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Dieses Thema hat 33 Antworten
und wurde 6.214 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

18.05.2008 14:13
#16 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Dieser Beitrag beinhaltet Spoiler.

Da das Ende des Films immer wieder für Polemiken sorgt, möchte ich hiermit gerne eine Diskussion darüber eröffnen. Entgegen der Romanvorlage bleiben Vera Claythorne und Hugh Lombard in "Geheimnis im blauen Schloss" am Leben. Dies begründet sich damit, dass der Richter sich bezüglich ihrer wahren Identität geirrt hat. Vera hat den Verlobten ihrer Schwester nicht getötet, sondern lediglich dazu beigetragen, dass diese nicht wegen Mordes verhaftet wurde. Hugh ist nicht Lombard, sondern hat dessen Platz nach dem Selbstmord seines Freundes eingenommen, um einige Beweggründe dafür in Erfahrung zu bringen.

Nach der Auffindung der Leiche von William Blore stehen sich Vera und Hugh im Schnee gegenüber. Vera zückt den Revolver von "Lombard" und zielt auf ihn. Er beschwört sie, ihm zu vertrauen. Dann entfernt sich die Kamera, was dem Zuschauer zu verstehen gibt, dass sich noch ein Dritter in der Nähe aufhalten muss. Außerdem ist es ein bekanntes Stilmittel, das im Film gerne verwendet wird, um Gespräche zu verkürzen und den wahren Sachverhalt zu verschleiern. Vera schießt und Hugh fällt sofort um. Dann geht sie langsam, aber zielsicher ins Haus zurück, wo der Richter auf sie wartet.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.05.2008 14:22
#17 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Mit der abgeänderten Version habe ich einige Probleme. Die Original-Version des Romans ist wesentlich konsequenter und hält sich an die Strenge der Vorgänge, die im Kinderlied geschildert werden. Keine der abgeänderten Verfilmungen, auch nicht die von 1945, kann mit dem ursprünglichen Ende mithalten. Was Christie selbst dazu bewegte, das Ende in ihrer Theaterversion von "And Then There Were None" so umzuändern, dass Hugh und Vera überlebten, weiß nur sie selbst. Schließlich bringt dies nicht nur den unbefriedigenden vorzeitigen Abbruch der Geschichte, sondern auch ein großes logisches Problem mit sich: Wenn Hugh und Vera allein mit acht Toten auf der Insel bzw. in diesem Fall oben auf dem Schloss gefunden werden - wer wird ihnen dann die wahre Geschichte glauben? Sie würden in jedem Falle aufgehängt werden oder zumindest ins Gefängnis wandern. Weiterhin ist es höchst unwahrscheinlich, dass jemand, der alles so genau plant wie "Mr. Owen" (um ihn bei seinem Pseudonym zu nennen), sich gleich bei zwei potentiellen Mördern irren soll.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

18.05.2008 14:26
#18 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Ich vermute, dass Mr. Owen ein Testament hinterlassen hat, das den Sachverhalt erklärt. Diese Art von Verbrecher ist meistens sehr stolz auf ihre ausgeklügelten Taten und rühmt sich der eigenen Fähigkeiten. Ohne ein posthumes Schuldgeständnis des Massenmörders würden Vera und Hugh kaum Glauben für ihre Schilderungen finden.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.05.2008 14:33
#19 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Vermuten kann man viel, nur wird dies weder angedeutet noch explizit erwähnt. Zu weiteren "Vermutungen", die Christie-Fans bezüglich dieses unausgegorenen Endes auch schon angestellt haben, gehören folgende Theorien:

  • a) Der Revolver von Hugh Lombard, der in der Theaterfassung ja nie benutzt wird, ist nur mit Platzpatronen geladen, denn Hugh Lombard ist ein Möchtegern-Held.
  • b) Der Fährmann Fred Narracott würde als Täter beschuldigt werden.
  • c) "Mr. Owen" ist noch nicht tot und kann die Geschichte noch einmal zum besten geben.
Allein in der Gesamtwirkung kann man sehen, zu welchen abstrusen Möglichkeiten das Theaterende führt. Es zerstört darüber hinaus die eigentliche Intention des Buches, nämlich die Schilderung eines wahnsinnigen Planes, der eine höhere Gerichtsbarkeit, ähnlich des Jüngsten Gerichts, auf das im Roman auch Bezug genommen wird, einführt und nicht nur eines sondern gleich zehn perfekte Verbrechen auftischt.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

18.05.2008 14:38
#20 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Agatha Christie machte sicher den Erwartungen des Publikums Zugeständnisse, als sie das Ende des Romans dahingehend abänderte, dass die zwei Sympathieträger am Leben bleiben durften. Dies konnte natürlich nur sein, wenn sie wirklich unschuldig waren. Mr. Owen (das Böse) hat verloren und Hugh und Vera (das Gute) haben gesiegt. So die unterschwellige Botschaft des Theaterstücks bzw. der Filmfassung von 1965.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.05.2008 14:40
#21 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Und genau diese Botschaft ist in dieser Geschichte meiner Meinung nach völlig fehl am Platze.

