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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 2.493 mal aufgerufen
 Giallo Forum
Seiten 1 | 2
Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

07.02.2008 11:23
Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

I Corpi presentano tracce di violenza carnale

IT, 1973
Regie: Sergio Martino
Musik: Guido und Maurizio De Angelis
Kamera: Giancarlo Ferrando
Darsteller: Suzy Kendall ("Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe", "Spasmo"), Tina Aumont, Luc Merenda, John Richardson ("Labyrinth des Schreckens", "Il vizio ha le calze nere"), Roberto Bisacco u.a.

Inhalt:
Jane (Suzy Kendall) studiert mit ihren Freundinnen Kunstgeschichte in Italien. In der Umgebung treibt sich ein Killer herum, der sich unter den Studenten seine Opfer sucht. Er tötet sie grausam und verstümmelt sie. Die Studentinnen leben ihre Sexualität sehr frei aus - im Gegensatz zu Jane, die andere Interessen hat. Sie lernt den Lehrer Franz (John Richardson) kennen, der sich für sie zu interessieren scheint. Die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen schwer weiter. Was weiß Roberto (Luc Merenda). Es herrscht Angst unter den Studenten. Eine von Janes Freundinnen wird vom Killer bedroht, weil sie ein wichtiges Detail gesehen hat, sich aber nicht erinnern kann. Daraufhin fahren Jane und ihre Freundinnen mit ihr in ihre Villa, um sich dort zu erholen. Die Villa gehört dem Vater. Alles scheint friedlich. Doch der Killer kommt. Die Villa wird zur Todesfalle ...

Sicherlich gehört der Film zu den besten Gialli. Die Regie von Sergio Martino setzt sehr auf Härte. Die Geschichte ist recht logisch und spannend. Die Kamera und Musik sind sehr gut und harmonieren wunderbar zusammen - z.B. in der Szene, in der sich ein Opfer im nebligen Wald verirrt und eine Gestalt (den Killer) in weiter Ferne erkennen kann, der auf das Opfer wartet. Die Verbindung von Sex und Gewalt wird hier sehr drastisch und blutig umgesetzt und die Auflösung ist daher auch typisch für einen Giallo.

Auf jeden Fall ein Giallo-Klassiker. Aber es verwundert auch nicht, wenn dieser Film für einige zu hart ist.

Trailer:

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

07.02.2008 14:42
#2 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Als ich den Film das erste Mal sah (ich war müde und hatte nach dem, was ich gelesen hatte, mit einem Meisterwerk gerechnet), war ich ziemlich enttäuscht. Ich stellte den Film ins Regal und nahm ihn etwa ein Jahr lang nicht mehr heraus. Beim zweiten Sehen ging ich mit anderen Erwartungen an den Film und wurde sehr positiv überrascht!

Die Story ist sehr einfach gehalten (nicht zu vergleichen mit dem "Killer von Wien" oder den "Farben der Nacht" - eher wie in späteren Slasher-Filmen), aber doch effektiv und spannend umgesetzt. Der Film ist sehr spannend und von Martino toll inszeniert (gerade in der Wald-Sumpf-Szene und im Finale in der Villa).

Wie üblich habe ich aber doch zwei kleine Kritikpunkte, die allerdings niemanden davon abhalten sollen, diesen wirklich guten Giallo anzusehen! Erstens mögen die brutalen Szenen damals sehr hart gewesen sein - heute wirken sie teilweise unfreiwillig komisch! Zweitens ist Suzy Kendall einfach viel zu alt für ihre Rolle (nichts gegen sie als Schauspielerin!).

Trotzdem: Wer ihn nicht kennt, sollte sich "Torso" unbedingt ansehen. 4 von 5 Punkten. Und wem er beim ersten Mal nicht gefällt, sollte ihm eine zweite Chance geben.

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

14.06.2008 13:10
#3 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Ich habe mir den Film gestern Abend angesehen und mal wieder festgestellt, dass er von den fünf Sergio-Martino-Gialli der schwächste ist. Das soll nicht heißen, dass ich ihn nicht mag, aber abgesehen von einigen wunderbar atmosphärischen Szenen unter der Autobahnbrücke und im Wald hebt er sich nicht besonders hervor. Dies aber "nur" im Vergleich zu den anderen vier Martino-Gialli.

