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Dieses Thema hat 86 Antworten
und wurde 3.249 mal aufgerufen
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Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

11.06.2024 13:12
#46 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Vielleicht wurde das überlesen oder mißverstanden, zur Frage "der "Abstieg des öffentlich-rechtlichen Fernsehens" hätte durch weniger Krimi-Produktionen "aufgehalten" werden können?"

Rühmliche Ausnahmen sind die Kultursender ARTE und 3SAT. Beide Kanäle strahlen nahezu doppelt so viele dokumentarische Sendungen aus wie alle ARD-Sender und das ZDF zusammen.
Nur etwa 7% der dokumentarischen Arbeiten behandeln gesellschaftspolitisch relevante Themen, nur etwa 3 Prozent befassen sich mit Wissenschaft und Technik - Ein Armutszeugnis für Medien
in einer Gesellschaft, die so sehr und in wachsendem Maße von den Ergebnissen von Wissenschaft und Technik abhängig ist.

Gruss
Havi17

Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt (Jimi Hendrix)
Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit. Albert Einstein
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Albert Einstein

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.970

11.06.2024 17:21
#47 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Havi, das habe ich gelesen! Aber dazu auch schon angemerkt, dass diese beiden Passagen 0,0 miteinander zu tun haben. Der erste Absatz kritisiert, dass der Krimi-Anteil am Konsum fiktionaler Produktionen zu hoch ist (ist das die These? Da rätsel' ja nicht nur ich immer noch), der zweite Absatz lobt dann Dokus auf ARTE und 3SAT. Dokumentationen sind keine fiktionalen Produktionen. Es gibt also keinen Zusammenhang und Beides gegeneinander aufzurechnen, ist auch Blödsinn. Wenn die Antwort auf Passage 1 wäre, einfach mehr Komödien und Liebesfilme zu produzieren, würde das am Anteil der dokumentarischen Formate Nichts ändern. Es gäbe nur weniger Krimis.
Soll es dann nun plötzlich darum gehen, dass ARD und ZDF zu viele fiktionale Filme und Serien produzieren?

@Georg: Vielen Dank für die enorme Mühe, die Du Dir da gemacht hast!

Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

12.06.2024 13:41
#48 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Di beiden aufeinanderfolgenden Passagen aus dem Buch stehen im direkten Zusammenhang. Verinfacht ausgedrückt, der Krimianteil ist viel zu hoch, gemessen an dem Bildungsauftrag mit den "Rühmliche Ausnahmen sind die Kultursender ARTE und 3SAT."

Gruss
Havi17

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Fabi88 Offline



Beiträge: 3.970

14.06.2024 09:23
#49 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Dann muss ich es also auch noch einmal vereinfacht ausdrücken:
Im Rundfunkstaatsvertrag stehen sowohl Information (=Bildungsauftrag) als auch Unterhaltung als Vorgabe (!).
In dem von dir geteilten Auszug wird kritisiert, dass der Anteil von Krimis am Unterhaltungsteil zu groß ist. Würde man dort aber bei der Zahl der Produktionen kürzen, gäbe es stattdessen eben mehr Spielfilme aus dem Bereich Science-Fiction, Komödie oder Liebesfilm - vielleicht auch einfach nur mehr Serien, aber keine einzige Dokumentation mehr als sonst.
Man darf sich nun darüber streiten, ob nicht auch Dokumentationen unterhaltend sein können, zur Fiktion werden sie aber ganz offiziell nicht gezählt. Und die geforderten dokumentarischen Formate im Bereich Wissenschaft und Technik, wären ziemlich sicher nicht (primär) unterhaltend.
Krimis und Dokumentationen werden also für zwei völlig unterschiedliche Aufträge produziert.

Die beiden Auszüge behandeln also zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe und ich hoffe stark, dass der Autor/die Autorin des kompletten Beitrags nicht im Gesamten dort so vorgegangen ist - einfach undifferenziert Kritikpunkte hinzuwerfen und (falsch) zu verknüpfen, um nur eine allgemeine Unzufriedenheit auszudrücken.

Zumal der zweite Auszug im Übrigen wortwörtlich aus dem Dossier "Deutschland – Doku-Land - Über Entwicklungen im dokumentarischen Fernsehen" von der AG DOK stammt. Entweder hat der Autor/die Autorin sich also einfach die Arbeit leicht gemacht und einfach Fremdtext (hoffentlich mit Quellenangabe?) verwendet oder der Autor/die Autorin hat das Dossier mit verfasst und stammt somit aus dem Doku-Milieu, was dieses falsche "Aufrechnen" von Kriminalfilmen und Dokumentationen natürlich auch noch einmal in ein etwas anderes Licht stellen würde.

