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Dieses Thema hat 36 Antworten
und wurde 5.369 mal aufgerufen
 Francis Durbridge
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Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

18.10.2008 20:51
#16 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Der Darsteller des Sgt. Broderick, Heinz Klingenberg, ist übrigens 1959,
noch vor Erstausstrahlung des Mehrteilers, bei einem Autounfall ums Leben gekommen

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.10.2008 21:01
#17 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Ja, das habe ich auch schon bei Wikipedia gelesen. Schade, denn er war mir hier wirklich sehr sympathisch und stellte seine Rolle absolut glaubhaft dar. Wie ich herausfand, spielte er aber noch in anderen interessanten Produktionen mit: 1958 in dem Kinofilm "Dr. Crippen lebt" und 1952 in dem Hörspiel "Gestatten, mein Name ist Cox - Mord ist strafbar" als Inspektor Carter, einer Rolle, die in anderen Folgen der Serie auch von Siegfried Lowitz gesprochen worden war.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

19.10.2008 20:21
#18 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Ich war über Klingenbergs plötzlichen Tod traurig, zumal ich seine Darstellung im ANDEREN auch beim diesmaligen Schauen wieder sehr treffend und sympathisch fand, kaum zu glauben, dass er da schon Mitte fünfzig war, hätte ihn zehn Jahre jünger eingeschätzt. Könnte mir vorstellen, dass er in manchen Stücken und Serien der 60er/70er noch gute Figur gemacht hätte.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

27.10.2008 15:38
#19 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

"Der Andere" - Teil 1

Das Erste, das der Zuschauer zu sehen bekommt, ist ein Taucher. Dann erscheint die Titelsequenz auf dem Bildschirm und man vergisst ihn wieder. Doch wie immer bei Francis Durbridge wird auch dieses Detail nicht ohne Grund gezeigt worden sein.
David Henderson begegnet uns als freundlicher, besonnener Lehrer, der sich gerne Zeit für seine Schüler nimmt und dabei immer ein aufmunterndes Wort parat hat. Doch gleich in den ersten Minuten fällt ein Schatten auf seine gute Reputation, als ein geheimnisvolles Paket eintrifft, das ihn veranlasst, sich auf ein Hausboot zu begeben, wo er einem Toten die Armbanduhr abnimmt und seelenruhig gegen ein mitgebrachtes Exemplar austauscht. Er wird dabei von der Nichte seines Arztes beobachtet, die ihn später gegenüber Detektiv-Insp. Ford belastet. Ford ist kein abgebrühter Ermittler, sondern ein Mann, der dem verdächtigen Lehrer sehr nahe steht, da dieser sich selbstlos um seinen Sohn gekümmert hat, als Ford seine Frau verloren hat. Man sieht ihm an, dass er sich in einem Zwiespalt befindet, als er den verdienten Tutor seines Sohnes verhören muss.
David Henderson wird von Albert Lieven routiniert zum Leben erweckt. Er schafft es, den Zuschauer zwar nie an seiner Integrität zweifeln zu lassen, doch lügt er dem Inspektor so frei heraus ins Gesicht, dass man sich erst recht fragen muss, in welcher Weise er in den Mordfall
verwickelt ist.
Wolf Frees zeigt einen Polizeibeamten, der weit von einem strahlenden Inspektor mit hundertprozentiger Aufklärungsquote entfernt ist. Sein Blick ist oft gesenkt, er zögert mit seinen Fragen und scheut sich, offen eine Verdacht gegen den Mann auszusprechen, der seinen Sohn gefördert hat. Dies läßt ihn sehr lebensnah erscheinen und weist bereits darauf hin, dass es nicht einfach sein wird, dem weltgewandten David Henderson in die Karten zu blicken.

