Mit Sergio Leones Meisterwerk "Für eine Handvoll Dollar" begann 1964 die Erfolgsgeschichte der Italowestern. Bemerkenswert daran ist, dass neben Italien und Spanien auch Deutschland an der Produktion dieses Klassikers beteiligt war. Leone drehte anschließend mit "Für ein paar Dollar mehr" eine Art Fortsetzung, die noch erfolgreicher war und ihn dadurch unabhängig machte. Von nun an stellte er seine Filme ("Zwei glorreiche Halunken", "Spiel mir das Lied vom Tod", "Todesmelodie" ) ohne ausländische Beteiligung her. Den Verleih übernahmen meist amerikanische Major-Firmen. Doch längst entstanden Italowestern - die damals wegen der Darstellung von Brutalität und Gewalt für Aufsehen sorgten - am Fließband. Auch deutsche Produzenten mischten fleißig mit und ermöglichten somit weiteren inländischen Leinwandstars die Mitwirkung in dieser neuen Filmgattung. Klaus Kinski und Horst Frank gehörten bald zu den gefragten Bösewichten des Genres. Charakterköpfe wie Walter Rilla oder Lukas Amman (der noble Graf Yoster) veredeln die Produktionen mit ihrer Schauspielkunst. Hans Terofal (der Pedell aus denPaukerfilmen) und Rudolf Schündler sind in ungewohnten Rollen zu sehen. Gunter Philipp, Starkomiker des Deutschen Films der 50/60er Jahre, präsentiert sich als böser Fiesling, während Durbridge-Held Günther Stoll als Pistolero seine Schießkünste zeigen darf. Das weibliche Element ist in der harten Männerwelt des Italowestern eher spärlich vertreten, doch Iris Berben, Loni von Friedl, Barbara Frey und einige andere Damen ließen sich nicht von der bleihaltigen Luft abschrecken. Zum Colt griffen sie aber selten.
Die betreffenden Filme werde ich hier nach und nach vorstellen.
FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR (Per un pugno di dollari)
Italien/Deutschland/Spanien (1964) - Regie: Sergio Leone - Musik: Ennio Morricone - FSK:18 - V: Constantin CAST: Clint Eastwood, Gian Maria Volonté, Mario Brega, Daniel Martin, Antonio Prieto Deutscher Produzent: Constantin-Film, Günter Raguse Deutsche Darsteller: Wolfgang Lukschy, Marianne Koch, Sieghardt Rupp, Josef Egger
INHALT: Ein Fremder kommt in einen Ort, der von 2 rivalisierenden Gangster-Familien beherrscht wird. Er beendet den Banditenterror, indem er beide Gruppen geschickt gegeneinander ausspielt.
KRITIK: "Dieser Meister-Western hat thematisch, optisch und darstellerisch alle Vorzüge des Westerngenres und noch ein paar scharfe Schüsse mehr in der Büchse der Regie-Einfälle."
Marianne Koch als "Marisol", eine Mexikanerin, die von Mann und Kind getrennt wurde und von der Rojo-Bande als Gefangene gehalten wird. Die Schauspielerin liefert hier eine ihrer besten Leistungen ab. Sie hat kaum Text und zeigt ihre Gefühle fast nur mit Blicken und ihrer Mimik.
Wolfgang Lukschy als "John Baxter", das Oberhaupt einer der beiden Familien.
Sieghardt Rupp als "Esteban Rojo", Bruder von Ramon Rojo, dem Chef der anderen Bande.
Josef Egger als "Piripero", Sargmacher und Totengräber. Er hilft dem schwer angeschlagenen Fremden seinen Gegnern zu entkommen, indem er ihn in seinem Leichenwagen transportiert.
Trotz Erfolgsmeldungen aus Italien, wo der Film sämtliche Kassenrekorde brach, strömte das deutsche Publikum anfangs nicht wie erwartet in Scharen in die Kinos und die Film-Echo-Erstnote lag mit 3,6 nur leicht über dem Durchschnitt. In manchen Kinos lief er allerdings mit zunehmenden Besucherzahlen. So konnte man im Münchener Erstaufführungstheater "Universum" in der 8. Woche stolze 100.000 Besucher verzeichnen. Im August hatte sich die Film-Echo-Note bereits auf 3,3 verbessert. Ursprünglich wollte Constantin den Film mit dem Titel "Nur einer kam zurück" herausbringen. Erst durch den Hype in Italien entschloss man sich für die wörtliche Übersetzung des Originaltitels.
Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dalloro in piu) Italien/Spanien/Deutschland (1965) - Regie: Sergio Leone - Musik: Ennio Morricone - FSK 18 - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 25.3.1966 (Italien: 18.12.1965) CAST: Clint Eastwood, Lee van Cleef, Gian Maria Volonté, Luigi Pistilli, Aldo Sambrell, Mara Krupp Deutscher Produzent: Constantin-Film, München Deutsche Darsteller: Klaus Kinski, Josef Egger, Werner Abrolat, Panos Papadopulos, Kurt Zips Standfotograf: Lothar Winkler
INHALT: Zwei Kopfgeldjäger, die eigentlich Einzelgänger sind, verbünden sich im Kampf gegen den skrupellosen Banditen "El Indio" und seine Gang.
KRTIK:"Man kann Leone bescheinigen, dass es ihm an makabrem Einfallsreichtum nicht mangelt und dass er seine Story mit Raffinesse in Szene zu setzen weiß. Selten sind Rohheit und Brutalität so raffiniert künstlerisch verbrämt worden." (1966)
Leone hatte sich nach "Für eine Handvoll Dollar" mit der daran beteiligten italienischen Produktionsfirma "Jolly" überworfen und war für den Nachfolger zu Alberto Grimaldis "PEA" gewechselt. Im April 1965 kam er mit dem Hauptdarsteller Clint Eastwood zu Verhandlungen mit Constantin-Film nach München. Ergebnis: Constantin beteiligte sich mit 20 Prozent an der Produktion des Films, dessen Herstellungskosten sich auf knapp über 1 Mio. DM beliefen.