Und an dieser Stelle dann noch einmal:
Ich bin selbst der Meinung, es gibt zu viele Krimi-Formate und ich schaue längst kein lineares Fernsehen mehr. Wissenschaft und Technik wird aber in den Mediatheken angeboten. Wenn man sich in die Mediathek begibt, findet man sogar dokumentarische Beiträge dazu, wie beispielsweise Glasaugen hergestellt werden und mit "Alpha Lernen" gibt es einen ganzen Kanal zu Physik und Chemie. Wenn es jemanden interessiert, findet er/sie es auch.
Würde man diese Beiträge aber um 20:15 anstatt eines Krimis im linearen ARD-Hauptprogramm senden, würde das ÖRR auch die letzten Reste an Relevanz verlieren und die öffentliche Kritik am Rundfunkbeitrag würde steigen, nicht sinken!
Der Münsteraner Tatort "Magic Mom" (selbst nicht gesehen) hatte letztes Jahr fast 14 Millionen Zuschauer - völlig egal, was qualitativ dahintersteckt - aber wenn das Leute erst einmal beim linearen Fernsehen hält oder überhaupt erst anzieht und ein paar dieser Zuschauer vielleicht zumindest die Tagesschau vorher sehen und danach bei einer Dokumentation hängenbleiben, hilft das dem ÖRR ungemein.
Die oft geforderte Alternative, die ÖRR sollen nur noch ihren Bildungsauftrag erfüllen, würde zu vierstelligen Zuschauerzahlen führen, nicht zu einer gebildeten Bevölkerung.
Es ist auch völlig überholtes Denken, ARD und ZDF mit RTL und Co zu vergleichen. Der wirkliche Kampf wird längst zwischen ARD+ZDF (mit mittelfristig gemeinsamer Mediathek) und Netflix, RTL+, Disney+, HBO und Co geführt. Das lineare Programm läuft voraussichtlich nur noch für das alte Publikum und in Krisenzeiten (in der Corona-Pandemie oder zu Flutzeiten und ähnlichem gibt es ja plötzlich immer einen Informations-Wunsch in der Bevölkerung). Der Fokus liegt (endlich) primär auf den Mediatheken und Online-Medien.
Auch dort: wer den letzten Blödel-Tatort in der Mediathek schaut, ist zumindest schon einmal in der "richtigen" Mediathek und die Hemmschwelle, dort auch auch eine Dokumentation oder Wissenschaftssendung anzuklicken oder für die eigenen Kinder dort einmal in der "Sendung mit der Maus"-Kategorie etwas herauszusuchen anstatt Disney+ anzuschalten, ist kleiner.

Wenn es um's Finanzielle geht, darf man aus meiner Sicht gern über die "Sportschau", genauer die Bundesliga-Zusammenfassungen, diskutieren. Die hatte selbst zu Premiere-Zeiten ebenfalls Quoten um die 12 Millionen Zuschauer, was die hohen Bundesliga-Lizenzkosten rechtfertigte, liegt aber mittlerweile wohl eher bei 1,8-2 Millionen, weil die meisten Fußballinteressierten mittlerweile doch Sky- und DAZN-Abos haben.
Hier driften Kosten und Publikumsinteresse langsam deutlich auseinander und "Sport" ist meines Wissens nicht im Rundfunkstaatsvertrag in dieser Form verankert, bzw. kann ja weiterhin mit Großereignissen (Fussball-WM und -EM) sowie Wintersport oder Leichtathletik bedient werden. Auch beim Fußball würde die 3. Liga mit zahlreichen Traditionsvereinen sich noch anbieten oder die Regionalligen in den dritten Programmen - wo sie zum Teil ja bereits stattfinden.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

14.06.2024 10:43
#50 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Um es deutlich zu sagen, der Rundfunkstaatsvertrag wird nicht mehr erfüllt, doch das stört miemanden. Es gibt genügend berechtigte Kritiken über dieses Buch hinaua. Man muss diesen Autoren auch nicht glauben!!

Gruss
Havi17

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Count Villain Online




Beiträge: 4.658

14.06.2024 14:36
#51 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Zitat von Havi17 im Beitrag #50
Um es deutlich zu sagen, der Rundfunkstaatsvertrag wird nicht mehr erfüllt,


"Nicht mehr" oder "immer noch nicht (wider)"? Da müsste man tatsächlich jetzt mal Vergleiche über die letzten Jahrzehnte ziehen, ob da irgendwo ein Bruch/Umschwung war und wann.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 663

14.06.2024 16:18
#52 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #29
Extrembeispiel Volker Buch: Selbst er wird nicht "ausgeblendet"

Was hat denn der Volker Bruch so Schlimmes verzapft, dass du ihn hier als “Extrembeispiel” darstellst? Hat er sich in die Reichskriegsflagge gehüllt, sich an Berlins sensibelstem Mahnmal hingestellt und ein Importverbot für Jaffa-Orangen verlangt? Weil sonst die Reptiloiden die Macht im Land übernehmen? Ich meine, DAS wäre wirklich irgendwie „extrem“. Davon war er ja meilenweit entfernt, er hat nur eine maßnahmenkritische Initiative von Künstlern mitinitiiert. Die ja nun mehr als notwendig war, gerade aus Richtung der Künstler, die sich doch immer so gerne gesellschaftskritisch geben. Nebenher hat er noch mit der Mitgliedschaft in einer regierungskritischen Partei geliebäugelt (die nicht mal das Böse in Blau ist). Herrgott, wenn das schon so extrem sein soll, da fragt man sich, was manche sich für Vorstellungen von Demokratie, Meinungsfreiheit usw. machen.
Letztlich kann man froh über jeden Prominenten sein, der sich traut, einfach mal zu sagen, was IST.

