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Dieses Thema hat 51 Antworten
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 Filmbewertungen
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Mamba91 Offline



Beiträge: 745

17.07.2009 13:05
#16 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Für mich ist die 62er Version ganz klar ein Remake. Erstens gibt es mit ein paar Ausnahmen die gleichen Figurekonstellationen, zweitens einen Plot der dem Original ähnelt und drittens ein paar Szenen die aus dem Original kopiert wurden.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

19.07.2009 13:32
#17 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Zur Legende um die Produktion aus dem Jahr 1932 gehört auch die Aussage von Fritz Lang, er habe sofort nach seinem Gespräch mit Joseph Goebbels Ende März 1933 Deutschland verlassen, da dieser ihm die Leitung der deutschen Filmindustrie angeboten hätte. Er habe sich eine Fahrkarte nach Paris gekauft und sei unverzüglich abgereist. Tatsächlich findet man in Goebbels Tagebüchern einen Termin am 28. März 1933, als er am Abend im Kaiserhof vor den Filmschaffenden sprach. Er wollte ein neues Programm für die Filmkunst entwickeln, "das sich wieder auf sein Deutschtum besinnt und im deutschen Wesen die Wurzeln seiner Kraft sucht". (Joseph Goebbels Tagebücher Band 2: 1930 - 1934, Herausgegeben von Ralf Georg Reuth, Piper-Verlag, 2. Auflage 2000)
Die Wiener Historikerin Anna Maria Sigmund nimmt in ihrem Porträt über Thea von Harbou (Die Frauen der Nazis, Band 3, Heyne-Verlag, 2002) dazu Stellung:
"Die Eintragungen in Langs Reisepass zeigen nämlich, dass der Regisseur Deutschland im März 1933 keineswegs "überstürzt" verlassen hat. Vielmehr reichte er die Scheidung ein, reiste nach England, Belgien und Österreich und kehrte jedes Mal nach Berlin zurück." Später vermerkt sie: "Am 28. November 1933 hielt sich Lang zum letzten Mal kurz in Deutschland auf, um seine Vermögensangelegenheiten zu regeln." Fazit: "Die falschen Angaben des Regisseurs über seine "Flucht" ändern nichts an der Tatsache, dass Lang dem Dritten Reich bewusst den Rücken gekehrt hatte, lassen jedoch die Frage nach den Ursachen des Schwenks vom NS-Sympathisanten zum Emigranten offen." Sigmund führt als Gründe die ständigen Schwierigkeiten mit der Ufa, den Rassengesetzen der Nazis, die den Halbjuden Lang bedrohten, und die gekränkte Ehre des verlassenen Ehemanns (obwohl er seine Frau ebenfalls betrogen hatte) an, die Lang die verlockenden Möglichkeiten einer Hollywood-Karriere vor Augen führten.
Zum Film: Es handelt sich bei der Produktion aus dem Jahr 1962 eindeutig um eine Neuverfilmung. Die Parallelen zwischen den beiden Filmen sind nicht zu leugnen und können durch viele Gemeinsamkeiten belegt werden. Allerdings wurden einige Elemente aus der 1932er-Produktion in anderen Mabuse-Neuverfilmungen erneut verwendet. So sieht man die Ermordung im Straßenverkehr, die einem Besucher widerfährt, nachdem er Prof. Dr. Baum in dessen Klinik besucht hat, in "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse", als Peter Barther, der Reporter auf die selbe Weise in seinem Auto erschossen wird. Die Szene, in der Kent und Lilli ihrem Gefängnis durch die Explosion des gefluteten Raumes gelingt, sieht man in "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" wieder. Die genialen Einfälle des Duos Lang/ Harbou wurden somit nicht nur in der gleichnamigen Neuverfilmung aus dem Jahr 1962 wiederverwertet, sondern auch auf andere Filme der Serie verteilt.
Einige Dinge wurden leicht abgewandelt. So hinterläßt Flocke seine geritzte Botschaft "Mabuse" 1962 in der Scheibe einer Telefonzelle, während sich sein Vorgänger Hofmeister 1932 mit einer normalen Fensterscheibe begnügen musste. Seine Manie, in seiner Zelle ständig zu versuchen, mit Lohmann zu telefonieren, jedes Mal als dieser den Raum betritt jedoch "Gloria, schön sind die Mädchen mit 17 Jahren" zu singen, zeigt tragische Züge, die Leon Askin dreißig Jahre später auf "normalere" Weise verkörpert. Ansonsten wimmelt es vor Gemeinsamkeiten. Prof. Pohland sagt wortwörtlich, was sein Kollege Prof. Baum bereits inbrünstig prophezeiht hat: "Mabuse - das Genie! Er hätte den gesamten Polizeiapparat aus den Angeln gehoben!" Die Treffen der Mitglieder von Mabuses Verbrecher-Organisation; der fingierte Überfall auf die Bank, bei der das echte Geld gegen das selbst produzierte Falschgeld ausgetauscht wird; der arbeitslose Kent, der der Bande beitritt, sich aber weigert, Morde auszuführen; die Verfolgungsjagd am Ende, als Prof. Baum durch Mabuse angestiftet in den Teich fährt und am Schluss in dessen Zelle inhaftiert wird....
Natürlich hat man einzelne Charaktere modernisiert. Senta Berger ist nicht so dümmlich-unterwerfig wie Wera Liessem, die in ihrer Hörigkeit Kent sogar dann noch um den Hals fällt, als dieser sich als Mörder "outet". Ob sie 1932 den gefährlichen Typ des beeinflussbaren, alles akzeptierenden "deutschen Mädels" porträtieren sollte?
Otto Wernickes Kriminalkommissar Lohmann ist mindestens so unsympathisch wie der irre Prof. Baum und entbehrt die einnehmende Art, mit der Gert Fröbe das Publikum auf seine Seite bringt. Das größte Plus des Remakes aus dem Jahr 1962 ist jedoch Charles Regnier in der Rolle des Mortimer. Die unentbehrliche Leichtigkeit des Seins und die Selbstironie seiner Figur prägen den hervorragend choreografierten Film. Es kommt in keiner Minute Langeweile auf, was man von der teils behäbigen 1932er-Produktion nicht sagen kann.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

