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Dieses Thema hat 53 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2014 13:45
#31 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten




Episode 8 der TV-Kriminalserie, BRD 1964. Regie: Karl Anton. Drehbuch: Edward Maria Solger, Ernest Borneman. In den Hauptrollen: Viktor de Kowa (Slim Callaghan), Eva Pflug (Steffie). Gastdarsteller: Carla Hagen, René Peter Körner, Helmuth Rudolph u.a. Erstsendung: 7. September 1964, ZDF.

Zitat von Slim Callaghan greift ein (8): Weißer Flieder
Dem Fund der Leiche des Ministerialrats Patthofer gehen unschöne familiäre Szenen voraus. Seinem zweiten Mündel verweigert der sittenstrenge Vormund den Erbteil, weil das Mädchen mit dem undurchsichtigen Ricardo verkehrt. Ist das das Motiv für den Mord? Oder muss Slim noch mehr Staub im Hause Patthofer aufwirbeln?


„Weißer Flieder“ öffnet mit einem Rundblick über den Münchner Hauptbahnhof, einem Symbol für anonyme Geschäftigkeit, wie sie auch in der Pension herrscht, in der Ministerialrat Patthofer abgestiegen ist. Niemand bemerkt, dass seine Leiche mitten im Zimmer auf einem Stuhl lehnt und von einem Lüfter warmgehalten wird. Dieser raffinierte Trick wurde hier der Reihe „Columbo“ vorweggenommen, wo eine Heizdecke zweimal dazu eingesetzt wurde, den Todeszeitpunkt durch Verzögern der Leichenstarre zu verschleiern. In ihrer gespenstischen Ausleuchtung handelt es sich außerdem um die wohl gruseligste Szene bei „Slim Callaghan“, nicht zuletzt weil der Zuschauer zum ersten Mal seit der Einstiegsfolge den Toten überhaupt wieder zu Gesicht bekommt.
Das triste Wetter passt hervorragend zu dieser etwas düstereren Episode, in der Carla Hagen einen bemerkenswerten Auftritt hinlegt. Als Schwesternduo übernahm die 1931 in Hamburg geborene Darstellerin gleich zwei Figuren, was mich meist zu mahnenden Hinweisen ob der Realitätsmissachtung einer solchen Besetzung verleitet. Hier kann ich an dem Vorgehen jedoch nichts aussetzen, weil „Slim Callaghan“ keine Serie ist, die sonderlich realistisch daherkommt und deshalb gern auch einmal in Märchengefilde abgleiten darf. Ähnlich wie die meisten Märchen erweist sich „Weißer Flieder“ zudem als eine ungewöhnlich deftige Geschichte, in der ein für Vorabendserien verhältnismäßig straffer Spannungsbogen geschlagen wird.
Sehr schade ist, dass die Reihe bereits nach acht Folgen eingestellt wurde. Dies hatte wohl nichts mit mangelndem Erfolg zu tun, wie man es bei heutigen Absetzungen schnell vermuten würde, sondern mit der Furcht de Kowas, mit der Figur des Ermittlers zu sehr assoziiert zu werden. Diese bedauerlichen Vorbehalte, die so manchen Schauspieler von wiederkehrenden Detektivrollen plagten, brachten den Zuschauer wohl um fünf Episoden, die „Slim Callaghan“ zu einer üblichen 13-teiligen Staffel aufgefüllt hätten. In den Tiefen des Netzes finden sich beim Medienarchiv Bielefeld sogar die Titel der ursprünglich angedachten Folgen: Sie hätten „Ein Mann ist verschwunden“, „Mörder am Telefon“, „Das Gespenst“, „Brillanten im Safe“ und „Giftige Tauben“ geheißen.

Eine verfrühte, aber würdige Verabschiedung vom großen Mimen Viktor de Kowa, der mit seinem guten Slim unter Beweis stellte, dass eine künstlerisch bedachte, zwischen Ironie und bühnenreifem Selbstbewusstsein angelegte Detektivrolle auch im Kontext von 25-Minuten-Episoden nicht ins Lächerliche abgleiten muss. Die lose auf den Peter-Cheney-Stoffen basierenden Folgen sind zwar nicht allesamt Highlights, unterhalten aber durch den Charme der Swinging Sixties und zumeist angenehme Besetzungen. 5 von 5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

02.02.2014 13:55
#32 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Episode 8 | 'Weißer Flieder' mit: Victor de Kowa, Eva Pflug, Carla Hagen, René Peter Körner, Helmuth Rudolph | Drehbuch: Ernest Borneman und Edward Maria Solger | Regie: Karl Anton




Carola Kellermann sorgt sich um die Finanzen ihrer jüngeren Schwester Sybille. Diese hat vor kurzem die Volljährigkeit erreicht und sollte nun eigentlich ihr Erbe antreten. Durch eine Heirat, die dem Onkel und Vormund, Ministerialdirektor a.D. Patthofer, missfiel, hat sie sich jedoch die Sympathie desselben verscherzt. Carola fürchtet, Sybille wolle ihre Drohung, unter allen Umständen an das Geld gelangen zu wollen, wahrmachen. Da sich Direktor Patthofer gerade in einer Münchner Pension aufhält, soll Slim Callaghan ihn aufsuchen und einlenken. Als er das Hotelzimmer betritt, findet er die Leiche des Mannes neben einem elektrischen Heizgerät, in der Hand hält er einen Füller und der Duft von weißem Flieder liegt in der Luft....

Carla Hagen ist in einer Doppelrolle zu sehen, was einerseits den ökonomischen Prinzipien einer Vorabendserie entspricht, andererseits aber auch ein Schwesternpaar ins Leben ruft, bei dem - wie so oft - eine Partei die dominante ist. Die Aussicht auf eine Erbschaft oder unrechtmäßig zu erwerbendes Geld treibt so manchen unauffälligen Bürger ins Verderben und so wundert sich Slim Callaghan nicht, dass die unscheinbare Sybille bei ihrem Onkel Druck ausübt, um an das Vermögen zu gelangen. Er lässt sich jedoch nicht täuschen und ermittelt in beide Richtungen, wobei er wieder einmal seine Gabe der Verstellung anwendet und auf die guten Kontakte zu Inspektor Dallmüller zurückgreift. Zu Beginn sieht man Münchens Trambahnen im Regen, weiters begleiten wir den Ermittler in eine kleine Pension und ein nobles Landhaus. "Weißer Flieder" kann für sich beanspruchen, das stimmungsvollste Bild der Serie aufzuweisen: den Toten neben dem Heizstrahler. An diesem Beispiel zeigt sich, mit wie viel Detailverliebtheit und Genauigkeit ans Werk gegangen wurde. Innerhalb von rund fünfundzwanzig Minuten wechseln die Schauplätze so häufig, dass eine glaubwürdige Krimihandlung erzählt wird, die sich unter Umständen über Tage hinwegziehen kann. Die Indizien, die Callaghan in die Hände fallen, sorgen für eine runde Geschichte, in der man im Finale um das Leben des Detektivs bangen muss. Seine Beobachtungsgabe und die Auswertung kleinster Spuren machen ihn so erfolgreich.

Mit einem spannenden Mordfall endet die achtteilige Reihe um den Kanadier in München, dessen detektivisches Gespür und eleganter Charme für flockig-leichte Krimiunterhaltung sorgen. 5 von 5 Punkten

"Weißer Flieder": Nach Abschluss des Falles lädt Inspektor Dallmüller seinen Freund Callaghan zum Essen in ein bayerisches Restaurant ein, wo sich der Genießer folgendes bestellt: Bouillon mit Grießnockerln, Hirschkeule auf Chiemseeart mit Kartoffelbrei und Sauerkraut, Himbeeren mit Schlagrahm.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

02.02.2014 14:23
#33 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #31
In den Tiefen des Netzes finden sich beim Medienarchiv Bielefeld sogar die Titel der ursprünglich angedachten Folgen: Sie hätten „Ein Mann ist verschwunden“, „Mörder am Telefon“, „Das Gespenst“, „Brillanten im Safe“ und „Giftige Tauben“ geheißen.