Ein guter Film ist es in jedem Fall! Schulnote 2,0.

Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

20.06.2008 22:50
#4 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Nun ja, für mich ist schon von den "tollen Fünf" eher noch "Der Schwanz des Skorpions" der schwächste - demgegenüber konnte "Torso" mit seiner allerliebsten Sleazigkeit und der kitschig-stylischen 70er-Inszenierung (da ich gerade beim Drehen eines kleinen Kurzfilms am Rande des Wahnsinns war bzgl. der Zooms, die ich möglichst wackelfrei haben wollte, war das wilde Herumgewackele und Gezoome durchaus anregend ...) sowie den zahlreichen Trash-Momenten (ich liebe den Dialog in der Spaziergang-Szene mit Suzy Kendall und John Richardson sowie die politisch reichlich inkorrekten Szenen mit dem lüsternen Schuster ... ) mein Herz im Sturm erobern. Inzwischen habe ich ihn schon dreimal gesehen, während die "Skorpion"-DVD gemütlich in meinem Regal schlummert. Außerdem ist natürlich das nervenzerrende Finale Gold wert - ebenso wie auch die geniale Musik von den Brüdern de Angelis (die ich glücklicherweise auch auf CD habe). Szenen wie diejenige, in der sich das Mädchen im nebligen Sumpf verirrt und dann in die Hände des Killers gerät, zeigen Martino auf der Höhe seines Könnens, auch wenn ich den Film ansonsten nicht wirklich ernstnehmen kann (seine übrigen 4 Gialli durchaus), dafür ist er einfach zu "cheesy". Jedenfalls mochte ich ihn einst auch nicht sonderlich, inzwischen hat er sich mir "erschlossen".

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

22.06.2008 07:34
#5 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Kleine Anmerkung: Der tolle Soundtrack der de-Angelis-Bros. ist inzwischen als Expanded Edition beim italienischen Digitmovies-Label erschienen: "Torso" bei Digitmovies.

Gruß
Joe Walker

argento92 Offline



Beiträge: 80

11.06.2009 16:46
#6 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Torso

Toller Film. Am besten ist natürlich der an den Nerven zerrende Schluss, welcher auch für meinen Geschmack zu brutal ist. Musik ist auch klasse. Neben "Der Schwanz des Skorpions" der beste von Martino. Erwähnenswert sind auch die tollen Kameraeinstellungen und die schön eingefangene Landschaft. Punktabzug gibt's für den schlechten Effekt mit dem Eindrücken der Augen und für den einen oder anderen Schauspieler. Suzy Kendall aus "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" spielt allerdins gut.

Bewertung: 7,5/10

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

12.06.2009 10:45
#7 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Der Soundtrack ist auch auf der X-Rated-DVD enthalten.

Janek Offline




Beiträge: 1.852

11.01.2011 21:24
#8 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Ich habe mir gerade durchgelesen, was ihr zu "Torso" geschrieben habt. Was meint ihr mit "sehr gewaltvoll insziniert"? "Deep Red" etc. sind doch auch sehr gewaltvoll - wie eigentlich fast jeder Giallo bis auf z.B. "Spasmo", der ja eher ein Thriller ist.

MfG
Janek

Blap Offline




Beiträge: 1.128

11.01.2011 22:26
#9 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

"Torso" ist eine Art früher "Slasher-Film". Sehr starke und intensive Atmosphäre, diverse Härten. Nicht für Jugendliche unter 40 geeignet!

***

Vom Ursprung her verdorben

Janek Offline




Beiträge: 1.852

15.01.2011 20:22
#10 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Was ich mich immer wieder frage, ist, warum das Blut so unnatürlich hell und flüssig ist ...

MfG
Janek

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

15.01.2011 22:29
#11 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Weil das Blut so schön leuchtet und der optische Effekt wichtiger war, als einen realistischen Film zu drehen! Und immer noch besser als das fast schwarze Blut vieler 80er-Jahre-Streifen ...

