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Dieses Thema hat 51 Antworten
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 Filmbewertungen
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Prisma Offline




Beiträge: 7.591

19.12.2012 23:13
#31 Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten



NEBELMÖRDER (1964)

mit Hansjörg Felmy, Ingmar Zeisberg, Elke Arendt, Wolfgang Büttner, Wolfgang Völz, Karlgeorg Saebisch, Berta Drews, Alfred Balthoff und Ralph Persson





In dem kleinen Städtchen Hainburg treibt ein Serientäter sein Unwesen, der seine Opfer blutrünstig ermordet und anschließend beraubt. Um unerkannt zu bleiben schlägt er stets bei dichtem Nebel zu, so dass es keine Zeugen gibt. Bei der erschütterten Bevölkerung und bei der Kriminalpolizei nennt man ihn deswegen nur noch den Hainburger "Nebelmörder". Kommissar Hauser (Hansjörg Felmy) versucht das Phantom vergeblich zur Strecke zu bringen, doch es gibt lange keine sachdienlichen Hinweise. Erst beim dritten Mord ergeben sich neue Ansatzpunkte, da bei diesem Anschlag auf ein Ehepaar, die beteiligte Frau schwer verletzt überlebt und glaubt, den Täter erkannt zu haben. Es kommt zu einer Verhaftung, doch in der Zwischenzeit gerät Hausers Kollegin Hilde Kment (Ingmar Zeisberg), die lange Zeit vergeblich als Lockvogel unterwegs war, in Lebensgefahr, denn das Phantom schleicht ihr hinterher...

Der im Jahre 1964 entstandene Spielfilm "Nebelmörder" wurde von Regisseur Eugen York inszeniert und besticht bereits in den ersten Sequenzen durch eine überragende Atmosphäre, die den Titel des Films klassisch hervorzuheben weiß. Hierbei fällt besonders die eingängige Musik von Herbert Jarczyk unterstützend auf. Die Thematik um einen Serienmörder, der den Schutz des Nebels sucht und wie ein Phantom erscheint und wieder verschwindet, ist wie eine Garantie für klassische Krimi-Unterhaltung. Es stellt sich schnell heraus, dass der Ausgangsstoff sehr interessant ist, und es wurde eine nicht minder interessante Parallelhandlung mit eingearbeitet, die im Verlauf nicht isoliert wirkt und später unmittelbar in die eigentliche Geschichte mündet. Die Thematisierung der Jugend von "heute" sorgt für Abwechslung, wenn sie für heutige Verhältnisse auch schon etwas angestaubt wirkt. Der Film beginnt mit den erklärenden Worten einer Erzählstimme, und sorgt damit für eine schnelle Orientierung des Zuschauers, der erst den dritten Mord miterleben darf. Hierbei ist die Inszenierung einfach großartig. Durch eine Straßensperre wird das Paar mit ihrem Wagen in ein abgelegenes Waldstück gelockt, bis schließlich das maskierte Phantom mit einem Messer auftaucht. Es entsteht eine extrem unheimliche Atmosphäre, da es tatsächlich aus dem Nichts kommt, man plötzlich von der Seite ein Messer in die Kamera einschießen sieht, und den entsetzlichen Todesschrei der Frau hört. Synchron dazu gibt es die Handlung rund um die Jugendlichen, die sich auf sogenannten Scheunen-Partys amüsieren, und auf deren Belange und Probleme eingegangen wird. Das Gerüst der Handlung ist als lückenlos und sehr klar aufgebaut bezeichnen, der Mix aus dieser Thematik und der Kriminalgeschichte wirkt manchmal etwas eigenartig, aber irgendwie genauso erfrischend.





