Die letzten beiden Folgen waren neue Geschichten, hatten also nichts mit Chesterton zu tun.
Ich finde das Lokalkolorit der Serie ganz putzig, die Handlungen immer in dem Dorf anzusiedeln (in den Geschichten hat FB keine Gemeinde, sondern reist meistens in der Gegend herum), mit wiederkehrenden Figuren, die Austattung und Schauspielleistungen gefallen mir. Aber das Ganze ist höchst vage an Chestertons Original angelehnt, und die neuen Geschichten sind deutlich schwächer, kommen weder kriminalistisch noch psychologisch an die Kurzgeschichten heran. Das war wahrscheinlich auch nicht die Absicht, wenn man die überwiegend neu geschriebenen Stories sieht. "The Blue Cross" habe ich schon auf Englisch gesehen, das ist noch einmal eine nähere Adaption, so wie "The Hammer of God".
Fazit: Als eigenständige Serie mal anschauen ist gut, aber kaufen werde ich mir die Serie nicht.
Gruss Markus
P.S. Die Meinrad-Serie war auch sehr strange in der Adaption, aber man versuchte es. Den More werde ich mir mal bestellen, ein erster Eindruck bei Youtube (und die Erwähnung hier) haben mich neugierig gemacht.
Die Meinrad-Serie machte den "Fehler", die Stoffe zu wörtlich umzusetzen, wobei auch hier gelegentlich Experimente stattfanden. Die Folge war, daß schon in gedruckter Form unglaubwürdige Stories wie "Der Unsichtbare", "Das Attentat" und "Treffpunkt Tigerkäfig" einfach nur noch albern gerieten.
Ich habe mir mal zum direkten Vergleich "Der Hammer Gottes" aus der Meinrad-Serie angesehen. Von den mir bekannten Bearbeitungen dieser Geschichte (Maritim-Hörspiel, Meinrad, BBC) ist diese definitiv die schlechteste. Zwar ist der geistig behinderte Junge dabei, dafür hat man die Brisanz des Stoffes derart verharmlost und aufgeweicht, daß der Mord geradezu unpassend anmutet. Martin Hirthes Oberst ist hier kein hassenswerter, seine Nachbarn erpressender und jedem Weiberrock hinterhersteigender Widerling, dessen Ende man geradezu herbeisehnt, sondern lediglich ein etwas poltriger, sich über seinen geistlichen Bruder lustig machender Bruder Leichtfuß, dabei durchaus nicht unsympathisch, und auch das "Verhältnis" mit der Frau des Schmieds ist allenfalls ein besserer Flirt. Zudem ist er auch kein reiner Atheist, steht er doch sogar mit Pater Brown auf relativ freundschaftlichem Fuße.
25 Minuten sind kurz, und die Hälfte davon wird schon verballert, um uns die Familie Bohun vorzustellen, die neben den Brüdern auch noch Ehefrau und Sohn des Reverends beinhaltet, sowie das "Dreiecksverhältnis" Oberst-Mrs. Barnes-Joe in den Fokus zu rücken. Geradezu grotesk dann die zweite Hälfte der Folge: der Oberst wird aufgefunden, Joe unbürokratisch zum Mörder erklärt und von den Dörflern durch den Wald gehetzt, während Pater Brown sofort ALLES weiß und den Mörder zur Rede stellt, der sich dann auch direkt zu einem Geständnis weichklopfen läßt.
Nein, das war ja wohl mal gar nichts. Die BBC-Bearbeitung nimmt sich zwar einige Freiheiten (die nicht hätten sein müssen), überzeugt letztendlich aber durchaus. Zu Maritims Hörspielbearbeitung muß man nicht viel sagen, wer sich mit Michael Douglas als Pater Brown anfreunden kann, bekommt eine werkgetreue und unterhaltsame Umsetzung geboten. Interessant wäre jetzt zu wissen, wie die ältere BBC-Bearbeitung mit Kenneth More aussieht...
Gottseidank, der Abgesang (zumindest vorläufig)...
