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Dieses Thema hat 51 Antworten
und wurde 4.919 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
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Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

31.08.2017 08:00
#31 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Und mein Mabuse-Film-Marathon geht weiter.

Nach den zwei Reinl-Reißern ist das Testament doch ein kleiner Stimmungskiller. Den neuen Ansatz in Plot, Atmosphäre und Gestaltung muss man erst mal verdauen. Ist das geschehen, erwartet einen ein durchaus hochklassiger Kriminalfilm mit (mal wieder) guten Schauspielerleistungen vor allem von Rilla, aber auch von Fröbe, Regnier und Preiß. Selbst Ann Savos Kurzauftritt bleibt nachhaltig im Gedächtnis. Ich hätte sie mir gerne anstelle von Dominique Boschero im Weinert-Wilton "Geheimnis der chinesischen Nelke" gewünscht, eine ähnliche Rolle hatte sie ja bereits im Bryan-Edgar-Wallace "Das siebte Opfer" mit Bravour gemeistert.

Aber zurück zum Testament und warum es trotz aller Stärken bei mir nicht wirklich reüssieren kann. Der Film wirkt seltsam aus der Zeit gefallen und weiß daher dem Original aus dem Jahr 1933 nicht wirklich viel Neues hinzuzufügen, was über schauspielerische oder handwerkliche Gestaltung hinausgeht. Die Verbrecher-Spitznamen wirken ebenfalls wie aus Groschenheften der 20er Jahre. Und auch die Verbrechen stellen sich als sehr profan dar, abgesehen von seiner Geisteskraft stellt sich Mabuse hier auf eine Stufe mit "einfachen" Geldfälschern und Bankräubern. Das ist einfach für die von den Vorgängerfilmen geschürte Erwartungshaltung eine Nummer zu klein.

Was dem Film außerdem nicht besonders gut tut, ist - obwohl sehr gelungen herausgearbeitet und gespielt - der Fokus auf den Verbrechern. Fröbe holt das Beste aus seiner undankbaren Rolle heraus. Die Ermittler erreichen hier gar nichts, können nur reagieren und müssen letztendlich von Dritten aus ihren prekären Lagen befreit werden (ganz schlimm Juhnkes Rolle, bis zu dem Zeitpunkt in dem er in den Aufzugsschacht fällt, noch halbwegs amüsant und erträglich, stempelt ihn das endgültig zum Deppen). Hier wurde eindeutig versäumt, Dr. Mabuse auf seiten der Polizei einen starken Gegenpart gegenüberzustellen. Auch das widerspricht der Erwartungshaltung.

Wenn man sich auf den Film einlassen kann, entdeckt man sicherlich eine kleine Perle. Ich kann es jedoch nicht und ziehe die Vorgängerfilme sowie die 1933er Version diesem Remake vor. Ein grandioser Walter Rilla allein reißt es für mich leider nicht wirklich raus.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

02.09.2017 10:48
#32 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #31
Wenn man sich auf den Film einlassen kann, entdeckt man sicherlich eine kleine Perle. Ich kann es jedoch nicht und ziehe die Vorgängerfilme sowie die 1933er Version diesem Remake vor. Ein grandioser Walter Rilla allein reißt es für mich leider nicht wirklich raus.

Ich ziehe die 62er Verfilmung dem Original vor. Wie fast alle "Uralt-Filme" (30er, 40er Jahre) ist mir auch das Original-Testament viel zu lahm inszeniert. Neben dem sicher hervorragend agierenden Wlater Rilla gefallen mir hier besonders Charles Regnier und Wolfgang Preiss. Letzterer hatte endlich mal Gelegenheit, etwas öfter in ERscheinung zu treten.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

02.09.2017 11:29
#33 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Die Macharten unterscheiden sich natürlich zwischen Langs Original und dem Remake in puncto Tempo. Was ich aber auch feststellen muss: So wirklich was Neues ist Klingler in seiner Inszenierung nicht eingefallen. Die Filme ähneln sich schon abseits der Gangart gewaltig. Das ist wenig kreativ. Fritz Lang selbst hatte da mit seinem Mabuse 1960 einen anderen, wie ich finde höchst modernen Stil geschaffen. Das Testament wirkt dagegen eher konventionell, nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich anders, fast morbide mit dem gewissen Schuss Plakativität, wie er sicher von Artur Brauner zwecks Konkurrenz zu Wallace gewünscht war.

