Na ja, Wikipedia kann man als verlässliche Quelle vergessen. Hier kann ja im Prinzip jeder was eintragen, egal ob richtig oder falsch. Trotzdem kenne auch ich die Version, daß Wallace vor allem durch die Afrika-Romane, die ja auch in den 50er Jahren In Deutschland sehr gelobt wurden, berühmt wurde.
Auch war sein erstes Buch, wie Gubanov schreibt, nicht der Krimi um die 4 Gerechten, sondern Gedichte und Kriegserzählungen.
Einen ausführlicheren Bericht über Wallace Erfolgsgeschichte findet sich im Booklet zur Pagode zum fünften Schrecken. Hier hat sich Guiskard Oberparleiter große Mühe gegeben.
Eure Vergleiche sind wie bei den James Bond-Filmen. Wenn man hier nach dem Erstling fragt ist "Dr.No" immer richtig. Wenn man aber nach dem Durchbruch und Popularität fragt ist immer "Goldfinger" richtig.
Ähnlich ist es bei allen großen oder bedeuteten Schriftseller wie z.B. Johannes Mario Simmel - geschrieben hat dieser bereits ab Ende der 40ern als Journalist, Drehbuchautor und Romanautor - berühmt wurde er erst Ende der 50ern mit "Es muß nicht immer Kaviar sein".
Und genauso verhält es sich mit Edgar Wallace. Bereits vor "The Four Just Men" (1905) wurden von Wallace bereits mehreree Werke veröffentlicht "The Mission That Filed" (1898), "War and Other Poems" (1900), "Writ in Barracks" (1900). "Unnofficial Dispatches" (1901). Auch nach dem Flop von "The Four Just Men" und dem Bankrott der daraus entstandene Bankrott seiner Tallis Press schrieb er weiterhin Bücher wie u.a. "Angel Esquire" (1908), "The Council of Justice" (1908), "Captain Tatham of Tatham Island" (1909) und "The Nine Bears" (1910) ehe er wegen der Pantha-Affäre nach Marokko fuhr und sich dort Eindrückte für seine Afrikaerzählungen sammelte. Diese wurden zunächst als Fortsetzungsgeschichten in Wochenzeitschriften veröffentlicht. Dadurch wurde zunächsteinmal sein Name bei der breiten Leserschicht populär. Alsdann wurden sie als gesammelte Werke (meist mit 11 Folgen) als Bücher veröffentlicht. Gleichzeitig schrieb Wallace weiter mehr oder weniger erfolgreiche Kriminalromane. Der richtige Durchbruch als Kriminalautor kam erst 1922 mit dem Roman "The Crimson Circle". Parallel dazu entstand auch seine Popularität als Theaterautor - wobei er hier erst den richtigen Durchbruch ab Mai 1926 mit dem Stück "The Ringer" fand. Ähnlich wat es auch im Deutschen Reich. Der Verleger Goldmann veröffentlichte zunächst einen Band mit Afrikaerzählungen ehe Goldmann 1927 mit "The Terrible People" auch erfolgreich Kriminalromane veröffentlichte.
Da es bei der Ausgangssituation um den Beginn der Polpularität von Wallace ging - so waren die Afrikaerzählungen was ja Abenteuergeschichten sind sein großer Durchbruch beim Leser.
Joachim. P.S.: Im Lexikon könnt Ihr von Seite 679-683 über Wallace' Leben einiges nachlesen.
Wo wir gerade beim Thema sind. Sicher ist bei der Betrachtung von Edgar Wallace das Spagath zu beachten, daß ich und viele andere nicht hier wären, wenn Wallace nicht so erfolgreiche Kriminlaromane geschrieben hätte und diese nicht so erfolgreich in den 60ern als Reihe in die deutschen Kinos gekommen wären.
Doch stelle man sich einmal vor, man hätte zunächst seine Afrika-Romane verfilmt. Schon vor den 60ern gab es viele/erfolgreiche Kriminalverfilmungen. Klassische Abenteuerfilme gab es im Verhältnis kaum. Daß Abenteuerfilem einen Markt hatten, zeigten auch die vielen späteren Karl May - Verfilmungen. Insofern räume ich diese Romanverfilmungen und den nachfolgenden Epigonen große Chancen ein. Daß Wallace in der BRD zunächst als Kriminalfilm populär wurde, hatte wiederum große Nachteile für die späteren Afrika-Verfilmungen, die so garnicht zu Wallace passten, was sich in einigen Diskussionen hier auch zeigte. Klassische Krimis gibt es auch heute noch, klassische reinrassige Abenteuerfilme eigentlich fast keine mehr, diese sind zumeist von Action infiziert und außerdem mag das Publikum bei Abenteuer heute auch auf Action nicht verzichten. Deshalb gerade sind klassische reinrassige Abenteuerfilme heute leider für die Masse langweilig.