Auch hier style over substance - aber genau deshalb liebe ich diese Filme so ...

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Janek Offline




Beiträge: 1.852

18.01.2011 23:37
#12 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Na gut, von künstlerischer Seite her wirkt es natürlich besser als tief schwarzes Blut!

MfG
Janek

Blap Offline




Beiträge: 1.128

03.03.2011 23:48
#13 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Torso (Italien 1973, Originaltitel: I corpi presentano tracce di violenza carnale)

Möpse, Morde & Maskenmann

Hübsche Kunststudentinnen fallen einem brutalen Killer zum Opfer. Der irre Mörder erdrosselt die jungen Damen mit einem Halstuch, anschliessend macht er sich auf bestialische Art an den Leichen zu schaffen. Daniela (Tina Aumont) verdächtigt Stefano (Roberto Bisacco), der ihr schon seit einer gefühlten Ewigkeit nachstellt. Für ihre Freundin und Kommilitonin Jane (Suzy Kendall) läuft es momentan besser, sie versteht sich sehr gut mit Professor (John Richardson), zaghafte Bande gegenseitiger Zuneigung zeichnen sich ab. Die Lage spitzt sich mehr und mehr zu, Daniela wird von Stefano immer energischer bedrängt, der Bursche ist regelrecht besessen von ihr. Um ein wenig abzuschalten, dem Trubel der Stadt zu entkommen, fahren Daniela, Jane und zwei weitere Freundinnen raus aufs Land. Danielas Onkel besitzt dort ein grosszügiges Anwesen, welches ausserhalb eines beschaulichen Dorfes liegt. Die jungen Frauen geniessen ihr neues Umfeld, endlich können sie die grausigen Vorfälle hinter sich lassen. Jane hat diesmal nicht das Glück auf ihrer Seite, sie stürzt eine Treppe hinab, verstaucht sich dabei den Knöchel. Der herbeigerufene Arzt (Luc Merenda) kommt den Mädchen bekannt vor, man war sich zuvor in einem Zugabteil begegnet, vielleicht sogar bereits im Umfeld der Universität? Daniela glaubt den aufdringlichen Stefano hinter einem Gebüsch erkannt zu haben. Schlägt ihre Phantasie nervöse Kapriolen, oder ist der Student den Freundinnen tatsächlich bis in die abgelegene Gegend gefolgt? Bald soll unfassbares Grauen über die Bewohnerinnen der Villa hereinbrechen, schrecklicher als jeder fürchterliche Albtraum...

Sergio Martino hat in den frühen siebziger Jahren fünf herrliche Gialli abgeliefert, der 1973 gestartete Torso war der letzte Film dieser Phase. Ich liebe sie allesamt, doch der wunderschöne "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio della Signora Wardh, 1971) überstrahlt seine Verwandtschaft, thront nicht nur an der Spitze der Filmographie des Herrn Martino. "Der Killer von Wien" zählt zu meinen Lieblingswerken aus dem Bereich Giallo, mehr noch, er zählt zu meinen ewigen "Top 50", in denen er einen der vorderen Plätze für sich beanspruchen darf. Doch ich will mich nicht in Liebeserklärungen für diesen Edelstein mit Edwige Fenech ergehen -obwohl mir die Beherrschung sehr schwer fällt- schliesslich soll hier kurz "Torso" vorgestellt werden. Besagter "Torso" gefiel mir bereits bei der Erstsichtung gut, stand aber ein wenig im Schatten seiner glorreichen Geschwister. Seit letzter Nacht ist dem nicht mehr so, es hat nicht nur sanft in meiner Rübe geklickt, der Film eroberte mein Herz im Sturm!