Interessant ist auch, dass diese Serie - so wie einige andere Serien und TV-Filme - ursprünglich gar nicht für das ZDF produziert wurde, sondern für die FFG (Freies Fernsehen Gesellschaft), das erste deutsche Privatfernsehen, das 1961 auf Sendung gehen sollte, dann aber nicht durfte. Slim Callaghan wurde dementsprechend auch schon 1960 gedreht und lagerte dann drei Jahre im Archiv, bis das ZDF die Serie übernahm. Auch andere TV-Serien wie "Meine Frau Susanne" (Regie: Erik Ode, mit Heidelinde Weis) wurden schon 1960 gedreht und für die Ausstrahlung 1961 im FFG geplant, dann aber erst im ZDF gesendet.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

09.02.2014 14:29
#34 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Acht Jahre vor "Slim Callaghan greift ein" kann der Filmfreund folgendes über Victor de Kowa lesen:

Zitat von Friederike Mat: Unsere Filmlieblinge - Ein Bilderbuch, Verlag Bernhard Reiff
Victor de Kowa darf den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, eine der vielseitigsten Persönlichkeiten des deutschen Theater- und Filmlebens zu sein. Die meisten kennen ihn nur als Schauspieler, oft aber ist er auch als Regisseur tätig - manchmal sogar als Schauspieler und Regisseur. Daneben malt er ausgezeichnet und hat die beruhigende Gewissheit, auch in dieser Sparte weit über dem Durchschnitt zu stehen und nötigenfalls eine Familie ernähren zu können.


Das Zusammenspiel von Victor de Kowa und Eva Pflug zeigt, dass jeder weiß, was er vom anderen zu erwarten hat. Der gemeinsame Sinn für hintergründigen Humor hilft so manche Durststrecke zu überwinden. Man neckt sich, kennt die Schwächen des anderen und inspiriert sich gegenseitig zu treffsicheren Feststellungen. Beide sind keine verbissenen Arbeitstiere, sondern sehen ihren Beruf als Einnahmequelle und interessanten Zeitvertreib, der so manches Rätsel behandelt und die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten zum Studienobjekt erhebt. Neben einem angemessenen Honorar zählt für das Duo der Detektei Callaghan auch die Muße für anregende Hobbies: ein Kartenspiel in froher Runde, das Studium unterschiedlichster Zeitungen und das Lüpfen des einen oder anderen Drinks.



Meine Rangliste lautet wie folgt:

1. Platz: Folge 5 - "Liebelei in Moll" (5 Punkte)
2. Platz: Folge 8 - "Weißer Flieder" (5 Punkte)
3. Platz: Folge 3 - "Die Erbschaft" (5 Punkte)

4. Platz: Folge 1 - "Tanz um Mitternacht" (4 Punkte)
5. Platz: Folge 7 - "Das Halsband der Kaiserin" (4 Punkte)
6. Platz: Folge 6 - "Unter Mordverdacht" (3,5 Punkte)
7. Platz: Folge 4 - "Einladung zum Mord" (3,5 Punkte)

8. Platz: Folge 2 - "Die Falle" (3 Punkte)

Die überzeugendste Gastdarstellerin der Reihe ist Hanne Wieder, mit der Victor de Kowa zur Feier des Tages eine JANE AVRIL (Asbach-Uralt, Cherry Brandy, Grenadine, Angostura-Bitter, Eiswürfel) lüpft. Prosit! - Außen vor bleiben muss allerdings Karl Schönböck, der am meisten enttäuschte - er ist die Fehlbesetzung der Reihe.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.02.2014 14:33
#35 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten



Fazit: „Slim Callaghan greift ein“
Die Dialektik ist eine etablierte: Eine detektivische Vorabendserie, in der der Hauptcharakter „eingreift“ – das kannte das Fernsehpublikum bereits aus den Abenteuern von „Inspektor Hornleigh“. Dass der Eingreifer und Schurkenjäger Slim Callaghan aber kein gesetzes- und moraltreuer Beamter ist, dessen steifes Korsett auch ein freundlicher älterer Herr wie Helmut Peine nicht sprengen konnte, sondern mit Charme, Esprit, Wortwitz und Situationskomik ermittelt wird, war ein Rezept, das sich auszahlte. Trotz dieser Attribute verkam Viktor de Kowas Darstellung des Kanadiers nie zu einer Komödie, sondern passte sich immer nur spitzbübisch dem Gegenüber an.
Die Kriminalfälle ließen zwar manchmal in ihrer Direktheit – von Drastik zu sprechen, wäre dann doch vermessen – zu wünschen übrig, aber mit diesem Makel muss jede Reihe von 25-Minütern leben. Das Format und auch die Sendezeit verhindern kriminalistisch und psychologisch ausgefeilte Studien menschlicher Abgründe, was durch eine große Portion Gemütlichkeit und den Willen, aus dem Format das Beste zu machen, ausgeglichen wird. Dem Regisseur Karl Anton ist hierbei ein wesentlicher Anteil am Gelingen spannender Momente und wunderbar ausgeleuchteter Schwarzweißstimmung zuzuschreiben.

