Ist etwas Näheres darüber bekannt, wie es dazu kam, dass Harald Reinl in seinen letzten Lebensjahren finanziell relativ schlecht gestellt war bzw man bei ihm wohl sogar von Altersarmut sprechen kann?
Über Gagen sind konkrete Zahlen zwar eher schwierig zu erfahren. Wenn man aber einige bekannte Regiegagen aus vergleichbaren Filmen jener Jahre heranzieht (Hugo Fregonese 135.000,- DM für "Old Shatterhand", Robert Siodmak 80.000,- DM für "Der Schut" und Alfred Vohrer 100.000,- DM für "Old Suerhand") kann man davon ausgehen, dass Reinl zu seiner Hochzeit in den 60er Jahren ungefähr in der Preisklasse um 100.000,- DM Regiehonorar pro Film gelegen haben dürfte, eher noch höher.
Zwischen 1959 und 1986 zähle ich 44 Kinofilme. Da kommt man auch vorsichtig gerechnet auf einen Verdienst von 3-4 Millionen Mark. Selbst wenn man davon ausgeht, dass die Gagen in den 70er Jahren stärker zurückgegangen sind, bleibt trotzdem ein ansehnlicher Verdienst. In künstlerischen Berufen ist es ja häufig so, dass es keinen Ruhestand im klassischen Sinne gibt. Oft auch deshalb, weil der Drang sich über die Arbeit selbst zu verwirklichen, bei Künstlern mit dem Eintritt ins Rentenalter im Gegensatz zu Otto Normalverbraucher nicht mal eben schlagartig aufhört.
Reinl inszenierte bis zu seinem Tod im Alter von 78 Jahren kontinuierlich weiter. Wie in der Doku "Harald Reinl – Kino ohne Probleme" von 1985 zu sehen ist, lebte er in seinem letzten Lebensabschnitt bis zu seinem tragischen Tod in recht bescheidenen Verhältissen in einer Finca auf Tenriffa. Horst Wendlandt berichtet dazu, dass es ihm finanziell nicht gut gehe. Er schien also tatsächlich darauf angewiesen gewesen zu sein, sich als 74-jähriger noch mit drittklassiger Ware wie "Im Dschungel ist der Teufel los" herumschlagen zu müssen.
Was ist also ist passiert, wieso starb der Erfolgsregisseur Harald Reinl als relativ armer Mann? Konnte er mit Geld generell nicht umgehen, verließ er sich auf schlechte Berater und Vermögensverwalter, verspielte oder verspekulierte er einen Großteil seines Vermögens?
Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Da kann man sicher nur spekulieren. Da Reinl nicht der einzige war, dem das in Filmkreisen widerfur (siehe z.B. auch Rudolf Schündler), würde ich mutmaßen, dass es am Lebenswandel in einschlägigen Kreisen gelegen haben wird. Leider ist mir über den Privatmann Reinl rein gar nichts bekannt. Hat er aber zum Film-Jet-Set gehört, dürften drei bis vier Millionen schnell durchgebracht gewesen sein. Ich erinnere mich dunkel, dass in der Horst-Wendlandt-Biografie von Dona Kujacinski zu lesen ist, dass Wendlandt seinem früheren Regisseur später sogar Geld schickte, um ihn zu unterstützen.
Es wäre interessant, einmal mit dem Sohn Harald Reinls zu sprechen. War der nicht auch einmal als Schauspieler tätig? Ich meine, seinen Namen sogar mal in einer Ringelmann-Produktion gelesen zu haben. Der könnte sicher aufklären, wenn er wollte.
Genau so geht es mir auch; ich konnte kaum etwas Erhellendes finden. Die meisten Quellen beschränken sich wie üblich darauf mehr oder weniger gelungen seine Filme aufzureihen.
Off: Rudolf Schündler war sein ganzes Leben kontinuierlich gut im Geschäft. Dass er zum Schluß in prekäre Lebensumstände geriet, war mir bislang nicht so bewußt. Es wäre interessant, wenn Du das unter Rudolf Schündler näher ausführen würdest.
Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Filme im falschen Bildformat sind wie ein Gemälde, aus dem ein Dieb den Teil herausgeschnitten hat, der ihm am wichtigsten erschien, weil das Bild als Ganzes nicht durchs Fenster passte.
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
In der Reinl-Biografie von Reinhard Weber u.a. aus dem Jahr 2011 werden noch folgende Gründe für seine finanzielle Krise genannt:
Aufwendungen für viele kostspielige Therapien seiner damaligen, alkoholkranken Ehefrau Zitat Manfred Barthel: "Harald investierte Unsummen in der Hoffnung, dass sich ihr Zustand bessert"
Er selbst beklagte sich darüber, dass ein Großteil seiner Gagen beim Finanzamt landete. ("Wenn die Leute wüssten, wieviel von meinem Einkommen das Finanzamt kassiert, hätten sie eher Mitleid mit mir. Die Freischaffenden sind immer die Dummen")
In einem Brief an Horst Wendlandt erwähnte er, dass er nicht an den Verwertungen seiner Filme auf den neu aufkommenden Medien (Video etc..) beteiligt würde und er deswegen einen Prozess gegen Atze Brauner anstreben würde. ("So versuche ich eben diesen gefährlichen Weg. Denn wenn ich verliere, werden die Kosten für mich der Ruin sein")