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Dieses Thema hat 34 Antworten
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kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

18.02.2008 15:39
#16 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Über die deutschen Titel kann man bei einigen Filmen diskutieren. Wie war das zum Beispiel: "Schön, nackt und liebestoll". Porno? - Nein, Thriller!

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Enrico Rosseni Offline




Beiträge: 124

18.02.2008 15:45
#17 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Zitat von eastmancolor im Beitrag #14
Speziell die letzten Minuten von NACKT ÜBER LEICHEN (doofer deutscher Titel) sind unglaublich intensiv, mit Sicherheit ist der Film "kein" Trash.

Für mich ist und bleibt das genauso Trash wie auch "Delirio Caldo". Unterforderte Darsteller, eine wirre Story, platte Dialoge (zumindest beim deutschen Tape) und der Versuch, das Ganze durch nackte Haus auszugleichen = Trash. Und nur weil die Kamera ganz ordentlich arbeitet und der Soundtrack richtig gut ist, wird der Film davon nicht besser in meinen Augen.
Zitat von kaeuflin im Beitrag #16
Über die deutschen Titel kann man bei einigen Filmen diskutieren. Wie war das zum Beispiel: "Schön, nackt und liebestoll". Porno? - Nein, Thriller!

Ja, das ist schon ein Wunderwerk der deutschen Titelgebung. Da können nur noch deutsche Titel wie "Malabimba - Komm und mach's mit mir" oder "Sklaven ihrer Triebe" mithalten.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

18.02.2008 17:46
#18 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Und je mehr es in Richtung Horror geht, desdo blöder die Titel. Aus "Horror Infernal" wurde "Feuertanz der Zombies". Hat einer in dem Film einen Zombie gesehen? Oder Jean Rollins trashiger "Les Raisins de la Mort", aus dem zuerst "Foltermühlen der gefangenen Frauen" und dann, auf Video, "Zombies - Geschändete Frauen" wurde.

Und unsere Geschmäcker scheinen hier wirklich grundverschieden zu sein. "Death Laid an Egg" habe ich zwar noch nicht gesehen, aber an "Spasmo" hatte ich viel Spaß (auch wenn der doch um einiges trashiger ist als "Nackt über Leichen"). Ich finde es toll, wenn Filme eine eigene Stimmung übermitteln, und finde auch gefallen an Gruselfilmen wie Jean Rollins "eiserner Rose" von 1973, der eigentlich genaugenommen keine Handlung, sondern nur Atmosphäre (und ein paar Nacktszenen) hat. Jedem das Seine.

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Blap Offline




Beiträge: 1.128

06.04.2011 23:20
#19 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Perversion Story (Italien 1969, Originaltitel: Una sull'altra, deutscher Titel: Nackt über Leichen)

Der Arzt und das Biest

Für den Mediziner Dr. George Dumurrier (Jean Sorel) läuft es nicht gut. Seine Ehe mit der kränklichen Susan (Marisa Mell) ist ein Scherbenhaufen, seine Geliebte Jane (Elsa Martinelli) will die Beziehung zu George beenden. Zu allem Überfluss steckt seine Klinik in finanziellen Schwiegkeiten, und die Presse hat sich auf großspurige Ankündigungen des Arztes eingeschossen. Immerhin kann George die Beziehung zu seiner Geliebten retten. Doch nun beginnt der Ärger erst, denn während sich George und Jane ein paar schöne Stunden gönnen, verstirbt Susan im Haus der Eheleute. Wenig später erlebt der Arzt eine grosse Überraschung, seine Frau hat ihm eine millionenschwere Lebensversicherung hinterlassen. Eines Tages erhält George einen rätselhaften Anruf, der ihn in einen anrüchigen Tanzschuppen führt. Prompt ist die nächste Überraschung fällig, auf der Bühne räkelt sich eine laszive Schönheit, die seiner verstorbenen Ehefrau zum verwechseln ähnlich sieht. Monica Weston (Marisa Mell) ist Susan zwar wie aus dem Gesicht geschnitten, doch ansonsten haben die Frauen keinerlei Gemeinsamkeiten. Neugierig nimmt George erneut Kontakt mit Monica auf, ein anfänglicher Verdacht erweist sich jedoch als unhaltbar, die käufliche Stripperin kann auf keinen Fall Susan sein. Noch ahnt Dr. Dumurrier nichts davon, dass sich hinter den Kulissen eine tödliche Schlinge um seinen Hals legt ...

