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Dieses Thema hat 26 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
Seiten 1 | 2
Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

29.05.2014 00:02
Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Sabine Sinjen (18.08.1942-18.05.1995) - diese großartige Schauspielerin, die vor genau 19 Jahren, und leider viel zu früh verstorben ist, beschäftigt mich seit vielen Jahren immer mal wieder.

Vor einiger Zeit habe ich das spannende Fernsehspiel "Griseldis" nach einem Roman von Hedwig Courths-Mahler gesehen, in den 1970er Jahren ein wahrer Straßenfeger.

Unter der Regie ihres damaligen Mannes Peter Beauvais (1916-1986) verkörpert die die ewig junge und immer schöne Sabine Sinjen die Titelheldin "Griseldis von Ronach", die als Erzieherin von "Graf Harro von Treuenfels" seiner Tochter, auch in dunkle Familengeheimnisse eintaucht und am Ende das "Böse" besiegt.

Für mich eine der schönsten Rollen von Sabine Sinjen.

Am letzten Sonntag, habe ich dann an einem Tag Ihre Autobiographie: "Sabine Sinjen - Schauspielerin - Aufzeichnungen aus meinem Leben" gelesen. 352 spannende, erheiternde, dramatische und am Ende auch traurige Seiten, die mir die einmalige und sehr menschliche Künstlerin auf ganz ehrliche und ergreifende Weise näher gebracht hat.

Trotz Ihrer schweren Krankheit, wollte sie bis zum Schluß nur eines; Spielen. Theater spielen. Denn bereits als junge Schauspielerin, entsagte sie sich zu Beginn der 1960er Jahre dem deutschen Unterhaltungsfilm, und wollte nicht länger "Die Försterchristel" sein, oder die ewig junge Kindfrau ala "Stefanie".
Ja, sie lehnte sogar eine Hollywood-Karriere zu Gunsten Ihrer Liebe zum Theater ab.

Für mich ist Sabine Sinjen, eine der ganz großen Charakterdarstellerinnen, eine die immer zerbrechlich wirkte, im Film, im Fernsehen und auch auf der Theaterbühne, und die doch als Frau und Mensch, bis zum letzten Augenblick ihres, zu kurzen, Lebens sehr stark war.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

31.05.2014 22:07
#2 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Die Wandlung dieser außergewöhnlichen Schauspielerin, die 1957 mit "Die Frühreifen" ihre Karriere im "Mief" der Adenauer-Unterhaltungsära begann; nach einigen "Heile-Welt-Filmen", bereits noch in jungen Jahren zum Theater wechselte, um der angeblichen Realität zu entfliehen, und ihre wahre Bestimmung, die auf der Theater-Bühne, letztlich zu finden, ist beispiellos im deutschen Nachkriegsfilm.

Am Anfang ihrer Karriere...


Sabine Sinjen beschreibt ganz offen wie sich ihre Mutter und ihre langjährige Agentin und Förderin Elli Silman um ihr Schicksal, und das ihrer Karriere, streiten.

Doch mit schon 20 Jahren und nach 12 Kinofilmen kommen in ihr immer mehr Zweifel; immer die gleichen Rollen; immer der ewige Backfisch, der Liebling von allen und, klar, immer hübsch anzusehen.

Diese Diskrepanz zwischen der Sabine Sinjen, wie sie die Kinozuschauer und die Produzenten sehen (wollen), und wie sie sich selber sieht, wird immer größer, ja, sie hasst es mittlerweile und "verunstaltet" sich so vor den Dreharbeiten zu ihrem 13. Film; "Die Försterchristel", das ...sie eine Perücke tragen muß.

Jeder will (wie immer) nur das Beste und beide (Mutter und Agentin) haben die große Filmkarriere vor Augen, die Berliner Silman möchte sogar über den großen Teich nach Hollywood vermitteln, doch nach anfänglicher Zustimmung, wächst in der jungen Sinjen schnell der Widerstand, und sie sagt daraufhin ihre Mitwirkung in dem Us-amerikanischen Spielfilm "Das Narrenschiff"(Ship of Fools) unter der Regie von Stanley Kramer ab.

