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Dieses Thema hat 53 Antworten
und wurde 7.482 mal aufgerufen
 Francis Durbridge
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
DieterBorsche Offline



Beiträge: 138

10.03.2009 10:39
#31 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten
So da ich mir jetzt diesen Film endlich zu Gemüte führen durfte, kann ich abschließend sagen, was für ein großartiger Kriminalfilm das ist!
Am Anfang war ich eher skeptisch, was diesen Film betrifft bzw. was das Drehbuch betrifft.
Aber ich wurde restlos positiv überrascht!
Exzellente Darsteller (speziell Hardy Krüger, der mir in dieser Agenten-Rolle fast noch besser gefiel als Max Eckardt in "Tim Frazer") und gelungene Außenaufnahmen, sowie eine hervorragende rätselhafte Story machen "Das Messer" zu etwas ganz Besonderem.

Allein die Enttarnung des Drahtziehers war nicht mehr soooooo spannnend, denn es blieben letztendlich nicht mehr viele Leute übrig, die in Frage kämen. Was aber auch nicht negativ anzusehen ist.

Fazit: Ein gelungener und vorallem würdiger Abschluss der Durbrigde - Reihe!
Scarpine ( gelöscht )
Beiträge:

29.12.2009 19:27
#32 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

DAS MESSER

Auch den zweiten Dreiteiler von Rolf von Sydow empfand ich als grandios. Wieder mal gibt es exzellente Außenaufnahmen und ein tolles Finale. Nur die Geschichte wird - zumindest von der Rahmenhandlung - etwas internationaler. Mit der Besetzung war ich sehr zufrieden. Hardy Krüger überzeugt als Protagonist. Auch Eva Renzi, Sonja Ziemann, Charles Regnier, Alexander Kerst, Heinz Schubert und Klaus Löwitsch haben mir gut gefallen. Glanzleistungen liefern zudem die Wallace-Akteure Rene Deltgen, Karin Hübner und Peter Mosbacher ab. Diese Drei empfinde ich als besonders passend besetzt. Der Showdown ist zwar nicht ganz so groß aufgezogen wie bei WIE EIN BLITZ, aber trotzdem überdurschnittlich und packend.

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SPOILER - Auflösung

Nach WIE EIN BLITZ habe ich bezüglich der Auflösung wieder mal an der Nase herumführen lassen. Vielleicht wollte ich auch eine Spur zu schlau sein. Ich hatte nämlich den Geheimdienstmitarbeiter Green in Verdacht. Zum einen macht Baker die Bemerkung, dass Green noch nicht so lange beim Secret Service sei, dann trifft er Mary Jones am Flughafen. Da er nicht unter Verdachtt steht und stets am Rande des Geschehens agierte, brauchte er nie ein Alibi nachzuweisen. Als Mitglied des Geheimdienstes hätte er ebenso als Doppelagent bzw. auf eigene Rechnung arbeiten können. Zudem fand ich verdächtig, dass er in den Gesprächen mit Ellis stets so gut informiert war. Aber naja. Ich lag falsch. Dr. Hall erschien mir zwar verdächtig, aber dass er der Mann im Hintergrund sein könnte, hatte ich zu keiner Zeit auf der Rechnung. Vor allem weil er und Cooper über die Zeit viel zu verdächtig gemacht wurden. Dann hätte ich nach Green eher noch auf Clifford getippt. Aber dafür sind Krimis nun mal da. Wenn man jedes Mal wüsste, wer der Täter ist, wäre es ja langweilig. Und bei DAS MESSER wurde ich wirklich überrascht. Das ist mir in der Form schon lange nicht mehr passiert. Vielleicht hatte ich mich zu sehr auf Green eingeschossen, andere Teilnehmer dieses Threads hatten ja richtig getippt.

SPOILER - Ende

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Insgesamt: Ein spannender TV-Thriller und ebenso wie WIE EIN BLITZ einer der besten Fernsehkrimis überhaupt!

5 von 5 Punkten


Georg Offline




Beiträge: 3.263

08.05.2010 16:29
#33 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

Nachdem ich nun den Roman "Tim Frazer weiß Bescheid" gelesen habe, der ja auf dem Fernsehspiel "Tim Frazer - The Mellin Forrest Mystery" basiert, das Grundlage für Durbridges deutsche Bearbeitung "Das Messer" war, möchte ich hier nun einige Unterschiede besprechen. Da Durbridges Romane ja fast immer 1:1 abgetippte Drehbücher waren, kann man davon ausgehen, dass die Unterschiede auch in der BBC-Version von 1960 vorhanden waren. Hier zunächst einmal die Namen der Hauptpersonen, ihre deutschen Entsprechungen und die Darsteller in Klammern.