Schon der Auftakt ist eine Wohltat, an Atmosphäre und Stilsicherheit kaum zu toppen. Nackte Schönheiten räkeln sich lustvoll vor den Augen des Betrachters, doch in dieser Wonne platziert Sergio Martino gnadenlos ein kleines, gemeines und zupackendes Ausrufezeichen! Eine nicht identifizierbare Gestalt drückt einer Spielzeugpuppe die Äuglein ein, sofort wird die prickelnde Erotik durch eine böse Vorahnung befleckt. Danach gewährt uns "Torso" einen Moment der entspannten Neugier. Während der Professor mit verhaltener Leidenschaft über sein Fachgebiet referiert, blickt die Kamera in den Hörsaal, präsentiert uns relevante Gesichter, erste Verdachtsmomente und Anhaltspunkte werden gestreut. Dann folgt ein früher Ausbruch, ein Paar gibt sich im Auto dem Liebesspiel hin, plötzlich entdeckt der stramme Liebhaber einen vermeintlichen Voyeur. Der Hahnenkamm des gestörten Begatters schwillt in Rekordzeit an, der Spanner soll eine Abreibung kassieren, beide Herrschaften verschwinden in der Dunkelheit. Stille, Finsternis, dann leise knirschende Schritte auf dem Schotterboden. Die junge Frau wird von Unwohlsein befallen, welches schnell panischer Gewissheit weichen soll. Maskierter Killer, Halstuch, Brüste und eine Klinge. Diese ersten Minuten machen keine Gefangenen! Wenn man sich wirklich voll und ganz auf den Film einlässt, ist bereits jetzt keine Flucht mehr möglich, sitzt der Stachel der Faszination tief und fest verankert in Leib und Seele. Oft wird "Torso" als Vorlage für spätere Slasherfilme bezeichnet, ähnliches gilt für "Im Blutrausch des Satans" (Reazione a catena, 1971) von Altmeister Mario Bava. Es wäre ein Fehler die Flicks darauf zu reduzieren, doch ihr Einfluss auf den Slasherfilm ist tatsächlich bis in die heutige Zeit ungebrochen. Martino setzt Maßstäbe, derartig beeindruckend, intensiv und fesselnd, dass mir vor Ehrfurcht eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt. Hippies dampfen und musizieren, mittendrin eine Studentin, bei deren Anblick sich nicht nur das Herz öffnet. Mit zwei Herren gibt sich aufkeimender Lust hin, doch dann lässt sie die Möchtegernrittmeister barsch abblitzen, macht sich verärgert aus dem Staub. Was nun kommt, ist "Backwoodhorror-Feeling" in Perfektion. Berauscht torkelt die holde Maid durch ein Waldstück, versinkt knöcheltief im Morast. Nebelschwaden, eine Gestalt im Gehölz, Angst dampft aus jeder Pore, dann ein erneuter Mord, der braune Sumpf wird zum blutroten Grab. Auch das Finale ist ein Herzterrorist erster Güteklasse, Suzy Kendall schwankt zwischen blankem Entsetzen, Hoffung und verdammt bösen Überraschungen. Wenn dieser Stoff kalt lässt, der sollte sich besser gleich in Spiritus einlegen lassen. Seitenweise könnte ich jede Szene woller Wonne umschreiben, doch das würde eindeutig zu weit führen, entdeckt diesen Film auf eigene Faust, das macht viel mehr Freude!

