1968

Regie: Jess Franco

Diesmal hat sich der alte Yellow-Peril-Schurke einen besonders absonderlichen Plan ausgedacht. In seinem Versteck im brasilianischen Regenwald hat er ein historisches Inka-Gift reaktiviert. Das verursacht bei seinen Opfern erst Blindheit und dann, am Tage des Vollmonds, den Tod. Übertragen werden kann es z.B. durch den Kuss einer schönen Frau. Aus diesem Grund hat sich Fu Manchu die Käfige in seiner Dschungel-Behausung mit attraktiven jungen Damen gefüllt, zehn Stück an der Zahl. Die werden jetzt gegen das Gift immunisiert und dann, unter dem Einfluss von Hypnose, auf die größten Gegner des Weltenherrschers in spe losgelassen. Natürlich trifft es Commissioner Nayland Smith (jetzt mit dem dritten Darsteller Richard Greene) ebenfalls, dem der aufgedrungene Schmatzer einer der Verderbnisbringerinnen das Augenlicht raubt. Er macht sich mit seinem Freund Dr. Petrie auf nach Südamerika.
Zwischenzeitlich hat sich ein neuer junger Heroe ins Spiel gebracht, in der Gestalt von Götz George, der hier Carl Jansen heißt. Als Übriggebliebener einer von Fu Manchus Bütteln überfallenen Expedition sinnt er auf Vergeltung, wird aber vom schachbesessenen Gouverneur erst mal eingesperrt. Bei dem Angriff ist auch der Onkel der engagierten jungen Ärztin Ursula Wagner (Maria Rohm) umgekommen, die mit dem Heißsporn Carl gut bekannt ist. Weiter gibt es da noch einen Banditen mit seiner Bande, den man Sancho Lopez nennt (Ricardo Palacios). Dieser ziemlich fette Señor ermordet, vergewaltigt und (als Lebenserwerb) beraubt eigentlich alles, was ihm in die geschwollenen Finger kommt, auch den in dieser Hinsicht etwas nachtragenden Doktor aus dem Reich der Mitte. Irgendwann ist es soweit: alle Protagonisten befinden sich in dessen Gewalt, doch damit scheint er dann doch überfordert zu sein… Die Sache mit dem vergifteten Polizei-Smith findet noch ihren glücklichen Ausklang, bevor Fu Manchu und seine unliebenswerte Tochter wieder Mal im großen Knall unterzugehen scheinen.

Bei dem Regisseur sollte der Trash-Faktor schon recht hoch sein. Und man wird da auch nicht enttäuscht. Alleine schon die Vorstellung, nach dem Beiseiteschaffen von ein paar missliebigen Personen die totale Herrschaft antreten zu können – kompletter Unsinn ! Irgenwie wirkt das legendäre Gift manchmal auch schon gleich nach dem Kuss als letaler Stoß und nicht erst zur Zeit des vollen Mondes. Dafür gibt es im finsteren Frauengefängnis öfter mal ein paar unbekleidete Ober- und Hinterteile der Insassinnen zu bewundern, so als Einstieg in ein sich gerade etablierendes Genre der hohen Filmkunst. Die Gefangenen können einem diesmal wirklich leid tun, denn es geht recht sadistisch zu. "Tits and torture", mehr braucht es nicht, scheint die Devise zu sein.
Trotzdem ist die Handlung an und für sich recht abwechslungsreich. Besonders der rebellenhafte Straßenräuber Lopez mit seinem wechselhaften Schicksal nimmt recht großen Raum ein, einmal als Feind, dann als unzuverlässiger Verbündeter des bösartigen Chinesen, immer auf eigene Rechnung arbeitend.
Und Götz George darf zeigen, dass er nicht nur im wilden Karl-May-Westen eine gute Figur macht. Die Ärztin Ursula wirkt sehr sympathisch, da baggert der Knabe zu Recht emsig herum.
Da Nayland Smith notgedrungen zu einer eher passiven Rolle verurteilt ist, muss nun auch mal sein Kumpel Petrie zur Flinte greifen. Irgendwie schafft man es auch kurz vor Toresschluss, ein Antiserum für den hilflosen Commissioner zu mixen, so dass er den Vollmond am dunklen Himmel mit bester Gesundheit bewundern kann. Würde nur noch das Tüpfelchen auf dem «i» sein, wenn Dr. Fu Man Chu und seine Bagage endlich zur Hölle fahren, doch das bleibt wohl nur ein frommer Wunsch.

Der vierte Film der Serie ist nun endgültig jenseits aller Logik angelangt, mit viel nackter Haut und Gewalt.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



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16.12.2020 00:25
#12 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Die beiden "Fu Man Chu"-Filme ( "Todeskuss" und "Folterkammer" ) von Jess Franco schossen eben in eine ganz andere Richtung, als die besseren Filme "Ich", "Rache" und "13 Sklavinnen"...nämlich in die, des "Trashes"!!!.