PS: Normalerweise würde ich hier gar nicht mehr an solchen Diskussionen teilnehmen, aber ich fühle mich aus speziellen Gründen Herrn Bruch verbunden, deswegen mal dieser Einschub.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

14.06.2024 18:57
#53 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Es ist doch ganz einfach. Das Buch lesen und DANN darüber reden. Spekulationen, Mutmaßungen, das herausziehen einzelner Schlagworte und zerreden derselben bringt nichts. Das Buch liefert nicht nur den Sachstand, sondern die Gründe und deren Entwicklung über eine lange Zeit.

Gruss
Havi17

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Fabi88 Offline



Beiträge: 3.970

17.06.2024 11:24
#54 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #52
Zitat von Fabi88 im Beitrag #29
Extrembeispiel Volker Buch: Selbst er wird nicht "ausgeblendet"

Was hat denn der Volker Bruch so Schlimmes verzapft, dass du ihn hier als “Extrembeispiel” darstellst? Hat er sich in die Reichskriegsflagge gehüllt, sich an Berlins sensibelstem Mahnmal hingestellt und ein Importverbot für Jaffa-Orangen verlangt? Weil sonst die Reptiloiden die Macht im Land übernehmen? Ich meine, DAS wäre wirklich irgendwie „extrem“. Davon war er ja meilenweit entfernt, er hat nur eine maßnahmenkritische Initiative von Künstlern mitinitiiert. Die ja nun mehr als notwendig war, gerade aus Richtung der Künstler, die sich doch immer so gerne gesellschaftskritisch geben. Nebenher hat er noch mit der Mitgliedschaft in einer regierungskritischen Partei geliebäugelt (die nicht mal das Böse in Blau ist). Herrgott, wenn das schon so extrem sein soll, da fragt man sich, was manche sich für Vorstellungen von Demokratie, Meinungsfreiheit usw. machen.
Letztlich kann man froh über jeden Prominenten sein, der sich traut, einfach mal zu sagen, was IST.

PS: Normalerweise würde ich hier gar nicht mehr an solchen Diskussionen teilnehmen, aber ich fühle mich aus speziellen Gründen Herrn Bruch verbunden, deswegen mal dieser Einschub.


Kein Grund für überschäumende Emotionen!
Ich habe ihn deswegen gewählt, weil bei ihm die Reaktionen am härtesten waren. Deswegen diente er mir als "Extrembeispiel" für das, was Havi da so nebulös als "Ausblenden" titulierte.
Tatsächlich wurde er aber einfach nur öffentlich kritisiert für seine Beteiligung an "Alles dichtmachen" und den Mitgliedsantrag bei "DieBasis" - das war's.
Dass er beispielsweise mit Attest (als einziger) von den Corona-Schutzmaßnahmen (bspw. Maske tragen) am Set von "Babylon Berlin" befreit war, wurde fairerweise zum Beispiel - wenn überhaupt - nebensächlich in den Berichten erwähnt, weil "die Presse" ihm richtigerweise zugestand, dass es ja tatsächlich dafür gesundheitliche Gründe geben mag. Ich finde es daher "extrem" von "Ausblenden" und Co (Cancel Culture usw.) zu sprechen.
Es ist erschreckend, wie wenig Rechtsverständnis - gerade in Bezug auf Meinungsfreiheit - in großen Teilen der Bevölkerung herrscht. Wurden die Teilnehmer von "Alles dichtmachen" mit Berufsverbot belegt? Sitzen einige von ihnen bis heute bei Wasser und Brot im Gefängnis? Wurden die Häuser durchsucht und Eigentum beschlagnahmt? Gab es Gerichtsprozesse?
Alle hatten die Möglichkeit ihre Meinung zu äußern, nur gab es aufgrund des Timings sowie der Art und Weise, wie das geschah (der Sarkasmus wurde nicht von jedem verstanden), laute Gegenstimmen. Meinungsfreiheit bedeutet ganz einfach nicht, dass Meinungen unwidersprochen geäußert werden. Man darf gern den Mob bei Twitter und Co, der sich damals bildete, für den Hass und die Hetze kritisieren, allerdings waren das Privatpersonen und keine stattliche Zensur oder Einschränkung der Meinungsfreiheit oder Ähnliches. In den Fällen, wo es Straftatbestände in den Äußerungen gab, werden die betroffenen Schauspieler sicherlich auch Rechtsmittel eingelegt und von der Justiz unterstützt worden sein.