Konnten die deutschen Darsteller im ersten Dollar-Film noch in markanten und wichtigen Rollen glänzen, so mussten sie sich diesmal mit kleineren Nebenrollen begnügen. Gleich bei seinem Italowestern-Debüt präsentiert sich Klaus Kinski in bester Wallace-Manier. Als buckliger Juan Wild gehört er zu El Indios Bande und seine Szenen mit dem obercoolen Lee van Cleef sind ein echter Genuss. Werner Abrolat und Panos Papadopulos sind ebenfalls Bandenmitglieder von El Indio, bleiben aber überwiegend im Hintergrund. Der in Deutschland lebende Grieche Papadopulos wirkte - meist als Klein- oder Nebendarsteller - bereits in den 1950er Jahren in zahlreichen Filmen mit. Wallace-Fans kennen ihn aus "Der rote Kreis", wo er den Matrosen Selby spielte. Auch in vielen TV-Krimi-Serien war er dabei. Der Österreicher Kurt Zips, der mehr als Fernsehdarsteller bekannt war, ist in einer kleinen Rolle als Hotelmanager zu sehen. Der Screenshot unten zeigt ihn mit Clint Eastwood. Wieder mit dabei ist Josef Egger. Er spielt einen kauzigen Alten, der "Prophet" genannt wird. Für ihn war es seine letzte Kinorolle, denn er starb 1966, ein knappes halbes Jahr, nachdem der Film in die deeutschen Kinos kam.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger sorgte der Film vom Start weg für volle Kassen und Besucherschlangen vor den Kinos. Im Münchener "Universum" wurden diesmal innerhalb von 11 Tagen 30.432 Besucher gezählt und die Film-Echo-Erstnote lag mit 1,9 oberhalb von "sehr gut".
Italien/ Deutschland (1966)- Regie: Alberto Cardone - Prod.: Metheus-Film, Rom (Mario Siciliano)- FSK:18 - V.: Gloria Deutsche Erstaufführung: 28.7.1967 (Italien: 8.12.1966) CAST: Anthony Steffen, Gianni Garko, Erika Blanc, Jerry Wilson
Deutscher Produzent: Lisa-Film, München (Karl Spiehs) Deutsche Darsteller: Sieghardt Rupp, Angelika Ott, Chris Howland Produktionsleiter: Wolfgang Birk - Kamera-Assistent: Emil Borsche Rolf Olsen war am Drehbuch beteiligt.
INHALT: Nach 12 Jahren, die er unschuldig im Gefängnis verbrachte, kehrt Johnny Liston nach Hause zurück. Sartana, sein Bruder, hat sich inzwischen zu einem sadistischen Banditen entwickelt. Mit seinen Männern terrorisiert er die Gegend und erpresst Schutzgelder von den Bürgern. Er hat Johns Jugendliebe gegen ihren Willen zu seiner Frau gemacht und beging auch den Mord, für den Johnny verurteilt wurde. Als unerbittliche Gegner treten die beiden Brüder gegeneinander an. Ein Mann gegen eine ganze Bande.
KRITIK: "Ein Italowestern mit nahezu faschistischer Gesinnung, dessen magere Handlung als Feigenblatt für abstoßende Brutalitäten herhalten muss." (filmdienst) Wie so viele filmdienst-Beurteilungen ist auch diese absolut hirnrissig und lächerlich. Inszenierung, Fotografie, Darsteller, Locations und die wunderbare Musik von Michele Lacerenza machen "Sartana" zu einem Genrebeitrag, der ganz klar oberhalb des Durchschnitts einzuordnen ist.
Sieghardt Rupp spielt wieder mal einen Schurken. Als "Ralph", Sartanas rechte Hand, darf er bis zu seinem spektakulär inszeniertem Ableben abgrundtief böse und brutal sein. Für Angelika Ott als "Mary" war es der zweite Leinwandauftritt in ihrer Karriere. Im Dezember 1966 heiratete sie den Produzenten Karl Spiehs und wirkte in vielen seiner Filme mit. 2016 feierten beide ihre "Goldene Hochzeit". Chris Howland sorgt als "Doodle Kramer" zwar gelegentlich für kleine Auflockerungen in diesem insgesamt ernsten und düsteren Western, doch fallen sie im Vergleich zu seinen Krimi-Auftritten eher dezent und zurückhaltend aus.
Die italienische Fassung des Films hat eine Laufzeit von 104 Minuten. Die deutsche wurde auf 96 Minuten verkürzt. So wurde der Filmtod von "Mr. Pumpernickel" Chris Howland dem deutschen Publikum vorenthalten. Ein Spaßvogel darf nicht ins Gras beißen. Trotz einiger Schnittauflagen der FSK enthielt der Film noch etliche Gewaltdarstellungen, so dass er vom Verleih mit dem Slogan "EIN WESTERN, DER SEINE HÄRTESTEN VORGÄNGER SCHLÄGT" angepriesen wurde.
Karl Spiehs und der Gloria Verleih waren vor allem von der Leinwandpräsenz und der schauspielerischen Kraft des italienischen Darstellers Gianni Garko als Bösewicht "Sartana" beeindruckt. Deshalb stellte man bei der Vermarktung des Films diese Figur in den Vordergrund und betitelte den Film danach.
"Der Beste, der Böseste, der Besessenste aller Westernhelden"
In Italien war der Film mit mehr als 2 Mio. Besuchern ein beachtlicher Erfolg. Die deutschen Start-Ergebnisse konnten sich ebenfalls sehen lassen: Mainz, Residenz (901 Plätze): ausgezeichnet Ulm, Gloria (718 Plätze): sehr gut In den Großstadtkinos setzte sich diese Erfolgsserie fort, doch in den Kleinstädten und Landgemeinden waren mehr die klassischen US-Western gefragt. Dort lief "Sartana" nur mit bescheidenem Erfolg, was die Film-Echo-Endnote 3,9 zur Folge hatte.