Insgesamt strahlt die erste Episode eine altmodische Kriminalspiel-Atmosphäre aus, was auch am Vor- und Abspann zu sehen ist. Die Straßenfeger-Reihe steht noch am Anfang, hat geringe finanzielle Mittel zur Verfügung und deshalb auch weniger klingende Namen im Programm.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

28.10.2008 16:06
#20 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

"Der Andere" - Teil 2

Detektiv-Inspektor Mike Ford erhält Besuch von einem Mann, der eine wichtige Aussage macht: Er war in der Nacht des Mordes an Paolo Rocello auf dem Hausboot einer Bekannten. Er und diese Billie Reynolds haben gesehen, wie zwei Männer den bewusstlosen Italiener an Bord des Hausbootes trugen, auf dem am nächsten Morgen seine Leiche gefunden wurde. Ford verhört Billie Reynolds, die diese Aussage zwar bestätigt, jedoch nicht verraten will, wer die beiden Männer waren. Währenddessen besucht Henderson seinen Arzt, bei dem er "zufällig" auch dessen Nichte Katherine trifft. Er verwickelt sie in ein Gespräch und lädt sie zum Tennis ein. Als er nach Hause kommt, wartet dort bereits Miss Reynolds auf ihn. Sie gibt ihm zu verstehen, dass sie weiß, dass er in der Mordnacht am Fundort der Leiche war. Sie treffen eine Verabredung für den gleichen Abend.
Henderson bringt ein Schachbrett mit, um sie in das "Spiel der Könige" einzuweihen, reicht ihr jedoch vorher noch ein Glas mitgebrachten Champagners, den er mit einem Betäubungsmittel präpariert hat, um sie außer Gefecht zu setzen. Er will in Ruhe nach etwas suchen.

Erneut werden dem Zuschauer die vielen Gesichter von David Henderson gezeigt. Wenn nötig, kann er zu Damen sehr charmant sein, auch wenn er weiß, dass sie ihn erst vor kurzem im Polizeiverhör belastet haben. Dann wiederum handelt er mit Vorbedacht, um eine wichtige Zeugin "schachmatt" zu setzen. Er scheint über alle Hintergründe Bescheid zu wissen und dennoch zweifelt man an seiner Schuld. Unwillkürlich drängt sich der Vergleich mit Clifton Morris in "Das Halstuch" auf, der nicht durch Zufall wieder von Albert Lieven gespielt wird. Neben so einer schillernden Persönlichkeit bleibt Wolf Frees zunächst etwas abseits. Er versucht zwar, im Gespräch mit Marianne Wischmann - die Billie Reynolds im Stil einer Kim Marshall spielt - Lockerheit zu zeigen, leider steht ihm dies nicht zu Gesicht. Im Gegenteil: Man erwartet von einem Polizeibeamten, dass sich seine Blicke auf die Glaubwürdigkeit einer Zeugin, nicht jedoch auf ihren zweifelhaften Charme richten. Ich werde gespannt verfolgen, ob Frees im Laufe der Handlung mehr Souveränität gewinnen kann.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

29.10.2008 15:10
#21 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

"Der Andere" - Teile 3, 4 & 5

SPOILER:

David Henderson gerät erneut in den Fokus der Polizei-Ermittlungen, als die Leiche von Billie Reynolds aus dem Wasser gefischt wird. In ihrem Hausboot wird eine Schachfigur gefunden, die der Sohn von Det.-Insp. Ford sofort als eine von Hendersons Figuren identifiziert. Henderson streitet dies jedoch mit einer Vehemenz ab, die sogar Ford beeindruckt.
Ralph Merson, der einen anonymen Brief zur Auffindung der vermissten Billie bekommen hat, wird ebenfalls immer wieder vorgeladen. Chris Reynolds, der Bruder der Toten, zeigt zwar keine Trauer, versucht jedoch Henderson mit einem geheimen Tagebuch seiner Schwester zu erpressen. Henderson sucht Dr. Sheldon auf, um die genaue Todesursache zu erfahren und trifft dort erneut auf Katherine Walters, die immer noch auf ihrem Standpunkt beharrt, während Henderson weiterhin jede Verbindung zu Paolo Rocello leugnet. Maria Rocello trifft aus Italien ein und wünscht zu erfahren, wie weit die Polizei mit ihren Ermittlungen vorangekommen ist. Sie wird sowohl vom Reporter Craven, als auch von David Henderson um eine Unterredung gebeten. Ford warnt sie vor Henderson. Sie solle keineswegs ein Getränk bei ihm konsumieren. Dies deutet darauf hin, dass die Polizei bereits weiß, dass Billie Reynolds von ihm betäubt wurde. Die Todesursache war jedoch Erwürgen, wie Dr. Sheldon verrät. David Henderson verspricht Maria Rocello, ihr zu erzählen, wer ihren Bruder getötet hat und warum. Er lässt sie mit seinem Freund Cooper telefonieren, dem es gelingt, alle ihre Sorgen zu zerstreuen. Wir erfahren am Ende der fünften Folge auch warum: Paolo Rocello ist gar nicht tot, sondern auf dem Weg nach Kanada. Harry Vincent, ein ehemaliger Kollege, von dem Ford glaubte, er sei seit einem halben Jahr in Rente, entpuppt sich als Mitarbeiter der Abwehr. Er berichtet von einem wichtigen Mann beim Geheimdienst, der dort den Decknamen "Der Andere" trägt ...

