Teil 1 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1969/70. Regie: Rolf von Sydow. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Ingmar Zeisberg (Diana Stewart), Peter Eschberg (Mark Paxton), Albert Lieven (Gordon Stewart), Horst Bollmann (Inspector Clay), Eva Pflug (Emely Brown), Karl Heinz Vosgerau (Walter Brown), Paul Hubschmid (Ned Parker), Gisela Trowe (Kitty Tracey), Grete Wurm (Mrs. Hopkins) u.a. Erstsendung: 9. April 1970. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Wie ein Blitz (Teil 1)Von der Knauserigkeit ihres steinreichen Ehemanns genervt, hat Diana Stewart eine Affäre mit dessen Mitarbeiter Mark Paxton begonnen. Gemeinsam wollen sie Gordon loswerden. Der Architekt wird in einem leerstehenden Anwesen erschossen. Mark versteckt die Leiche zunächst im Kofferraum seines Wagens, um sie anschließend in einen Steinbruch zu schaffen, wo sie bei einer Sprenung auf nimmer Wiedersehen verschwinden soll. Doch bevor er dazu kommt, verschwindet Gordons Körper aus dem Wagen. Ist er womöglich gar nicht tot? Diana und ihre Freundin Emely erhalten jedenfalls Anrufe von dem Toten. Dann wird tatsächlich eine Leiche im Steinbruch gefunden ...
Francis Durbridge hatte sich im Laufe der Jahre eine verblüffende Selbstverständlichkeit im Katz-und-Maus-Spiel mit dem Zuschauer und seinen Protagonisten angeeignet. Wie er in „Wie ein Blitz“ Überraschung auf Überraschung folgen ließ und seine beiden Mordkomplizen durch ein Labyrinth unerklärlicher Vorfälle manövrierte, zeugt von ausgiebiger Übung und absoluter storyplanerischer Professionalität. Er benutzte dafür sowohl Versatzstücke aus seinen anderen Krimis (die verschwindende Leiche, der Telefonanruf des Toten) als auch neue Herangehensweisen. Vor allem dass der Mord diesmal kein Whodunit ist, sondern man von Anfang an weiß, wer Gordon Stewart erschoss, unterscheidet „Wie ein Blitz“ massiv von seinen Artgenossen. Der Rätselfaktor ergibt sich also nicht aus der Frage nach dem Mörder, sondern nach dem stillen Mitwisser, der den Mördern nun das Leben schwer macht – ein cleverer Clou, weil der Zuschauer damals erstmals bei Durbridge eher mit den Tätern mitfiebert. Das wirkt frisch und unverbraucht und ist ein Zeichen dafür, dass der Autor mit der Zeit ging und nicht in den konservativen Strukturen der frühen Sechzigerjahre verharrte.
Gleichfalls ergibt sich daraus eine Verschiebung bei den Rollentypen: Während der Inspector diesmal in Gestalt von Horst Bollmann, der ein wenig an einen „Columbo“-Typus erinnert, eher in den Hintergrund rückt, sind es die beiden Killer-Verbündeten, Diana Stewart und Mark Paxton, die die große Bühne erhalten, weil ihnen umgehend eine Bestrafung für ihre gemeinsam geplante Tat in Form völlig aus dem Ruder laufender Ereignisse widerfährt. Das macht sie teilweise sogar sympathisch. Ingmar Zeisberg hat zum Beispiel – zumindest auf den ersten Blick – nichts von jenen kaltblütigen, männerverschlingenden Frauen an sich, wie man sie aus Films Noirs amerikanischer Schmieden kennt, die ihre Liebhaber gezielt auf einen Gattenmord ansetzen und sie hinterher fallen lassen. Sie verleiht der Rolle vielmehr eine gebrechliche, verhuschte Qualität, die trotz ihrer Beteiligung an der brutal inszenierten Mordtat Mitleid mit ihr aufkommen lässt. Peter Eschberg versucht hingegen, die Zügel fest in der Hand zu behalten und sich das Unerklärliche irgendwie doch verständlich zu machen.
