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Dieses Thema hat 22 Antworten
und wurde 2.606 mal aufgerufen
 Giallo Forum
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Georg Offline




Beiträge: 3.263

06.10.2011 21:25
Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

La casa dalle finestre che ridono
wörtlich: Das Haus der Fenster, die lachen
Italien 1976

Der Maler Stefano (Lino Capolicchio) kommt in ein abgelegenes Dorf nahe Ferrara in der Emilia-Romagna und bekommt den Auftrag, ein Gemälde des Heiligen Sebastian zu restaurieren, das ein Maler namens Legnani vor einigen Jahrzehnten geschaffen hat. Doch die Anwesenheit des Künstlers stößt auf große Ablehnung, noch am selben Abend erhält er einen Anruf von einer Person mit unheimlicher Gespensterstimme, die ihn eindringlich auffordert, sich aus dem Staub machen und das Gemälde nicht anzurühren. Stefano hört natürlich nicht darauf. Am nächsten Abend ruft ihn ein Freund mit der Bitte an, ihn dringend in seiner Wohnung aufzusuchen, da er hinter die Wahrheit gekommen sei. Gerade als Stefano vor dem Haus des Freundes ist, stürzt dieser vom Balkon. Die Dorfbewohner meinen zwar, es war Selbstmord, Stefano kann aber nicht so recht daran glauben. Wenig später erhält er erneut einen Anruf, er solle unbedingt das Dorf verlassen. Stefano bleibt und beginnt zu recherchieren. Er findet heraus, dass der Maler Legnani, der das Martyrium des Hl. Sebastian geschaffen hat und der von allen den Spitznamen „Maler der Agonie“ erhielt, auf mysteriöse Art und Weise verstorben ist. Die Spur führt zu seinem ehemaligen Wohnhaus, das ein schreckliches Geheimnis birgt. Da können auch die lachenden Fenster des Gebäudes nicht darüber hinweg täuschen ...

Wow ... ich bin selten von einem Film total begeistert, aber was Regisseur Pupi Avati mit diesem Streifen abgeliefert hat, sucht wirklich seines Gleichen! Dabei versucht er nicht einmal, die üblichen, schon in zig anderen Filmen dagewesenen Gialloelemente zu variieren oder ein schwaches Drehbuch durch überdurchschnittlich hohe Gewalt zu kompensieren. Avati geht einen ganz anderen, eigenen, bisher noch nicht dagewesenen Weg und baut ganz subtil die Spannung auf. Man hat ständig das Gefühl, dass man auf etwas Unheimliches zusteuert, wird permanent gruselig überrascht und bekommt ein bombastisch schauriges Finale samt eines völlig unerwarteten Shock-Endings zu sehen. Wohlgemerkt: 100 Minuten gibt es kein Blut, keine grausamen Morde, nur Andeutungen, Musik, Geräusche, Schritte, das Huschen eines Schattens über den Bildschirm, einen unheimlichen nächtlichen Spaziergang im Nebel. Schon alleine das Gemälde, das Stefano restaurieren soll, strahlt soviel Unheimliches aus, dass einem die Gänsehaut wie von alleine kommt. Und das Geheimnis, das sich hinter bzw. vor dem Haus mit den lachenden Fenstern verbirgt, bringt den Zuschauer nun wirklich nicht zum Lachen. Das Vermischen von Krimi und Okkultismus kommt ja öfters in der Filmgeschichte vor, selten aber dermaßen hervorragend und gelungen. Mich wundert, dass dieser Film keine deutsche Version besitzt. Die Story ist nämlich so gut, dass sie auch heute noch verfilmt werden könnte – auch von Hollywood.

Fazit: ein Kunstwerk mit viel liebe zum Detail! Hier bekommen wir es mit Grusel und Spannung zu tun, die nur suggestiv und psychologisch erzeugt werden und dadurch hundert Mal effektiver sind, als das Aneinanderreihen von blutigen Gewaltszenen. Wetten, dass sich da bei jedem die Gänsehaut von allein einstellt und dass die Auflösung den Atem stocken lässt? Ein Geheimtipp!

P.S.: Für Interessenten: die italienische DVD enthält leider nur den italienische Ton ohne Untertitel. Es scheint aber eine englischsprachige DVD zu geben. Keine Ahnung, ob die noch verfügbar ist.