Schon häufiger habe ich (wie auch einige andere Filmfreunde) darauf hingewiesen, dass man Lucio Fulci keinesfalls auf seine Horrorfilme reduzieren sollte, mit denen in den späten siebziger Jahren seine kommerziell erfolgreichste Phase begann. Freilich sind Werke wie "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979) und "Die Geisterstadt der Zombies" (E tu vivrai nel terrore - L'aldilà, 1981) unverzichtbare und wundervolle Italo-Klassiker, doch es wäre eine unentschuldbare Frevelei, das vorherige Schaffen des Regisseurs zu unterschlagen. Die aus leichten Komödien bestehende Frühphase, mag in der Tat nicht weiter von Belang sein. Doch bereits der Western "Django - Sein Gesangbuch war der Colt" (Tempo di massacro, 1966), steht als grosses und unübersehbares Ausrufezeichen in der Filmographie des Römers. In den siebziger Jahren inszenierte Fulci einige sehr gute Gialli, hier sei als Beispiel der herrliche "A Lizard in a Woman's Skin" (Una lucertola con la pelle di donna, 1971) angeführt. "Una sull'altra" aka "Perversion Story" ist der erste ernsthafte Thriller des Meisters, empfindliche Gemüter sollten sich nicht von dem sehr reisserischen deutschen Titel "Nackt über Leichen" abschrecken lassen. Zieht man eine Schublade für diesen Film auf, so wird er häufig in der Abteilung Giallo platziert. So ganz wohl ist mir bei dieser Zuordnung nicht, IMHO streift "Una sull'altra" dieses Genre nur. Wozu überhaupt diese ständigen Versuche alles in Kategorien pressen? Ok, für Einsteiger und "Suchende" sollten gewisse Anhaltspunkte greifbar sein, ich gebe mich geschlagen. "Nackt über Leichen" vermengt den Giallo mit einer üppigen Dosis Film noir, Fulci schmeckt sein Gericht mit Erotik und einer packenden Atmosphäre ab.

Die künstlich-schrille Schönheit der bunten (späten) Sechziger, wurde von Kameramann Alejandro Ulloa stilsicher eingefangen. Für zusätzliche Freude sorgen Momente, in denen wunderschöne Einstellungen mit Licht, Schatten und Gesichtern spielen. Selbst der Einsatz von Split Screen wird nicht zur sinnentleerten Technikdemonstration, sondern landet auf den Punkt genau platziert. Obwohl die Handlung in San Francisco angesiedelt ist, man der prächtigen Kulisse Raum zur Entfaltung gewährt (schon die Bilder während des Vorspanns sind ein Genuss), verliert sich der Film nie in "Hollywood-Untiefen", sondern bleibt zu jeder Zeit durch und durch ein Kind des italienischen Genrekinos. Dafür sorgt nicht nur Fulcis klar erkennbare Handschrift, sondern auch der schöne Score von Riz Ortolani. Aber nicht nur hinter den Kulissen wurde grossartiges geleistet, das vor der Kamera agierende Ensemble erweist sich von Anfang an als Glücksgriff.