19.07.2009 13:57
#18 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Klasse Resumée Percy Lister!

Dass bereits in "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" Szenen aus "Das Testamnt des Dr.Mabuse" aus dem Jahr 1932 enthalten sind liegt darin, dass Lang auch am Drehbuch zu "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" mitgearbeitet hat.

Zum Film selber ist nicht mehr viel besseres zu schreiben wie es Percy Lister schon geschrieben hat. Auch mir persönlich gefällt dieser Film besser als die 32er-Version vor allem auch wegen Charles Regnier und Gert Fröbe. Senta Berger spielt gut aber mehr nicht - und bei Helmut Schmid weiß ich nicht ober er mich überzeugt oder nicht. Es fehlt ihm halt an Charisma was Peter van Eyck und Lex Barker hatten. Die Drehbuchautoren Ladislas Fodor & R.A. Stemmle taten ihr bestes um ein vernünftiges Drehbuch zu verfassen. Alles in allem ein unterhaltsamer Film und für mich nach "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" & "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" der beste Film der Serie. Innherhalb von Werner Klingers Arbeiten dürfte es sich um seinen besten Film überhaupt handeln.

Joachim.

HorstFrank Offline



Beiträge: 699

28.07.2009 17:55
#19 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Gert Fröbe gibt zum dritten und letzten mal den Kommissar in seiner unnachahmlichen Art. Mein persönliches Highlight in diesem Film ist aber zweifelsohne Charles Regnier in der Rolle des Mortimer, die er total genial spielt.
Gut auch wieder Albert Bessler in einen schönen Kurzrolle. Senta Berger ist auch nett, auch wenn sie nicht viel Möglichkeiten hat. Bei Harald Juhnke bin ich mir unschlüssig, ob ich schmunzeln oder doch lieber mit dem Kopf schütteln soll.
Die Musik ist passend und auch die Story ist ganz gut.