Regie: Pupi Avati, Drehbuch: Pupi Avati, Antonio Avati, Gianni Cavina, Maurizio Costanzo nach einer Idee von Pupi und Antonio Avati, Kamera: Pasquale Rachini, Musik: Amedeo Tommasi, Produzenten: Gianni Miervini, Antonio Avati, Mit Lino Capolicchio, Francesca Marciano, Gianni Cavina, Giulio Pizzirani, Vanna Busoni, Andrea Matteuzzi und anderen

Josh Offline




Beiträge: 7.928

06.10.2011 21:38
#2 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

"The House with Laughing Windows" ist schon länger erstmals in deutscher Sprache von CMV angekündigt. Soll angeblich noch dieses Jahr erscheinen.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

06.10.2011 21:40
#3 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

... und wird dann vermutlich einen Titel wie "Das Haus der lachenden Fenster" tragen? Ich bin mit der italienischen DVD sehr zufrieden, was Bild- und Tonqualität angeht. Ist der Film denn neu bzw. erst jetzt synchronisiert worden? Auf einer italienischen Seite habe ich eben nachgelesen, dass er 1979 in Paris auf dem Festival du film fantastique den Kritikerpreis erhielt.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

06.10.2011 21:48
#4 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Die DVD soll den englischen Titel tragen. Da es noch nie eine deutsche Synchro für den Film gegeben hat, muss sie wohl erst angefertigt werden. Ob das schon geschehen ist, weiß ich nicht. Bei CMV würde ich mir aber keine Sorgen machen - die liefern eigentlich immer solide Arbeit ab.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

06.10.2011 22:38
#5 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

@Georg: Deine Besprechung hat mich derart neugierig gemacht, dass ich mir die DVD sofort bestellt habe. Bin sehr gespannt!

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

07.10.2011 11:13
#6 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Die US-DVD von Image hat den italienischen Ton und englische Untertitel.

Toller Film übrigens - unbedingt ansehen, wenn ihr den nicht kennt!

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Georg Offline




Beiträge: 3.263

11.10.2011 22:06
#7 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Ich habe noch etwas in meinem ital. Filmlexikon nachgeblättert und dort eine Kritik gefunden, die den Film sehr gut trifft:

Zitat von Mereghetti, Paolo (Hrsg.): "Dizionario dei film 1996", S. 269
Horror di ambientazione padana, originale e realmente inquietante. [...] Il climax non delude le attese, e il finale è assolutamente non convenzionale


Übersetzung: "In der Poebene angesiedelter Horrorfilm, originell und wirklich beunruhigend. [...] Der Höhepunkt enttäuscht die Erwartungen nicht, und das Finale ist absolut unkonventionell."

Gibt es denn noch andere, ähnlich gelagerte Filme des Regisseurs Giuseppe "Pupi" Avati?

StefanK Offline



Beiträge: 936

11.10.2011 23:01
#8 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

"Zeder" fand ich auch sehr sehenswert.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

28.01.2012 20:09
#9 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Zu "The House with Laughing Windows" hat CMV einen Teaser online gestellt, in dem man zum ersten Mal die deutsche Synchro hört.

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

12.08.2012 22:03
#10 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Ja, ich kann das bestätigen, was hier über den Film geschrieben wurde. Eigentlich kein Giallo. Aber spannend wie selten ein Film, mit einem wahnsinnigen Finale. Sollte man abends nicht vor dem Schlafengehen schauen.

Mir hat das ganze Ambiente gut gefallen, die Poebene eignet sich wunderbar als Handlungsort. Die Darsteller sind gut, teilweise skurril und die Regie weiß, dass Spannung nicht von Blutvergießen kommt. Die deutsche Synchronisation fand ich ganz in Ordnung. Sicherlich einer der besten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen hatte.

Jacob Starzinger Offline



Beiträge: 1.413

18.08.2012 00:23
#11 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Zitat von Mark Paxton im Beitrag #10
Sicherlich einer der besten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen hatte.

Das kann ich nur unterschreiben. Der Film ist einfach klasse. Ich würde aber nicht sagen, dass er kein Giallo ist. Ich würde sagen, er ist kein reinrassiger Giallo, sondern eher ein Film mit Giallo-Elementen (ähnlich wie "Der Tod trägt schwarzes Leder"). Was die Synchro angeht, so finde ich sie schon beachtlich gut - dafür dass der Film nachsynchronisiert ist.

MfG Jacob

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.08.2012 10:40
#12 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

The House with Laughing Windows
La casa dalle finestre che ridono


Anstelle einer langen Besprechung möchte ich es bei diesem außergewöhnlichen Film fürs Erste bei einem Kurzkommentar belassen, bevor ich mich nicht ein zweites Mal mit dem Restaurator Stefano auf eine gruselige Reise in die Vergangenheit des Dörfchens San Sebastiano begeben habe.

„The House with Laughing Windows“ ist ein genre-überspannender Film von Pupi Avati, der eine gewisse Portion Giallo mit verhältnismäßig großen Mengen Horror zusammenbringt und bei dem das Sehen deshalb eine Herausforderung und nicht immer nur – wie etwa jüngst bei „Der Mann ohne Gedächtnis“ – pures Vergnügen darstellt. Zwei Faktoren tragen zu diesem Eindruck bei: die ungeheuer dichte Stimmung von Unsicherheit und nahendem Unheil, das über dem Hobbydetektiv Stefano schwebt und den Zuschauer ganz besonders stark um ihn bangen lässt, sowie die Härte und Brutalität, durch die sich der Einstieg in den Film sowie das Finale auszeichnen und die einem schon einen ziemlich flauen Magen bereiten.

