Appropox Bekanntheitsgrad von EW: Der ist doch in D zu 99% auf die Rialto Filme zurückzuführen. Da es sowas vergleichbares in GB nicht gab, finde ich es ehrlich gesagt nicht besonders verwunderlich, dass ihn heute kaum noch jemand kennt.
So einfach sollte man es sich nicht machen. A) Natürlich gab es im UK etwas Vergleichbares: die Merton-Park-Filme. Auch diese wurden wie die deutschen Rialtos häufig im Fernsehen wiederholt und sorgten dafür, dass der Name einigermaßen präsent blieb. B) Wallace ist nicht vergessen, sondern wird seit einigen Jahren in England auch wieder vernünftig vermarktet: Es erscheinen DVDs en masse, die mit dem Namen Wallace werben; auch Hörbücher wurden herausgebracht. Die Präsenz der Wallace-Produkte auf den High Streets ist ebenfalls deutlich besser als vor einigen Jahren: Bei meinem England-Aufenthalt im September fand ich Wallace-VÖs an allen Orten, an denen ich danach suchte - sei es auf der Oxford Street in London, in Brighton oder Canterbury. Man darf zudem auch nicht dem Trugschluss erliegen, dass in Deutschland der Name Wallace für massenhafte Jubelstürme sorgen würde, nur weil es hier ein relativ aktives Forum gibt, das seinen Namen trägt, die Hardcore-Fans also eindeutig besser organisiert und vielleicht auch zahlreicher sind. Wie aber z.B. die Realität in den Buchhandlungen aussieht, steht ja auf der vorherigen Seite. Im Endeffekt würde ich konstatieren, dass sich Deutschland und Großbritannien ziemlich die Waage halten, was Wallace-"Begeisterung" oder, um realistischer zu sprechen, die teilweise Wallace-Erinnerung angeht. Und beiden Nationen ist gemein, dass sie sich an ein verzerrtes Wallace-Bild erinnern.
Merton Park ist wohl für GB kaum dasselbe wie Rialto für D. Schließlich traten in diesen Filmen über ein Jahrzehnt die bekanntesten deutschen Darsteller ihrer Generation auf und das in einer Zeit als Kino noch wesentlich bedeutender war als heute....die meisten Leute, die diese Filmen mögen, haben noch nie einen Wallace - Roman in der Hand gehabt. Ich übrigens auch nicht. Interessiert mich genauso wenig wie einen Flemming zu lesen, obwohl ich Bond seit Jahrzehnten schaue.
Zitat von Gubanov im Beitrag #32So einfach sollte man es sich nicht machen. A) Natürlich gab es im UK etwas Vergleichbares: die Merton-Park-Filme. Auch diese wurden wie die deutschen Rialtos häufig im Fernsehen wiederholt und sorgten dafür, dass der Name einigermaßen präsent blieb. B) Wallace ist nicht vergessen, sondern wird seit einigen Jahren in England auch wieder vernünftig vermarktet: Es erscheinen DVDs en masse, die mit dem Namen Wallace werben; auch Hörbücher wurden herausgebracht. Die Präsenz der Wallace-Produkte auf den High Streets ist ebenfalls deutlich besser als vor einigen Jahren: Bei meinem England-Aufenthalt im September fand ich Wallace-VÖs an allen Orten, an denen ich danach suchte - sei es auf der Oxford Street in London, in Brighton oder Canterbury. Man darf zudem auch nicht dem Trugschluss erliegen, dass in Deutschland der Name Wallace für massenhafte Jubelstürme sorgen würde, nur weil es hier ein relativ aktives Forum gibt, das seinen Namen trägt, die Hardcore-Fans also eindeutig besser organisiert und vielleicht auch zahlreicher sind. Wie aber z.B. die Realität in den Buchhandlungen aussieht, steht ja auf der vorherigen Seite. Im Endeffekt würde ich konstatieren, dass sich Deutschland und Großbritannien ziemlich die Waage halten, was Wallace-"Begeisterung" oder, um realistischer zu sprechen, die teilweise Wallace-Erinnerung angeht. Und beiden Nationen ist gemein, dass sie sich an ein verzerrtes Wallace-Bild erinnern.