Tim Frazer - Jim Ellis (Hardy Krüger)
Charles Ross - George Baker (Charles Regnier)
Oberst Lockwood - Colonel Green (Alexander Kerst)
Elwyn Roberts - Philip Cooper (René Deltgen)
Dr. Norman Vincent - Dr. Hall (Peter Mosbacher)
Mrs. Chrichton - Mrs. Corby (Sonja Ziemann)
Rita Colman - Julie Andrew (Eva Renzi)
Davy - John Miller (Hans-Jürgen Diedrich)
Eve Bennet - Mary Jones (Karin Hübner)
Roger Thornton - Tom Clifford (Kurt Beck)
Oberinspektor Nash - Inspektor Hill (Klaus Barner)
Inspektor Royd - Inspektor Bird (Heinz Schubert)
Laurence James - Frank Batman (Klaus Löwitsch)
Stan White - Smith (Herbert Fux)
Sergeant - Sergeant Blain (Theo Heinemann)
Al Cross - Mick (Rolf Arndt)
Tug Willis - Stout (Rudolf Debiel)
? - Brook (Otto Friebel)
Kurt Lander - Richard Hamilton (Wilhelm Semmelroth)
Miss Thackery - Mildred Beaty

Hier noch einige weitere, geringfügige Änderungen, was Orte usw. betrifft:

Shanghai-Hotel (Film) = Kowloon-Hotel (Buch)
Blackwood Cottage (Film) = Tregarn Cottage (Buch)
Während Richard Hamilton im Film britischer Wissenschafter ist, ist Kurt Lander im Buch Deutscher.

Es folgt ein Besprechung des Inhalts - Achtung jedoch SPOILER!

Ca. die erste Hälfte des Romans stimmt mit "Das Messer" überein. Die Dialoge sind beinahe identisch. Zwar wird die Carreg-Kurve, in der die vielen Unglücke geschehen etwas gefährlicher (als am Kopf eines Steinbruchs) geschildert, das war's aber dann schon. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass das Messer im Roman "lediglich" ein Brieföffner ist, auf dem in chinesischen Lettern nur "Eine Erinnerung an Hongkong" steht (im Film: "Tod dem Verräter"). Die ermordete Miss Thackery (im Film: Miss Belton) hatte diesen dem alten Mann Mr. Roberts (im Film: Philipp Cooper (René Deltgen)) geschenkt. Da die Haupttäter im Buch andere sind, als im Film, wird Dr. Vincent (im Film: Dr. Hall (Peter Mosbacher)) eine wesentlich geringere Rolle beigemessen. Zwar kommt seine Golfleidenschaft auch in jeder Szene vor, wir erfahren jedoch, dass er Witwer ist. Er wird als klein, dick und alt beschrieben. Von einer geheimen Liebesbeziehung zur Hotelwirtin Mrs. Chrichton (im Film: Mrs. Corby (Sonja Ziemann)) keine Spur. Ab der Hälfte dann beginnt sich der Roman immer mehr vom Film zu unterscheiden. Dies beginnt damit, dass der Hausdiener Davy (im Film: John Miller (H.-J. Diedrich) nicht ermordet wird und auch nicht so neugierig ist. Der Journalisten Rita Colman (im Film: Julie Andrew (Eva Renzi)) wird relativ wenig Bedeutung beigemessen, keine Spur von Interesse einer Beziehung zu Tim Frazer (im Film: Jim Ellis (Hardy Krüger)). Die Szene, in der der Hausdiener ermordet wird, entfällt wie gesagt. Stattdessen kommt Frazer (im Film: Jim Ellis) mittags (im Film: abends) nach Hause und findet im Bett unter der Decke einen Körper, in dessen Rücken ein Brieföffner steckt, auf dem "Das könnten Sie sein, Mr. Frazer" steht. Als er die Decke jedoch wegzieht, entpuppt sich der Körper als zurechtgemachte Puppe. Die Szene der Entführung der Journalisten entfällt im Roman ebenfalls. Sie wird aber bei einem zufälligen Besuch im Kowloon (im Film: Shanghai-Hotel) Zeugin eines Gesprächs zwischen Laurence James und Stan White (im Film: Frank Batman und Smith (Klaus Löwitsch und Herbert Fux), dass Frazer (im Film: Ellis) bei einer Fahrt über einen steilen Gebirgspass aus dem Weg geräumt werden soll. Ein Lastwagen soll ihn von der Straße rammen. Rita (Julie) kann Frazer (Ellis) rechtzeitig warnen. Dann verschwindet sie von der Bildfläche und wird im Roman nicht mehr erwähnt. Am stärksten divergiert jedoch die Auflösung: im Roman ist Kowloon-Besitzer James (Batman (Klaus Löwitsch)) der Haupttäter, der den Wissenschafter Lander (im Film: Hamilton (Wilhelm Semmelroth)) entführt hat, um ihn an den Meistbietenden zu verkaufen. Sein Komplize ist der Immobilienhändler Roger Thornton (im Film: Tom Clifford (Kurt Beck)), der für den Mord an seiner Sekretärin Eve Bennet (im Film: Mary Jones (Karin Hübner)) verantwortlich ist. Die Tat geschah jedoch im Affekt, im Kampf, bei der sich der Brieföffner, den die Sekretärin in der Hand hatte, in ihren Rücken “verirrte“. Wie gesagt wollen James und Thornton (Batman/ Clifford (Löwitsch/ Beck) den Wissenschafter Lander (im Film: Hamilton (Wilhelm Semmelroth)) an den Meistbietenden verkaufen. Dieser Mann ist der alte Pensionsgast Elwyn Roberts (Philipp Cooper (René Deltgen)), der sich als Geheimagent entpuppt und eiskalt den Wissenschafter entführen will. Er ist nicht - wie im Film - sein Bruder. Nach einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd durch das Hafenviertel von Cardiff kann ihn Frazer (Ellis) schließlich auf einem Schiff verhaften, als er illegal nach Amerika ausreisen will.
Wie man sieht, unterscheidet sich der Roman - und wohl auch die BBC-Version von 1960 - teilweise erheblich von der deutschen Bearbeitung, die Durbridge für den WDR geschrieben hat. Darüber kann man - in meinen Augen - recht glücklich sein, denn vieles - hinzugenommen die Inszenierung von Rolf von Sydow - hat die Story verbessert. Eine wesentlich geringere Rolle spielt das walisische Volkslied, das ja im Film eine Erkennungsmelodie ist. Hätte man den Film als 3. Tim-Frazer-Film 1964 in der BRD umgesetzt, dann wäre sicher ein total anderer Film entstanden, als wir ihn heute mit „Das Messer“ haben. Das Buch lässt außerdem auf schöne Regieeinfälle Rolf von Sydows rückschließen. Als der fiese Barkeeper des heruntergekommenen Cardiffer Lokals (im Film: Herbert Fux) Tim Frazer/ Jim Ellis ein Schlafmittel in den Tee mischt und dieser ihn daraufhin zwingt den Tee auszutrinken, geschieht dies im Roman ganz "normal", indem Frazer den Barkeeper mit einer Pistole bedroht, während im Film Jim Ellis ihm mit voller Kraft ein Bierglas auf die Hand drückt. Dass die Rollen des Arztes, der Pensionswirtin, des Dieners und Julie Andrews im Film ausgebaut wurden, ist ebenfalls positiv und schafft mehr Verdächtige.

