Ich habe mal ein bißchen die Kinobesucherzahlen der Wallace-Filme durchstöbert (Quelle: wikipedia.de).
Die erfolgreichsten Filme anhand der Kinobesucherzahlen waren danach:
Platz 1: Das Gasthaus an der Themse (3,6 Mio Besucher) Platz 2: Das Geheimnis der gelben Narzissen (3,5 Mio Besucher) Platz 3: Die toten Augen von London (3,4 Mio Besucher)
Vor allem in den ersten Jahren ab 1960 zogen die Filme (nur Rialto-Filme betrachtet) im Schnitt noch über 2,5 Mio Zuschauer je Film an. 1964 ging es rapide bergab. "Der Bucklige von Soho" war im übrigen der letzte Wallace-Film, der über 2 Mio Zuschauer in die Kinos lockte.
Als Flops (verglichen mit anderen Wallace-Filmen der Zeit bzw. des Jahres) dürften demnach - Das Rätsel der roten Orchidee (nur 1,5 Mio Besucher) - Die Gruft mit dem Rätselschloss (nur 1,3 Mio Besucher) - Das Geheimnis der weißen Nonne (nur 1,6 Mio Besucher) (Film hatte hohe Produktionskosten) - Der Hund von Blackwood-Castle (nur 1,2 Mio Besucher) - Das Gesicht im Dunkeln (gerade einmal 0,6 Mio Besucher) gewertet werden.
Laut Joachim dürfte auch "Neues vom Hexer" als Flop gewertet worden sein, zumal Heinz Drache im nächsten Film (Der Bucklige von Soho) dann ja wohl doch nicht mehr als Inspektor vorgesehen war. Ebenso wurde ja auch der dritte Hexer-Film nicht realisiert.
Wusstet ihr übrigens, dass "Der Rächer" (2,5 Mio) mehr als doppelt (!) so viele Besucher wie "Der Hund von Blackwood Castle" hatte? Und auch "Der Fluch der gelben Schlange" zog mit 2,0 Mio Zuschauern mehr Kinobesucher an, als z.B. "Das indische Tuch" (1,9 Mio).
Vor allem interessant ist, dass "DER HUND VON BLACKWOOD CASTLE", der in meinen Augen der beste Farbfilm ist, sowenig Besucherzahlen hatte. An der Qualität kann es wohl nicht liegen. Welche anderen Faktoren könnten dafür verantwortlich sein? Wetter? TV-Ereignisse? Schlechte Werbung?
Ich liebe derlei Auswertungen , vielen Dank dafür !
Interessant, neu und verwunderlich für mich ist vor allen Dingen, dass gerade 1964 (trotz "Hexer" und auch nur einer bis dato eher durchschnittlichen Schlagzahl von 3 Filmen) so ein vergleichsweise schwaches Jahr war und dass dieses Niveau doch zumindest annähernd bis einschließlich 1968 gewahrt bzw. in den Jahren 1965 und 1966 sogar übertroffen werden konnte. Und 1967 kommt als einziges Folgejahr mit der gleichen Filmschlagzahl immerhin so gut wie gleichauf mit 1964.
Dies hätte ich gefühlsmäßig nie gedacht. Mag sein, dass die Farbumstellung anfangs doch noch einen stärkeren Reiz auf das Publikum ausübte, als man heute vielleicht denkt.
Sehr schräg auch, dass das m. E. beste "Farbjahr" 1968 dann ausgerechnet wieder leicht schwächelt. Aber gut, da gabs ja auch neben den Highlights noch das absolute Lowlight namens "Gorilla"! Und der Jubiläumswallace "Hund von Blackwood Castle" ist wohl aus mir ebenfalls unerfindlichen Gründen tatsächlich einfach nicht so angenommen worden. Vielleicht doch wegen des Holmes-Plagiatsverdächtigen Titels? Das Ende der Reihe scheint in den Jahren 1968 ff. jedenfalls doch abrupter und unerwarteter gewesen zu sein, als man es heute retrospektiv sich selbst so gerne ausmalt.
Die abnehmenden Besucherzahlen hängen auch mit der allgemeinen Kinokrise in den 60er Jahren zusammen.