Der aus Frankreich stammende Jean Sorel überzeugte mich im bitteren und schrecklich-schönen "Malastrana" (1971) von Aldo Lado, unter Fulcis Anleitung spielte er auch im bereits erwähnten "A Lizard in a Woman's Skin" gekonnt auf. Sorel gelingt es absolut glaubhaft, den schleichenden Zerfall seiner Figur nachzuzeichnen. "Eigentlich" sollte er als Leiter und Inhaber einer Klinik vom Erfolg verwöhnt sein, doch der Pleitegeier kreist bereits gefährlich nah über seinem Haupt, von der desaströsen Ehe ganz zu schweigen. Ist George Dumurrier bereits in der frühen Phase nicht der glücklichste Mensch auf Erden, soll er später in tiefste Abgründe blicken, die ihm vermeintlich nahe und vertrauenswürdige Personen offenbaren. Das Drehbuch ist jedoch (glücklicherweise) nicht auf Mitleid und platte Charaktere aus, denn Dumurrier ist keineswegs als tadelloser Zeitgenosse angelegt, dem bösartige Gestalten ans Leder möchten. Seine unseriösen Verlautbarungen über neue Operationsmethoden, der Betrug an der kranken Ehefrau, Jean Sorel bringt die "sanfte Ambivalenz" seines Charakters erstaunlich gut rüber. Marisa Mell toppt die ansprechende Vorstellung Sorels sogar, die kantige Dame aus Österreich zieht nahezu alle Register. Mell bietet uns einen grosszügigen Einblick in ihr Können, zunächst als kranke, betrogene und verbitterte Ehefrau, später als ruchlose Tänzerin, die -selbstverständlich nur gegen gute Bezahlung- auch zu eindringlichen Kontakten bereit ist. Wirklich "schön" fand ich Marisa Mell noch nie, doch ihre eigenwillige Erscheinung, lässt sie äusserst interessant und auf ganz besondere Weise faszinierend wirken. Die sehr attraktive Elsa Martinelli wird nicht als simpler Gegenpol zu Marisa Mell eingesetzt. Nie kann man sich ganz sicher sein, ob sie zu den "Guten" gehört, was den Reiz deutlich erhöht, die zwischen den Charakteren beständig bestehende Spannung zusätzlich verstärkt. Die Nebendarsteller möchte ich nicht unerwähnt lassen. John Ireland sehen wir als knarzigen Ermittler, der seiner Arbeit pflichtbewusster nachgeht, als man es zunächst vermuten mag. Alberto de Mendoza spielt den Bruder des Dr. Dumurrier, George Rigaud den Rechtsbeistand der Hauptfigur. Riccardo Cucciolla kommt ein kleiner aber wichtiger Part zu, er hatte sich bereits durch "Cani arrabbiati" (Wild Dogs, 1974) von Mario Bava in mein Herz gespielt. Die gemeisamen Szenen von Marisa Mell und Riccardo Cucciolla sind großartig, stehend stellvertretend -quasi als Konzentrat- für die Eigenschaften der Charaktere in diesem Film.

An den Leistungen der Schauspieler gibt es nichts zu bemängeln, jeder Mitwirkende verdient sich ein dickes Lob. Besonders prickelnd ist die "heiss-kalte" Anlage der zentralen Charaktere, die zwischen Egoismus, zur Schau gestellter Gleichgültigkeit und wildem Verlangen pendeln. Die knisternde Erotik mutet nicht aufgesetzt an, sie ist wohldosiert und kommt in Form von Marisa Mell und Elsa Martinelli sehr delikat daher. "Una sull'altra" ist ein faszinierder, packender und stilvoller Thriller, der keinerlei nenneswerte Kritikpunkte aufweist. Ganz klar ein Kind seiner Zeit, gerade aus diesem Grund schön und bewundernswert!

Bisher muss man leider auf eine offizielle DVD-Auswertung für den deutschen Markt verzichten. "MEG" hat sich dreist bei der amerikanischen DVD bedient. Die Scheibe von Severin ist eine klare Empfehlung wert, der Film liegt in ansprechender Qualität vor. Neben der englischen Synchronisation findet man den italienischen Originalton auf der DVD, der sich durch englische Untertitel ergänzen lässt. Von "Una sull'altra" existieren unterschiedliche Schnittfassungen, mit der mir vorliegenden bin ich sehr zufrieden. Als besonderes Sahnehäubchen liegt der Veröffentlichung eine CD bei, welche den Score von Riz Ortolani enthält. Zusätzlich noch ein heisser Einkaufstipp: Unter dem Titel "Fulci Frenzy" ist ein Bundle erschienen, das neben "Perversion Story" einen weiteren Thriller des Meisters enthält: "The Psychic" (Sette Note in Nero, 1977). Greift man gleich zu diesem Set, kommt man günstiger als beim Einzelkauf der DVDs weg (Es wurde nichts "abgespeckt", die beiden Verpackungen werden lediglich durch eine Banderole zusammengehalten).

"Una sull'altra" aka "Perversion Story" aka "Nackt über Leichen" ist ein sehr guter Thriller von Lucio Fulci, einem Regisseur der leider noch immer zu oft sträflich unterschätzt wird! Für jeden Freund guter Kriminalfilme eine klare Pflichtübung! Sehr gut = 8/10 (Da geht noch mehr, ich spüre es!)

Lieblingszitat:

Aus der deutschen Fassung:

"Ist das der Gymnastiksaal deiner Klinik? Oder hast du dich etwa verlaufen, George?"

Aus den englischen Untertiteln der italienischen Fassung:

"This is not hate. This is madness!"