Ich mag Werner Klinglers Testament dennoch und ziehe es den Krallen und allen Nachfolgern definitiv vor. Es sind die angesprochenen Darsteller und das gute, wenngleich eben arg unverändert übernommene Buch. Schon das Original-Buch von 1932 fand ich stets gelungen. Dass beim Original Abstriche aufgrund der Sehgewohnheiten zu machen sind, ist klar. Wer sich aber darauf einlassen kann, bekommt mit Langs Testament einen optischen Hochgenuss geboten, den Klingler nicht wiederholen konnte, vielleicht auch gar nicht wiederholen wollte. Ich denke da z.B. an die Auftaktszene aus dem Lang'schen Testament: Die Kamera fährt inmitten von sich bewegenden Tonnen und Kisten suchend durch einen Raum, die Gläser und Gerätschaften auf den Tonnen bewegen sich, im Hintergrund ist ein dumpfes Grollen von irgendwelchen Maschinen zu hören, der Boden vibriert, die Kamera stoppt und schwenkt mit einem Schlag nach unten, wo eine Person stummfilm-like in der Ecke kauert und um's Leben bangt. Das war 1932 ein Novum und eine Kunst, mit einem Riesentrumm von Kamera und dem anhängigen Beleuchtungsequipment eine solche Fahrt zu realisieren. In anderen zeitgenössischen Produktionen war die Kamera noch vergleichsweise starr, fast immer auf Augenhöhe der Darsteller. Fritz Lang modernisierte diese Aufnahmeweise, wechselte häufig von der Nahaufnahme in die Totale von schräg oben.

Insofern haben die beiden Testamente für mich einen unterschiedlichen Stellenwert. Fritz Lang revolutionierte regelrecht die Aufnahmetechnik mit seinem Film (ebenso wie mit M), währenddessen Werner Klingler eben einen Kriminalfilm von vielen erstellte. Wie gesagt: Er machte keineswegs einen schlechten Film und die Zielrichtungen von Original und Remake waren sicher auch nicht identisch. Insofern kann ich beiden etwas abgewinnen. Dem Original unter dem Strich aber mehr.

Gruß
Jan

patrick Offline




Beiträge: 3.245

02.09.2017 19:01
#34 RE: Bewertet: Mabuse - "Das Testament des Dr. Mabuse" (4) Zitat · Antworten

Zitat von Edgar007 im Beitrag #32

Ich ziehe die 62er Verfilmung dem Original vor. Wie fast alle "Uralt-Filme" (30er, 40er Jahre) ist mir auch das Original-Testament viel zu lahm inszeniert. Neben dem sicher hervorragend agierenden Wlater Rilla gefallen mir hier besonders Charles Regnier und Wolfgang Preiss. Letzterer hatte endlich mal Gelegenheit, etwas öfter in ERscheinung zu treten.


Volle Zustimmung

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.09.2017 06:24
#35 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

„Das Testament des Dr. Mabuse“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 16 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 4,02 von 5 Punkten.

zugrundeliegende Wertungen: 16 von 17 (15x „gut bekannt“, 1x „länger her“)
Top-10-Tipps: 2 von 8 (höchster Tipp: 1x Platz 6)
Auswahlrunde: vorqualifiziert (Dr.-Mabuse-Film)


mit 4,32 Pkt. Platz 11 in der Kategorie Schauspieler (+ 5)
mit 3,84 Pkt. Platz 23 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (– 7)
mit 4,05 Pkt. Platz 07 in der Kategorie Drehbuch / Logik (+ 9)
mit 4,02 Pkt. Platz 19 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (– 3)
mit 3,68 Pkt. Platz 25 in der Kategorie Musik (– 9)
mit 4,35 Pkt. Platz 12 in der Kategorie Epigonenfaktor (+ 4)
mit 3,90 Pkt. Platz 20 in der Kategorie freie Wertung (– 4)

Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017: Ergebnisse (#192) (13)

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

20.03.2021 17:44
#36 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Das Testament des Dr. Mabuse – 1962


Handlung:

Dr. Mabuse (Wolfgang Preiss), der verhinderte Weltenherrscher, befindet sich sicher hinter Schloss und Riegel, so scheint es jedenfalls. Jedenfalls ist er der Lieblingsinsasse des Nervenklinik-Leiters Dr. Pohland (Walter Rilla). Währenddessen kommt die Stadt nicht zur Ruhe: Eine gut organisierte Gangsterbande unter dem Befehl des lebemännischen Mortimer (Charles Regnier) begeht eine Serie skrupelloser Überfälle und anderer Verbrechen, Menschenleben spielen keine große Rolle. Allerdings ist Mortimer nur so eine Art Unterführer, denn die Befehle für die Untaten kommen von einer mysteriösen Person, die in einer Friedhofsgruft hinter einem Wandschirm sitzt. Herauszufinden, wer der Unbekannte ist, endet tödlich, diese Erfahrung musste auch ein vorwitziger Ganove aus der Truppe machen. Ersatz muss her, Mortimer engagiert den in Schwierigkeiten geratenen jungen Boxer Johnny Briggs (Helmut Schmid), dessen Verlobte Nelly (Senta Berger) der neuen Tätigkeit ihres Versprochenen zu Recht mit Argwohn begegnet.
Der Arm des Gesetzes, hier wieder von Kommissar Lohmann (Gert Fröbe) samt dusseligen Assistenten Krüger (Harald Juhnke) vertreten, streckt sich lange Zeit vergebens nach den Bösewichtern aus. Irgendwann dämmert es Lohmann, dass der schriftstellerisch sehr aktive Mabuse in seiner Zelle mit den Geschehnissen in der Außenwelt in Verbindung steht. Aber die Wahrheit ist schlimmer als gedacht. Denn der Geist des bösen Doktors nimmt von seinem Behandler Pohland immer mehr Besitz. Wenn es dann am Ende nach Schießerei, einem Kommissar in großen Nöten und einer selbstredend gut ausgegangenen Lovestory wieder mal mit einem im Sumpf versunkenen Auto endet, kann man gewiss sein, dass in Sachen Mabuse noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.


Bewertlung:

Bei diesem von Werner Klingler inszenierten Film hat man von vornherein den Eindruck, dass er in offizieller Kritikergunst einfach nicht gut sein darf, weil er sich nun stets mit dem dreißig Jahre vorher von Fritz Lang gedrehten gleichnamigen Werk vergleichen muss. Ihm fehle es dazu an Spannung, Tiefe, politischer Aussagekraft etc. etc. Sollte man diese Behauptungen mal nicht gründlicher prüfen ?
Zuerst einmal, beide Filme fußen auf dem Kriminalroman des luxemburgischen Autors Norbert Jaques, den er Anfang der dreißiger Jahre fertigstellte. Dieser Autor war nun beim besten Willen kein leidenschaftlicher Gegner der Nationalsozialisten, wenngleich sicher auch kein glühender Anhänger, aber er wurde nach dem Krieg aus seiner Ur-Heimat auch nach Deutschland ausgebürgert. Die in dem Buch vertretenen sozialkritischen und politischen Töne befassen sich im Prinzip nur mit der zur damaligen Zeit grassierenden Massenarbeitslosigkeit und generellen Möglichkeiten, die solche Zeiten demagogischen und kriminellen Elementen bieten, ohne nun nach rechts, links, oben oder unten zu zielen. In Fritz Langs Film sind gerade diese politischen Statements eher abgeschwächt oder vermieden wurden. Wenn der Regisseur später im amerikanischen Exil behauptet hat, er hätte auf die sich gerade etablierenden Nazis hinweisen wollen, so kann man das sicher auch auf eine nachträgliche und durchaus nachvollziehbare Schutzbehauptung zurückführen. Der Mann musste auch sehen, wo er blieb. Zumal seine Filme (und die seiner Partnerin von Harbou) damals und auch heute von manchen Leuten aus der linken Ecke im Hinblick auf Faschismus sehr kritisch betrachtet wurden. Letztlich ist die politische Sprengkraft des ersten Testament-Filmes wohl zum großen Teil nur eine Legende, es bleibt ein spannender Krimi mit ein bisschen zu breit ausgewälztem zeitgemäßen Kitsch. Zur Zeit des zweiten Testament-Streifens Anfang der sechziger Jahre waren Arbeitslosigkeit und politische Instabilität gerade kein primäres Thema, Extremismus sollte erst wieder Ende des Jahrzehnts in Erscheinung treten. Trotzdem hatte die Periode auch ihre Schatten, es gab immer Elemente, die vom neuen Wohlstand ihre Tortenstücke auf unredliche Weise abhaben wollten. Der Mabuse in Dr. Pohlands Klinik ist in seiner kriminellen Energie wesentlich zielgerichteter als der in Dr. Bergs Anstalt bzw. der literarische Mabuse, der nur Chaos schaffen wollte. Symptomatisch hierfür die Falschgeld-Geschichte beim Banküberfall. Es geht nicht mehr darum, das Vertrauen in das Finanzsystem durch die Beimengung von ungedecktem Falschgeld zu erschüttern (das kriegen ja EZB und Konsorten heutzutage ganz ohne Dr. Mabuse hin), sondern eher um die polizeilichen Untersuchungen im Anschluss zu unterminieren.
Auch ansonsten gebiert sich der Mann hinter dem Wandschirm eher wie ein Wallace-Schurke. Hätte ebenso auch ein Maskenfrosch oder ein Blonberg-Strohmann sein können (dazu passt ja gerade auch die Art und Weise seines Auftretens vor der Bande). Wer der Unbekannte ist, soll dem Zuschauer aber im Laufe des Geschehens klar werden.

Die Inszenierung der Aktivitäten des kriminellen Superhirns erweist sich als straff und hält einen durchaus «bei der Stange». Viele Untaten werden begangen, «Ausführung ist Ihre Sache» heißt es jedes Mal vom geheimen Organisator. Die Liebesgeschichte des auf Abwege geratenen jungen Helden und seiner an ihn glaubenden Partnerin ist zur Vorlage hin ein wenig geändert worden, ansonsten aber doch sehr ähnlich, wenngleich nicht so sehr im Vordergrund. Sowas hat Edgar W. etwa beim «Frosch» auch durchexerziert. Der in Ungnade gefallene Polizist «Flocke» kommt vor, sein Tod ist abweichend zur Vorlage. Daneben tummeln sich noch ein paar Unterwelt-Gestalten mit geradezu rührenden Spitznamen herum, die es zur Zeit der «Schränker» vielleicht wirklich mal gegeben haben mag. «Wackel-Heidi» als eindeutig zuordenbare Profession für Ann Savo ist auch köstlich.
Großer Auftritt wieder mal für Gert Fröbe, leider sein letzter in der Reihe. Kommissar Lohmann ermittelt nochmals nachdrücklich und unbestechlich. Als er zum Schluss mit Stromstößen gefoltert wird, verliert er aus gutem Grund zum ersten Mal die Nerven. Sein Peiniger ist jetzt der Anstaltsleiter Dr. Pohlmann, denn der unselige Geist von Preiss-Mabuse ist auf ihn übergegangen, eine schöne Referenz an den 30 Jahre älteren Film. Genauso wie die Anspielung auf die legendäre Autofahrt auf der nächtlichen Allee. Man hätte aber denken sollen, dass man das versunkene Auto des Unholds polizeilicherweise gründlicher untersuchen würde, denn schon einmal hatte Mabuse ja ein solches Malheur überlebt. Aber offensichtlich hat man sich begnügt, die Überreste des Mabuse-Testamentes in der Gegend aufzuklauben und sicher zu verwahren.
Rilla-Mabuse ist nun der neue Übeltäter vom Dienst. Den durchaus interessanten Schurken Mortimer, von Regnier vorzüglich gespielt, haben am Ende nach einem letzten Zug an seiner Churchill-Zigarre die Lebensgeister verlassen, was aber nicht am Nikotin, sondern eher am Blei lag.
So bleibt ein spannender Krimi, der nichts anderes sein will, und der sich innerhalb der Reihe zu behaupten weiß.

