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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 1.134 mal aufgerufen
 Giallo Forum
Blap Offline




Beiträge: 1.128

07.03.2010 22:59
Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970) Zitat · Antworten

The forbidden Photos of a Lady above Suspicion (Italien, Spanien 1970, Originaltitel: Le foto proibite di una signora per bene)

Minou (Dagmar Lassander) fühlt sich von ihrem Gatten Peter (Pier Paolo Capponi) ein wenig vernachlässigt. Um den Geschäftsmann eifersüchtig zu machen, geht sie am Abend allein aus dem Haus. Ein unbekannter Fiesling (Simón Andreu) fällt die junge Frau an, glücklicherweise artet der Angriff nicht zu einer Vergewaltigung aus, Minou kommt mit einem Schock davon. Eine Sache geht ihr aber nicht mehr aus dem Kopf, fast nebenläufig erwähnte der Angreifer, dass Minous Ehemann ein Mörder sei. Der Bursche meldet sich erneut bei der verstörten Frau, ein Tonband belastet Peter tatsächlich mit allem Nachdruck. Minou sucht den Erpresser in dessen Wohnung auf, doch er will kein Geld von ihr, er will Sex mit der schönen Frau, sie erniedrigen, Macht über sie ausüben. Um ihren Angetrauten zu schützen, lässt sich die mehr und mehr verzweifelnde Minou auf ein schmutziges Spiel ein. Immerhin gibt ihr Dominique (Nieves Navarro) Rückhalt, sie ist die beste Freundin der verängstigten Frau. Allerdings scheint es zwischen Peter und Dominique eine seltsame Spannung zu geben. Minou beunruhigt dies zusätzlich, denn ihre Freundin ist sexuellen Abenteuern gegenüber stets aufgeschlossen. Der Erpresser wird immer penetranter, Minou erleidet einen Zusammenbruch. Welche Absicht verfolgt der Perversling? Wird die hilflose Frau sogar von ihrem Ehemann und ihrer besten Freundin hintergangen...???

Mit "Le foto proibite di una signora per bene" lieferte Luciano Ercoli 1970 seine erste Regiearbeit ab, mit der er gleich einen sehr schönen Giallo präsentierte. Diesem Film folgten zwei weitere Beiträge zum Genre: "Death Walks on High Heels" (La morte cammina con i tacchi alti, 1971) und "Death walks at Midnight" (La morte accarezza a mezzanotte, 1972), in denen seine Lebensgefährtin Nieves Navarro erneut mitwirkte. Nach vier weiteren Filmen verschwand der gute Mann 1977 von der Bildfläche, sehr schade. Zunächst ein paar Worte zu Besetzung von "Forbidden Photos". In diesem Film sind Dagmar Lassander und Nieves Navarro aka Susan Scott ganz klar die Stars, die Herren der Schöpfung stehen eindeutig im Schatten der beiden Schönheiten. Frau Lassander sieht hier wirklich umwerfend aus, sexy und doch ein wenig naiv, sofort wird der Beschützerinstinkt geweckt. Nieves Navarro kommt provokant, ja nahezu abgründig daher, gibt Rätsel auf und fasziniert. Pier Paolo Capponi und Simón Andreu sind sich vom Typ her recht ähnlich, was letztlich durchaus Sinn ergibt, aber ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Dass die Burschen vielleicht recht wenig Kontur besitzen, ist in diesem Fall absolut passend und dem Gesamteindruck IMHO sehr zuträglich. Ercolis Film ist ein Giallo der sich nicht ausufernd in Sex, Sleaze und Gewalt ergeht. Natürlich gibt es immer wieder entsprechende Szenen, die aber zu keiner Zeit besonders wüst werden. Solche "Schauwerte" hat das Werk auch überhaupt nicht nötig, denn die tollen Leistungen der Damen -sowie die "passenden" Auftritte der übrigen Figuren- halten den Zuschauer locker bei der Stange. Die Atmosphäre wird durch die stilvollen Kulissen verstärkt, der Score von Ennio Morricone setzt ein weiteres Ausrufezeichen. Die Titelmelodie gefällt mir prächtig, eine der besten Kompositionen des Meisters. Die sehr schöne Kameraarbeit soll an dieser Stelle ebenfalls nicht vergessen werden.