Die Entscheidung, das größte ARD-Krimi-Event des Jahres erstmals nicht mehr in Schwarzweiß zu drehen, kann man nur begrüßen. „Wie ein Blitz“ ist sich einerseits der Anforderungen an Durbridge-Krimis als traditionsreiche Fernsehware bewusst und übertreibt den Einsatz von Farbe daher nicht; andererseits erfahren viele Szenen durch ihre Farbgebung und Frische eine Aufwertung und insgesamt eine Steigerung der Authentizität. Letztere wird auch durch die schönen Außenaufnahmen unterstützt, für die Rolf von Sydow und sein Team mehr als einen Monat in England weilten. Man wünscht sich gerade bei diesen Szenen nur manchmal eine ruhigere Kameraarbeit, doch die überaus wackelige Handkamera, die den Personen teilweise unfotogen nah auf den Leib rückt, war zum Produktionszeitpunkt eben ein gebräuchliches Stilmittel. Immerhin erlauben die Ultra-Nahaufnahmen das genaue Nachverfolgen aller Gemütsregungen, was in einem so abwechslungsreichen und glaubhaft umgesetzten Stoff wie „Wie ein Blitz“ nicht gerade ein Nachteil ist ...
Gubanov
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03.03.2018 20:30
#32 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Wie ein Blitz (9)
Teil 2 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1969/70. Regie: Rolf von Sydow. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Ingmar Zeisberg (Diana Stewart), Peter Eschberg (Mark Paxton), Horst Bollmann (Inspector Clay), Eva Pflug (Emely Brown), Karl Heinz Vosgerau (Walter Brown), Paul Hubschmid (Ned Parker), Christine Kaufmann (Diana Valesco), Gisela Trowe (Kitty Tracey), Herbert Tiede (Nigel Mills) u.a. Erstsendung: 11. April 1970. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Wie ein Blitz (Teil 2)Mittlerweile ist Gordons echte Leiche aufgetaucht, die beweist, dass er nicht selbst am Telefon gesprochen haben kann. Wer spielt ein abgekartetes Spiel mit Diana Stewart und Mark Paxton? Die Ladenbesitzerin Kitty Tracey, an die Gordon regelmäßig hohe Summen zahlte, vereinbart ein Treffen mit Diana, doch als diese ihr Geschäft betritt, liegt dort der leblose Körper ihrer Freundin Emely. Natürlich ist auch dieser verschwunden, als Diana mit Mark später in der Nacht zurückkehrt. An ihrer Stelle liegt nun Kitty Tracey tot im Hinterzimmer. Emely Brown hingegen verstrickt sich in Widersprüche. Doch diese erscheinen plötzlich zweitrangig, als es zu Gordons Testamentseröffnung kommt: Er hat Diana zugunsten seiner Liebschaft, die den gleichen Vornamen trägt, enterbt ...
Auch wenn die Vorfälle im zweiten Teil von „Wie ein Blitz“ nicht mehr ganz so aufpeitschend wirken wie in der ersten Folge, so hält der Mehrteiler doch seine Spannung auf einem hohen Niveau. Man kann dieses einerseits der konsequenten Fortführung der Geschichte um Mark und Diana zuschreiben, in deren Versteckspiel vor der Polizei sich erste ernstliche Patzer bemerkbar machen. Welche der dezenten Hinweise hat Inspector Clay bemerkt? Und was haben die vielsagenden Blicke von Emely Brown zu bedeuten? Andererseits ergänzen sich Plotwendungen und Inszenierung aufs Beste. So gerät der zweite Leichentausch schon routinierter als der erste, wurde aber im unheimlichen Zwielicht von Kitty Traceys verlassener Zoohandlung absolut stimmungsvoll umgesetzt. Diana hätte den Schwindel freilich leicht erkennen können. Dass sie es nicht tat, zeigt ihre Nervosität und Anspannung, die in Anbetracht der fantastisch auf sie einprasselnden Ereignisse völlig nachvollziehbar sind, umso deutlicher. Ingmar Zeisberg liefert eine konstant hochwertige Vorstellung ab, während etwa Eva Pflug oder Gisela Trowe ihre Rollen mit einer Nuance zu viel Spaß an der Sache spürbar überzeichnen. Wie gut, dass Zeisberg sich immer mehr zum unverkennbaren Epizentrum des Krimis entwickelt.
Eine zu dieser Metapher passende Erschütterung erfährt Diana bei der Testamentseröffnung. Der Umstand, dass Gordon ein neues Testament zugunsten einer anderen Frau gemacht hatte, erteilt der Zeisberg-Rolle fast schon Absolution, denn auch wenn der Umstand das Mordkomplott nicht ungeschehen macht, so zeigt er wenigstens die Vergeblichkeit des Verbrechens von Mark und Diana auf. Christine Kaufmann erhält als Affäre von Albert Lieven – eine waschechte Zweitfrühlingsromanze, schließlich liegen zwischen den Darstellern beinah 40 Jahre Altersunterschied – bisher nur wenig Gelegenheit, auf das Publikum zu wirken. Als umso präsenter erweist sich Bollmann, der hartnäckig und mit einigen amüsanten Punchlines am Ball bleibt. Auch Karl Heinz Vosgerau und Paul Hubschmid wirken mit ihrer Unbekümmertheit inmitten der unerklärlichen Vorfälle regelrecht ansteckend und machen aus einem gut gescripteten Krimi gleichfalls eine Produktion mit viel Wohlfühl-Charme.