Das Tempo steigert sich von der dritten zur fünften Episode merklich und bringt außer David Henderson noch andere mögliche Täter ins Spiel: Reporter Craven ist von einem großen beruflichen Ehrgeiz besessen und geht für eine gute Story einige Risiken ein; Ralph Merson stand mit Billie Reynolds weitaus enger, als er anfangs zugab; Chris Reynolds ist eindeutig ein Kleinganove, der aus jeder Situation Kapital schlagen will und selbst Sergeant Broderick verblüfft den Zuschauer, als Reporter Craven enthüllt, er habe ihn in einer Bar in der Gesellschaft von Billie Reynolds gesehen.
Mit dem Auftreten von Maria Rocello kommt erstmals ein neues Element ins Spiel : Katherine Walters ist sich nicht mehr sicher, ob ihr David Henderson wirklich gleichgültig ist. Des Zuschauers Phantasie eilt bereits voraus und sieht den am Ende von allen Verdachtsmomenten befreiten Henderson und die Modezeichnerin glücklich vereint. Der Cliffhanger am Ende der fünften Folge ist wohl der mit der größten Spannung erwartete. Der Zuseher ahnt, dass die Person, die durch die Tür treten wird, das Geheimnis um Paolo Rocello und die Froschmänner und viele andere Ungereimtheiten klären wird.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

30.10.2008 12:58
#22 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

"Der Andere" - Teil 6

SPOILER:

Die Tür öffnet sich und der Mann, der die ganze Zeit souverän geblieben ist, tritt ein. Man ist eigentlich nicht überrascht, dass David Henderson auf der Seite des Gesetzes steht. Um ihn für den Normalbürger geheimnisvoll erscheinen zu lassen, steht er jedoch im Dienst der Abwehr, was Phantasien über Geheimagenten und große Abenteuer hervorruft. Seine Erklärungen erfreuen nicht nur Det.-Insp. Ford, sondern auch den Zuschauer.
Das Tempo steigert sich zunehmend und wird nur aus dramaturgischen Gründen kurz vor der Endphase noch einmal gedrosselt. Ralph Merson tritt erneut in Erscheinung und hält nicht nur die Polizei, sondern auch den Handlungsfluss auf. Als Katherine Walters gegen Ende der Folge allein mit Sergeant Broderick ist, ahnt der aufmerksame Beobachter bereits, wer der Mörder ist. Bereits die Reaktion des Beamten auf die Entlastung David Hendersons verrät seine Hintergedanken. Im abschließenden "Showdown" im Haus des Dr. Sheldon ziehen die Beteiligten noch einmal alle Register, bevor David Henderson und Katherine Walters einander in die Arme fallen.

Insgesamt ist zu sagen, dass "Der Andere" sich merklich von den nachfolgenden Mehrteilern unterscheidet, was vor allem in der Wahl der teils unbekannten, teils sehr britisch wirkenden Darsteller begründet ist. Das Zugpferd ist Albert Lieven, der, wie im Booklet so treffend formuliert wurde, ein Bindeglied zwischen England und Deutschland darstellt. Seine dominierende Persönlichkeit spielt auf der Klaviatur der Charaktereigenschaften. Er zeigt sich uns charmant, freundlich und offen - gleichzeitig jedoch auch überheblich, sarkastisch und listig.