"Der Bürgermeister und der Zauberer" ist mal wieder eine neue Story, und sie ist vor allem eines - sehr dünn. Der Kriminalfall ist so offensichtlich konstruiert, daß man Inspector Valentine ob seiner dargebotenen Naivität im Zwei-Minuten-Takt einen Tritt in den Allerwertesten verpassen möchte, weder Durchführung des Mordes noch Identität des Mörders stellen irgendwelche Überraschungen dar (und das Motiv schon gar nicht). Der Subplot um den wiederaufgetauchten Mann der Pfarramtssekretärin könnte nettes Beiwerk sein - wenn man nicht unbedingt schon wieder die Tragikkeule hätte schwingen müssen. Sehr schwache Folge, nur "Das Auge Apollos" war noch schlechter.
"Das blaue Kreuz" - zum Staffelabschluß mal wieder eine Originalgeschichte, und zunächst scheint alles (trotz der üblichen "kleinen Freiheiten", ohne die Drehbuchautoren heutzutage anscheinend nicht mehr arbeitsfähig sind) in bester Ordnung. Als dann Flambeau im Schlußakt jedoch nicht nur Absolution um jeden Preis haben will, sondern auch noch überaus gewalttätig agiert, hört der Spaß auf, die sich andeutende Freundschaft mit Pater Brown wirkt in diesem Zusammenhang auch nicht sehr überzeugend. Schade, hätte man die Abschlußfolge zur 30 Minuten-Marke beendet, bliebe etwas mehr als ein fader Nachgeschmack.
Folge 7 und 8 muß ich mir noch ansehen, aber ob sie meinen Gesamteindruck von der Serie gravierend ändern werden, möchte ich doch bezweifeln. "Father Brown" ist leider ein eindeutiges Kind seiner (Dreh-)Zeit, man meint, alte Krimiklassiker unbedingt mit "modernen" Ideen aufpolieren zu müssen, was bestenfalls nicht übermäßig stört, oft aber das Original entstellt. Geradezu erstaunlich, daß man Homosexualität bislang nur in einer Folge thematisierte, aber tragische Liebe ist ja auch "ganz schön". Ob ich mir die zweite Staffel auch noch ansehen werde, kann ich noch nicht sagen, als Original-DVD wird die Serie jedenfalls nicht in die Sammlung wandern. Da hat Kenneth More im Moment bessere Chancen...
Gubanov
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gelöscht
)
Beiträge:
27.05.2014 16:28
#35 RE: TV-Serien-Verfilmungen der Father-Brown-Geschichten
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Deinen Schilderungen zufolge kann ich froh sein, nicht eingeschaltet zu haben. Ich werde mir den Kauf der Serie auf DVD erstmal ebenfalls sparen.
Eine einzelne TV-Umsetzung, von der ich bis gestern noch nichts gehört hatte, ist "Pater Brown lässt sich nicht bluffen" (Father Brown, Detective), eine US-amerikanische Produktion von 1979, in der Pater Brown ins Manhatten der späten Siebzigerjahre versetzt wird. Hört sich nach einem, sagen wir, unkonventionellen Konzept an. Regie führte der Wallace-Regisseur John Llewellyn Moxey.
Diese Verfilmung ist in einer Kombi-Box mit den Kenneth-More-Folgen in Australien erschienen. Würde mich durchaus reizen:
Den Film kenne ich auch, habe den seinerzeit mal aus dem Nachtprogramm von tm3 gefischt. Als Krimi an sich ist er nicht übel, und die Besetzung ist auch OK. Zugegebenermaßen hat Barnard Hughes' Interpretation (dt. Synchronstimme ist übrigens Hans Paetsch) relativ wenig mit Chesterton zu tun (wie auch die Geschichte selbst), aber trotzdem sind es 90 Minuten sympathische Unterhaltung, die ich zwei Williams-Folgen jederzeit vorziehen würde. Natürlich gibt es auch hier die üblichen Versatzstücke (der ewig motzende Monsignore), aber das gehört eigentlich seit Alec Guinness dazu. Atmosphärisch kann man das ganze wohl am ehesten mit einer guten "Mord ist ihr Hobby"-Folge vergleichen, schade eigentlich, daß dieser Film nicht in Serie ging.