In einem einsamen, abgeschiedenen Dorf in der Mitte der Fünfzigerjahre angesiedelt, profitiert „The House with Laughing Windows“ vor allem von den atmosphärischen Aufnahmen, die Avati zu teilweise sehr langen, sich windenden Szenen zusammenfügte und damit die Entdeckung der Wahrheit hinter der Fassade von Schmerz und Tod verzögerte. Dass Stefano dann doch in ein Wespennest sticht, ruft eine kurze und abrupte Reaktion hervor, die durch das Ende des Films wirkungsvoll auch bald wieder beendet wird. Die Toten ruhen danach weiter in Unfrieden.

Kurz gefasst handelt es sich um eine Art Film, die man einerseits als Kunstpreisträger erwarten würde, die man aber andererseits auch persönlich sehr zu schätzen wissen kann. Man muss sich nur bewusst darüber sein, dass man sich auf ein manchmal etwas anstrengendes Erlebnis einlässt, das nichts, aber auch gar nichts von einem Feelgood-Streifen hat.

Die DVD von Image Entertainment (USA) habe ich bewusst der deutschsprachigen Veröffentlichung von CMV vorgezogen. Während beide über ein gut erhaltenes Bild verfügen, kann ich auf die deutsche Neusynchronisation getrost verzichten. Bei einem so dichten Film wie „The House with Laughing Windows“ kommt es nicht nur darauf an, was man sieht, sondern auch darauf, was man hört. Die Stimmung ist durch eine neue Tonspur schnell zerstört und die Hörbeispiele, die im Netz herumgeistern, erreichen erwartungsgemäß natürlich nicht das Niveau des O-Tons. Apropos O-Ton: „House“ wurde bis jetzt nicht ins Englische übersetzt, sodass die amerikanische DVD ausschließlich mit der italienischen Tonspur und optionalen englischen Untertiteln ausgestattet ist – die in meinen Augen beste Variante, um authentisch in die Filmwelt einzutauchen. Auch enthält die Regionalcode-1-DVD aus dem Hause Image Entertainment eine Featurette, die sich aus Interviews mit diversen Beteiligten zusammensetzt und informative Hintergrundinformationen zur Entstehung des Films bietet. Weitere Boni: Original-Filmtrailer, eine Bildergalerie und Darsteller-Filmografien. Die Disc ist unterdessen out of print, es besteht aber die Chance, sie gebraucht über eBay zu beziehen, wenn sich Sammler der Scheibe entledigen, um sie durch die CMV-Auswertung zu ersetzen. So erfüllt auch diese letztenendes ihren Zweck ...

Blap Offline




Beiträge: 1.128

27.08.2012 14:12
#13 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #12
... wenn sich Sammler der Scheibe entledigen, um sie durch die CMV-Auswertung zu ersetzen. So erfüllt auch diese letztenendes ihren Zweck ...

Sammler entledigen sich nicht. Sammler stellen die CMV-DVD zusätzlich ins Regal!

***

Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.08.2012 14:52
#14 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten

So geht's mir vielleicht auch früher oder später, denn zumindest der Audiokommentar wäre schon interessant als Ergänzung.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

30.09.2012 14:40
#15 RE: Das Haus der lachenden Fenster (1976) Zitat · Antworten



BEWERTET: The House with the Laughing Windows (La casa dalle finestre che ridono) (Italien 1976)
Mit: Lino Capolicchio, Francesca Marciano, Gianni Cavina, Giulio Pizzirani, Vanna Busoni, Andrea Matteuzzi, Bob Tonelli, Pietro Brambilla, Ferdinando Orlandi u.a. - Drehbuch: Pupi und Antonio Avati, Gianni Cavina, Maurizio Costanzo u.a. | Regie: Pupi Avati

Der Restaurator Stefano wird in den Fünfziger Jahren von einem Freund in ein Dorf nahe Ferrara in der norditalienischen Poebene gerufen, um ein Fresko in der örtlichen Kirche zu restaurieren. Es handelt sich um ein Werk des Malers Legnani, eines Künstlers, der seit dem Juni 1931 verschwunden ist - vermutlich tot, wie der Archivar der Gemeinde erklärt. Das Fresko soll das Martyrium des Heiligen Sebastian darstellen; wie Stefano bald erfährt, hatte der Maler eine seltsame Affinität zu Gewalt und Tod, jegliche Art von Schmerzen bereitete ihm Lust und so malte er bevorzugt Menschen, die im Sterben lagen. Das abgelegene Dorf ist dünn besiedelt, die jungen Bürger haben den Ort verlassen, es gibt keine Arbeitsplätze, keine Zerstreuung und kaum Kontakte. Bereits am ersten Abend erhält Stefano per Telefon die Warnung, er solle wieder abreisen und das Gemälde unter keinen Umständen berühren. Als kurz darauf sein Freund aus einem Fenster zu Tode stürzt, glaubt Stefano selbst, dass eine unheimliche Gefahr auf ihn wartet, doch er will der Sache auf den Grund gehen und sich der Bedrohung stellen ...

