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Dieses Thema hat 55 Antworten
und wurde 3.133 mal aufgerufen
 Edgar-Wallace-Forum
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.08.2008 16:13
Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten

Hallo alle miteinander,

da ja momentan wieder Diskussionen über die Edgar-Wallace-Filme und auch über die -Romane nur so wie Pilze aus dem Boden schießen, möchte auch ich noch einmal mit einem seperaten Thread dazu beitragen. Bisher wurden Filme und Romane mehr oder weniger ausführlich getrennt voneinander besprochen. Dieser Thread soll beide Themen verbinden mit der einfachen Frage:

Welcher Edgar-Wallace-Film ist die beste Romanumsetzung?

Hierbei geht es nicht um Spannung oder Unterhaltungswert des Films, sondern darum wie der sowohl die Handlung als auch die Atmosphäre des Buches auf der Leinwand umsetzt. Dass dies bei einer Verlegung der Handlung von den 1920er in die 1960er Jahre schwer ist, beweisen viele der Streifen, doch es geht auch "ganz originalgetreu".

Meine Favoriten auf den Anwärter "Beste Romanumsetzung" sind:

Platz 1: Der rote Kreis
Der Film ist nicht nur inhaltlich schön nah am Roman, sondern versprüht trotz London-Aufnahmen aus der Dose ein glaubwürdiges britisches Flair. Die Modernisierungen griffen sehr zweitrangig, sodass man sich hier fast schon in "ganz alte Zeiten" zurückversetzt fühlt. Diese Tatsache brachte dem Film zwar oftmals den Vorwurf ein, antiquiert und verstaubt zu sein, aber ich persönlich finde es ganz hervorragend, wie Wallace hier vom Blatt aufs Zelluloid gebracht wurde.

Knapp dahinter finden sich "Die toten Augen von London", in denen die Bedrohlichkeit der Blinden und die bedrückende Stimmung des Blindenheims und der Waschkessel, in denen die Toten ertränkt werden, besonders anschaulich zum Ausdruck kommen und ebenfalls wieder auf Effekthascherei verzichtet wurde. Auch "Der Fälscher von London" ist über Strecken nahe an einer perfekten Umsetzung, wenn man Szenen wie die im Fußballstadion oder im Auto der Cliftons übersieht.

Ein wichtiger Punkt bei der Findung dieser Folgen ist für mich auch der Humor. Eddi Arent wird in "Der rote Kreis" sehr dezent eingesetzt, was ihn nicht herausstechen lässt, und im zweiten Film war die komische Rolle des "Sunny Harvey" bereits Element der Buchvorlage.

Was meint ihr? Welche Filme werden den zugrunde liegenden Romanen am besten gerecht?

Und: Was hätte man an einzelnen Filmen verändern müssen, um näher an den Roman zu kommen?


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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

12.08.2008 16:49
#2 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
Hallo Gubanov,
ich finde es toll wie Du hier die Diskussion ankurbeln möchtest!

Nahe dran oder auch weit entfernt - es kommt darauf an auf welchem Standpunkt man steht sind im Grunde alle von GFH abgesegneten Wallace-Filme bis zum "indischen Tuch".
Damit will ich sagen, dass bei den meisten der Filme (Ausnahme ist hier dennoch "Das Gasthaus an der Themse") der Wallace-Grundplot beibehalten wird im Sinne dass der "Rote Faden" mit Inspektor/ Detektiv bis hin zum "Großen Unbekannten" beibehalten wird.

Persönlich war ich immer von der Umsetzung von Der Frosch mit der Maske enttäuscht, aber im Vergleich Roman zu Film hat Der Frosch mit der Maske mehr Gemeinsamkeiten wie Der Rote Kreis. Ich lese derzeit die sieben Kreis-Übersetzungen um größere Unterschiede zu erkennen (interessant hier der Vergleich Schirmer/Pütsch), wobei bereits bei der Ravi Ravendro-Übersetzung das Vorkapitel Der Nagel fehlt. Weiterhin interessant ist auch das Hörbuch zum Roten Kreis von Lagato, denn hier hat man einfach das erste Kapitel Einführung weggelassen.

Nun zurück zum Vergleich Film/ Roman.
Die Eröffnungssequenz Toulouse hat man zusammengefasst und gelassen.
Auftreten James Beardmore plus Sohn (im Film Neffe) sowie Inspektor Parr und Derrick Yale hat man belassen. Auch Thalia Drummond und Harvey Froyant hat man beibehalten.
Aus dem Endvierziger Parr hat man einen vor der Pensionierung stehenden Beamten gemacht - dennoch sehr akzeptabel.
Die Ermordung Beardmores findet in der Nacht statt - im Roman am lichten Tag.
Verzichtet hat man auf die Wohnungen von Parr (bis auf das Ende) und Yale.

Eliminiert hat man weiter Marls Diener, Flush Barnet samt Freundin Millie sowie die gesamten Politiker. Diesen Punkt hat man (verständlicherweise) völlig eliminiert. Auch den Rechtsanwalt Haggett hat man weggelassen und den Namen für den Sergeant verwendet (Eddi Arent).

Bedauerlicherweise hat man auch das Treffen der Mitglieder des Roten Kreises in der St. Agnus-Kirche weggelassen. Atmosphärisch wäre dies bestimmt wunderbare, unheimliche Szenen geworden.

