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Dieses Thema hat 32 Antworten
und wurde 3.255 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
Seiten 1 | 2 | 3
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.08.2007 18:37
Bewertet: "Mörderspiel" (1961, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Hallo,

habe gerade den Kriminalfilm "Mörderspiel" aus dem Jahr 1961 gesehen. Soweit ich weiß, ist es Helmuth Ashleys zweite Regiearbeit zwischen "Das schwarze Schaf" und dem Wallace-Krimi "Das Rätsel der roten Orchidee", die mir beide ausgesprochen gut gefallen. Folglich - wen wundert's - war ich auch von "Mörderspiel" sehr angetan. Er geht zwar in eine komplett andere Richtung als der übliche Wallace-Krimi oder Epigone, kann aber (auch wenn man den Täter von Anfang an kennt) große Spannung aufbauen. Der Spannungsboden ist gut gespannt, sodass auch in der Mitte des Films keine Langeweile aufkommt.

Schon die erste Szene, in der der Mörder den Schauplatz seiner letzten Tat aufräumt, ist erste Sahne: Man sieht alles quasi aus der Perspektive des Mörders; dazu seine Gedanken und inneren Monologe. Was man im folgenden zu sehen bekommt, ist auf eine geniale Art und Weise so selbsterklärend, dass man keine weiteren wortreichen Erläuterungen zu irgendeinem Tathergang mehr braucht.

Alles in allem ein sehr sehenswerter und kurzweiliger Kriminalfilm, der mich vom Strickmuster her (eine Gesellschaft, ein Mord, keiner darf den Tatort verlassen) ein wenig an Agatha Christie erinnert, in seiner Inszenierung und seinen Details allerdings völlig von einer Christie-Geschichte differiert. Auch die Besetzung ist hervorragend (Götz George, Harry Meyen, Robert Graf, Wolfgang Kieling).

Insgesamt würde ich ihm ja beinahe 5 von 5 Punkten geben.

Was haltet ihr von diesem Film?

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

16.08.2009 12:39
#2 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" Zitat · Antworten

Nachfolgend meine Meinung zu diesem recht unbekannten Kriminalfilm aus dem Jahr 1961:

Die ausgezeichnete Kamera-Arbeit von Sven Nykvist, der mit Ingmar Bergman zusammengearbeitet hat, soll den Zuseher zum Komplizen des Mörders machen. Durch akribisches Aufräumen und Entfernen der Spuren hat sich ein Jahr vor dieser Produktion schon einmal ein junger Mann die Sympathie des Publikums erworben: Norman Bates in "Psycho". Doch hier funktioniert dieses Vorgehen nicht. Liegt es am arroganten Gesichtsausdruck von Harry Meyen, für den man sich einfach nicht erwärmen kann? Jedenfalls ist Meyen die perfekte Besetzung für die Hauptrolle. Er bringt alle Voraussetzungen für die Figur des Modeschöpfers Andreas Troger mit: Distanziertheit, unpersönliches Erscheinungsbild, einen eiskalten Verstand und einen unbändigen Hass. Als Identifikationsfigur erwählt man sich den jungen Kersten, der von einem unbeschwerten Götz George mit leichter Hand dargestellt wird. Sobald sich der Mörder jedoch unter die Party-Gesellschaft mischt, ist jede Figur auf sich selbst gestellt und die Handlungen und Reaktionen der zwölf Anwesenden stehen im Vordergrund. Als modern und erfrischend anders empfinde ich den Umstand, dass es keine klassische Opfer-Täter-Ermittler-Konstellation gibt, bei der eine bedrohte (weibliche) Schönheit von einem smarten, heldenhaften Detektiv gerettet werden muss. Wolfgang Kieling ist ein ganz gewöhnlicher Inspektor, was kein Einwand gegen seine Darstellung ist, sondern ein Kompliment für den Mut des Regisseurs.
"Mörderspiel" wirkt zeitlos und lebt vor allem durch die Gedanken des Mörders, der das Publikum an seinen Gefühlsregungen teilhaben läßt, und dennoch ein Fremder bleibt, dessen Vorgehen man verurteilt. Nicht, dass die blonde Tote auf dem Bett einem besonders leid täte, aber man will, dass er gestellt wird, vor allem, da er weitere Morde an Unbeteiligten plant, die zufällig seinen Weg gekreuzt haben.
Die pointierten Dialoge (besonders die Kommentare von Hanne Wieder) sorgen für einen hohen Unterhaltungswert. Wie ein paar Jahre später in "Melissa", gibt es auch auf dieser Party das unvermeidliche Dummchen, das zuviel trinkt und sich dann in Szene setzt. Ausgleichend erleben wir Magali Noel und Margot Hielscher, die beide für angenehme Abwechslung sorgen.
Die Spannung hält bis zum Schluss an, als der Mörder in letzter Minute durch den Wohnungsschlüssel seines ersten Mordopfers überführt wird. Man atmet auf, dass er in Gewahrsam genommen werden kann, obwohl dies eher beiläufig geschieht und nicht auf die Ermittlungsarbeit der Polizei zurückzuführen ist, die nach dem Tod Kerstens die nächstliegende Erklärung akzeptiert, um die Wohnung verlassen zu können - ein Bedürfnis, das alle Anwesenden schon lange haben.
Die exzellente Musik von Martin Böttcher begleitet den Film auf eindringliche, aber nicht aufdringliche Weise. Helmuth Ashley inszenierte ein modernes Kammerspiel, das teilweise Giallo-Elemente enthält und die großen Vorbilder Agatha Christie und Alfred Hitchcock nicht leugnen kann.
Schade, dass dieser Film noch nicht in restaurierter Form auf DVD vorliegt, aber anscheinend sind die Rechte daran derzeit nicht zuzuordnen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.08.2009 13:36
#3 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" Zitat · Antworten