Angeführt wird dieser Film von Hansjörg Felmy, der in der Rolle des idealistischen und sachlichen Ermittlers immer sehr gut aussieht. Er passt sich seinem jeweiligen Gegenüber stets an, dabei versucht er allerdings auch, sich in die andere Lage zu versetzten. Wenn es sein muss, kann er auch einige Gänge zulegen, was hin und wieder in seiner Verhör-Taktik deutlich wird. Es wirkt fast schon wie eine Ausnahme, dass schließlich er es ist, der den Fall auflösen wird, denn die Rolle der Polizei war ja in vielen Produktionen unterm Strich quasi manchmal vollkommen irrelevant. Das Team wird durch Ingmar Zeisberg erweitert, die den Lockvogel für den Mörder gibt, er allerdings im völlig falschen Moment anbeißt. Ich muss es sagen wie es ist, Ingmar Zeisberg hatte definitiv bessere Rollen und gerade hier wirkt es so, dass sie sich wenig hervorheben kann. Wenn ich sage besser, dann sehe ich das natürlich vergleichsweise, denn ihr ist eigentlich bei der Interpretation nichts vorzuwerfen. Was schließlich wie ein Segen wirkt ist, dass man ausnahmsweise mal nicht versuchte, eine krampfhaft konstruierte Romanze bei den beiden Hauptfiguren zu kreieren, daher wirken beide sehr autonom und schließlich mehr oder weniger überzeugend. Die eigentliche Hauptrolle neben Felmy spielt Ralph Persson, laut Booklet damals wie ein heißes Eisen gehandelt, der es karrieretechnisch aber leider nicht schaffte, sich zu etablieren. Seine Darstellung des oftmals kaum richtig einzuschätzenden, jungen Mannes geht auf, er wirkt leichtfüßig und als sei er in exzellenter Spiellaune gewesen. Elke Arendt, die in ihren meisten Einstellungen an keine geringere als Maria Perschy erinnert, spielt schnörkellos und wirkt letztlich etwas Klischee behaftet, jedoch passen Persson und sie richtig gut zusammen, und bilden eine überzeugende Einheit. Die weiteren, teils spektakulären Rollen sind im Bezug auf Auftrittsdauer beinahe verschwenderisch eingesetzt worden. So sieht man beispielsweise Berta Drews, Wolfgang Büttner oder Karlgeorg Saebisch nicht übermäßig lange oder gar oft, sie hinterlassen allerdings einen angenehmen Eindruck, auch Hilde Sessak, die mal keine Aufseherin zu geben hatte, erfreut in ihrem Mini-Auftritt als Zeugin. Was diese Produktion auszeichnet ist die dichte Atmosphäre. Viele unterschiedliche Charaktere lenken den Verdacht mal geschickt, mal weniger geschickt auf sich, und schon alleine in dieser Beziehung wird Eintönigkeit verbannt. Dennoch hatte ich bei "Nebelmörder" nicht immer den Eindruck von Geradlinigkeit, da sich hochspannende und stilsichere Sequenzen oftmals mit, dem Empfinden nach eigenartigen oder manchmal sogar deplatziert wirkenden Inhalten abwechselten, was rückblickend aber gar nicht mal so uninteressant wirkt, wenn es sich gesetzt hat. Die Überführung bekommt man in einem guten Finale serviert, leider bleibt es (mir zumindest) weitgehend unklar, welche Motivation der Mörder hatte. Der Gesamteindruck geht schließlich in Richtung einer eigenständigen und überzeugenden Angelegenheit, der Film hätte von mir beim Epigonen-Grand-Prix sicher eine gute Bewertung bekommen, da er sich in vielerlei Hinsicht von Artgenossen abheben konnte. Schön jedenfalls, dass diese kleine Perle nun endlich eine Veröffentlichung bekommen hat!

horatio Offline




Beiträge: 577

20.12.2012 08:56
#32 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Hallo Prisma,


Ich habe den Film auf meiner Wunschliste stehen,konnnte mich aber nie entscheiden,ob ich ihn jetzt kaufe oder nicht
Dank deiner ausführlichen Rezession werd ich ihn mir bestellen

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

20.12.2012 19:46
#33 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Oh, dann hoffe ich, dass der "Nebelmörder" auch Deinen Geschmack trifft! Mich konnte der Film wie gesagt schon überzeugen, und mir ging es da ähnlich wie Dir, denn ich wollte den Kauf eigentlich auf nächstes Jahr verschieben, da sich so viele ungesehenen Sachen bei mir stapeln. Konnte aber nicht widerstehen und habe mich gut unterhalten gefühlt. Dann lass uns auf jeden Fall wissen, wie Du ihn findest!