Zitat von Unsere Filmlieblinge - Ein Bilderbuch (Verlag Bernhard Reiff; 2., ergänzte Auflage, 1956)
Wenn es einem deutschen Schauspieler gelingt, in der englischen Theaterwelt nicht nur geduldet zu werden, sondern zu enormer Popularität zu kommen, dann muß schon etwas ganz Besonderes an ihm sein. Und wenn ihm danach aus der neuen Atmosphäre heraus der Sprung in die alte zurück gelingt, weiß man endgültig, daß hier einer der ganz Großen am Werk ist. Einer von jenen wenigen Schauspielern, deren Leistungen nicht an das Wort gebunden sind; die sich vermutlich in allen Ländern, in allen Sprachen und allen Kulturkreisen gleicherweise durchsetzen würden.


Wolf Frees bildet das Gegenstück zu Lieven: Er strahlt Strenge aus und seine Physiognomie erinnert an Joseph Goebbels. Die hohen Wangenknochen, die tiefliegenden Augen und seine - ich muss es leider sagen - doch ein wenig lallende Sprechweise zeigen dem Zuseher, dass wir es nicht mit einem Ermittler zu tun haben, der durch rasches, dynamisches Auftreten an Kriminalfälle herangeht, sondern mit einem Denker, der sich auch von Gefühlen leiten lässt. Eindrucksvoll erscheint hier vor allem die Szene im ersten Teil, als er sich gezwungen sieht, den verdienten Lehrer Henderson zu verhören. In einer der letzten Einstellungen blicken wir in sein versteinertes Gesicht, als sein Kollege des Mordes überführt wird.
Einer bemerkenswerten Wandlung ist auch Ingeborg Körner als Katherine Walters unterworfen. Sie mausert sich von der zufälligen Zeugin zu einer beharrlichen Interessentin am kriminellen Geschehen in der Heimatstadt ihres Onkels. Der einmalige Auftritt Esther Queils vor einer Fernsehkamera gestaltet sich zu einem wichtigen "roten Hering". Ihre Anwesenheit zwingt die Geheimniskrämer um David Henderson endlich ihre Karten auf den Tisch zu legen. Maria Rocellos erlesene Garderobe bringt Stil und Esprit in die s/w-Atmosphäre.
Bliebe noch Heinz Klingenberg. Er zeigt uns einen freundlichen und gelassenen Beamten, der scheinbar rechtschaffen jeden Tag zur Arbeit geht und keinerlei Ambitionen hegt. Dass ausgerechnet dieser Mann am Ende der Schuldige sein soll, der Mann von dem die meiste Gefahr ausgeht, überrascht den Zuseher. Klingenberg hat jedoch ausreichend Gelegenheit, seine gütige Maske abzulegen und sich nach einem Mordversuch mit der Polizei eine Verfolgungsjagd zu liefern (wie später in "Das Halstuch").

Gesamteindruck: "Der Andere" liegt leider nicht in einer so gestochen scharfen Bildqualität vor wie "Es ist soweit". Manche Großaufnahmen sind zu hell ausgeleuchtet. Die Titelmusik schleicht sich dem Zuschauer langsam, aber effektiv ins Ohr. Die Spannung wird raffiniert aufgebaut und hält sich bis zum Ende. Die Leistungen der Darsteller überzeugen. Ein schöner Auftakt der erfolgreichen Durbridge-Reihe.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

15.05.2010 10:41
#23 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Wie ich jetzt erst festgestellt habe, ist der Film auf beiden Editionen (Straßenfeger 01 und Francis-Durbridge-Box) leicht beschnitten!
Bei Teil 2 und bei Teil 3 fehlt am Anfang jeweils ein kurzes Stück.
Bei Teil 2 geht der Dialog gleich weiter, die Folge müsste im Original (so wie bei der Wiederholung auf 1Festival 2002) mit dem Satz beginnen "Sie war in Venedig" - Cooper: "Ist es ein Zufall?"
Bei Teil 3 fehlt überhaupt die Szene, in der Henderson auf dem Hausboot ist und Lichtzeichen gibt. Stattdessen beginnt die Folge gleich in der Wohnung des Inspektors.
Auch die Überblendungen zum Nachspann bei Teil 2 und 3 sind etwas seltsam, der Ton passt nicht ganz. Möglicherweise wurde für die DVD das alte 1PLUS-Master herangezogen, bei dem man damals aus unverständlichen Gründen einen neuen Vor- und einen neuen Abspann erstellte. Ein Grund für die seltsamen Kürzungen könnte sein, dass man zu diesem Master möglicherweise die alten Originaltitel wieder eingefügt hat.

