Hallo,
der 100. Geburtstag von Dr. Harald Reinl ist es in meinen Augen wert an diesem Tag einen Extra-Thread ihm zu Ehren zu eröffnen, sogar mit einigen neuen Infos.
Gruß Joachim.
Dr. Harald Reinl war Regisseur, Schnittmeister und Autor und gilt als erfolgreichster Regisseur des deutschen Nachkriegsfilms. Er lieferte 1959 den ersten Wallace-Film (Der Frosch mit der Maske) und inszenierte anschließend Die Bande des Schreckens (1960), Der Fälscher von London (1961), Zimmer 13 (1963) und Der unheimliche Mönch (1965).
Harald Reinl wurde am 9. Juli 1908 in Bad Ischl/Österreich als Sohn des Bergrates Ing. Hans Reinl und seiner Ehefrau Ida geboren. Er besuchte die Schule in Hall und studierte nach dem Abitur in Innsbruck Jura, wie auch sein jüngerer – später als Rechtsanwalt praktizierender – Zwillingsbruder Kurt. Während des Studiums betrieb er aktiv alpinen Skisport, 1931 schaffte er sogar den Titel eines akademischen Skiweltmeisters. Während eines Rennens entdeckte ihn Regisseur Arnold Fanck, es folgte ein Engagement für Bergfilme: Reinl absolvierte Auftritte als Skifahrer in Stürme über dem Mont Blanc, in dem er sogar Leni Riefenstahl doubelte, und in Der weiße Rausch. Von diesem Zeitpunkt an ging es für den ehrgeizigen jungen Mann, der leidenschaftlich die Berge hinabraste – nur noch bergauf. Er wurde Regieassistent, Drehbuchautor, Schnittmeister und leitete dazwischen, Mitte der 30er Jahre, mit Studienfreunden eine Skischule im französischen Chamonix. 1936 landete Reinl, mit einer Weite von 98 m, hinter Sepp Pradl auf dem zweiten Rang beim Springen in Plancia. Er drehte zudem zwei Kurzspielfilme, Skitour in Tirol und Wildwasser; 1940 assistierte er Leni Riefenstahl bei deren Werk Tiefland. Nach dem Zweiten Weltkrieg mußte auch Harald Reinl mit dem Karriereknick fertig werden, das Leben suchte nach neuen Anfängen. Er hielt sich mit der Herstellung von Hausschuhen über Wasser. Danach drehte er für die Produzenten Josef Plesner und Hubert Schonger den Kurzspielfilm Zehn Jahre später. Beide gaben ihm dann 1949 die Chance für den ersten eigenen Spielfilm: Bergkristall, der erste Heimatfilm der Nachkriegszeit, ein voller Erfolg, lange vor jenem Streifen gedreht, der für das Genre zur Legende wurde: Grün ist die Heide.
Nach zahlreichen Heimatfilmen wechselte er 1958 ins Genre der Kriegs- und Actionfilme. Kritiker bezeichneten ihn als »Meister des deutschen Trivialfilms«. Nach dem Erfolg der Wallace-Serie verfilmte er mit Der Schatz im Silbersee (1962) den ersten Karl-May-Film, der zum Kassenschlager wurde. Unter seiner Regie entstand ferner die Großproduktion Die Nibelungen (2 Teile, 1966). Nach Edgar Allan Poes Erzählung entstand 1967 Die Schlangengrube und das Pendel. 1968 lieferte er den letzten Film der Karl-May-Welle, Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten. Zudem beteiligte er sich an der Jerry-Cotton- und der Pauker-Filmserie und drehte Streifen nach Vorlagen von Jack London und Ludwig Ganghofer. Mit Ausnahme von Kommissar X jagt die roten Tiger (1971) und Sie liebten sich einen Sommer (1972) wurden alle Filme dieser Zeit bedeutende Erfolge. Resonanz bei Presse und Publikum erzielte auch sein Dokumentarfilm Erinnerungen an die Zukunft (1970) nach Erich von Däniken, dem er 1975/76 Botschaft der Götter folgen ließ. Mit seiner Adaption des Werner-Keller-Bestsellers Und die Bibel hat doch recht (1977) drehte er seinen dritten Dokumentarfilm. Sein letzter Film, den er als 74jähriger inszenierte, war 1982 Im Dschungel ist der Teufel los.