Gab es 1960 noch über 600 Mio Kinobesucher pro Jahr, waren es 1964 nur noch 320 Mio. Unter diesem Aspekt waren z. B. die beiden Wallace-Filme "Der rote Kreis" (Start am 2.3.1960) 1,9 Mio. Besucher "Der grüne Bogenschütze" (Start am 3.2.61) 1,7 Mio. Besucher
Wahrscheinlich werde ich die Auswertung noch mal den Hauptdarstellern gegenüber stellen.
Trotz dessen, dass ich persönlich ja Drache-Fan bin, muss man sagen, dass die Fuchsberger-Filme tendentiell erfolgreicher waren. So hatten "Das Gasthaus an der Themse", "Die toten Augen von London" und "Das Geheimnis der gelben Narzissen" ohnehin die meisten Kinobesucher (alle mit Fuchsberger). Auch auf Platz 4 und 5 ist Fuchsberger mit "Der Fosch mit der Maske" und "Die Bande des Schreckens" (beide 3,2 Mio Kinobesucher) vertreten.
Heinz Drache taucht leider häufiger in der "Flop-Liste" auf. So gehören dazu "Das indische Tuch" (1,9 Mio), Neues vom Hexer (1,8 Mio), Der Hund von Blackwood Castle (mit 1,2 Mio kräftiger Flop!) und "Das Rätsel des silbernen Dreiecks" (1 Mio). Recht erfolgreich waren lediglich Rächer, Tür, Zinker und Hexer).
Wenn ich die Werte im Verhältnis sehe, dürfte man übrigens mit "Die Tote aus der Themse" (1,4 Mio) eigentlich gar nicht so unzufrieden sein, denn man konnte immerhin 1971 noch mal ein letztes Mal seit 2 Jahren die 1,5-Mio-Marke knacken.
Ich selber liebe diese Art von Statistiken auch sehr. Man kann aber nicht die Zahlen von 1959/60 mit denen von 1967/68 gleichsetzen. Ende der 60er Jahre gab es erheblich weniger Kinos in Deutschland, insofern hatten es die Filme schwer, die Millionengrenze zu erreichen. (1961: mehr als 6600 Kinos, 1968: knapp über 4000)
Wenn "Der Hund von Blackwood Castle" 1968 "nur" 1,2 Mio. Besucher hatte, dann ist das in der Relation ein größerer oder zumindest gleichwertiger Erfolg wie ihn z.B. "Der rote Kreis" 1960 mit 1,9 Mio. hatte. Die Filme aus der 2. Hälfte der 60er Jahre kommern hier anhand der bloßen Zahlen schlechter weg.
Auch die FSK-Freigabe spielte eine Rolle. So war "Zimmer 13" erst ab 18 freigegeben. Andererseits liefen Filme mit einer 12er-Freigabe ("Der grüne Bogenschütze", "Das Rätsel der roten Orchidee") nach der Erstauswertung noch jahrelang in den damaligen Jugendvorstellungen.
Man müsste also auch wissen, ob die Wikipedia-Zahlen auf der Erstauswertung beruhen oder ob es sich um Gesamtzahlen incl. Wiederaufführungen handelt.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
27.07.2012 15:08
#8 RE: Statistik: Besucherzahlen Kino der Wallace-Filme
@ Giacco: Liegen dir Zahlen der gesamten Kinobesucherzahlen der Jahre 60-71 vor, wie du sie in #5 als Beispiele angeführt hast? Wenn man die einzelnen Besucherzahlen, die im übrigen Wikipedia aus dem Wallace-Lexikon übernommen hat, mit den Gesamtkinozuschauerzahlen der jeweiligen Jahre verrechnet, sollte man ein aussagekräftigeres Bild erhalten.
Wenn man die Jahre 1967 bis 1971 betrachtet hatten die Edgar Wallace Filme immer noch sehr sehr gute Kinobesucher Zahlen, wenn man sieht wie viele andere Filme noch auf dem Markt waren, waren die Besucher Zahlen in einer Spanne von ca. 800.000 bis 1,8 Millione Kino Zuschauer immer noch sehr gut.