4/5 Punkten


Drei Freunde brauchst du im Leben: Verstand, Glück und 'n Kaugummi!
(Horst Frank in "Das Geheimnis der chinesischen Nelke")

Blap Offline




Beiträge: 1.128

03.02.2012 23:53
#20 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten


Dr. Mabuse Box von Universum Film


Das Testament des Dr. Mabuse (Deutschland 1962, Originaltitel: Das Testament des Dr. Mabuse)

Gert hat Schmerzen

Mortimer (Charles Regnier) befehligt eine ruchlose Verbrecherbande, die für einen geheimnisvollen Chef ertragreiche Raubzüge durchführt. Stets verbirgt sich der Auftraggeber und tatsächliche Boss hinter einem Vorhang, keiner der Ganoven bekommt das Antlitz des finsteren Obermotzes zu sehen. Als ein bewaffneter Goldtransport von den Gangstern überfallen wird, erinnert die Vorgehensweise den leitenden Ermittler Lohmann (Gert Fröbe) an die Methoden des legendären Dr. Mabuse (Wolfgang Preiss). Bei nüchterner Betrachung scheint eine Mitwirkung des Supergangsters unmöglich, immerhin fristet Dr. Mabuse sein tristes Dasein hinter den verschlossenen Türen einer Nervenheilanstalt. Der Leiter der Einrichtung Professor Pohland (Walter Rilla) gewährt Lohmann ohne Schwierigkeiten einen Blick auf Mabuse. Tatsächlich sitzt das wahnsinnige Genie entrückt in seiner Zelle herum, verbringt die Tage mit wirren Kritzeleien, mit unglaublicher Ausdauer füllt der durchgedrehte Dr. Mabuse zahllose Blätter Papier. Derweil kümmert sich Mortimer um die Rekrutierung eines neuen Mitstreiters, mit hinterhältiger Cleverness wickelt er den Boxer Jonny Briggs (Helmut Schmid) ein. Dessen Freundin Nelly (Senta Berger) zeigt sich zunächst sehr erfreut über das Ende der Boxerkarriere ihres Liebsten, wird aber bald von einem sehr unguten Gefühl ergriffen...

Einige Monate nach "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erreichte der vierte Teil der von CCC-Film produzierten Reihe die deutschen Kinos. Fans freuen sich über die Rückkehr von Gert Fröbe, die Regie übernahm Werner Klingler. Besagter Klingler zeichnet für den recht durchwachsenen "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1962) verantwortlich, den ersten Film aus der Bryan Edgar Wallace Reihe von CCC-Film. An dieser Stelle kann sofort Entwarnung gegeben werden, der vierte Mabuse-Streifen reiht sich ohne nennenswerte Schwachpunkte neben seinen Vorgängern ein. Der geneigte Zuschauer wird mit den ersehnten Zutaten verwönht, der Treffpunkt der Gauner befindet sich gut gesichert unterhalb einer Gruft, die Überfälle der Bande sind launig ausgeführt, wohlige Atmosphäre macht sich breit. "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" erzeugte vor allem durch die unheimliche Präsenz unsichtbarer/schemenhafter Gestalten eine herrliche Gruselstimmung, nun sorgt Wolfgang Preiss für diese Momente, dazu mehr im nächsten Absatz.

Da ist er also wieder, der allseits geschätze und verehrte Gert Fröbe. Selbstverständlich lässt sich Fröbe nicht lumpen, seine energiegeladene Vorstellung packt diesmal sogar noch energischer zu, das Nervenkostüm des Kommissars ist durch die zurückliegenden Erfahrungen dünner geworden. So poltert Fröbes Lohmann immer wieder lautstark durch die Kulissen, gerät zu allem Überfluss in höchste Lebensgefahr! Klar, mit Lobgesängen auf Gert Fröbe könnte man noch viele Seiten füllen, ich will es beim Hinweis auf seine erwartungsgemäß hochklassige Darbietung belassen, der Mann war ein Naturereignis, ist durch seine Schauspielerei unsterblich geworden! Neben Fröbe haben mich drei weitere Mitwirkende sehr begeistert: Charles Regnier, Walter Rilla und Wolfgang Preiss. Regnier gibt den vornehmen Ganoven, der sich die Hände nicht gern selbst beschmutzt, im Ernstfall aber nicht vor Gewalt zurückschreckt. Während die untergebenen Bandenmitglieder sich im Sumpf des primitiven Knallschotentums suhlen, erspielt sich Regnier geschickt die Sympathie des Zuschauers, obwohl an der Haltung Mortimers nie Zweifel bestehen. Walter Rilla kommt zunächst als freundlicher und hilfsbereiter Mediziner daher, darf dem Part des Klinikchefs aber später ganz andere Facetten hinzufügen, die akute Spoilergefahr verbietet mir weitere Ausführungen. Ganz, ganz großartig Wolfgang Preiss, der nun nicht nur als kaum sichtbares Schreckgespenst mit minimaler Spielzeit agiert, er versprüht in seinen Szenen eine regelrecht dämonische Präsenz, eine fantastische Darstellung des Dr. Mabuse! Schaut euch das Duell zwischen Rilla und Preiss an, mehr verrate ich nicht. Die bereits genannten Herren sind vier verdammt gute Gründe den Film als Pflichtprogramm zu deklarieren, die Nebenfiguren sollen jedoch nicht ohne Würdigung bleiben. Harald Juhnke sorgt für einen (erträglichen) Anflug von Klamauk, er eiert als debiler Kriminalassistent namens Krüger um seinen Filmboss Gert Fröbe herum, nagt mit Ausdauer an dessen Geduld. Der Depp vom Dienst scheint quasi unvermeidbar, Juhnke zieht den starken Gesamteindruck glücklicherweise nicht runter. Helmut Schmid tappt als naiver Boxer in die Falle, Leon Askin mutet wie eine weniger wilde Ausgabe von Adi Berber an. Für Schmunzler sorgen die Namen der Gauner, wir haben z. B. "Augapfel-Rolf", "Lachgas-Frankie" und "Paragraphen-Joe" im Angebot. "Paragraphen-Joe" wird übrigens von Albert Bessler vortrefflich dargeboten, Rolf Eden ist als "Jeton-Eddie" am Start. Damen finden nur am Rande statt, Senta Berger gewinnt mit fortschreitender Handlung an Boden, Ann Savo hört in ihrer kleinen Rolle auf den Namen "Wackel-Heidi".