Ich hoffe ja, dass die BBC sich eines Tages erbarmt, und die Durbridge-Mehrteiler auf DVD herausbringt. Von den drei britischen Tim Frazer-Verfilmungen ist ohnehin nur mehr "The Mellin Forrest Mystery" erhalten, die beiden anderen wurden - was beim britischen Rundfunk keine Seltenheit ist - leider für immer gelöscht.

Scarpine ( gelöscht )
Beiträge:

08.01.2011 15:42
#34 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

Gerade wieder einmal gesehen. Ein wunderbar unterhaltsamer Durbridge! Nur "Wie ein Blitz" und "Melissa" sind für mich gelungener.

Hervorheben, um meine obige Kritik nicht in Gänze zu wiederholen, möchte ich diese wunderbar atmosphärischen, britischen Schausplätze und die exzellente Besetzung. Krüger, Renzi, Deltgen, Mosbacher, Regnier, Löwitsch, Hübner und Schubert spielen superb auf. Und auch das Titellied "Spoon" von "The Can" passt mit seiner mysteriösen Melodie perfekt zu "Das Messer".

Fazit: Spannender und hochklassiger Durbridge-Dreiteiler mit ein paar kleinen Längen.

4 von 5 Punkten

Georg Offline




Beiträge: 3.263

10.03.2012 23:22
#35 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

Hier ein Brief von Rolf von Sydow an die Redaktion von Bild+Funk (erschienen in Ausgabe 18/1971, Seite 3):

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

14.01.2013 22:07
#36 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten
Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.

Gerade heute noch mal angeschaut und mir eine Meinung gebildet.

Vorweg zu sagen ist, dass ich den "Rolf-von-Sydow-Stil" der Inszenierung (gerade Kameraführung, Einstellungen usw.) mag. Besonders hervorzuheben ist dabei bei diesem Dreiteiler der unverwechselbare Beat, der aus meiner Sicht in mehrfacher Variantion durchaus häufiger hätte eingesetzt werden können.

Gute Darstellung liefert auf jeden Fall Rene Deltgen (er sagt in seiner Rolle im ersten Teil, dass er mal in Sydney war, wohl ein kleiner Scherz in Bezug auf "Der Hexer"). Deltgen spielt geheimnisvoll und undurchsichtig, aber trotzdem sympathisch.
Peter Mosbacher hätte ich mir gerne mal in einer noch böseren Rolle gewünscht, seine Darstellung hier bleibt ebenfalls undurchsichtig. Ich finde ihn gut besetzt.
Hardy Krüger in der Hauptrolle ist "mal etwas anderes". Durchaus passabel, wenngleich mir das vergleichbare "Experiment" mit Helmuth Lohner bei Babeck drei Jahre zuvor besser gefallen hat. Ich finde, dass die Ausstrahlung von Krüger durchaus intensiver hätte sein können.
Zu Heinz Schubert als Inspektor bleibt zu sagen, dass er als wenig auffälliger Schauspieler als Inspektor durchaus im Hintergrund bleibt und daher hier meiner Meinung nach passend eingesetzt ist.

Der Film fällt bis auf einige Szenen in der Spannung hinter andere Durbridge-Verfilmungen zurück. So sind die Szenen im Cottage mit Mary Jones als skrupellose Gangsterin, die dann ermordet wird, durchaus gelungen. Dafür plätschert die Handlung ab Mitte des zweiten Teils leider etwas dahin. Das Finale im Hafen von Cardiff ist dabei in meinen Augen dabei vorhersehbar und auch den Täter konnte ich im ersten Teil bereits erraten.

Fazit: 3-Teiler mit vielen schönen Aufnahmen, vielen guten darstellerischen Leistungen, einer interessanten Musik aber Schwächen in Handlung bzw. Spannung. 3,5 / 5 Punkten

PS: Den Film verkaufe ich gerade einzeln bei Ebay, falls ihn jemand noch nicht gesehen hat. http://www.ebay.de/sch/osm!/m.html?_nkw=..._from=&_ipg=100

Zitat von DieterBorsche im Beitrag #31
Fazit: Ein gelungener und vorallem würdiger Abschluss der Durbrigde - Reihe!