Die Rolle der "Elsa" übernahm dann die polnische Schauspielerin Gila Golan.

Für die damals 22jährige war ihre noch junge Ehe mit dem Regisseur Peter Beauvais und vor allen Dingen Ihre gerade anlaufende Theaterarbeit wichtiger als die "Traumfabrik".

Nachdem sie Anfang der 1960er Jahre schon früh "Opas Kino" wegen Einfallslosigkeit und den daraus resultierenden, immer gleichen Rollenangeboten den Rücken gekehrt hat, verwundert es nicht, das sie bereits 1965 für den jungen Filmemacher Ulrich Schamoni und somit einer neuen Generation, wieder, und diesmal mit mit mehr Enthusiasmus, vor der Kamera steht.

...und mit 23! Die Wandlung ist vollzogen.

Mr. Krimi Offline




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10.06.2014 22:16
#3 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Ab Mitte der 1960er Jahre hatte sich Sabine Sinjen also dem "Jungen Deutschen Film" gewidmet, in einer Zeit, in der sowohl ihre "Altersgenossen", wie Heidi Brühl, Conny Froboess, Peter Kraus aber auch die Kassenmagneten wie Joachim Fuchsberger, Lex Barker, Marianne Koch, O. W. Fischer oder Liselotte Pulver sich noch ganz "Opas Kino" verschrieben haben.

Wurden diese zwar sehr populären Schauspieler der 60er Jahre immer, immer und immer wieder mit den gleichen Stereo-Typen besetzt und präsentierten diese in immer den gleichen Filmen & Filmchen, ohne diese vielleicht zu hinterfragen oder gar auszubrechen, sah dies Sabine Sinjen jedoch anders.

Diese ganze"Heile-Welt-Filmerei" hing ihr buchstäblich zum Halse raus, und so konzentrierte sie sich nebenbei immer stärker auf das Theater-Spielen, ihrer eigentlichen Leidenschaft.

Eine ihrer Lieblingsrollen, war die der "Undine" von Jean Giraudoux, mit dem Theaterstück stand Sabine Sinjen 1967 im Berliner Schiller-Theater auf der Bühne. Zu diesem, ihrem Lieblingsstück schreibt sie folgendes in ihrem Buch;

"Im Gegensatz zu den traditionellen Undine-Geschichten wie "Die kleine Meerjungfrau" von Hans-Christian Andersen ist es nicht Undine, die Erlösung aus ihrem Zustand durch eine liebende Seele sucht. Vielmehr sucht der Mensch sein in der Welt und der Individualität eingeengtes Sein zu erweitern. Hierbei hat Undine die Rolle der Vermittlerin. Für sie ist das Durchqueren der Elemente kein Problem, sie kann das Wasser heranholen und wieder bändigen.
Dieser mythologische Stoff und alle Ausdrucksmöglichkeiten, die mir diese Rolle als junge Schauspielerin bot, faszinierten mich. Es gelang mir, glaube ich, auch das Publikum von meiner Undine zu überzeugen."


Hier als "Undine", zusammen mit ihrem Bühnenpartner Helmut Griem.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

14.06.2014 16:45
#4 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Nach "Es" und "Alle Jahre wieder", drehte Sabine Sinjen 1970 einen dritten Film unter der Regie von Ulrich Schamoni; "Wir - zwei".

Diese Filme, dem "Neuen Deutschen Film" zuzuordnen, entsprachen so ganz ihren persönlichen Vorstellungen von Schauspielkunst, und zeigten ihr und dem Kinozuschauer doch einen Realitätsabgleich der Wirklichkeit.

Vor allem aber, sollte und wollte sie sich nur noch selber spielen.

"...eine Frau hin- und hergerissen, zwischen sich und den Männern, zwischen Anspruch und Wirklichkeit, in einer Zeit des Aufbruchs der "68er", wo kein Stein mehr auf dem anderen lag. Ja, in dieser veränderten Realität fühlte sich Sabine Sinjen sehr wohl. Sie war angekommen."