Italien/Deutschland (1967) - Regie: Carlo Lizzani - Prod: Castoro (70%) - Musik: Riz Ortolani - FSK 16 - Verleih: Accord/FAS Deutsche Erstaufführung: 28.7.1967 - (Italien: 10.3.1967) - Österreich: Nov. 1967 (Verleih: Iris-Film) CAST: Lou Castel, Mark Damon, Pier Paolo Pasolini, Franco Citti, Carlo Palmucci Deutscher Produzent (30%): Tefi-Film, München (Ernst Ritter von Theumer) Deutsche Darsteller: Barbara Frey, Hermann Nehlsen, Peter Jacob
INHALT: Bei einem Massaker, das der Großgrundbesitzer Ferguson in Auftrag gab, kommen alle Einwohner eines mexikanischen Dorfes um. Nur ein kleiner Junge überlebt und wächst bei einem Wanderprediger auf, der mit seiner Schwester und deren kleiner Tochter in einem Planwagen umherzieht. Als viele Jahre später seine Pflegeschwester Princy davonläuft, macht er sich auf die Suche nach ihr und stöbert sie in einem Bordell auf. Und er trifft auf Ferguson, den Mann, der für den Tod seiner Eltern verantwortlich ist.
KRITIK:"Der von Carlo Lizzani beachtlich realistisch und kritisch inszenierte "Revolutionswestern" erhielt durch den Münchener Coproduzenten eine wenig sorgfältige deutsche Verleihfassung" (Lexikon des internationalen Films) "Einer der besten Italo-Western überhaupt." Ulrich P. Bruckner
Barbara Frey ist in der weiblichen Hauptrolle als "Princy" zu sehen. Sie debütierte 1958 an der Seite von Horst Buchholz in "Endstation Liebe". Bereits 1965 hatte sie in einem Italowestern ("Kopfgeld für Ringo") mitgespielt. Knapp 2 Jahre war sie mit Mark Damon verheiratet, den sie während der Dreharbeiten zu "Mögen sie in Frieden ruhen" kennenlernte.
Hermann Nehlsen (Jahrgang 1920) war bereits seit 1949 im deutschen Filmgeschäft tätig. In den 50er Jahren war er kurzzeitig mit der Schauspielerin Susanne Cramer verheiratet. Nehlsen gehörte zu Ernst von Theumers Stammdarstellern. Peter Jacob (mit Bart), seit 1956 Ehemann von Ellen Schwiers, war ebenfalls häufig in Tefi-Produktionen zu sehen, allerdings oft - so wie auch hier - in kleineren Nebenrollen.
Regisseur Lizzanis politisches Engagement - er galt als links orientiert - und die Mitwirkung von Pier Paolo Pasolini, der auch am Drehbuch mitarbeitete, lassen erahnen, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Western handelt, da er u.a. auch Themen wie Klassenkampf oder Rassismus aufgreift. In der deutschen Fassung fiel die politische Aussage auf Bestreben von Theumer größtenteils der Schere zum Opfer.
"Accord-Film" existierte bereits in den 1950er Jahren. Der kleine Verleih hielt sich überwiegend mit der Auswertung von mehr als 20 Folgen der amerikanischen "Fuzzy"-Serie über Wasser und hatte seine Zentrale damals in Berlin. Nach einer Neu-Organisation 1966/67 wurde diese geschlossen und die ehemalige Zweigstelle Düsseldorf war Hauptsitz. Von hier aus belieferte man die Verleihbezirke Nord, West und Südwest."Mögen sie in Frieden ruhen" befand sich seit März 1967 in der Vermietung, allerdings noch unter dem zunächst geplanten Titel "Galgen Kid". Die Auswertung für den Verleihbezirk Süd übernahm die Münchener "Filmagentur Süd" (FAS). In die Kinos kam der Film am 28.7.1967. Zu einer Platzierung in der Erfolgsrangliste des "Film-Echo" reichte es nicht, da die erforderliche Mindestanzahl von 10 Meldungen nicht erreicht wurde. In Italien schaffte er es dafür in die Liste der 100 Erfolgreichsten Filme der Saison 1966/67 (Platz 94). In Frankreich kam er erst 1970/71 mit dem Titel "Requiescant - Tel Etait Son Nom" in die Lichtspielhäuser und hatte in der Startwoche in 4 Pariser Kinos 15.850 Besucher.
ROCCO - DER EINZELGÄNGER VON ALAMO (Ballata per un Pistolero)
Italien/Deutschland (1967) - Regie: Alfio Caltabiano - Prod: Prodi/Giano - Musik: Marcello Giombini - FSK 18 - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 3.11.1967 (Italien: 19.4.67) CAST: Anthony Ghidra, Angelo Infanti, Mario Novelli, Alfio Caltabiano
Deutscher Produzent: Tefi-Film, München (Ernst Ritter von Theumer) Deutsche Darsteller: Monica Teuber, Ellen Schwiers, Hermann Nehlsen, Peter Jacob
INHALT: El Bedoja und seine Bande, zu der auch sein Bruder Chinchi gehört, befinden sich nach einem Banküberfall mit ihrer Beute auf der Flucht. Verfolgt werden sie von zwei Kopfgeldjägern: dem besonnenen Rocco, der noch eine alte Rechnung mit El Bedoja zu begleichen hat, und dem jungen Heißsporn Nigros, dem es vor allem darum geht, die Prämien zu kassieren.
KRITIK:"Ein Superwestern italienischer Prägung, härter als die entsprechenden Hollywood-Filme. Die Story gleicht einer geballten Ladung: explosiv und knallig." (Braunschweiger Zeitung) "Als Star in der Titelrolle stellt sich Anthony Ghidra vor, ein blitzschneller Killer und verbissener Rächer in eigener Sache. Ein harter, fast eleganter Western voller bravouröser Schießduelle." (Kölnische Rundschau) Anthony Ghidra war ein Serbe namens Dragomir Bojanic, der anschließend noch in mehreren Italowestern mitwirkte.
Monica Teuber, eine Entdeckung von Ernst von Theumer, ist hier in ihrer ersten Leinwandrolle zu sehen. Als Mexikanerin "Maruja" hat sie einiges zu erleiden, kann bei der Gelegenheit aber auch ihre Reitkünste zeigen. Ellen Schwiers spielt Marujas Mutter. Die Familie besitzt eine kleine Farm und züchtet Schafe. Sie führt ein einfaches, aber friedliches Leben ... bis die Banditen dort Unterschlupf suchen. Hermann Nehlsen und Peter Jacob, die zuvor schon in "Mögen sie in Frieden ruhen" dabei waren, sind erneut in kleineren Rollen als Sheriff bzw. als Bankdirektor zu sehen.