In Deutschland wurde der Film unter: "Frauen bis zum Wahnsinn gequält" veröffentlicht. Dieser reisserische Titel führt zu eher abwegigen Assoziationen, scheint mir besser für einen wilden und ruppigen "Women in Prison" Brecher geeignet. Nicht zu vergessen, dass hier lediglich eine Frau im Fokus des Bösewichts steht. Nüchtern betrachtet würde "Eine Frau bis zum Wahnsinn gequält" sogar passen, doch wer denkt bei einem solchen Titel schon an einen recht ruhigen und stimmungsvollen Giallo? Also bitte -dem deutschen Titel zum Trotz- keine Sex- und Gewaltorgie erwarten! "Le foto proibite di una signora per bene" ist kein Film für Hektiker. Ercolis Erstling ist ein wundervoller Beitrag zu einem faszinierden Genre, schön, stilvoll und überzeugend entschlüsselt. Besonders die letzte Szene setzt ein weiteres Ausrufezeichen, regt die Phantasie des aufmerksamen Zuschauers an!

Da es im deutschsprachigen Raum keine DVD zu diesem Film gibt, habe ich auf die US Scheibe von Blue Underground zurückgegriffen. Wie für das Label üblich, liegt der Film in schöner Qualität vor, ferner gibt es eine kleine und recht interessante Featurette zu sehen. Auf eine Regionalcodebeschränkung wurde verzichtet. Ein Werk für Freunde des Giallo, ein sehr schmackhaftes Menü für den Geniesser! Sehr gut = 8/10

Lieblingszitat:

"Everyone has his price, even a maniac!"

***

Vom Ursprung her verdorben

Janek Offline




Beiträge: 1.852

01.02.2011 16:35
Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970) Zitat · Antworten

Weiß jemand mehr über diesen Film? Er hat tolle Musik, aber ich kenne bis jetzt nur den Trailer. Anscheinend sehr sex-lastig, noch mehr als andere. Ist es eher ein Thriller oder ein Giallo? Danke im Voraus für Anworten!

MfG
Janek

Trailer:

Editiert von Gubanov am 02.02.2011, 00.22 Uhr - Beiträge ab hier in bestehendes Thema integriert

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

29.06.2013 20:19
#3 RE: Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970) Zitat · Antworten



Frauen bis zum Wahnsinn gequält (Le foto proibite di una signora per bene)

Erotikkrimi, IT / ESP 1970. Regie: Luciano Ercoli. Drehbuch: Ernesto Gastaldi, Mahnahén Velasco. Mit: Dagmar Lassander (Minou), Pier Paolo Capponi (Peter), Susan Scott (d.i. Nieves Navarro) (Dominique), Simón Andreu (Erpresser), Osvaldo Genazzani (Frank, Kommissar), Salvador Huguet (George) u.a. Uraufführung (Italien): 19. November 1970.

Zitat von Frauen bis zum Wahnsinn gequält
Alles fängt mit einem Überfall am nächtlichen Strand an: Ein unheimlicher Erpresser stellt der hübschen Minou nach. Mit einer Tonbandaufnahme, die belegt, dass ihr Ehemann Peter für einen Mord verantwortlich ist, zwingt er sie zu gemeinsamem Sex. Erst im Anschluss beschließt Minou, Peter einzuweihen. Der findet jedoch immer mehr Hinweise darauf, dass Minou sich alles nur eingebildet hat. Gibt es in dieser Geschichte überhaupt jemanden, der die Wahrheit sagt?


Selbst für Giallo-Verhältnisse fällt auf, wie sehr Produzenten und Regisseure Dagmar Lassander auf ihre körperlichen Reize festlegten. Nach „The Frightened Woman“, dem Film, den man mehr oder minder als ihr Genredebüt bezeichnen kann, änderte sich die Gleichung Lassander = Sex auch in „The Forbidden Photos of a Lady Above Suspicion“ nicht – nur eine von mehreren Parallelen, die zwischen den beiden Filmen ausgemacht werden können. Sowohl „Woman“ als auch „Photos“ erzählen die Geschichte eines sadistischen Mannes, beide enden mit einem Punktsieg für die Frau, bringen unterwegs nur wenige wichtige Charaktere ins Spiel, konzentrieren sich auf nackte und auf kultig designte Schauwerte. Dass „Photos“ der deutlich gelungenere der beiden Filme ist, kann sowohl am inszenatorischen Talent Luciano Ercolis festgemacht werden als auch an der Tatsache, dass hier deutlich mehr Krimi- und Gialloelemente zu finden sind, die die Spannung hochhalten und mehr als die Befriedigung simpler Triebe erwarten lassen.