Eine Anmerkung aus einem anderen Forum bezüglich der Theaterfassung und der 1945er-Verfilmung, die ebenfalls diesen Schluss verwendet:

Zitat
But I also think the other reason was that the screenplay writer, Dudley Nichols, felt that the murder of a child would be too harsh for audiences of that time to watch since they were exposed to enough horrors during WWII. Still, WWII was going on strong when AC's own stage adaptation was released but she saw no need to change Vera's crime; she just simply made Vera innocent of her crime. [...] Another reason was most likely because of the Hays Code, which strictly dictated that if someone in a movie committed a crime, they had to be punished for it, no exceptions. So the judge couldn't win the way he did in the book; he had to be defeated in one way or another. If Vera was guilty of the crime she was accused of and survived anyway, the film would've been given grief by the theatres who were showing it in the US.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

18.05.2008 14:48
#22 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Gerade weil das Publikum eben erst die Schrecken des Zweiten Weltkriegs hinter sich hatte, würde es an Verbrechen dieser Art (die bei einem Theaterstück und den damaligen strengen Auflagen der Zensurbehörde ohnehin nicht gezeigt wurden) weniger Anstoß nehmen als z.B. ein viktorianisch behütetes Publikum.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.01.2009 17:07
#23 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Wieder einmal gesehen und folgende Meinung gebildet:

BEWERTET: "Geheimnis im blauen Schloss" (Ten Little Indians) (Großbritannien 1965)

Der Film liegt dem geneigten Zuseher im Gegensatz zu der leider wenig beachteten russischen Umsetzung des Christie-Stoffs in einer ausgezeichneten Bild- und Tonqualität vor. Die augenscheinlichste Veränderung liegt in der Wahl des Drehorts begründet. Anstatt auf einer Insel spielt die Handlung auf einem Schloss in den Zillertaler Bergen. Die Gäste treffen mit dem Zug in Mayrhofen ein und begeben sich per Pferdeschlitten und Seilbahn zum Anwesen, das ihr Gastgeber fürs Wochenende gemietet hat. Die atemberaubende Kulisse und die schwungvolle Musik von Malcolm Lockyer versprechen ein vergnügliches Krimierlebnis, zumal George Pollock als erprobter "Miss Marple"-Regisseur für den Film verantwortlich zeichnet. Die klingenden Namen bürgen für Qualität. Wieder einmal änderte man jedoch die Romanvorlage und ermöglichte den zwei letzten "Negerlein", den Mörder auszutricksen. Ob ihr Überleben damit gesichert ist oder ob man sie angesichts der acht Leichen hängen wird, bleibt offen.

Man unterstellt dem Zuseher offenbar mangelndes Kombinationsvermögen oder schlicht und einfach, dass er oder sie am Ende des Films nicht weiter über Konsequenzen nachdenkt. Es ist bezeichnend, dass die beiden Personen, welche für die meiste Hysterie sorgen, gleich zu Beginn der Handlung ermordet werden (der Popsänger und die Haushälterin). Dies ist bereits ein Hinweis auf die distinguierte, konservative Einstellung des Mörders. Erfreulich für das Publikum ist die Tatsache, dass die Überlebenden versuchen, mit einem konkreten Plan den Unbekannten zu fassen. Die zwei führenden Personen sind dabei Hugh Lombard und General MacArthur, die systematisch und ruhig denkend vorgehen. Dieser Aspekt fehlt z.B. der amerikanischen Umsetzung von René Clair in der ersten Hälfte des Films völlig, was die Darsteller dumm und unprofessionell erscheinen lässt.