Zitat von Havi17 im Beitrag #53
Es ist doch ganz einfach. Das Buch lesen und DANN darüber reden. Spekulationen, Mutmaßungen, das herausziehen einzelner Schlagworte und zerreden derselben bringt nichts. Das Buch liefert nicht nur den Sachstand, sondern die Gründe und deren Entwicklung über eine lange Zeit.

Da machst Du Dir aber einen schlanken Fuß, Havi! Wenn man zwei Auszüge aus einem Buch in einem Forum postet, dann doch, weil man auf dieser Basis diskutieren möchte?
Jetzt gibt es aber Gegenmeinungen, weil andere Nutzer die These "weniger Krimis=besseres Programm" nicht unterstützen oder (wie ich) für eine fundierte Meinung gern Vergleiche zu anderen Jahrzehnten hätten, da soll laut Dir plötzlich eine Diskussion nur noch auf Basis des kompletten Buches passieren.
Korrigiere mich bitte, aber ich glaube nicht, dass sich von den 282 Seiten auch nur ~10 mit Krimis beschäftigen. Der Ausschnitt hier wird höchstwahrscheinlich der einzige Teil mit diesem Schwerpunkt sein.
Wie also soll sich der von Dir gewählte Ausschnitt nach Lesen des gesamten Buches (geschrieben von vier Fernsehtätigen, die wohl selbst nie viel mit szenischen Produktionen zu tun hatten) irgendwie relativieren?

Und anstatt endlich mal die Zahlen zu liefern, wie viele Krimis es im TV in den 70ern gab (sie kommen nicht, weil das Buch diese anscheinend nicht liefert), wird nebulös von "anderen Kritiken" am Öffentlich-Rechtlichen erzählt und wieder "Glaube" in Zusammenhang mit dem Buch und den Autoren erwähnt.
Wenn es Dir darum geht, hier zwei willkürliche Ausschnitte, die gegen den aktuellen Zustand des ÖRR sprechen zu posten und von allen zu hören "Ja, danke für's Teilen! Das Programm ist Mist!" - dann gebe ich Dir das gern!
Ich habe ja schon oft genug erwähnt, dass ich das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen für kritikwürdig halte - und es selbst zumindest linear so gut wie gar nicht mehr nutze.
Aber Kritik ist für mich eben nicht, irgendwelche Zahlen, die teils sogar für ganz andere Thesen erhoben wurden, aneinanderzureihen und dann noch völlig verschiedene Aspekte zu verquirlen (Spielfilme=Unterhaltung und Dokumentationen=Bildung). Bei der Studie zum Krimikonsum beispielsweise ging es um die favorisierten Sendungen der Zsuchauer, nicht um Qualität des angebotenen Programms oder dessen Zusammensetzung. In dem Ausschnitt wird jedoch der Eindruck erweckt, die TV-Sender zeigen 23 von 24 Stunden am Tag Krimis. Dabei sagt die Studie eigentlich eher aus, dass ein Großteil des TV-Programms ungesehen versendet wird und die Zuschauer sich nur bei Krimis noch in ansprechender Zahl vor dem Bildschirm versammeln.
Wenn eine ernsthafte Diskussion erwünscht ist, müssten wir nun darüber sprechen, wie und warum der Rundfunkstaatsvertrag nicht erfüllt wird. Und wie Count Villain ganz richtig einwarf: Ob er nur aktuell, seit vielen Jahren oder schon immer diesen Vertrag nicht erfüllte. "Früher war Alles besser!" ist mir hier einfach zu billig, allein, weil Georg ja mit seiner akribisch erarbeiteten Liste von 1964 die Vermutung stützt, es gab früher ebenso viele oder gar mehr Krimis.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

17.06.2024 17:40
#55 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

"Da machst Du Dir aber einen schlanken Fuß, Havi! Wenn man zwei Auszüge aus einem Buch in einem Forum postet, dann doch, weil man auf dieser Basis diskutieren möchte" Sorry, es war nicht meine Absicht über Fakten zu diekutieren. Wer sich ein Gesamtbild mit allen Entwicklungen, die dazu führten, machen möchte, kann dies gerne als Buchtipp mitnehmen.

Gruss
Havi17

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Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

03.07.2024 23:49
#56 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Gruss
Havi17

Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt (Jimi Hendrix)
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Fabi88 Offline