Hierzu sei noch mal gesagt, dass ich den 1977-Film "Die Kette" mit Harald Leipnitz durchaus als "klassischen" Durbridge werte, daher sehe ich hier keinen Abschluss!!! Übrigens beginnt "Die Kette" deutlich spannender!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

25.01.2013 01:18
#37 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten



DAS MESSER (Teil 1)

mit Hardy Krüger, Charles Regnier, René Deltgen, Sonja Ziemann, Peter Mosbacher, Alexander Kerst und Karin Hübner


Für mich ist dieser Dreiteiler im Durbridge-Orbit schon eine Klasse für sich. Wo ich andere Produktionen dieser Riege, auch vor allem im Rahmen der Straßenfeger-Veröffentlichungen, teils als langatmig bezeichne, sie auf mich bieder wirken und sie daher weniger ansprechend erscheinen, zieht "Das Messer" vergleichsweise ganz andere Register. Ich kann direkt sagen, dass es sich meines Erachtens um den ausgefeiltesten Durbridge-Mehrteiler handelt, der in jeder Beziehung die Nase, hinsichtlich seiner Konkurrenz, vorne hat, und das aus verschiedensten Gründen. Diese Produktion präsentiert sich glücklicherweise ohne einen konventionellen und angestaubten TV-Mantel, wirkt wesentlich moderner und sogar ambitionierter als viele Mitstreiter. Sehr positiv hervorzuheben ist, dass man es unter gleichen Voraussetzungen mit einer Art Ausreißer zu tun hat, und das zunächst schon einmal im handwerklichen Sinne. Dass Rolf von Sydow hier Regie führte, stellt sich als großes Glück heraus, da seine umsichtige Herangehensweise und sein sicheres Gespür für Atmosphäre und Innovationen eine besondere Art der Unterhaltung garantieren.

Schon die Einführung in die Geschichte, mit einem hervorragend dargestellten Intro, ebnet den Weg für Daueraufmerksamkeit und solide Grundspannung. Zwei Junge Leute finden eine ermordete junge Frau namens Mildred Beaty, deren Name wie ein in die Irre führender Schatten über dem Gefüge liegen bleiben wird. Die augenscheinliche Idylle der Landschaft und die Ausgelassenheit der jungen Leute versetzt einen ersten kleinen Schock und einen notwendigen Paukenschlag, der durch den Einsatz der bemerkenswerten Musik von 'The Can' forciert wird. Man befindet sich sofort unmittelbar im Geschehen, doch das Tempo wird sehr schnell ausgebremst, um in den richtigen Momenten wieder an Fahrt und Intensität aufnehmen zu können. Die Geschichte hinterlässt den Eindruck eines klaren Aufbaus, doch die Hintergründe liegen im ersten Teil komplett im Verborgenen. Immer wieder bekommt der Zuschauer Mosakikteilchen angeboten, die aber noch lange keinen Sinn ergeben. Der diskrete Spannungshintergrund bekommt also genügend Schützenhilfe durch verwirrende Passagen und ebenso verwirrende Personen, die durch das beinahe schon unerhörte Star-Aufgebot sehr markante und glaubhafte Gesichter verliehen bekommen. Die Verpflichtungen hier sind für einen Durbridge tatsächlich beispiellos.

Die beteiligten Personen decken ein sehr breites Spektrum ab. Teils mit wenig Tiefe ausgestattet, harmlos, aber auch genauso dubios wirkend, avancieren die meisten zu potentiellen Verdächtigen, die sich aber weniger exponiert in den Mittelpunkt rücken, und nur unter Umständen in den Fokus gerückt werden. Die Vorstellungen und die Darbietungen einiger von ihnen, wirken lange Zeit ziemlich unscheinbar. Besonders hervorzuheben ist die Interpretation von Hardy Krüger als Spezial-Agent Jim Ellis, der ihm einen ungeahnt ruhigen, sachlichen und beinahe emotionslosen Stempel aufdrücken kann. Das Erfrischende bei dieser Leistung ist das komplette Fehlen von unnötigen Profilierungsabsichten. Charles Regnier und René Deltgen bringen zusätzlich Klasse und Routine in das Szenario, auch Sonja Ziemann, als Klatschtante in der Silhouette einer Dame, und Peter Mosbacher lösen ihre Rolle nahezu perfekt. Besonders erfreulich sind die Szenenfolgen mit Karin Hübner, von der als einzige Beteiligte sofort eine diffuse Bedrohung ausgeht. Da Hardy Krüger das Geschehen weitgehend dominiert, fallen alle anderen Rollen ziemlich klein aus, jedoch driften sie glücklicherweise nicht in Bedeutungslosigkeit ab, da die schauspielerischen Leistungen hochkonzentriert wirken. Viele Sequenzen hätten sicherlich etwas straffer ausfallen können, aber das diskrete Konzept dieser Folge ist dazu da, um Steigerungen anzubahnen und diese auch glaubhaft zu transportieren. Am Ende von Folge 1 bekommt man einen klassischen, und in diesem Fall bemerkenswert atmosphärischen Cliffhanger geboten, bei dem die insgesamt ausgezeichneten Kamerafahrten nochmals zur Geltung kommen. Ein ansprechendes Puzzle-Spiel vor tollen Schauplätzen, das sich in einer hervorragenden Umsetzung präsentiert und Stück für Stück profiliert! Die Neugierde auf folge 2 und die Auflösung sind gewiss.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