Wer durch die drei vorherigen Beiträge gut unterhalten wurde, der wird sich auch ohne Schwierigkeiten mit dem vierten Auftritt des schröcklichen Supergangsters anfreunden. Das Ensemble ist großartig, die Kulissen und Schauplätze sehr stimmungsvoll, die Handlung schreitet ohne Durchhänger dem Finale entgegen. Sicher sind die Zusammenhänge leicht durchschaubar, dennoch packt der Film den Zuschauer, rundum zufrieden und bei bester Laune lag ich nach kurzweiligen 85 Minuten auf dem Sofa. Repeat bis zur Ekstase: Wer die Wallace-Filme mag, der sollte sich auf jeden Fall auch mit den Dr. Mabuse-Sausen beschäftigen, wem die Wallace-Filme eine Spur zu humorig erscheinen, der sollte es ebenfalls mit Dr. Mabuse probieren. Mir liegt das "Dr. Mabuses Meisterwerk" getaufte Box-Set von Universum vor, welches alle sechs Mabuse-Streifen aus den sechziger Jahren enthält:

• Die 1000 Augen des Dr. Mabuse (1960)
• Im Stahlnetz des Dr. Mabuse (1961)
• Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse (1962)
• Das Testament des Dr. Mabuse (1962)
• Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
• Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse (1964)


Die DVDs kommen in einem schicken Digipak ins Haus, das von einem nicht minder hübschen Schuber umhüllt wird. Ferner liegt ein Booklet bei, in dem Auszüge aus einem Buch des leider kürzlich verstorbenen Wallace-Experten #1 Joachim Kramp zu lesen sind. Der von Kriminalfilmfreunden (und nicht nur denen) sehr geschätzte Joachim Kramp, hinterlässt eine nicht zu schliessende Lücke im "Wissensgebiet Wallace und Co.". An der Qualität der DVD gibt es nichts zu meckern, Universum präsentiert auch den zweiten Beitrag zur Mabuse-Reihe in schöner Verfassung. Für Fans (und solche die es werden wollen) stellt diese Box einen unverzichtbaren Pflichtkauf dar!

Werner Klingler macht einen guten Job, im Vergleich zu den von Fritz Lang und Harald Reinl inszenierten Vorgängern fällt sein Beitrag nicht ab.

Zunächst belasse ich es bei dicken 7/10 (gut), aber da geht noch mehr...

Lieblingszitat:

"Verräter bestraft der Chef mit dem Tode!"