Hier mal der Prozentuale Markt Anteil der Wallace Filme in den jeweiligen Jahren:
1967: 1,62% 2 Filme / Erfolgreichster Film: Der Mönch mit der Peitsche 1968: 2,62% 3 Filme / Erfolgreichster Film: Im Banne des Unheimlichen 1969: 1,28% 2 Filme / Erfolgreichster Film: Der Mann mit dem Glasauge (1970-)1971: 2,17% 3 Filme (Ohne Akasava) / Erfolgreichster Film: Die Tote aus der Themse
(Nach den Wikipedia Wallace Film Besucher Zahlen, und den Jahres Besucherzahlen der Filmstatistischen Taschenbüchern.)
Wenn man sieht was das für ein hoher Marktanteil ist, staunt man wirklich, dass die Reihe eingestellt wurde !
Zitat von Janek im Beitrag #10Wenn man sieht was das für ein hoher Marktanteil ist, staunt man wirklich, dass die Reihe eingestellt wurde !
Wenn der Markt an sich schrumpft, bringt auch ein hoher Marktanteil nicht mehr so viel. Geld kommt schließlich über die Kinobesucher herein, nicht über die Prozentpunkte.
Dank Giaccos spannender Informationen konnte ich einmal einen tieferen Blick auf die Wallace-Besucherzahlen werfen, der zu einem Bild geführt hat, das zwar erwartungsgemäß anders aussieht als die herkömmliche Interpretation der Zahlen, bei dem mich aber auch die Stärke des Sichtweisenwechsels überrascht hat. Ich möchte ihn euch nicht vorenthalten:
Der Kino- und der Besucherschwund in der BRD der 1960er Jahre ist ein in der Analyse der Wallace-Einspielergebnisse weitgehend unterschätzter Faktor. Ich habe versucht, ihn deutlich hervorzuheben, indem ich jeden Film mit den Zuschauerzahlen seines Premierenjahres verrechne. Die Formel sieht so aus:
Quote = Besucher (Film) / Besucher (Jahr) * 1000
Im Prinzip hätte man sich die Multiplikation mit 1000 sparen können, sie ergibt aber schön übersichtliche Zahlen, die für den erfolgreichsten Film bei knapp über 10, für den schwächsten bei knapp über 3 liegen. Zu einer noch anschaulicheren Bewertung hat mich die Vergabe von Schulnoten von 1 bis 6 gebracht, die ich entsprechend der erläuterten Quotenwerte verteilt habe.
Das Ergebnis ist eine Überraschung:
1. Der Frosch mit der Maske - Note 5 (Quote: 4,77) 2. Der rote Kreis - Note 6 (Quote: 3,14) 3. Die Bande des Schreckens - Note 5 (Quote: 5,29) 4. Der grüne Bogenschütze - Note 6 (Quote: 3,29) 5. Die toten Augen von London - Note 4 (Quote: 6,58) 6. Das Geheimnis der gelben Narzissen - Note 3 (Quote: 6,77) 7. Der Fälscher von London - Note 6 (Quote: 3,87) 8. Die seltsame Gräfin - Note 5 (Quote: 5,03) 9. Das Rätsel der roten Orchidee - Note 6 (Quote: 3,39) 10. Die Tür mit den 7 Schlössern - Note 3 (Quote: 7,23) 11. Das Gasthaus an der Themse - Note 2 (Quote: 8,13) 12. Der Zinker - Note 2 (Quote: 7,92) 13. Der schwarze Abt - Note 3 (Quote: 7,38) 14. Das indische Tuch - Note 5 (Quote: 5,19) 15. Zimmer 13 - Note 4 (Quote: 5,62) 16. Die Gruft mit dem Rätselschloss - Note 6 (Quote: 4,06) 17. Der Hexer - Note 2 (Quote: 8,11) 18. Das Verrätertor - Note 5 (Quote: 4,68) 19. Neues vom Hexer - Note 4 (Quote: 6,12) 20. Der unheimliche Mönch - Note 2 (Quote: 8,84) 21. Der Bucklige von Soho - Note 2 (Quote: 8,56) 22. Das Geheimnis der weißen Nonne - Note 4 (Quote: 6,22) 23. Die blaue Hand - Note 2 (Quote: 7,88) 24. Der Mönch mit der Peitsche - Note 2 (Quote: 8,35) 25. Der Hund von Blackwood Castle - Note 3 (Quote: 6,70) 26. Im Banne des Unheimlichen - Note 1 (Quote: 10,05) 27. Der Gorilla von Soho - Note 1 (Quote: 9,49) 28. Der Mann mit dem Glasauge - Note 1 (Quote: 9,29) 29. Das Gesicht im Dunkeln - Note 6 (Quote: 3,48) 30. Die Tote aus der Themse - Note 1 (Quote: 9,20) 31. Das Geheimnis der grünen Stecknadel - Note 3 (Quote: 7,34) 32. Das Rätsel des silbernen Halbmonds - Note 5 (Quote: 5,34)