Dafür hat man aber den Film mit folgenden Personen ergänzt:
Mrs. Carlyle mit Tochter, Lady Doringham, Rechtsanwalt Osborne und Sergeant Haggett.
Froyant stirbt im Roman tatsächlich, dagegen überlebt der Bankier Brabazon.

Auch die Verhaftung Thalia Drummonds und ihre anschließende "Flucht" aus dem Gefängnis wurde weggelassen, was ja Derick Yale in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Die Umsetzung inkl. der Reisen nach und von Toulouse und das Finale im alten Haus am Hafen finde ich äußerst gelungen. Für mich atmosphärisch vielleicht sogar der beste Wallace, was auch daran liegen kann, dass der Film in einer Jahreszeit entstand, die schon allein für Gruselatmosphäre zeugt.

FAZIT: Der Rote Kreis ist eine tolle Umsetzung Roman zum Film, aber dass sie mehr Gemeinsamkeiten hat wie z.B. Der Frosch mit der Maske bezweifle ich nach Kenntnis der Romane.

Joachim.
Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

12.08.2008 19:48
#3 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten

Ich denke, daß hier vor allem die älteren Filme punkten können. NEben den bereits genannten Filmen finde ich DER RÄCHER als relativ romangerecht aufgearbeitet.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.08.2008 20:10
#4 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
@ Joachim: Schön, dass es dir genauso geht. Die Atmsophäre des "Kreises" ist wirklich sehr ansprechend und tatsächlich im Vergleich zu den Büchern vielleicht die beste überhaupt. Natürlich müssen für eine Verfilmung Änderungen an der Romanvorlage vorgenommen werden; das lässt sich nicht völlig ausschließen. Einen sklavischen Hang zum Original halte ich daher nicht für notwendig, aber die Geschichte wird hier sehr flüssig und logisch erzählt. Das von dir angesprochene Treffen hätte sicher ebenfalls gut in den Film gepasst, aber hinzufügen lässt es sich nun leider nicht mehr.
In Buchform besitze ich nur die Weltbild-Ausgabe (Max C. Schirmer) und Goldmann 1990 (Gregor Müller). Die Weltbild-Ausgabe verfügt über 43 Kapitel plus Einleitung, die mit einzelnen Kapitelüberschriften bezeichnet sind. Müllers Übersetzung ist sogar in 47 Kapitel unterteilt, die Einleitung ist hier als "Vorspiel" mit der Überschrift "Der Nagel" ebenfalls enthalten; die übrigen Kapitel tragen keine Überschriften. Leicht gekürzt ist Goldmann trotzdem.

Es ist interessant, wie man sich beim Lesen und auch beim Hören der Romane, wo du schon einmal die Hörbücher ansprichst, eine gewisse Atmosphäre selbst aufbaut. Ich stelle mir dabei zum Beispiel nie die Rialto-Filme vor. Aber auch von den Beschreibungen des Buches weichen meine persönlichen Vorstellungen teilweise ab. Obwohl "Das Geheimnis der gelben Narzissen" beispielsweise in einem "rauhen April" spielt, so würde für mich eine gelungene filmische Adaption in klirrend kaltem Winterwetter angesiedelt sein.

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Markus Offline



Beiträge: 684

13.08.2008 08:11
#5 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
Zitat von Joachim Kramp
Ich lese derzeit die sieben Kreis-Übersetzungen um größere Unterschiede zu erkennen (interessant hier der Vergleich Schirmer/Pütsch), wobei bereits bei der Ravi Ravendro-Übersetzung das Vorkapitel Der Nagel fehlt. Weiterhin interessant ist auch das Hörbuch zum Roten Kreis von Lagato, denn hier hat man einfach das erste Kapitel Einführung weggelassen.



Interessant.
Vielleicht könntest du (in einem anderen Thread) nachher auch etwas zu den Übersetzungen sagen. Du hast verschiedentlich schon angedeutet, dass die neuen Übersetzungen "ungenau", "verfälscht" oder auch nur "fade" seien. Mich würden, zu den Kürzungsberichten, auch noch nähere Einschätzungen und Beispiele interessieren.

Danke und Gruß
Markus
Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

16.05.2009 03:07
#6 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov

Es ist interessant, wie man sich beim Lesen und auch beim Hören der Romane, wo du schon einmal die Hörbücher ansprichst, eine gewisse Atmosphäre selbst aufbaut. Ich stelle mir dabei zum Beispiel nie die Rialto-Filme vor. Aber auch von den Beschreibungen des Buches weichen meine persönlichen Vorstellungen teilweise ab. Obwohl "Das Geheimnis der gelben Narzissen" beispielsweise in einem "rauhen April" spielt, so würde für mich eine gelungene filmische Adaption in klirrend kaltem Winterwetter angesiedelt sein.


Das kann ich zwar nachvollziehen - aber die Geschichte muß in einer Zeit spielen wo es echte Narzissen gibt. Daher ist die Zeitspanne April/ Mai unumgänglich, wobei es ja durchaus auch eiskalte Apriltage gibt.