Beiträge: 3.970

05.07.2024 11:02
#57 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Ein wirklich schwieriges Thema. Ein Zitat aus Deinen Links finde ich bezeichnend:
"Die Schuld sieht Schafmeister vor allem bei den TV-Sendern: "Das Fernsehen, und gerade das öffentlich-rechtliche, ist dazu übergegangen, immer weniger fiktionales Programm, also Filme und Serien, herzustellen." Kochshows seien billiger."
Dass es zu wenig Filme und Serie im Öffentlich-Rechtlichen geben soll, sehe ich tatsächlich nicht. Wir hatten ja hier schon eher die These gelesen, dass es eher weniger Krimis (und somit fiktionales Programm) und viel mehr Nicht-Fiktionales geben sollte.
Das Problem ist aus meiner Sicht also vielmehr, dass es außerhalb (!) der Öffentlich-Rechtlichen Sender kaum noch Produzenten gibt. Die Zeiten wo RTL, Sat1 und Co (verhältnismäßig) große TV-Filme und zahlreiche Serien produzierten, sind aus bekannten Gründen vorbei, auch bei den hochgehypten Streaming-Anbietern, die es erst auszugleichen schienen, geht es rapide zurück - Sky stellte bereits vor einiger Zeit alle deutschen Eigenproduktionen ein, Paramount ja nun ebenfalls schon kurz nach dem Start.
Noch dazu existiert in Deutschland kaum noch eine Kinofilm-Industrie. Kinofilme sind quasi nur noch mit Geld der Öffentlich-Rechtlichen möglich und somit fallen dort zwangsläufig wiederum Sendeplätze für (reine) TV-Filme weg.
Ich drücke es einfach mal ganz drastisch aus:
Im Endeffekt ist das Problem, dass die Leute nicht mehr (für deutsche Filme) ins Kino gehen und streng genommen auch TV-Filme nur noch subventioniertes Kulturprogramm ohne Zuschauer sind - sofern es keine Krimis sind.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

16.09.2024 14:38
#58 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Ich bin gerade an einer BlueRay dran. Hier gibt es auch ein Porträt von Howard Hawks (TV Aufzeichnung von ARTE).
Im Zusammenhang mit dem Film "El Dorado" und den Künstlerporträts dazu bin ich u.a. auf die Tatsache gestossen, dass
Hawks seit den 40er Jahren seine eigene Produkionsfirma hatte, folglich auch mal andere Stars besetzte, als es
"Hollywood" machte, Stars die durchaus zurecht auch Probleme mit diesen Studios hatten. Folglich habe ich dazu mal
recherchiert. Ich denke, dass ist sind durchaus interessante Fakten die ich einfach, als Fakt nicht zur Diskussion,
mal hier rein stelle.

Die Produktionsfirma von **Howard Hawks** war **Hawks Productions, Inc.**. Diese Firma
wurde von ihm in den 1940er Jahren gegründet und war besonders aktiv in den 1940er und
1950er Jahren. Unter diesem Label produzierte Hawks einige seiner bekanntesten Filme,
darunter **"To Have and Have Not"** (1944) und **"The Big Sleep"** (1946). Howard Hawks
war ein bedeutender Regisseur, der für seine Vielseitigkeit und seinen Einfluss auf
das Hollywood-Kino bekannt ist. Neben seiner eigenen Produktionsfirma arbeitete er
auch oft mit großen Studios wie **Warner Bros.** und **Paramount Pictures** zusammen.


Howard Hawks gründete **Hawks Productions, Inc.** hauptsächlich, um **kreative Kontrolle**
und **Unabhängigkeit** über seine Filme zu erlangen. Hier sind die zentralen Gründe,
warum er die Firma ins Leben rief:

1. **Kreative Unabhängigkeit**: In der klassischen Hollywood-Ära dominierten die großen
Studios die Filmproduktion und hatten oft die endgültige Kontrolle über das Drehbuch,
den Schnitt und die Besetzung eines Films.
Hawks wollte mehr **künstlerische Freiheit**, um Projekte nach seinen eigenen Vorstellungen
umzusetzen und seine persönliche Vision ohne die Einmischung der Studios zu realisieren.

2. **Finanzielle Kontrolle**: Als Produzent konnte Hawks die **finanzielle Kontrolle**
über seine Filme behalten. Indem er über seine eigene Firma produzierte, konnte er die
Gewinne aus den Filmen maximieren und hatte auch mehr Einfluss auf die Budgetierung
und Verwertung der Filme.

3. **Flexibilität bei der Projektauswahl**: Hawks war ein vielseitiger Filmemacher,
der in verschiedenen Genres arbeitete, darunter Western, Komödien, Kriegsfilme und
Film Noir. Mit seiner eigenen Produktionsfirma hatte er die Freiheit, Projekte
auszuwählen, die ihn interessierten, und konnte leichter zwischen verschiedenen
Filmgenres wechseln, ohne sich den Vorgaben eines großen Studios unterwerfen zu müssen.

4. **Bessere Verhandlungsposition**: Die Gründung von **Hawks Productions** stärkte
seine Position in Verhandlungen mit den großen Studios. Anstatt nur als angestellter
Regisseur zu arbeiten, konnte er als unabhängiger Produzent und Regisseur auftreten,
was ihm mehr Einfluss und Kontrolle über den kreativen und kommerziellen Erfolg
seiner Filme gab. Durch die Gründung von **Hawks Productions** konnte Hawks also
eine größere **künstlerische und wirtschaftliche Autonomie** erlangen, was in
der stark regulierten Studio-Ära von Hollywood ein wichtiger Vorteil war.