Ein Grund für die vielen Kriminalfime waren ja sicher auch die Romanvorlagen. Über 100 Krimis stehen gerade mal 11 (oder 12, wenn man DER DIAMANTENFLUSS dazu zählt) Abenteuer-Romane gegenüber. Und vor allem in Deutschland wurden zuerst Filme gedreht, von denen es (erfolgreiche) Theaterstücke gab.
Gubanov
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24.01.2010 21:04
#51 RE: Jetzt bestellbar - Sanders und das Schiff des Todes & Die Pageode zum fünften Schrecken
Okay, "Die vier Gerechten" als erstes Buch zu bezeichnen, war ungenau. Erste fiktionale Prosa nach (unbedeutenden) Lyrikversuchen und Sachbüchern wäre treffender gewesen. Was allerdings den Erfolg angeht, so stehen die hier getätigten Aussagen zu diesem Werk nicht in Übereinklang mit meinem Kenntnisstand. Wenn hier von einem "Flop" geschrieben wird, so ist dies, soweit ich weiß, schlicht falsch, und "ein finazielles Desasater" war es auch nur dann, wenn man die Betonung eindeutig auf "finanziell" legt. Wallace hatte für "Die vier Gerechten" einen eigenen Verlag, die Tallis Press, gegründet, in der er das Buch herausbrachte. Teil der Erstveröffentlichung war ein Gewinnspiel, das der Veröffentlichung des letzten Romankapitels vorausging. In diesem Gewinnspiel ließ er Leser die Lösung errätseln und versprach für die besten Lösungsvorschläge Preisgelder im Wert von 500 Pfund, eine Summe die - betrachtet man das damalige Durchschnittseinkommen - heute umgerechnet rund 213'000 Pfund wert wäre. Der Roman selbst war sehr wohl ein Erfolg bei den Lesern, doch viele kamen der richtigen Lösung auf die Spur, sodass Wallace die Preisgelder wohl oder übel reichlich auszahlen musste. Dies war dafür verantwortlich, dass sein Verlag flöten ging - nicht ein angeblicher Misserfolg des Buches selbst. An der Tatsache, dass sich Wallace' Erfolg zu allergrößten Teilen auf Kriminalromane stützt, ist in meinen Augen einfach nicht zu rütteln.
Zitat von Edgar007Ein Grund für die vielen Kriminalfime waren ja sicher auch die Romanvorlagen. Über 100 Krimis stehen gerade mal 11 (oder 12, wenn man DER DIAMANTENFLUSS dazu zählt) Abenteuer-Romane gegenüber. Und vor allem in Deutschland wurden zuerst Filme gedreht, von denen es (erfolgreiche) Theaterstücke gab.
Das mag zwar nach dem Beginn der Serie mit "Der Frosch mit der Maske" ab 1959 richtig sein, doch war dies bis Dato bereits die vierte Wallace-Erfolgswelle im deutschsprachigen Raum. - Zunächst ab 1926 war es der enorme Erfolg der Afrikaerzählungen. - Danach ab 1927 waren es die Detektivromane (wie damals die Wallace-Kriminalromane genannt wurden) beginnend mit "Die Bande des Schreckens" - Und nach dem Krieg ab 1950 die Wiederveröffentlichungen der Kriminalromane beginnend mit "Der Frosch mit der Maske". (Auch die Afrikaerzählungen wurden ab 1950 erfoolgreich wiederaufgelegt.)
Klar dass man heute bei dem Namen Wallace hauptsächlich in erster Linie von seinen Kriminalromanen und den Verfilmungen durch Rialto/ Constantin spricht - aber der Beginn von Wallace' Popularität waren für das breite Publikum zunächst seine Afrikaerzählungen. "Der Diamntenfluß" zähle ich nicht zu seinen Afrikaromanen, er spielt ähnlich wie einige andere Romane (u.a. "Lotterie des Todes") tw. in Afrika.
Joachim. P.S.: Ich versuche einmal die Auflagen der Goldman-Ära 1926-1932 zu recherchieren.
Zitat von eastmancolorWenn TODESTROMMEL auch noch rauskomm, wären doch alle deutschen Edgar Wallace Kinofilme auf DVD erhältlich oder fehlt da noch was?
Ja, die Filme vor 1959, wie z.B. DER HEXER, DER ZINKER usw.
Zitat von eastmancolorWenn TODESTROMMEL auch noch rauskomm, wären doch alle deutschen Edgar Wallace Kinofilme auf DVD erhältlich oder fehlt da noch was?
Ja, die Filme vor 1959, wie z.B. DER HEXER, DER ZINKER usw.
Das waren aber keine deutschen Filme.
Gubanov
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gelöscht
)
Beiträge:
25.01.2010 23:43
#58 RE: Jetzt bestellbar - Sanders und das Schiff des Todes & Die Pageode zum fünften Schrecken