Joachim.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.05.2009 11:11
#7 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
Ja, so war es freilich auch gemeint. Gut, dass du den Thread noch einmal vorholst: "Das Geheimnis der gelben Narzissen" ist der letzte Roman, den ich aus der Edgar-Wallace-Hörbuch-Box noch vor mir habe. Ich bin gespannt, ob dieses Urteil nach der Anhörung der zweiten Lesung bestehen bleibt. Gestern lernte ich durch die Box endlich den mir bisher unbekannten Wallace-Roman "Der viereckige Smaragd" kennen und kann mich den Lobpreisungen, die dieser bereits u.a. von dir erhielt, nur anschließen. Temporeich, mit vielen Zwischenfällen, Wallace-typischen Familiengeschichten und einem kleinen, aber feinen Verdächtigenkreis.

Nun aber wieder On-Topic:
Diskutieren ließe sich auch darüber, ob "Das Gasthaus an der Themse" nicht auch einen Platz in diesem Thread finden sollte. Wie ich nach der letzten Begutachtung des Films fand, strahlt er ein sehr klassisches, fast altmodisches Flair aus und bildet die Spelunke am Fluss ideal ab. Dagegen spräche freilich die Abänderung des Täters, ein Fauxpas des Drehbuchs.

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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

16.05.2009 12:11
#8 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
Zitat von Gubanov
Ja, so war es freilich auch gemeint. Gut, dass du den Thread noch einmal vorholst: "Das Geheimnis der gelben Narzissen" ist der letzte Roman, den ich aus der Edgar-Wallace-Hörbuch-Box noch vor mir habe. Ich bin gespannt, ob dieses Urteil nach der Anhörung der zweiten Lesung bestehen bleibt. Gestern lernte ich durch die Box endlich den mir bisher unbekannten Wallace-Roman "Der viereckige Smaragd" kennen und kann mich den Lobpreisungen, die dieser bereits u.a. von dir erhielt, nur anschließen. Temporeich, mit vielen Zwischenfällen, Wallace-typischen Familiengeschichten und einem kleinen, aber feinen Verdächtigenkreis.

Nun aber wieder On-Topic:
Diskutieren ließe sich auch darüber, ob "Das Gasthaus an der Themse" nicht auch einen Platz in diesem Thread finden sollte. Wie ich nach der letzten Begutachtung des Films fand, strahlt er ein sehr klassisches, fast altmodisches Flair aus und bildet die Spelunke am Fluss ideal ab. Dagegen spräche freilich die Abänderung des Täters, ein Fauxpas des Drehbuchs.


Wenn wir einmal vom Grundsätzlichen her ausgehen, können wir hier bis zum INDISCHEN TUCH über alle bis Dato stattgefundenen Adaptionen diskutieren, da wir uns zudem ja auch darüber einig sind dass eine Verfilmung immer eine Straffung - mal mehr, mal weniger - voraussetzt. Ich bin ja auch z.B. der Auffassung, dass bei allen zusätzlichen "Leichen" auch "Der schwarze Abt" sich sehr eng an die Vorlage hält - mehr noch als "Das Gasthaus an der Themse" wobei es für mich immer noch der beste Vohrer-Wallace-Film ist. Täteränderung dass es nicht Mr. Oaks ist dass Mrs. Oaks überlebt oder die zusätzlichen Personen wie Barnaby oder Gubanov lockern das Geschehen auf - leider fehlen Lord Sinimford und Inspektor Elk. Mir gefällt übrigens der Heyne-Titel "Der Clan der Gummimänner" ebensogut wie der Titel "Das Gasthaus an der Themse".

Joachim.
lasher1965 Offline




Beiträge: 419

17.05.2009 22:57
#9 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten

Ich plädiere für "Die toten Augen von London"!

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

17.05.2009 23:41
#10 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten

Von der Stimmung her würde ich sagen "Die seltsame Gräfin". Allein schon die UFA-Stars und die Gräfin selbst lassen alles sehr nostalgisch wirken. Da hat die Modernisierung des Stoffes nicht so richtig geklappt, was dem Film aber keinen Abbruch tut sondern ihm deshalb fast schon eher eine Sonderstellung verleiht.

Auch den "Rächer" würde ich recht werkgetreu sehen.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

23.05.2009 21:18
#11 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten

Drehbuch-Analyse Edgar Wallace-Filme bis Nr.18

Nachdem ich mich schon immer gegen die Verfilmung von „Die Tür mit den 7 Schlössern“ negativ geäußert habe, möchte ich hier einmal die ersten 18 Constantin/ Rialto-Wallace-Filme anhand der Drehbuchautoren analysieren. Damit der Thread auch nicht untergeht schreibe ich ihn in diesen – zudem auch passenden – Thread:

Zunächst eine Aufstellung der Hauptautoren:

1. Egon Eis (Trygve Larsen)
- Der Frosch mit der Maske (Überarbeitung: J.J. Bartsch)
- Der rote Kreis (Überarbeitung: Wolfgang Menge)
- Die toten Augen von London
- Das Geheimnis der gelben Narzissen (Überarbeitung bzw. neu: Basil Dawson)
- Gangster in London (Das Rätsel der Roten Orchidee)
- Das Gasthaus an der Themse (Überarbeitung: H.G. Petersson)
- Das indische Tuch (nur Treatment auf Basis des Originalromans, jedoch nicht realisiert)

