Inspektor Blomfields Fall Nr. 1: Ich spreng' euch alle in die Luft!
Regie: Rudolf Zehetgruber BRD, 1968
Musik: Hans Hammerschmid (vertonte auch "Funkstreife XY - Ich pfeif' auf mein Leben") Kamera: Hannes Staudinger
Darsteller: Götz George, Werner Pochath, Anthony Steel, Walter Barnes, Eddi Arent, Ingeborg Schöner, Herbert Fux, Gert Günther Hoffmann u.a.
Inhalt: London. Eddie Blomfield (Götz George), ein Polizist, wird Zeuge eines Überfalls. Der Täter muss dabei sein Leben lassen. Der Bruder des Räubers, Johnny (Werner Pochath), schäumt vor Wut und will nur noch eins: Rache. Er ist im Besitz einer kleinen Flasche Nitroglycerin und fährt damit direkt zur Polizeistation. Blomfield ist jedoch nicht da, aber seine Kollegen Fred (Walter Barnes) und Harry (Eddi Arent). Johnny ist außer sich vor Wut und nicht mehr Herr seiner Sinne. Die Situation droht, zu eskalieren. Nebenbei muss Eddie einen ganz anderen Fall bearbeiten: Was hat Arthur Baker (Anthony Steel) zu verbergen?
Wer die Regiearbeiten von Rudolf Zehetgruber mag so wie ich, dem wird der Film sicherlich gefallen. Nur Zehetgrubers "Dudu"-Filme treffen nicht so ganz meinen Geschmack. Die Darsteller hier sind alle gut. Sehr hervorzuheben ist natürlich Werner Pochath. Er spielt sehr überzeugend. Die Rolle ist richtig auf ihn zugeschnitten. Leider spielte er damals meist Bösewichte. Auch Anthony Steel hat hier eine herrlich makabre Rolle. Er macht richtig Spaß.
Der Film ist sehr spannend geraten und erzählt gekonnt zwei Geschichten nebenbei. "Ich spreng' euch alle in die Luft!" überzeugt durch seine seltsame Stimmung und eine morbide Schlusssequenz. Insgesamt ein Film, der durch Spannung, Stimmung und Tempo zu gefallen weiß!
Es gibt eine DVD von Best Buy Movie. Aber sie ist mit Vorsicht zu genießen. Wer BBM kennt, weiß warum. Der Film lief aber schon oft im TV.
Ach nee, der Götz George in solch' einem Film. Rühmte er sich doch vor nicht allzu lannger Zeit öffentlich, in "Edgar-Wallace-Streifen und so Zeugs ..." nie mitgewirkt zu haben. Aber beim Zehetgruber den drittklassigen James-Bond-Verschnitt geben. Auch noch mit dekorativem Pornobalken unter der Nase!
Netter Tipp! Eddie Blomfield war mir indes wirklich nicht bekannt!
Der Film ist, wie von Zehetgruber gewohnt, vollkommen hölzern inszeniert und bietet größtenteils höllisch statische Kameraeinstellungen. Eddi Arents Rolle ist grausam geschrieben und der ganze Plot ist total meschugge. Da sieht man erst wieder, wie gut die zwei Handlungsstränge in "Zimmer 13" umgesetzt wurden. Bei Blomfield klappt das nicht und sorgt erst recht nicht für Spannung. Dass mir das Ganze aber doch irgendwie gefällt, liegt an der schmuddeligen Atmosphäre und dem hohen Trash-Faktor. Objektiv gesehen ist der Film Teil des Bodensatzes der gesamten deutschen Filmgeschichte.
Leider findet sich der Film auf einer der grauenhaftesten DVDs, die ich jemals gesehen habe. Leider hat E-M-S die Rechte auch nicht mehr, wie man mir auf eine Anfrage mitteilte. Eine bessere VÖ wird es wohl kaum noch geben ...
Wenn man vergisst, dass es ein Durbridge sein sollte, stimmt das wirklich. Der war für Zehetgruber-Verhältnisse überraschend gut gemacht. Wenn ich da aber an DAS GEHEIMNIS DER CHINESISCHEN NELKE oder diverse Käfer-Abenteuer denke, wird mir gleich wieder schlecht!