Auch das bekannte Titelthema bei der "Folterkammer", der immer wieder von Christopher Lee "im Intervall" unterbrochen wurde und dann stückweise weiter lief...das fand ich sehr ungewöhnlich und schräg!!!.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

16.12.2020 19:01
#13 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Ich weiß ehrlich gesagt nicht so genau, was Du meinst mit dem "Titelthema im Intervall". Auf alle Fälle fand ich das Fu-Manchu-Thema, jedes Mal bei seinem Auftreten, generell penetrant überzogen, aber halt passend für die Art von Film.
Aber nun sind wir auch schon beim letzten Beitrag angelangt:

Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (Original: The Castle of Fu Manchu) – 1969

Regie: Jess Franco


Bei seinem letzten Streich hat sich Erzfiesling Fu Manchu eher back to the roots besonnen. Der feuchte Traum der globalen Herrschaft lässt sich im Endeffekt doch am besten über eine totale Vernichtungswaffe realisieren, mit welcher man die Welt erpressen kann, so sein Kalkül. Da lässt er gleich mal einen Ozeandampfer mitten in der Karibik absaufen, verursacht durch einen von ihm mittels chemischer Wunderformel manifestierten Eisberg. Um aber weiterhin fröhlich Schiffe-Versenken spielen zu können, benötigt der Bösewicht genug Nachschub an Opium, das für das Vereisungsmittel den entscheidenden Grundstoff darstellt. Was liegt also näher, als sich direkt an die Quelle des herrschaftswichtigen Materials zu begeben, der Nahe Osten ist dafür ja prädestiniert, also wird mal einfach der anatolische Gouverneurspalast gekapert, der bisherige Amtsinhaber einen Kopf kürzer gemacht und die gedungenen Helfer aus den Reihen des ortsansässigen Ganovenchefs Omar Pascha (José Manuel Martín Pérez) gleich mit liquidiert. Dr. Fu Man Chu und sein wie immer eifrig beteiligter weiblicher Nachwuchs sind halt gerne für eine gewisse endgültige Radikalität, haben sich aber nun einen mächtigen Feind gemacht, zumal sie dessen attraktive Tochter Lisa (Rosalba Neri ) als einzige Lebengelassene in ihren unterirdischen Folterhöhlen gefangen halten. Nayland Smith (nochmal Richard Greene) findet somit einen nicht ganz koscheren Verbündeten. Irgendwann rückt man dem Teufel, der zwischendurch auf irgendeine mysteriöse Art und Weise aus einem kleinlichen Rachegedanken heraus auch einen riesigen Staudamm hat einkrachen lassen, energisch zu Leibe, wobei es für alle Heldinnen und Helden knapp wird und nicht alle mit heiler Haut davonkommen, ganz im Gegensatz zur titelgebenden Figur, die ja nun wenigstens fünf Leben zu haben scheint…

Diesmal hat man sich schamlos bei anderen Filmen Szenen «ausgeliehen», etwa vom zweiten Teil der Serie, wobei der arme Burt Kwouk nun ein zweites Mal von seinem erzürnten Herrn und Meister erschossen wird und als bemitleidenswertes Bündel am roten Hebel der Vernichtung hängenbleibt. Kurz darauf geht eine Schwarz-Weiß-Titanic im ansonsten quietschbunten Treiben unter, später bricht eine Staumauer im Fünfziger-Jahre-Look… Mittendrin immer mal moderne Wolkenkratzer, wo der Film doch eigentlich in den zwanziger Jahren spielt. Ist das nun wirklich kultig oder eher nicht ? Ebenfalls wird wieder die Mär vom angesehenen Wissenschaftler samt hilflosem weiblichen Anhängsel in der Gewalt des Unmenschen aufgewärmt. Fu Manchu braucht unbedingt die Hilfe des Herzspezialisten Dr. Curt Kessler (Günther Stoll) und dessen Assistentin Ingrid Koch (Maria Perschy), welche von seinen ergebenen Schergen ganz dracula-mäßig in Särgen angeliefert werden. Denn der eigentliche Wissensträger ist der schwer herzkranke Professor Heracles (Gustavo Re) mit seiner supergefährlichen Vereisungssubstanz, den Dr. Fu Man Chu unbedingt am Leben halten will. Ein herkulischer Jungsiegfried-Spund muss seine Pumpe für den Austausch in den alten Körper des Professors hergeben, für die Wissenschaft müssen halt Opfer gebracht werden. Zudem dürfte es, von der medizinischen Fachwelt ignoriert, die erste gelungene Herztransplantation überhaupt gewesen sein.
Die Fabel um die geplante Vereisung der Weltmeere ist natürlich komplett absurd, das müsste ja dann irgendwie als Kettenrektion funktionieren, einfach völliger Unsinn. Heutige Klimaaktivisten würden den skrupellosen Chinesen wohl für sein Gegenmittel in Sachen Polschmelze auf einen Thron setzen, doch damals hatte man sichtlich noch Sorgen vor einer anderen (gelberen) «Flut». Nach einigem Herumgedöns ist nun aber trotz der gewohnten abschließenden unheilschwangeren Durchhalteparolen von Seiten Fu Manchus endgültig die Luft raus aus dieser Serie.

Der letzte Teil bildet einen kaum ernstzunehmenden, aber immer noch leidlichen Abgesang.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



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16.12.2020 21:04
#14 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Ich meine, mit "Intervall" in dem Film "Folterkammer" nur, dass beim Titelthema am Anfang, dass Stück, wie immer normal gespielt wird, dann sagt Christopher Lee ( Stimme "Herbert Weicker" ) was, sie wird dann kurz dafür immer kurz unterbrochen und dann läuft sie weiter!!!.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



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16.12.2020 21:08
#15 RE: Die Welt ist nicht genug - Superschurken in Buch und Film Zitat · Antworten

Bei Deiner Besprechung fehlt der 30 er Jahre Horrorfilm, "Die Maske des Dr. Fu Man Chu" von 1932, mit Boris Karloff als "Fu Man Chu"!!!.

Hier ein Ausschnitt des Filmes: https://www.youtube.com/watch?v=0OnCqcgtl-Q

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