Bei den Dreharbeiten zu "Wir - zwei" lebt Sabine Sinjen, der Liebe wegen, auch einige Zeit in einer der "sogenannten" WG's. Obwohl ganz und gar keine "68er", sie hielt sich zwar für nicht unkritisch, doch gänzlich unpolitisch, wollte sie dennoch auch diese "Wohn- und Lebensform", wenn auch nur für einige Tage, ausprobieren.

Doch, lange hielt sie es dort nicht aus.

Aber auch in einem anderen Punkt, markiert dieser Film ein Wendepunkt.

Nach rund 18 Kinofilmen, die sie seit 1957 für die Leinwand drehte, beendete sie mit "Wir - zwei" vorerst ihre Kinokarriere.

Seit Sabine Sinjen ab Mitte der 1960er sowieso nur noch sporadisch im Kino zusehen war und ihre Theaterarbeit immer mehr an Gewicht zu nahm, wird sie ab 1970 noch stärker auch Angebote für das Fernsehen wahrnehmen.

Hier, so ist sie überzeugt, wird sie, auch durch die gemeinsamen Projekte mit ihrem Mann Peter Beauvais, mehr gefordert.

1970 - Sabine Sinjen als "Hella" in ihrem (vorerst) letzten Kinofilm.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

19.06.2014 20:23
#5 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

In den 1970er Jahren ist Sabine Sinjen eine gern gesehene und gut gefragte Schauspielerin im deutschen Fernsehen.

Von 1970 bis 1979 spielt sie in rund 21 Fernsehspielen mit.

Wie auch auf der Bühne, so erstreckt sich ihre Bandbreite von der Theater-Inszenierung ("Emilia Galotti"), über die Literaturverfilmung "Das weite Land"(, bis zum Fernsehspiel ("Eine "emanzipierte" Frau") , und auch zur Mitwirkung in den beiden beliebtesten und erfolgreichsten Krimiserien[b] jenes Jahrzehnts; "Der Kommissar" und "Tatort".

Sabine Sinjen in "Das weite Land"(1970), diese Tragikomödie wurde dann 3 Jahre später in Österreich sogar im Kino gezeigt...


In der Episodenrolle in "Der Kommissar"; "Grau-roter Morgen" spielt Sabine Sinjen ein junges, lebenslustiges heroin-abhängiges Mädchen, das durch ihre Sucht, immer mehr ihren Eltern und vorallem der Gesellschaft engleitet.

Lilli Palmer spielt hier ihre Mutter, die mit aller Macht und Liebe versucht ihre Tochter aus diesem Teufelskreis zu befreien.

Sabine Sinjen neben ihrer "Mutter" in der ZDF-Krimiserie "Der Kommissar", in der 38. Folge; "Grau-roter Morgen" von 1971.


An die großartige Lilli Palmer hatte Sabine Sinjen nur beste Erinnerungen;

"Mit Lilli habe ich später wieder zusammengearbeitet, das machte viel Spaß, weil wir uns lange kannten.(...)Und immer passierte dabei etwas Kurioses. In einer Folge von "Der Kommissar" mit dem Titel "Grauroter Morgen" spielte ich ihre Tochter, ein Mädchen, das rauschgiftsüchtig ist. Damit auch alles wirklich echt wirkte, kam ein Mann vom Gerichtsmedizinischen Institut, um zu begutachten, ob ich das richtige Aussehen hätte. "So wie Sie aussehen, ist das ganz ideal,(...)"
"Nur mit Ihren Augen, da stimmt etwas noch nicht."
Lilli wußte Rat. Sie hatte einen leichten Silberblick und nahm vor der Kamera oder auf der BühneAugentropfen, die ihren Blick schöner machten. Die gab sie mir, und meine Pupillen wirkten nun ganz starr.
"So ist es perfekt", meinte der Experte."


...und hier als (tote) "Sybille Laresser".

Eine Rolle, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt - bis heute!

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

29.06.2014 11:00
#6 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Anfang der 1970er Jahre ist Sabine Sinjen neben der bereits erwähnten Folge von Der Kommissar; "Grau-roter Morgen" noch in einer zweiten Episode zu sehen - "Spur von kleinen Füßen" (1974).