Tatsächlich weist der Film einen durchaus ausgefeilten Plot auf, in dem die reißerischen Erotikanspielungen, die durch die Furcht vor Zensur und Skandalen sowieso nur lauwarm aufgetischt wurden, eher störend wirken. Rechnet man sie heraus, bekommt man beinahe einen erstklassigen Thriller serviert, der mit den Erwartungen des Zuschauers spielt und geschickt verschiedenste Verdachtsmomente streut. Hier entwickelt sich der kleine Personenkreis zum Faustpfand: Der harte Kern der Story besteht aus lediglich vier Personen – zwei Männern, zwei Frauen –, unter denen man sich alle nur erdenklichen Verquickungen und Pakte vorstellen kann. Unklarheit darüber, wer auf welcher Seite steht, bleibt damit bis zum Ende gegeben – vor allem, was Peter und Dominique angeht. Pier Paolo Capponi, bekannt als Ermittler aus „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“, spielt seine doppelbödige Rolle so hervorragend, dass man sich einerseits ein Happy-End zwischen ihm und Dagmar Lassander wünscht und andererseits den anfänglich angedeuteten Verdacht nie so ganz abschütteln kann. Auch Giallo-Fee Susan Scott schwankt auf dem dünnen Grat zwischen hoher Sympathie und der alten Vorstellung, eine Lassander-artige Heldin müsse mit einem bösen Vamp kontrastiert werden. Sie entwickelt aus diesem Spannungsfeld eine reizvolle Darstellung, die über die der Frau aus der zweiten Reihe deutlich hinausgeht (und damit vielleicht auch ihre bevorzugte Stellung als Geliebte des Regisseurs verdeutlicht).



Die Handlung entwickelt sich langsam, aber beharrlich und kulminiert in einem hochspannenden Finale. Die Komplexität der Story wird durch einen der raren Momente untermauert, in dem in einem Giallo nach der Überführung des Täters noch zusätzliche Erklärungen vonnöten sind, um alle gezeigten Widersprüche aufzuklären. Das mag manchen auf Krawall gebürsteten Filmfreund, der sich mit den letzten Eindrücken eines saftigen Kampfes aus dem Fernsehsessel erheben will, stören, verdeutlicht aber nur, dass „The Forbidden Photos“ auf inhaltlicher Ebene als überdurchschnittliches Beispiel seiner Art bezeichnet werden kann. Trotzdem hätte dem Film eine Kürzung auf 85 oder 90 Minuten Laufzeit nicht geschadet – man hätte ja an anderer Stelle ansetzen können.

Ennio Morricone schenkte dem Film einen Score, der sich hören lassen kann und dessen Titelmusik durch die für ihn übliche seichte Melodieführung überzeugt. Zwischendurch gibt es einige dissonantere Stücke zu hören, die dafür sorgen, dass der Film stellenweise an Argento erinnert. Qualitativ reiht er sich jedenfalls in einer ähnlichen Liga ein – nur Morde gibt es nicht so zahlreich.

Auch ohne viele Leichen blitzen Messer, anzügliche Anspielungen und düstere Abgründe auf, die den Freund des italienischen Krimikinos erfreuen. „The Forbidden Photos of a Lady Above Suspicion“ ist ein gelungener Giallo mit hervorragenden Darstellerleistungen, lobenswerter Fotografie, hervorragender Musik und – zumindest über weite Strecken – einem Blick fürs Wesentliche. Dass man von Luciano Ercoli noch mehr erwarten konnte, stellte der Regisseur eindrucksvoll unter Beweis, was mir 4,5 von 5 Punkten wert ist.