Giacco Offline



Beiträge: 2.517

22.12.2012 23:04
#34 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Der "Nebelmörder" hat mich leider nicht überzeugt.
Georg hat den Film hier schon sehr treffend beschrieben und auch mir drängte sich der Vergleich
mit Folgen der Reihe "Stahlnetz" auf.
Die nächtlichen Waldszenen sind sehr atmosphärisch inszeniert, kommen insgesamt gesehen aber viel zu kurz.
Überhaupt sind einige Sachen doch sehr unglaubwürdig und mit dem Tatmotiv
wollten man wohl irgendwie zu hoch hinaus.
Ich fand den Film weder gruselig noch besonders spannend (mal abgesehen vom Mordversuch an Ingmar Zeisberg).
Immerhin ist er bis in die kleinsten Rollen ausgezeichnet besetzt und auch die Musik von Jarczyk
ist positiv hervorzuheben. Aber aus dem Stoff hätte man mehr herausholen können.

Dass der "Nebelmörder" damals ein großer kommerzieller Erfolg war - wie man dem Booklet entnehmen kann -
ist mir neu. 1964 mußte der Film mit Wallace-Verfilmungen im Kino und Durbridge-Mehrteilern im TV
konkurrieren - und das kann er einfach nicht.
Für Regisseur Eugen York war es der einzige Kinofilm, den er in den 60er Jahren drehte.
1976 folgte dann noch der unsägliche Streifen "Das Gesetz des Clans". Dann war leinwandmäßig Schluss.

Trotz allem freue ich mich, dass Pidax diesen längst vergessenen Film herausgebracht hat.
So kann sich jeder, der Interesse hat, sein eigenes Urteil bilden.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

23.12.2012 10:04
#35 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #36
Dass der "Nebelmörder" damals ein großer kommerzieller Erfolg war - wie man dem Booklet entnehmen kann -
ist mir neu.

Das ist auch völliger Quatsch. Leider wird heute im Verkauf überall nur so gelogen, dass sich die Balken biegen. Der Film war seinerzeit ein großter Flop, sonst wäre er öfter im TV gelaufen. Aus heutiger Sicht ist er vielleicht für Nostalgiker (ich bin auch einer) durchaus sehenswert.

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

23.12.2012 11:13
#36 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Der seinerzeit in Baden-Baden uraufgeführte Film (in Anwesenheit der Hauptdarsteller) war sicherlich kein großer Erfolg.
Gedreht wurde übrigens in der Umgebung der Stadt und einem Atelier in Baden-Baden-Sandweiler. Unterm Strich sicherlich ein kleiner Film mit einigen schönen Szenen und recht ordentlicher Typenzeichnung. Mehr aber nicht. Natürlich in keinster Weise geeignet, um einem Wallace-Film Konkurrenz zu machen.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

23.12.2012 12:19
#37 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Ich dachte mir schon, dass die Meinungen zum "Nebelmörder" bestimmt weit auseinander gehen, doch ich frage mich auch, ob die eher negativen Eindrücke vor allem darauf zurückzuführen sind, falls man den Film mit einem typischen Edgar Wallace messen möchte. Damit hat er dann bestimmt nichts zu tun, das ist klar. Mir persönlich hat er allerdings genau wegen diesem Konzept gefallen. Etwas mehr Sachlichkeit, weniger Märchen, sodass zumindest dem Empfinden nach der Eindruck entstanden ist, dass es sich um einen authentischen Fall handeln könnte. Unterm Strich waren es nicht nur die Schauspieler, die etwas besonderes aus diesem Streifen herausholen konnten, sondern auch das eigenartige Grundgerüst. Daher bekam der "Nebelmörder" für mich nicht eines der vielen enttäuschenden Gesichter, die haufenweise bekannt sind. Das Märchen des kommerziellen Erfolges lockte aber auch mir beim Durchlesen des Booklets ein Grinsen heraus.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

23.12.2012 13:38
#38 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Danke an Prisma für die Vorstellung des Streifens. Die DVD wandert sowieso demnächst in meine Sammlung, nun ist sie auf der Einkaufsliste ein wenig höher gerutscht.