Um Glamour in den Film zu bringen, besetzte man die beiden weiblichen Gäste mit Daliah Lavi und Shirley Eaton. Das alte Spiel "Blond gegen Brünett" wird hier unter Aufbietung verführerischer Abendroben inszeniert. Daliah Lavi spielt den Filmstar Ilona Bergen - eine völlig andere Figur, als Mrs. Christie im Sinn hatte. Ihre Emely Brent war eine bigotte Frau mittleren Alters. Shirley Eaton schafft es, als Anne Clyde ein überzeugendes Porträt zu geben und sich durchaus vom Bond-Klischee der vergoldeten Leiche zu befreien. Die älteren Herren treten uns würdevoll und listig entgegen, allen voran Wilfrid Hyde White als Richter. Dennis Price kennen wir bereits als Gentleman-Mörder aus "Adel verpflichtet" und als charmanten Theateragenten aus "Vier Frauen und ein Mord". Im Zusammenspiel mit Stanley Holloway schlagen die beiden Herren ihre Konkurrenten aus den anderen Verfilmungen. Die einzelnen Morde werden dem Zuseher phantasievoll präsentiert.

Auch wenn Marianne Hoppe nicht romangerecht stirbt, ist es doch jedes Mal erneut dramatisch, zu sehen, wie das Tragseil der Kabine langsam reißt und die Seilbahn in die Tiefe stürzt. Ein simpler Tod im Schlaf kann hier nicht mithalten. Doch vermutlich dachte Agatha Christie nicht daran, ihr Talent in Bezug auf Mordmethoden an eine gewöhnliche Haushaltshilfe zu verschwenden. Das spricht erneut für den Snobismus und die Überheblichkeit des Mörders.

FAZIT: In meiner Gunst ringen die britische und die russische Verfilmung um die Spitzenposition, wobei die britische die Nase vorn hat (aufgrund der besseren Bildqualität und des auf Freundschaft gegründeten Verhältnisses zwischen Lombard und Clyde).

Glasauge Offline




Beiträge: 1.321

10.06.2010 11:25
#24 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Kann man diesen Film eigentlich mit DAS INDISCHE TUCH vergleichen?

Glasauge
LEBEN UND STERBEN LASSEN

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

10.06.2010 12:58
#25 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Zitat von Glasauge im Beitrag #24
Kann man diesen Film eigentlich mit DAS INDISCHE TUCH vergleichen?

Grundstory ist ja dieselbe, allerdings fällt "Geheimnis" logischerweise viel, viel britischer aus als "Das indische Tuch". Vom Stil der Inseznierung würde ich höchstens sagen, dass es beides Kriminalfilme sind - alles andere differiert schon sehr stark; nicht zuletzt ist die Towers-Produktion wesentlich ernster.

Gruß
Joe Walker

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

10.06.2010 20:47
#26 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Zitat von Glasauge im Beitrag #24
Kann man diesen Film eigentlich mit DAS INDISCHE TUCH vergleichen?

GEHEIMNIS IM BLAUEN SCHLOSS basiert auf dem Roman ZEHN KLEINE NEGERLEIN von Agatha Christie, wobei das Ende geändert wurde. Bei der Verfilmung des Romans DAS INDISCHE TUCH von Edgar Wallace änderte man den Plot und griff auf das Prinzip der zehn kleinen Negerlein zurück - auch deshalb, damit man mehr Tote im Film als im Roman hat.

Ein Vergleich ist zwar gegeben, aber letztendlich hinkt er!

Joachim.
*Filme bleiben ewig jung!*

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

10.06.2010 21:05
#27 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Gruß
Havi17

Peter Ross Offline



Beiträge: 2.000

08.01.2011 14:02
Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

"Geheimnis im blauen Schloss" (auch: Da waren's nur noch neun) ist ein britischer Spielfilm aus dem Jahre 1965. Im Film spielen Mario Adorf, Shirley Eaton, Marianne Hoppe und Daliah Lavi mit. Der Film handelt von zehn Protagonisten, die von einem Herrn Gendwer in ein Schloss eingeladen werden. Keiner der Gäste kennt sich untereinander und es gibt keine offensichtliche Verbindung. Herr Gendwer erscheint jedoch nicht persönlich, sondern lässt zum Abend ein Tonband abspielen, bei dem jeder der Anwesenden für ein Verbrechen verurteilt wird. Nach dem System "Zehn kleine Negerlein" stirbt nun einer nach dem anderen, bis am Ende das überraschende Gemeimnis im blauen Schloss gelüftet wird.