Was zeichnete diesen Harald Reinl aus? Mit Ausnahme des Films Sie liebten sich einen Sommer, der auf der Welle der Lovestorys mitschwimmen sollte, spielten all seine Filme die verursachten Kosten wieder ein und verschafften den jeweiligen Produzenten bzw. Verleihern zudem noch einen außerordentlichen Gewinn. Reinl fühlte sich in mehreren Genres zu Hause, Unterhaltungsqualitäten waren für ihn nichts Ehrenrühriges, er besaß ein ausgesprochenes Gespür für Romantik und ein ausgeprägtes Geschick für Action-Inszenierungen; sein dramaturgisch fundiertes Rhythmusgefühl vermochte beide Wirkungselemente so sorgsam wie wirkungsvoll zu verknüpfen. Reinl drehte seine Filme für ein Publikum, das er mochte und dessen Wunsch nach Spannung, Abwechslung und komödiantischem Futter er teilte. Seine Filme lockten insgesamt über 150 Millionen Besucher in die Kinos – damit avancierte er zum kommerziell erfolgreichsten Handwerker und Routinier, den der deutsche Film bisher hatte.
Reinl war dreimal verheiratet: ca. 1946-50 mit Corinna Frank, 1954-68 mit der 30 Jahre jüngeren Karin Dor, die in vielen seiner Filme zu sehen ist (ein Sohn), und seit 1976 mit der 33 Jahre jüngeren tschechischen Schauspielerin Daniela Maria Dana, mit der er ab 1979 in seinem Haus am Stadtrand von Puerto de la Cruz auf Teneriffa lebte. Ausgerechnet er, der sein künstlerisches Leben vor allem dem temporeichen Thriller widmete, fand ein tragisches Ende: auf Teneriffa wurde von er von seiner alkoholabhängigen Frau am 9. Oktober 1986 hinterrücks erstochen. Mitten in den Vorbereitungsarbeiten zum Film Attila, der Mörderwolf. In seltsam anmutender Symbolik fanden sich just für dieses Projekt Männer der ersten Wallace-Stunde wieder zusammen: Neben Reinl, der Regie führen sollte, waren dies Drehbuchautor Egon Eis und Gerhard F. Hummel, der den Film betreuen sollte. Als Produzent wollte Artur Brauner das Projekt finanzieren.
Artur Brauner urteilte über ihn: »Es gab keinen, der mehr vom Medium Film und seinen Wirkungsmöglichkeiten verstanden hätte. Und er hat immer an das Geld seines Produzenten gedacht - größte Effekte mit geringstem Aufwand!« 1966 prognostizierte Heiko R. Blum: »In späteren Zeiten wird man in ihm wahrscheinlich den typischen Vertreter der 20 Jahre deutschen Nachkriegsfilms sehen und nicht Käutner, Staudte und Hoffmann.«
Weitere Filme: Oster-Skitour in Tirol (1939), Wildwasser (1939), Zehn Jahre später (1948), Weiße Hölle Montblanc (1951), Fegefeuer der Liebe (1951), Der Herrgottschnitzer von Ammergau (1952), Hinter Klostermauern (1952), Der Kloster Jäger (1953), Rosen-Resli (1954), Der schweigende Engel (1954), Ein Herz schlägt für Erika (1955), Solange du lebst (1955), Die Fischerin vom Bodensee (1956), Johannisnacht (1956), Almenrausch und Edelweiß (1957), Die Prinzessin von St. Wolfgang (1957), Die Zwillinge vom Zillertal (1957), Die grünen Teufel von Monte Cassino (1958), Romarei - Das Mädchen mit den grünen Augen (1958), U 47 - Kapitänleutnant Prien (1958), Paradies der Matrosen (1959), Wir wollen niemals auseinandergehen (1960), Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961), Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1961), Der Teppich des Grauens (1962), Die weiße Spinne (1963), Der Würger von Schloß Blackmoor (1963), Winnetou 2. Teil (1964), Der letzte Mohikaner (1965), Winnetou 3. Teil (1965), Dynamit in grüner Seide (1967), Der Tod im roten Jaguar (1968), Todesschüsse am Broadway (1968), Pepe, der Paukerschreck (1969), Dr. med. Fabian - Lachen ist die beste Medizin (1969), Wir hau’n die Pauker in die Pfanne (1970), Wer zuletzt lacht, lacht am besten (1971), Verliebte Ferien in Tirol (1971), Der Schrei der schwarzen Wölfe (1972), Grün ist die Heide (1972), Die blutigen Geier von Alaska (1973), Schloß Hubertus (1973), Ein toter Taucher nimmt kein Gold (1974), Der Jäger von Fall (1974), Sieben Weltwunder der Technik (TV, 1981). Filme über Harald Reinl: Die heile Welt der Märchenhelden (26.02.1974 ZDF), Harald Reinl - Kino ohne Probleme (15.12.1986 BR).
Bei nachstehend aufgeführten Produktionen war Dr. Harald Reinl ebenfalls als Regisseur vorgesehen: Kleiner Mann, ganz Groß (1956, Oliver Grimm, Liselotte Pulver, Claus Biederstaedt); Weit ist der Weg (1959/60, Freddy); Edgar Wallace: Die toten Augen von London (1960, Fritz Rasp, Karin Dor, Dieter Eppler, Wolfgang Büttner, Harald Maresch, Herbert Tiede); Endstation Rote Laterne (1960); Das Lied der wilden Schwäne (1960/61, Ulla Jacobsson, Joachim Hansen, Gert Fröbe, Joachim Fuchsberger, Vivi Bach, Annie Rosar); Nachts am Amazonas (1960/61, Walter Giller, Karlheinz Böhm, Susanne Cramer); Piraten auf der Santa Maria (1961, Drehbeginn: 20.Februar, Drehbuch: J. Joachim Bartsch, Klausjürgen Wussow, Dawn Addams, Wolfgang Preiss, Dany Robin, Mario Adorf, Joachim Fuchsberger, Horst Frank); Das Mädchen Butterfly (1961/62, Joachim Hansen, Sabine Bethmann, Batbara Rütting, Gerhard Riedmann); Der Tempel der weißen Elefanten (1961/62, Sabina Sesselmann, Klausjürgen Wussow, Antje Geerk, Peter Carsten, Helmut Schmid); Die Diamantenhölle am Mekong (1962/63, Marianne Koch, Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Brad Harris, Horst Frank, Ralf Wolter); Die goldene Göttin vom Rio Beni (1963/64, Götz George, Loni von Friedl, Wolfgang Reichmann, Harald Juhnke, Fernando Ray); Trapper Geierschnabel (1964/65, Lex Barker, Pierre Brice, Herbert Lom, Mario Adorf, Marie Versini, Ralf Wolter); Heidi (1965); Aufstand der Wolgaschiffer (1965/66, Joachim Fuchsberger, Mario Adorf, Karin Dor, Sieghardt Rupp, Klaus Kinski, Serge Jaroff und die Donkosaken); Winnetou und Kapitän Kaiman (1967, Pierre Brice, Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Mario Girotti, Eddi Arent); Heimkehr nach Björndal (1967, Götz George, Karin Dor, Brigitte Horney, Carl Lange); Edgar Wallace: Der Mann mit der Peitsche (AT von Der Mönch mit der Peitsche, 1967, Harald Leipnitz, Karin Baal, Siegfried Schürenberg); Edgar Wallace: Der Hund von Blackwood Castle (1967, Heinz Drache, Karin Baal, Peter Pasetti, Siegfried Schürenberg, Horst Tappert, Ilse Pagé, Ralf Wolter); Christina Maria (nach dem Romanklassiker von Ogor von Percha, 1968, Geneviève