Danke für diese Filmbesprechung, die nach langem Schweigen diesem wunderbaren, leider vergessenen Kriminalfilm endlich zu seiner Ehre gereicht.

Zitat von Percy Lister
Helmuth Ashley inszenierte ein modernes Kammerspiel, das teilweise Giallo-Elemente enthält.


Diese Anmerkung finde ich sehr interessant, handelt es sich doch um einen Film aus dem Jahr 1961. Welche Ähnlichkeiten mit Giallo-Filmen siehst du hier? Sie müssten ja, wenn überhaupt, eher zufällig in Erscheinung treten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

16.08.2009 13:46
#4 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" Zitat · Antworten

Ich entdeckte diese Elemente in der Sequenz im Treppenhaus des Wohnkomplexes von Dr. Hauser. Die Kamera (Troger) folgt seinem ahnungslosen Opfer in spe Kersten, wobei die Aufmerksamkeit des Zusehers auf verschiedene Möglichkeiten gelenkt wird, den jungen Mann zu töten. Man sieht den massiven Aschenbecher, die Schatten und Umrisse der Männer im Dunkeln und anschließend im Aufzug die bereits zum Würgen verkrampften Hände des Mörders. Die Tat wird so spontan beschlossen und eiskalt ins Auge gefasst, dass man unvermittelt an Mordszenen aus späteren Filmen wie "Die neunschwänzige Katze" erinnert wird.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

30.10.2011 18:29
#5 Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Mörderspiel
(Frz. Titel: Le jeu de l'assassin
BR Deutschland/ Frankreich 1961

Mit "Mörderspiel" beweist Helmuth Ashley einmal mehr, welch hervorragender Regisseur er war. Dies merkt man nicht nur an der feinen Schauspielerführung, sondern auch an der Wahl der Musik (natürlich wieder sein Lieblingskomponist Martin Böttcher, mit dem er ja dann auch noch bei "Derrick" und "Der Alte" zusammengearbeitet hat) und besonders an der Kameraführung und Lichtgestaltung, in die er seine Erfahrungen als Kameramann einfließen ließ. Nach dem Erfolg von "Das schwarze Schaf" und "Mörderspiel" war seine Verpflichtung für die Edgar-Wallace-Reihe eine logische Konsequenz - ebenso wie die Entscheidung Helmut Ringelmanns ihn für die ersten Folgen des "Kriminalmuseums" und bis 2005 für zahlreiche weitere seiner Produktionen als unersetzliche Bereicherung zu verpflichten.
Die Geschichte an und für sich ist logisch und stringent gestrickt sowie vor allem sehr spannend erzählt. Die Off-Gedanken Harry Meyens und die Sicht aus seinem Blickwinkel in "brenzligen" Situationen machen diesen Film zusätzlich interessant. Neben Harry Meyen agieren ja auch jede Menge (spätere) Stars vorzüglich, darunter der leider viel zu früh an Krebs gestorbene Robert Graf, Götz George und Wolfgang Kieling als Ermittler. Aber auch die Klein- und Kleinstrollen sind prominent besetzt, so sitzt etwa Peter Eschberg ("Wie ein Blitz") am Pokertisch und das bayerische "Urvieh" Ludwig Schmid-Wildy agiert als Nachtwächter.
Die Geschichte basiert auf einem Illustriertenroman von Max Pierre Schaffer, der nicht unwesentlich an Jürgen Rolands Klassiker "4 Schlüssel" beteiligt war und in den 1980ern nochmals drei äußerst starke Leo-Kress-"Der Alte"-Folgen schrieb, von denen ich besonders "Tod vor Schalterschluss" hervorheben möchte. Was in "Das Mörderspiel" auffällt, ist die isotopische Ausrichtung. Alles spielt in einem Raum, was den Film auch als Fernsehfilm prädestiniert hätte (hier gibt es aus der gleichen Zeit zahlreiche Beispiele toller TV-Krimis, die ähnlich ausgerichtet sind, ich denke stellvertretend nur an "Vorsätzlich" mit der großartigen Margot Trooger oder Ende der 60er an "Tod nach Mitternacht" von Wilhelm Semmelroth).
Womit ich allerdings nicht einverstanden bin, ist, dass diese Produktion hier den Stilverwandten bzw. Epigonen zugerechnet wird. Mit welcher Begründung? Nichts, aber auch gar nichts in der Dramaturgie oder am Handlungsort erinnert an Wallace. Dafür werden etwa die den Wallace-Filmen sehr ähnlich anmutenden Exotikkrimis à la "Der schwarze Panther von Ratana" nie als Epigonen oder Stilverwandte gewertet. Hier bedarf es dringend einer Definition bzw. einiger Überlegungen (ich arbeite gerade an einem Text darüber, den ich zu einem späteren Zeitpunkt hier posten werde).
Fazit: spannende 77 Minuten! Krimiunterhaltung geht auch ohne Whodunit!