Gedreht wurde diesmal nicht in Spanien oder Italien, sondern in Jugoslawien. Ernst von Theumer, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hatte, konnte den Film beim "Constantin-Verleih" unterbringen, der 1966 auch seine Eurospy-Produktion "Scharfe Schüsse auf Jamaica" und seinen Science-Fiction-Film "Perry Rhodan - SOS aus dem Weltall" in die Kinos gebracht hatte. Constantin machte wie üblich Nägel mit Köpfen: Zum bevorstehenden Kinostart gab es Ende Oktober eine Titelbild-Werbung im Fachblatt "Film-Echo". Darin hieß es: "Nach dem sensationellen Erfolg der DJANGO-Filme bringt Constantin einen neuen Westernhelden: ROCCO - explosiv wie Dynamit." "Rocco" war in diesem Fall eine Constantin-Erfindung, denn im Original heißt die Figur nicht so. Nach zwei weiteren Rocco-Filmen beendete Constantin die Serie.
Erfolgsmäßig erwies sich der Film (Erstnote: 3,5) zwar nicht als Überflieger, konnte aber ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis einfahren.In Italien und Spanien zog er jeweils über 1 Mio. Besucher an.
Italien/Deutschland (1967) - Regie: Giovanni Grimaldi - Prod.: Claudia-Cinematografica, Rom Erstaufführung: 13.8.1967 (Italien) - Keine deutsche Kinoauswertung CAST: Franco Franchi, Ciccio Ingrassia, Mimmo Palmara, Gino Buzzanca
Deutscher Produzent: Tefi-Film, München (Ernst Ritter von Theumer) Deutsche Darsteller: Brigitt Petry, Peter Jacob, Lotar Guntener
In den Jahren 1966/67 war Ernst von Theumer überaus aktiv und beteiligte sich als Produzent an mehreren spanischen und italienischen Filmen (u.a. "Das Geheimnis der Todesinsel", "Warteliste zur Hölle"). Mit seinem dritten Italowestern-Projekt hatte er allerdings wenig Glück, denn kein deutscher Verleih zeigte Interesse an der Produktion.
"Il Bello, il Brutto, il Cretino" ist eine klamauklastige Western-Parodie, wobei der Titel Bezug nimmt auf Sergio Leones "Il Buono, il Brutto, il Cattivo" ("Zwei glorreiche Halunken"). Das Komiker-Duo Franco & Ciccio war beim italienischen Kino-Publikum recht populär. Die Beiden hatten u.a. bereits mit einer "Goldfinger"-Persiflage einen Kassenschlager abgeliefert und ein erfolgreiches Leinwand-Gastspiel als "Söhne" des Westernhelden "Ringo" gegeben. "Il Bello .." erwies sich als würdiger Nachfolger und lockte in Italien die Zuschauer scharenweise in die Kinos. Mit mehr als 2 Mio. Besuchern spielte er seine Kosten locker wieder ein. Hierzulande war die beiden südländischen Starkomiker jedoch völlig unbekannt. Somit schienen die Erfolgsaussichten mehr als gering und die deutschen Verleihfirmen winkten ab. Der Film wurde hier auch nie im Fernsehen ausgestrahlt und erschien auch nicht auf Video.
Ihren ersten und einzigen Leinwandauftritt hat hier Brigitt Petry. Die Schlagersängerin aus der DDR war 1965 über Jugoslawien und Österreich in die BRD gekommen und konnte ihre Karriere nahtlos fortsetzen. 1966 belegte sie einen achtbaren 4. Platz bei den "Deutschen Schlagerfestspielen". Ihre schauspielerische Begabung zeigte sie sowohl im Fernsehen als auch auf der Theaterbühne. Sie starb 1971 bei einem Verkehrsunfall. Hier spielt sie ein Saloon-Girl namens Fabienne, tritt aber noch in mehreren Verkleidungen und mit verschiedenen Perücken in Erscheinung. Am Ende reitet sie mit dem Goldschatz, um den es in der Story geht, davon. Neben Peter Jacob, der in allen 3 von Tefi-Film mitproduzierten Western dabei ist (hier mal wieder als Sheriff), kann man im Vorspann unter den Mitwirkenden noch den Namen Lotar Guntener lesen. Sein richtiger Name lautet angeblich "Lothar Gunther". Weitere Filme mit ihm sind nicht bekannt und sonstige Informationen über ihn liegen nicht vor.
Ernst von Theumer arbeitete in den 1970er Jahren dann auch wieder als Regisseur, allerdings unter dem Pseudonym "Richard Jackson". Bei Filmen wie "Ich, die Nonne und die Schweinehunde" oder "Die Totenschmecker" (auch bekannt als "Der Irre vom Zombie-Hof") war das vielleicht auch besser so.
Der Film "Rocco-Der Einzelgänger von Alama" wurde übrigens an den gleichen Locations wie "WINNETOU UND SEIN FREUND OLD FIREHAND" gedreht (Hazienda in der Landschaft von Vrlika, Solin bei Split, Perucko Jezero). Es spielten auch einige bekannte Kroatische/Serbische Schauspieler mit: Jan Sid, Milan Bosiljcic (in Firehand Bandit mit Pfeil im Arm), Stole Arandjelovic (bek. aus W2 und UG, Ölprinz).
Italien/ Deutschland (1967) - Regie: Tonino Valerii - Prod. (75%): Sancro-Siap (Rom) - FSK 16 - Verleih: Gloria Deutsche Erstaufführung: 12.1.1968 (Italien: 19.12.1967) CAST: Giuliano Gemma, Lee van Cleef, Andrea Bosic, Ennio Balbo, José Calvo
Deutscher Produzent (25%): Corona-Film, München / Divina-Film, München Deutsche Darsteller: Walter Rilla, Lukas Ammann, Christa Linder
INHALT: Der junge Scott, der als Sohn einer Hure vaterlos aufwuchs, wird von den Bewohnern in Clifton schikaniert und gedemütigt. Man duldet ihn nur deshalb, weil er klaglos alle Drecksarbeiten verrichtet, wozu u.a. auch die Entsorgung von Fäkalien gehört. Das ändert sich, als eines Tages ein geheimnisvoller Fremder im Ort auftaucht. Es ist der Revolverheld Frank Talbot. Er wird Scotts Lehrmeister und macht aus ihm einen Meisterschützen.