Diese Besprechung enthält Spoiler.
Der erste Fehler, den der Film begeht, ist der Vorspann. Wir sehen einen nackten Mann, der mit Dolchen traktiert wird und sich vor Schmerzen windet. Das Blut tritt aus seinem Oberkörper, während man eine atemlose Stimme hört, die sich an den Farben dieser Szene ergötzt und den nahenden Tod willkommen heißt.

So wird das Grauen, das den Zuseher erwartet, vorweggenommen und die Aussagekraft des Tonbands, das später im Speicher gefunden wird, verliert etwas an Wirkung. Der Film lässt sich zunächst viel Muße und hält sich mit Belanglosigkeiten auf (die Rolle der rothaarigen Lehrerin ist vollkommen überflüssig); bis Stefano endlich in das Haus außerhalb des Dorfes zieht, vergeht geraume Zeit. Mehrere Schnitte hätten der Geschichte Stringenz verliehen und verhindert, dass sich Ungeduld breitmacht. Mit Lino Capolicchio (* 1943) gelingt es, die Sympathie des Publikums zu gewinnen und zu halten, seine Karriere weist mehrere bemerkenswerte Filmrollen (u.a. in Vittorio de Sicas "Der Garten der Finzi Contini") sowie eine langjährige Theatererfahrung auf. Dieser Film profitiert vor allem von seiner Ruhe und Besonnenheit, nur einmal verliert er in einer Szene mit Francesca kurz den Kopf. Mehr jedoch als die seltsamen Vorkommnisse im Haus der bettlägrigen Frau, regen die Lebensumstände des italienischen Dorfes zur Abwanderung an. Verschlossene Bewohner, aufbrausendes Gehabe im Gasthaus und die ohne schlechtes Gewissen kultivierte Trägheit der Menschen, lassen im Notfall keinerlei Hilfe bzw. Eingreifen von höherer Stelle erwarten. Fremde werden misstrauisch beäugt und der Tourismus ist noch fern. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Unterschiede, die zwischen dem italienischen Originalton und den englischen Untertiteln auftreten. Die Übersetzung mildert Schimpfwörter ab und unterdrückt die rohe bzw. sexuelle Bedeutung der Aussagen. Die Nazis der Vierziger Jahre sind in Wahrheit "i maiali tedeschi" (= die deutschen Schweine), die Schwestern des Malers nicht nur "devils" (= Teufel), sondern "puttane" (= ital. Schimpfwort für Prostituierte). Über die Hintergründe für die Taten rätselt man so umso länger: Stecken religiöser Wahn, sexuelle Motive (eine der Schwestern leidet an einer Geschlechtskrankheit) oder Geisteskrankheit dahinter? Weshalb ließ sich Legnani nicht erdolchen, sondern zündet sich an? Wie glaubwürdig ist es, wenn ein Mann mit einer Brustverletzung stundenlang im Gebüsch ausharren, sich dann aufs Motorrad schwingen und ins Dorf fahren kann? Wurde der echte Pfarrer beseitigt und seine Rolle von einer der Schwestern eingenommen? Oder trat diese von Anfang an als Geistlicher auf?

Die Fragen werden nicht beantwortet und der Film wirkt dadurch im Finale nicht nur schockierend, sondern auch unfreiwillig komisch. Die alten Weiber, die mit den Dolchen die Treppe hinunterrennen, sorgen einen Moment lang für Erheiterung. Vieles wird im Dunkeln gelassen - so auch das Intermezzo in Rio de Janeiro. Liegt hier Aberglaube vor, psychologische Einschüchterung? Das Hauptmotiv ist wohl die Isolation eines gesunden, "normalen" Menschen, der in eine Falle gelaufen ist und sich nicht mehr daraus befreien kann. Die Keimzelle des Bösen, die ein ganzes Dorf in Schach hält und deren Auswüchse die dunkelsten Phantasien umsetzen.

Das Gemisch aus Blut, Formalin und Staub lässt das titelgebende Haus in den Hintergrund treten und verschlingt nicht nur menschliche Gebeine, sondern auch viele gute Ansätze zur Logik. Sobald eine (erklärende) Tür aufgemacht wird, fällt irgendwo eine andere ins Schloss. Vier Personen haben am Drehbuch gearbeitet - vermutlich zwei zuviel.

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