Die **"Studio-Ära"** von Hollywood, auch bekannt als **Golden Age of Hollywood**,
bezieht sich auf die Zeit von den 1920er bis in die 1950er Jahre, in der die großen
Filmstudios wie **MGM**, **Warner Bros.**, **Paramount**, **20th Century Fox**
und **RKO** die Filmproduktion, -vermarktung und -verwertung in den USA weitgehend
kontrollierten. Diese Ära war stark **reguliert** und von einigen charakteristischen
Merkmalen geprägt: ### 1. **Studiosystem**: Die großen Studios hatten die
**vollständige Kontrolle** über fast alle Aspekte der Filmproduktion.
Sie beschäftigten Regisseure, Schauspieler, Drehbuchautoren und Techniker fest und
unter langfristigen Verträgen. Dies bedeutete, dass die Studios bestimmten, welche
Filme produziert wurden, wer Regie führte und wer die Hauptrollen spielte. Kreative
Entscheidungen lagen also oft bei den **Studio-Bossen**, nicht bei den Regisseuren
oder Schauspielern. ### 2. **Vertragsbindung**: Viele Filmschaffende, insbesondere
**Schauspieler und Regisseure**, waren durch sogenannte **Studioverträge**
langfristig an ein bestimmtes Studio gebunden. Diese Verträge diktierten, an
welchen Projekten sie arbeiten durften, und gaben den Studios die Macht, ihre
Karrieren zu steuern. Kreative Freiheit war für die meisten Filmschaffenden
stark eingeschränkt. ### 3. **Kontrolle der Kinos (Vertikale Integration)**:
Die Studios kontrollierten nicht nur die Filmproduktion, sondern auch die
**Kinos**, in denen die Filme gezeigt wurden. Dies wird als **vertikale Integration**
bezeichnet. Da die großen Studios ihre eigenen Kinos besaßen, konnten sie bestimmen,
welche Filme dort gezeigt wurden, und unabhängig produzierte Filme hatten es schwer,
auf den Markt zu kommen. ### 4. **Starke Zensur (Hays Code)**: In dieser Zeit gab
es auch eine starke **Inhaltsregulierung** durch den **Hays Code**
(oder **Production Code**), der von den Studios selbst durchgesetzt wurde.
Der Hays Code bestimmte, was in Filmen gezeigt werden durfte, insbesondere in
Bezug auf Gewalt, Sexualität und moralische Werte. Dies schränkte die künstlerische
Freiheit weiter ein, da alle Filme den moralischen Standards entsprechen mussten,
die der Code vorgab. ### 5. **Marktmonopol**: Durch die vertikale Integration und
die Verträge mit den Schauspielern und Regisseuren hatten die Studios praktisch
ein **Monopol** auf die Filmindustrie. Es war schwer für unabhängige Produzenten,
in den Markt einzudringen oder abseits der Studiostrukturen erfolgreich zu sein.

### Auflösung der Studio-Ära: Die Studio-Ära begann in den späten 1940er Jahren zu
zerfallen, insbesondere durch ein wichtiges Gerichtsurteil, das sogenannte
**Paramount-Urteil** von 1948. Dieses Urteil zwang die Studios, ihre **Kinoketten
zu verkaufen** und beendete die vertikale Integration. Dadurch öffneten sich neue
Wege für unabhängige Produzenten und Regisseure, da die Studios nicht mehr die
gleiche Kontrolle über die Distribution hatten. Insgesamt war die **stark regulierte
Studio-Ära** eine Zeit, in der große Studios nahezu vollständige Kontrolle über
alle Aspekte der Filmproduktion, -vermarktung und -verwertung hatten. Regisseure
wie **Howard Hawks**, die mehr kreative Freiheit und Kontrolle suchten, gründeten
daher eigene Produktionsfirmen, um sich von den Zwängen dieser Ära zu befreien.

Robert mitchum wurde nie mehr für einen oskar nominiert, weil er im Kommite für
unamerikanische umtriebe keine Kollegen denunzierte, verweigerte die Aussage und
sagte "er rede nicht mit menschen mit denen er nicht noch einen trinken gehen würde"
Ist die Zeit der vertikale Integration wirklich vorbei ? Haben die großen Studios
nicht doch noch die **vollständige Kontrolle** über fast alle Aspekte der Filmproduktion?

Auch wenn die klassische vertikale Integration vorbei ist, gibt es heute andere Formen
der **Marktmacht und Konzentration** bei großen Studios. Hier sind einige moderne
Entwicklungen, die auf eine teilweise Rückkehr der Kontrolle hindeuten: -
**Mediakonglomerate**: Große Studios wie **Disney**, **Warner Bros. Discovery**,
**Comcast (Universal)** und **Sony Pictures** gehören heute zu gigantischen
**Medienkonglomeraten**, die nicht nur Filmstudios besitzen, sondern auch
Fernsehstationen, Streaming-Plattformen und andere Formen von Medien. Dies
ermöglicht ihnen eine **starke Kontrolle** über die Produktion und Verbreitung
von Inhalten über verschiedene Kanäle. - **Streaming-Dienste**: Plattformen
wie **Netflix**, **Disney+**, **Amazon Prime Video** und **HBO Max** haben
eine neue Form der vertikalen Integration geschaffen, indem sie sowohl die
**Produktion** als auch die **Distribution** von Inhalten unter einem Dach
vereinen. Studios und Streaming-Dienste kontrollieren nicht nur, welche Filme
und Serien produziert werden, sondern auch, wie sie dem Publikum zugänglich
gemacht werden, was eine starke Machtposition darstellt.