"Der Staub des Teufels" und "Im Angesicht des Todes" sind ebenfalls Pastiches (wobei letztere zumindest Namen aus "Der verborgene Garten" verwendet) - und an Beliebigkeit kaum zu übertreffen. Kleinstadtdramen, am Reißbrett entworfen und derartig unmemorabel heruntergekurbelt, daß eine Einzelbesprechung kaum der Mühe wert ist. Mrs. McCarthy büßt nun auch die letzten Sympathiepunkte ein, zu Lady Felicia und Susie fällt den Autoren nichts Gehaltvolles mehr ein, und mittendrin steht der Pater, und man fragt sich, woher er sich seine Ideen holt, um die Fälle zu lösen. Daß beide Auflösungen mal wieder an den Haaren herbeigezogen sind (und zumindest die im zweiten Fall nicht mal im Filmkontext glaubwürdig ist), lassen wir mal ganz außen vor. Daß danach noch eine Folge vom gleichen Niveau und eine nur mittelmäßige Abschlußfolge kamen, stimmt umso trauriger. "Father Brown 2013" versprach mehr, als er letztendlich hielt. Wäre der Name hierzulande (dank Rühmann und Otti Fischer) nicht einigermaßen bekannt, wäre die Serie als eine von vielen im Nachtprogramm versteckt oder gar nicht erst gezeigt worden. Es mangelt einfach an Eigenständigkeit und Ideen, die über den üblichen ITV-Schreiberling-Baukasten hinausgehen, um sich von der Konkurrenz noch abzuheben. Schade, da hatten die Engländer in den 70ern bis 90ern mehr drauf. Aber immerhin - Vorspann und Musik sind ganz gut gelungen. Nur - das reicht einfach nicht...
Inzwischen ist ZDFneo ja bei der dritten Staffel angekommen, und die Serie selbst versackt immer mehr in der Beliebigkeit. Nur eine einzige Story der zweiten Staffel geht auf Chesterton zurück ("Die drei Todeswerkzeuge"), der Rest ist britischer TV-Standard der heutigen Zeit, also Tragik, Drama, Depri-Stimmung. Hurra!
Susie hat man inzwischen rausgeschrieben, Sid etwas aufgeforstet, dafür nerven Mrs. McCarthy und Lady Felicia umso mehr, und auch der neue Inspektor ist nur der Standard-Oppositionist zu Pater Brown. So bleibt es an Mark Williams allein hängen, den Zuschauer bei der Stange zu halten, worum ich ihn absolut nicht beneide. Aber er müht sich redlich, ohne ihn würde ich gar nicht mehr einschalten.
Staffel 3 bietet (neben den üblichen Standard-Plots bei den Pastiches) immerhin drei Chesterton-Stories, von denen bisher allerdings erst zwei gesendet wurden. Warum man gerade die berühmte, aber nichtsdestotrotz höchstgradig unglaubwürdige Schauermär vom "Unsichtbaren" ausgewählt hat, liegt natürlich auf der Hand - dann kommt man nicht in die Not, sich an die Vorlage halten zu müssen, sondern kann wieder munter losfabulieren. Gleiches gilt für "Die Legende vom zerbrochenen Säbel", die für eine filmische Adaption ebenso ungeeignet ist und daher auch komplett umgeschrieben wurde. Mit großer "Vorfreude" erwarte ich "Das Paradies der Diebe"...
Nur eine weitere aktuelle englische Krimiserie von vielen mit den üblichen austauschbaren (bzw. recyclebaren) Episodenplots. Nicht direkt verschwendete Lebenszeit, aber ohne nachhaltigen Wert. Einmal gesehen, schnell vergessen.
Zitat von Gubanov im Beitrag #16Was die Kenneth-More-Untertitelfrage angeht: Die Acorn-UK-Website ist momentan wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Sobald sie wieder on ist, dürfte die Sache im Handumdrehen zu klären sein.
Ich konnte nun herausfinden, daß die Acorn-DVDs KEINE englischen Untertitel enthalten. Andererseits habe ich bei Youtube eine Folge gefunden (und zwar ohne russischen/polnischen/wasauchimmer Voiceover), und die Darsteller sind alle sehr gut zu verstehen. Vielleicht werde ich doch noch schwach.