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

30.12.2012 09:51
#24 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Nach dem Durbridge-Grandprix habe ich mit nun noch den ersten Durbridge "Der Andere" angesehen - mit zugegebenermaßen niedriger Erwartung im Vorfeld - denn ich mag persönlich theaterhafte Filme nicht.

Ich muss zugeben, ich bin positiv überrascht worden. Der 6teiler (6 Teile mit ca. 30 Min) lässt sich flüssig gucken und man bleibt von Szene zu Szene gespannt, was als nächstes passiert. Schon allein der Opener (Taucher, dann Vorspann) ist besser gewählt als bei manch anderem Durbridge. Die unterschiedlichen Handlungsorte (bei Lieven, beim Inspektor, Hausboot, See...) sind abwechslungsreich gewählt und bieten auch einige Außenaufnahmen.

Die Darstellerreihe ist weniger prominent besetzt, als bei den weiteren Durbridge. Lieven bildet hier das komplette Zentrum. Bis auf Sigurd Fitzek waren mir die weiteren Schauspieler unbekannt. Für meinen Geschmack hätten gerne noch einige promintere Schauspieler mitwirken dürfen.

Die undeutliche Sprache von Wolf Frees als Inspektor ist mir auch aufgefallen, auch wenn dies für ihn schon fast ein Markenzeichen bildet. Ansonsten ist die Darstellung der Rolle etwas "verstaubt"
Heinz Klingenberg liefert sicher eine gute Darstellung. Ihn hätte ich gerne noch mal bei Edgar Wallace gesehen, schade, dass er direkt nach Ende der Dreharbeiten bei einem Autounfall starb.

Die Handlung ist ganz flüssig gestaltet und die Cliffhanger sind durchaus schön ausgeprägt - gerade als Harry Vincent den Anderen vorstellt und man die sich öffnende Tür sieht, dürfte der Cliffhanger in Sachen Spannung auf ein Maximum gefahren worden sein.

Fazit: Sicher ein früher Durbridge, der bei späteren Durbridge an Tempo noch deutlich überboten wird, aber auf jeden Fall im Jahr 1959 eine gute Arbeit, die man als Durbridge-Fan gesehen haben muss! 3/5 Punkte

Georg Offline




Beiträge: 3.263

23.12.2014 16:58
#25 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Hier mal ein paar Infos zum Regisseur Joachim Hoene (samt Bild), über den ja reichlich wenig bekannt ist/ war. Das, was in dem Presseartikel steht (den Jack_the_Ripper gefunden hat), ist wohl das Ausführlichste, was bisher zu finden war:



Und hier nochmal der Link zur Vollbildansicht:

http://www.bilder-hochladen.net/files/ix25-3w-3988-jpg.html

Jan Offline




Beiträge: 1.753

23.12.2014 18:17
#26 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Danke für den Artikel. Gem. imdb hat Joachim Hoene exakt zwei Fernsehspiele inszeniert. Da war ich dann nun doch überrascht...

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.01.2018 18:40
#27 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Lange Zeit hat es gedauert, aber nun ist Durbridge auch bei mir wieder einmal an der Reihe. Es ist ja doch recht still geworden in diesem Unterforum, aber die Klassiker haben sich doch einen reizvollen Charme bewahrt. Ich möchte mich deshalb erneut zu den einzelnen Teilen äußern, zumal meine damaligen Erstsichtungen mittlerweile bis zu zehn Jahre her sind.