2. Jochen Joachim Bartsch
- Die Bande des Schreckens (Überarbeitung: Marcel Valmy/ Wolfgang Schnitzler)
- Der unheimliche Mönch (Überarbeitung: Fred Denger)

3. Wolfgang Menge
- Der grüne Bogenschütze (Überarbeitung: Marcel Valmy/ Wolfgang Schnitzler)

4. Dr. Hanns Wiedmann (Johannes Kai)
- Der Banknotenfälscher (Der Fälscher von London)
- Die Tür mit den 7 Schlössern (Überarbeitung: H.G. Petersson)
- Das Verrätertor (Überarbeitung: H.G. Petersson + Jimmy Sangster)
- Der schwarze Abt (Überarbeitung: F.J. Gottlieb)

5. Robert Adolf Stemmle
- Die seltsame Gräfin (Überarbeitung: Curt Hanno Gutbrod)
- Der Safe mit dem Rätselschloss (Die Gruft mit dem Rätselschloss) (Überarbeitung: F.J. Gottlieb)

6. Harald G. Petersson
- Der Zinker
- Das indische Tuch (nur Verwendung der Figur des Butlers Bonwit aus dem Hurdalek-Drehbuch)
- Der unheimliche Mönch (nicht realisiert)
- Die blaue Hand (nicht realisiert)

7. Herbert Reinecker

- Der Hexer
- Neues vom Hexer
- Der Bucklige von Soho
- Die blaue Hand
- Der Mönch mit der Peitsche
- Der Hund von Blackwood Castle
- Der Gorilla von Soho (nicht realisiert)
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel (nicht realisiert

8. Will Tremper (Quentin Philips): Zimmer 13

9. Restliche Autoren (u.a. Derry Quinn, Ladislaus Fodor, Paul Hengge, Peter M. Thouet) gehören nicht in diese Analyse der Originaladaptionen von Wallace-Romane).

Von Anfang an war beabsichtig bei den Wallace-Verfilmungen den roten Faden der Geschichten in den Filmen beizubehalten. Das heißt man strich Inhalte der Roman (z.B. politische Sequenzen wie beim Roten Kreis) und ergänzte die Geschichten mit spannenden Momente. Die Aufträge erhielten die Autoren von dem Produktionschef der Constantin mit Abstimmung mit Rialto-Film, zunächst mit Helmut Beck (bis Film Nr. 6) und später mit Horst Wendlandt. Letztendlich legte der Produktionschef der Constantin bis „Zimmer 13“ letzte dramaturgische Hand an die Drehbücher. Nach seinem Ausscheiden am 31.12.1963 wurde dies von seinem Nachfolger nicht mehr so gewissenhaft vorgenommen, was man ja bereits beim ersten Wallace-Film des Jahres 1964 „Die Gruft mit dem Rätselschloss“ im besonderen Maße merkt.

Jeder der Autoren der ersten Stunde (Egon Eis, J.Joachim Bartsch, Wolfgang Menge, Dr. Hanns Wiedmann) hatte seinen eigenen Stil, der in jedem einzelnen Film zu tragen kommt bzw. man merkt durchaus die Handschrift der Autoren.

So wirken die Drehbücher von Egon Eis irgendwie „eiskalt“ und wesentlich härter als die Drehbücher von Bartsch und Wiedmann. Andererseits merkt man auch die Einflüsse der einzelnen Autoren wenn sie ein bereits geschriebenes Drehbuch überarbeiten mussten. Als der neuartige Stahlnetz-Stil von Wolfgang Menge (Der grüne Bogenschütze) nicht mehr ankam und er seinen Stil auch nicht anpassen wollte, wurde er für Wallace-Adaptionen nicht mehr engagiert.

Egon Eis war ja von Anfang an für Wallace-Adaptionen prädestiniert da er bereits an den deutschen 30er-Jahre-Wallace-Verfilmungen beteiligt war. In manchen Szenen (vor allem bei „Der rote Kreis“ und bei „Die toten Augen von London“) merkt man den „alten“ Einfluß noch. Durch Meinungsverschiedenheiten bei „Das Gasthaus an der Themse“ weigerte sich Eis später nach seinem Treatment „Das indische Tuch“ auch noch das Drehbuch zu schreiben (leider bis heute verschollen) und Georg Hurdalek erhielt den Drehbuchauftrag, welches aber von Constantin grundsätzlich abgelehnt wurde (nur „Butler Bonwit“ wurde übernommen).

Robert Adolf Stemmle, ein überaus fähiger Autor erhielt schwer verfilmbare Wallace-Romane (Die seltsame Gräfin/ Der Safe mit dem Rätselschloss), die letztendlich einen extrem schwerfälligen Touch haben.

J. Joachim Bartsch ebenfalls ein überaus fähiger Drehbuchautor und zudem Hausautor von Dr. Harald Reinl konnte nach der Überarbeitung von „Der Frosch mit der Maske“ selbständig das Drehbuch „Die Bande des Schreckens“ schreiben – und später „Der unheimliche Mönch“, der jedoch als freie Geschichte nicht in diese Analyse gehört.