Gubanov greift ein: Eine persönliche Slim-Rangliste
Platz 1 (5,0 / 5 Punkten): Folge 5 – Liebelei in Moll
Platz 2 (5,0 / 5 Punkten): Folge 8 – Weißer Flieder
Platz 3 (4,5 / 5 Punkten): Folge 1 – Tanz um Mitternacht
Platz 4 (4,0 / 5 Punkten): Folge 3 – Die Erbschaft
Platz 5 (4,0 / 5 Punkten): Folge 2 – Die Falle
Platz 6 (3,5 / 5 Punkten): Folge 6 – Unter Mordverdacht
Platz 7 (3,5 / 5 Punkten): Folge 4 – Einladung zum Mord
Platz 8 (3,0 / 5 Punkten): Folge 7 – Halsband der Kaiserin

Liebelei mit Carla: Die beste Gastdarstellerin
Neben der verdienten Hanne Wieder gilt es auch, ein Lob für Carla Hagens Verkörperung der ungleichen Schwestern in der Abschlussepisode „Weißer Flieder“ auszusprechen. Hagen, die ein wenig an Katerina Jacob erinnert, gab sich im Krimi selten die Ehre: Nur ein Auftritt im frühen Berliner Tatort „Rattennest“ ziert noch die für Mordlustige wie uns interessante Seite ihrer Bibliografie. Dies tut ihrem Auftritt keinen Abbruch, stellt sie doch zwischen all den wallace-, durbridge- und ringelmann-erprobten Akteuren ein unbekanntes, frisches Gesicht dar.

Einladung zum Mord für Gundel: Die schlechteste Gastdarstellerin
Manchmal greift nicht nur Slim ein, sondern auch die Telestar-Produktionsgesellschaft daneben. Das Drehbuch hält für Gundel Thormann nur Peinlichkeiten bereit, die die Schauspielerin mit Mut zur immerhin überzeugend gespielten Blamage umsetzt, dabei aber zu gern über die Stränge schlägt. Hätte sie sich nicht vom Hauptdarsteller ein wenig Hintergründigkeit abschauen können?

Ray Offline



Beiträge: 1.930

10.12.2015 21:33
#36 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Habe mir die Serie in den letzten Tagen nach und nach angesehen, wobei mir die Ausführungen von Gubanov und Percy Lister als "Episodenguide" dienten. Vielen Dank an dieser Stelle!

Nun möchte ich mich mit ein paar Gedanken über die Serie "revanchieren".

Bei "Slim Callaghan greift ein" handelt es sich um eine Vorabendserie mit einem Umfang von 25 Minuten pro Episode. In diesem Bereich sind mir bis jetzt lediglich die Serien "Graf Yoster gibt sich die Ehre" und "Percy Stuart" bekannt. Während mir der "Krimigraf" jedenfalls in der ersten Ära seines Schaffens sehr zusagte (weitere Informationen dazu im entsprechenden Thread), überkommen mich in Bezug auf "Percy Stuart" eher gemischte Gefühle, weil die Geschichten häufig doch arg hanebüchen daherkamen.

Wie schneidet also "Slim Callaghan" im Vergleich ab?