***

Vom Ursprung her verdorben

Josh Offline




Beiträge: 7.928

21.02.2012 20:03
#20 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Edition Tonfilm veröffentlicht "Nackt über Leichen" am 24.02.2012 endlich legal in Deutschland unter dem Titel "Una historia perversa". Die DVD soll deutschen, italienischen und englischen Ton haben, als Bonus sollen Alternativszenen, der Trailer und ein Booklet enthalten sein. Die DVD ist auf 1'500 Exemplare limitiert. Klingt so, als müsste ich die haben.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

21.02.2012 21:13
#21 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Zitat von Josh im Beitrag #20
Klingt so, als müsste ich die haben.

Dem kann ich mich nur anschließen. Alternativszenen ... das alleine klingt ja schon unwiderstehlich. Abgesehen vom wirklich sehenswerten Film gibt es eine Marisa Mell, die in Begeisterung versetzen wird!

Josh Offline




Beiträge: 7.928

21.02.2012 21:33
#22 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Es hätte mich auch schwer gewundert, wenn du dir den nicht zulegen würdest. Hier noch der Link zur VÖ bei Dirty Pictures.

Janek Offline




Beiträge: 1.852

21.02.2012 21:51
#23 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Wird gekauft, aber mit was für einem Preis ist bei dem Film zu rechnen?

Gruß
Janek

Josh Offline




Beiträge: 7.928

21.02.2012 21:52
#24 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

DTM hat den für 22,99 €.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.04.2012 14:32
#25 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

"Nackt über Leichen" ist nun am 23. Februar offiziell in der Edition Tonfilm in deutscher Sprache auf DVD erschienen. Mich würde die VÖ schon interessieren, weil ich mit dem Film bereits längere Zeit liebäugele. Jetzt hat Josh aber im Thread zur Savoy-DVD vom "Würger von London" folgendes geschrieben:

Zitat von Josh im Beitrag "Der Würger von London" erscheint auf DVD
Ich habe den freien Tag genutzt, und mir die DVD mal angesehen. Bild und Ton sind sicherlich verbesserungswürdig, gehen aber bei einer DVD dieser Preisklasse in Ordnung. Andere Labels liefern schlechtere Qualität ab, wollen aber den dreifachen Preis haben. Als Beispiel erwähne ich hier mal "Nackt über Leichen" von Edition Tonfilm, wo der Brummton ja wohl eine Frechheit ist.

Tonprobleme und ein Kaufpreis von 23 Euro - das hört sich so an, als wäre die US-DVD von Severin noch immer die beste Wahl. Schade, denn die Aufmachung der Edition-Tonfilm-Version sieht ziemlich schick aus. Kann vielleicht jemand noch einmal eine Übersicht zu den Vor- und Nachteilen der jeweiligen Discs posten? Beide sollten ja eigentlich ungeschnitten sein, oder? Basieren sie auf demselben Master? Ist der deutsche Ton ein Muss oder gibt der englische genauso viel her?

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

07.04.2012 16:40
#26 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Ich finde die deutsche Synchro recht gut gelungen, ist aber sicher Geschmackssache. Auf die DVD warte ich, weil ich mich von dem Boot trennen will, das ich momentan als Ergänzung zur US-DVD habe. Der Shop hat aber meine "Edition Tonfilm" noch nicht losgeschickt.

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Janek Offline




Beiträge: 1.852

07.04.2012 17:04
#27 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Im Moment freue ich mich eher auf eine Veröffentlichung des edelsten Labels im Giallo-Sektor und zwar auf INFERNO UNTER HEISSER SONNE von Camera Obscura. Das ist wirklich eine toller Veröffentlichung, die das Geld auch wert ist.

Marisa Mell ist in "Nackt über Leichen" natürlich hinreißend, aber das mit dem Kauf muss noch warten ... Für soviel Geld muss eine Veröffentlichung einfach perfekt sein und da darf meiner Meinung nach so etwas wie Brummton nicht vorhanden sein.

Gruß
Janek

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

07.04.2012 17:31
#28 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Diese Veröffentlichung ist für meine Begriffe schon als gelungen zu bezeichnen. Natürlich muss man hier und da Abstriche machen. Was den Ton angeht, würde ich es nicht als Brummen bezeichnen, es ist eher ein leichtes Rauschen (was im Gegensatz zu meiner ausgeleierten VHS-Version aber wirklich eine deutliche Verbesserung darstellt). Die deutsche Synchronisation finde ich auch gelungen, da ziehe ich aber auch ganz andere MM-Vergleiche heran. Ich würde auch nicht sagen, dass die US-DVD besser oder schlechter ist, da fehlt mir jedenfalls ein signifikanter Unterschied.