Ein anderer Ausnahme-Autor war Dr. Hanns Wiedmann, der später die durchaus amüsante Biographie „Wenn du zurückschaust, putz die Brille gut“ geschrieben hat. Überall wird der Film „Der Fälscher von London“ überdurchschnittlich gelobt. Und mit etwas Phantasie kann ein jeder sich ausmalen wie die anderen Filme ausgesehen hätten wenn seine Drehbücher entsprechend realisiert worden wären. „Die Tür mit den 7 Schlössern“ war das „erste Opfer“ der Produktion – und hier beginnt dann auch meine energische Kritik. Wiedmann hat nach dem Original-Roman ein passables Drehbuch geschrieben. Nach erster Drehbuch-Besprechung änderte er das Drehbuch nach Wünschen von Constantin und Rialto. Dennoch entschied man sich Wiedmann’s zweite Fassung von H.G. Petersson überarbeiten zu lassen. Und so entstand dann der heutige, in meinen Augen, eher belanglose Film. Zuviel an Atmosphäre hat man weggelassen. Danach schrieb Wiedmann das Drehbuch „Das Verrätertor“, dessen Verfilmung ursprünglich der Jubiläumsfilm Nr.12 werden sollte. Abgesehen von den Änderungswünschen, die Constantin und Rialto vorgaben und die Wiedmann in seiner zweiten Fassung verarbeiteten, wollte man aus Kostengründen an den Originalschauplätzen in London filmen. Man schob das Projekt vor sich her und so konnte der Produktionschef der Constantin keinen Einfluß auf die 64er-Verfilmung mehr geltend machen. Später überarbeitete zunächst Petersson das Drehbuch welches Jimmy Sangsters zum heutigen Film fertig stellte. Der vierte Drehbuchauftrag von Wiedmann war „Der schwarze Abt“. Wiedmann schrieb ein erstes Drehbuch, das sich noch eng an die Originalvorlage hielt, jedoch ist diese erste Drehbuchfassung verschollen. Wiedmann schrieb dann nach Vorgaben von Constantin und Rialto das Drehbuch um, welches von F.J. Gottlieb noch einmal bearbeitet wurde. Letztendlich kommt „Der schwarze Abt“ nach „Der Fälscher von London“ in meiner Gunst der Wallace-Filme nach den Wiedmann-Drehbüchern. Über „Das Verrätertor“ kann man streiten, dennoch fehlt dem fertigen Film die Nonchalance von Dr. Hanns Wiedmann.

Der Drehbuchautor, der in dieser Zeit ganz oben in der Gunst der Rialto stand war Harald G. Petersson. Erstmals taucht er als Co-Autor bei „Die Tür mit den sieben Schlössern“ auf und danach bei „Das Gasthaus an der Themse“. Vor allem bei dem erstgenannten Film pfuschte Petersson dermaßen, dass es dem fertigen Produkt schadet. Das Drehbuch „Der Zinker“ schrieb er erstmals allein, wobei er seine eigene Erstfassung überarbeitete und auch hier den „Rotstift“ ansetzte. Seine letzte Wallace-Arbeit sollte „Das indische Tuch“ werden, wobei er das missglückte „Hurdalek-Drehbuch“, welches heute auch als verschollen gilt, bis auf die Figur des Butler Bonwit ignorierte und eine „Zehn-kleine-Negerlein-Variante“ daraus machte. Weitere von ihm geschriebene Drehbücher (Der unheimliche Mönch, Die blaue Hand) wurden nie realisiert.

Als letzter „Großautor“ für die Wallace-Serie war Herbert Reinecker, der mit seiner Erstadaption bereits wegweisend bis zum Ende der Serie sein sollte. Nur bei dieser Erstadaption „Der Hexer“ hielt sich Reinecker im Grunde noch mit dem roten Faden an die Wallace-Vorlage. Alle weitere Drehbücher zu Wallace-Filmen, ob realisiert oder nichtrealisiert, waren alles frei erfundene Geschichten.

Will Tremper (Quentin Philipps) machte mit seiner Adaption des Wallace-Roman „Zimmer 13“ einen Außenseiter innerhalb der ersten 18-Wallace-Adaptionen, die der Produktionschef der Constantin nicht nur absegnete, sondern auch den letzten Schliff gab. Hierin merkt man dann auch den Unterschied zu vielen weiteren anderen Wallace-Verfilmungen.

FAZIT: Es war alles in allem nicht so einfach einen Wallace-Film „auf die Beine“ zu stellen. Wichtigste Voraussetzung war ein vernünftiges Drehbuch. Nach Vorgabe von Constantin/ Rialto im Maßstab, dass etwa 40-60% Original-Wallace sein sollte, schrieben die Autoren mehr oder minder gute Drehbücher, welche dann von den Regisseuren mehr oder minder gut in Szene gesetzt wurden. Und wenn man dann die Romane kennt und was daraus wurde, kann man in Fällen wie „Die Tür mit den 7 Schlössern“ schon das Grauen kriegen.

Zum Schluß noch ein paar Worte zum der Außenseiterproduktion „Der Rächer“. Hier wurden sogar 90% der Original-Geschichte von Wallace beibehalten, was durch die uninspirierte Inszenierung recht langweilig in Szene gesetzt wurde.