***

Vom Ursprung her verdorben

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

23.12.2012 20:44
#39 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Hoffentlich wirst Du nicht entäuscht sein

Gruss
Havi17

brutus Offline




Beiträge: 13.030

02.01.2013 16:46
#40 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Nein, ich bin nicht entäuscht, der Film hat mir doch gut gefallen. Sowohl die Geschichte an sich, als auch die Umsetzung sind durchaus gelungen, der Film verbindet düstere Nebelszenen im Forst mit nüchtern realistischer Ermittlertätigkeit, Beziehungs- mit Generationenkonflikten, vermeidet Kitsch und bleibt letztendlich ohne Happy-End. Die Handlung wird zügig vorangetrieben, kaum hat sich, nach den ersten beiden Morden in einer Provinzstadt, eine Soko der Polizei in einem Gasthaus einquartiert, geschieht ein weiterer, fast vor den Augen einer Polizistin, die als Lockvogel unterwegs ist. Wie für einen guten Krimi üblich werden eine Reihe von Verdächtigen etabliert, von denen einer sogar zu Tode kommt. Dementsprechend dauert es auch eine Weile, bis der Kommissar alle Fäden entwirrt hat und den Nebelmörder in einem eindringlichen Finale entlarven kann.
Die Besetzung dieses Krimis ist hochklassig: Hansjörg Felmy als die Soko leitender Kommissar Hauser, Ingmar Zeisberg, Wolfgang Völz, Günter Meissner als Kriminalassistenten. Wolfgang Büttner, Karl Georg Saebisch, Alfred Balthoff oder Berta Drews als Vertreter der Elterngeneration, Elke Arendt und Ralph Persson als Schüler, dazu u.a. noch Benno Hoffmann, Jürgen Janza und Hilde Sessak. Und im Rahmen ihrer Rollen agieren alle auch durchaus überzeugend.

Den Vergleich mit Wallace ziehen zu wollen ist aber wirklich unsinnig, das war sicherlich auch nicht das Ziel der Macher (obwohl sich der Film natürlich zeitgleich eben solcher Konkurrenz stellen musste).

Ein durchaus spannender Kriminalfilm mit solider Handlung und guten Darstellern: 4,0 Punkte


Vielleicht kann mit mal einer von Euch Hobbygärtnern erklären, was man mit einem Okuliermesser normalerweise macht

Viele Grüße
Brutus

brutus Offline




Beiträge: 13.030

02.01.2013 17:41
#41 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten

Ich habe den Film ja an Silvester zum ersten Mal gesehen, trotzdem kam mir die Titelmusik irgendwie bekannt vor und jetzt weiss ich auch wieso:
Herbert Jarczyk war fast zeitgleich auch für die Musik der Fernsehserie Alarm in den Bergen verantwortlich und hat sich dabei doch großzügig bei seinem Nebelmörder-Score bedient, oder umgekehrt. Wenn man schon nicht bei sich selbst abkupfern kann, bei wem denn sonst.

Viele Grüße
Brutus

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

20.01.2013 14:02
#42 RE: Bewertet: "Nebelmörder" (1964) Zitat · Antworten



"Der Nebelmörder"
Deutschland 1964. Mit: Hansjörg Felmy, Ingmar Zeisberg, Wolfgang Völz, Ralph Persson, Elke Arendt, Alfred Balthoff, Wolfgang Büttner, Karl-Georg Saebisch, Berta Drews, Hilde Sessak, Elfriede Rückert, Addi Adametz, Hans Jürgen Janza, Lutz Hochstrate, Werner Schulenberg, Wolfgang Jansen, Rolf Stahl, Günther Meissner, Benno Hoffmann u.a. Drehbuch: Walter Forster, Per Swenzen. Regie: Eugen York.

Das hessische Hainburg, eine Kleinstadt im Großraum Frankfurt am Main, wird Schauplatz dreier unheimlicher Morde. Zwei Frauen und ein Mann fallen einem Mörder in die Hände, der seine Opfer mit einem Okuliermesser entstellt und beraubt. Da er nur kleine Beträge erbeuten kann, glaubt die Kriminalpolizei unter Leitung von Kommissar Hauser an einen Sadisten, der sich seine Opfer gezielt in Nebelnächten sucht. Der Staatsforst wird deshalb besonders streng überwacht; Hilde Kment, eine Beamtin der Kriminalpolizei, versucht sich als Lockvogel. Doch alle Spuren deuten auf eine Gruppe Schüler, die sich untereinander Machtkämpfe liefern und sich wegen Mädchen prügeln. Wer ist das "Phantom im Nebel"? Werden ihm noch weitere Menschen zum Opfer fallen? Kann Kommissar Hauser die Mordserie stoppen?.....



