Amazon kündigt die nächste Edgar-Wallace-DVD-Veröffentlichung aus dem Hause Savoy / Intergroove (Der Würger von London) an. Erscheinen wird am 29. Juni dieses Jahres der Film "Das mysteriöse Schiff". Es darf getrost davon ausgegangen werden, dass es sich um eine deutsche Auswertung des 1934er-US-Krimis "Mystery Liner" handelt, der wiederum eine Aufarbeitung der Wallace-Geschichte "The Ghost of John Holling" darstellt. In den USA war "Mystery Liner" gemeinsam mit "The Dark Eyes of London" von der Roan Archival Group veröffentlicht worden (diese DVD ist inzwischen out of print). Die IMDB verzeichnet bisher keine deutsche Synchronisation zu "Mystery Liner", sodass es sich hierbei offenbar um eine Direct-to-DVD-Vermarktung handelt.
Ein Cover gibt es noch nicht und weitere Ausstattungsdetails werden sicher auch in der Zeit bis Juni bekannt gegeben werden. Der aktuelle Preis für die DVD liegt bei 8,99 Euro.
Nur das MYSTERY LINER ein recht schnarchiger Film ist, während die vorrangegengene Produktion recht prominent unter den Wallace-Frühverfilmungen ist. Ambitioniertes Projekt von Savoy! Wäre interessant mehr über die Beweggründe bzw. dt. Fassung zu erfahren. Vll. gibt das doch noch einen Kaufanreiz. Die US-Fassung von MYSTERY LINER besitze ich nämlich bereits.
Mir ist diese Produktion schon des öfteren beim Lesen in Joachim Kramps "Edgar Wallace Lexikon" aufgefallen. Da ich mich ohnehin sehr für Spielfilme, deren Handlung an Bord eines Schiffes stattfindet, interessiere, wäre es eine Freude, den Film kennenzulernen.
Inhalt: Während seiner Fahrt gerät ein Passagierschiff in dichten Nebel. Zugleich ereignen sich auf dem Schiff mysteriöse Vorgänge. In der Gestalt eines ehemaligen Kapitäns geht ein Geist um und mordet. Ein Verbrechen nach dem anderen geschieht, ehe der unheimliche Täter überführt werden kann. (Zitat aus dem oben genannten Buch)
Eine deutsche Synchronisation wäre jedenfalls wünschenswert.
Das ist ja spannend! Ob da noch mehr kommt? Abseits der Rialto-Serie gibt es ja noch eine ganze Menge Filme, die bisher nicht auf DVD erhältlich sind. Und wenn dann sogar Synchronfassungen erstellt werden...
Gubanov
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21.05.2012 19:54
#5 RE: Der nächste Wallace von Savoy / Intergroove: "Das mysteriöse Schiff"
Einige Expertenstimmen meinten, der Transfer auf der "Würger"-DVD sei besser als bei den Billig-Releases in den USA. Daher äußerte ich meine Vermutung, dass die Savoy-DVD auf der amerikanischen Roan-Veröffentlichung basieren könnte. Das wird nun durch "Mystery Liner" unterstrichen. Wenn die Annahme tatsächlich stimmt, könnte außerdem noch eine VÖ von "The Door with Seven Locks" (1940) folgen.
"Case of the Frightened Lady" a.k.a. "Der Schrecken von Marks Priory" wäre wirklich grandios, zumal hier die alte Kinosynchro aus den 40ern(!) erhalten ist und restauriert vorliegt. Daumen drücken!
Aber auch "Door with the Seven Locks" wäre als Deutschlandpremiere hochinteressant.
Gubanov
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18.06.2012 15:57
#9 RE: Der nächste Wallace von Savoy / Intergroove: "Das mysteriöse Schiff"
Danke für die Verlinkung. Bei Christoph kann man sich über die Verlässlichkeit sicher sein. Die Frage ist nur, ob sich Savoy im Falle einer Veröffentlichung die Mühe macht, die Synchro aus dem Murnau-Archiv zu heben.