Francis Durbridge: Der Andere (Teile 1 und 2)

Teile 1 und 2 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1959. Regie: Joachim Hoene. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Albert Lieven (David Henderson), Wolf Frees (Detective Inspector Mike Ford), Heinz Klingenberg (Detective Sergeant Robert Broderick), Helmuth Rudolph (Dr. Sheldon), Ingeborg Körner (Katherine Walters), Michael Rittermann (James Cooper), Andreas von der Meden (Roger Ford), Hans Zesch-Ballot (Ralph Merson), Marianne Wischmann (Billie Reynolds) u.a. Erstsendungen: 5. und 7. Oktober 1959. Eine Produktion des Nord- und Westdeutschen Rundfunkverbands.

Zitat von Der Andere (Teile 1 und 2)
Welchen Grund könnte ausgerechnet der respektable Internatslehrer David Henderson haben, das Hausboot des geheimnisumwitterten italienischen Froschtauchers Rocello aufzusuchen, das gerade im beschaulichen Medlow vor Anker liegt. Der Umstand, dass Rocello in seiner schwimmenden Behausung tags darauf tot aufgefunden wird, sowie Hendersons hartnäckiges Leugnen bezüglich der Tatnacht machen den Pädagogen zum Hauptverdächtigen in den Ermittlungen von Inspector Ford. Eine Uhr sowie ein lateinisches Zitat scheinen eine bedeutsame Rolle in dem Fall zu spielen, über den auch die Amüsierdame Billie Reynolds bestens Bescheid weiß. Das wird ihr zum Verhängnis, als Henderson sie eines Abends aufsucht ...


Mit den technischen Mitteln der deutschen Fernsehstudios der 1950er Jahre gedreht, wirkt „Der Andere“ bescheidener und vielleicht etwas weniger aufregend als spätere Durbridge-Serials. Da sich in den Plots des britischen Autors die Spannung aber ohnehin nicht aus Action und hohem Tempo, sondern aus dem langsamen, aber beharrlichen Auftürmen scheinbar widersprüchlicher Informationen ergibt, tut dies dem ersten hiesigen Durbridge-Krimi keinen Abbruch. Der Erfolg von Durbridge, 1912 in Hull geboren, wurzelte gar in den alten Radio-Hörspielen der BBC (Paul Temple löste dort seine Fälle seit 1938), wo das Publikum bei der Verbildlichung der Geschichte gänzlich sich selbst überlassen war. Insofern bewegt sich Joachim Hoenes Inszenierung dieses Mehrteilers durchaus auf dem damals zeitaktuellen Niveau, was unter anderem durch wiederholte Außenaufnahmen auf dem Gelände der Internatsschule sowie des Hausbootes aufgegriffen und durch zumindest „halboffen“ erscheinende Studiosets (sowohl Dr. Sheldons Wohn- als auch Hendersons Studierzimmer öffnen sich zu den jeweiligen Gärten hin) fortgesetzt wird.

Obwohl Albert Lieven mit Ausnahme des G.W.-Pabst-Films „Das Bekenntnis der Ina Kahr“ in Deutschland überhaupt noch nicht in Krimis zu sehen gewesen war, bot ihm „Der Andere“ 1959 einen perfekten Schnelleinstieg in das Genre, dessen Popularitätsaufschwung er in den 1960er Jahren für seine eigene Karriere effektiv auszukosten wusste. Neben seinem ähnlich gelagerten Auftritt in Durbridges „Halstuch“ sowie als Ermittler in „Die Schlüssel“ verdankte er auch seine Edgar-Wallace-Verpflichtungen diesem Mehrteiler, in dem er den idealen Verdächtigen mimt: Einerseits lässt David Henderson die Zuschauer ungeniert an seinem höchst fragwürdigen, von Lügen verschleierten Verhalten teilnehmen; andererseits erweist er sich als großmütiger Pädagoge und sympathischer Süßholzraspler, sodass der geneigte Miträtsler nicht nur der Frage nach den logischen Zusammenhängen, sondern auch dem Dilemma aus Ver- und Misstrauen gegenübersteht.