Persönliche Wertung: 4 von 5 Testamentsseiten

patrick Offline




Beiträge: 3.245

20.03.2021 18:27
#37 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Das Testament des Dr. Mabuse (1962)



Regie: Werner Klingler

Produktion: CCC-Filmkunst- Artur Brauner, BRD 1962

Mit: Gert Fröbe, Senta Berger, Helmut Schmid, Charles Regnier, Walter Rilla, Wolfgang Preiss, Harald Juhnke, Leon Askin, Ann Savo, Zeev Berlinsky, Albert Bessler, Arthur Schilski, Claus Tinney, Alain Dijon, Alon D'Armand, Rolf Eden, Gerhard Hartig, Günter Meisner


Handlung:

Der inzwischen dem Wahnsinn verfallene Dr.Mabuse ist nun offenbar in einer Irrenanstalt gut aufgehoben. Doch trügt wohl der Schein, denn sehr bald macht eine gerissene Bande mit dreisten Raubüberfällen von sich Reden, deren unbekannter Chef alle Charakteristika von Mabuse aufweist. Für Kommissar Lohmann bedeutet das eine weitere Runde im Kampf gegen den sinisteren Superschurken, dessen Einflussbereich auch dicke Anstaltsmauern nicht trotzen können und noch viel weniger der Anstaltsleiter.....

Anmerkungen:


Nachdem Harald Reinl und Lex Barker nun mit gigantischem Erfolg den Wilden Westen erobern und dort nach dem "Schatz im Silbersee" suchen, springt Werner Klingler als Regisseur ein und hat den bewährten Gert Fröbe als zuverlässigen Hauptdarsteller im Team, der nun zum dritten und letzten Mal einen Mabuse-Streifen bereichert. Noch scheint das Ganze aber keineswegs in Routine zu versanden, denn man kam auf die originelle Idee, den Mabuse-Klassiker von 1933 neu zu verfilmen. Ich muss gestehen, besagten Film nie gesehen zu haben, entnehme dessen Inhaltsangabe aber, dass dieser doch sehr eng mit dem vorliegenden Remake übereinstimmen muss.

Gert Fröbe hat nun keinen weltmännischen Kollegen mehr neben sich, der mit Ihm auf der Ermittlerseite die Hauptrolle teilen darf. Stattdessen darf Charles Regnier als Mabuses rechte Hand und krimineller "Vorarbeiter" ein gewisses Gewicht einnehmen. Versnobt, lässig und mit gönnerhafter Arroganz hält er in jeder Situation seine Überheblichkeit aufrecht, schenkt einem einfacher gestrickten Untergebenen geradezu kollegial eine teure Zigarre, gibt der überwältigten Wachmannschaft eines ausgeraubten Geldtransports das nötige Kleingeld für den Bus und scheint auch sonst in der Rolle des Gentleman-Gauners ganz aufzugehen. Wie er selbst zugibt, liebt er es nicht, sich die Hände schmutzig zu machen und verleitet einen Spitzel durch einen Trick dazu, sich selbst zu töten.