Die Produktion weist in der Darstellerliste bemerkenswerte Namen auf und versteht es gut, junge Talente mit der Erfahrung bewährter Stars zu kombinieren. Leider merkt man dem Film seine Schwächen auf anderem Gebiet an. So fehlt für eine kontinuierlich kriminalistische Spannung ein versierter Drehbuchautor. Es ist ohnehin schwer, in einem harten Kriminalreißer humorige Momente unterzubringen, verweilt ein Autor zu lange auf Nebenhandlungen bzw. versucht er, den Zeitgeist (im vorliegenden Fall: die Probleme Jugendlicher) einzufangen, so bedarf es eines geschulten Gespürs für Timing. Es hätten sich viele Gelegenheiten gegeben, dem unheimlichen Treiben des Nebelmörders zusätzliches Gewicht zu verleihen. Die Scheunenparty zu Beginn ist ein solcher Moment. Anstatt den Suspense, ob die Mädchen sicher nach Hause finden, dramaturgisch zu nutzen, indem die Bedrohung durch den Serienmörder betont wird, verpufft diese Szene ungenutzt. Stattdessen werden die privaten Gespräche zwischen Ralph Persson und Elke Arendt immer wieder in den Vordergrund gerückt. Franziska, die Tochter des Schuldirektors benimmt sich dabei wie ein unbedarftes, dummes Ding - schlimmer noch - sie gibt es auch noch zu und will ständig hören, dass der intelligente Heinz Auer sie liebt (was ihr angesichts einer ungewollten Schwangerschaft freilich nichts nützt). Elke Arendt (geb. 1939) schlüpft überzeugend in diese Rolle, obwohl sie selbst weitaus rühriger war: Theater, Hörspiele, Gastspiele und Arbeiten als Autorin und Regisseurin sorgten für sinnvolle Betätigung. Ralph Persson, den man angeblich am Beginn einer großen Karriere sah, ist dem Krimifreund eigentlich nur aus "Der Kommissar: Toter Herr im Regen" (Folge 1, 1968) bekannt. Seine Rolle in "Der Nebelmörder" füllt er mit Engagement und Zuversicht aus, sein Spiel ist makellos - dennoch bleibt es ihm verwehrt, dass man mit ihm sympathisiert. Dafür sorgen die alten Bekannten wie Felmy, Zeisberg und Völz. Auch der vierschrötige Benno Hoffmann trägt zum Gelingen wichtiger Szenen bei. Mit unverwüstlicher Energie stürzt er aus dem Wald hervor und sein Ausspruch "Alte Spinatwachtel" (zu einer Augenzeugin) sorgt für Erheiterung. Ingmar Zeisberg, die hier bewusst nicht als attraktiver Blickfang eingesetzt wird, hält sich betont zurück, da ihr an der Darstellung einer seriösen Mitarbeiterin der Kriminalpolizei gelegen ist. Die Bedenken, die Kommissar Hauser anmeldet, entsprechen der Skepsis, mit der man weiblichen Angestellten, wenn sie nicht gerade im Kontor, in der Fabrik oder im Bereich Schönheitspflege tätig waren, begegnete. Sie liebe ihren Beruf, genau wie er, ist ihre nüchterne Antwort. Die Szenen mit Hilde Kment im Staatsforst zählen zu den spannendsten des Films und toppen die erste Begegnung mit dem maskierten Mörder (leider eine fragwürdige Art der Gesichtsvermummung) um Längen.



