Die Spannung steigert sich im dritten Teil enorm und beschert dem Zuschauer einen gelungenen, temporeichen und vor allem kurzweiligen Abschluss der Geschichte. Nachdem die Geheimagenten nun aus ihren Büros getreten sind und endlich handeln, statt weiter zu debattieren und spekulieren, gewinnt die Handlung an Interesse. Günther Schramm übernimmt nun vollständig die Rolle des Ermittlers und erhält durch seine Neutralität im Fall der Spionage die Gelegenheit, exklusive Informationen zu bekommen und bis in die Höhle des Löwen vorzudringen. Eva-Ingeborg Scholz überzeugt als Komplizin der dritten Seite, die gutgläubig meint, sich auf die Seite des richtigen Mannes geschlagen zu haben und dabei beinahe getötet und letztendlich verhaftet wird. Die Szene, in der Shand erfährt, dass "seine" Helen ein doppeltes Spiel spielt und ihn benutzt hat, wird von Walter Kohut eindrucksvoll umgesetzt. Man sieht buchstäblich, wie ihm vor Enttäuschung und Ärger schlecht wird. Die Szenen mit Dr. Caxton im Auto und anschließend in Helens Wohnung sind brillant gespielt. Die alte Burg bietet als Versteck natürlich besonders schöne Motive und ist eine erfrischende Abwechslung von der Eintönigkeit des Zimmers, in dem Claire Linton festgehalten wurde. Diese tritt verstärkt in den Hintergrund, um ihrem Bruder und seiner Sucht mehr Platz einzuräumen. Die Frage, ob Peter Lintons Wille stärker als sein Verlangen nach Schnaps und Morphium sein würde, durchzieht die Folge wie ein roter Faden. Man bangt mit den Geschwistern, da diese vermutlich getötet werden sollen, sobald sie nicht mehr gebraucht werden. Die Geldübergabe und der Sturm auf die Burg durch die Polizei werden geschickt gedehnt, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Der Dreiteiler wird durch eine entspannte Szene auf einer Cocktail- Party abgeschlossen, die dem Publikum zeigen soll, dass selbst erbitterte Gegner nach ihrem Arbeitstag in der Lage sind, ungezwungen miteinander zu plaudern.
FAZIT: Wer die ersten 90 Minuten durchhält, wird belohnt: Das Dunkel lichtet sich und die Orte der Trivialität ("Neptun"-Bar) und Sterilität (Mietwohnung) werden verlassen. Besonders hervorzuheben sind das sympathische Spiel von Günther Schramm; die Exzentrizität von Paul Albert Krumm, der es immer wieder schafft, dass man ihn bedauert; die biedere Verruchtheit der Eva-Ingeborg Scholz, der man die Ohrfeige nach all den Lügen gönnt und die starke Präsenz von Walter Kohut, der durch Stimme und Physiognomie aus dem Durchschnitt der Agenten herausragt.
VERRÄTER ist ein typischer 60er-Jahre Krimi/Thriller, der heute einzig von der Nostalgie lebt. Was andere Regisseure (z.B. Hitchcock FAMILIENGRAB/ nach AUF DER SPUR) schlüssig und temporeich in einen Spielfilm packten wird hier letztendlich zerdehnt. Noch vor DER TOD LÄUFT HINTERHER 1967 im ZDF ausgestrahlt riß der 3teiler auch damals niemand vom Hocker und verschwand sang-und klanglos bis heute im Archiv. Das Attribut "Straßenfeger" hatte der Film weder damals noch heute, ähnlich wie die Serie RAUMPATROUILLE ORION, die damals auch kein Straßenfeger war, sondern aufgrund der schlechten Einschaltquoten hatte man die bereits in Vorbereitung befindlichen weiteren Folgen gestoppt. Kult wurde diese Serie erst später. Ähnlich wie VERRÄTER "schlummern" weitere Fernsehspiele (z.B. "Die Katze im Sack", "Das Geheimnis des Leoparden") in den Archiven. Hoffen wir dass auch diese in naher Zukunft im ZDF-Theaterkanal ausgestrahlt werden.
Zitat von Joachim KrampÄhnlich wie VERRÄTER "schlummern" weitere Fernsehspiele (z.B. "Die Katze im Sack", "Das Geheimnis des Leoparden") in den Archiven. Hoffen wir dass auch diese in naher Zukunft im ZDF-Theaterkanal ausgestrahlt werden.
Im Bonusmaterial der Straßenfeger-Eiditonen sieht man im Restaurationsbericht auf mehreren Bildschirmen den Vorspann und Szenen aus "Die Katze im Sack", daher gehe ich davon aus, dass der ebenfalls digital bearbeitet wurde/wird.
Ein Bekannter hat alle 3 Folgen für mich aufgenommen und nun habe ich mir die Folgen mal zu Gemüte geführt. Im Jahre 1967 sah ich die beiden ersten Folgen nicht, das habe ich nun nach 42 Jahren nachgeholt. Nur die dritte Folge war mir dunkel in Erinnerung, die konnte ich damals aber auch nur sehen, weil meine Eltern bei Bekannten eingeladen waren, ich wurde mitgenommen und durfte dann mit den Erwachsenen den dritten Teil zusammen sehen. Damals faszinierten mich die Außenaufnahmen von England und die Umstellung des Schlosses (steht das in Bayern?). Fand das damals natürlich alles sehr spannend. Heute ist es ein nostalgischer Rückblick. Schade, daß Siegurd Fitzek nur eine kurze Rolle hatte. Natürlich waren alle anderen Schauspieler ganz toll. Schmunzeln mußte ich oft über Heinz Schubert als Inspektor. Wenn ich ihn in dem Krimi so herumlaufen sehe, muß ich immer etwas an Alfred denken...Alles in allem, eine nette, nostalgische Abendunterhaltung.
Hab den Mehrteiler inzwischen gesehen. Die Story trägt die Laufzeit zwar nicht, insbesondere ist es eben kein Whodunit, sondern eher eine überlange Episode von "Die fünnfte Kolonne" auf englischem Boden. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in England, was dem Mehrteiler ebenso zugutekommt wie der gerade in der Breite absolut beeindruckende Cast. Dies gepaart mit der wie immer gelungenen Musik von Peter Thomas machen "Verräter" für Fans der deutschen Krimi-Mehrteiler sicher sehenswert, wenn man sonst schon (fast) alles einmal oder mehrfach gesehen hat. Man sollte aber nicht zu viel erwarten. Unterm Strich 3/5 Punkten.