Von nicht unbedingt bester Qualität sind dieses Mal die Cliffhanger, die eher willkürlich gesetzt erscheinen und weder zwischen Episoden 1 und 2 noch zwischen 2 und 3 große Rätsel aufgeben. Dass sie dennoch wirken, liegt zu großen Teilen an der klangvollen Musik von Sam Spence, die sofort mit lauten Dissonanzen aufbrandet, sobald die Credits zu lesen sind. Zudem fand Rolf von Sydow sehr clevere Wege, die Titeleinblendungen jedes Teils in kleine Kunstwerke zu verwandeln. Jene Zeit, in der die Titel der Durbridge-Mehrteiler auf simplem schwarzem Hintergrund gezeigt wurden, sind vorbei; nur ein Detailunterschied zwar, aber einer, der belegt, wie viel Mühe man sich mit der Herstellung und Nachbearbeitung von „Wie ein Blitz“ gab.
Gubanov
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04.03.2018 14:05
#33 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Wie ein Blitz (9)
Teil 3 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1969/70. Regie: Rolf von Sydow. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Ingmar Zeisberg (Diana Stewart), Peter Eschberg (Mark Paxton), Horst Bollmann (Inspector Clay), Eva Pflug (Emely Brown), Karl Heinz Vosgerau (Walter Brown), Paul Hubschmid (Ned Parker), Christine Kaufmann (Diana Valesco), Grete Wurm (Mrs. Hopkins), Fred Maire (Sergeant Fuller) u.a. Erstsendung: 12. April 1970. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Wie ein Blitz (Teil 3)Als Mark Paxton Gordon Stewarts Geliebte aufsucht, wächst in Diana plötzlich ein Gefühl des Misstrauens. Wird sich Mark weiterhin an sie halten, auch wenn sie nun nicht mehr millionenschwer ist? Während die Polizei auf dem Revier eine Theorie entwickelt, wie es möglich war, dass Gordons Stimme noch nach dessen Tod am Telefon zu hören war, fallen im Hause Stewart tödliche Schüsse. Diese Eskalation nimmt der geheimnisvolle Mann im Hintergrund, der auch Kitty Tracey tötete, zum Anlass, sich zu erkennen zu geben. Da ihm Inspector Clay bereits auf den Fersen ist, hilft ihm nur noch eine gewagte Flucht nach vorn!
Obwohl die Geschichte von „Wie ein Blitz“ als eine der stärksten aus der Feder von Francis Durbridge gelten darf, erfuhr sie sowohl für die britische Umsetzung der BBC als auch für die deutsche des WDR eine Überarbeitung des ursprünglich geplanten Endes. In England forderte der Sender eine Einkürzung des Finales, sodass aus den beabsichtigten sechs Folgen nur fünf wurden. Der WDR hingegen war darauf bedacht, den Schluss des Dreiteilers zugunsten des Rätselfaktors auszubauen. Durbridge verwendete hierzu wieder die ursprüngliche Sechsteiler-Konzeption; außerdem ist der actiongeladene Verlauf der letzten Filmminuten auch dem Einfallsreichtum von Regisseur Rolf von Sydow zu verdanken. In ihm drückt sich eine ganz wesentliche Stärke von „Wie ein Blitz“ aus: Im Jahr 1970 hatte sich selbst die für eigentlich urgemütliche Krimiunterhaltung stehende Durbridge-Marke der Zeit angepasst und setzte statt einer wortreichen Überführung im Kreis aller Verdächtigen eher auf ein großes Abenteuerspektakel, das den Zuschauer bis zum Schluss an den Bildschirm fesselt.