Regie: Helmuth Ashley, Buch: Thomas Keck, Helmuth Ashley nach einer Vorlage von Max Pierre Schaeffer, Musik: Martin Böttcher, Kamera: Sven Nykvist, Produktion: Utz Utermann, Claus Hardt,
Mit Harry Meyen, Magali Noël, Harry Meyen, Götz George, Hanne Wieder, Wolfgang Reichmann, Anita Höfer, Georges Rivière, Margot Hielscher, Heinz Klevenow, Uschi Siebert, Wolfgang Kieling, Ruth Grossi, Armin Dahlen, Balduin Baas, Peter Eschberg, Ludwig Schmid-Wildy u.v.a.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

18.04.2014 10:21
#6 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Man ertappt sich im laufe des "Mörderspiels" zusehens dabei dem Mörder etwas mehr Glück zu wünschen.Er läüft als erstes einem aufdringlichen Bekannten in die Arme,trifft seine "liebende" Ehefrau ,ermordet den falschen,wird vom Nachtwächter gesehen ( nein Glück gehabt )und dann auf dem Weg zur Tür .........
Die Darsteller alle passend,H. Mayen passend, Kieling als Ermittler ok,Götz George nicht so überzogen wie sonst ( später ) gerne.
Fazit : Sehr sehenswert.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.05.2014 14:45
#7 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten



Mörderspiel

Kriminalfilm, BRD / FR 1961. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Thomas Keck, Helmuth Ashley (Buchvorlage „Le jeu de l’assassin“: Max Pierre Schaeffer). Mit: Magali Noël (Eva Troger), Harry Meyen (Andreas Troger), Götz George (Kersten), Robert Graf (Dr. Horn), Hanne Wieder (Journalistin), Wolfgang Reichmann (Dr. Rosen), Anita Höfer (Babsy), Georges Rivière (Dahlberg), Margot Hielscher (Claudia Ahrends), Heinz Klevenow (Hauser), Uschi Siebert (Margit), Wolfgang Kieling (Kriminalinspektor), Armin Dahlen (Kriminalassistent), Hans Paetsch (Kriminalkommissar), Ruth Gossi (Frau Rosen), Balduin Baas (Diener) u.a.

Zitat von Mörderspiel
Andreas Troger hat gerade sein Werk vollbracht: Erneut fiel ihm eine blonde Dame „in die Hände“. Sie ist nicht das erste Opfer des geheimnisvollen Frauenmörders, über den sich Polizei und Presse den Kopf zerbrechen. Troger strengt ebenfalls seine grauen Zellen an: Als er das Mordhaus verlässt, erkennt ihn ein alter Freund. Er muss ihn – Kersten – zum Schweigen bringen, bevor dieser von Trogers Tat erfährt. Als erste Gelegenheit bietet sich das Mörderspiel auf einer mondänen Party an, auf die Kersten seinen Killer mitnimmt ...

Zitat von Lexikon des internationalen Films
Modernistisch fotografiertes Kriminalstück. Dank seiner Bildgestaltung (Sven Nykvist) weit über dem deutschen Durchschnitt.


Wenn sich schon das Lexikon des internationalen Films so positiv über einen deutschen Kriminalfilm äußert, darf das als Anzeichen für eine wirklich hochwertige und überzeugende Produktion gewertet werden. Die Lorbeeren sind vor allem vor dem Hintergrund, dass „Mörderspiel“ tatsächlich als reiner Krimi ohne jede Art von Sozialkritik oder Melodrama angelegt ist, als besonderer Verdienst für eine clevere und ungemein spannende Story und deren makellose Erzählung zu verstehen. Dabei verzichtet der Film auf eine Suche nach dem Mörder, denn das Publikum steht von Anbeginn nicht nur auf der Seite des Täters, sondern sieht das Geschehen auch mit dessen Augen. Dadurch, dass der Streifen jedoch erst nach dem Mord einsetzt, wenn das Grausige schon geschehen ist, fällt es leichter, die Sympathien tatsächlich an den von Harry Meyen dargestellten Psychopathen zu verteilen.