24.02.2015 09:33
#38 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

Zitat von Mr Keeney im Beitrag Rettet euren Lieblings-TV-Mehrteiler
.....Ich hoffe, Du meinst bei "Messer" damit nicht speziell die Musik, die finde ich nämlich außerordentlich gelungen und zeitlos. CAN waren ihrer Zeit meilenweit voraus und gehören nicht umsonst zu den ganz wenigen international wirklich einflußreichen und (auch von mir) äußerst geschätzten deutschen Gruppen. Ich kann ihr Werk nur empfehlen, wer "Spoon" mag, der sollte vielleicht auch mal in die anderen Platten (allen voran "Tago Mago") reinhören...

Da man den Aspekt der "Messer-Mucke" nicht oft genug betonen kann, möchte ich ihn hier auch noch einmal unterbringen. Im Vergleich zu dem, was man im Durchschnitt sonst im Bereich Film- und TV-Musiken der 60er/ 70er serviert bekommt, gehört "Spoon" wirklich zu den überragenden Beiträgen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

24.02.2015 12:41
#39 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

Sehr richtig! Und wie ungewöhnlich muss erst 1971 geklungen haben, was noch heute extravagant klingt. Das war schon recht mutig, wenngleich man wohl festhalten muss, dass der Musikbeitrag zu einem Krimi damals noch deutlich höher gewertet wurde als es heute üblich ist. Mittlerweile ist der Komponist ja nicht nur der Allerletzte in der Kette was die Produktion als solche betrifft, sondern auch hinsichtlich seiner gestalterischen Möglichkeiten offenbar recht deutlich gekniffen. Anders ist mir die Musikuntermalung in vielen aktuellen Filmen nicht mehr erklärlich.


Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.930

14.05.2016 11:58
#40 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

Das Messer (BRD 1971)

Regie: Rolf von Sydow

Darsteller: Hardy Krüger, Eva Renzi, René Deltgen, Charles Regnier, Peter Mosbacher, Alexander Kerst, Karin Hübner, Klaus Löwitsch, Kurt Beck, Sonja Ziemann, Heinz Schubert, Herbert Fux u.a.



Hatte diesen Mehrteiler schon einige Jahre nicht mehr gesehen und war demnach äußerst überrascht, wie "modern" er im Vergleich zu den in den 1960er-Jahren hergestellten Durbridge-Fernsehspielen wirkte. Da wäre zu allererst der wirklich mitreißende Song "Spoon" von Can, der sich von den doch häufig eher braven Musiken seiner Vorgänger abhebt. Des Weiteren sind es die vielen Außenaufnahmen, die den Film auch mehrfachen Sichtungen noch mehr zugänglich machen als manchen vorherigen Filmen. Wenn man bedenkt, wo man einst mit "Der Andere" anfing, ist das schon ein himmelweiter Unterschied. Was einem dann letztlich besser gefällt, ist wie immer Geschmacksfrage.

In Sachen Regie gibt es ebenfalls große Differenzen. Solche Szenen wie jene, in denen Krüger und Kerst bei ihren "Konferenzen" in der Fußgängerzone, auf einer Brücke und anderen Schauplätzen aus der Ferne gefilmt werden, sind fürs Auge sehr erfrischend. Auch der Einsatz von Handkamera gefällt. Insgesamt muss man folglich konstatieren, dass man produktionstechnisch ein ganz anders Level erreicht hat. Umso bedauerlicher, dass man auf diesem professionellen Level nicht weiter machte. Georg hat im Thread zu "Harry Brent" ja die Frage nach dem "Warum" beantworten können. Trotzdem wäre es natürlich interessant zu sehen gewesen, wie sich die Reihe weiterentwickelt hätte, Potential wäre jedenfalls massig vorhanden gewesen.

Wenn ich mit Leuten, die sich im Genre nicht besonders auskennen, über Durbridge spreche, höre ich eigentlich immer "Das Halstuch" und "Das Messer". Dies scheinen die beiden bekanntesten und beliebtesten Durbridge-Filme unter Otto Normalverbrauchern zu sein. Dies lässt sich vor allem anhand der Besetzungslisten erklären, denn diese sind bei den Filmen weit überdurchschnittlich ausgefallen. Was bei "Das Messer" jedoch auffällt, ist, dass einige der prominenesten Darsteller solche sind, die man nicht primär mit dem deutschen Kriminalfilm in Verbindung bringt. Hardy Krüger etwa wirkte zur Hochzeit der Krimiwelle überwiegend in internationalen Produktionen mit. "Ekel" Alfred Heinz Schubert spielte zwar einmal im "Kriminalmuseum" den Ermittler (da noch ohne Schnurrbart), dennoch ist er in der Rolle des Inspektors zumindest gewöhnungsbedürftig. Eva Renzi hatte - auch wenn sie selbst nichts davon wissen wollte - ihren großen Auftritt in "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", trotzdem verbindet man auch sie nicht in erster Linie mit der Kriminalfilmwelle. Gleiches gilt für Klaus Löwitsch, der erst nach "Das Messer" den ganz großen Durchbruch schaffte und auch in einigen internationalen Produktionen zu sehen war.