Den inzwischen optisch verwahrlosten Mabuse persönlich ereilt ein wenig spektakulärer Tod hinter den Mauern einer Irrenanstalt, doch findet ein fließender Übergang auf seinen auserkorenen Nachfolger bereits statt, den er durch seine unheimliche mentale Präsenz als "Walk-in" besetzt und nun auch über den (körperlichen) Tod hinaus unter seinem Einfluss hält. Gegen Schluss darf er dann sogar als Geist erscheinen, was der Geschichte einen sehr paranormalen Charakter verleiht, der aber vermutlich durchaus der Vorlage entsprechen dürfte. Mabuses Gefährlichkeit wird durch die Folgen unterstrichen, die ein zu langes Verweilen in seiner Nähe für seine armen Opfer offensichtlich hat. Mit seinen eigenen Worten bekräftigt er, dass nicht der Anstaltsleiter ihn behandelt, sondern umgekehrt, was dann auch das Weiterbestehen seiner nicht an einen bestimmten Körper gebundenen Existenz garantiert. Sein hypnotischer Einfluss, dem nicht mehr zu entgehen ist, ähnelt dabei stark jenem von Dracula aus den klassischen Vampirfilmen.

Als vom Bösen geplagte Schönheit ist die noch sehr junge und unverbrauchte Senta Berger ganz passend besetzt, gibt aber mit Helmut Schnmid als naiven und uncharismatischen Boxer Johnny Briggs ein auffallend ungleiches Paar ab. Letzterer wandelt wie ein unbeholfenes Riesenbaby durch den Film, auf das man fast aufpassen muss - keine sehr dankbare Rolle, aber vermutlich durchaus so beabsichtigt. Wenigstens darf er aber den auffallend brutal gefolterten Kommissar Lohmann aus seiner misslichen Lage befreien, bevor es dem neuen Mabuse an den Kragen geht.

Fazit:

Durch den Kunstgriff, das Schicksal des von Wolfgang Preis dargestellten "Mabuse den 2." gleich verlaufen zu lassen, wie jenes des Ur-Mabuse aus den 20er- und 30er- Jahren, wurde ein sehr geschicktes Remake geschaffen, das der Reihe noch einmal frisches Blut zuführt und auch die bewährte Atmosphäre weiter pflegt. Das auffallend thriller-gerechte Titelthema ist dabei ein sehr schöner Ohrwurm. Persönlich sehe ich das "Testament" durchaus auf Augenhöhe mit seinen Vorgängern. 4,5 von 5 Punkten.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

20.03.2021 19:26
#38 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #37
Ich muss gestehen, besagten Film nie gesehen zu haben, entnehme dessen Inhaltsangabe aber, dass dieser doch sehr eng mit dem vorliegenden Remake übereinstimmen muss.

Genau so ist es auch. Klinglers Remake ist szenenweise identisch, ich meine sogar, dass in den Credits der 1962er Version Thea von Harbou als Vorlagenlieferantin des Originals genannt ist. Gefeilt bzw. modernisiert hat man bei der Figur des Kriminalassistenten (Harald Juhnke), der natürlich an die Wallace-Konstellation angelehnt ist. Überdies musste der Part der jungen Schönen (Senta Berger) zugunsten zahlreicher Verbrechen und Raubüberfälle stark eingekürzt werden. Bei Fritz Lang nimmt die (in der Tat auch dort etwas ungleiche) Kombination mit dem Gescheiterten und zum Verbrechen Verleiteten (im Remake Helmut Schmid, im Original Gustav Diessl) mehr Raum ein. 1933 war es noch der Grundgedanke gewesen, die real existierende Massenarbeitslosigkeit zu thematisieren und davor zu warnen, dass ein verzweifelter Mann ohne Job schnell auf Abwege geraten kann. Im Remake konnte der im Original quasi bestimmende Nährboden aus Mangel und Arbeitslosigkeit aufgrund des zurückliegenden Wirtschaftswunders und einer beinahen Vollbeschäftigung natürlich nicht mehr genutzt werden. Man änderte - besser: banalisierte - die Motivation Briggs' insofern deutlich und machte ihn zum erfolglosen Sportler.

Die in der 1962er Version von Charles Rengnier gespielte Rolle des Mortimer gibt es im Original so nicht. Zwar gibt es dort den von Theodor Loos dargestellten Rechtsanwalt, der aber weit weniger ausgeprägt auftritt und erst recht deutlich weniger exaltiert agiert als es Charles Regnier mit pikanten Nieren zum Frühstück, Zigarre und Seidenmantel tut. Ladislas Fordor und R. A. Stemmle schielten ohnehin weit mehr in Richtung drastischer Effekte das Original. Die vielen Überfälle sind so in Fritz Langs Version nicht enthalten, es gibt im Original weniger Action, weniger Schall und Rauch.

Geeint sind beide Versionen dann wieder zum Ende hin, wenn das Liebespaar gefangen gehalten wird und in dem abgesperrten Raum umgebracht werden soll. Auch ist die letzte Autofahrt des Professors mit dem ihm erscheinenden Mabuse in beiden Versionen identisch.

Gruß
Jan

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

21.03.2021 00:05
#39 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

@patrick: Dann hole die Sichtung des 1933er Films bitte unbedingt nach! Bei mir ist die Erstsichtung auch noch nicht allzu lange her - die Inszenierung wirkt immer noch frisch und modern; die Charaktere sind vielschichtig angelegt. Den muss man als Fan klassischer Krimis einfach mal gesehen haben!

Giacco Offline



Beiträge: 2.515

21.03.2021 09:40
#40 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

"Als der Grusel-Doktor Mabuse nach seinen letzten Schandtaten hinter den Mauern einer Irrenanstalt verschwand, war eigentlich schon so gut wie sicher, dass er sein Stammpublikum bald wieder mit neuen Einfällen in Atem halten würde. Gespannt war man eigentlich nur mehr auf das "Wie". Werner Klingler hat in seinem Schauer-Krimi hier alle Möglichkeiten an Nervenkitzel und Spannungseffekten genutzt. Ein geheimnisvolles Schattenbild erteilt der Bande die Befehle. Durch düstere Gänge und klappernde Eisentüren gelangt man in ihr Versteck. Eine Pistole schießt nach hinten und tötet den Schützen. Mabuse (Wolfgang Preiss) hat seine Zelle nicht mehr verlassen, und doch stammen die Pläne für eine neue Serie geheimnisvoller Verbrechen zum Erstaunen seines lange im Dunkeln tappenden Gegenspielers von der Kripo (Gert Fröbe)von ihm. Für die Zuschauer lüften die Autoren das Geheimnis schon etwas früher. Der Unhold hat den behandelnden Professor (Walter Rilla) seinem Willen unterworfen und zwingt ihn unter Hypnose, neue Untaten zu begehen. Ein reumütiges Bandenmitglied (Helmut Schmid) wird ihm schließlich zum Verhängnis. Mabuse und seine Helfershelfer sind tot. Doch das Testament bleibt zurück.
Grund genug für einen neuen Film. Wenn es, wie bereits gesagt, Werner Klingler gelungen ist, seinen Thriller fesselnd zu inszenieren, so ist das aber auch ein Verdienst des Kameramannes Albert Benitz und der ausgezeichneten Darsteller. Neben den bereits Genannten fallen vor allem Charles Regnier und Senta Berger auf. Was bei Harald Juhnke als Kriminal-Assistent witzig sein soll, wirkt im Endeffekt nur albern. Gutes Geschäft in allen Theatern."
(film-Echo)

Nur ein knappes halbes Jahr nach den "unsichtbaren Krallen" kam im September 1962 das "Testament" in die Kinos. Verleih war wieder Constantin und pünktlich zum Start gab es wie üblich eine halbseitige Werbe-Anzeige im Film-Echo.
Film-Echo-Note: 3,4 (52 Meldungen) / Erstnote: 2,7

In Frankreich startete der Film erst am 1.4.1964 als "Echec a la Brigade de criminelle" - also ohne "Mabuse" im Titel. In Paris lief er sogar erst im Juni 1965 an. Dort hatte er in der Startwoche in 2 Kinos 8.950 Besucher.
Frankreich: 312.167 Besucher

Jan Offline




Beiträge: 1.753

21.03.2021 11:42
#41 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #39
@patrick: Dann hole die Sichtung des 1933er Films bitte unbedingt nach! Bei mir ist die Erstsichtung auch noch nicht allzu lange her - die Inszenierung wirkt immer noch frisch und modern; die Charaktere sind vielschichtig angelegt. Den muss man als Fan klassischer Krimis einfach mal gesehen haben!

Volle Zustimmung! Vor allem ist Fritz Langs Film ein optischer Hochgenuss wie es schon "M" kurz zuvor auch war. Ich würde das als Ergänzung zum typischen Mabuse-Stoff der 1960er durchaus empfehlen. Man darf halt nicht erwarten, dass es kracht, knallt und scheppert wie bei Klingler oder Reinl.

Gruß
Jan

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

21.03.2021 11:57
#42 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Nun ja, das Gesülze von Kent und Lilli ist stellenweise wirklich SCHWER zu ertragen (und nimmt für heutige Sehgewohnheiten DEUTLICH zu viel Raum ein), aber dafür ist die Szene mit Mabuses Geist, der Dr. Baum seine Pläne zuwispert, noch um einiges gruseliger ausgefallen als im Remake. Und Thomas Kent ist als Charakter doch weitaus interessanter als Johnny Briggs, der sich ohne seine Nelly vermutlich nicht mal die Schuhe zubinden könnte...

patrick Offline




Beiträge: 3.245

21.03.2021 18:35
#43 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #41
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #39
@patrick: Dann hole die Sichtung des 1933er Films bitte unbedingt nach! Bei mir ist die Erstsichtung auch noch nicht allzu lange her - die Inszenierung wirkt immer noch frisch und modern; die Charaktere sind vielschichtig angelegt. Den muss man als Fan klassischer Krimis einfach mal gesehen haben!

Volle Zustimmung! Vor allem ist Fritz Langs Film ein optischer Hochgenuss wie es schon "M" kurz zuvor auch war. Ich würde das als Ergänzung zum typischen Mabuse-Stoff der 1960er durchaus empfehlen. Man darf halt nicht erwarten, dass es kracht, knallt und scheppert wie bei Klingler oder Reinl.

Gruß
Jan


Ich habe schon öfter mit dem Gedanken gespielt, diese filmische Bildungslücke zu schließen. Was mich bisher davon abhielt war der Umstand, dass mir Filme dieser Jahrgänge tendenziell doch schon zu alt sind. Aber jetzt bin ich einfach neugierig und der 33er lässt sich über Amazon-Prime leicht bekommen. Da werde ich mich wohl drauf einlassen. Immerhin gefallen mir die klassischen Universal-Gruselfilme sehr gut, die ja auch aus den 30ern sind.

Definitiv Abstand halte ich aber vom 22er-Mabuse. Stummfilme sind wirklich nicht mein Ding. Dazu kann ich mich einfach nicht überwinden.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

21.03.2021 18:39
#44 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Zitat von Lord Peter im Beitrag #42
aber dafür ist die Szene mit Mabuses Geist, der Dr. Baum seine Pläne zuwispert, noch um einiges gruseliger ausgefallen als im Remake.


Das kling schon mal sehr nach meinem Geschmack.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

21.03.2021 19:16
#45 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #43
Was mich bisher davon abhielt war der Umstand, dass mir Filme dieser Jahrgänge tendenziell doch schon zu alt sind.

Ich habe den Film zwei mal gesehen, einmal vor vielen Jahren auf VHS und vor ein paar Jahren auf DVD. Die aktuelle Bluray würde mich im Prinzip schon reizen. Allerdings fand ich den Film, wie eigentlich alle Filme aus dieser Zeit, ziemlich ermüdend und langweilig. Sogar die Hitchcock-Filme aus den 30ern finde ich eher lahm.

Die 1962er Verfilmung fand ich jedoch schon immer sehr gut.

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