Es ist dann auch wirklich die Optik, die „Mörderspiel“ an den Zuschauer verkauft: Die ungewöhnlichen Kameraperspektiven stellen einen ebenso essenziellen Mosaikstein dar wie der Gebäudekomplex, in dem die Party des Geschäftsmannes Hauser vonstatten geht. Alles strotzt nur so vor der Atmosphäre der frühen Sechzigerjahre, einer verrauchten Eleganz unter den Gästen und in der Einrichtung des Schauplatzes. Die dunklen Glasfronten, weitläufigen Flure und sperrig verteilten Möbel und Raumteiler vermitteln ein labyrinthisches Gefühl, das die schwere, im Prinzip von Anfang an ausweglose Aufgabe des Mörders, seine eigene Freiheit durch eine weitere Tat zu sichern, metaphorisch unterstreicht. Die Wohnung Hauser hält sich zugleich vornehm zurück und spielt eine ganz entscheidende Rolle im Verlauf der Dinge.

Der Zwang Trogers, Frauen zu töten, wird durch seine Gattin heraufbeschworen, die ihn nicht nur schamlos in aller Öffentlichkeit betrügt, sondern auch keine Gelegenheit ausnutzt, Troger zu demütigen. Für die Rolle dieses Hausdrachens eignet sich Magali Noëls kalte, schroffe, aber dennoch luxuriös-verwöhnte Ausstrahlung ganz hervorragend. Da der Film in französischer Koproduktion entstand, wurde sie ebenso wie Georges Rivière in die Besetzung eingebracht, um das Interesse beim Publikum der Grande Nation zu erregen. Hierzulande interessiert sich der Krimifreund eher für Götz George (in „Mörderspiel“ noch jung und adrett, bereits kumpelhaft, aber in keiner Weise provozierend), Robert Graf (als amüsierter Anwalt, der später die erhitzten Gemüter ein wenig kühlt), Hanne Wieder (als herrlich schnodderige Klatschkolumnistin mit Haaren auf den Zähnen) und Margot Hielscher (in der Rolle einer erfolglosen, verunsicherten Schauspielerin). Die Ermittlerseite sieht sich mit Wolfgang Kieling als Vertreter des Sturm und Drang sowie dem gesetzteren Hans Paetsch mit zwei Wallace-Mimen erster Güte vertreten. Doch die wichtigste Aufgabe kommt eindeutig Harry Meyen als verfolgtem Mörder zu, der die Darstellung mit Bravour und absoluter Glaubwürdigkeit meistert. Selbst seine scheinbar unbewussten Gesten, die von Nervosität und dem Spüren der sich zuziehenden Schlinge um den Hals sprechen, stimmen bis ins Detail.

Helmuth Ashley stellte mit „Mörderspiel“ seine Fähigkeit zur Inszenierung hervorragender Kinokrimis unter Beweis. Sein Erstlingstrio „Das schwarze Schaf“ / „Mörderspiel“ / „Das Rätsel der roten Orchidee“ zählt zu den Highlights der Edgar-Wallace-Filme und -Epigonen – nicht zuletzt, weil sich diese Arbeiten durch eine ungewöhnliche Herangehensweise ans jeweilige Sujet auszeichnen. Dabei geraten sie untereinander gänzlich verschieden und offerieren eine Bandbreite, die ehrlich bewundernswert ist und an die Ashley später nicht einmal mehr selbst anknüpfen konnte. Auf die verschiedensten Arten bauen diese Filme Spannung auf – aber vielleicht ist es nicht falsch, zu sagen, dass „Mörderspiel“ unter ihnen die Produktion mit dem meisten und dem ernsthaftesten Nervenkitzel ist.

Mord auf höchstem Niveau: „Mörderspiel“ überzeugt als außergewöhnlicher Krimi, der ohne Tätersuche auskommt und den Zuschauer für das Gelingen abenteuerlicher Tötungspläne einnehmen kann. Schuld an diesem „unmoralischen Angebot“ tragen exzellente Darsteller und eine selbstbewusste Regie, die ausgefallene Stilelemente flüssig einbindet, sodass diese organisch wirken und nicht einfach als gewollte Aufwertung des Films ins Auge stechen. 5 von 5 Punkten.



