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Dieses Thema hat 22 Antworten
und wurde 2.616 mal aufgerufen
 Giallo Forum
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.09.2012 14:45
#16 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten



The House with Laughing Windows (La casa dalle finestre che ridono)

Horrorthriller, IT 1976. Regie: Pupi Avati. Drehbuch: Antonio Avati, Pupi Avati. Mit: Lino Capolicchio (Stefano), Francesca Marciano (Francesca), Gianni Cavina (Coppola), Giulio Pizzirani (Antonio Mazza), Bob Tonelli (Bürgermeister Solmi), Vanna Busoni (Lehrerin), Pietro Brambilla (Lidio), Ferdinando Orlandi (Polizist), Andrea Matteuzzi (Poppi), Ines Ciaschetti (Rezeptionistin) u.a. Uraufführung (Italien): 20. August 1976.

Zitat von The House with Laughing Windows
Restaurator Stefano wird in einem verschlafenen Dorf vorstellig, wo er ein Fresko wiederherstellen soll. Das Bild erregt sofort sein Interesse: Es zeigt die Todesqualen eines Mannes mit mehreren Messern im Leib. Doch kaum macht er sich an die Arbeit, als er mysteriöse Anrufe erhält. Ein Freund, der auf eine seltsame Geschichte gestoßen ist, die den Maler Legnani betrifft, stirbt, bevor er etwas verraten kann. Und die Dorfgemeinschaft sieht und hört nichts. Stefano fällt es schwer, Verbündete zu finden und das Geheimnis der Gemeinde zu enthüllen.


Fast überall, wo man Notizen zu „The House with Laughing Windows“ liest, wird dieser über den grünen Klee gelobt. Und tatsächlich: Was von Pupi Avati während der 107-minütigen Laufzeit heraufbeschworen wird, ist eine brodelnde, verstörende Mischung aus Giallo- und Horrorelementen, deren Faszination auch ich mich nicht entziehen konnte. Wie bereits im Kurzkommentar geschildert, lebt der Film von seiner atmosphärischen Dichte, die unverzagt durchgehalten, und von seiner handwerklichen Solidität, die in kunstvollen, teils surrealen Passagen unter Beweis gestellt wird. Die magische Kraft, mit der Stefano in den Strudel der Geschehnisse gezogen wird, entpuppt sich als dasselbe selbstzerstörerische Moment, das das klassische Drama seit Jahrhunderten prägt. Man spürt, dass es für den jungen Mann nicht glimpflich ausgehen wird, wenn er allen Warnungen zum Trotz weiter den Staub, der die Geschichte des Dorfes bedeckt, aufwirbelt.

Doch selbst wenn man mit Lino Capolicchio mitfiebert und große Sympathien zu seiner einfachen und geradlinigen Verkörperung aufbaut, so wird man im fortschreitenden Verlauf der Handlung immer sicherer, dass er gar nicht das Zentrum des Plots darstellt, sondern selbst nur eine Werkzeugfunktion erfüllt. In Wahrheit liegt es dem Film daran, die Unterdrückung eines gesamten Ortes zu verbildlichen, der aus Angst vor einer ihn beherrschenden unbekannten Größe jede Initiative verloren hat und in eine Parallelwelt des Schreckens übergegangen ist. Die jungen Leute verlassen das Dorf, so schnell sie können, und die, die dableiben, leben in Furcht, machen keine Fehler und halten den Mund. Bürgermeister und Polizei sind ebenfalls nur Marionetten in dem gefährlichen Spiel, das Stefano nach und nach offenlegt.