George Pollock inszenierte aus meiner Sicht einen äußerst spannenenden Film mit hervorragenden Außenaufnahmen. Der Film hat eine erstaunliche Ähnlichkeit zum "indischen Tuch", sogar Zitate wie "Können Sie mir sagen, wie viele wir heute beim Essen sein werden?" wurden fast wortwörtlich übernommen. Die Darsteller liefern eine überzeugende Arbeit ab und tragen zu einer gelungenen Verfilmung des Stoffs von Agatha Cristie und dem Drehbuch von Harry Alan Towers bei. Mit diversen Stilelementen (Licht flackert, Türgriffe bewegen sich) entsteht eine spannende Atmosphäre. Insgesamt 9/10 Punkte.

Der Film kann über Telekom Entertain oder Videoload.de (1,99 Euro) bezogen werden.

Editiert von Gubanov am 08.01.2011, 17.26 Uhr - Beitrag in bestehendes Thema integriert

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

08.01.2011 14:39
#29 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Ich habe mal ein Review zu "Ein Unbekannter rechnet ab" erstellt, das einen Vergleich dieser beiden Filme enthält. Ich denke, das passt auch ganz gut an diese Stelle.

Zitat von Count Villain im Beitrag RE: Ein Unbekannter rechnet ab (1974)
Ha, ich hab ein altes Review von mir gefunden. Direktvergleich zwischen dem Unbekannten und dem blauem Schloss.

EIN UNBEKANNTER RECHNET AB

Wie schon gesagt ein Film mit Schwächen, die mir vor allem beim ersten Sehen ins Auge fielen, aber auch mit Stärken, die sich mir nach mehrmaligem Sehen dann erschlossen. Ich werde die Besprechung als Vergleich zu der 1965er-Version aufbauen, da sich das thematisch anbietet. Trotzdem wird es irgendwie ein Vergleich von zwei gänzlich verschiedenen Sorten Äpfeln sein, wenna uch zum Glück nicht ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen, denn der Ton des jeweiligen Filmes ist ein gänzlich anderer. Während die 1965er Version leichter und lockerer, im Falle von Wilfried Hyde-White gar mit einem verschmitzten Augenzwinkern, daher kommt, so ist diese doch weitaus ernsthafter und härter, was aber durchaus auch dem jeweiligen Zeitgeist anzurechnen sein mag.

Die Musik:
Sehr athmosphärisch immer wenn sie eingesetzt wird (ich liebe die Musik bei der Szene wo das Band die Verbrechen der Gäste anklagt), allerdings meiner Meinung nach zu selten eingesetzt. Düsterer als 1965. Aznavours Gesang ist dem Fabians, der noch dazu mitsynchronisiert wurde, doch deutlich vorzuziehen. Trotzdem können hier beide Versionen punkten.
1-1

Die Morde:
Da sie hier nicht nach den Reimen geschehen ein klarer Punkt für die 1965er Version. Da fehlt einfach ein typisches Element.
1-2

Der Suspense:
Meines Erachtens bei dieser Version höher. Für mich kommt das Belauern und die angegriffenen Nerven der Gäste hier besser herüber als 1965. Die ganze Athmosphäre ist drückender. Die Szene als das Licht ausgeht hier mal als Beispiel. Der Dialog zwischen Doktor und Richter überzeugt in beiden Versionen während ich die Konfrontation zwischen Blore und Lombard am Aggregat in dieser Version doch besser finde. Fröbe und Reed wirken irgendwie 'manischer'. Auch das hier Lombard Martino angreift und nicht andersherum eine interessante Variation. Allerdings, wie ich später noch erläutern werde, leider überflüssig.
2-2

Die Dialoge:
Viele sind gleich, stellenweise sind sie in der einen Version besser (z.B. Schnapsleiche-echte Leiche oder Lebensmittelrationierung), stellenweise in der anderen. Ein Mischung aus beiden wäre wohl die ultimative Lösung.
3-3

Mike / Michel Raven:
Da gewinnt für mich ganz klar Aznavour vor Fabian. Bei Fabian fragt mans ich ständig ob der tatsächlich so grottig spielt oder ob der Nervfaktor der Figur beabsichtigt ist. Zudem ist Ravens Tod in dieser Version besser in Szene gesetzt, wie er weg geht, torkelt und fällt wirkt wesentlich glaubwürdiger wie der Schrei.
4-3

Elsa Martino / Grohmann:
Nicht viel Entfaltungsmöglichkeiten für Maria Rohm, Marianne Hoppe bleibt mehr im Gedächtnis. Der Tod 1965 viel besser gelöst. Während Maria Rohm stranguliert wird sieht man Martino, Lombard und Miss Clyde zusammen auf der Suche nach ihr. Fazit: Die drei können nicht die Mörder sein. Was für ein Fauxpas!
4-4