Dennoch sind in "Das Messer" einige echte Krimischwergewichte, allen voran Charles Regnier und René Deltgen, zu sehen. Hardy Krüger macht seine Sache sehr solide, wirkt durchaus agil, also das genaue Gegenteil zu Max Eckard, der spätestens hier völlig aus der Reihe getanzt wäre. Man stelle sich nur mal vor, wie er an der Seite der quirligen Eva Renzi ausgesehen hätte. Renzi ist - obwohl ihre Rolle in der Tat narrativ keine besonders große Funktion hat - eine der großen Trümpfe des Films. Sie verkörpert genau das, was die Musik und die produktionstechnische Seite formal illustrieren: Moderne. Eine emanzipierte, selbstbewusste, aber auch nicht übertrieben taffe Frau. Im Vergleich zu Siw Mattson in "Im Banne des Unheimlichen" wirkt sie dabei dennoch nicht aufgesetzt. Eine faszinierend natürliche Performance, so könnte auch in einem heutigen Film noch eine Frauenrolle aussehen, ganz im Gegensatz zu den früheren wie etwa die von Brigitte Grothum in "Harry Brent". Hinsichtlich Charles Regnier ist zu sagen, dass es wie immer eine helle Freude ist, ihm zuzusehen. Die Einführungsszenen mit Kerst, Krüger und ihm sind besonders gut gelungen. Schließlich hat Karin Hübner einen kleinen, aber feinen Auftritt und überzeugt mit ihrer geheimnisvollen Ausstrahlung.

Was die Story betrifft, so erfüllt sie die Erwartungen, die man an einen Durbridge-Film stellt. Im Vergleich zu anderen Filmen übermäßige Längen konnte ich nicht feststellen, im Gegenteil, durch die vielen Locations sind diese eher weniger anzutreffen. Im Übrigen gehören diese ja im Grunde zu Fernsehspielen dieser Länge dazu und sind in gewissem Maße auch ein Grund, warum man sich sie anschaut.

Bei der Auflösung hat mir meine Erinnerung mal wieder einen Streich gespielt. Dennoch gibt es im Nachhinein einige kleine Andeutungen, die einen hätten auf den richtigen Täter stoßen können.


"Das Messer" überrascht durch seine moderne Ausstrahlung. Ob man anno 1971 diese großen Unterschide zu den Vorgängern ebenso gespürt hat? Sei´s drum. Eine sehr guter Cast und eben jene modernere Herangehensweise heben den Film über den Durchschnitt. 5/5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

04.02.2018 14:05
#41 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Messer" (Deutschland 1971) Teil 1
mit: Hardy Krüger, Charles Regnier, Alexander Kerst, Sonja Ziemann, René Deltgen, Karin Hübner, Peter Mosbacher, Kurt Beck, Hans-Jürgen Diedrich, Klaus Barner | Buch: Francis Durbridge | Regie: Rolf von Sydow

Mellin Forest, Wales. Spaziergänger finden im Gebüsch die Leiche einer Frau. Kurz darauf trifft in London die Lehrerin und Agentin des Secret Service Mildred Beaty aus Hongkong ein. Bevor es zu einem Treffen mit George Baker, dem Chef der Fernostabteilung des Geheimdienstes kommt, verschwindet sie. Vorher händigte sie seinem Mitarbeiter Green eine Kassette mit angeblich chiffrierten Nachrichten aus, doch zu hören ist nur ein walisisches Kinderlied. Jim Ellis, der ebenfalls für den Secret Service arbeitet, soll sich nun in jener Pension umhören, in der Mildred Beaty vor ihrer Abreise zuletzt wohnte...



Jim Ellis - oder besser gesagt: Hardy Krüger - bringt sich mit einer dynamischen Einstellung wieder zurück ins Bewusstsein des deutschen Fernsehpublikums. Sobald das Stichwort "unorthodoxe Arbeitsmethoden" fällt, prescht er in die Lücke zwischen Alexander Kerst und Charles Regnier und erledigt den virtuellen Gangster auf dem Bildschirm mit einem Kopfschuss. Immer noch spielt ein spitzbübisches Lächeln um seine Lippen, blitzt der Schalk aus seinen Augen und wirkt das Auftreten einfach cool. Die Rolle bei Durbridge war zu verlockend, weswegen Krüger nach zehn Jahren fern der Heimat fürs deutsche Fernsehen drehte. Die Schauplätze freilich waren dabei 'british to the backbone'. Abgesehen vom noch immer jugendlich wirkenden Hauptdarsteller des Jahrgangs 1927, beginnt Teil 1 des Kriminalspiels ebenso traditionell wie seine Vorgänger. Das beliebte Motiv des Vertauschens von Indizien (z.B. Kamera ["Der Fall Salinger"], Schal ["Das Halstuch"] oder Kugelschreiber ["Ein Mann namens Harry Brent"]) findet sein Äquivalent in der Kassette mit dem Kinderlied. Dem klassischen Plot im neuen Gewand tun die Außenaufnahmen äußerst gut, zunächst im pulsierenden Straßenverkehr von London, dann in der grünen Hügellandschaft von Wales. Hardy Krüger agiert in der Tat wie ein Mann, der nach langer Abwesenheit zurückkehrt, um eine spannende Herausforderung anzunehmen und zu reflektieren, ob seine Entscheidung richtig war. Sonja Ziemann zelebriert die bis zur Aufdringlichkeit freundlich-verbindliche Gastgeberin, deren Regeln unbedingt befolgt werden sollen, falls man als zahlender Gast weiterhin willkommen sein will. Eine Mischung aus Amüsement und Vorsicht kennzeichnet den Pensionär René Deltgen, der sich ins Auge des Sturms zurückwünscht, weil sein Verstand im Gegensatz zu seinem Körper nicht gealtert ist und deshalb nach Betätigung verlangt. Karin Hübner stattet ihre Rolle mit einer unnahbaren Aura aus, wobei Trenchcoat und Scheinwerferaugen für ablenkende Verwirrung sorgen sollen. In der knappen Spielzeit, die ihr zugestanden wird, kann sie mehrmals überraschen: zunächst unter einer falschen Identität am Flughafen, dann als harmlose Büroangestellte und letztlich mit Schusswaffe im Cottage. Die Wendungen kommen dabei immer schneller und gewähren Hübner einen Suspense-Bonus.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