Ein paar kleine formale Anmerkungen, da mir die DVD nun vorliegt: Das Bild sieht gut ansehbar aus - für einen kleinen B- oder C-Film von 1934 ist ein gutes Resultat erzielt worden. An einer gewissen Grundunschärfe und ein paar Artefakten sollte man sich wohl nicht unbedingt stören. Es ist der englische O-Ton vorhanden sowie zwei deutsche Tonspuren ("Original" und "Remastered"). Bei diesen Bezeichnungen hatte ich zunächst kurz gedacht, es gäbe vielleicht doch eine alte Kinosynchro o.ä., aber auch die unter "Original" abgelegte Tonspur ist ohrenscheinlich neueren Datums. Trotzdem macht eine Verwendung zweier Tonspuren und der entsprechenden Begriffe stutzig, ob es sich wirklich um eine Direct-to-DVD-Vertonung handeln sollte ... Die DVD ist FSK-12, nicht FSK-16 wie auf allen Netzvorschaubildern angekündigt. Großen Bonus wie beim "Würger" gibt es diesmal leider nicht. Die übliche Trailershow zu anderen Savoy-DVDs ist die einzige Beigabe (abgesehen vom löblichen Wendecover). Für 7,99 Euro aber es anständiges Paket und trotz nur ersten oberflächlichen Betrachtungen schonmal zu empfehlen. Im Detail später mehr.
BEWERTET: "Das mysteriöse Schiff" (Mystery Liner) (USA 1934) mit: Noah Beery, Astrid Allwyn, Edwin Maxwell, Gustav von Seyffertitz, Cornelius Keefe, Boothe Howard, Ralph Lewis, Zeffie Tilbury, Howard C. Hickman, Jerry Stewart, Olaf Hytten, George Cleveland u.a. | Drehbuch: Wellyn Totman nach der Kurzgeschichte 'The Ghost of John Holling' von Edgar Wallace | Regie: William Nigh
Das Passagierschiff unter der Führung von Kapitän Holling soll in Hinblick auf Kriegszwecke für ein neuentwickeltes Fernsteuerungssystem getestet werden. So soll die Erfindung von Professor Grimson es ermöglichen, dass ein Schiff von Land aus gesteuert werden kann, ohne Mitwirken einer Besatzung und bei absoluter Verdunkelung. Bevor es zur ersten Testfahrt kommt, erleidet Kapitän Holling einen Nervenzusammenbruch und wird durch Kapitän Downey ersetzt. Bald geschieht Merkwürdiges an Bord: Professor Grimson wird mit einem Strick gewürgt und ein Stewart schwört, den früheren Kapitän gesehen zu haben. Dann geschieht ein weiterer Mord....
Der Kapitän als Symbol für Zuverlässigkeit, Stabilität und Verantwortung verlässt - zwar unfreiwillig - gleich zu Beginn sein Schiff und übergibt es in die Hände einer uneinigen Besatzung, die Zeuge der eigenen Entmachtung werden soll. Der technische Fortschritt, der wie ein böser Geist aus der Flasche tritt, erweist sich als ebenso unheimlich, wie die Anwesenheit eines blinden Passagiers, bei dem es sich um den verwirrten Capt. Holling handeln soll. Animositäten unter den Mitgliedern der Mannschaft, bei denen es um Machtdemonstration, Kompetenzstreitigkeiten und private Eifersucht geht, erschweren die Ermittlungen des wenig vertrauenswürdigen Major Pope. Erinnert die Atmosphäre ohnehin teilweise an die Sherlock-Holmes-Filme mit Basil Rathbone, so sorgt der zigarrenschmauchende untersetzte Mann zusätzlich für Misstrauen. Sinister erscheint auch der hagere Herr von Kessling. Der Wiener Gustav von Seyffertitz spielte zwölf Jahre zuvor in der John-Barrymore-Fassung von "Sherlock Holmes" den teuflischen Professor Moriarty. Kurios auch sein weiblicher "Gegenpart" in Gestalt der trinklustigen Großmutter, die den Männern nachstellt, dass es Freude und Grausen zugleich ist. Die Gelegenheit, sich ihrer im dichten Nebel zu entledigen, wurde allerdings verpasst. Die weibliche Hauptdarstellerin Astrid Allwyn schlägt sich wacker innerhalb der Männerriege und sorgt für den einen oder anderen Suspense. Das Zischen und Summen der Elektromotoren, die der unheilbringenden Erfindung ein atmosphärisches Eigenleben verleihen, liefern die nötigen Spannungsmomente, die bei den Mordanschlägen leider verschenkt wurden. Trotz der kurzen Laufzeit (60 Minuten) kommt es zu kleinen Durchhängern, wenn z.B. Granny Plimpton mit ihren beiden "Opfern" in der Bar sitzt. Am Ende findet der Film relativ rasch zu einem für alle Beteiligten guten Abschluss, nachdem der Schurke abgeführt wird. Das Fehlen eines echten Dampfers zeigt sich vor allem in den Panoramaaufnahmen des Schiffes, die gruselig dilettantisch wirken. Für ein B-Picture sind die Interieurs jedoch recht ordentlich.
Ansprechende Unterhaltung für die Zeit nach 23 Uhr, wenn die Nebel heraufziehen und man Freude an gepflegtem Grusel hat. 4 von 5 Punkten