General Salve / Mandrake:
Hier ziehe ich Celi Genn vor. Er wirkt irgendwie kantiger, Genn ist mehr der liebe alte Onkel. Auch die Szene wie er die Geständnisse der anderen erwartet ist in dieser Version besser gelöst. Er sieht jeden einzelnen direkt an, geht zu ihnen hin.
5-4

Martino / Grohmann:
Ich mag sie beide irgendwie. Der Punkt geht trotzdem eindeutig an Adorf, sowohl wegen dem Fauxpas bei dem Tod von Martinos Frau als auch bei Martinos Tod selbst. Ich kann mir das nur so erklären, dass Martino an einem Hitzschlag starb, ansonsten hätte er doch viel länger durchgehalten. Oder war am Ende sein Wasser vergiftet worden? Und wieso ist auf einmal sein Kompass kaputt? Wer 200 km durch die Wüste gehen will, der rüstet sich doch auch besser aus und nimmt mehr als nur eine Wasserflasche mit, die er auch noch nach wenigen Stunden schon leer hat. Alles irgendwie unglaubwürdig. Treibsand wäre doch eine gute Alternative gewesen.
5-5

Ilona Morgan / Bergen:
Ganz klarer Punkt an Stéphane Audran. Gegen sie wirkt Daliah Lavi doch wie ein verängstigtes Girlie. Audran schafft es besser die Tragik der Rolle auszuspielen und gleichzeitig verdächtig zu wirken. Der Tod in beiden Versionen nicht zufrieden stellend gelöst.
6-5

Doktor und Richter:
Das Zusammenspiel der beiden funktioniert in beiden Versionen sehr gut. Lom und Price überzeugen beide ebenso Hyde-White und Attenborough, auch wenn letztere jeweils etwas anders an die Rolle herangehen. Aber das ist letztendlich Geschmackssache.
7-6

Blore:
Holloway und Fröbe scheint die Rolle gleichermaßen auf den Leib geschneidert zu sein. Allerdings wirkt Holloway doch etwas harmloser als Fröbe. Trotzdem Punkt für beide.
8-7

Lombard und Miss Clyde:
O’Brien und Eaton schaffen es besser gleichzeitig verdächtig und sympathisch zu wirken. Meines Erachtens haben sie mehr Ausstrahlung als Reed und Sommer. Bei letztgenannten ist dank des Fauxpas bei Frau Martinos Tod sowieso jedes weitere verdächtig machen leider vergebene Liebesmüh. Allerdings sagt mir der Showdown zwischen den beiden in dieser Version etwas mehr zu. Das reicht leider trotzdem nicht um den Punkt zu holen.
8-8

Tja, ich komme auf einen Gleichstand. Letztendlich ist es doch irgendwie Geschmackssache welche Version man bevorzugt. Allerdings hat der Stoff auch Schwächen, die in beiden Versionen zum Tragen kommen.

Martino / Grohmann und der Doktor:
In beiden Versionen wird der Tod des Dieners irgendwann einfach so akzeptiert, obwohl sie seine Leiche nicht finden, bzw. noch nicht mal die Klettermöglichkeiten überprüfen. Beim Doktor sagt allerdings sofort alles: Ja, das ist der Täter, der hält sich versteckt.

Die Dummheit der Figuren:
Warum überprüfen sie nicht ob alle Toten wirklich tot sind? Und die Sache mit dem Schlaf. Es hätte gut immer einer schlafen können während die drei anderen wachen. Das wäre natürlich noch besser gegangen als noch mehr Personen da waren. Warum bleiben alle nicht einfach immer zusammen? Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Wie auch immer. Beides sind jedenfalls durchaus sehenswerte Filme.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

08.01.2011 14:47
#30 RE: Geheimnis im blauen Schloss (1965) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag Ein Unbekannter rechnet ab (1974)
Die Dummheit der Figuren:
Warum überprüfen sie nicht ob alle Toten wirklich tot sind? Und die Sache mit dem Schlaf. Es hätte gut immer einer schlafen können während die drei anderen wachen. Das wäre natürlich noch besser gegangen als noch mehr Personen da waren. Warum bleiben alle nicht einfach immer zusammen? Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Danke für die Erläuterungen. Neben diesen beiden Christie-Verfilmungen hat Harry Alan Tower noch eine dritte Negerlein-Variante produziert: TOD AUF SAFARI. Was die Dummheit betrifft so steht diese ja bereits im Christie-Original drin. Also wer einmal in eine solche Situation kommt, der sollte überprüfen ob alle Leichen auch wirklich tot sind!


Joachim.

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