Das ernsthafte Problem des Films ist, dass er den Zuschauer derart auf die Folter spannt, wie und wo die Ereignisse um den toten Legnani und Stefano gipfeln könnten, dass er nur beim ersten Sehen seine volle Wirkung entfaltet. Ich habe gebangt, gezittert und ein flaues Gefühl im Magen gehabt, als „The House with Laughing Windows“ zum ersten Mal in meinem Fernseher flimmerte. Gerade wie in Einzelheiten und Rückblenden der Wahnsinn Legnanis deutlich gemacht wird, erschreckt den Zuschauer. Dazu gehört ein Frauenporträt mit unnatürlichen Formen und einem Männerkopf, das ebenso wie das Fresko in der Kirche einen wichtigen Schlüssel zur Wahrheit bereithält. Aber dann funktioniert das alles eben doch nur beim ersten Mal: Später wird deutlich, dass der Film es mit seinen poetischen, langen Kameraeinstellungen, mit seiner leisen Art, Düsternis zu implizieren, und der Gemächlichkeit, mit der Personen vorgestellt werden, etwas zu gut meint. Prinzipiell ist etwa der gesamte Subplot um die beiden Lehrerinnen völlig unnötig. Auch spielt vor allem Francesca Marciano – in ihrer zweiten Rolle überhaupt noch recht unerfahren – eher desinteressiert und egoistisch und tut damit dem Fortlauf der Handlung alles andere als gut.

Was indes erst beim zweiten Mal wirklich positiv auffällt, ist die Musik von Amedeo Tommasi, der mit zwei simplen Stücken einerseits die unheimliche und andererseits die romantische Seite des Films bestens zum Tragen bringt.

In der Dokumentation zum Film erfährt man, unter welch schwierigen Bedingungen „The House with Laughing Windows“ entstand. Der Vorgängerfilm hatte Avati ein dickes Minus beschert und so musste man nun mit einem verschwindend geringen Budget auskommen. Das Miniteam, mit dem man die Dreharbeiten begann, schlägt sich allerdings weder maßgeblich in der Güte des Endprodukts noch in der Länge des Abspanns nieder. Lediglich die Darstellung dessen, was sich im verschlossenen Schrank auf dem Dachboden befindet und hier aus Spoilergründen nicht näher benannt werden soll, wirkt wie die meisten Effekte seiner Art reichlich billig.

Die einzige Szene, bei der mir auch im zweiten Sichtungsdurchlauf noch ordentlich die Pumpe ging, war die Auflösung, für die der Film ja auch berüchtigt ist. Dem offenen, überraschenden Ende wohnt ein großer Schockeffekt inne, der von der Brutalität der letzten Viertelstunde deutlich unterstrichen wird. Es ist daher in meinen Augen nicht ganz richtig, einen weitgehenden Verzicht auf Blut und Gewalt hervorzuheben, denn was zu Beginn und am Ende gezeigt wird, gehört durchaus zur härteren und expliziteren Gangart. Eine ganz besonders perverse Note erhält das Ende auch dadurch, dass ...

... trotz nahender Polizei keine Hilfe für Stefano erwartet werden kann. Wie bereits beschrieben, stehen auch die Ordnungshüter unter der Fuchtel der Legnani-Schwestern, was subtil und dennoch eindeutig von der letzten Einstellung untermalt wird. Kurz bevor die Credits ablaufen, legt der Schatten eines Polizisten seine Hand an einen Baum. Was sollte man anderes in dieser Geste erkennen als eine Haltung des Abwartens und Zögerns? Es sieht nicht gut aus für Stefano.

Die Grenzen zwischen Fantasie und Realität sprengte Pupi Avati auf mehreren Ebenen von „The House with Laughing Windows“ und brachte sich damit in schweren Zeiten großen Ruhm ein. Das niederschmetternde Porträt eines verlorenen Dorfes kann sich fehlende Intensität nicht vorwerfen lassen, wohl aber Längen und keine gute Wiederholbarkeit. Meine erste Begeisterung relativiere ich aus diesen Gründen auf realistischere 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.09.2013 22:23
#17 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

„Das Haus der lachenden Fenster“ belegt mit 56,38 von 70 Punkten Platz 18 von 35 im Giallo-Grandprix 2013. Der Film wurde also mit durchschnittlich 4,03 Punkten pro Person bewertet. Unter zwölf Teilnehmern erhielt er zwei Top-Ten-Nominierungen.