In Deutschland war Wallace in den 60er-Jahren (erneut) ein popkulturelles Phänomen. Ein solches "Wallace-Fieber" gab es in einem solchen Ausmaß im Kingdom in den 50er/60er-Jahren nicht mehr. Und die Merton-Park-Filme haben für ihr Produktionsland weder kulturell noch wirtschaftlich eine vergleichbare Bedeutung wie die Rialto-Filmreihe für die BRD. In der NS-Zeit war Wallace in Deutschland kein Thema. Die Deutschen entdeckten - sowohl auf der Leinwand als auch in Buchform - erst im Nachkriegsdeutschland wieder den Stoff. In der Wallace-Heimat gab es diesen Einschnitt nicht, damit aber auch keine zweite Welle.
Natürlich gibt es dennoch auch britische Freunde von klassischen Krimis und so ist es schön, dass es dort auch die ein oder andere interessante Veröffentlichung gibt. Auch wenn es generell eine große Leidenschaft gegenüber der eigene Filmhistorie gibt, sind Wallace-DVDs dort allerdings absolute Niesche. Undenkbar, dass man entsprechende Titel in jedem Kaufhaus findet, wie es in Deutschland der Fall ist. Fernsehquoten, Beiträge in der Presse, usw. Es gäbe noch dutzende Beispiele. Soweit zu Filmen und DVDs.
Das Problem beim deutschen Buchmarkt ist, dass durch das Aufkommen des Internets (Ebay, Amazon Marketplace,...) die ganzen in Millionenauflagen hergestellten Goldmann Taschenbücher Wallace-Titel gebraucht für einen Euro zugänglich machen. Das verhindert den Markt für hochwertige Wiederveröffentlichungen. Viel anders ist es in UK hierbei nicht, nur ist nicht unbedingt gleich jeder Titel inflationär bei Ebay zu finden. Hinzu kommt die einfachere Rechtesituation - in Deutschland sehr kompliziert, außer bei Karl Döhring als Übersetzer, weil hier bekannt ist, dass die Schutzfrist bereits abgelaufen ist (Daher hier auch der ganze Billig-Ebook-Schrott, wobei natürlich stets auf die gekürzten und bearbeiteten Fassungen zurückgegriffen wird). So sind seit der Weltbild-Edition in Deutschland mit knappem Vorsprung mehr ernstzunehmende Wiederveröffentlichungen im UK zu verzeichnen. Aber auch diese kann man an einer Hand abzählen, und wenn man dabei mal bedenkt, dass britische Hersteller durch die international gesehen viel kleinere Sprachbarriere einen erheblich größeren Markt ansprechen können, sind diese paar Veröffentlichungen doch in ihrer Gesamtheit leider von kaum Bedeutung!
Letztlich lässt sich der Stand der Dinge auch ganz einfach mit Zahlen belegen: Das Suchvolumen nach "Edgar Wallace" bei Google ist in Deutschland sechsmal so hoch wie vom Standort United Kingdom und das sagt ja wohl Alles.
Soviel zur Quantität der Begeisterung. Ändert aber nichts daran, dass ich mich immer freue, wenn sich in UK etwas regt. Insofern vielen Dank auch aktuell wieder für die tolle Berichterstattung.