Der Knaller sind jedoch die zusätzlichen 14 Minuten an alternativen Szenen aus der italienischen Fassung, die zwar wenig relevant für die Handlung sind, aber ein Gesamtbild liefern. Trailer ist auch enthalten. Im Innenleben der DVD steht jedenfalls: "... ist eine anamorphe Neuabtastung der Erotikfassung in PAL". Weiter wird über die unterschiedlichen Fassungen, das Master, die Lizenz und Lucio Fulci berichtet.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.08.2013 15:59
#29 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten



Nackt über Leichen (Perversion Story / Una sull’altra)

Erotikthriller, IT / FR / ESP 1969. Regie: Lucio Fulci. Drehbuch: Lucio Fulci, Roberto Gianviti, Jose Luis Martinez Molla. Mit: Jean Sorel (Dr. George Dumurrier), Marisa Mell (Susan Dumurrier / Monica Weston), Elsa Martinelli (Jane), Alberto de Mendoza (Henry Dumurrier), John Ireland (Inspektor Wald), Riccardo Cucciolla (Benjamin Wormser), Bill Vanders (Versicherungsagent), Franco Balducci (Officer Loveday), John Douglas (Brent), Felix de Fauce (Versicherungsbeamter) u.a. Uraufführung (Italien): 15. August 1969. Uraufführung (Deutschland): 24. September 1971.

Zitat von Nackt über Leichen
Als Arzt kennt sich Dr. Dumurrier eigentlich mit der Grenze zwischen Leben und Tod aus. Doch als seine Frau Susan, ein kranker Hausdrachen, den er mit der wankelmütigen Jane betrügt, stirbt, ändert sich die Welt für Dumurrier: In einem Nachtclub trifft er auf die Stripperin Monica Weston, die seiner Frau ungeheuer ähnlich sieht. Was es mit dieser verblüffenden Gleichheit auf sich hat, erfährt George erst, als er bereits in der Todeszelle für den Mord an Susan sitzt ...


„Herzlich willkommen bei ‚Das Gesicht im Dunkeln 2.0’“, möchte einem der Film anscheinend so laut wie möglich zurufen. Im Prinzip könnte man die beiden Filme parallel laufen lassen und es würden sich nur minimale Unterschiede auftun, egal ob man die Handlung, die Rollenverteilung, die Machart oder den Sleazefaktor betrachtet. Sorel spielt Kinskis Rolle, Mell die von Lee und Martinelli ist als Krüger-Ersatz zu sehen, dazu gibt es einen nahestehenden Bösewicht und einen mehr als unscheinbaren Inspektor. Ermittelt wird im Fall eines vermeintlichen Gattenmordes, der zunächst einigermaßen getarnt werden sollte und geradewegs ins – Zufall, Zufall! – Erotikmilieu führt, wo die Tote zur Überraschung aller Beteiligten in einer Art zweiter Identität wieder auftaucht. Der gehörnte Gatte muss nun selbst herumschnüffeln und tief in die (Kreise der) Verdächtigen eintauchen, um die Wahrheit zu finden ...

Lucio Fulcis Inszenierung ist leider ebenso mangelhaft wie die von Riccardo Freda bei dessen Wallace-Gastspiel. Na gut, auf kleine Modellzüge wurde verzichtet, es gibt stattdessen welche in Originalgröße zu sehen. Aber die Unfähigkeit, eine ruhige Kamera anzuweisen und einen einigermaßen passablen Spannungsbogen aufzubauen, ist in beiden Produktionen ähnlich ähnlich wie Susan Dumurrier und Monica Weston (bzw. Helen Alexander und die Gräfin).



Die Produktion in den USA anzusiedeln, war für den Plot essenziell, weil die konkrete Bedrohung durch die Todesstrafe und das Ableben in der Gaskammer für die Story von Bedeutung ist. Zumindest als Operator, denn die hier im Thread angesprochene „Kritik an der Todesstrafe“ ist nur mit Lupe und gutem Willen zu finden – diese ultimative Bestrafung dient vielmehr als ein ausgefallener Macguffin, ein Grund, gegen die Zeit zu spielen. Das ist eigentlich keine schlechte Idee, nur hätte die Produktion unter diesen Umständen ein wenig flotter ausfallen müssen. Bis zum Ende ziehen sich die Szenen aber unsäglich. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit den Charakteren nicht ganz warm werde, aber es hätte mir außerdem besser gefallen, wenn am Ende ...