Für einen Hauch "Die Halbstarken" sollen wohl die aufblitzende blanke Brust bei der Scheunenparty und die Alkohol-Folter mit anschließendem tödlichen Koma sorgen. Inmitten der Schülerriege sehen wir hier erneut einen Mann, der später noch für Aufsehen sorgen wird: Werner Schulenberg, dessen wohl bekannteste Rolle in "Derrick: Die Puppe" (Folge 57, 1979) einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Die Überführung des Täters und die Einführung mit der Stimme aus dem Off, verleihen dem Film zusammen mit der gelungenen Titelmusik und den Credits einen würdigen Rahmen. Mehr Stringenz bei der Umsetzung der Geschichte, unter Federführung eines erfahrenen Drehbuchschreibers, hätte dem "Nebelmörder" sicher ein besseres Einspielergebnis beschert und verhindert, dass der Film so gänzlich in der Versenkung verschwindet. Ein Lob an Pidax, dass diese Produktion nun doch noch Eingang in die Sammlungen zahlreicher Krimifreunde finden kann.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.01.2013 14:04
#43 RE: Nebelmörder Zitat · Antworten



Nebelmörder
Kriminaldrama, BRD 1964. Regie: Eugen York. Drehbuch: Walter Forster, Per Schwenzen. Mit: Hansjörg Felmy (Kommissar Hauser), Ingmar Zeisberg (Hilde Kment), Ralph Persson (Heinz Auer), Jürgen Janza (Franz Ritzel), Elke Arendt (Franziska Hillebrand), Wolfgang Jansen (Robert Elsen), Lutz Hochstrate (Erwin Lindemann), Wolfgang Völz (Kriminalassistent Freitag), Benno Hoffmann (Komarek), Karl-Georg Saebisch (Herr Auer) u.a. Uraufführung: 22. Mai 1964.

Zitat von Nebelmörder
Das beschauliche Hainburg wird des Nachts zu einem gefährlichen Pflaster: Ein mordlustiger Irrer schleicht sich im Schutze des dichten Nebels an seine Opfer an, die sich wagen, im Dunkeln allein den Wald zu durchqueren. Die Kripo richtet eine Sonderkommission im Ort ein. Dass die es bei ihren Ermittlungen aber hauptsächlich mit einer Gruppe Gymnasiasten zu tun bekommen würde, hätte Kommissar Hauser anfangs sicher nicht gedacht ...


Brillant liest sich die Besetzung, die man gar nicht in die obligatorischen zehn Namen in der Übersicht zum Film fassen kann. Hier trifft man wirklich einmal den Nagel auf den Kopf, wenn man von einem bis in die kleinsten Rollen hervorragenden Cast spricht, was als Anregung, den „Nebelmörder“ sehen zu wollen, natürlich Wunder wirkt. Auf ein sehr naheliegendes Problem kommt man im Eifer des Gefechts gar nicht – es offenbart sich erst, wenn man nach der Filmsichtung feststellt, dass man von gut der Hälfte der großen Namen kaum etwas mitbekommen hat.
Das ungemein störende Problem mit dem „Nebelmörder“ ist, dass dem Krimi ein sehr mittelmäßiges Drehbuch zu Grunde liegt, für das ganz offensichtlich keine krimierprobten Autoren verantwortlich zeichneten. Sowohl Walter Forster als auch Per Schwenzen haben zwar eine beachtliche Vorkriegskarriere und Verpflichtungen in namhaften TV-Krimiserien der 1960er Jahre zu verzeichnen, aber weder der etwas behäbige Schreibstil der alten Tage noch die oft einfallslose und unspektakuläre Art von Fernsehscripts tun dem Geschehen rund um den unheimlichen Mörder wirklich gut. Forster und Schwenzen verschenken Möglichkeiten am laufenden Band: Sie konzentrieren sich viel zu sehr auf die kolportageartige, mit einer polemischen Mischung aus blanken Brüsten, einer minderjährigen Schwangerschaft und Tierquälerei ausgestattete Nebenhandlung in Schule und Partyscheune, wodurch die Szenen mit dem titelgebenden Nebelmörder im Nachhinein deutlich zu wenig ins Gewicht fallen. Weder der erste noch der zweite Mord werden gezeigt und die übrigen Szenen auf gefährlichem Waldboden sind schneller wieder vorbei, als einem lieb ist.
Ein weiterer den Film durchziehender Makel lässt sich auf die Drehbucharbeit zurückführen, wobei ich hier nun wieder auf die eingangs erwähnte Besetzung zurückkomme: Der Film wartet mit tollen Namen in absolut belanglosen, oberflächlichen und kaum bis gar nicht charakterisierten Rollen auf. Wenn nicht einmal die beiden Hauptdarsteller den Hauch einer Persönlichkeit zugesprochen erhalten, so kann man sich leicht vorstellen, wie substanzlos Nebenrollen wie die von Wolfgang Völz, Herbert Knippenberg, Alfred Balthoff, Karl-Georg Saebisch, Wolfgang Büttner, Berta Drews oder Hilde Sessak ausfallen.