Joachim.
P.S.: Die Adaption von "Die gelbe Schlange" habe ich hier nicht mitaufgeführt da mir weder der Roman sonderlich gefällt noch die Verfilmung unter dem Titel "Der Fluch der gelben Schlange" - beide finde ich im Verhältnis zu den anderen Romanen bzw. Filmen eher ausgesprochen langweilig.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

25.05.2009 10:35
#12 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
Danke für deine Meinung, Joachim. Da du viele der der verschiedenen Drehbuchfassungen kennst, die mir gänzlich unbekannt sind (oder nur deren Inhaltsangabe aus dem Hallo-Buch kenne), kann ich letztlich hier garnicht fundiert mitdiskutieren. Interessant wäre es aber immerhin auch noch, mal einen Blick auf die sonstigen Projekte der Autoren (in dieser Zeit) zu werfen.

So fällt bei Egon Eis einfach auf, dass alle Projekte, bei denen er als alleiniger Autor in Erscheinung tritt oder er zumindest den wesentlichen Anteil am Projekt hat, sehr zufriedenstellend sind. Dies trifft auch auf ER KANNS NICHT LASSEN, die sehenswerte Wilton-Verfilmung DIE WEISSE SPINNE sowie auf das WIRTSHAUS VON DARTMOOR zu.

Wiedmann hat in der Tat mit dem Fälscher bei einem der spannensten Wallace-Filme seine Marke hinterlassen. Seine weiteren Arbeiten sind letztlich für mich aus o.g. nicht einschätzbar. Auch ein Blick auf seine weiteren Projekte in den 60ern lässt wenig Eindeutiges feststellen. Bei Filmen wie DER SCHWARZE PANTHER VON RATANA, DIE DIAMANTENHÖLLE AM MEKONG und FLUSSPIRATEN VOM MISSISSIPI, OHNE KRIMI GEHT DIE MIMI NIE INS BETT arbeitet er meist nach Vorlage oder sein Buch wird überarbeitet. Am Ende alles nur mehr oder weniger gelungene Filme.

Bei Stemmle hingegen findet man wenig wirklich überzeugendes. Zumindest im Krimisektor. UNGEHEUER VON LONDON CITY, HENKER VON LONDON und auch seine Orient-MAY Filme schwächeln allesamt bereits in der Erzählung. Bei seinen echten Wallace Filmen hat er erst Recht zwei Gurken in der Filmografie.

Menge wurde doch von Roland mitgebracht, insofern wundert es mich, dass du (Joachim) schreibst, er wäre aufgrund des Stils vom Bogenschützen nicht mehr engagiert worden. Einen "neuen Stahlnetz-Stil" kann ich beim Bogenschützen eigentlich nicht erkennen. Menge schrieb zwar auch eigene Projekte für andere Produzenten/ andere Regisseure aber ich könnte mir vorstellen das Menge als "Externer" galt und garnicht im "Inner Circle" von Rialto und Constantin war. Als es dann zu keiner Arbeit von Roland mehr kam, war Menge eben auch nicht mehr in der Auswahl. Der fehlende "Drive" vom Bogenschützen könnte noch dazu eine Rolle gespielt haben. Was meinst du?

Arbeit von Bartsch für mich nicht Einschätzbar. Hatte bei den Großprojekten stets nicht die alleinige Hand über dem Buch.

Petersson ist eigentlich ein kleines Phänomen. Scheinbar hoch geschätzt bei Rialto und Constantin. Hat die besten May Filme in seiner Filmografie, hat bei Wallace aber fast unverzeihliche Gurken fabriziert: Zinker ist noch befriedigend, das indische Tuch ist eine Katastrophe und wahrscheinlich war sein Schliff bei den 7 Schlössern auch nicht der Beste. Der Rest aus seiner Feder wurde ja ganz gestrichen.

Gruß,
Daniel

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

25.05.2009 19:02
#13 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
Zitat von Daniel Lantelme


Wiedmann hat in der Tat mit dem Fälscher bei einem der spannensten Wallace-Filme seine Marke hinterlassen. Seine weiteren Arbeiten sind letztlich für mich aus o.g. nicht einschätzbar. Auch ein Blick auf seine weiteren Projekte in den 60ern lässt wenig Eindeutiges feststellen. Bei Filmen wie DER SCHWARZE PANTHER VON RATANA, DIE DIAMANTENHÖLLE AM MEKONG und FLUSSPIRATEN VOM MISSISSIPI, OHNE KRIMI GEHT DIE MIMI NIE INS BETT arbeitet er meist nach Vorlage oder sein Buch wird überarbeitet. Am Ende alles nur mehr oder weniger gelungene Filme.

Menge wurde doch von Roland mitgebracht, insofern wundert es mich, dass du (Joachim) schreibst, er wäre aufgrund des Stils vom Bogenschützen nicht mehr engagiert worden. Einen "neuen Stahlnetz-Stil" kann ich beim Bogenschützen eigentlich nicht erkennen. Menge schrieb zwar auch eigene Projekte für andere Produzenten/ andere Regisseure aber ich könnte mir vorstellen das Menge als "Externer" galt und garnicht im "Inner Circle" von Rialto und Constantin war. Als es dann zu keiner Arbeit von Roland mehr kam, war Menge eben auch nicht mehr in der Auswahl. Der fehlende "Drive" vom Bogenschützen könnte noch dazu eine Rolle gespielt haben. Was meinst du?