04.02.2018 20:30
#42 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Messer" (Deutschland 1971) Teil 2
mit: Hardy Krüger, Alexander Kerst, René Deltgen, Eva Renzi, Heinz Schubert, Sonja Ziemann, Peter Mosbacher, Klaus Löwitsch, Kurt Beck, Hans-Jürgen Diedrich, Herbert Fux | Drehbuch: Francis Durbridge | Regie: Rolf von Sydow

Mary Jones, die mit ihrem Wagen über die Böschung hinuntergestürzt war, kam nicht bei einem Unfall ums Leben, sie wurde ermordet. Erstochen mit einem Dolch, den Jim Ellis kurz vorher bei Philip Cooper gesehen hatte. Inspektor Bird begibt sich ins Hotel Ivanhoe, wo er bereits nach dem Mord an Mildred Beaty Verhöre durchgeführt hatte. Cooper kommt recht spät von einem Konzertbesuch zurück, kann aber beweisen, dass sein Messer nach wie vor an seinem Platz an der Wand hängt. Jim Ellis erkundigt sich bei Tom Clifford nach dem Privatleben von Mary Jones, doch er ist nicht der Einzige, der recherchiert: Julie Andrew, eine Journalistin sucht ebenfalls nach Informationen....



Die Aufnahme der Polizeiermittlungen nach dem Tod von Mary Jones kommt der strukturierten Handlung nach dem klassischen Durbridge-Muster zugute. Jim Ellis bringt sich noch mehr in die Nachforschungen ein und absolviert einen interessanten Alleingang zwischen offizieller Polizeiarbeit und privater Indiziensuche. Seine Sparringspartner sind dabei der trockene, um Autorität und Beweislast ringende Inspektor Bird, sowie die "hartnäckige, charmante Quasseltante mit dem eigenwilligen Fahrstil" Julie Andrew, die von ihrer männlichen Umgebung gern unterschätzt wird, weil man ihre berufliche Neugier als typisch weibliches Laster missdeutet. Der Kreis der Verdächtigen schart sich im Landhotel mehr oder weniger einträchtig um die Besitzerin Mrs. Corby, die nicht nur laufend ihre Frisuren wechselt, sondern auch ein seltsames Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Gast Dr. Hall pflegt. Die Charaktere, die im "Ivanhoe" aus- und eingehen sind durchwegs sinister, verschlossen und nicht vertrauenswürdig. Peter Mosbacher fungiert an vorderster Front, was seinen Verdächtigen-Status anbelangt. Er laviert zwischen Abwiegelung, Einschüchterung und Ablenkung. Sonja Ziemann gibt die nervöse Gastgeberin, die mühsam versucht, die Kontrolle über das Haus zu behalten, die jedoch längst von ihrem Umfeld unterwandert wird. Das Drehbuch kreist die Verdächtigen geschickt ein, elegant umschifft beispielsweise Philip Cooper die Klippen des Vorwurfs, den vor allem seine Wirtin an ihn richtet. Unbeherrschte Männer wie Dr. Hall und John Miller kultivieren ihre Geheimnisse durch wortkarge, brüske Ausflüchte. Wie eine frische Brise fegt hingegen Julie Andrew durch das Hotel und sein Umland, wobei sie auf die allgegenwärtige schweigende Ablehnung entwaffnend ehrlich reagiert und die Dinge beim Namen nennt. Mehr als einmal pariert sie Einsilbigkeit und Reserviertheit mit belustigtem Scharfsinn. Ihr dickes Fell hilft ihr gegen die Tatsache, selten willkommen zu sein, vor allem, weil sie meistens im Begriff ist, geradewegs in ein Wespennest zu stechen. Für einen Ermittler wie Bird ist ein solches Verhalten ein rotes Tuch, weil er sich laufend für jeden Schritt bei seinem Vorgesetzten rechtfertigen muss.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2018 21:50
#43 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

Schön, dass du dich auch wieder eines Durbridge-Mehrteilers annimmst, @Percy Lister! "Das Messer" wird ja hier seit jeher als einer der stärksten Durbridges gehandelt, doch ich fand ihn bei meiner bis dato einzigen Sichtung vor fast 10 Jahren eher enttäuschend - und ich kann mich auch daran erinnern, dass es dir zunächst ähnlich erging. Nachdem deine Schilderungen nun deutlich milder ausfallen, bin ich auch gespannt, ob "Das Messer" mir vielleicht ebenfalls inzwischen besser gefallen wird. Es dauert aber noch ein paar Wochen, bevor ich der Wiedersehensneugierde nachgeben kann.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