Gruß Jan
Mike Pierce
(
gelöscht
)
Beiträge:
24.04.2008 16:30
#7 RE: Ich spreng' euch alle in die Luft! (1967/68)
Die "Dudu"-Filme gefallen mir auch nicht sonderlich. Aber sonst bin ich mit Rudolf Zehetgruber immer sehr zufrieden gewesen. Ich bin meistens in solchen Dingen auch nicht ganz so streng. Aber da sieht man wieder, wie unterschiedlich Geschmäcker doch sein können.
Ich habe mir den Film jetzt auch wieder einmal angesehen und muss sagen, dass er leider jenseits von Gut unbd Böse ist. Grauenhafte Regie und die wirklich tollen Darsteller agieren absolut schlecht. Dass dann auch noch der Wiener Gasometer als London herhalten muss, ist eigentlich noch die Krönung. Ich habe mich selten so sehr bei einem Film gelangweilt. Schade ...
Tolle Schauspieler in einer dünnen Story. Einige Aktionen Eddi Arents müssen sicherlich spontan entstanden sein (wie jene Szene, in der er mit dem Stofffetzen des Kleids der Stripperin das Bild seiner Gattin zudeckt). Alles in allem hätte die Story auch für eine 20-Minuten-Fernsehfolge gereicht. Was ich aber positiv fand, sind die Farbgestaltung und die Schauplätze, die - obwohl wie oben weiter geschrieben – sich in und um Wien befinden (beim Haus von Ingeborg Schöner unübersehbar), doch bestens (und besser als in vielen anderen Krimis) auf Großbritannien getrimmt wurden. So vorzüglichen Darstellern wie Siegfried Wischnewski, Eddi Arent, Gert Günther Hoffmann oder eben auch Götz George sieht man außerdem immer gerne zu. Werner Pochath spielt das übliche Enfant terrible. In einer Nebenrolle ist ja auch der leider schon verstorbene Herbert Fux mit dabei.
Die Inszenierung fand ich übrigens nicht so hölzern wie oben beschrieben, die Stunts und Actionsszenen sind für einen deutschen Film sogar sehr gut geworden. Es krankt an der maroden Geschichte.
Dieser Film war mein heutiges Abendprogramm. Herrje, so eine ausgesprochene Gurke ist mir lange nicht mehr untergekommen. Die Schuld daran muss man eigentlich allein Rudolf Zehetgruber anlasten. Die Inszenierung ist größtenteils stümperhaft. Zum Glück haben sich große Teile des Casts in anderen Filmen einen Namen gemacht, sonst könnte man meinen, man hätte es mit einem talentfreien Ensemble zu tun. Eddi Arent hat man eigentlich keinen einzigen richtigen Gag in die Rolle geschrieben und das steht ihm nicht gut. In seinen "bösen" Passagen vom BUCKLIGEN funktioniert das, weil dort die Rolle grotesk angelegt ist. Hier wirkt er einfach nur fehlplatziert. Götz George bleibt ebenso unter seinen Möglichkeiten. Werner Pochath gibt den unberechenbaren Ganoven zwar routiniert, wird aber letztlich auch zu lächerlich in Szene gesetzt. Zahlreiche Kleinigkeiten bringen einen dabei zum schmunzeln, etwa das kunstvoll bemalte Nitroglycerin-Fläschchen. Hinzu kommt grassierende Unlogik, etwa wenn Inspektor Blomfield so geistesabwesend ist, dass er seine von Wunden gekennzeichneten Kollegen nicht mal fragt, was denn eigentlich vorgefallen ist.
Dabei hätte die Grundstory eigentlich ganz passable Unterhaltung liefern können. Der Film bietet zwei parallel laufende Handlungsstränge. Zum einen eine nette Mordgeschichte, die bei ALFRED HITCHCOCK ZEIGT vermutlich eine ganz gute Figur abgegeben hätte. Und auch die Geschichte um den rachesüchtigen Johnny (Pochath) hätte man zweifelsohne als spannendes Kammerspiel verkaufen können. Auf der Plusseite kann man ebenfalls noch die flotte Musik von Hans Hammerschmid aufführen.
Die im Wiener Raum gefilmten "London"-Außenszenen haben eine - mit Wallace verglichen - interessante alternative Atmosphäre, geraten mir durch die Zehetgruber'sche Wackelregie aber zu nervös. Das Pochath auf dem Motorrad gedoubelt wird, würde man übrigens selbst auf einem Campingfernseher erkennen.