Arbeit von Bartsch für mich nicht Einschätzbar. Hatte bei den Großprojekten stets nicht die alleinige Hand über dem Buch.

Petersson ist eigentlich ein kleines Phänomen. Scheinbar hoch geschätzt bei Rialto und Constantin. Hat die besten May Filme in seiner Filmografie, hat bei Wallace aber fast unverzeihliche Gurken fabriziert: Zinker ist noch befriedigend, das indische Tuch ist eine Katastrophe und wahrscheinlich war sein Schliff bei den 7 Schlössern auch nicht der Beste. Der Rest aus seiner Feder wurde ja ganz gestrichen.


Hallo Daniel,

hier ein paar Anmerkungen zu Deinen Äußerungen.

- Dr Hanns Wiedmann, der ja unter dem Namen JOHANNES KAI (Infos siehe Hallo-Bücher) gearbeitet hat, war in den 50ern schon ein gefragter Autor. Hier bleiben in Erinnerungen FLUCHT IN DIE TROPENNACHT (Regie: Paul May) und BEI DEN TRÜMMERN VON BABYLON (Kinotitel: DER LÖWE VON BABYLON) ( dt.Regie: J.Kai). Wiedmann selber wollte diesen Film verhindern, einmal weil die Versicherung gegen Viktor Staal (Kara Ben Nemsi in DIE SKLAVENKARAWANE)war und sich dadurch Georg Thomalla in den Vordergrund drängte, was ihm als May-Veteran sehr mißfiel. Kai selbst wollte einen May-Western drehen, stieß hier jedoch bei den Spaniern auf Ablehnung. GFH verstand sich ausgezeichnet mit Wiedmann, so dass er sogar einen Vertrag für die Drehbücher zu den Winnetou-Verfilmungen erhielt (liegen mir vor). Meinungsverschiedenheiten zwischen Wiedmann und dem Rialto-Produzenten verhinderten eine weitere Zusammenarbeit. Dessen ungeachtet lobte Wiedmann stets den Produzenten Wolf C. Hartwig, der ihn sogar gegenüber Jürgen Roland (Der schwarze Panther von Ratana) in Schutz nahm. Für Hartwig schrieb er zudem noch weitere Drehbücher und führte mehrmals Regie bei Rapid-Filmen. Seine letzte Kino-Drehbucharbeit war DIE DIAMANTENHÖLLE AM MEKONG, die statt Ende 1962 unter der "Schirmherrschaft" von GFH und dem Regisseur Dr. Harald Reinl erst 1964 in Produktion ging und GFH keinen Einfluß auf den "Feinschliff" mehr hatte. Danach widmete sich Dr. Hanns Wiedmann anderen Dingen zu.

- Wolfgang Menge - bei DER ROTE KREIS überarbeitete er das Eis-Drehbuch, was mir persönlich gefiel, vor allem war der Schluß etwas anders (siehe Hallo-Bücher). Bei DER GRÜNE BOGENSCHÜTZE meine ich die Art in die Kamera zu sprechen ist Stahlnetz-Stil.

- Harald G. Petersson - zumindest die beiden ersten Winnetou-Filme wurden von GFH überarbeitet, wobei ich der Meinung bin, dass auch Dr. Harald Reinl hier einiges dazu beigetragen hat. Bei "Winnetou 2. Teil" dürfte Dr. Barthel und Dr. Reinl mitgearbeitet haben. Und bei "Winnetou 3. Teil" ist ja J.Joachim Bartsch sogar offiziell als Co-Autor genannt. Ich kenne einige andere Filme nach Drehbüchern von Petersson (u.a. "Verbrechen nach Schulschluß") und finde sie irgendwie verhalten - wobei es letztendlich ja auch an der Inszenierung der jeweiligen Regisseure liegen kann.

- J.Joachim Bartsch - zumindest bewieß er mit DIE BANDE DES SCHRECKENS dass er ein sehr gutes Drehbuch schreiben kann. Bartsch war - ähnlich wie Menge bei Roland - Hausautor von Dr. Reinl und hatte für ihn in den 50ern einige Drehbücher geschrieben. In besonderer Erinnerung bleibt für mich sein Drehbuch zu DER LETZTE MOHIKANER.

Joachim.
Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

03.06.2009 18:29
#14 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
***SPOILER***(Editiert von DanielL)