Da wäre zunächst die Hauptfigur, verkörpert von Viktor de Kowa, den die meisten hier im Forum insbesondere wegen seiner Darstellung des Dr. Wells in "Der Fälscher von London" kennen und schätzen dürften. De Kowa gilt als Großer seiner Zunft, die Inszenierung von Propagandafilmen in der NS-Zeit hinterlassen gleichwohl einen Makel in seiner Vita. In der vorliegenden Serie glänzt de Kowa jedoch durch Spielfreude. Es macht großen Spaß zuzusehen, wie er den versnobten und - mal mehr mal weniger geistreich - Sprüche klopfenden Callaghan zum Leben erweckt. Er führt seinen Job nicht etwa aus Langeweile oder zum reinen Zeitvertreib aus, Callaghan treiben auch pekuniäre Interessen. Die Fälle löst er stets mit Witz und Charme, wobei die Lösung des Rätsels mitunter etwas plötzlich und ohne dass man wirklich eine Chance zum Mitraten hätte, aufgetischt wird. Das hängt aber natürlich wieder mit der begrenzten Lauflänge der einzelnen Folgen zusammen, die der Tiefe von Geschichte und Figuren stets einen gewissen Riegel vorschiebt. Gleichwohl sind die Episoden inhaltlich - im Rahmen des Anspruchs der Serie als mehr oder weniger harmlose Vorabendunterhaltung - überwiegend überzeugend geraten.

Als Callaghans ständige Begleiterin sieht man die nicht minder spielfreudige Eva Pflug, ebenfalls mit einem Wallace-Gastauftritt ("Der Frosch mit der Maske") ausgestattet. Pflug war ein gern gesehener Gast in der Krimilandschaft dieser Epoche, wobei sie vornehmlich auf die Darstellung frivoler oder dominanter Damen gebucht war. In der Rolle der Sekretärin Steffie gefällt sie durch sympathische Eigenschaften. Sowohl beruflich als auch in fein abgesteckten Grenzen (Skatabend) bildet sie mit Callaghan ein dynamisches Tandem. Das Zusammenspiel der beiden ist hervorragend, sobald eine Folge mit einer längeren Sequenz des Duos beginnt, ist die Episode schon halb gerettet.

Aller guten Dinge sind drei: Auch Regisseur Karl Anton weist einmalige Wallace-Teilnahnme auf, wenn auch außerhalb der Rialto-Reihe ("Der Rächer"). Sagte mir sein Stil im genannten Wallace-Film weniger zu - ich halte den "Rächer" für einen der schlechtesten Wallace-Filme seiner Zeit -, muss ich hier einlenken und ihm ebenfalls überwiegend überdurchschnittliche Leistungen bescheinigen. Kameraführung und Dynamik der Inszenierung sind für ein Fernsehspiel seiner Zeit absolut erstklassig, mitunter kommt sogar etwas "Noir"-Stimmung auf.

Auf Seiten der Gaststars konnte man auch das ein oder andere bekannte Gesicht präsentieren. Genannt seien stellvertretend: Ulrich Beiger, Jan Hendriks, Dieter Eppler, Grit Böttcher, Hellmut Lange und Lukas Ammann.

Am besten gefallen hat mir die Episode Nr. 1 "Tanz um Mitternacht", weil es sich um einen spannenden (Mord-)Fall handelt, die Figur des Slim Callaghan sehr gut eingeführt wird und Ulrich Beiger als halbseidener Lokalbesitzer einmal mehr eine Glanzleistung abliefert.

Summa summarum halte ich "Slim Callaghan greift ein" für eine in Anbetracht des Formats äußerst gelungene Krimiserie, mit einem starken Hauptdarsteller, einer kaum weniger gut aufgelegten Assistentin, überwiegend gut unterhaltender Geschichten und in der Regel überdurchschnittlicher Regie. Vom Gesamteindruck vergebe ich 4,5/5 Punkten, auch wenn die Folgen im Schnitt eher zwischen 3,5 und 4 liegen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

13.12.2015 19:55
#37 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Der Kunsthistoriker und Fotograf Boris von Brauchitsch äußert sich in seinem in diesem Sommer erschienenen Buch "Berlin - Der Friedhofsführer" (Braus Verlag) sehr kritisch zu Victor de Kowa: "Er war begeistert von den Idealen der Nazis und selbst im letzten Durchhaltefilm "Das Leben geht weiter" (1945) noch mit von der Partie. Der Titel schien für ihn Programm: Problemlos setzte er nach dem Krieg seine Karriere fort. In "Des Teufels General" (1955) durfte er sogar einen SS-Mann spielen. Mit dem Tiefpunkt der Karl-May-Filme "Winnetou und sein Freund Old Firehand" (1966) ging dann aber selbst de Kowas Karriere zu Ende." (Seite 202)

