"Echt" ist die deutsche Fassung sicherlich nicht. M.E. hat man die deutsche Fassung - wie du auch schon vermutest - aus der internationalen Fassung nachgebastelt und die nur in der deutschen Fassung enthaltenen Szenen aus einer anderen Quelle integriert.
Auf nachgebastelte deutsche Kinofassungen stehe ich gar nicht und genauso wenig auf Integral, bzw. Kombifassungen. Die paar nackten Möpse sind mir auch nicht wichtig, deswegen bevorzuge ich die einzig wahre Fassung auf der CineClub Doppel DVD und das ist die englische Version, die meiner Meinung nach der einzige korrekte Cut ist und wesentlich stimmiger wirkt als die beiden anderen Bastelfassungen.
Zumal in dem Link über die Schnitte nicht der deutsche, sondern der englische Vorspann zu sehen ist. Der deutsche sah so aus wie unten (siehe Screenshots). Den Film finde ich gar nicht so schlecht, der bescheuerte Titel allerdings rückt ihn in die Nähe eines billigen Schmuddelfilmchens, das er wahrlich nicht ist. Ein guter Whodunit!
Darsteller: George Nader, Vincent Price, Martha Hyer, Ann Smyrner, Wolfgang Kieling, Maria Rohm, Herbert Fux u.a.
Hinter der Fassade eines Varietés im Tanger befindet sich ein Umschlagplatz für Mädchenhandel. Im "Haus der tausend Freuden" stößt ein junger Mann auf seine verschwundene Braut. Als der junge Mann zu Tode kommt, geht ein befreundetes Ehepaar (Nader und Smyrner), welches ihn zur Unterstützung auf seiner Suche begleitet hatte, der Sache nach. Werden sie die Braut des Freundes finden? Und wer ist der ominöse "Herz-König", der Drahtzieher des Mädchenhändlerrings?
Ein internationaler Mädchenhändlerring samt ominösem "Hintermann", das klingt doch schwer nach Wallace der Mittsechziger. Doch es scheinen nicht nur die Wallace-Filme gewesen zu sein, an deren Erfolg sich der gewiefte Produzent Harry Alan Towers einmal mehr dranhängen wollte. Auch die Abenteuerfilme von Wolf C. Hartwig bzw. eigene Produktionen á la "Die Verdammten der blauen Berge" dürften hier Pate gestanden haben.
Trumpf dieser deutsch-spanischen Co-Produktion ist sicherlich die Besetzung. Obschon er wenig Raum zur Entfaltung bekommt, macht George Nader seine Sache routiniert. Gleiches lässt sich über Vincent Price sagen, der wie einige andere Kollegen nach mehreren Noir-Perlen ("Laura", "Todsünde") Mitte der 1960er im Euro-Trash angekommen war. Wolfgang Kieling ist eigentlich zu gut für diese Produktion, welche er mit seiner kaum relevanten Rolle des Inspektors dennoch problemlos aufwertet. Ann Smyrner fällt zumindest nicht negativ auf, an dem Part von Herbert Fux stört vor allem die Synchronisation. Ansonsten hat seine Figur zumindest eine nette Anspieleung gegenüber George Nader parat ("Sie sehen aus wie Jerry Cotton").
Inhaltlich und inszenatorisch gibt der Film aber leider wenig bis gar nichts her, weswegen es sich bei der Ankündigung des DVD-Rückcovers, es handele sich um einen "Film-Meilenstein", doch um eine sehr euphemistische Umschreibung handeln dürfte. Nach dem Mord plätschert der Film weitgehend ohne Höhepunkte vor sich hin, mangels großer Auswahl startet der "Whodunit" auch nie richtig durch, wobei die Auflösung zumindest all diejenigen überrascht, die ihre Aufmerksamkeit dem Niveau des Films angepasst haben. Die Stärke sonstiger Abenteuer- und Exotikkrimis, das Einfangen schöner Landschaftsbilder, wurde sich ebenfalls nur bedingt zunutze gemacht. Immerhin geht es entgegen dem "verheißungsvollen" Titel dem Entstehungsjahr gemäß weitgehend "züchtig" zu, das Erotik-Niveau entspricht in etwa dem des "Buckligen von Soho", womit wohl alles gesagt sein dürfte.
Der Film ist von Dynasty/Fernsehjuwelen/Intergroove in der Reihe "Eurocult Klassiker" erschienen. Die DVD enthält zwei Filmfassungen, eine Bildergalerie, Trailer sowie ein Wendecover. Die Bildqualität geht in Ordnung. Mitunter sieht man, dass Einstellungen von einem anderen Ausgangsmaterial eingefügt wurden.
Ein Film, der weit weniger Freude bereitet, als es der Titel verspricht. Für Freunde des "Buckligen von Soho" bedingt zu empfehlen. 2,5 von 5 Punkten.
Gubanov
(
gelöscht
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12.10.2017 18:15
#22 RE: Bewertet: "Das Haus der tausend Freuden" (BRD / E 1967)