Kriminalistisch kocht der „Nebelmörder“ selbstredend auf Sparflamme. Wann immer wir es mit einem irren Triebtäter zu tun bekommen, wissen wir, dass wir uns um ein sinnvolles Motiv, eine greifbare Gefahr oder eine intelligente Ermittlungsführung gar nicht zu kümmern brauchen. Man kann es dem Film positiv anrechnen, dass er sich trotz dieser widrigen Umstände weder auf einer psychotischen „gebrochener Mann“-Schiene festfährt noch eine übermäßige Vorhersehbarkeit geschaffen wird, weil der Verdacht zu gleichen Teilen auf drei oder vier Personen fällt und relativ lang unklar bleibt, wer unter der Maskierung steckt.
Leider fiel hier schon das nächste Reizwort: die „Maskierung“. Irgendwo zwischen „Der Henker von London“ und „Der Würger vom Tower“ angesiedelt, zieht sie die eigentlich spannenden Nachtszenen mit treffsicherem Fettnäpfchentritt ins Alberne. Wer soll wirklich glauben, dass ein zwanghafter Killer sich vor seinen Taten erstmal in ein theatralisches Tribunalsgewand wirft, mit dem er ungefähr so auffällig daherkommt wie ein Mönch mitsamt Peitsche und Blaulichtsirene?!
All diese inhaltlichen Schwächen können von der sauber gemachten Spannungsmusik Herbert Jarczyks und der angenehm düsteren Kameraführung durch Günther Haase natürlich nicht ausreichend kaschiert werden, die genannten Herren legten sich allerdings immerhin so sehr ins Zeug, dass ihre Beiträge zum Film als erfreulich und stilsicher gelten dürfen.

Dass dieser Kolportagethriller nichts mit Edgar Wallace zu tun hat, sollte eigentlich auf der Hand liegen. Leider verpasst er neben einer solchen Verwandtschaft gleichzeitig auch, sich ein zufriedenstellendes eigenes Konzept auszutüfteln: Wie aufgewärmte Kolportage-Soße aus den Fünfzigern wirkt der „Nebelmörder“ über weite Strecken, garniert mit der bei diesen Anlässen gern entstehenden zähen Deckhaut. Noch 3 von 5 Punkten.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

28.03.2013 11:53
#44 RE: Nebelmörder Zitat · Antworten

So,nun habe ich den Nebelmörder auch gesehen.
Fazit zuerst : hat mich gut unterhalten.
Natürlich kein Wallace,eher schon Richtung "der Kommissar"und "Haferkamp".
Kann es sein das ein bis zwei Schnitte im Film sind und man denkt :da fehlt doch was ? (zB vor der Verhaftung von Benno Hoffmann )
Ohne jetzt weiter in die Einzelheiten zu gehen :4 von 5

Clifton Morris Offline



Beiträge: 116

05.05.2013 22:13
#45 RE: Nebelmörder Zitat · Antworten

Wenn man das Booklet der DVD liest, so scheint es in der Tat, als hätten die Menschen(-massen) im warmen Sommer 1964 vornehmlich vor der Kinokasse angestanden, um dieses Werk bewundern zu dürfen:). Gefühlt wäre der Film besser, würde er statt in Hessen im Dartmoor spielen. Der fehlende britische Flair macht sicher einen erheblichen Nachteil gegenüber der Wallace-Reihe aus. Diese Produktion hat aber eine überraschend starke Besetzung, teilweise rechtfertigen die nicht ausgearbeiteten Rollen die großen Namen jedoch nicht. Sicher keine schlechte Krimikost, aber auch kein Hit. Die Anleihe an die "Stahlnetz"-Reihe wirkt doch sehr offensichtlich. Kompliment an Pidax, dass solche Produktionen zugänglich gemacht werden. Jedoch bleibt betreffend das Booklet die Frage, woher man wissen soll, ob eine Kopie die letzte ihrer Art war?

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