Zitat von Lord Peter im Beitrag #39Ich konnte nun herausfinden, daß die Acorn-DVDs KEINE englischen Untertitel enthalten. Andererseits habe ich bei Youtube eine Folge gefunden (und zwar ohne russischen/polnischen/wasauchimmer Voiceover), und die Darsteller sind alle sehr gut zu verstehen. Vielleicht werde ich doch noch schwach.
Und nun habe ich sie, die Acorn-Box. Die fehlenden UT sind zwar ärgerlich und erschweren den Konsum doch etwas, aber aufgrund der bekannten Geschichten erträglich.
Enter Kenneth More. Ja, doch, er kommt der Vorstellung, die man als Leser von Pater Brown hat, durchaus nahe (bis hin zur von Alec Guinness eingeführten Nickelbrille). Auch bleibt er wie seine literarische Vorlage - trotz ständiger Präsenz - weitesgehend im Hintergrund, um dann im Finale den Täter unter vier Augen zu stellen.
Wie bei der aktuellen Williams-Serie wählte die BBC auch hier zum Auftakt "The Hammer of God", einen wahren Klassiker unter des Paters Fällen, der sogar Eingang in die ansonsten sehr frei adaptierten Rühmann-Filme fand. Interessant erscheint, daß beide BBC-Adaptionen gleich beginnen, nämlich mit einer postkoitalen Szene zwischen Mrs. Barnes und Oberst Bohun. Während die neuere Fassung dann allerdings wieder den üblichen Kappes mit Homo- bzw. Bisexualität etc. bemüht, bleibt die alte Fassung nah am Original, wenn der Vorlage auch einige Szenen hinzugefügt wurden, die sich aber sauber einfügen. Political Correctness gab es in den seligen 70ern noch nicht, daher darf auch der geistig zurückgebliebene Milchmann Joe (in der Vorlage entsprechender Form) auftreten. Etwas merkwürdig mutet allerdings an, daß der Pater auf einen schriftlichen Hilferuf von Mrs. Barnes hin anrückt, obwohl beide sich nicht kennen. Ansonsten erfreut den Puristen eine werkgetreue, zweckmäßig erweiterte Adaption im soliden, wenn auch etwas statischen 70er-Jahre-BBC-Stil. Zudem werden sich an dieser Folge auch die "Doctor Who"-Fans erfreuen, denn neben William Russell (als "Ian Chesterton"(!) Companion der ersten Stunde) als Reverend Bohun ist auch Peter Hawkins in einer Nebenrolle zu sehen, der ansonsten den Daleks seine markante Stimme lieh ("Exterminate!"). Ein weiteres markantes Gesicht ist Geraldine Moffatt als Mrs. Barnes, die der Fan englischer Serien bspw. aus "Die Zwei" oder "Jason King" kennt.
Keine Sternstunde, aber eine solide Adaption, die der deutsch-österreichischen Meinrad-Fassung deutlich überlegen ist und mir persönlich - aufgrund der unterschiedlichen dramaturgischen Gewichtungen und der geringeren Änderungen - sehr viel besser gefällt als die Williams-Fassung. Mal sehen, wie die anderen Folgen so sind...
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
08.12.2015 16:32
#41 RE: TV-Serien-Verfilmungen der Father-Brown-Geschichten
Zitat von Lord Peter im Beitrag #40Mal sehen, wie die anderen Folgen so sind...
Danke für die Eindrücke. Bleib am Ball und berichte weiter. Die Schilderungen klingen schonmal sehr angenehm und könnten mich auch zu einem Kauf verleiten ...
"The Oracle of the Dog" gefiel mir nochmal deutlich besser als der Auftakt.