KRITIK:"Ein formal ansprechender Italo-Western mit einer packenden Darstellung in den beiden Hauptrollen, zugleich aber auch mit einigen drastischen Härten." (filmdienst) "Der Film funktioniert nicht nur auf der psychologischen, sondern ebenso perfekt auf der Unterhaltungsebene. Regisseur Valerii hat hier ganze Arbeit geleistet. Untermalt mit einem einprägsamen Score von Riz Ortolani, coolen Dialogen, Schießereien und Duellen, brennenden Häusern, charismatischen Darstellern, einer gehörigen Portion Staub und Blut und westerntypischen Landschaftsaufnahmen, haben wir es hier mit einem Italowestern der obersten Liga zu tun.(FILMTIPPS.at)
Walter Rilla spielt den alten Stallknecht "Murph", der Scotts einziger Vertrauter und ihm wohlgesonnen ist. Lukas Ammann ist als "Richter Cluster" nach außen hin ein ehrbarer Mann, der aber - wie auch einige andere Bürger des Städtchens - jede Menge Dreck am Stecken hat. Während Walter Rilla in der deutschen Fassung mit seiner eigenen Stimme zu hören ist, wurde Lukas Ammann von Friedrich Schönfelder synchronisiert.
Christa Linder ist in einer Nebenrolle als Saloon-Mädchen "Gwen" zu sehen und hat u.a. einen Gesangsauftritt, den sie im sexy Outfit absolviert.
Neben den Leone-Western zählt "Der Tod ritt dienstags" zu den besten Werken des Genres. Die Herstellungskosten lagen bei über 4 Mio. DM. Mit Giuliano Gemma und Lee van Cleef sind hier zwei populäre Helden des Italowestern erstmals gemeinsam auf der Kinoleinwand zu sehen. Der Gloria-Verleih wollte den Film ursprünglich schon im Spätherbst 1967 in die Kinos bringen, sah sich aber durch das damalige Überangebot von Western der italienischen Welle veranlasst, den Start-Termin auf Anfang Januar 1968 zu verschieben, zumal auch der im Sommer herausgebrachte "Sartana" noch erfolgreich im Einsatz war.
In Italien landete "I Giorni dell`Ira" auf Platz 5 der erfolgreichsten Filme der Saison 1967/68 (geschätzte 6,7 Mio. Zuschauer). In Spanien waren es (bei der Erstaufführung) 1,6 Mio., in Frankreich knapp 700.000. Hierzulande ging er mit der Film-Echo-Note 3,3 (27 Meldungen) ins Ziel. In den Großstädten, wo er in einigen Kinos zweiwöchige Laufzeiten erreichte, wurde die Durchschnittsnote 2,8 erzielt.
Italien/Deutschland (1968) - Regie: Giorgio Capitani - Prod.: PCM (80%) - FSK 12 - Verleih: Columbia Deutsche Erstaufführung: 6.8.1968 (Italien: 9.2.1968) CAST: Van Heflin, Gilbert Roland, George Hilton, Sarah Ross, Federico Boido
Deutscher Produzent (20%): Eichberg-Film GmbH, München Deutsche Darsteller: Klaus Kinski, Hardy Reichelt
INHALT: Nach langen Jahren als Goldgräber wird der alte Sam Cooper endlich fündig. Da er das Gold nicht allein wegschaffen kann, macht er sich auf den beschwerlichen Weg durch ein Wüstengebiet zur nächsten Stadt, wo er drei Männer anheuert, um gemeinsam mit ihnen das Gold zu bergen. Doch wenn es um Gold geht, ist die Gier nicht weit ...
KRTIK:"Van Heflin überzeugt als vom Leben und Schicksal gezeichneter Goldgräber. Attraktion des Films ist aber Klaus Kinski als "der Blonde". In schwarzer Priesterkleidung und dem obligatorisch irren Blick personifiziert er das Böse und bekommt dafür hier - im Unterschied zu sonstigen Kurzauftritten - auch reichlich Zeit eingeräumt." (kino.de) "Giorgio Capitanis einziger Italowestern-Beitrag erweist sich dank eindringlicher Inszenierung und herausragender Besetzung als ein großartiger Vertreter seiner Zunft." (splattertrash)
Klaus Kinski verkörpert als "Der Blonde" auch hier wieder mal einen Bösewicht.
Hardy Reichelt, ein junger Mann aus Schleswig-Holstein, war in Italien für den Natur- und Vogelschutz im Einsatz. 1967/68 wirkte er in einigen Filmen und einer TV-Serie mit. Hier sehen wir ihn als "Slim", der gleich zu Beginn als Partner von Sam Cooper dabei ist, als dieser die Goldader entdeckt. Beim Versuch, seinen alten Kumpel umzulegen, muß er selbst dran glauben.
Mit zwei Hollywood-Veteranen und zwei Italowestern-Stars hat der Film ein interessantes Darsteller-Team versammelt. Die eher ungewöhnliche FSK-Freigabe ab 12 deutet schon darauf hin, dass man auf die im Genre üblichen Brutalitäten und Gewalt-Exzesse weitgehend verzichtet hat. Die Produktionsfirma "Eichberg-Film" war damals regelmäßig an Projekten mit Italien, Frankreich und Spanien beteiligt, z.B. "An einem Freitag in Las Vegas" (D/F/I/Sp), "Mit teuflischen Grüßen" (D/F/I) oder "Dracula jagt Frankenstein" (D/I/Sp).
Beim Kinostart im August 1968 erhielt der Film Noten von "zufrieden" bis "gut", was nicht mehr als ein Durchschnittsgeschäft erwarten ließ. Am Ende stand eine "3,9", bei lediglich 16 Meldungen. In Spanien konnten dagegen 929.774 Besucher verzeichnet werden.