***

Vom Ursprung her verdorben

Grabert Offline



Beiträge: 257

11.05.2012 15:27
#21 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Zitat
Werner Klingler macht einen guten Job, im Vergleich zu den von Fritz Lang und Harald Reinl inszenierten Vorgängern fällt sein Beitrag nicht ab.

von Blap

Dieser Bewertung kann ich im wesentlichen zustimmen. Hatte ich im Vorfeld eher negative Kritiken gelesen, fiel mir dieser Film dann im Vergleich eher positiv auf. Denn insgesamt gefiel mir dieser Mabusefilm besser als der zweite von Harald Reinl ("Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse"), da sich letzterer für mich doch allzu fantasievoll darstellt. Die Brille ohne Körper in den "unsichtbaren Krallen" wirkt eher lachhaft. Werner Klinglers Krimi-Inszenierung samt Drehbuch von R.A. Stemmle und Ladislaus Fodor schaffen eine gelungene Neuverfilmung des gleichnamigen Fritz-Lang Films der frühen dreißiger Jahre. Die Besetzung überzeugt: Gert Fröbe als leitender Ermittler, Walter Rilla und Wolfgang Preiss (hervorragend ihr Zusammenspiel) sowie Charles Regnier als smarter Gentleman, aber ebenso rücksichtsloser Verbrecher ragen heraus. Senta Berger wird kaum in Szene gesetzt, Harald Juhnkes Komik wirkt doch allzu aufgesetzt. Die Namensgebung für die einzelnen Rollen der Verbrecherbande ist auch missglückt, ob nun Paragraphen-Joe oder Augapfel-Rolf.

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

20.02.2014 14:37
#22 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Ein trashig-unterhaltsamer Film, der leider nicht die mögliche Spannung konsequent ausreizt, eine recht vorhersehbare Handlung aufweist und trotz teils exzellenter Darsteller und Rollen (Charles Regnier, Wolfgang Preiss) auch hier einige Abstriche verbuchen muss. Gert Fröbe kommt nicht an seine beiden Vorgängerauftritte heran und auch der Humor wirkt bisweilen hölzern. Besonders das Duo Juhnke-Fröbe wird nie richtig warm.
Die Musik ist in Ordnung, aber nicht überragend.
Für mich liegt der Film im Mittelfeld der Reihe und ich zücke daher

3 von 5 Punkten.

Entschuldigt die knappe Form.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

13.03.2014 21:37
#23 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Der Begriff "Trash" wird hier inflationär gebraucht....bei diesem Film sicher zu unrecht.

Viel viel unterhaltsamer als das Original der frühen 30er Jahre. Die beiden Reinl Mabuse sind noch ein gute Spur härter und temporeicher, aber sonst gibts hier nur Positives: Hervorragende Besetzung, tolle Musik und eine packende Story machen diesen Film zu einem des besten deutschen Krimis der 60er Jahre. Fröbe als Kommissar Lohmann kann sich hier voll entfalten, Walter Rilla hat im Prof. Pohland mMn seine beste Rolle....allein die Szene mit Mabuse: "....nicht Sie behandeln mich...ich behandle Sie!". Brilliant! Einziger Wehmutstropfen: Der jugendliche Held ist reichlich blass.

Summa summarum nicht der beste Mabuse der 60er Jahre, aber ein rundum gelungener Film ohne echten Makel. Technisch sauber, brilliant gespielt, 90 Minuten ohne Langeweile! 5/5 Punkten.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

07.02.2015 11:15
#24 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Kleine Randnotiz:
Der Berliner Alt-Playboy, Partylöwe, Nachtclub- und Immobilien-König Rolf Eden hat anlässlich seines 85. Geburtstags mal wieder einige Interviews gegeben.
In diesem Zusammenhang fiel mir ein, dass er in einem früheren Gespräch mal kurz geschildert hat, wie er zu seiner Rolle in "Das Testament des Dr. Mabuse" gekommen ist: Edens 'Nachbar' und gleichfalls großgrundbesitzender Kumpel Arthur Brauner habe bei einem Partybesuch im "Old Eden" dem kamerabegeisterten Eden eine champagnergetränkte Wettschuld eingelöst. So kam Eden zu einer kleinen Gangster-Rolle, deren Name "Jeton-Eddie" auch eine nette Anspielung auf Edens 'Spielgewinn' ist.