Es zeigt sich, dass die Wallace-Filme als mäßige Erfolge starteten, die aufgrund der allgemein noch guten Zuschauerlage als Ansporn angesehen wurden, die Serie weiterzuverfolgen. Die allgemeine Trendlinie der Wallace-"Relativerfolge" zeigt aber nach oben. Das heißt: Erst in ihrer späteren Phase gewannen die Wallace-Filme im Vergleich zur starken Abschwächung der Kinozuschauer an Boden. In anderen Worten: Die Wallace-Filme verloren nicht so viele Zuschauer wie die deutschen Kinos im allgemeinen Durchschnitt. Vohrers Spätphase kann unter diesem Blickwinkel sogar als wahrer Segen interpretiert werden, der das Flaggschiff Wallace auf Erfolgskurs hielt. Dreimal hintereinander fuhr er die Bestnote ein:
Als die größten "Relativerfolge" der Reihe dürfen gelten:
Platz 1 - Quote 10,05: Im Banne des Unheimlichen Platz 2 - Quote 9,49: Der Gorilla von Soho Platz 3 - Quote 9,29: Der Mann mit dem Glasauge Platz 4 - Quote 9,20: Die Tote aus der Themse Platz 5 - Quote 8,84: Der unheimliche Mönch Platz 6 - Quote 8,56: Der Bucklige von Soho Platz 7 - Quote 8,35: Der Mönch mit der Peitsche Platz 8 - Quote 8,13: Das Gasthaus an der Themse Platz 9 - Quote 8,11: Der Hexer Platz 10 - Quote 7,92: Der Zinker
Am schlechtesten schneiden nach dieser Rechenmethode ab:
Platz 23 - Quote 5,19: Das indische Tuch Platz 24 - Quote 5,03: Die seltsame Gräfin Platz 25 - Quote 4,77: Der Frosch mit der Maske Platz 26 - Quote 4,68: Das Verrätertor Platz 27 - Quote 4,06: Die Gruft mit dem Rätselschloss Platz 28 - Quote 3,87: Der Fälscher von London Platz 29 - Quote 3,48: Das Gesicht im Dunkeln Platz 30 - Quote 3,39: Das Rätsel der roten Orchidee Platz 31 - Quote 3,29: Der grüne Bogenschütze Platz 32 - Quote 3,14: Der rote Kreis
Wir alle wissen, dass man mit Statistik alles beweisen kann, was man möchte. Wo also ist der Haken bei einer Verrechnung von Film- und Jahresbesucherzahlen? Wie bereits herausgestrichen, sind Quoten zwar gute Hinweise auf Stimmungen und Tendenzen, die absoluten Zahlen der Zuschauer bestimmen im Endeffekt aber die Kasse, die ein Film macht. Die Verrechnung dagegen redet die Erfolge der frühen Filme klein, während sie schwächelnde Einspielergebnisse der späten Filme gehörig aufhübscht. Andererseits wird sie dadurch nicht vollends ungültig, denn man kann sich sicher sein, dass die Produktionsfirma Rialto / der Verleih Constantin sich dem Wandel in der Kinolandschaft über die Jahre hinweg nicht verschlossen und sich ihm dahingehend entsprechend angepasst hat, man also 1968 auch mit niedrigeren absoluten Werten ebenso zufrieden war wie anno 59.
Ich wúndere mich, woher plötzlich die ganzen Zuschauerzahlen her kommen. Laut Aussage von Joachim Kramp - und der hätte es eigentlich am besten wissen müssen, sind, vor allem bei den älteren Filmen, die Zuschauerzahlen gar nicht exakt ermittelt worden.
Interessante Auswertung. Ich persönlich finde ja Statistiken und Quoten immer sehr spannend. Wie die Ergebnisse zu bewerten sind, wird ja in Gubanovs abschließenden Kommentar klargestellt.