Früher bemängelte ich das Fehlen einer echten Hauptrolle, sowie die nahezu völlig durch Abwesenheit glänzenden Ermittlungsbehörden. Welch blinde und engstirnige Sicht der Dinge! "Torso" hat mit Suzy Kendall und Tina Aumont zwei toll aufspielende "Hauptdamen" im Gepäck, deren Leistungen ich erst jetzt wirklich zu schätzen gelernt habe. Und wer zum Geier benötigt unbedingt den Polizeiapparat als tragendes Element in einem Film dieser Art? Entsprechende Handlungsstränge würden vermutlich zu einer unnötigen Aufblähung des Films führen, die wichtigen Rollen sind überzeugend angelegt und besetzt. Die Atmosphäre spielt in eine Hauptrolle, aber trotz ihrer massiven Präsenz und Eindringlichkeit, verkommen die Akteure nicht zu Randnotizen. Es gelingt Sergio Martino über die gesamte Laufzeit, stets die richtige Balance zu finden. Hinzu kommt die sehr ansprechende Kameraarbeit von Giancarlo Ferrando, sowie der wundervolle Soundtrack der De Angelis Brüder. Ein paar Worte zu den Darstellern seien mir noch gestattet. Suzy Kendall mag auf den ersten Blick ein paar Jährchen zu alt für ihre Rolle wirken. Sie ging damals stramm auf die 30 zu, sah auch entsprechend aus (was keinesfalls abwertend gemeint ist). Diese kleine Klippe umschifft man sehr elegant. Aus einer Unterhaltung zwischen Jane (Suzy Kendall) und ihrem Prof erfahren wir, dass sie zuvor bereits studiert hatte, zwischendurch für zwei Jahre selbst als Lehrkraft tätig war. Suzy Kendall spielt im "Herzschlagfinale" großartig, Angst, Abscheu und Verzweiflung werden regelrecht greifbar. Tina Aumont kam mir bisher immer sehr hübsch vor, ihren Part empfand ich jedoch als ein wenig anstregend, wollte einen Hang zur Nerverei entdeckt haben. Keine Ahnung was mir damals durch den Schädel geisterte, ich kann mich inzwischen ohne Vorbehalte an der Leistung der Schauspielerin erfreuen. Luc Merenda fungiert als fleischgewordener Verdachtsmoment, wie eigentlich alle männlichen Nebendarsteller in "Torso". Roberto Bisacco mutet psychotisch an, John Richardson eine Spur zu freundlich. Damit nicht genug, Ernesto Colli gibt einen abstossenden Strassenhändler, nebeibei treffen wir auf den seltsamen Milchmann, den geknechteten Dorftrottel, den "irgendwie" extrem hilfsbereiten Tankwart...

"Torso" mag auf den ersten Blick ein guter Giallo sein, gleichzeitig ein mehr als deutlicher Fingerzeig in Richtung Slasher. Auf den zweiten, dritten Blick ist der Film allerdings noch viel mehr! Eine Prachtsuhle, bis zum oberen Rand gefüllt mit Zutaten der besten Sorte. Ein unheimlicher Killer, selbstverstädlich stilsicher maskiert, ruppig ausgeführte Morde. Knisternde Erotik, wohlgeformte Früchtkörbe, dezent provokante Lesbenszenen. Treffsicher ausgewählte Kulissen, von schaurig bis schön, von wohnlich bis waghalsig. Erstklassig fotographiert, mit schöner Musik untermalt.

Die DVD-Auswertung von X-Rated mag nicht perfekt sein, insgesamt bin ich aber zufrieden mit der Scheibe. Sehr erfreulich ist die Möglichkeit, dem Soundtrack per Menü lauschen zu dürfen. Freilich wäre eine beigefügte Bonus-CD noch angenehmer, aber wie war das noch, mit dem Leben und dem Wunschkonzert!? Vielleicht beschaffe ich mir zusätzlich die britische DVD von Shameless, gewissermaßen als Ergänzung zur X-Rated Scheibe, man gönnt sich ja sonst nichts.

Es ist passiert! "Torso" hat mich endgültig gepackt, ich bin beglückt, verzückt, entrückt! Sicher, den Überflieger "Der Killer von Wien" kann "Torso" nicht vom Sockel stossen. Aber der Vorstoss in die Spitzengruppe des Giallo ist gelungen! Was bei diesem extrem starken Feld, als ein ganz besonders grosses Lob zu verstehen ist! Sogar Herr Hitchcock rotiert vor Freude, grins.

Dicke 8,5/10 (sehr gut bis überragend!)

Lieblingszitat:

"Meine Bestimmung ist tief in mir verwurzelt."

***

Vom Ursprung her verdorben

Janek Offline




Beiträge: 1.852

04.03.2011 00:07
#14 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten

Ich habe mir die gekürtzte Kaufhaus-Version geholt. Bin mal gespannt, wie der Film ist und ob er gegen meine Favoriten ("Die Nacht der rollenden Köpfe", "Das Geheimnis der blutigen Lilie" und "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe") ankommt oder mithalten kann.