Die DVD von Pidax-Film: Diesen eher seltenen und zu Unrecht unbekannten Krimi wieder einem breiten Publikum zugängig zu machen, ist der große Verdienst der Pidax-DVD. In den Privatkopien, die zuvor von „Mörderspiel“ kursierten, war der Film qualitativ schlecht erhalten, sodass die Veröffentlichung umso erfreulicher ist, weil sich „Mörderspiel“ eben nicht unwesentlich über seine schicke Kamera- und Schnittarbeit definiert. Dabei ist anzumerken, dass die Bildqualität gegenüber bisherigen Bezugsquellen eine deutliche Steigerung darstellt, aber immer noch nicht als perfekt bezeichnet werden kann: Insgesamt ist der Film etwas zu dunkel und kontrastarm aufgespielt und während des Vorspanns macht sich eindeutig ein Randabschnitt bemerkbar. Das Seitenverhältnis von 1,66:1 stimmt zwar beinah aufs Pixel genau, doch damit dürfte eben an allen Seiten ein Stückchen Bildinformation fehlen. Wie von Pidax gewohnt, wird nur das absolute Sparprogramm angeboten: Neben dem Film befindet sich auf der DVD nichts von Interesse. Immerhin erfreulich der Nachdruck des Filmprogramms, der auch gern als hübschere Vorlage fürs Cover hätte verwendet werden dürfen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.05.2014 14:45
#8 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Leider stimmt die Coverangabe nicht mit der tatsächlichen Laufzeit des Films überein. Pidax gibt 84 Minuten an, tatsächlich läuft „Mörderspiel“ aber nur 75. Die 84 Minuten werden aber als Kinolänge von Filmportal.de bestätigt (entsprechen 2298 Metern bzw. 80-einhalb Minuten bei normaler PAL-Projektion). Ist der Film gegenüber der originalen Kinofassung gekürzt?

Giacco Offline



Beiträge: 2.515

11.05.2014 17:50
#9 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Das "Lexikon des internationalen Films" gibt als Laufzeit 81 Minuten an. Das würde mit der im Verleihkatalog des "Film-Echos" angegebene Länge von 2219 m in etwa übereinstimmen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.05.2014 17:57
#10 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Wow, damit hätten wir noch eine dritte Möglichkeit. Sie deckt sich einigermaßen mit den von Georg weiter oben angegebenen 77 Minuten, die grob dabei herauskommen, wenn man 81 Minuten Filmprojektion in PAL umrechnet. Das sind dann aber immer noch zwei Minuten, die, wenn sie denn existieren, auf der Pidax-DVD fehlen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

17.02.2015 22:46
#11 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Achtung, Text enthält Spoiler!

Ein wahrhaft raffiniertes und streckenweise meisterlich gespieltes Kammerstück. Harry Meyen, der ewige Herr Schneider, erlebt auch hier in diesem Kriminaldrama Demütigung um Demütigung durch seine Ehefrau. Ist es das Wissen um die Person des Harry Meyen, das ihn in seiner Rolle in "Mörderspiel" derart überzeugen lässt, oder ist es doch sein bisweilen unterschätztes schauspielerisches Talent, welches ihm ermöglicht, den unterjochten Ehemann und Frauenkiller mal bemitleidenswert und mal verachtenswert - jedoch stets bemerkenswert - darzubieten? Vielleicht beides! In jedem Fall beweist mir Harry Meyen auch in diesem von Helmuth Ashley so präzise inszenierten Film, dass er durchaus auch vor der Kamera zu mehr berufen war, als das Mitbringsel seiner Frau in europäischen Großproduktionen (z.B. "Spion zwischen zwei Fronten") darzustellen. Bedauerlicherweise erhielt er nur selten die Gelegenheit, sich so beweisen zu können, wie in "Mörderspiel". Daneben treten noch zahlreiche weitere Fernseh- und Leinwandgrößen auf, die hier aber nicht selten blasser bleiben, als man es ansonsten von ihnen gewohnt ist. Götz George spielt routiniert, der grandiose Robert Graf unaufgeregt und Wolfgang Kieling, stets Garant überdurchschnittlicher Schauspielkunst, liefert dies auch souverän ab. Die Rollen in diesem in der Tat etwas an ein Fernsehspiel erinnernden Film sind so treffsicher ausgewählt wie man es in dieser Gesamtheit selten antrifft. Neben Harry Meyen sind vor allem Hanne Wieder und Wolfgang Reichmann geradezu in Paraderollen zu sehen.

Besonders gelobt wurde bereits seinerzeit die Kameraführung des Schweden Sven Nykvist. Um erhlich zu sein, hatte ich mir diesbezüglich etwas mehr vorgestellt. Sicher darf die personifizierte Kameraführung als ein gewisses Novum angesehen werden, und auch der Rest ist handwerklich fein gestaltet, sodass unter dem Strich sicher ein überdurchschnittlich bebilderter Film bleibt. Als wahrhafte Ausnahmeerscheinung würde ich dies jedoch nicht bezeichnen wollen. Dafür fehlt es dem Gros der nicht-personifizierten Kameraführung dann doch an dem letzten Quäntchen Raffinesse, wie es z.B. Richard Angst in "Via Mala" oder Karl Löb in gleich zahlreichen Produktionen aufwiesen.