Das Ausufern der Ereignisse beginnt mit den immer weiter anwachsenden Zweifeln zwischen Diana Stewart und Mark Paxton. Die beiden Hauptfiguren scheitern nicht in erster Linie an den polizeilichen Ermittlungen, denn obwohl der kluge Inspector Clay ihnen bereits auf die Schliche gekommen ist, kommt er gar nicht dazu, sie der Mordtat an Gordon Stewart zu bezichtigen. Vielmehr üben selbstzerstörerische Kräfte ihren maliziösen Einfluss aus, mit denen Durbridge geschickt illustrierte, dass sich das Mörderpaar sozusagen eigenhändig zur Strecke bringt. Ein atemberaubend spannender Wortwechsel im Salon der Stewarts endet tödlich und markiert den großen Umbruch der Geschichte hin zu einer schonungslosen Demaskierung aller Beteiligten und einer Aufsehen erregenden, offensichtlich teuren und aufwendigen Flucht. Die Aufnahmen an der englischen Küste sowie das überzeugende Spiel aller Beteiligter machen den dritten Teil von „Wie ein Blitz“ zu einem unzweifelhaften Highlight des Durbridge-Universums. Apropos Universum: Im intergalaktischen Vergleich der TV-Programme hatte der Spannungsblitz des WDR tatsächlich die Nase vorn, wie der Spiegel informierte:
Zitat von Raumfahrt: Apollo 13 – Die längste Nacht, Der Spiegel, 17/1970, S. 130„Zu perfekt – die Leute beginnen sich zu langweilen“, lautete die Schlagzeile des Mailänder Il Giorno zum Start des Raumschiffs Apollo 13. Deutschlands Fernsehzuschauer sahen nicht die Apollo-Sonderschau im ZDF, sondern den Durbridge-Krimi „Wie ein Blitz“.
Und so wurde der Fall Stewart / Tracey mit 84 % Sehbeteiligung zu einem gebührenden Abschluss gebracht. Von Sydow gelang mit „Wie ein Blitz“ der Balanceakt, das etwas in die Jahre gekommene Label Durbridge aufzufrischen, ohne dabei wie Vorgänger Peter Beauvais in „Ein Mann namens Harry Brent“ die typischen Merkmale und Vorzüge des Autors zu vernachlässigen. Der Krimi ist ausgewogen, spannend, gut besetzt und außerordentlich stimmig in Szene gesetzt – das einzige wirklich rundum zufriedenstellende Gesamtpaket neben Serien-Spitzenreiter „Melissa“.
Nach über zwei Jahren Sendepause meldeten sich die Durbridge-Krimis „wie ein Blitz“ wieder zurück. 5 von 5 Punkten für einen Krimi, der vieles anders macht als seine Vorgänger, dabei aber an deren gewohntes Flair anschließt und es auf geschmackvolle Weise den späten Sechzigern bzw. frühen Siebzigern anpasst. Ingmar Zeisberg und Peter Eschberg erwiesen sich zudem als Idealbesetzungen für ihre vielfältigen, charismatischen Rollen.
* Darsteller: INGMAR ZEISBERG, die "blonde Stimme" aus "Der Würger von Schloss Blackmoor", wird hier schwer geprüft und muss sich fragen, ob sich plötzlich die ganze Welt gegen sie verschworen hat oder es nur an dem teuflischen Wiener PETER ESCHBERG liegt, dessen Physiognomie bereits auf einen Opportunisten schließen lässt, der wenn nötig seine eigene Großmutter verkaufen würde. Sein Manierismus im Umgang mit seinem Vorgesetzten lässt auf eine nervöse Natur schließen. Das Paar ist sich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, wobei Zeisberg als Halbopfer die Sympathien des Publikums zufallen, weil sie sich vermutlich in blindem Vertrauen von Eschberg zu dem Mordplan überreden ließ. ALBERT LIEVEN, altersstarr und ungeduldig, wird erfreulicherweise nur in memoriam mit der zarten CHRISTINE KAUFMANN in Verbindung gebracht, Alters- und Temperamentsunterschiede wiegen doch schwer. PAUL HUBSCHMID als Bonvivant und Stütze auf Abruf ersehnt den Moment, in dem er in Jaguar und Motoryacht springen und Vollgas geben darf. HORST BOLLMANN mit verschmitztem Blick und scharfem Verstand soll aufgrund seiner Körpergröße nicht unterschätzt werden, ich fand ihn wesentlich überzeugender und tatkräftiger als seinen Kollegen in "Das Messer". EVA PFLUG spinnt ihr Image aus "Das Halstuch" weiter und gibt sich "mild in der Art, hart in der Tat", um ihrem verwöhnten Gatten KARL HEINZ VOSGERAU jeden Wunsch zu erfüllen. Die beiden scheinen sich gesucht und gefunden zu haben. GISELA TROWE ist von Katzenhaaren und Papageienfedern umgeben und der Zuseher hält unwillkürlich den Atem an, wenn Szenen in der Tierhandlung gezeigt werden. Die rothaarige Mimin passt als Werkzeug des großen Unbekannten gut ins Konzept, weil sie über ein geöltes Mundwerk und einen gerissenen Verstand verfügt. HERBERT TIEDE darf das Testament leider nicht dramatisch vor den beiden Rivalinnen öffnen und fungiert deshalb als Informant der Polizei. GRETE WURM hat im Haushalt Stewart vermutlich schon einige Szenen einer Ehe miterlebt und bekommt hoffentlich eine hübsche Abfindung, um sich davon zu erholen.