MfG
Janek

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

24.06.2013 14:56
#15 RE: Torso – Die Säge des Teufels (1973) Zitat · Antworten



TORSO - DIE SÄGE DES TEUFELS / I CORPI PRESENTANO TRACCE DI VIOLENZA CARNALE (1973)

mit Suzy Kendall, John Richardson, Luc Merenda, Roberto Bisacco, Angela Covello, Carla Brait, Patrizia Adiutori und Tina Aumont
ein Film von Sergio Martino



»Der Tod ist der beste Hüter der Geheimnisse!«


Vier ausländische Studentinnen, die in Italien Kunstgeschichte studieren, mieten eine einsame Villa. Dort geben sie sich nicht nur dem Lehrstoff, sondern auch der Liebe hin. Doch der Aufenthalt entwickelt sich zu einem Schrecken ohne Ende. Ein Killer geht um und tötet Mädchen auf grausame Art und Weise. Jane, eine der Studentinnen, beobachtet den Killer, wie er mit einer Säge die nackten Mädchenleiber zerstückelt. Nun befindet sie sich in einer Falle ohne Ausweg. Der Killer greift an! [Zitat "Torso", erschienen bei X-Rated]

Lange hatte ich Sergio Martinos "Torso" nicht mehr gesehen, konnte mich aber noch genau entsinnen, dass es sich um einen hervorragenden Giallo handelt. Das erneute Anschauen intensivierte viele der positiven Eindrücke und rückte diverse Details in ein präziseres Licht. Das Konzept dieses Films ist sehr ansprechend und es kommt keine noch so kleine Pause im Spannungsbogen der Geschichte auf. Trotz der üblichen Zutaten, die man auch haufenweise bei der Genre-Konkurrenz aufspüren kann, liefert "Torso" im Vergleich eine eigenständige, sehr beunruhigende und teils unangenehme Atmosphäre, denn es ist schon sehr schockierend, dass so viel Schönheit in der laufenden Geschichte vernichtet, beziehungsweise buchstäblich zerstückelt wird. Martino forciert (bei permanent vorhandener und ausgeglichener Spannung) immer wieder atemberaubende Sequenzen und setzt in den richtigen Momenten auf diskretere Veranschaulichungen, die sich jedoch im Handumdrehen in den Köpfen der Zuschauer weiter abspielen. Dass die Kamera dabei mit den Extremfällen in den Bereichen Distanz und Nähe spielt, sorgt für hin und wieder für schwer erträgliche Situationen. Warum zeigen, wie beispielsweise ein Arm abgesägt wird, wenn es auch indirekt brutaler geht. Der Zuschauer hat den ganzen Film lang die Schönheit der Studentinnen bewundern, ihre schönen Körper mit den Augen berühren können. Dann urplötzlich sieht man nur noch Blut überströmte und gepeinigte Leichen, die zersägt werden sollen. Es ist nicht zu sehen, wie diese Prozedur (die ich im Film für welche der abscheulichsten und schockierendsten Vorgehen halte) vor sich geht. Das Stilmittel der Zuschauer-Gewalt kommt voll zum Tragen, denn man sieht zum Beispiel lediglich einen Arm, der sich hin und her bewegt, als die Säge angelegt wird, die man zuvor in voller Größe sehen konnte.