... der Mörder mit seinem Plan durchgekommen und George Dumurrier hingerichtet worden wäre. Dann hätte nicht nur eine bittere Note den Film auf ein höheres Niveau gehoben, auch wäre die kritische Sichtweise auf das Rechtssystem der USA deutlicher zum Ausdruck gekommen. Für einen (S)Exploitation-Film, der angeblich alles anders machen will, ist das Entkommen Dumurriers im letzten Augenblick zu konventionell und bieder.

Wenn man den Film für eines ausdrücklich loben muss, so dafür, dass die Darsteller treffender besetzt sind als in „Das Gesicht im Dunkeln“. Im Prinzip überzeugen sie alle: Jean Sorel besitzt das für eine Hauptrolle nötige Charisma, das dem Unsympath Kinski abging und ihn fehlbesetzt erschienen ließ, gleichsam vermittelt Sorel aber auch, dass seine Rolle trotz Doktortitel eher einfach gestrickt und damit ein dankbares Opfer ist. Mit Marisa Mell landete die Produktion einen besonderen Besetzungsclou, denn Prismas Liebling ist für die nymphomane Doppelrolle natürlich wie geschaffen: Mell verfügt über genügend Talent und Stil, ihren plakativ-hedonistischen Part auszubalancieren und ihn so vor der Lächerlichkeit zu bewahren.

In puncto Musik fällt „Nackt über Leichen“ für meine Begriffe hinters „Gesicht“ zurück, wo der Score von Nora Orlandi der große Aktivposten des Films ist. Hier servierte Riz Ortolani, der Komponist, der auch „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ vertonte, eher musikalische Hausmannskost, die nicht lange nachhallt.

Als frühes Exempel seiner Art nur marginal als Giallo zu klassifizieren, appelliert „Nackt über Leichen“ in erster Linie an Trash-Fans, die ihre Lieblinge vor allem wegen ihrer Schwächen lieben. Ich sehe in dem Film einen von Längen geplagten, mittelmäßigen Psychothriller mit zu viel gewolltem Sex, der durch unprofessionell überlange Szenen, eine vorzeitige und nicht gerade überraschende Täterauflösung sowie durch ein unpassendes Ende einfach zu viel falsch macht. Mit gutem Willen noch 2,5 von 5 Punkten.



Die DVD von Edition Tonfilm war Ziel großer Kritik, die vor allem den angeblich schlechten deutschen Ton betraf. Ich habe den Film ebenfalls auf Deutsch gesehen, fand die Abstriche an der Tonspur aber zu keiner Zeit wirklich störend, es ist schließlich immer alles gut verständlich. Auch das Bild weiß zu gefallen, liegt nicht unter dem Durchschnitt kaufenswerter Giallo-Veröffentlichungen, sodass die Edition-Tonfilm-Scheibe für Filmfreunde, die deutschen Ton haben wollen, durchaus dem amerikanischen Severin-Release vorgezogen werden kann. Sie ist in einem Amaray mit Wendecover und zwei alternativen Filmplakat-Artworks untergebracht, das seinerseits in einem O-Ring-Schuber mit dem spanischen Coverart steckt, welches den Titel „Una historia perversa“ zur Schau stellt. Interessantes Bonusmaterial gibt es nicht gerade viel: Auf die Sichtung der Alternativszenen habe ich verzichtet, nachdem ich schon nur mit Mühe durch den eigentlichen Film gekommen bin. Ansonsten wird noch ein Trailer geboten. Insgesamt bleibt festzuhalten, das die DVD nicht schlecht, aber preislich für ihren Inhalt mit über 20 Euro zu hoch angesiedelt ist.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

10.08.2013 18:39
#30 RE: Nackt über Leichen (1969) Zitat · Antworten

Mit dem Ton kann ich mittlerweile auch leben, trotzdem ist er einer VÖ in diesem Preissegment nicht angemessen. Wenn man seine VÖs im über-20-Euro-Bereich platzieren will, sollte man sich mehr Mühe geben. Genauso wie "Deborah" wäre dieser Film bei FilmArt, Subkultur oder Camera Obscura besser aufgehoben. Da scheinen noch echte Fans zu arbeiten, die nichts veröffentlichen, was sie sich selber nicht angucken würden.

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