DIE LETZTE RECHNUNG ZAHLST DU SELBST - (AL DI LA DELLA LEGGE)
Italien/Deutschland (1968) - Regie: Giorgio Stegani - Prod.: Sancrosiap - FSK 16 - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 30.8.1968 (Italien: 10.4.1968) CAST: Lee van Cleef, Antonio Sabato, Gordon Mitchell, Bud Spencer, Lionel Stander, Graziella Granata, Carlo Gaddi
Deutscher Produzent: Roxy-Film, Luggi Waldleitner Deutsche Darsteller: Ann Smyrner, Günther Stoll, Al Hoosman, Renate Kasché, Herbert Fux, Hans Elwenspoek Szenenbild: Wolf Englert
STORY: Ein Gauner-Trio stiehlt die Lohngelder, die für die Arbeiter einer Silbermine bestimmt waren. Cud, der Chef der drei Galgenvögel, freundet sich durch Zufall mit dem jungen Minen-Ingenieur an, dem man das Geld entwendete. Außerdem hat er ein Auge auf die hübsche Tochter des Verwalters geworfen und so spielt er schon bald mit dem Gedanken, die Seiten zu wechseln und ein braver und anständiger Bürger zu werden. Als man ihm dann sogar den Sheriffstern anheftet und es ihm gelingt, eine gefürchtete Gangsterbande unschädlich zu machen, scheint er seine zwielichtige Vergangenheit abstreifen zu können. Doch er hat die Rechnung ohne seine beiden Ex-Kumpane gemacht.
Kritik: "Eines der wesentlichsten Merkmale des Italowestern war bisher, dass er auf die ideologischen und moralischen Klischees des US-Western verzichtete. Das hat sich mit diesem Film geändert. Neu ist auch, dass er genau die Portion Humor besitzt, die für so manchen US-Western charakteristisch ist. Ansonsten ist alles Nötige vorhanden, um für spannende Unterhaltung zu sorgen. Vor allem eine meisterhafte Besetzung."
Ann Smyrner verkörpert als "Lola" einen Bühnenstar aus Europa, kommt aber über den Part einer Edelstatistin kaum hinaus. Abgesehen von einem Gesangsauftritt im Saloon und ein paar Tanz-Szenen mit Antonio Sabato ist sie fast nur im Hintergrund zu sehen.
Al Hoosman, der farbige US-Boxer, kam als GI nach Deutschland und blieb hier. Zwischen 1952 und 1968 war er aus der deutschen Filmszene nicht wegzudenken. Man sah ihn u.a. in der Wallace-Adaption "Der Rächer" (1960) als unheimlichen Kammerdiener Bhag. Hier spielt er den zum Gauner-Trio gehörenden "Al". Es sollte sein letzter Leinwandauftritt sein, denn Hoosman starb im Oktober 1968 kurz nach seinem fünfzigsten Geburtstag.
Günther Stoll gehört zur Bande des gefürchteten Burton und ist so etwas wie dessen rechte Hand. Synchronisiert wurde er von Michael Chevalier.
Renate Kasché spielt die Rolle der "Betty". Sie kommt mit jener Postkutsche, aus der die Lohngelder geraubt werden, in den Ort, wo sie eine Stellung als Lehrerin angenommen hat. Beim Überfall der Banditen befindet sie sich unter den Geiseln. Die Schauspielerin, deren Karriere in den frühen 1960er Jahren begann, war später überwiegend in Erotik-Filmen zu sehen.
Herbert Fux wurde diesmal nicht seinem Image entsprechend als Fiesling besetzt. Er gehört als Stallbesitzer zu den Bürgern des Ortes und kommt beim Einsatz gegen die Banditen ums Leben. Synchronisiert wird er von Gerd Martienzen.
Hans Elwenspoek, der bekannte und vielbeschäftigte Film- und Fernsehschauspieler (Jahrgang 1910) stellt den Minenverwalter dar, in dessen Tochter sich der Ex-Gauner Cud verliebt.
Mit einer Filmlänge von 115 Minuten ist die italienische Originalfassung eindeutig zu lang geraten. In der deutschen Bearbeitung ließ man überflüssige Szenen weg und nahm in Kauf, dass die Handlung hier und da vielleicht weniger nachvollziehbar ist. Das unerwartet harte Ende des Films steht im Kontrast zum ansonsten doch eher humorvollen Grundton.
Mit der Film-Echo-Erstnote 3,8 bewegte sich der Film nur knapp über dem Durchschnitt. Dieser Wert konnte bis zum Schluß gehalten werden. In Italien rangierte er in der "Top 30" der erfolgreichsten Filme der Saison mit fast 3 Mio. Besuchern. In Spanien waren es 992.560, in Frankreich knapp 700.000.
MIT DJANGO KAM DER TOD (L´UOMO, L´ORGOGLIO, LA VENDETTA)
Italien/Deutschland (1967) - Regie: Luigi Bazzoni - Prod. (80%): Regal/Fono (Rom) - FSK 16 - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 11.10.1968 (91 Min.) / (Italien: 22.12.1967) CAST: Franco Nero, Tina Aumont, Alberto dell´Aqua, Guido Lollobrigida, Franco Ressel, José M. Martin
Deutscher Produzent (20%): Constantin-Film, München (Manfred Barthel) Deutsche Darsteller: Klaus Kinski, Karl Schönböck
INHALT: Die leidenschaftliche Liebe zu einer zügellosen, jungen Zigeunerin wirft den Soldaten Django aus der Bahn. Als Deserteur und Gesetzloser auf der Flucht, gibt es für ihn bald keinen Ausweg mehr.
