Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 0 Antworten
und wurde 433 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.10.2016 13:45
Jack the Ripper - Der Dirnenmörder von London (1976) Zitat · Antworten



Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London (Jack the Ripper)

Erotikkrimi, BRD / CH 1976. Regie: Jess Franco. Drehbuch: Jess Franco, Jean-Claude Carrière. Mit: Klaus Kinski (Dr. Dennis Orloff), Josephine Chaplin (Cynthia), Andreas Mannkopff (Inspektor Selby), Herbert Fux (Charlie, der Fischer), Lina Romay (Marika Stevenson), Hans Gaugler (Mr. Bridger, der Blinde), Nikola Weiße (Frieda), Ursula von Wiese (Miss Higgins), Francine Custer (Sally Brown), Olga Gebhard (Mrs. Baxter) u.a. Uraufführung (BRD): 23. September 1976. Eine Produktion der Cinemec-Film Berlin im Elite-Filmverleih Zürich.

Zitat von Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London
In Whitechapels nächtlichen Straßen lauert ein Triebtäter, der seine Opfer nicht nur ermordet, sondern sie brutal entstellt oder sogar in Einzelteile zerlegt. Presse und Polizei nennen ihn „Jack the Ripper“ und rätseln über seine Identität. Erst durch den Mord an der Prostituierten Sally Brown erhalten sie neue Anhaltspunkte, denn ein Blinder war am Tatort anwesend. Dieser verfügt über einen ausgezeichneten Geruchssinn und behauptet, den Täter ohne Zweifel identifizieren zu können. Die Schlinge um Jacks Hals beginnt, sich zuzuziehen ...


Nur wenige reale Mörder strahlen eine solche dauerhafte makabre „Faszination“ aus wie Jack, vor dessen Taten die Londoner im Jahr 1888 zitterten. Zwei Umstände wirkten sich auf Jacks legendären Status fraglos positiv aus: Er wählte seine Opfer aus einer Randgruppe der Gesellschaft, sodass oft die Verwunderung über die Brutalität seiner Taten und die unglaubliche Verwischung seiner Spuren gegenüber dem Mitleid mit den Ermordeten überwog, und zudem wurde er nie gefasst, weshalb sich unzählige Legenden und (Verschwörungs-)Theorien um seine Identität ranken. Die 1976er Verfilmung bedient sich zwar keiner der ganz abstrusen oder plakativen Lösungsansätze, die über die Jahre aufgetaucht sind, kann aber dennoch ihre zweifelhafte Machart nicht verleugnen. Die Mordgeschichte dient hier in erster Linie als Fassade, um zwei „kinowirksame“ Faktoren auszukosten: Gewalt (die in Form wenig glaubwürdiger abgetrennter Requisiten-Körperteile daherkommt) und Sex (der zwar nicht explizit gezeigt, aber doch deutlich genug – vor oder auch während des Tötungsvorgangs – stattfindet).



Das ultimative enfant terrible Klaus Kinski als Jack the Ripper zu verpflichten, mag zunächst wie eine gute Idee klingen. Tatsächlich liefert Kinski dann auch eine darstellerisch gute, über weite Strecken erstaunlich zurückhaltende und damit stimmige Leistung in der Titelrolle. Diese prominent zu besetzen, bedeutet andererseits aber auch, dass der Ripper nicht als unbekannter Schatten aus der Nacht auftaucht und dass es kein Rätsel um seine Person gibt: Wenn Klaus Kinski den Ripper spielt, weiß der Zuschauer natürlich von Anfang an, dass Klaus Kinski den Ripper spielt – Whodunit adé. Leider geht mit der offenen Konstruktion nicht nur der Whodunit flöten, sondern gleichermaßen jede nennenswerte Spannung. Den psychologischen Anspruch, der sich aus einer solchen Herangehensweise zwangsläufig ergibt, sucht man in einem Film, für den Jess Franco sowohl scriptweise als auch auf dem Regiestuhl verantwortlich zeichnet, logischerweise vergebens. Mühsam eingestreut wirken die Referenzen zu Dr. Orloffs Muttertrauma, selbstzweckhaft die Szenen mit seiner Helferin oder der nervtötenden Vermieterin.

Dass auch von den anderen Schauspielerinnen keine nennenswerten Auftritte zu erwarten sind, versteht sich bei einer Produktion wie dieser von selbst (es sei denn, man erwärmt sich für Varietégesang à la „Come, feel my hips / My lovely tits / If you have the brass / I’ll give you pretty ass“). So sind vor allem der junge Andreas Mannkopff als solider Inspektor und Hans Gaugler als blinder Bettler interessante Nebenfiguren, während Herbert Fux sein übliches Programm als Ekelpaket abwickelt und als Erpresser in der zweiten Filmhälfte gern etwas ausführlicher zum Einsatz hätte kommen dürfen, um der zunehmenden Beliebigkeit der Handlungsabläufe entgegenzuwirken. Tatsächlich gelingt es Franco nämlich, seinen „Jack the Ripper“ auf handwerklich akzeptablem Boden zu gründen (vor allem der Austausch Manuel Merinos an der Kamera gegen Peter Baumgartner macht sich positiv bemerkbar); allerdings vergisst er dabei den Unterhaltungswert, der seine Filme meist auszeichnet. Das Ergebnis ist eine eher lahme Angelegenheit, die als ernsthafte Aufarbeitung der Ripper-Thematik ebenso enttäuscht wie als 70er-Kult-Schocker.

Als Klaus-Kinski-Film durchaus einen Versuch wert, dagegen unter allen anderen Prämissen zu vernachlässigender Mittelweg zwischen Sex-and-Crime-Exploitation und ernsthaften Kostümfilmanleihen. Vor allem die Tempoarmut, die von stellenweisen Geschmacklosigkeiten durchzogen wird, erschwert die Sichtung. 2 von 5 Punkten.

[ Eine weitere Besprechung zu diesem Film kann man hier nachlesen. ]

 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz