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Dieses Thema hat 51 Antworten
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 Filmbewertungen
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Savini Offline



Beiträge: 756

22.03.2021 08:24
#46 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #43
Zitat von Jan im Beitrag #41
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #39
@patrick: Dann hole die Sichtung des 1933er Films bitte unbedingt nach! Bei mir ist die Erstsichtung auch noch nicht allzu lange her - die Inszenierung wirkt immer noch frisch und modern; die Charaktere sind vielschichtig angelegt. Den muss man als Fan klassischer Krimis einfach mal gesehen haben!

Volle Zustimmung! Vor allem ist Fritz Langs Film ein optischer Hochgenuss wie es schon "M" kurz zuvor auch war. Ich würde das als Ergänzung zum typischen Mabuse-Stoff der 1960er durchaus empfehlen. Man darf halt nicht erwarten, dass es kracht, knallt und scheppert wie bei Klingler oder Reinl.

Gruß
Jan


Ich habe schon öfter mit dem Gedanken gespielt, diese filmische Bildungslücke zu schließen. Was mich bisher davon abhielt war der Umstand, dass mir Filme dieser Jahrgänge tendenziell doch schon zu alt sind. Aber jetzt bin ich einfach neugierig und der 33er lässt sich über Amazon-Prime leicht bekommen. Da werde ich mich wohl drauf einlassen.

Hier wäre übrigens eine Besprechung, die zwar auch die in der Fachliteratur schon seit vielen Jahren widerlegten oder zumindest in Frage gestellten Legenden aufwärmt (Fritz Lang habe sich einer Umwerbung durch Goebbels verweigert, sei daraufhin im März 1933 geflohen und habe bewusst den Aufstieg der Nazis beschrieben), aber daneben auch die Qualitäten des Films lobt:https://dienachtderlebendentexte.wordpre...-des-dr-mabuse/