* Drehbuch: Der Plot ist sehr traditionell, wartet aber durch die moderne Umsetzung mit Elementen auf, die für eine hohe Identifikation sorgen. Die dichte Atmosphäre lässt den Zuschauer in bisher unübertroffener Weise an den Gedanken, Zweifeln und Ängsten der Täter teilhaben und sorgt für Anspannung und Nervenkitzel.
* Kamera: Für Intimität sorgt das Auge der Kamera diesmal in besonderem Maße. Großaufnahmen der Hauptpersonen lassen keinen Zweifel an ihren Emotionen und rücken jede noch so kleine Gefühlsregung plakativ in den Vordergrund. Als die Kamera später "von der Leine gelassen wird", weidet sie sich an der Landschaft und fängt die Weite, in der die Personen verloren und vogelfrei wirken, gekonnt ein.
* Kostüme: Dela Duhm Fredrich kann sich in "Wie ein Blitz" nun auch farbtechnisch austoben. Wie ein Frühlingswind fegen die Kostüme von Eva Pflug durch die Szenerie, während Ingmar Zeisberg in actiontauglicher Kleidung mit Sportwagen rasen, von Yachten springen und Leichen identifizieren muss. Gelungen und zeitgemäß gefallen die Kreationen auch heute noch.
* Szenenbild: Ein ganz großes Plus sind die Schauplätze, die gerade im Innenbereich Originalität und Stil aufweisen. Das alte Herrenhaus mit seinen weitläufigen Hallen, in denen die ungehörten Todesschreie von Generationen widerhallen, das urgemütliche Wohnzimmer der Stewarts und die luftigen Räume der Valesco drücken dem Dreiteiler einen authentischen Stempel auf.
* Musik: Die eingängige Titelmelodie lässt Western-Atmosphäre aufkommen und verspricht Action und Esprit nach dem Motto "Sieh dich vor, damit du nicht unter die Räder kommst!"
* Regie: Rolf von Sydow gelingt es in "Wie ein Blitz" besser als in "Das Messer", traditionelle Rätselelemente durchgängig spannend mit starker Personenführung zu verknüpfen. Er achtet mehr darauf, dass sich kein Charakter zurückzieht und somit alle gleich gefordert werden. Die Kombination aus Publikumserwartungen und dem Geist klassischer Durbridge-Themen funktioniert perfekt.
Gerade die Punkte 'Szenenbild' und 'Kostüme' scheinen mir besonders erwähnenswert, denn beide tragen viel zur Gesamtstimmung bei (wenn man da an die riesigen, klobigen Wohnungen von Tim Frazer denkt ...).
Produktion: Joachim Glaser, Fred Ilgner, WDR Köln, 1969/1970
Mit: Ingmar Zeisberg, Peter Eschberg, Albert Lieven, Paul Hubschmid, Horst Bollmann, Eva Pflug, Karl-Heinz Vosgerau, Gisela Trowe, Christine Kaufmann, Grete Wurm, Fred Maire, Herbert Tiede, Gerhard Plantikow, Roswitha Dost, James Josef Curran, Bruce Wells, Elert Bode
Handlung:
Die attraktive Diana Stewart ist mit dem reichen und bedeutend älteren Unternehmer Gordon Stewart verheiratet und unterhält ein heimliches Verhältnis mit dessen rechten Hand Mark Paxton. Es kommt, wie es kommen muss; Gordon Stewart wird von Frau und Liebhaber durch einen Schuss mitten in's Gesicht ermordet und seine Leiche sollte abtransportiert werden. Aus völlig unerfindlichen Gründen verschwindet sie jedoch spurlos aus Paxtons Kofferrau und Diana erhält kurze Zeit später einen Anruf, bei dem sie die Stimme ihres Mannes vernimmt, der ihr eindringlich rät, die Leiche, die bald auftauchen wird, als die seine zu identifizieren. Tatsächlich wird ein Toter gefunden, der Stewarts Kleidung trägt. Doch wer ist er wirklich? Diane identifiziert ihren Mann, wie ihr geraten wurde, doch ist dies erst der Anfang einer Reihe merkwürdiger und nervenaufreibender Vorkommnisse, welche das Killer-Duo bald in Teufels Küche bringen sollten...