Rolf Eden als Jeton-Eddie, lässig mit Kippe, neben Zeev Berlinsky als Gulliver in "Das Testament des Dr. Mabuse":

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

19.12.2016 23:30
#25 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Nach drei neuen Episoden um Dr. Mabuse kommt es mit dem vierten Film zur Neuverfilmung von DAS TESTAMENT DES DR. MABUSE. In allen Handlungssträngen des Films finden sich deutliche Parallelen zur 32'er-Verfilmung. Gleichzeitig fügt sich das Geschehen ohne Probleme in die laufende Kinofilmreihe von Brauner: Nach DIE UNSICHTBAREN KRALLEN DES DR. MABUSE sitzt Mabuse (Preiss) in der Nervenklinik und spinnt von dort vorlagengetreu manisch Verbrechensideen, die scheinbar von einer Gangsterbande tatsächlich umgesetzt werden. Kommissar Lohmann (Rückkehrer Gert Fröbe) leitet die Ermittlungen und versucht herauszufinden, wie es dazu kommen kann.

Die Neubearbeitung der Story erfolgte durch erneute Beauftragung von Ladislas Fodor. Neben ihm steht Robert A. Stemmle in den Credits, der für die Rialto bereits DIE SELTSAME GRÄFIN bearbeitete. Neben dem bekannten Muster der Klinikgeschichte fällt der Ganovengeschichte rund um Mortimer (Charles Regnier) ein großes Gewicht zu. Im 1. Akt kommt fast etwas Heist-Movie-Atmosphäre auf. Die Inszenierung der Gangster ist sehr gut gelungen und wird durch den glänzenden Cast bestärkt. Regnier spielt hier zweifellos eine seiner besten Rollen. Als Mitglieder seiner Bande sammelt er alles um sich, was zwielichtig drein schauen kann: Leon Askin als Flocke, Albert Bessler als Paragraphen-Joe, Arthur Schilski als Halseisen-Toni, Claus Tinney als Fingerbrecher-Jack, Alain Dijon als Augapfel-Rolf, Alon D'Armand als Lachgas-Frankie, Günther Meisner als Kurzschluss-Henry sowie als Gast Rolf Eden als Jeton-Eddy. Eine Auswahl, die keine Wünsche offen lässt. Helmut Schmid bekommt als klammer Boxer die Rolle des Neumitglieds, das sich leichtfertig mit der Bande einlässt. Senta Berger darf ihm im Wesentlichen besorgt die Hand halten, m.M. gelingt es ihr aber hier bereits im Frühling ihrer Karriere trotz beschränkter Rolle eine gewisse Klasse einzubringen. Über die erneute Verpflichtung von Gert Fröbe kann man sich nur freuen. Ann Savos Auftritt ist kurz aber prägnant. Walter Rilla und Wolfgang Preiss (Endlich darf er mal wieder länger spielen und ist nicht nur für einen Kurzauftritt da. Zudem schont die dadurch gesparte Herausforderung, Preiss irgendwie anderweitig integrieren zu müssen, die Nerven!) haben hier eine der prägnantesten Szenen der Reihe zusammen. Kurzum die Besetzung ist kaum zu toppen. Gesondert zu erwähnen ist der Auftritt von Harald Juhnke. Dessen Part ist hier für die humorigen Einlagen zuständig und ansonsten ehrlichgesagt relativ überflüssig. Er macht seine Sache aber durchaus gut und trägt nicht zu dick auf. Umso interessanter, da Brauner hier mit Juhnke denjenigen Schauspieler engagierte, der zunächst für die ähnlich angelegten Eddi Arent-Parts in der Wallace-Serie vorgesehen war. Mindestens für den FROSCH MIT DER MASKE jedenfalls.

Auch an Werner Klinglers Regie kann man letztlich nichts bemängeln, obwohl er zuvor mit DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER kein Glanzstück bei Brauner abgeliefert hatte. Offenbar proftitiert er hier von einer dichten Story. Szenenweise arbeitet man aber auch sehr nah an der 32er-Vorlage, insbesondere von der finalen Verfolgungsfahrt hätte ich mir hier etwas mehr versprochen, zumal diese Szene dann auch sehr abrupt endet. Mal von der filmtechnischen Entwicklung abgesehen kann man hier gegenüber Langs Inszenierung kaum etwas Neues bieten. Ein kurzer Epilog hätte dem Ende zudem gut gestanden.

Raimund Rosenberger bietet eine eingängie Titelmelodie, der Gesamtscore bleibt durchschnittlich, erfüllt aber vollkommen seinen Zweck.