04.02.2018 22:56
#44 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

Nur eine Vermutung meinerseits, aber ich war bei meiner ersten Sichtung auch nicht ganz so begeistert vom "Messer" wie zuletzt. In der Zwischenzeit hatte ich ein paar mehr deutsche Kriminalfilme aus den 1970ern gesehen. Die Atmosphäre, die in diesem Jahrzehnt vorherrscht, ist ja doch eine ziemlich andere als in den seeligen 1960ern, die man, wenn man von Wallace kommt, oft auch erstmal nicht so mag. Nicht wenige lernen die Atmospähre, die in Krimis aus den 1970ern vorherrscht, im Laufe der Zeit mehr zu schätzen. (Ging euch ja glaube ich grundsätzlich auch so.) Zumindest bei mir hatte das sicher einen erheblichen Anteil daran, dass ich "Das Messer" nunmehr wesentlich stärker sehe. Möglicherweise geht es euch ja ebenso. Würde mich freuen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

13.02.2018 17:30
#45 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Messer (10) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Das Messer" (Deutschland 1971) Teil 3
mit: Hardy Krüger, Eva Renzi, Klaus Löwitsch, Sonja Ziemann, Peter Mosbacher, René Deltgen, Charles Regnier, Alexander Kerst, Heinz Schubert, Herbert Fux, Kurt Beck, Wilhelm Semmelroth | Drehbuch: Francis Durbridge | Regie: Rolf von Sydow

Jim Ellis stattet dem Hotel Shanghai in Cardiff erneut einen Besuch ab und wird abermals vertröstet: Mister Batman würde sich verspäten, aber er könne gern seinen Mantel in die Garderobe hängen. Was Ellis nicht weiß: Der Wissenschaftler Richard Hamilton befindet sich ganz in der Nähe und muss sich zum Beweis dafür, dass er in der Gewalt Batmans ist, in Ellis' Ledermantel fotografieren lassen. Julie Andrew ermittelt indessen weiter und befragt den Kellner im Shanghai, was sie bald in eine gefährliche Situation bringt. Offensichtlich geht es um Entführung und Erpressung, aber ist Frank Batman auch für die Morde in Wales verantwortlich?



Langsam lichten sich die mysteriösen Nebel, die bisher über Mellin Forest lagen. Das Geschehen verlagert sich mehr und mehr in das Tiger-Bay-Viertel, in dem Frank Batman seinen Einflussbereich hat. Klaus Löwitsch darf die Zähne blecken und seinen schmierigen Handlanger Herbert Fux zur Abschreckung einsetzen, wobei der Zuschauer hofft, endlich die Hintergründe der Ereignisse rund um die ermordete Secret-Service-Agentin zu erfahren. Endlich kommt auch wieder Charles Regnier ins Spiel, während sich Heinz Schubert erst im Finale wieder blicken lässt. Die Interessen des Geheimdienstes überlagern jene der Kriminalpolizei ganz eindeutig, was auch erklärt, dass die Eigenmächtigkeit der Reporterin Julie Andrew nicht nur toleriert, sondern wohlwollend in Kauf genommen wird. Eva Renzi erhält reichlich Gelegenheit, sich in die Höhle des Löwen zu begeben und den Zuschauer - und nicht etwa den Helden Jim Ellis - um sie bangen zu lassen. Renzi hellt viele trostlose Szenen auf, die gerade den Mittelteil als trocken und ratlos entlarven. Vielleicht wollte das Drehbuch aber auch nur ein wenig Luft holen, bevor dann das Finale in gewohnt packender Durbridge-Manier zu überzeugen weiß. Dennoch lassen die Erklärungen der Zusammenhänge am Schluss nicht unbedingt Freude aufkommen, zu pflichtschuldig werden die Motive heruntergerattert (teilweise vom Lärm des Helikopters übertönt). Die hypnotischen Klänge von "The Spoon" unterstreichen eine Atmosphäre der betonten Coolness, die von vielen Figuren zelebriert wird. Schäbige Locations sollen wohl den Realismus der Produktion betonen, glücklicherweise war die Kamera sehr kreativ und rückte so manche Szene, die wegen ihrer Länge dröge wirken könnte, in ein besseres Licht. So erfreut das Finale zwischen Renzi und Krüger aus der Frosch- bzw. Vogelperspektive. Hier spielen sich zwei die Bälle zu, die über sich selbst lachen können und von denen jeder seine Unabhängigkeit schätzt - immer in Bewegung und bereits auf dem Weg zur nächsten Herausforderung. Die offizielle Polizei schaut in Durbridges Welt der Einzelkämpfer und Sonderlinge durchwegs alt aus.

Modernes Kriminalspiel nach bewährtem Muster, das sich bemüht, neue Wege einzuschlagen, ohne seine Stammklientel zu verscheuchen. Der Mix aus traditionellen Elementen und harten Actionanteilen gelingt nicht durchgängig, wobei dies am wenigsten dem charismatischen Duo Krüger/Renzi angelastet werden kann. Knapp 4 von 5 Punkten

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