Umso mehr freut es mich, dass sich mit Ray ein weiterer Freund der Krimireihe "Slim Callaghan greift ein" (1964) gefunden hat. Ich stimme mit Dir überein, dass es Anklänge an den Film Noir gibt, die für eine Vorabendserie bemerkenswert sind. Ich denke hier vor allem an den Mord an dem Nachtwächter in "Tanz um Mitternacht", an Slims nächtliche Suche nach dem hohlen Baumstamm in "Die Erbschaft", die Treppenhausszene mit dem Aufzug und das Schattenspiel der modernen Großstadtreklame in "Liebelei in Moll" oder an das Standbild mit der Leiche, die nur durch den elektrischen Heizstrahler beleuchtet wird in "Weißer Flieder". Schade, dass es bei acht Folgen blieb, obwohl die meisten Serien dieser Art dreizehn Folgen aufweisen.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

22.02.2016 19:42
#38 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Da ich jetzt mal dazu gekommen bin, mir die erste Folge anzusehen, muss ich sagen: gar nicht mal so schlecht. Aber die Folgen sind wohl leider zu kurz und ab einem gewissen Punkt geht es einfach zu schnell und vorhersehbar. Vielleicht hätte man sogar einige Episoden über mehrere Folgen machen können? Mal sehen, wie es weiter geht.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

28.02.2016 16:11
#39 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Nachdem ich alle Folgen gesehen habe, ist mein Fazit: Schade, dass es nicht mehr und längere Folgen waren. Den Anmerkungen meiner Vorredner ist nicht viel hinzuzufügen. Außer evtl. die "Juwelenfolge": Sie beginnt gut (spätestens bei den Milchflaschen sieht man, dass da was krumm ist), aber als dann die "Dame" des Hauses auftritt, hat man den Eindruck, dass sogar Herr Callaghan peinlich berührt ist. Wie in einem schlechten Theaterstück wird die ganze Folge geschreddert. Völlig überzogen, unglaubwürdig und laienhaft.

Aber es gibt wohl keine Serie, wo alle Folgen gelungen sind, also für den Gesamteindruck nicht weiter dramatisch.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

11.03.2018 16:38
#40 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Gerade die erste Folge gesehen und in großer Freude dieser Neuentdeckung. Die erste Folge "Tanz um Mitternacht" braucht nur 60-70 Sekunden, um mich in bester Laune auf die folgenden 24 Minuten einzustimmen. Ein hübsch inszenierter Überfall im Nebel als Wachmacher und Victor de Kowa steigt gleich mit wortwitzigen Dialogen in seinen Fall ein, bei dem ihm die Union-Versicherung um die Aufklärung eines Raubmordes beim Weber'schen Lagerhaus bittet. Absurd ist natürlich die Tatsache, dass man hier de Kowa einen britischen bzw. kanadisch stämmigen Privatdetektiv namens "Slim Callaghan" spielen lässt, der dann in München ermittelt, am Telefon denn mit einem "Inspektor Dahlmüller" (statt etwa Kriminalkommissar) telefoniert. Das man hier gar nicht erst versucht die Handlung (wie ja so üblich in jener Zeit) abseits des Drehortes spielen zu lassen und damit die Mixtur aus internationalen Krimis in deutschen Landen irgendwie rückblickend kurios auf die Spitze treibt, kann man aber auch schon wieder mögen. Das Ensemble ist natürlich allererste Sahne und de Kowa arbeitet sich denn die nächsten zwanzig Minuten unterhaltsam und plausibel durch den Fall. Karl Anton hat eine vernünftige Arbeit abgeliefert, wobei die Überführung des Täters nun erwartungsgemäß ohne ein besonders dramatisches oder gar actionreiches Finale auskommt. 4/5