KRITIK:"Diesmal kommt Django nicht als Rachegott, sondern als Liebhaber. Die mitreißend in grandioser karstiger Landschaft gefilmten Verfolgungsjagden und kühn geschnitteten und bestechend fotografierten Kampfszenen werden ein wenig durch melodramatische Passagen gemindert. Aber das tut dem fesselnden Abenteuer keinen Abbruch." (Film-Echo) "Eine Tragödie nach klassischem Muster. Sehr präzise und effektive Bildführung und enorm kraftvolle Szenen. Einer der dramatischten Western aller Zeiten." (Christian Keßler)
Klaus Kiski ist als "Garcia" wie üblich der Böse. Aber selten wirkte er so verschlagen und niederträchtig, selten durfte er so gefühlskalt und gewissenlos agieren wie hier. Leider spricht er sich nicht selbst. Das übernahm Christian Brückner. Aber Kinski mit fremder Stimme ist nicht Kinski. Der Österreicher und Wahlmünchener Karl Schönböck spielt den "Engländer", einen reichen Aristokraten, dem die Zigeunerin Liebe vorspielt, um ihn von Banditen ausrauben zu lassen.
Der Film basiert auf Merinées Novelle "Carmen", die auch als Vorlage für Bizets berühmte Oper diente. Bazzoni verfilmte den Stoff teilweise im Stil eines Italowestern mit bekannten Darstellern des Genres. Der Constantin-Verleih, der auch an der Produktion beteiligt war, ließ es nicht damit bewenden, das Werk um ca. 10 dialoglastige Minuten zu kürzen. Da Franco Nero die Hauptrolle, spielte machte man daraus kurzerhand einen Django-Western. Aus den beiden Hauptfiguren José & Carmen wurden in der deutschen Fassung Django & Conchita. Passend dazu verkündete der Kino-Trailer:"Und jetzt endlich wieder Franco Nero - der Höhepunkt der Django-Abenteuer." Offensichtlich hatte man alles richtig gemacht, denn zum Filmstart verteilten die Kinobesitzer Noten von "sehr gut" bis "ausgezeichnet" und gingen teilweise in die 2. Woche. Das führte zu der Film-Echo-Erstnote "2,1". Nach 32 Meldungen verabschiedete sich der Film mit einer immer noch guten "3,2" und einem Platz im oberen Mittelfeld aus der Erfolgsrangliste. In der DDR kam der Film am 16.10.1970 in die Kinos, wobei sich nicht nur der Titel "Der Mann, der Stolz, die Rache" sondern auch die komplette Synchro eng an die Originalfassung hielten.
DJANGO - EIN SARG VOLL BLUT (IL MOMENTO DI UCCIDERE)
Italien/Deutschland (1968)- Regie: Giuliano Carnimeo - Produktion: P.C.E. - FSK 18 - Verleih: Constantin Deutsche Erstaufführung: 28.11.1968 (Italien: 4.8.1968) CAST: George Hilton, Walter Barnes, Arturo Dominici, Remo de Angelis
Deutscher Produzent: Terra-Filmkunst, Berlin Deutsche Darsteller: Horst Frank, Loni von Friedl, Rudolf Schündler
INHALT: Es geht um Goldreserven im Wert von 1/2 Million Dollar, die in den letzten Tagen des Bürgerkrieges versteckt wurden. Im Auftrag von Richter Warren begeben sich Django und sein Partner Bull auf die Suche danach. Aber auch der mächtige Forrester und sein durchgeknallter Sohn Jason sind hinter dem Gold her. Sie halten eine junge Frau, die an den Rollstuhl gefesselt ist, in einer abgelegenen Hütte gefangen, da sie angeblich das Versteck kennt.
KRITIK:"Langatmiger Western mit einer ungewöhnlichen Häufung brutaler Szenen, die jedoch durch ruppigen Humor etwas entschärft werden." (filmdienst)
Horst Frank als "Jason Forrester": "Trotz bester Schießkünste ist er Django letzten Endes doch nicht gewachsen und findet nach atemberaubendem Schusswechsel irren Blicks das verdiente Schurken-Ende." (Film-Echo) - Synchronsprecher: Christian Brückner
Loni von Friedl befindet sich als "Regina", die von den Forresters gefangen gehalten wird, in einer mißlichen Lage. Am Ende sorgt sie jedoch für eine Überraschung.
Rudolf Schündler kann als "Richter Warren" dem von ihm beauftragten Django gerade noch ein paar wichtige Hinweise mit auf den Weg geben - dann wird er hinterrücks erschossen. Synchronsprecher: Bum Krüger
Bei der "Terra-Filmkunst" handelt es sich um eine Tochtergesellschaft der Constantin. Für den deutschen Markt musste wieder mal Django als Titelheld herhalten. Im Original heißt die von George Hilton verkörperte Figur "Lord". Es geht hier um einen eher düsteren und ernsthaften Western, zu dem die teilweise etwas albernen Sprüche der Brandt-Synchro nicht so recht passen wollen. Christian Keßler meint dazu:"Der Film war ursprünglich ein eiskaltes Rachedrama, aber Rainer Brandt gibt Gas, dass sich die Balken biegen." Dem deutschen Publikum schien das aber zu gefallen, was die Film-Echo-Note 3,3 (26 Meldungen) belegt. In den Großstädten wurde sogar eine 2,6 erreicht. Für Regisseur Carnimeo war es der erste Italowestern, dem noch weitere folgen sollten. Kameramann Stelvio Massi, der für den guten Look des Films verantwortlich zeichnet, führte später selbst Regie.
IL NERO - HASS WAR SEIN GEBET (L´ODIO E IL MIO DIO)
Italien/Deutschland (1969) - Regie: Claudio Gora - Prod.: Luciana Bianchini (70%) - FSK 18 - Verleih: C.S.(Cinema Service) Deutsche Erstaufführung: 23.5.1969 (Italien: 28.5.1969) CAST: Tony Kendall, Carlo Giordana, Venantino Venantini, Ella Karin, Marina Berti
Deutscher Produzent(30%): Fono Film, Berlin in Zusammenarbeit mit Parnass (Theo Maria Werner) Deutsche Darsteller: Herbert Fleischmann, Gunther Philipp, Herbert Fux Theo Maria Werner war als "Werner Hauff" am Drehbuch beteiligt.