Savini Offline



Beiträge: 756

22.03.2021 13:05
#47 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Nun aber zum Film von 1962! Es wurden schon geschrieben, dass hier der Vergleich mit dem Original von Fritz Lang ein Problem ist. Dieser gilt nicht nur als Meilenstein der Filmgeschichte, sondern auch als Warnung vor dem Nationalsozialismus; zu letzterer Sicht hat Fritz Lang kräftig beigetragen, indem er in verschiedenen Interviews (etwa mit Peter Bogdanovich oder Erwin Leiser) Legenden in die Welt setzte. Diese wurden zwar schon öfter korrigiert (etwa in Beiträgen aus den Bänden "Medium des Bösen" und in den Büchern von Peter Osteried und Solveig Wrage); aber wann immer das Remake von 1962 ausgestrahlt wurde, konnten Fernsehzeitschriften nicht darauf verzichten zu schreiben, dass Fritz Langs Warnung vor dem Aufstieg der Nazis hier zum simplen Krimi verkomme.
Wenn man das weglässt und auch bedenkt, dass die Punkte, in denen Lang 1932 revolutionär war (akustisches und inhaltliches Kaschieren von Szenenwechseln) 30 Jahre später längst Standard waren, fällt ein Vergleich leichter.
Dadurch, dass das Remake deutlich kürzer ist, fallen einige Längen und schmalzige Einlagen weg, die das Original teilweise schwer verdaulich machen; auch das Schauspiel fällt weniger theatralisch aus als 1932, wo besonders die Theatralik von Oscar Beregi jr. oft die Grenze zur unfreiwilligen Komik überschreitet. Gert Fröbe ist als geradliniger und aufrechter Kommissar ein echter Sympathieträger, auch wenn ihm die Rolle wenig Gelegenheit zur Entfaltung bietet; Harald Juhnke ist eigentlich nur ein Stichwortgeber, seine wenigen Versuche, für Komik zu sorgen, nerven den Zuschauer wohl ebenso wie Lohmann. Charles Regnier und Walter Rilla sind für die großen Stärken des Films, ebenso Wolfgang Preiss, der hier deutlich mehr zu tun bekommt als in den beiden Vorgängern. Senta Berger und Helmut Schmid sind absolut austauschbar.
In Sachen Atmosphäre gibt es einige sehr starke Szenen, besonders in der Anstalt. Mein Highlight ist die Szene, als Pohland von Mabuse die Wahrheit erfährt, sich entsetzt zeigt und versucht, Widerstand zu leisten.
Natürlich wirkt es bei dem Boxkampf von Johnny Briggs auffällig, wenn plötzlich Archivbilder von einem echten Kamp eingeschnitten werden; als ich mir den Film gestern angesehen habe, ist mir übrigens etwas aufgefallen, dass hier noch nicht erwähnt wurde und nicht einmal in der IMDB vermerkt ist; als Lohmann und Krüger am Ende des Kampfes aufstehen, sitzt hinter ihnen Werner Peters! Man sieht ihn zwar nur wenige Sekunden, aber er ist es eindeutig.
Zu den Ungereimtheiten wurde hier komischerweise noch nicht sehr viel geschrieben. Dass Kommissar Lohmann behauptet, er habe dafür gesorgt, dass Mabuse in Pohlands Anstalt kam, ist natürlich ein Brocken; ebenso aber auch der Vortrag des Professors, in dem dieser eine Vorgeschichte erzählt, die sich größtenteils auf den "Spieler" von 1922 bezieht, aber hier fehl am Platze wirkt (Mabuse war tagsüber ein angesehener Arzt, nachts ein Verbrecher). Und woher hat Flocke (warum darf er nicht mehr "Hofmeister" heißen?) eigentlich den Namen "Mabuse" aufgeschnappt? Mortimer hat immer nur vom "Chef" gesprochen, selbst wenn er mit dem Auftraggeber allein war. Wieso fürchtet der Chauffeur seinen Chef, obwohl er diesem körperlich überlegen sein dürfte? Wieso trifft ihn der Schuss ins Auge, obwohl er die Pistole so gehalten hat, dass die Kugel eigentlich eher in die Schulter gehen müsste? Wieso hat Krüger zuvor Lohmann nicht gesagt, dass die Verbrecher Flocke töten wollten, sondern nur "Herr Kommissar!" gesagt? Wenn Pohland bis zur Unterredung mit Mabuse nichts von seinem eigenen Doppelleben wusste: Wieso hat er in seinem Arbeitszimmer ein Anlage, mit der er seine Stimme in die Zentrale übertragen und sogar die Ereignisse dort auf einem Bildschirm verfolgen kann? War er bei den früheren Besprechungen persönlich anwesend (immerhin steht er bei "Ausführung ist Ihre Sache!" immer auf)? Und wieso unterstützen ihn seine Pfleger plötzlich? Hat er diese im Handumdrehen umgedreht? Oder stehen sie auch unter Mabuses Bann?
Jenseits davon: Warum ist Lohmann eigentlich felsenfest davon überzeugt, dass Mabuse hinter den Verbrechen stecken muss, obwohl diese vom Ablauf und von den Ausmaßen her relativ konventionell sind? Übrigens sehen die "Pläne" verdächtig nach Kinderkritzeleien aus, worüber sich auch Osteried mokierte.
Bei Krügers ständigen Vergleich mit Romanen, Theaterstücken und Filmen ist mir aufgefallen, dass "Das Grab mit den zehn Schlössern" anch einem subtilen Verweis auf einen Rialto-Wallace aus demselben Jahr klingt; und ob bei dem von ihm erwähnten Stück "Wurm im Hirn" Dürrenmatts "Physiker" Pate standen?
Alles in allem ein relativ solider Krimi mit den üblichen Schwachstellen. Innerhalb der Mabuse Filme der CCC sticht er inhaltlich insofern heraus, als es der einzige Teil ist, in dem der Doktor nicht eine fremde Erfindung für seine Zwecke einsetzt oder zumindest hinter dieser herjagt: In den "1000 Augen" waren das die Gestapo-Abhörsysteme, die auf Kameras umgestellt wurden und die amerikanische Geheimwaffe, im "Stahlnetz" die Droge", in den "unsichtbaren Krallen" der Apparat zur Unsichtbarmachung, in "Scotland Yard" sollten es die Willensbeeinflussungen per Fotografie sein und im letzten Film die "Todesstrahlen".

Savini Offline



Beiträge: 756

25.03.2021 08:42
#48 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Nachtrag: Ein Unterschied zwischen den beiden Verfilmung ist die Rolle von Kommissar Lohmann. Im Film von 1932 hatte er zuvor noch nicht mit Mabuse zu tun gehabt, muss sich in den Fall einlesen und betritt die Anstalt erst, als der Doktor bereits tot ist und will (als die Verbrechen weitergehen) zunächst nicht daran glauben, dass dieser etwas damit zu tun haben könnte.
1962 ist Lohmann dagegen durch seine früheren Ermittlungen "vorbelastet", hat bereits lange vor dem Entdecken der eingeritzten Scheibe einen Verdacht und sorgt dafür, dass Mabuse überwacht wird. Auch wenn sie nur eine kurze Begegnung in der Zelle ohne Dialog haben, hat das Verhältnis zueinander den Charakter eines Duells, den es im Film von 1932 so nicht gibt. Dazu trägt auch bei, dass der Doktor hier das Ziel verfolgt, sich an dem Kommissar grausam zu rächen, während ihn die Weltherrschaft diesmal nicht zu interessieren scheint.

Savini Offline



Beiträge: 756

26.03.2021 13:49
#49 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #44
Zitat von Lord Peter im Beitrag #42
aber dafür ist die Szene mit Mabuses Geist, der Dr. Baum seine Pläne zuwispert, noch um einiges gruseliger ausgefallen als im Remake.


Das kling schon mal sehr nach meinem Geschmack.