Helmuth Ashley, in späteren Jahren einer der prägenden Köpfe in Helmut Ringelmanns Krimi-Kabinett, bewies mit "Mörderspiel", dass er nicht nur ein geschickter Handwerker war, sondern darüber hinaus auch inszenatorisches Gespür für wenig alltägliche Krimistoffe hatte. Wenig plakativ, zielt das von ihm als Co-Autor geschriebene "Mörderspiel" nicht auf eine kriminalistische Kombinationsfähigkeit miträtselnder Zuschauer, sondern auf deren Unentschlossenheit, mal für und mal gegen den Protagonisten Partei zu ergreifen. Diese Dramaturgie setzte Ashley nicht nur stringent, sondern auch derart kurzweilig um, dass dem Zuschauer die 77 Minuten Spielzeit beinahe überraschend kurz vorkommen. Götz Georges Tod, der die letzte Runde in Harry Meyens Mörderspiel einläutet, kommt schnell und unerwartet.

Eine Frage hinsichtlich des Schlusses jedoch bleibt. Man darf sich fragen, ob es von Anbeginn an die Absicht der Autoren war, Killer Harry Meyen überführen zu lassen. Die Spieluhr, die ihm in der letzten Szene eher zufällig aus der Manteltasche rutscht und die ihn schlussendlich verrät, war bereits Gegenstand in einer der ersten Szenen, in denen Götz George sie überaus deutlich und in Großaufnahme anfasst. Es mag sein, dass diese Szene dazu gedacht war, der Spieluhr mehr Aufmerksamkeit zu verpassen. Zweifellos jedoch hinterlässt George seine Fingerabdrücke auf der Spieluhr und es wäre in der Schlusssequenz daher ein Leichtes für den überführten Meyen gewesen, Götz George auch die Frauenmorde in die Schuhe zu schieben. Man hätte schlussendlich seine Fingerabdrücke auf der Spieluhr sichergestellt und so hätte sich Harry Meyen vielleicht doch noch aus der Affäre ziehen können.

Wie dem auch sei, es handelt sich bei "Mörderspiel" um einen hervorragenden Film, den ich hiermit ruhigen Gewissens weiterempfehle.

4,5 von 5 Punkten.

Gruß
Jan

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

22.09.2015 18:54
#12 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Vor zwei Monaten habe ich diesen Film hier zum ersten Mal gesehen und muss ebenfalls klar meine Empfehlung aussprechen.
Obwohl die Ausgangslange ein ganz andere ist, als die der üblichen Krimifilme, vermag der Film Spannung zu erzeugen und diese auch bis zum Ende hin zu halten, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Rollen großartig besetzt sind.
Allen voran Harry Meyen als kühler Frauenmörder, dem man die Eiseskälte und Berechnung seines Charakter in jeder Szene aus dem Gesicht ablesen kann. Ziemlich widerwärtig, aber umso besser gespielt.
Die Sympathien gehen daher ganz klar zu Götz George der den jungen Kersten mit unglaublicher Frische und Leichtigkeit spielt, sodass man ihn schnell ins Herz schließt.
Die anderen Gäste, vor allem Robert Graf und Heinz Klevnow liefern ebenfalls überzeugende Leistungen ab und mit Kieling und Paetsch hat auch die Polizei gute Mimen in ihren Reihen.

Die Ausgangslage ist klar: Kersten muss sterben, damit Troger unentdeckt bleibt. Obwohl die Ausgangslage deutlich nicht sein könnte, überrascht der Film mit einigen Wendungen und zieht dabei die Frage, ob es Troger gelingen wird, weiter und weiter hinaus, wodurch die Spannungskurve stetig ansteigt.
Zusätzlichen Reiz erhält der Film durch das Wechselspiel der Dialoge der Partygäste auf der einen Seite und die inneren Monologe Trogers auf der anderen. Dadurch glaubt man als Zuschauer ebenfalls allem einen Schritt voraus zu sein, um dann, genau wie Troger, wiederholend überrascht zu werden.

Besonders gut gefallen hat mir auch, dass der Film tatsächlich erst in den letzten Sekunden entschieden wird und vorher alles den Anschein macht, als würde der Mörder ungestraft entkommen. Das war wirklich sehr spannend gehalten und bleibt es aufgrund der tollen Musik auch im Finale. Ich mag das Lied dieser Spieluhr, den es vertont in meinen Augen deutlich die Gedanken Trogers in diesem Augenblick.
Auch sonst ist die Musik zu loben und bewegt sich zwischen unbeschwerte Partymusik und sehr drückenden, melancholischen Tönen.

Alles in allem ein sehr gut gelunger Krimi. Ich hätte mir durchaus noch mehr Interaktion der Partygäste wünschen können. Hier wurde vielleicht etwas im Drehbuch verschenkt, aber nichts desto trotz ein rundum gelungener Film.