Fazit: Mit glänzendem Cast gespickte, sehr ansehnliche Fortsetzung der Reihe, die letztlich etwas nachhaltiger wirkt als die beiden Reinl-Vorgänger, ohne diese in Punkto Atmosphäre und Tempo nun unbedingt zu übertrumpfen. Ohne dem Film sein schweres Erbe, die prominente 32er Vorlage, zu sehr vorhalten zu wollen: Im Direktvergleich sind die 1000 AUGEN eben dann doch eigenständiger und somit bereichernder. Damit bleibt für den Punktescore ein enger Korridor:
1000 AUGEN - 5/5
STAHLNETZ - 3,5/5
KRALLEN - 4/5
TESTAMENT - 4,5/5

Das Filmportal rechnet dem Film neben Drehbuchauszügen und Tagesberichten auch eine Titelvorschlagsliste zu. Ich bezweifle die korrekte Zuordnung. Es scheint sich bei der Liste eher um ein nicht umgesetztes Krimi-Projekt zu handeln, bei dem Brauner zeitweise überlegte, es unter "Dr. Mabuse rechnet ab" in die Reihe zu integrieren.

Gruß,
Daniel

Jan Offline




Beiträge: 1.753

20.12.2016 12:07
#26 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Dem kann ich mich nahezu vollständig anschließen. Sicherlich ist die Stärke des Films in manchen Augen auch seine größte Schwäche: Gegenüber Langs Version bietet Werner Klinglers 1962er Film kaum nenneswerte Eigenständigkeiten. Der Film ist ein Remake im wahrsten Wortsinne. Hier und da gibt es zwar einige zeitgemäße Aktualisierungen. Jedoch bleibt der Grundton weitestgehend erhalten. Dennoch ist das Remake nicht überflüssig. Betrachtet man es als Bestandteil der gesamten 1960er Mabuse-Reihe, kommt man kaum umhin, dem Film eine gehobene Qualität zu bescheinigen. Sorgfältig, atmosphärisch und spannend inszeniert, mit fabelhaften Darstellern besetzt und von der Story her ernstzunehmen und nicht so albern wie einige andere Beiträge der Reihe. Daher ist der Film den "1000 Augen des Dr. Mabuse" in meiner Gunst stets dicht auf den Fersen. Hinzu gesellt sich - aus heutiger Sicht - ein nostalgischer Blick auf das Berlin der frühen 1960er Jahre, den selbst Fritz Langs Mabuse-Streifen 1960 aufgrund seiner zahlreichen Atelier-Szenen nicht so wirklich vermitteln kann.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.930

21.12.2016 18:33
#27 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Das Testament des Dr. Mabuse (BRD 1962)

Regie: Werner Klingler

Darsteller: Gert Fröbe, Walter Rilla, Wolfgang Preiss, Charles Regnier, Senta Berger, Helmut Schmid, Harald Juhnke, Leon Askin, Ann Savo, Albert Bessler, Günter Meisner u.a.



Schaut man sich die (Bryan) Edgar Wallace-Filme Harald Reinls auf der einen und den einzigen Bryan Edgar Wallace-Film Werner Klingers auf der anderen Seite an, so würde man kaum vermuten, dass Klinger es ist, der von den beiden den besten Mabuse-Film zustande gebracht hat.

Dies mag zum einen daran liegen, dass man sich inhaltlich am Original von Fritz Lang orientierte, das eine packende, aber nicht allzu fantastische Geschichte erzählte. Diesen Leitfaden vermischte man ein wenig mit Zutaten erfolgreicher Filme der 1960er-Jahre und schon hatte man eine Story, die deutlich packender ausfiel als jene der beiden Vorgänger.