Bujold, George Hamilton, Robert Hoffmann, Klaus Kinski); Kampf um Rom (1968, Martin Held, Nadja Tiller, Götz George, O.E. Hasse, Peter van Eyck); Kommissar X – Drei blonde Haie (1969, Drehbuch: Georg Hurdalek); Edgar Wallace: Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1969, Drehbuch: Herbert Reinecker, Günther Schramm, Karin Hübner, Fritz Wepper, Stefan Behrens, Christiane Krüger, Ingrid Back und Siegfried Schürenberg); Jerry Cotton: Das Syndikat der toten Seelen (1969, George Nader, Heinz Weiß, Margaret Lee, Konrad Georg); Jerry Cotton: Nummer Eins wird abserviert (1969/70, George Nader, Heinz Weiß, Andrea Rau, Horst Frank, Heidy Bohlen); Der Unsichtbare jagt durch die Stadt (1970, Drehbuch: Herbert Reinecker, Horst Frank, Heinz Reinke, Andrea Rau, Ralf Wolter); Hilfe die Verwandten kommen (1971, Christian Anders, Renate Kern, Ilja Richter, Eddi Arent, Theo Lingen, Agnes Windeck); Wir bauen uns ein Ferienhaus (1972, Chris Roberts, Renate Roland, Georg Thomalla); Geier kreisen am Horizont (1973, Ron Ely, Hannelore Elsner, Siegfried Rauch, Brad Harris, Artur Braus); Jack London: Der einsame Jäger (1973, Ron Ely, Raimund Harnstorf, Christiane Krüger, Roberto Blanco, Hans Terofal, Angelica Ott); Alter Kahn und junge Liebe (1973, Roy Black); Die Todesadler der Silbernen Berge (1974, Doug McClure, Raimund Harmtorf, Roberto Blanco und Pierre Brice); Ludwig Ganghofer: Der laufende Berg (1975); Südliche Trassen (1976, ZDF, Robert Hoffmann); Der Dschungel brennt (1978, Siegfried Rauch).
Das sind mehr als 30 Filme, die Dr. Harald Reinl zusätzlich inszenieren sollte. Wenn man Das Geheimnis der grünen Stecknadel mitrechnet wurden lediglich 13 Filme von anderen Regisseuren realisiert. Einige Filme wurden wegen Terminüberschreitungen mit anderen Produktionen abgegeben (Heidi wegen Winnetou 3. Teil Der Hund von Blackwoos Castle wegen Dynamit in grüner Seide; Kampf um Rom wegen Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten; Alter Kahn und junge Liebe wegen Schloß Hubertus). Zeitlich hätte er zumindest einige Filme mehr realisieren können. So Anfang 1961 (nach Wir wollen niemals auseinandergehn), 1964 (nach Zimmer 13), 1965 (nach Der letzte Mohikaner), nach Die Nibelungen (Oktober 1966) und vor Die Schlangengrube und das Pendel (Mai 1967), 1968 (nach Dynamit in grüner Seide), 1970 (nach Wir hau’n die Pauker in die Pfanne), 1972 (nach Sie liebten sich einen Sommer), 1973 (nach Grün ist die Heide), 1974 (nach Ein toter Taucher nimmt kein Gold), 1974/ 75 (nach Der Jäger von Fall) und 1976 (nach Botschaft der Götter) je einen Film inszenieren können. Von der Stoffauswahl und tw. von der Besetzung her wäre es wünschenswert gewesen wenn Dr. Harald Reinl noch einige Filme mehr inszeniert hätte. Neben den Edgar Wallace-Filmen (Der Hund von Blackwood Castle und Das Geheimnis der grünen Stecknadel) und den Cotton-Stoffen denke hier vor allem an Winnetou und Kapitän Kaiman, Heimkehr nach Björndal, Jack London: Der einsame Jäger und Ludwig Ganghofer: Der laufende Berg.
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