Gruß,
Daniel

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

11.03.2018 17:49
#41 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Die Falle: Trotz der kurzen Laufzeit bekommt man vom Callaghan Charakter in der zweiten Folge doch ein paar interessante Aspekte zu sehen. So ist er eloquent und mit bester Etikette ausgestattet, aber wohl auch kein Samariter. Obwohl er von der Unschuld des zu sieben Jahren verurteilten „schielenden Emils“ nach Selbstauskunft schon immer überzeugt war, veranlasst ihn erst ein Deal mit Heckler zum handeln. Aus seinen Beweggründen macht er auch gar keinen Hehl:

Zitat
Heckler: Der Täter ist ihnen doch Schnuppe, Herr Callaghan. Sie wollen wissen, wo die Juwelen sind, was?
Callaghan: Naja, nun ja.
Heckler: Die Versicherung spuckt wohl nen schönen Batzen aus, wenn sie die Sore finden?
Callaghan: Genau!
(…)
Heckler: Ich schlage ihnen ein Geschäft vor. Ich sage ihnen, wo die Sore ist und sie versprechen mir, dass Emil frei kommt.
Callaghan: Bravo!



Der Umstand, dass die gut besetzte Gangstertruppe um Mirschke (Eppler) und Elefanten-Rudi (Golling) allzu einfach auf den von Callaghan konstruierten Trick hereinfällt und am Ende zum Auffinden des Diebesgutes der „Kommissar Zufall“ so erheblich beiträgt, gibt einen kleinen Punktabzug. Das Drehbuch wäre vermutlich interessanter geworden, hätte man auch den Zuschauer nachhaltig in die Falle laufen lassen. Der guten Stimmung über 25 Minuten tut das allerdings keinen so erheblichen Abbruch. 3/5

"Sore", war übrigens schon der zweite Begriff, den ich beim Ansehen der Serie nachschlagen musste. Trotz langjährigem Krimi-Konsums kannte ich den Gauner-Ausdruck "Sore" (Beute) genau so wenig wie wie bei Folge 1 "Schränker" (für Tresorknacker).

Gruß,
Daniel

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

11.03.2018 19:25
#42 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Seltsamerweise hat mir die Serie beim ersten Anschauen besser gefallen als (Monate später )beim zweiten mal.Wenn man die Storys kennt und sich evtl. mehr auf anderes konzentriert kann einem der etwas sehr antiquierte Theo Lingen Humor doch etwas weniger Sehvergnügen bereiten (zB. dann gehen wir einen Lüpfen......usw.usw.)wirkt irgendwie zu aufgesetzt.
Grundsätzlich gefällt mir V. de Kowa mehr in "ernsteren " Rollen

Jan Offline




Beiträge: 1.753

11.03.2018 19:25
#43 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #41

"Sore", war übrigens schon der zweite Begriff, den ich beim Ansehen der Serie nachschlagen musste. Trotz langjährigem Krimi-Konsums kannte ich den Gauner-Ausdruck "Sore" (Beute) genau so wenig wie wie bei Folge 1 "Schränker" (für Tresorknacker).


Zumindest für den Begriff Sore empfehle ich Dir was ganz Neues: Es gibt da einen Streifen von 1963. Der trägt den Titel "Der Zinker" und darin wird der Begriff auch verwendet (von Seargent Lomm im Büro bei Scotland Yard).

Den Schränker kenne ich natürlich aus "M". Seither hat er das Gesicht Gustaf Gründgens...

Gruß
Jan

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

11.03.2018 22:05
#44 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #43

Zumindest für den Begriff Sore empfehle ich Dir was ganz Neues: Es gibt da einen Streifen von 1963. Der trägt den Titel "Der Zinker" und darin wird der Begriff auch verwendet (von Seargent Lomm im Büro bei Scotland Yard).

Den Schränker kenne ich natürlich aus "M". Seither hat er das Gesicht Gustaf Gründgens...

Gruß
Jan


Ups! Dann habe ich das wohl bisher nie so recht beachtet.

Gruß,
Daniel

Ray Offline



Beiträge: 1.930

12.03.2018 16:31
#45 RE: Slim Callaghan greift ein (ZDF 1964) mit Viktor de Kowa Zitat · Antworten

Freut mich, dass dir die Serie gefällt und schön, dass du deine Eindrücke hier teilst.

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