Dicke Emfehlung und

4 von 5 Punkten.

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

26.02.2016 22:32
#13 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Mörderspiel

mit: Harry Meyen | Götz George | Magali Noël | Robert Graf | Wolfgang Reichmann | Hanne Wieder | Georges Rivière | Heinz Klevenow | Wolfgang Kieling | Heinz Paetsch
Drehnuch: Thomas Keck und Helmut Ashley | Kamera: Sven Nykvist | Musik: Martin Böttcher | Schnitt: Walter Boos | Produktion: Utz Utermann, Claus Hardt

Regie: Helmut Ashley



Helmut Ashley drehte mit MÖRDERSPIEL 1961 einen ambitionierten Kriminalfilm, der sich durch seine formalen Mittel von Filmen gleicher Zeit abhebt. Zu Beginn sehen wir anscheinend einen Mörder der mit seinen schwarzen Handschuhen die Spuren seiner Tat verwischt. Gezeigt wird diese Situation jedoch nicht aus außenstehender Perspektive, wie in vielen anderen Filmen üblich, sondern in einer Subjektiven, die durchaus an einen Giallo erinnert, der allerdings erst ca. 10 Jahre später seine Hochzeit erlebte. Bemerkenswert für das Entstehungsjahr ist dabei auch die realistische Umsetzung mit der diese Szene inszeniert wurde. Die Titelmusik ertönt erst nach dem der Plattenspieler wieder läuft. Die Geräuschkulisse, die durch Schritte, Wasserplätschern, Poliertuch auf Glas und das schrille Klingeln eines Telefons eine sich immer mehr aufbäumende Spannung erzeugt, ist dabei genauso dominant wie die verträumten Klänge Martin Böttchers. Schnell hat man den Wunsch den Mörder ins Gesicht zu sehen.

Auch kurze Zeit später, wenn der Mörder zusammen mit Kersten in einem Cabrio durch einen Tunnel fährt, beiden der Fahrtwind durch die Kleider und Haare weht und plötzlich eine Sirene ertönt, vermitteln der Fluchtpunkt und die Struktur des Bildes sowie die Lichtsetzung den Eindruck das es mit beiden wie in einer Spirale abwärts geht an deren Ende es kein gutes Ende nehmen wird. Als Bildliebhaber fällt die teils experimentelle Lichtgestaltung auf, die mal sehr weich ist, mal von unten kommt, die aber jedenfalls den Eindruck erweckt als wolle man hier mit den bis dato konventionellen Gestaltungsregeln brechen. Künstlerisch bietet der Film damit viele schöne Schauwerte.

Narrativ gibt sich der Plot ein ständiges Katz- und Mausspiel zwischen dem Mörder und Kersten (später dann der ganzen Partygesellschaft) das sich auf engsten Raum abspielt, der einen sterilen und verlorenen Eindruck macht und so als ein weiteres Element die Spannung am Laufen hält. Und in der Tat hofft man des Öfteren der Mörder möge doch endlich Glück haben um sich seines Zeugen zu entledigen. Mit diesen Gefühlsregungen des Zuschauers gelingt Helmut Ashley ein Meisterstück, das in diesen Jahren wohl hauptsächlich vom "Master of Suspense", Alfred Hitchcock angewandt wurde, galt in "Opas-Kino" doch immer der klare Kampf Gut gegen Böse. Auch in den Charakterisierungen der Partygesellschaft erkennt man Hitchcock’sche Muster wieder. Sei es das die Tonart auf der Party doch recht rüde ist, die Gemütsstimmungen der Charaktere recht pessimistisch und die weiblichen Figuren allesamt ein wenig unsympathisch sind.

Bei den Darstellern stechen vor allem Harry Meyen und Götz George hervor. Wobei es schwer fällt hier wirklich einen Schauspieler als Favoriten hervorzuheben, fällt doch vielmehr das gesamte Ensemble positiv auf. Nur ein einzigen Wermutstropfen hat das MÖRDERSPIEL. Die Auflösung ist zu plötzlich und hat keinen wirklichen Spannungsaufbau. Ob der Fehler schon beim Verfassen des Drehbuchs oder erst im Schnittraum gemacht wurde ist fraglich.