Du und Tilo, ihr bringt zwei Sachen durcheinander: Ausgangspunkt war die Aussage, in Großbritannien kenne kaum mehr jemand Edgar Wallace. Nun wird über Fanpotenziale gesprochen. Dazwischen liegt eine riesige Schere - die Sachverhalte haben wenig miteinander zu tun. Ich habe nie bestritten, dass die akute Fangruppe hierzulande größer ist - im Gegenteil: es steht sogar wortwörtlich in meinem letzten Beitrag; die Kenntnis unter Ottonormalverbrauchern und durchschnittlich gebildeten Menschen, die von Edgar Wallace wie auch von anderen historischen Persönlichkeiten schon mal gehört oder etwas gesehen haben, sollte in beiden Ländern trotzdem gleich groß sein. Das hat nichts mit Google-Anfragen, Marktgrößen oder ähnlichem zu tun, sondern mit wertungs- und begeisterungsfreier Allgemeinbildung. Ich kenne auch Sir Isaac Newton und habe trotzdem noch nie nach ihm gegoogelt und würde mir auch keine seiner Schriften zulegen.
Immerhin führst du ja die Merton-Park-Produktionen in deiner Argumentation als "vergleichbar" zu Rialtos Anteil an der Prominenz im jeweiligen Land. Darüber hinaus hast du das Thema DVD-Vermarktung angeschoben, sodass es ja nicht sehr weit hergeholt ist in dem Zusammenhang von Marktgrößen zu sprechen. Da geht es ja eben gerade in deiner Argumentation schon weit über das Thema "schonmal gehört" hinaus - und auf diese Punkte habe ich mich bezogen. Aber um der Wortklauberei ein Ende zu bereiten, vielleicht noch eine weitere Ansicht:
Ich glaube darüber hinaus auch, dass in Deutschland mehr "Ottonormalverbraucher" schonmal etwas von Wallace gehört haben als im UK. Weil ich daran glaube, dass ein direkter Zusammenhang besteht zur Präsenz in den Medien. Das würde auch den meisten Medientheorien zu Agenda Setting Effekten entsprechen.
Zitat Die theoretische Grundlage der Theorie des Agenda Settings bildet die These von Bernard C. Cohen (1963), die Medien hätten zwar keinen großen Einfluss auf das, was das Publikum zu einzelnen Themen denkt, aber einen erheblichen Einfluss darauf, worüber es sich überhaupt Gedanken macht.
Auch das Suchvolumen bei Google halte ich zumindest für einen Indikator, wenn es auch tatsächlich hier um aktive Beschäftigung geht.
Abschließend könnten unsere Thesen wohl nur durch eine repräsentative Umfrage in beiden Ländern be- oder entkräftet werden.
Der Name Edgar Wallace ist in Deutschland - nicht zuletzt durch die vielen Filme und auch Epigonen - sicher noch mehr präsent als in seinem Heimatland. Aus England sind mir z.B. keine Epigonen (Bryan Edgar Wallace, Weinert-Wilton usw.) geläufig, was ja schon den Erfolg bzw. auch Stellenwert der damaligen Filmproduktionen aufzeigt. Den "scharzen Abt", "Hexer" oder "Zinker" kennt in Deutschland wahrscheinlich jeder Zweite. Und vieles, daß gar nicht "Edgar Wallace" ist (die ganzen Epigonen, Dr. Mabuse usw.) wird auch oft mit Wallace verwechselt.
Bei den Buch-Neuerscheinungen ist es wohl wirklich so, daß Ebay und div. Buchantiquariate (booklooker, abe-books) mit Preisen von oftmals 1 EUR pro Buch einer neuen Auflage entgegen sprechen. Wenn überhaupt, dann hätte man wahrscheinlich nur eine Chance mit originalkonformen, ungekürzten Ausgaben - entweder Neuübersetzungen oder eine Wiederauflage der alten Vorkriegsausgaben. Aber selbst hier halte ich den geschäftliche Erfolg für sehr überschaubar.
Zitat von DanielL im Beitrag #36Abschließend könnten unsere Thesen wohl nur durch eine repräsentative Umfrage in beiden Ländern be- oder entkräftet werden.
Darauf läuft's wohl hinaus. Fände ich ungemein interessant, ist aber leider weder hierzulande noch im UK abzusehen.
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