Natürlich waren hier ein paar dramaturgische Eingriffe nötig, denn in Chestertons Geschichte bekommt der Pater den Kriminalfall lediglich erzählt und löst ihn per Ferndiagnose. In der TV-Bearbeitung ist er natürlich selbst auf dem Landsitz von Colonel Druce (ein gut aufgelegter, aber doch deutlich gealterter Rupert Davies) eingeladen, um in dessen umfangreicher Bibliothek (nicht näher spezifizierte) "historische Nachforschungen" durchzuführen. Desweiteren strich man zwei unwichtige Nebencharaktere, bemühte sich aber gleichzeitig, den verbliebenen Personen etwas mehr Background als Chesterton in seinen skizzenhaften Charakterisierungen einzuräumen. Auch wird auf Skurilitäten wie den "Schicksalsfelsen" verzichtet. Erfreulicherweise wirkt sich das nicht auf den Kriminalfall und seine Pointe aus, der Plot der Kurzgeschichte wird überaus getreu wiedergegeben, durch die zusätzlich gelegten falschen Spuren und Tatverdächtigen ist die Lösung aber nicht ganz so offensichtlich. Aufmerksame Zuschauer können aber durchaus etwas mitraten.
Kenneth More darf hier deutlich aktiver agieren als im Serienauftakt, ohne direkt zum "Actionhelden" zu werden, sein "Father Brown" überzeugt jedenfalls jederzeit (und beweist eindrucksvoll, daß er keinen Rattenschwanz von "witzigen Nebencharakteren" benötigt, um seine Fälle zu lösen). Die Nebendarsteller sind markant und machen einen guten Job, lediglich der amerikanische Sekretär und der französische Arzt neigen zu leichtem Chargieren, was aber durchaus zu ihren Rollen paßt. BBC-Urgestein Rupert Davies ("Kommissar Maigret") hätte man etwas mehr Screentime gewünscht, leider mimt er aber das Opfer...
Die Inszenierung ist auf gewohntem BBC-Standard der Zeit, nicht weltbewegendes also, aber jederzeit anschaubar. Auf diesem Niveau darf es gerne weitergehen.
"The Curse of the Golden Cross" fällt gegen die ersten beiden Folgen leider etwas ab (ohne wirklich schlecht zu sein).
Erfreulich ist zunächst mal die Wahl einer Geschichte, die es noch nicht in mehreren Adaptionen gibt, tatsächlich wurde sie - mit Ausnahme einer Lesung von Peter Fitz - nur für die 74er-BBC-Serie verwendet.
Positiv fällt natürlich wieder die "Aufforstung" des Inhalts und der Charaktere auf (auch wenn diesmal einige Änderungen bei den Personen herzlich sinnfrei sind). Auch ein leichter Hauch von Grusel-Atmosphäre ist dank des titelgebenden Fluchs vorhanden. Der Fall selbst läuft (wie üblich) der Vorlage gemäß ab, bis zum Finale - und das kostet den guten Eindruck dann doch ein paar Punkte. Während der Täter in der Vorlage unerkannt entkommt und Pater Brown den verbliebenen Reisenden dann die Hintergründe erläutert (sicher nicht sehr dramatisch), erläutert er in der TV-Fassung nur Teile der Lösung und begibt sich dann allein zum Tatort, um den Mörder zu stellen. Tut er auch, und ebenso klärt er die verbliebenen offenen Fragen. Findet der Mörder allerdings gar nicht lustig, und fast geht es dem guten Pater ans Leder, doch glücklicherweise taucht einer der anderen Reisenden auf. Der Pater ergreift die Gelegenheit, mit diesem zu fliehen, OHNE ABER DIE ANWESENHEIT DES MÖRDERS ZU ERWÄHNEN! Dieser bleibt allein (und unbemerkt) zurück und kann (vermutlich) auch fliehen. Sehr unglücklich gelöst, da hätte ich sogar eher mit einer Verhaftung leben können...
Kenneth More und der restlichen Besetzung ist kein Vorwurf zu machen, ebensowenig wie der Inszenierung. Hier schwächelte schlicht das Skript etwas. Aber das kommt ja auch in den besten Serien mal vor. Durchschnittliche Adaption, aber nicht wirklich schlecht.
Der Jahreszeit angemessen wäre zwar "The Flying Stars", doch der wurde seinerzeit von der BBC leider nicht verfilmt. Also chronologisch weiter im Text: "The Eye of Apollo".