Anzahl der abgegebenen Bewertungen: 8
mit 63,00 Punkten auf Platz 06 in der Kategorie Stil (Inszenierung und Bild)
mit 62,13 Punkten auf Platz 07 in der Kategorie Schock und Provokation
mit 58,63 Punkten auf Platz 08 in der Kategorie Plot und Spannung
mit 57,75 Punkten auf Platz 15 in der Kategorie Darsteller
mit 51,63 Punkten auf Platz 27 in der Kategorie Musik
mit 42,88 Punkten auf Platz 30 in der Kategorie Giallo-Faktor
mit 58,63 Punkten auf Platz 10 in der Kategorie Freie Wertung
Gehe zum IMDb-Eintrag / OFDb-Eintrag

Georg Offline




Beiträge: 3.264

24.09.2013 19:42
#18 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Ich habe mir den Film gestern nochmals angesehen und ich finde nicht, dass er an Qualität beim zweiten Mal verliert. Natürlich gäbe es einige Handlungsstränge, die weglassbar wären, aber gerade die langsame Erzählart, das Gefühl, auf etwas Unheimliches zuzusteuern, macht das gewisse Etwas aus.

Einzig die etwas billig wirkende, in einem Glas konservierte Leiche stört. Das Ende hat mich aber auch beim zweiten Mal absolut gefesselt.

Noch eine Frage: Wie redet die alte Dame, die im Bett liegt, in der deutschen und englischen Version? Hat sie irgendeinen Akzent? Im italienischen Original hat sie leichte Anleihen des Neapolitanischen, das in der Phonetik teilweise dem Portugiesischen ähnelt (Zischlaute), wobei wir wieder bei Brasilien wären und hier schon die Geschichte mit Brasilien vorweg genommen würde. Ist mir aber auch erst jetzt beim zweiten Sehen bewusst geworden. Ich nehme an, dass diese Nuance in den Synchronfassungen untergeht?

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

27.01.2014 18:03
#19 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Dieser Film stellt einen gelungenen Gegenentwurf zu den blutrünstigen Vertretern seines Genres dar und überzeugt mit langsamen, aber kontinuierlichem Spannungsaufbau. Die bedrückende, feindselige Athmosphäre in der Kleinstadt mit ihren Bewohnern, von denen jeder etwas zu verbergen hat und keinem zu trauen ist, kommt schön rüber. Teilweise werden die gruseligen Szenen in der alten Villa nicht voll ausgekostet ... da gehen die Spitzenfilme schon noch andere Wege in Punkto Inszenierung, Kamera und Musik. Aber dafür hat mich das Ende richtig aus den Socken gehauen und ist in seiner bösartigen Wirkung absolut gelungen. Insgesamt ein sehr sehenswerter Film. 4,5 von 5 Punkten.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

27.01.2014 18:05
#20 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Gibt es überhaupt eine ausländische Fassung von diesem Film? Ich habe die Shameless-DVD mit O-Ton und englischen Untertiteln und das ist schon teilweise nervig, weil man seine Augen permanent am unteren Bildrand hat, um der Handlung zu folgen ...

StefanK Offline



Beiträge: 936

27.01.2014 23:10
#21 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Vermutlich meinst du eine deutsche Fassung? Die gibt es als Zusammenarbeit von CMV und '84 Entertainment in verschiedenen limitierten Verpackungen. Die deutsche Synchro wurde extra für die VÖ erstellt. Preislich liegt die VÖ bei ca. 25 Euro.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

28.01.2014 18:07
#22 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Ich meinte eine nicht-italienische Fassung. Danke für den Tipp.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

28.01.2014 19:13
#23 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Falls du ab und zu auf Filmbörsen unterwegs sein solltest: Die VÖ bekommst du da für unter € 20,-.

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