Falls du dir die Szene separat vom Rest des Films (als kleinen Vorgeschmack) ansehen möchtest:https://www.youtube.com/watch?v=n-WnY_ZmT9E

Savini Offline



Beiträge: 756

31.03.2021 12:13
#50 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

In dem Buch "Dr. Mabuse im Film" wird ausführlich aus einem Gutachten der FSK zitiert, in dem begründet wird, warum das "Testament" für Jugendliche ungeeignet sei (S. 95f.):
"Gerade der Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren lebt in einer Entwicklungsphase, in der es oft zu seelischen Konflikten kommt. Hier vermag die moderne Jugendpsychatrie mancherlei Hilfen zu bieten. Die Übergänge zwischen Gesundheit und Krankheit sind im seelischen Bezirk fließend. Es gibt eine ganze Reihe von Einrichtungen, in denen die Psychater mitarbeiten und den jungen Menschen im Vorfeld der Krankheit Hilfe bieten. So z. B. die Institute für Erziehungshilfe. Die Erfahrung hat gezeigt, daß einer Fehlentwicklung umso leichter entgegengewirkt werden kann, je früher ein Mensch sich in psychatrische Beratung und Behandlung begibt. Immer noch aber scheuen nicht wenige Menschen davor zurück, sich rechtzeitig helfen zu lassen. Hier wirkt dieser Film den ganzen Bemühungen um die geistige Gesundheit entgegen."
Danach wird erläutert, inwiefern die Darstellung Professor Pohlands (zuerst als Respektperson auftretend, zum Ende hin aber ein sadistischer Verbrecher) das Vertrauen von Jugendliche in wissenschaftliche Autoritäten untergraben könne. Danach heißt es, die im Film gezeigte Anstalt könnte "manchen davon abhalten, sich selbst oder seine Angehörigen oder Freunde rechtzeitig in die Behandlung eines Nervenarztes zu bringen. Außerdem besteht die Gefahr, daß der Film falsche Wertungen setzt und Jugendliche dazu verleitet, Menschen aus ihrer Umgebung, die sich einer psychatrischen Behandlung unterziehen müssen, geringschätzig zu beurteilen."

patrick Offline




Beiträge: 3.245

04.04.2021 13:55
#51 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #49
Zitat von patrick im Beitrag #44
Zitat von Lord Peter im Beitrag #42
aber dafür ist die Szene mit Mabuses Geist, der Dr. Baum seine Pläne zuwispert, noch um einiges gruseliger ausgefallen als im Remake.


Das kling schon mal sehr nach meinem Geschmack.

Falls du dir die Szene separat vom Rest des Films (als kleinen Vorgeschmack) ansehen möchtest:https://www.youtube.com/watch?v=n-WnY_ZmT9E


Wirklich nicht schlecht. Erinnert mich an die Universal-Filme dieser Zeit.

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

28.07.2022 14:14
#52 RE: Bewertet: "Das Testament des Dr. Mabuse" (1962, Mabuse 4) Zitat · Antworten

Ich habe mir den Film gestern zum ersten Mal angesehen.

Das Schöne an dem Film ist, dass er nicht zu viel versucht. Es gibt eine klar erkennbare Geschichte, die gerade zu Beginn in kurzen, präzisen Bildern erzählt wird und auf die der Film sich verlässt. Eine böse Gangsterbande mit einem mysteriösen Chef, eine kleine Liebesgeschichte, ein mehr oder weniger souveräner Kommissar, mehr braucht der Mensch nicht.

Gerhard Fröbe spielt gekonnt und gleichzeitig mit einem sympathischen Schuss Ironie. Walter Rilla und Wolfgang Preiss nutzen die Gelegenheiten, die Ihnen das Drehbuch bietet sehr gut aus und auch die Nebenrollen sind fast alle sehr nett anzusehen.

Herausgekommen ist ein netter, solider Reißer für alle, die 1,5 Stunden Abwechslung suchen.

Das Ende ist relativ vorhersehbar, hier wären ein paar einfache, geschickte Twists schön gewesen. Wie gesagt EINFACHE!!

Am Ende scheint in die Autoren irgendwie die Idee gefahren zu sein, man müsse jetzt noch ein paar große, spektakuläre Reißer einpflanzen. Genau das wird auch VERSUCHT und die Handlung splittert sich plötzlich in viele kleine Stränge auf. Das Ergebnis ist ein großer Haufen Verwirrung gepaart mit Action, die nicht wirklich überzeugen kann. Das ist auch fast mein einziger Kritikpunkt.

Hinzu kommt lediglich die Rolle von Harald Juhnke. Ich weiß nicht ob es der Schauspieler selbst oder die Rolle im Drehbuch ist, aber ich finde den Charakter schwer bis gar nicht erträglich. Da lernt man einen Eddy Arent mit seinem schauspielerischen Talent und seiner Komik wirklich zu schätzen.


[b]Zitat des Tages[b/]:"Der Wert der Goldbarren beträgt 1,5 Millionen, abzüglich der Fahrtkosten für den Omnibus."

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