Fazit: Experimentierfreudiger Kriminalfilm mit starken Schauspielern in starken Rollen, einer hervorragenden Musik, fantastischen Bildern und einer innovativen Geschichte für die Leinwand. Der Regisseur war sich den modernen Elementen der Geschichte bewusst und setzte zur Unterstützung des Ganzen auf eine moderne Umsetzung.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.09.2017 11:31
#14 RE: Bewertet: "Mörderspiel" (1961, Stilverwandte) Zitat · Antworten

„Mörderspiel“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 8 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 4,20 von 5 Punkten.

zugrundeliegende Wertungen: 13 von 17 (13x „gut bekannt“, 0x „länger her“)
Top-10-Tipps: 2 von 8 (höchster Tipp: 1x Platz 6)
Auswahlrunde: Platz 23 von 28 (5,1 Punkte)


mit 4,77 Pkt. Platz 01 in der Kategorie Schauspieler (+ 7)
mit 4,50 Pkt. Platz 03 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (+ 5)
mit 4,50 Pkt. Platz 01 in der Kategorie Drehbuch / Logik (+ 7)
mit 4,23 Pkt. Platz 07 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (+ 1)
mit 4,00 Pkt. Platz 12 in der Kategorie Musik (– 4)
mit 2,96 Pkt. Platz 40 in der Kategorie Epigonenfaktor (– 32)
mit 4,46 Pkt. Platz 01 in der Kategorie freie Wertung (+ 7)

Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017: Ergebnisse (#223) (15)

Ray Offline



Beiträge: 1.930

14.05.2020 14:20
#15 RE: Bewertet Stilverwandte: "Mörderspiel" (1961) Zitat · Antworten

Mörderspiel (BRD/F 1961)

Regie: Helmuth Ashley

Darsteller: Harry Meyen, Magali Noel, Götz George, Robert Graf, Wolfgang Kieling, Hanne Wieder, Wolfgang Reichmann, Anita Höfer, Georges Rivière, Margot Hielscher, Heinz Klevenow, Hans Paetsch, Armin Dahlen, Peter Eschberg u.a.




Bei dem Film Mörderspiel, der 1961 in deutsch-französischer Co-Produktion unter der Regie von Helmuth Ashley in München entstand, handelt es sich um den wohl bemerkenswertesten Kriminalfilm der 1960er Jahre abseits vom Gruselkrimi à la Edgar Wallace. Die passende Musik stammt von Wallace-Komponist Martin Böttcher.

Der Film vermittelt von der ersten Sekunde eine unheimlich dichte Atmosphäre, der sich wohl kaum ein Cineast entziehen kann. In der Anfangssequenz wird mithilfe von subjektiver Kamera die Perspektive eines Mörders unmittelbar nach Abschluss der Tat eingenommen. Der Täter blickt hektisch um sich und versucht, jegliche Spuren zu verwischen. Die Kamera ist äußerst dynamisch und geht die Bewegungen des Täters dermaßen realistisch mit, dass der Zuschauer sich tatsächlich fühlt, als sei er selbst Täter. Aus dem Off vernimmt er nun die Gedanken von Harry Meyen, der als innerlich zerrissener Modeschöpfer eine bemerkenswerte Leistung abliefert. Zurückhaltend und dabei doch so intensiv. Der Anfang eines packenden Films ist gemacht. Bis auf die unmittelbar nachfolgende Autofahrt mit Götz George, einem unwissenden unliebsamen Zeugen, spielt sich das Geschehen ausschließlich im Appartement des Industriellen Hauser ab, der eine Privatparty abgibt. Die dort vorzufindende Szenerie gibt ein perfektes Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse der 1960er-Jahre der noch jungen Bundesrepublik ab. Atmosphärisch dicht und absolut beklemmend wird dem Schicksal des Triebtäters Troger gefolgt. Das titelgebende „Mörderspiel“ wird zu einem Spiel mit doppeltem Boden. Spannungshöhepunkte sind der missglückte Angriff von Meyen auf George kurz nach Betreten des Gebäude sowie die Aufdeckung der Identitätstäuschung beim nächsten Versuch, die George-Figur zu töten.

Eine spannende Story, die einem zeitweise den Atem raubt, innovative und erstklassige Kameraarbeit von Oscar-Preisträger Sven Nykvist (Wechsel zwischen subjektiver und objektiver Kamera, Einstellung unterm Tisch, mithilfe der Zuschauer die Karten sieht, von denen eine die Detektivkarte ist, die Troger keinesfalls ziehen darf, um seinen Plan nicht zu gefährden), welche das vorliegende von anderen Kammerspielen jener Zeit deutlich abhebt, stilvolle Musik von Martin Böttcher und ein tolles Ensemble (insbesondere Götz George, Wolfgang Kieling, Hanne Wieder und Robert Graf) machen den Film zu einem absoluten Vergnügen für Freunde anspruchsvoller Krimiunterhaltung. Es dürfte sich neben „Ein Alibi zerbricht“ und „Vier Schlüssel“ um die beste deutschsprachige Kriminalfilmproduktion fürs Kino abseits von Wallace & Co handeln.


Mit „Mörderspiel“ gelang Regisseur Helmuth Ashley ein Kriminalfilm allererster Güte: Exquisite Kameraarbeit, passende Musik und ein sorgsam ausgewählter Cast machen den Film zu einem zeitlosen Klassiker. 5 von 5 Punkten.

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