INHALT: Als kleiner Junge mußte Vincent mitansehen, wie sein Bruder unschuldig gehenkt wurde. Drei angesehene und einflußreiche Bürger hatten ihm einen Mord untergeschoben und der korrupte Richter verurteilte ihn zum Tod. Jahre später kehrt Vincent zurück, um den Tod seines Bruders zu rächen. Ein Fremder, der aus dem Nichts auftaucht, unterstützt ihn dabei.
KRITIK:"Eine bizarre, aber dennoch gelungene kleine Perle des Genres. Carlo Giordana, Sohn des Regisseurs Claudio Gora, überzeugt als schweigsamer und messerwerfender Rächer. Auch Tony Kendall füllt seine Rolle als wortkarger und gefühlloser Killer gekonnt aus." (spaghetti-western-net)
Herbert Fleischmann gibt als "Bankier Carter" den abgefeimten Schurken, der sich seiner Haut zu wehren weiß. Doch am Ende muss auch er dran glauben.
Herbert Fux ist ein inhaftierter Mörder, dem man die Möglichkeit zur Flucht gibt, damit er den Revolverhelden aus dem Weg räumt, was ihm natürlich nicht gelingt.
Gunther Philipp kann hier endlich einmal sein komödiantisches Talent außen vor lassen und zeigen, dass er auch ernste Rollen spielen kann. Als Richter Smith ist er der Erste auf Vincents Todesliste.
Noch vor Drehbeginn wurde der Film angekündigt als: "Maledetto - Konzert für 2 Colts und Gitarre" Nach der Fertigstellung hieß er: "Il Nero - Solo für einen Gunman" Der Verleih titelte ihn um in: "Il Nero - der Töter" Da es bereits einen Italowestern mit dem Titel "El Rocho - der Töter" gab, kam er als "Il Nero - Hass war sein Gebet" in die Kinos.
Dass sowohl Vincent als auch Il Nero während der gesamten Laufzeit kein Wort sprechen, ist längst nicht das einzig bemerkenswerte an dem Film, der als einer der ungewöhnlichsten Italowestern jener Jahre gilt. Die Film-Echo-Note 4,0 besagt allerdings, dass sich das deutsche Kinopublikum nicht sonderlich interessiert zeigte. Später erschien er auf VHS (Toppic) und landete 1987 auf dem Index. Erst 2011 wurde die Indizierung aufgehoben.
SARTANA - BETE UM DEINEN TOD (SE INCONTRI SARTANA PREGA PER LA TUA MORTE)
Italien/Deutschland (1968) - Regie: Gianfranco Parolini - Prod.: Aldo Addobbati - FSK 18 - Verleih: Nora/Cinerama Deutsche Erstaufführung: 20.6.1969 (Italien: 14.8.1968) CAST: Gianni Garko, William Berger, Sydney Chaplin, Fernando Sancho, Gianni Rizzo, Sabine Sun
Deutscher Produzent: Parnass-Film, München (Theo Maria Werner) Deutsche Darsteller: Klaus Kinski, Heidi Fischer Theo Maria Werner war als Drehbuchautor beteiligt.
STORY: Zwei geldgierige Bankiers, die eine Ladung Gold beiseite geschafft haben, planen zusätzlich einen Versicherungsbetrug. Dazu inszenieren sie einen Überfall auf die Postkutsche, in der das Gold angeblich transportiert wird. Die Banditen, die sie dafür angeworben haben, lassen sie von eigens dafür bestellten Profikillern umlegen. Doch dann taucht Sartana auf und die Karten werden neu gemischt.
KRITIK:"Ein Italowestern, in dem sich die Gauner gegenseitig um Leben und Beute bringen. Das Motiv des von einem kugelsicheren Metallstreifen im Hut geschützten Sartana bleibt bis zum Schluß unklar. Gianni Garko verkörpert ihn mit unerbittlich kalten Augen. Särge en masse, mal mit Toten, mal mit Steinen oder Goldsäcken gefüllt, sind die makabren Requisiten. Messer zischen, Kugeln pfeifen und wenn es gar nicht anders geht, schießen sich die Banditen mit Maschinengewehr-Salven zusammen. Sehr viel Spannung und grausame Gags, aber zu viele Leichen, Sadismus und dazu noch ein unbefriedigender Schluß." (Film-Echo)
Klaus Kinski als Killer "Morgan", der sich nach drei kurzen Auftritten schon am Ende des ersten Filmdrittels verabschiedet, da er den Versuch, Sartana aus dem Weg zu räumen, nicht überlebt.
Heidi Fischer spielt als Bankiersgattin Evelyn die weibliche Hauptrolle. Sie ist ebenso hinter dem Gold her, wie ihr Mann, den sie nicht nur betrügt, sondern letztendlich sogar erschießt. Aber auch sie kommt nicht mit dem Leben davon.
Bereits 1966 verkörperte Gianni Garko einen psychopathischen Banditen namens "Sartana". Der Name wurde übernommen, doch die Rolle, die er hier spielt, ist völlig anders angelegt. Ulrich P. Bruckner bezeichnet sie als "eine Mixtur aus Sherlock Holmes und James Bond im Wilden Westen." Es entstanden noch drei weitere Sartana-Filme mit Garko in der Titelrolle, jedoch ohne deutsche Beteiligung. Da sie vor allem in Italien und Spanien mit beachtlichem Erfolg liefen, wurde der Name "Sartana" - wie es zuvor schon bei "Django" üblich war - auch von anderen Filmemachern und Produzenten verwendet.
Der deutsche Kino-Einsatz des Films stand unter keinem guten Stern. In seiner Ausgabe vom 6.9.1969 meldete das Fachblatt Film-Echo: "Der Nora-Filmverleih ist am Ende." Bereits Tage vorher hatte die Firma Konkurs anmelden müssen. "Sartana - Bete um deinen Tod" wurde zwar anschließend vom Cinerama-Verleih übernommen und konnte somit weiter ausgewertet werden, doch eine Verleih-Pleite wirkt sich immer negativ auf die Filme aus, die sich zu diesem Zeitpunkt im Einsatz befinden. Vielleicht trugen die Umstände in diesem Fall zu der Film-Echo-Note 4,2 (20 Meldungen) bei, die auf ein eher mittelprächtiges Geschäft schließen lässt.