Ebenfalls einer der Klassiker, an dem keine Father Brown-Serie vorbeikommt, sei es nun die Maritim-Hörspielreihe oder die diversen Fernsehserien mit Meinrad, More und Williams. Erwartungsgemäß schlägt sich die 74er-BBC-Variante (neben dem Hörspiel) am besten. Die Meinrad-Fassung leidet zu sehr an Budgetbeschränkungen und dem österreichischen Ambiente, um wirklich zu überzeugen, während die Williams-Serie lediglich den Titel und die Idee der Sonnenkult-Sekte übernahm, während der Rest aus dem heutigen 08/15-Drehbuchschreiberbaukasten für Sektenkrimis stammte und es einer tätlichen Beleidigung gleichkam, sich auf Chesterton zu berufen.
Aber zurück zu Kenneth More. Erstmals bekommen wir Flambeau (Dennis Burgess) zu sehen, wenn der auch nicht ganz so gut gelungen ist. Der Vorlage entsprechend ist er hier inzwischen Privatdetektiv, seine kriminelle Vergangenheit spart das Drehbuch aus. Leider wirkt er dann auch eher wie ein alternder Dandy, als ein ehemals gefürchteter Dieb, aber im Kontext der Bearbeitung kann man das akzeptieren. Umso besser gelungen ist der Rest. Die Stacey-Schwestern und der Sektenguru Kalon sind gut getroffen, zusätzlich gibt es noch einen Verlobten für die jüngere Schwester sowie die blinde Tante der beiden, die sich (zu recht) um ihr Geld sorgt und die deshalb Flambeau mit Nachforschungen beauftragt. Ansonsten verläßt man sich ganz auf die Vorlage (sicher eine von Chestertons stärkeren Stories), lediglich das "kleinere Verbrechen" des zweiten Täters steht hier in etwas besserem Licht da, weil der Mord hier nicht billigend in Kauf genommen wurde, sondern der vollständige Plan des Haupttäters nicht bekannt war.
Kenneth More gibt nach wie vor einen glaubwürdigen Father Brown, Dennis Burgess als Flambeau überzeugt hingegen nur im Kontext der Serie (in einer Bearbeitung des "Blauen Kreuzes" könnte ich ihn mir dagegen weniger vorstellen). Eine Freude ist Ronald Pickup als Kalon (gab auch den Diener Barrymore in der Baskerville-Verfilmung mit Jeremy Brett, war aber auch in "Murder Rooms" und diversen Folgen von "Inspector Barnaby" zu sehen), der nachdrücklich unter Beweis stellt, daß man auch in alberner Kostümierung nicht lächerlich wirken muß (hier schwächelte sogar die ansonsten gelungene Hörspielfassung, da Manfred Erdmann hemmungslos chargierte).
Weitesgehend werkgetreue, dabei aber nicht unspannende Adaption mit ein paar zweckmäßigen Erweiterungen/Änderungen. Die bisher beste Folge.
"The Three Tools of Death" - zugegebenermaßen keine meiner Lieblingsstories, da die Gutgläubigkeit des Lesers doch arg überstrapaziert wird, trotzdem überraschenderweise immer wieder gerne adaptiert.
Der Bearbeitung ist kein Vorwurf zu machen, sie schlägt sich erneut in punkto Werktreue besser als die Konkurrenz (Meinrad, Williams), bei den Erweiterungen stößt lediglich der Red Herring mit Sir Aarons zweiter Frau und ihrem Liebhaber etwas sauer auf (in der Vorlage ist er Witwer, was für die Geschichte nicht ganz bedeutungslos ist). Father Brown wird zu Beginn recht schlüssig etabliert, als er Sir Aaron bei einer BBC-Radiosendung kennenlernt, in der beide zu Gast sind. Ansonsten bleiben wir wieder strikt bei der Vorlage, lediglich der düstere Butler Magnus kommt etwas zu kurz (und wäre der bessere Verdächtige als die hinzuerfundene Gattin gewesen).
Kenneth More kann seinen Pater inzwischen auswendig, etwas anstrengend sind die beiden Detektive Gilder und Merton, die doch etwas zu infantil angelegt sind, um zu überzeugen. Als Sir Aaron beeindruckt James Hayter, der eine auffallende akustische Ähnlichkeit mit Wolfgang Völz hat und auch nach seinem Abgang noch in diversen Rückblenden auftaucht.
Patente Umsetzung mit kleineren Mängeln, die leider etwas an ihrer schwachen Vorlage leidet.