Auch wenn die klassischen Studios heute keine Kinos mehr besitzen, haben sie
dennoch große **Macht über den Zugang zum Markt**. Filme und Serien, die nicht
von einem großen Studio oder einer großen Streaming-Plattform unterstützt
werden, haben es schwerer, ein breites Publikum zu erreichen. Die Produktions-
und Marketingbudgets großer Studios übersteigen oft die von unabhängigen
Produzenten, was den Markt weiterhin **ungleich verteilt**. Zudem dominieren
große Plattformen und Studios den **Zugang zu globalen Publikumsmärkten**,
was bedeutet, dass ihre Produktionen bevorzugt und prominenter beworben werden.

Das **Hollywood-Establishment** behielt bis in die **1990er Jahre** (und darüber
hinaus) eine erhebliche **Macht**, Karrieren zu beeinflussen und über Anerkennung,
wie z. B. die **Oscar-Vergabe**, zu entscheiden.

Die **Academy of Motion Picture Arts and Sciences**, die die Oscars vergibt, war
und ist eine **exklusive Organisation**, die von führenden Akteuren der
Filmindustrie dominiert wird. Die Machtstrukturen innerhalb der Academy
blieben bis in die 1990er Jahre stark von **wirtschaftlichen Interessen**
und persönlichen **Beziehungen** beeinflusst. Die Studios hatten immense
finanzielle Ressourcen, um Lobbyarbeit für bestimmte Filme und Darsteller
zu betreiben und ihre Kampagnen zu unterstützen.

Schauspieler oder Filmschaffende, die gegen die vorherrschenden politischen
oder sozialen Vorstellungen verstießen, konnten weiterhin **marginalisiert**
oder benachteiligt werden.

Die Macht des **Hollywood-Establishments** ist bis heute spürbar, auch wenn sie
sich verändert und modernisiert hat. Sie basiert auf **wirtschaftlicher
Kontrolle**, **politischen Agenden** und **institutionellen Machtstrukturen**,
die noch immer weitgehend von großen Studios und Medienkonglomeraten bestimmt
werden. Die Vorstellung, dass Hollywood heute unabhängig und offen ist, wird
häufig propagiert, um das öffentliche Image der Branche zu wahren, verdeckt
aber oft die **fortbestehenden Machtverhältnisse**.

Gruss
Havi17

Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt (Jimi Hendrix)
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Fabi88 Offline



Beiträge: 3.970

16.09.2024 15:42
#59 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Du schreibst ja deutlich, dass Du damit keine Diskussion entfesseln willst, aber hier gebe ich Dir ziemlich uneingeschränkt Recht und finde, man kann dazu noch Einiges schreiben.
Schon vor Jahren habe ich Vergleiche der Monopol-Stellung der Studios mit eigenen Kinoketten mit der Entwicklung hin zu eigenen Streaming-Diensten der Studios gezogen und mich gefragt, ob es heutzutage da nicht doch noch einmal Gerichtsprozesse wie 1948 geben könnte. Die Antwort lautet anscheinend "Nein", denn selbst die Übernahme von MGM durch Amazon oder Disneys Ankäufe von Marvel, Lucas-Films und Co gingen ja Beanstandungs-los durch.

Man sieht die Entwicklung deutlich. Bis in die späten 40er (bzw. den von Dir genannten Bruch durch die Zerschlagung der Monopole) gab es folgende Struktur:
Die "Big Five": RKO, Paramount, Loew's/MGM, Fox (ab 1935 20th Century-Fox) und Warner Bros.
Die "little three", bzw. "major minor": Universal, Columbia und United Artists.
Zusammen hatten diese acht Firmen 96 Prozent der Marktanteile. Der Rest waren dann eigenständige Filmemacher, bzw. "Poverty Row"-Studios wie die hier im Forum im Zuge der Charlie Chan-Reihe bekannte "Monogram Pictures" oder "Republic Pictures", die sich auf Western spezialisierten und dabei Leute wie John Wayne und John Ford hervorbrachten.