Im hauptsächlich männerdominierten Ensemble stechen Ingeborg Körner und Marianne Wischmann als zwei sehr unterschiedliche Frauentypen hervor, die vielleicht nicht gar so gut gealtert sind wie der Rest des Mehrteilers. Beide zeigen, wenngleich unterhaltsam, eher die einander entgegengesetzten Klischees von Idealfrau und gefallenem Engel als wirklich realistische Figurentypen. Umso wirkungsvoller gestaltet sich allerdings der Cliffhanger, also das überraschende Ende des zweiten Teils, in dem es Wischmanns Billie Reynolds an den Hals geht. Wie üblich bei Durbridge wird geheimnisgekrämt bis zum Abwinken, sodass lediglich die Hinweise auf Rocellos Betätigung als Froschmann (daher auch die pittoreske Prätitelsequenz unter Wasser) sowie Hendersons Kriegsjahre konkrete Fingerzeige in Richtung einer möglichen Lösung geben.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

06.01.2018 11:51
#28 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Schön, dass sich wieder einmal etwas bei Durbridge tut :).

Zitat von Gubanov
Vorlage: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde.

"Drehbuch" statt "Vorlage" träfe es besser :).

Über Cliffhanger zu Teil 1, der eigentlich kein Cliffhanger ist/ war, sagte Durbridge übrigens einmal, dass er sich freute, einmal einen beliebten Mehrteiler zu schaffen, dessen 1. Teil nicht mit einem Bombencliffhanger endete.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.01.2018 21:00
#29 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

Ich habe den Durbridge-Credit geändert, wobei man ja durchaus darüber diskutieren könnte, inwiefern ein Drehbuch immer noch ein Originaldrehbuch ist, wenn es erst übersetzt werden muss. Wie auch immer: Der elegante Spannungsaufbau von „Der Andere“ erweist sich auch bei wiederholtem Sehen als sehr effektiv, und man kann gut nachvollziehen, warum man nach diesem Mehrteiler mit Durbridge in Serie ging.



Francis Durbridge: Der Andere (Teile 3 und 4)

Teile 3 und 4 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1959. Regie: Joachim Hoene. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Albert Lieven (David Henderson), Wolf Frees (Detective Inspector Mike Ford), Heinz Klingenberg (Detective Sergeant Robert Broderick), Helmuth Rudolph (Dr. Sheldon), Ingeborg Körner (Katherine Walters), Hans Zesch-Ballot (Ralph Merson), Sigurd Fitzek (Robin Craven), Jochen Rathmann (Chris Reynolds), Esther Queil (Maria Rocello) u.a. Erstsendungen: 9. und 12. Oktober 1959. Eine Produktion des Nord- und Westdeutschen Rundfunkverbands.

Zitat von Der Andere (Teile 3 und 4)
Billie Reynolds, die eine wichtige Aussage hätte machen können, ist verschwunden. Während die Polizei fieberhaft nach ihr sucht, erfährt sie vom verdächtig eifrigen Zeitungsreporter Robin Craven weitere Details über den toten Rocello. Dessen Schwester Maria sowie Billies Bruder Chris treffen in Medlow ein und sorgen für eine zusätzliche Verkomplizierung der Vorkommnisse. Als Billie tot aus dem Fluss gezogen wird, weisen weitere Verdachtsmomente in Richtung David Hendersons, der jedoch noch immer hartnäckig jedwede Schuld von sich weist. Chris Reynolds zeigt sich davon wenig beeindruckt: Er startet einen Erpressungsversuch ...