Darüber hinaus bietet der vorliegende Film das, was den beiden Reinl-Filmen weitgehend abging: wirklich herausragende Schauspielerleistungen. Da wäre zunächst Charles Regnier in seiner vielleicht besten Rolle im Genre. Der Gentleman-Gangster scheint ihm wie auf den Leib geschrieben. Ob er zu Hause im Pyjama genüsslich eine seiner teuren Zigarren raucht, die er regelmäßig am Tatort hinterlässt oder einem seiner Untergebenen anbietet, damit dieser nicht mehr so ein "stinkendes Zeug" raucht oder Opfern Geld für den Ominibus in die Hand drückt (schließlich seien sie ja keine Unmenschen). Es macht einfach großen Spaß, diesem charismatischen Akteur bei seinen Gangster-Stücken zuzusehen. Kaum weniger beeindruckend das Mabuse-Debüt Walter Rillas, dem der Wandel vom achtbaren Wissenschaftler zum bloßen Werkzeug Mabuses mit Bravour gelingt. Die Szene, in der Dr. Pohland von Mabuse "umgedreht" wird, gehört sicherlich zu den Höhepunkten des Films. Endlich ist es Wolfgang Preiss selbst, der zwar dem Titel nach auch in den vorangegangenen Filmen die Hauptrolle inne hatte, von Buch und Regie aber zum Nebenakteur degradiert wurde, hier aber wieder wesentlich mehr Raum bekommt und diesen auch gebührend nutzt. Gert Fröbe reicht eine routinierte Darbietung, um Lex Barker im Nu vergessen zu machen. Ann Savo ist eine enorme Bereicherung für jeden Kriminalfilm und holt aus einer kleinen Rolle einmal mehr das Maximum heraus. Schade, dass man sie nicht noch öfter im Genrefilm zu sehen bekam. Ein wenig enttäuschend fällt der Auftritt Harald Juhnkes aus, dennoch kein Vergleich mit den Peinlichkeiten, mit denen man etwa von Chris Howland bei Bryan Edgar Wallace bedient wurde.

Inszenatorisch gelungen und wesentlich wirkungsvoller als zuletzt erweist sich die Zurschaustellung des ominösen "Chefs" hinter der Leinwand. Zum einen, weil ja diesmal wirklich nicht ganz klar ist, wer hinter der Sache steckt, zum anderen dank des äußerst einprägsamen Satzes mit dem die Gefolgsleute stets zu ihrem nächsten Auftrag entlassen werden: "Ausführung ist ihre Sache!". Mit den Überfall-Szenen zu Anfang liefert Klingler gleich eine ordentliche Portion Action, die den Zuschauer bei der Stange hält. Nicht wirklich zu überzeugen vermag hingegen die Figur des Boxers Briggs, was vor allem an der eher schwachen Performance Schmids liegen dürfte. Hier wurde ein Sympathieträger doch ziemlich verschenkt. Auch senta Berger hätte man eine bessere Rolle gewünscht. So bleibt ihre Darbietung ähnlich wie in ihrem BEW-Gastspiel hinter den Erwartungen. Schließlich gibt es wie bei den Vorgängern einen Moment, der sich mit den vorherigen Filmen nicht erklären lässt. Lohmann stellt sich Dr. Pohland als derjenige vor, der dafür gesorgt habe, dass Mabuse sich jetzt in der Nervenklink befinde. Dabei waren es doch Joe Como und Kommissar Brahm, die Mabuse am Ende von "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" dort ablieferten.

Abschließend sei noch erwähnt, dass die FSK seinerzeit dem Film die Jugendfreigabe verweigerte, insbesondere, weil der Film dazu führen würde, dass Menschen davor zurückschrecken würden, sich in Heilanstalten einliefern zu lassen, wenn sie die Zustände in der Nervenklinik im Film gesehen hätten. Auch an der positiven Darstellung von Ann Savos Figur und deren Gewerbe nahm man seinerzeit Anstoss.


Mit "Das Testament des Dr. Mabuse" gelingt der Reihe wieder eine Steigerung nach den beiden eher mittelmäßigen Reinl-Filmen. Dies hat man insbesondere den hervorragenden Darbietungen von Regnier, Rilla und Preiss zu verdanken. Gute 4 von 5 Punkten.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

22.12.2016 22:04
#28 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #27
Lohmann stellt sich Dr. Pohland als derjenige vor, der dafür gesorgt habe, dass Mabuse sich jetzt in der Nervenklink befinde. Dabei waren es doch Joe Como und Kommissar Brahm, die Mabuse am Ende von "Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" dort ablieferten.


Good find! Das ist mir total durchgegangen!

Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.930

22.12.2016 22:33
#29 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Das Kompliment reiche ich sogleich an Peter Osteried weiter. In dessen Buch habe ich es nämlich gelesen. Ob ich es selbst gemerkt hätte, weiß ich auch nicht.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

23.12.2016 07:19
#30 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Das ist mir gleich beim ersten mal aufgefallen - obwohl ich sonst anscheinend nicht so viele Fehler bemerke...

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