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 Film- und Fernsehklassiker national
Ray Offline



Beiträge: 1.930

13.03.2021 12:24
Nacht fiel über Gotenhafen (1960) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag Rückblick 2020
Angeregt durch seine wunderbare Regie-Arbeit bei "Nasser Asphalt" bestellte ich umgehend "Nacht fiel über Gotenhafen". Eigentlich sind Kriegs- und Antikriegsfilme nicht gerade mein bevorzugtes Sujet. Der Untergang der Wilhelm Gustloff schien aber ein durchaus interessanter Stoff, und tatsächlich enttäuschte der Film nicht. Der Untergang des mit Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten überfüllten Schiffes wurde durch Frank Wisbar technisch wie emotional geradewegs atemberaubend in Szene gesetzt. Da störte dann auch eine eingeflochtene und nicht besonders glaubwürdig dargebotene Liebesgeschichte nicht wirklich.



Zitat von Jan im Beitrag Rückblick 2020

Frank Wisbar, so habe ich im Nachgang gelesen, soll ungeheuer detailverliebt gewesen sein und auf kleinste Begebenheiten geachtet haben. Außerdem war er wahrlich nicht zimperlich, seiner Hauptdarstellerin Sonja Ziemann Tonnen von Wasser ins Gesicht schütten zu lassen. So ist der Film dann auch - erst recht wenn man das Jahr seiner Entstehung berücksichtigt - technisch extrem ausgefeilt und mordsaufwändig. Die ersten Aufnahmen der Wilhelm Gustloff, die naturgemäß nur als Modell genutzt werden konnte, wirken noch etwas ungelenk, im weiteren Verlauf ist die Tricktechnik aber wirklich überzeugend. Vor allem der Untergang des Schiffes, akribisch den wahren Begebenheiten nachempfunden, kann sich wirklich sehen lassen. Selbst dass in letzter Sekunde kurz vor dem endgültigen Versinken die E-Diesel auf unerklärliche Weise wieder gestartet sind und das Schiff unter voller Beleuchtung mit dem Bug zuerst auf Tiefe ging, hat Wisbar detailliert geschildert. Der überlieferte letzte Funkspruch der Gustloff - "Wir melden uns ab in den Tod!" - hätte von Wisbar für seinen Film nicht besser erfunden werden können.



Ich habe mir mal erlaubt, die obigen Zitate für die Thread-Eröffnung zu verwenden. Besten Dank für den Tipp, der Film ist wirklich sehr stark!



Nacht fiel über Gotenhafen (BRD 1960)

Regie: Frank Wisbar

Darsteller: Sonja Ziemann, Erik Schumann, Brigitte Horney, Gunnar Möller, Mady Rahl, Günter Pfitzmann, Wolfgang Preiss, Dietmar Schönherr, Carl Lange, Til Kiwe, Günther Ungeheuer, Edith Schulze-Westrum u.a.



Deutschland inmitten des Zweiten Weltkriegs: Die junge Rundfunkansagerin Maria lebt bei den Schwiegereltern, während der Ehemann im Kriegseinsatz ist. In dieser Zeit lernt sie einen Marineoffizier kennen und wird von ihm schwanger. Infolge der Ablehnung, die ihr aufgrund dessen von Seiten der Schwiegereltern entgegengebracht wird, entschließt sie sich, auf ein Gut einer Freundin in Ostpreußen überzusiedeln. Der Krieg macht jedoch auch vor diesem Ort keinen Halt, weshalb Maria mit vielen anderen Schicksalsgefährten in Richtung Gotenhafen fliehen muss...

"Nacht fiel über Gotenhafen" bildet den Abschluss einer losen Trilogie des Regisseurs Frank Wisbar, die zuvor die beiden Filme "Haie und kleine Fische" und "Hunde, wollt ihr ewig leben" hervorgebracht hatte. Gemein war den Filmen der Zweite Weltkrieg als inhaltlicher Aufhänger. "Nacht fiel über Gotenhafen" schildert anhand einiger Einzelschicksale die Geschichte des Untergangs der Wilhelm Gustloff. Wisbar hatte dabei ein beachtliches Ensemble zur Verfügung. Sonja Ziemann gelingt es, auf Anhieb die Sympathien des Publikums zu ergattern, das ihr anders als die Schwiegereltern (u.a. Edith Schulze-Westrum in einer ihr typischen Rolle) ihren Seitensprung mit dem von Erik Schumann verkörperten Marineoffizier sofort verzeiht. Mady Rahl gibt die patente, kumpelhafte Freundin, auf deren Gut die junge Mutter zwischenzeitlich Anschluss und Geborgenheit findet. An dieser Stelle des Films tritt auch Brigitte Horney auf den Plan, die die äußerst interessante Figur der Generalin mit der ihr eigenen Würde zu großem Glanz erstrahlen lässt. Wolfgang Preiss mimt den jovialen Vorgesetzten der Ziemann beim Rundfunk. Ein wenig blass bleibt Gunnar Möller als Ziemanns Ehemann, mehr Akzente vermag dagegen Günter Pfitzmann als hilfsbereiter, lebensfroher und um keinen sarkastischen Spruch verlegenen Oberleutnant zu setzen.

Der Film ist klar in drei Teile strukturiert: Einführung der Figuren inklusive der Schwangerschaft Marias, die Zeit auf dem Gut und das Finale auf der Gustloff. Wisbar inszeniert souverän, vor allem der Showdown mit dem Untergang der Gustloff ist zudem von technischer Warte her bemerkenswert umgesetzt worden. Denjenigen, die ein gewisses Grundinteresse an derartigen Stoffen haben und/oder einem derartigen Ensemble nur schwer widerstehen können, kann der Film definitiv empfohlen werden.


Bermerkenswerter Film über den Untergang der Gustloff des Genre-Spezialisten Wisbar mit einem überzeugenden Darstellerensemble. 4,5 von 5 Punkten.

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