Die Unsicherheit über Billie Reynolds’ Verbleib passt zu dem unklaren Bild von David Henderson, der in den zwei Mittelteilen ein wenig aus dem Fokus gerät, weil alles, was er zu den neuen Enthüllungen beitragen kann, die wiederholte und nicht besonders kreative Versicherung, nichts damit zu tun zu haben, ist. Während Albert Lieven in die zweite Reihe zurücktritt, fällt der Scheinwerfer auf die Ermittler, denen Wolf Frees und Heinz Klingenberg ausgesprochen menschliche Züge verleihen. Inspector Ford ist durch seinen Sohn, der Hendersons Schule besucht, auch privat in den Fall involviert, was – ebenso wie der Umstand, dass ein Kleinstadtpolizist die Mordermittlungen leiten darf – zwar etwas unrealistisch, aber zugleich wegweisend für spätere Ermittlertypen und im Rahmen des gemütlichen Durbridge-Universums durchaus ausgereift erscheint. Wolf Frees gibt sowohl einen nachsichtigen Vater als auch einen scharf nachdenkenden Schnüffler; sein Auftreten ist jovialer und nicht so zugeknöpft, wie man es von damaligen deutschen TV-Ermittlern im „Stahlnetz“- oder „Kommissar Freytag“-Stil kennt, in denen lediglich die Assistenten hin und wieder für Schmunzler sorgen durften. Frees scheint seinen Inspector Ford eher an internationale Vorbilder anzulehnen, was insofern nicht verwundert, als er auch eine ebensolche Filmerfahrung hat. Obwohl in Potsdam geboren, trat er nach Ende des Zweiten Weltkriegs doch immer wieder in britischen Film- und TV-Produktionen auf, kann also gewissermaßen als Experte gelten. Heinz Klingenberg als sein Assistent präsentiert sich lächelnd-unverbindlich; allerdings werden von Zeit zu Zeit Hinweise eingestreut, die eine Implikation in den Fall vermuten lassen – auch eher untypisch für die hochkorrekten Fifties.

Durch recht kurze Szenenfolgen sowie eine überschaubare Laufzeit von ca. 35 Minuten pro Folge bleibt die Handlung spannend und nachvollziehbar. Durbridges berühmte kuriose Wendungen zeigen sich bereits in diesem frühen Mehrteiler, z.B. gen Ende des dritten Teils, als David Henderson die inkriminierende Schachfigur, die in seinem Set eigentlich fehlen müsste, weil sie an einem Tatort gefunden wurde, entgegen aller Erwartungen doch noch hervorzaubert. Albert Lieven und Wolf Frees tragen nicht nur diese Szene mit Bravour. Unterstützung finden sie in einem passenden Ensemble hauptsächlich eher unbekannter Schauspieler, welche die Glaubwürdigkeit und das britische Flair des „Anderen“, das durch die ländliche Anmutung mit stetiger Wassernähe recht gut zur Geltung kommt, fördern.

Ebenfalls einen Beitrag zur gelungenen Atmosphäre leistet die Musik von Siegfried Franz, die noch nicht dem typisch jazzigen Hans-Jönsson-Stil späterer Straßenfeger entspricht, wohl aber zu den einprägsamsten und charakteristischsten Scores der Durbridge-Reihe gezählt werden kann. Sie passt auch gut zu den Überraschungsmomenten an den Enden der jeweiligen Folgen, denn diese zeichnen sich weniger durch wirkliche Schockeffekte als vielmehr durch die düsteren Schatten aus, die sie über den kommenden Handlungsverlauf werfen (Wie wird Henderson mit der bewusstlosen Billie Reynolds verfahren? Wird Maria Rocello entgegen des guten Rates Hendersons Sherry trinken und was wird dann womöglich mit ihr passieren?). Das Geheimnis, wofür der Titel „Der Andere“ steht, hebt sich Durbridge allerdings recht lang auf, denn außer einer wenig überzeugenden Randbemerkung, es könne sich um „den anderen Ohrring von Billie Reynolds“ handeln, gab es bisher noch keinen Fingerzeig ...

Ray Offline



Beiträge: 1.930

07.01.2018 14:23
#30 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Der Andere (1) Zitat · Antworten

"Der Andere" war einst mein erster Durbridge-Mehrteiler. Der aus den Wallace-Filmen wohlbekannte Albert Lieven half mir bei der Eingewöhnung an Optik und Inszenierung. Wolf Frees' Art empfand ich als äußerst verschroben (er guckt meiner Erinnerung nach auch öfter in die Kamera oder zumindest in die Richtung, was ja eher ungewöhnlich ist). Nach einer gewissen Zeit vermochte ich Frees und seine Eigenarten jedoch zu schätzen. Im Gegensatz dazu ist Max Eckard in den "Tim Frazer"-Mehrteilern für mich immer eine - nicht im positiven Sinne - kuriose Erscheinung geblieben.

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