Es ist schon eine Wohltat wenn man von einem Edgar-Wallace-Roman sowohl verschiedene dt. Übersetzungen besitzt (und auch liest) als auch die gleichnamige Verfilmung hat. Und dieser besondere Genuß betrifft vor allem das Werk DIE BANDE DES SCHRECKENS. Es war im Jahre 1926 der erste Detektivroman den der Wilhelm Goldmann-Verlag Leipzig veröffentlichte. Nach dem Krieg im Wilhelm Goldmann-Verlag München wurde 1950 dieser Roman als vierter Roman wiederveröffentlicht. Max Schirmer war 1926 der Erstübersetzer und wird auch 1950 als Übersetzer genannt. Dennoch wurde der Roman zu dieser Zeit bereits bearbeitet - vermutlich von einem (anonymen) Lektor. Spätere Veröffentlichungen im Goldmann-Verlag bis heute haben den Roman noch mehr verschlankt bzw. verjüngt. Zudem wurde der Roman während der Neuveröffentlichungen sowohl von Heyne- wie auch vom Scherz-Verlag neu übersetzt. Hinzu kommt heute noch das Hörbuch von AirPlayAudio. Insgesamt also eine umfangreiche Gestaltung eines einzigen Titels, wobei er vom Inhalt her reines spannendes Vergnügen darstellt. Dennoch kann ich nur die Schirmer-Erstübersetzung bzw. die Neuübersetzung von Heyne und Scherz empfehlen. Der Roman gehört nämlich zu den Geschichten in den Wallace Daten mit hineinnahm. Bei Wallace beginnen die Daten 1854 (Geburt von Shelton) und enden 1924 wenn die Geschichte spielt. Die 50er-Jahre-Bearbeitung beginnt erst acht Jahre später (1862) und endet sogar nach Wallace' Tod Mitte des Jahres 1932.

Was nun die Verfilmung angeht hielt man sich fast ausschließlich an den Originalroman von Wallace, wobei die Jahreszahlen der Geschichte grundsätzlich weggelassen wurden. Die Geschichte hat man grundsätzlich nicht verändert - man hat sie nur ein wenig verschlankt - so wurden Sir Godley's Akrobatentätigkeiten weggelassen ebenso wie die Flucht und die Verhaftung von Mrs. Revelstokes. Änderungen der Figuren gibt es nur eine wesentliche - Alice ist im Roman tatsächlich Sheltons Tochter. Und die Figur des Fotographen (Eddie Arent) wurde hinzugedichtet. Auch die familiären Verhältnisse (Arnold "Wetter" Long ist der Neffe Sheltons usw) wurden größtenteils verschwiegen. Der Ausdruck "Galgenhand" ist eine (positive) Erfindung der Drehbuchautoren.

Wie Gubanov bereits bei seiner Kritik zu "Der schwarze Abt" feststellte wurden dort mehr Personen ermordet als im Original-Wallace. So war es auch bei den ersten drei Adaptionen: Starb bei "Der Frosch mit der Maske" Lola zusätzlich, bei "Der rote Kreis" Brabazon - so müssen hier schon zwei Romanpersonen Alice und Henry zusätzlich sterben. Ansonsten hat man aus dem labilen Muttersöhnchen Henry einen fast "handfesten" Anwalt gemacht - was durch die Verkörperung von Ulrich Beiger auch passt. Ansonsten wüsste ich nicht wer Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Fritz Rasp und Elisabeth Flickenschildt hätten ersetzen sollen.

FAZIT: Wenn man die Romane und die Verfilmungen miteinander exakt vergleicht, so ist meiner Meinung diese Adaption am nächsten an dem Original-Roman von Edgar Wallace!

Joachim.
Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

06.06.2009 13:29
#15 RE: Welcher Wallace-Film wird dem Roman am besten gerecht? Zitat · Antworten
S*P*O*I*L*E*R enthalten.

Nach "Die Bande des Schreckens" habe ich mir nun von AirPlayAudio "Die seltsame Gräfin" mir angehört. Hier gibt es ja ähnlich wie bei "Die Bande des Schreckens" mehrere Möglichkeiten sich mit dem Roman und dem Film zu beschäftigen neben zwei div. Drehbüchern gibt es die Veröffentlichungen von Goldmann, Heyne und Scherz. Meine Meinung zum Film ist ja hinreichend bekannt. Ähnlich erging es mir auch beim Lesen des Romans - ich finde dies alles zu fade. Genie Wallace hat ja Grundthemen des öfteren in verschiedenen Geschichten verarbeitet. Hier geht es um ein jahtzehntelang zurückliegendes Verbrechen. Diese Geschichte gibt es in ähnlicher - und für mich besserer Form - in dem Roman "Die blaue Hand". Herr Hummel wollte damals auch zunächst "Die blaue Hand" verfilmen, aber aufgrund der Zusage von Lil Dagover - entschied man sich für "Die seltsame Gräfin".

Nun habe ich mir das Hörbuch - gelesen von Solveigh Jeschke - angehört. Durch die gute Sprecherin kam die Geschichte nun etwas positiver rüber. Bei der Verfilmung hat man im Grunde nur unwesentliche Änderungen vorgenommen, wie z.B. dass aus dem Bauernhof eine Irrenanstalt wurde. Und wie immer gibt es beim Original-Wallace weniger Tote, so überlebt sowohl die Gräfin als auch der Butler/ Sergeant. Hatte man in bisherigen Wallace-Verfilmungen Figuren für Eddi Arent erfunden so erfand man dieses Mal für Klaus Kinski die Figur des Stuart Bressat. Chesney Praye - überzeugend von Richard Häussler dargestellt - ist im Roman eher als Werner-Peters-Typ beschrieben. Ähnliches gilt für den Doktor Tappat. Lizzy (Edith Hancke) ist wesentlich couragierter als im Film und heiratet am Ende den jungen Lord Selwyn. Alles in allem eine romangetreue Verfilmung, die mir dennoch im Vergleich zu anderen Wallace-Verfilmungen nicht besonders gefällt.

Joachim.
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