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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 2.944 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
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Jan Offline




Beiträge: 1.753

15.01.2021 22:54
#16 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

...und heute folgt sogleich der zweite Kressin im direkten Anschluss:

Tatort: Kressin und der Laster nach Lüttich
TV-Kriminalfilm BRD 1971 • mit Sieghardt Rupp, Katrin Schaake, Werner Schumacher, Friedrich Schütter, Manfred Seipold, Hermann Lenschau, Heinz Meier, Horst Hesslein und als Sievers: Ivan Desny • Musik: Klaus Doldinger • Drehbuch: Wolfgang Menge • Kamera: Jan Kalis • Schnitt: Lothar Kirchem • Produktion: Gunther Witte
Regie: Tom Toelle
Eine Produktion des WDR


Ein Laster passiert die innerdeutsche Grenze. Seine Ladung: Leinölfirnis. Sicher verplombt und per TIR-Abkommen zum Transit durch die Bundesrepublik bestimmt, nimmt der Laster zielgerichtet fahrt in Richtung Lehrte bei Hannover auf, direkt in die Firma des dubiosen Herrn Strauss. Dort angekommen, wird die Plombe entfernt und die Ladung entnommen. In Wahrheit handelt es sich bei den geladenen Fässern um reinen Alkohol aus Ungarn, eingeschmuggelt zum Umgehen der Zollabgaben als Leinölfirnis. Der verdeckte Zollfahnder Vondraschek beobachtet die Schmuggelei. Tags darauf wird er überfahren auf einer Landstraße entdeckt. Kommissar Lutz und Kressin nehmen die Ermittlungen auf, die den Zollfahnder, der die Bande als Lockvogel herausfordert, bis nach Lüttich bringen. In Lüttich trifft Kressin auf einen alten Bekannten...

Der zweite Kressin, unmittelbar nach dem ersten Teil gedreht, knüpft inhaltlich direkt an "Kressin und der tote Mann im Fleet" an, indem Kressin gleich zu Beginn seinem Widersacher von der Elbe dicht auf den Fersen ist, diesen aber ziehen lassen muss. Der glückliche Zufall will es, dass "Kressi" auch dieses Mal adrette weibliche Unterstützung findet - bzw. diese mit vorsätzlich abgeschmackter Anmache auf dem Bahnhof aufreißt. Fuhr Autor Wolfgang Menge im ersten Teil noch die beiden extravaganten "Fräuleins" auf, so muss sich Kressin im zweiten Fall mit nur einer Dame begnügen, die, gerade im Vergleich zu den beiden Vorgängerinnen, zwangsläufig nur verlieren kann. Dargestellt von Katrin Schaake, fällt der weibliche Part im "Laster nach Lüttich" deutlich bürgerlicher aus, wenngleich ihr Wolfgang Menge eine Reihe gewitzter Dialoge schrieb.

Regisseur Tom Toelle, der kurz zuvor in Zusammenarbeit mit Wolfgang Menge mit dem Fernsehfilm "Das Millionenspiel" einen TV-Eklat ausgelöst hatte, inszenierte den zweiten Kressin mit deutlich sichtbarem Fokus auf Action. So verwendete er (für die damalige Zeit durchaus gelungene) Rückprojektionen und inszenierte wohl eine der ersten Lkw-Verfolgungsjagden des deutschen Fernsehens, bei der dem Automobilenthusiasten von heute aufgrund zweier geschrotteter Mercedes L 3500 vermutlich die Tränen in die Augen steigen. Aller Ehren wert ist erneut der auch körperliche Einsatz Sieghardt Rupps: Die zahlreichen Prügelszenen sind erneut professionell und ausgefeilt, wenngleich streckenweise etwas overdone. Es war zudem Rupp selbst, der den titelgebenden schweren Mercedes-Frontlenker pilotierte. Klar gedoubelt wurde nur Manfred Seipold, der den an sich etwas unauffällig geratenen Vondraschek spielt.

Die Handlung rings um den Alkoholschmuggel verläuft im zweiten Kressin zwar nach exakt identischer Dramaturgie, jedoch etwas mehr im Hintergrund als noch im ersten Fall. So ganz besonders viel ist an der recht einfach aufgebauten Geschichte auch nicht zu holen. Die Handlung dient über weite Strecken als temporeiches Betätigungsfeld für Hauptdarsteller Sieghardt Rupp, der Kressin hier unter Tom Toelles Regie noch mehr als echten Arche-Typen zeigen darf als es ohnehin schon bei Peter Beauvais der Fall war. Kressin der Frauenschwarm, Kressin der Schrecken des Zollrates, Kressin der ewige Widersache des galanten Sievers - selbst dann noch, wenn Sievers im vorliegenden Fall keinen einzigen Redebeitrag zu leisten hat. All das spannt den Rahmen dieses "Tatortes", der von Sieghardt Rupp noch ein Stück weit mehr im Alleingang getragen wird als im Erstling. Zweifelsohne ist es auch dieses echte Helden-Feeling, das den mit 79 Minuten vergleichsweise kurz ausgefallenen "Tatort" ausmacht.

Nicht unerwähnt darf bleiben, dass "Kressin und der Laster nach Lüttich" gerade für Automobil-Enthusiasten eine wahre Pracht darstellt. Die überwiegende Anzahl der Einstellungen filmte Toelle außen, auf Autobahnen und Straßen rings um Aachen. Dabei sind neben den genannten Mercedes-Lkws naturgemäß auch allerhand sonstige Verkehrsteilnehmer unterwegs. Das alles gibt, überdies ergänzt durch die Aufnahmen im Bahnhof, einen wunderbar nostalgischen Eindruck des Deutschlands der frühen 1970er Jahren. Nebenbei bemerkt brachte vor allem Darsteller Gernot Duda in der Rolle eines von Strauss' Lkw-Fahrern bereits einige Vorkenntnisse im relevanten Metier mit: Duda war einer der Hauptdarsteller in der zwischen 1963 und 1967 gedrehten TV-Serie "Fernfahrer", dort natürlich ebenfalls als Lkw-Fahrer.

Kressin bewahrt sich seinen Schwung und legt in gewisser Weise noch ein paar Schippen drauf, um sich - und nur sich - zum Dreh- und Angelpunkt des Geschehens machen zu können. Die Story gerät etwas in den Hintergrund, die Originalität und die leise bis mittellaute Ironie des ersten Teils kann "Der Laster nach Lüttich" nicht ganz einlösen. Dennoch sind 4 von 5 Punkte für diesen sehenswerten und kurzweiligen Ausflug in die Welt des Lkw-Verkehrs allemal gerechtfertigt.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

16.01.2021 16:02
#17 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Von mir aus kann der WDR ruhig weiter Kressin-Tatorte zeigen, zumal diese - für mich unverständlich - noch nicht in einer Box auf DVD erschienen sind. Die nächsten Wochen kommt aber ja erstmal "Babylon Berlin" auf dem Sendeplatz...

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

16.01.2021 17:25
#18 RE: Die 1970er-"Tatort"-Kommissare: Kressin (Sieghardt Rupp) Zitat · Antworten

Alte "Tatorte" aus den 70 ern ( und auch der 80 er ) sind immer sehr gerne bei mir gesehen!!!.

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