Schauen wir uns die Situation heute an, ergibt sich folgendes Bild:
Es gibt noch immer/wieder eine "Big Five":
Universal (sozusagen aufgestiegen aus den "little three") gehört mittlerweile zum Großkonzern Comcast/NBCUniversal und hat mit Peacock einen eigenen Streaming-Kanal (nicht in allen Ländern eigenständig aktiv).
Paramount hat mit Paramount+ seinen eigenen Streamingdienst.
Warner Bros. hat mit Max (ehemals HBO Max) natürlich auch einen eigenen Streaming-Dienst (auch dieser noch nicht in allen Ländern eigenständig aktiv).
Walt Disney ist im Laufe der Jahre nicht nur durch Eigenproduktionen, sondern wohl auch deutlich durch seine Ankäufe von Pixar, Marvel Studios, Lucasfilm, 20th Century Studios und Co in die Riege der Majors aufgestiegen - und hat mit Disney+ einen eigenen Streamingdienst.
Zu guter Letzt ist da noch Sony Pictures, die nicht etwa neu in diesem Kreise sind, sondern (unter Anderem) die gute alte Columbia "beerben". Sie gehen einen eigenen Weg, indem sie einen "first-look deal" mit Netflix haben. Netflix kann also Produktionen nach der Kinoauswertung auf ihrer Plattform exklusiv auswerten. Allerdings gibt es da noch einen nicht unwichtigen Deal mit Disney, der den "Backkatalog" betrifft. So landen quasi alle Filme (auch die von Netflix kurzzeitig ausgewerteten Filme) über kurz oder lang bei Disney+. In Teilen von Europa wird der Sony-Katalog gar durch Max (also Warner) Streaming-mäßig ausgewertet.

Wenn man sich anschaut, was aus den "weggefallenen" Unternehmen aus den alten, großen Acht wurde, wird es noch wilder:
RKO wurde 1959 aufgelöst, die Rechte der Filme gingen über United Artists (Später MGM) schließlich in die Hände von Warner Bros. - was den dortigen Backkatalog nochmals deutlich größer werden lässt.
MGM übernahm zuerst United Artists und wurde vor Kurzem bekanntermaßen von Amazon übernommen, die in den Augen einiger dadurch nun selbst quasi zum Major geworden sind. Da viele der Verträge zwischen MGM und den großen Streaming-Diensten noch vor der Übernahme geschlossen wurden und noch nicht ausgelaufen sind, kann man bei Prime aber (noch) nicht von so etwas wie dem "MGM-eigenen" Streaming-Dienst sprechen.
Twentieth Century-Fox gehört wie erwähnt mittlerweile zu Disney.

Über die Jahre haben sich quasi die Majors gegenseitig aufgekauft, sind in anderen Großunternehmen aufgegangen, haben aber auch immer wieder Deals miteinander gemacht.
Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die Gerichtsentscheidung 1948 - so richtig und wichtig sie war - langfristig diese Monopolisierung kaum aufgehalten hat. Spätestens in den 80er Jahren ging die Entwicklung ja überall hin zu Kinoketten, die ihrerseits dann entsprechende Deals mit den Majors machen (mussten). Man kann sich vorstellen, wie wenig die Marktmacht gebrochen werden kann, wenn eine Kinokette Blockbuster XY unbedingt haben möchte und dann quasi gezwungen werden kann, auch Film YZ übernehmen zu müssen. Pakete sind wie eh und je an der Tagesordnung.
In Deutschland hatten wir das Ganze ja auch im Kleinen, als Bernd Eichinger sich in Köln das/den "Cinedom" hingestellt hat, der noch heute den letzten blödsinnigen Constantin-Film großflächig in der Eingangshalle plakatieren muss.

Und weg vom Streaming sieht es nicht weniger "düster" aus:
Viele scheinbar eigenständig agierende Produktionsfirmen gehören zu den großen Majors. Das kann man einerseits durchaus auch loben, weil so quasi mit den Gewinnen aus dem nächsten 08/15-Marvel-Event auch einige Arthouse-Filme realisiert werden können, anderseits liegt der Grund hierfür oft eher darin, dass die Majors hier ganz einfach durch "mit Portogeld hergestellte Filme" ihre nächsten Blockbuster-Handlanger heranzüchten - um es ganz böse zu sagen. So mancher talentierter Regisseur hat für ein kleines Studio vielversprechende Filme gemacht, bevor er in die Eventkino-Blase heraufgezogen wurde.
Auch das ist aber ja nichts Neues - man denke nur an Wolfgang Petersen, der nach tollen "Tatort"-Beiträgen, "Das Boot" und "Die unenendliche Geschichte" zwar größere und teurere, aber nicht unbedingt bessere Filme in Hollywood machen durfte.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.821

16.09.2024 17:36
#60 RE: Licht und Schatten Mainstream TV Zitat · Antworten

Danke! Es gab auch noch eine politische Seite mit dem Druck von "Hollywood" auf die damals populären Schauspieler.
Da dies Thema doch auf Interesse stösst : Ich habe im Zuge von "El Dorado" auch ein Starporträt erstellt. Mit Fakten
u.a. aus Beiträgen auf ARTE, Phoenix etc. Dauer 19 Min https://www.filemail.com/d/qchltjuoxsqecbh

Gruss
Havi17

Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt (Jimi Hendrix)
Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit. Albert Einstein
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Albert Einstein

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