Die DVD von Blue Underground (US) hat anstelle der sicher vorbildlichen deutschsprachigen Auswertung von Camera Obscura den Weg in meine Sammlung gefunden. Ein deutlicher Vorteil ist der Verzicht auf den lächerlichen deutschen Auswertungstitel, der selbst unserem Blap sauer aufstößt. Blue Underground ist für gute Giallo-DVDs bekannt und lieferte hier auch wieder auf dem erwarteten Niveau auf. Vorteile: gutes Bild, durch englischen Ton für Nicht-Italiener geeignet, Trailer zum Film und Interview-Featurette mit dem Drehbuchautor Ernesto Gastaldi („Der Killer von Wien“, „Der Schwanz des Skorpions“, „Malastrana“, „Die Farben der Nacht“, „Der Mann ohne Gedächtnis“). Nachteile: keine italienische O-Tonspur, keine Untertitel. Im günstigen Dreierpack ist „The Forbidden Photos“ gemeinsam mit „The Fifth Cord“ und „The Pyjama Girl Case“ erhältlich.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.09.2013 22:22
#4 RE: Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970) Zitat · Antworten

„Frauen bis zum Wahnsinn gequält“ belegt mit 56,33 von 70 Punkten Platz 19 von 35 im Giallo-Grandprix 2013. Der Film wurde also mit durchschnittlich 4,02 Punkten pro Person bewertet. Unter zwölf Teilnehmern erhielt er zwei Top-Ten-Nominierungen.

Anzahl der abgegebenen Bewertungen: 6
mit 59,50 Punkten auf Platz 17 in der Kategorie Stil (Inszenierung und Bild)
mit 54,83 Punkten auf Platz 17 in der Kategorie Schock und Provokation
mit 58,33 Punkten auf Platz 09 in der Kategorie Plot und Spannung
mit 59,50 Punkten auf Platz 10 in der Kategorie Darsteller
mit 56,00 Punkten auf Platz 18 in der Kategorie Musik
mit 50,17 Punkten auf Platz 25 in der Kategorie Giallo-Faktor
mit 56,00 Punkten auf Platz 19 in der Kategorie Freie Wertung
Gehe zum IMDb-Eintrag / OFDb-Eintrag

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

18.01.2014 19:21
#5 RE: Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970) Zitat · Antworten

Ich glaube den Film muss ich mir schon wegen des Titels ins Regal stellen, allein um die Reaktion des Besuchs zu testen.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

18.01.2014 19:55
#6 RE: Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970) Zitat · Antworten

Wenn dein Besuch ein wenig aufgeschlossen gegenüber Filmkunst abseits des Mainstreams sein sollte, wird er feststellen, dass das ein richtig guter Film ist. Die VÖ von Camera Obsura gehört in jede halbwegs gut sortierte Italosammlung.

Ray Offline



Beiträge: 1.932

10.04.2016 17:54
#7 RE: Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970) Zitat · Antworten

Frauen bis zum Wahnsinn gequält (I/ESP 1970)

Regie: Luciano Ercoli
Darsteller: Dagmar Lassander, Pier Paolo Capponi, Nieves Navarro u.a.


Minou wird von einem fremden Mann terrorisiert, der vorgibt, Beweisen zu können, dass Minous Ehemann einen Mord begangen hat. Um ihren Mann zu schützen, tut Minou alles, was der Fremde von ihr verlangt und droht nach und nach daran zu zerbrechen ...

Ich kann mich den doch sehr positiven Stimmen zu diesem Film leider nicht anschließen. Die Story ist hanebüchen, Dagmar Lassander optisch dritte Giallo-Liga und schauspielerisch überfordert. Das Ende ist zwar überraschend, aber genauso glaubwürdig wie der Rest der Geschichte.

Da hilft es auch wenig, dass die Figurenkonstellation in der Tat viel Raum für wilde Spekulation lässt und Nieves Navarro eine überzeugende Vorstellung abliefert. Pier Paolo Capponi hingegen kann nicht an seine sehr gute Leistung aus „Halbmond“ anknüpfen. Andreus Performance als manischer Erpresser lässt einen ziemlich kalt. Der Easy Listening-Soundtrack von Ennio Morricone stimmt dafür etwas milde.

Zum Titel: Wie bereits oben angesprochen, machte dieser wenn überhaupt im Singular Sinn, würde aber gleichwohl völlig falsche Assoziationen wecken, denn für einen Giallo ist der Film in jeder Hinsicht recht zahm geraten.

Aufgrund hanebüchener Story und überwiegend schwacher Darstellerleistungen leider unterdurchschnittlicher Giallo. 2,5/5 Punkten.

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