Anmerkungen:
"Wie ein Blitz" ist eine klassische Dreiecksgeschichte um ein geldgieriges Pärchen, das den wesentlich älteren Ehemann der Frau entsorgt, um an dessen Reichtümer zu gelangen. Das altbekannte Muster wird dabei aber um eine unbekannte dritte Person erweitert, die die Leiche einfach verschwinden lässt und das niederträchtige Gespann mit diesem unangenehmen Rätsel anständig in's Schwitzen bringt. Da es sich hier, wie Krimifreunde sofort vermuten werden, nicht um eine bloße Serviceleistung aus Gefälligkeit handelt, darf man gespannt sein, was der große Unbekannte im Schilde führt und hinter welcher Fassade er sich verbirgt. Dadurch wird sehr geschickt ein Whudunit-Element eingeflochten. Leider ist die Auflösung dieser Frage alles andere als überraschend. Ohne groß anzugeben, möchte ich erwähnen, dass ich den geheimnisvollen Mr.X schon ganz zu Beginn ausmachen konnte, als der Kreis der Verdächtigen mehr als überschaubar war und ich rein aus dem Bauchgefühl heraus einfach mal davon ausgegangen bin, dass dieser bereits vorstellig wurde. Trotzdem wird man durch die recht ereignisreiche Geschichte und die vielen Wendungen bei bester Krimi-Laune gehalten.
Albert Lieven, der mittlerweile leider am Ende seines Lebensweges stand, hat als Mordopfer nur eine relativ kurze Rolle, die recht gut zu seinem Typus passt. Dass sich eine um mehrere Jahrzehnte jüngere, schöne Frau trotz Unkenntnis seines Reichtums unsterblich in ihn verliebt haben soll, ist allerdings etwas schwer zu verdauen, zumal er auch laut Aussage seiner Gattin kein liebenswürdiger Mensch war. Peter Eschberg verkörpert ganz passabel den geldgierigen und schleimigen Schönling, der niemandem gegenüber Loyalität kennt und dem seine maßlose Selbstüberschätzung und Arroganz schließlich zum Verhängnis werden sollten. Ein gutes Bild macht auch Ingmar Zeisberg als dessen Geliebte und Mordkomplizin. Bisher war sie mir lediglich aus ihren Schwarzweißkrimis der 60er-Jahre bekannt, von wo ich sie zwar nicht minder attraktiv, aber optisch völlig anders in Erinnerung habe. Sie wird durch die mysteriösen Vorkommnisse, mit denen der Unbekannte den Beiden in's Handwerk pfuscht, mehr und mehr überfordert und in einen nervösen Ausnahmezustand hineinmanövriert, von den hormongeladenen Herren der Schöpfung aber immer wieder aufgefangen - zumindest eine Zeit lang. Der Schluss bietet ein, für Fernsehfilme dieser Zeit noch völlig ungewohntes, betont actiongeladenes Finale mit einem entschlossenen, gewaltbereiten und ausgesprochenen zähen Haupttäter, für den ein Aufgeben nicht in Frage kommt. Horst Bollmann ist ein sehr unscheinbarer Inspektor und tritt seinem körperlich weit überlegenen Widersacher in einem ungleichen Zweikampf gegenüber, dessen Ausgang an Unglaubwürdigkeit kaum zu überbieten ist.
Als Hauptkritikpunkt möchte ich die relativ blassen und reizlosen Farben anführen, die mir als krasser Gegensatz zu jenen in der schönen bunten TV-Welt der britischen "Avengers" in's Auge springen. Eine sattere Kolorierung oder eine schwarzweiße Atmosphäre hätten die Geschichte mit Sicherheit weiter aufgewertet. Fazit:
Trotz des leicht zu lösenden Whodunit-Rätsels ist "Wie ein Blitz" ein spannender Durbridge-Dreiteiler mit den typischen Wendungen und hat im Großen und Ganzen stimmige Darsteller, wenn man von dem recht blassen Ermittler einmal absieht. Die Action-Szenen werden von jenem Darsteller bedient, dem man sie wohl am ehesten zutraut. Durch die eher fade Farbgebung wird leider einiges an atmosphärischem Potential verschenkt. 4 von 5 Punkten.