Darstellerisch gesehen, ist "Die Säge des Teufels" bis in die kleinsten Rollen herausragend besetzt! Mit der attraktiven Giallo-Expertin Suzy Kendall sieht man nicht nur ein vertrautes Gesicht, sondern vor allem eine Interpretin, die trotz des stets empfundenem, eher gleich wirkendem Repertoires ganz deutliche Akzente setzen konnte. Um ehrlich zu sein, nenne ich sie mit den besten Schauspielerinnen nie in einem Atemzug, aber wenn es um die Verlässlichkeit geht, oder darum sich vollkommen einer Rolle anzupassen oder sie optimal zu formen, muss man ihr schon eine besondere Sicherheit zugestehen. Wie bereits in "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" sieht man sie bei der glaubhaften Schilderung eines nahezu klaus­t­ro­po­bischen Zustandes, was wieder einmal sehr intensiv wirkt und gleichermaßen packend dargestellt wurde. Der Unterschied hier ist allerdings, dass der Killer zunächst nicht ahnt, dass sie sich in der einsamen Villa befindet, was sehr abwechslungsreich wirkt, da keine übliche Opfer-Hetzjagd entsteht, sondern ein, sich mit allen verfügbaren Mitteln Verbergen müssen. Suzy Kendall erscheint also in jeder Hinsicht wandlungsfähig, läuft in der ersten Hälfte des Films eigentlich eher unscheinbar mit, bis sich das Blatt wendet und sie ihre Hauptrollen-Qualität vollkommen ausschöpft. Des Weiteren wimmelt es in der Produktion geradezu von bemerkenswert schönen Darstellerinnen. Tina Aumont ist hier unbedingt zu nennen, deren Schauspiel ebenso ansprechend wirkt, wie das ihrer Kolleginnen. Als besonderen Hingucker möchte ich noch explizit Patrizia Adiutori erwähnen, die das erste Opfer des Killers wird, und deren traumhafte, klassische Giallo-Schönheit nur durch eine kleine Nebensächlichkeit verwässert wird, nämlich Mord. Ursprünglich war ich nicht ganz so konform mit den Leistungen der beteiligten Herren, sprich insbesondere mit Luc Merenda und John Richardson, aber die Strategie, jeden möglichst eigenartig bis unscheinbar erscheinen zu lassen, begünstigt die Geschichte blendend und fabriziert förmlich potentiell Verdächtige.

In dieser Hinsicht kann man tatsächlich sagen, dass "Torso" ein Musterbeispiel an Verwirrung und falschen Fährten ist. Kaum ahnt man, wer der Mörder sein könnte, wird derjenige entweder zum Opfer oder bleibt Beschuldigter. Im Endeffekt lag ich bei der Erst-Ansicht mit meinem Täter-Tipp zwar richtig, aber daraus kann ich beim besten Willen keine Vorhersehbarkeit, geschweige denn Kombinationsgabe zusammenbasteln. Eigentlich tappt man bis zum Finale im Dunkeln und die Hintergründe fügen sich schlüssig zusammen, wobei logisch möglicherweise wieder etwas zu viel gesagt wäre. Man hat einfach den angenehmen Eindruck, dass in diesem Film alle Komponenten passen und dass alles von Anfang bis Ende optimal gelöst wurde. Besonders eindringlich und dicht wurden die Tötungsszenen im Bilde festgehalten. Der erste Mord erinnert vom Setting her sogar etwas an Gabriella Giorgellis Ende in "Das Rätsel des silbernen Halbmonds", hier bekommt man allerdings alle Finessen der Inszenierung geboten. Nervenaufreibende Spannung, die Veranschaulichung von Todesangst und Panik, beklemmende Todeskämpfe und ein brutaler, maskierter Psychopath, der aus dem Nichts zuschlägt. In diesem Zusammenhang ist die Sequenz in den nebligen Sümpfen eine der besten, die ich seit langem (oder je?) gesehen habe. Martino gönnt dem Zuschauer immer wieder Pausen, die sogar teils mit idyllischen und heiteren Noten unterstrichen werden, auch für rätselhafte Sequenzen ist gesorgt, die zusätzlich Verwirrung stiften, ja, und die Musik von Guido und Maurizio De Angelis präsentiert sich in perfekter Abstimmung mit dem Gezeigten. Was man dem Film vielleicht insgesamt vorwerfen kann ist, dass die Charaktere einen doch zu oberflächlichen Anstrich bekommen haben, was sich auch immer wieder in den Dialogen durchschlägt, jedoch können derartige Nebensächlichkeiten den guten Gesamteindruck nicht im Geringsten stören. Da ich beim besten Willen nichts an diesem schrecklich unterhaltsamen Film zu kritisieren habe, gibt es als Ausgleich noch folgende Einschätzung: Das Lexikon Des Internationalen Films urteilte hart und wie üblich: "Ein in allen Belangen unerquicklicher Film, in dem Sensationslust und spekulative Gesinnung eine widerliche Verbindung eingehen." ;) "Torso" kann ohne viel weiter zu diskutieren als eines der stimmungsvollen Schmuckstücke im Giallo-Orbit betrachtet werden, denn er übt trotz seines wenig komplexen Strickmusters eine sehr hohe Faszination aus.

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