Dieser Film über sexuellen Missbrauch lief zwar schon in der Nacht von Montag auf Dienstag im NDR, aber ich hatte erst jetzt die Zeit, etwas dazu zu schreiben.
Mysterious Skin - Unter die Haut
Mysterious Skin ist die Geschichte zweier junger Erwachsener, die beide dasselbe Schicksal teilen, aber grundverschieden damit umgegangen sind. Neil, der Charakter von Joseph Gordon-Levitt, zeigt sich den meisten Teil des Films als oberflächlicher Scheißkerl (na gut, das Wort ist etwas hart, aber mir fällt gerade kein Besseres ein, er wird jedenfalls bisweilen recht unsympathisch gezeichnet), aber je weiter der Film fortschreitet, desto weniger weiß man eigentlich, mit welchem der beiden Jungs man am Ende am meisten Mitleid haben soll. Mit Neil, dessen emotionale Bindung an den Coach dazu führte, dass er nun emotional verkrüppelt ist und ein ungesundes Sexualverhalten pflegt - was in einer sehr brutalen Szene gipfelt, inklusive eines danach grandios gespielten Zusammenbruchs von Neil - und der erst nach und nach begreift, wie falsch eigentlich das war, was damals abgelaufen ist, oder mit Brian, gespielt von Brady Corbet, der schlicht eine Schockamnesie erlitt und am Ende die ganze Wahrheit erfährt. Am Ende möchte man alle beide in den Arm nehmen und trösten. Und das sicher nicht, weil Gordon-Levitt zudem endsexy ist.
Der Film ist auf eine beinah erschreckende, psychologische Weise sehr explizit und schafft es, einen wirklich auch emotional zu packen. Vorausgesetzt, man kann mit dem Thema umgehen. Ein wirklich gesundes Sexual- oder Partnerschaftsleben hat niemand in diesem Film, womit dann auch am Rande jeweils die Eltern der Jungs beleuchtet werden, einschließlich einer tollen Szene von Corbet, in der er seinen Vater anklagt. Aber auch die Leistung der Kinddarsteller gehört gewürdigt, besonders der junge Neil hat mich mit seinem einprägsamen, kalten Blick stark beeindruckt. Selbst Michelle Trachtenberg spielt Neils Kindheitsfreundin Wendy auf eine eher "abgefuckte" Art und Weise, so dass für mich der normalste Charakter des ganzen Films eigentlich der schwule Eric ist, ebenfalls ein Freund von Neil und "Mini-Goth".
Folgerichtig gibt es im Film auch keine Auflösung oder keinen Epilog, sondern er endet in der Kulmination der Handlung und man fragt sich als Zuschauer, ob Neil und Brian überhaupt jemals zu einem glücklichen und normalen Leben werden finden können.
Ein grandioser Film also, der es versteht einen zu packen und nah an ein nicht einfaches, aber umso grausameres Thema zu bringen. Für einige mag es zwar zu nah sein, aber ich bereue keinesfalls, den Film gesehen zu haben. Ganz im Gegenteil. Gäbe es ihn nicht, so müsste er auf jeden Fall gedreht werden.
Der Kinofilm "Die Entdeckung der Currywurst" (Deutschland 2008) nach Uwe Timms gleichnamiger Novelle ist ein authentisches, kleines und leises Liebesdrama der 1940er Jahre. Entgegen assoziativer Vermutungen nicht in Berlin, sondern in Hamburg angesiedelt, erzählt es die Geschichte eines jungen Marinesoldaten, der bei der wesentlich älteren Lena Brückner ein Versteck in den letzten Kriegstagen findet. Zwischen beiden entwickelt sich eine Liebesbeziehung, die Lena nach Ende des Krieges heimlich für ein paar Tage verlängern, dann jedoch nicht länger aufrechterhalten kann. In den Hauptrollen Barbara Sukowa und Alexander Khuon. Regie führte Ulla Wagner.