Fazit: Erwartungsgemäß - unter welchem seiner zahlreichen Alternativtitel auch immer - schlecht ausfallender Kriminalfilm, der leider auch zu wenig Charme mitbringt, um als trashige Skurilität wirklich zu Ruhm zu kommen. Die kursierende TV-Fassung zeigt lediglich ein mangelhaftes 4:3-Bildmaster, ebenso wie die furchtbare DVD-Fassung, die zudem allerdings auch noch (weitere?) Kürzungen aufweist. Das DVD-Studio hat es verpasst Geld zu machen, indem man Götz George mit der Veröffentlichung erpresst. Das hätte bestimmt besser funktioniert als auf einen Publikumserfolg zu hoffen. Damals wie heute.
Inspektor Blomfields Fall Nr. 1: Ich spreng' euch alle in die Luft!
BRD 1968. Mit Götz George, Walter Barnes, Ingeborg Schöner, Anthony Steel, Siegfried Wischnewski, Werner Pochath, Gert Günther Hoffmann, Herbert Fux, Marianne Hoffmann, Karl Schönböck, Leopold Rudolf und Eddi Arent. Buch & Regie: Rudolf Zehetgruber.
Mehr oder weniger zufällig wird Inspektor Eddie Blomfield (Götz George) Zeuge eines geplanten Raubüberfalls. Blomfield kann das Verbrechen verhindern, bei der anschließenden Verfolgungsjagd kommt einer der Gangster ums Leben. Wenig später spaziert dessen jüngerer Bruder Johnny Smith (Werner Pochath) ins örtliche Polizeirevier, um mit Blomfield abzurechnen. Doch anwesend sind bloß Blomfields Kollegen Lancaster (Walter Barnes), O'Hara (Gert Günther Hoffmann) und Sterling (Siegfried Wischnewski); später stößt auch noch Colman (Eddi Arent) dazu. Smith nimmt sämtliche Beamten als Geisel, bewaffnet ist er mit einem Revolver und einer kleinen Flasche Nitroglyzerin. Blomfield selbst ahnt von alldem nichts; er ermittelt gerade in einem Villenviertel. Eine Mrs. Gillespie (Ingeborg Schöner) hat beobachtet, dass ihr Nachbar Mr. Baker (Anthony Steel) in seinem Garten eine verdächtige Grube ausgehoben hat.
Zwei Geschichten, die so gut wie keine Berührungspunkte haben und parallel nebeneinander herlaufen - das ist dramaturgisch unglücklich gelöst. Ich stimme @Georg zu - jeden der beiden Erzählstränge hätte man auch bestens in einem 20-minütigen TV-Krimi unterbringen können. Ich hatte nach der Lektüre der bisherigen Rezensionen allerdings Schlimmeres erwartet. "Ich spreng euch alle in die Luft" aka "Der Superbulle" aka "Mad Jo" (unter diesem Titel lief der Film auf "Das Vierte", inklusive englischem Vorspann "Directed by R.Z. Gruber ) bietet annehmbare Unterhaltung, was in erster Linie allerdings auf die hochwertige Besetzung zurückzuführen ist. Werner Pochath agiert als schmieriger Ganove im durchgeknallten Kinski-Modus; ein Rollentyp, den er darauf noch unzählige Male variierte. Die Besetzung des Polizeireviers mit Barnes, Wischnewski, Arent und Hoffmann überzeugt; gern hätte ich diese Konstellation möglicherweise in einer Krimiserie wiedergesehen; das hätte durchaus Potenzial gehabt.
Britische Atmosphäre strahlt der Film nun aber überhaupt nicht aus. Nahezu sämtliche Außenaufnahmen (bis auf die Szenen im Villenviertel) wurden in einem Industriegebiet in Wien gedreht; ebenso gut könnte es sich in Köln, Hamburg, München oder meinetwegen auch London befinden; man erkennt jedenfalls keinen Unterschied. Die spärlich gesäten Actionszenen hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck. Während die Arbeit der (deutlich zu erkennenden) Stuntleute tadellos erscheint, verbaselt Zehetgruber diverse Übergänge. Aber man hat schon deutlich Schlechteres in diesem Bereich gesehen. Ich bin mal gnädig und vergebe insgesamt 3 von 5 Punkten.
Der Film erscheint am 22.06.2012 vom Label MMB-TV (von denen gibt es auch die beiden deutschen "Sumuru"-DVDs) in deren "Kino Trivial"-Reihe auf DVD.
Der Film ist sicherlich nicht DER Knaller, dank der guten Darsteller und der recht gut ausgestatteten DVD werde ich aber wohl trotz des relativ hohen Preises zuschlagen.