So sehr ich auch die bunten Folgen von "Mit Schirm, Charme und Melone" schätze, weiß ich nicht, ob diese starke Farbgebung zu den Durbridge-Mehrteilern gepasst hätte.
Eschbergs Performance sehe ich auch wesentlich stärker als nur "ganz passabel", für mich die vielleicht beste schauspielerische Leistung in den Durbridge-Mehrteilern überhaupt und auch eine wesentliche Triebfeder, mir "Wie ein Blitz" wiederholt anzusehen.
Bezüglich Bollmann bin ich bei dir, da hätte ich mir nicht nur, aber auch im Hinblick auf den finalen Kampf mit dem Täter eine andere Besetzung gewünscht.
Schön, dass dir die Durbridge-Mehrteiler doch gut gefallen!
Was die Farbgestaltung angeht: Ich weiß nicht, ob "Mit Schirm, Charme und Melone" auch auf Ampex gedreht wurde. Hinsichtlich "Wie ein Blitz" jedoch möchte ich zu bedenken geben, dass es hier ggf. aufgrund der Aufnahmetechnik keine Wahlmöglichkeit bei der Farbgestaltung gab, wie es sie bei der Filmtechnik mit Filter- und Materialmöglichkeiten gab.
Horst Bollmann hat mir in der Rolle des durchaus gewitzten und über weite Strecken mit seiner Unscheinbarkeit kokettierenden Art immer sehr gut gefallen. Auch das Ende hat mich nie völlig irritiert, zumal sich Rolf von Sydow geschickt alle Mühe gab, Bollmann als unterschätzt zu zeigen. Warum soll nicht auch ein mittlerweile etwas in die Jahre gekommener und mit leiblicher Rundlichkeit gesegneter Inspektor von 1,65m Körpergröße kampffertige Erfahrungen aufweisen? Dem gesamten Ensemble macht eben jener Inspektor ja über weite Strecken seiner Ermittlungen geschickt etwas vor, indem er Naivität bis hin zur Unfähigkeit vorgaukelt aber dann, wenn es an die Überführung geht, sowohl seinen Sprachgebrauch tough wandelt wie auch seine überraschenden körperlichen Fähigkeiten ausspielt. Ich empfand das als inszenatorisch überzeugend und keineswegs fremdartig oder völlig unglaubwürdig.
Zitat von Ray im Beitrag #37So sehr ich auch die bunten Folgen von "Mit Schirm, Charme und Melone" schätze, weiß ich nicht, ob diese starke Farbgebung zu den Durbridge-Mehrteilern gepasst hätte.
Die Hammerfilme und auch die Mario-Bava-Filme der 60er haben bewiesen, wie toll man mit starken Farbe Atmosphäre schaffen konnte. Warum hätte das bei Durbridge nicht funktionieren sollen?
Inwiefern den Produzenten gewisse Möglichkeiten der Farbgebung nicht zugänglich waren, kann ich natürlich nicht beurteilen.
M.E. hätte eine zu knallige Farbgebung genau wie eine spektakuläre Inszenierung zu sehr vom Inhalt abgelenkt. Die von dir genannten Produktionen lebten ja andersherum nicht vom Inhalt, sondern eher von der Form, sprich der Inszenierung/Farbgebung. Sicherlich hätte man das bei Durbridge auch ein Stück weit mehr aufbrechen können, wie es ja im Grunde bei den späteren Mehrteilern schon mitunter der Fall war, aber im Grundsatz finde ich das so absolut stimmig.
Zitat von Ray im Beitrag #40M.E. hätte eine zu knallige Farbgebung genau wie eine spektakuläre Inszenierung zu sehr vom Inhalt abgelenkt. Die von dir genannten Produktionen lebten ja andersherum nicht vom Inhalt, sondern eher von der Form, sprich der Inszenierung/Farbgebung. Sicherlich hätte man das bei Durbridge auch ein Stück weit mehr aufbrechen können, wie es ja im Grunde bei den späteren Mehrteilern schon mitunter der Fall war, aber im Grundsatz finde ich das so absolut stimmig.
Dieses Argument hat in vielen Fällen sicher seine Daseinsberechtigung. Ich kenne die späteren Durbridge-Mehrteiler nicht, aber für mich besteht die Königsdisziplin darin, beides zu vereinen, Inhalt und Form. Irgendwie erinnert mich das an das Thema Frauen (oder aus der Sicht der Damenwelt von mir aus auch Männer). Da begegnet man mitunter manchmal außen hui, innen pfui, manchmal auch innen hui und außen...nicht ganz so hui, wer Glück hat erwischt beides.....Sorry für diese Abschweifung. Der Vergleich hat sich mir einfach aufgedrängt.
Zum Thema Farbe: als das Farbfernsehen kam, wollten viele Produzenten ganz bunte Produktionen, um das neue Medium zu nutzen. Jürgen Goslar hat mir mal erzählt, dass ein Produzent bei einer Produktion immer ganz bunte, grelle Requisiten ins Bild stellen wollte. Daraufhin sagte er zum Produzenten verneinend: "Wir drehen keinen Buntfilm, wir drehen einen Farbfilm." Rolf von Sydow selbst hat sich zum Thema Farbe bei Durbridge einst durchaus zurückhaltend geäußert und gemeint, dass es durchaus ein Wagnis war, aus der schönen stimmigen Schwarz/Weiß-Krimiära in die farbige Krimiwelt zu gehen. Deshalb sind die Farben sicherlich auch zurückhaltender, wobei ich sie im Blitz eigentlich sehr gut finde. Eine knallig-bunte Farbgebung passt auch eher zur comicartigen, augenzwinkernden und poppigen Inszenierung von Schirm, Charme und Melone, als zum ernsten Krimireißer.
Zitat von Georg im Beitrag #42Zum Thema Farbe: als das Farbfernsehen kam, wollten viele Produzenten ganz bunte Produktionen, um das neue Medium zu nutzen. Jürgen Goslar hat mir mal erzählt, dass ein Produzent bei einer Produktion immer ganz bunte, grelle Requisiten ins Bild stellen wollte. Daraufhin sagte er zum Produzenten verneinend: "Wir drehen keinen Buntfilm, wir drehen einen Farbfilm." Rolf von Sydow selbst hat sich zum Thema Farbe bei Durbridge einst durchaus zurückhaltend geäußert und gemeint, dass es durchaus ein Wagnis war, aus der schönen stimmigen Schwarz/Weiß-Krimiära in die farbige Krimiwelt zu gehen. Deshalb sind die Farben sicherlich auch zurückhaltender, wobei ich sie im Blitz eigentlich sehr gut finde. Eine knallig-bunte Farbgebung passt auch eher zur comicartigen, augenzwinkernden und poppigen Inszenierung von Schirm, Charme und Melone, als zum ernsten Krimireißer.
Ich oute mich schon lange als Fan der starken Farben aus den 50er- und 60er-Jahren, was auch dazu beiträgt, dass mir die 70er nicht mehr so gefallen. Im Kino hielten sich die kräftigen Farben sehr lange und das in so ziemlich allen Genres, egal ob ernst oder comicartig. Hammer und Mario Bava habe ich ja schon erwähnt. Aber auch diverse Hitchcock-Filme, Western, Kostümfilme, Horror, Abenteuer, ja eigentlich überhaupt fast alles hat in den 50er- und 60er-Jahren eine wesentlich stärkere Farbgebung als in den 70ern, weshalb es mich auch schon immer optisch viel mehr in den Bann zog. Auch die heutigen, wesentlich realistischeren Farben gefallen mir deutlich besser als diese recht blassen. Das hat mein Auge einfach nie angesprochen.
Neben "Tim Frazer", "Tim Frazer und der Fall Salinger", "Die Schlüssel", "Melissa", "Die Kette" und "Das Messer", der BESTE "Francis Durbridge"-Krimi, der nicht nur der erste in Farbe gewesen war, sondern auch der teuerste "Durbridge"-Film überhaupt...auch hier gilt, sehr spannende Geschichte, sehr toller Soundtrack ( von Sam Spence ) und geniale Schauspieler!!!.
Alleine das actionreiche Finale...NOCH NIE DAGEWESEN, nicht umsonst war der Meister "Francis Durbridge" sehr angetan und begeistert von unserer deutschen Produktion, besonders das besagte actionreiche Finale gefiel ihm, denn es kam so NICHT in "Francis Durbridges" Roman, "Wie ein Blitz" vor!!!.
Ich muss den anderen Rezensenten zustimmen: Einer der besten Durbridges mit richtiggehender Thriller-Spannung.
Bisschen gestutzt habe ich nur bei Paxtons Tod, weil der im Gegensatz zum Eingangsmord erstaunlich unblutig war. Ich war geneigt zu glauben, er wäre gar nicht tot, sondern alles mit Platzpatronen inszeniert, um Diana noch weiter in den Wahnsinn zu treiben. Aber wahrscheinlich wollte der Regisseur auch, dass ich genau das denke und hat deshalb so inszeniert.