Ebenfalls zwei Auftritte hat sie in der Tatort-Reihe.

Hier agiert Sabine Sinjen einmal 1971 neben Sieghardt Rupp in "Tatort: Kressin und der tote Mann im Fleet" und bereits ein Jahr später neben "Trimmel" alias Walter Richter in der Folge; "Tatort - Rechnen Sie mit dem Schlimmsten".

1974 steht Sabine Sinjen dann vor und ihr Mann Peter Beauvais hinter der Kamera, für die Literaturverfilmung Griseldis.

Den Roman "Griseldis" hat die deutsche Schriftstellerin Hedwig Courths-Mahler(1867-1950) verfasst.

1916 wurde dieser veröffentlicht, in einer Zeit, als Deutschland noch einen Kaiser hatte, das Hauptverkehrsmittel noch die Kutsche war und Frauen sich den Männern unterordnen zu hatten...ja, und die Liebe noch ein großer Zauber war, der am Ende alles und jeden besiegte.

Diese Adaption wurde von Beauvais glänzend umgesetzt; ob Kulissen, die Musik, den Sprachduktus und auch die erlesene Darsteller-Auswahl, machen diesen Fernsehfilm zu einem reinen Vergnügen.

Sabine Sinjen spielt die junge Erzieherin Griseldis von Ronach so echt, so "werkgetreu", als sei sie direkt aus dem Buch der Courths-Maler entsprungen, ja, als habe die beim Schreiben ihres Romans schon an Sabine Sinjen gedacht...

Auch das Zusammenspiel mit ihrem Partner Klaus Barner, der hier den vereinsamten "Graf Harro von Treuenfels" spielt und dessen Liebe und Zuneigung sie gewinnt, und ihn auch noch vor dem "Bösen" warnt und letztlich auch rettet, ist erstklassig.

Kein anderer passt so gut in dieses Stück bzw. für diese Rolle des scheuen und zweifelnden Grafen als Klaus Barner.

In dieser Rolle vereint Sabine Sinjen für mich alles, was ich an ihr schätze und liebe; ihre ungebrochene positive Ausstrahlung, das Mädchen- und irgendwie auch immer Märchenhafte, das sie und ihre Rollen immer umgibt, ihre (scheinbare) Zerbrechlichkeit und ihre manifestierte Stärke.

In den Erinnerungen von Sabine Sinjen;

"...Peter und mir war die Trennung schlecht bekommen, aber nun arbeiteten wir wieder zusammen und drehten nach Hedwig Courths-Mahler den Fernsehfilm "Griseldis".
Es war eine Wohltat, wieder in den heimischen Hafen zu kommen und dann so ein blondes, hehres Glück zu spielen.
Das war etwas sehr "Gesundes".


"Griseldis" - als junge Titelheldin verzaubert und begeistert sie anno 1974 eine ganze Nation...

...und 40 Jahre später... auch mich!

Peter Offline




Beiträge: 2.886

29.06.2014 11:38
#7 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Krimi im Beitrag #1
Am letzten Sonntag, habe ich dann an einem Tag Ihre Autobiographie: "Sabine Sinjen - Schauspielerin - Aufzeichnungen aus meinem Leben" gelesen. 352 spannende, erheiternde, dramatische und am Ende auch traurige Seiten, die mir die einmalige und sehr menschliche Künstlerin auf ganz ehrliche und ergreifende Weise näher gebracht hat.

Als dieses Buch um 1995 neu erschien, drückte man dem damals bereits berüchtigten Filmfanatiker - in meinem damaligen Nebenjob bei einer Tageszeitung - ein Vorab-Exemplar zur Besprechung in die Hand. Leider ist der Text inzwischen verschollen, aber ich erinnere mich noch gut an die wirklich ergreifende Lebensgeschichte von Sabine Sinjen, die auch einige interessante Anekdoten zum besten gab. Wirklich erheiternd fand ich zum Beispiel, dass sie die "Kumm-man-röwer-Deern"-Mentalität des ewig besoffenen Hans Albers gar nicht leiden konnte...

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

29.06.2014 21:53
#8 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #7
Zitat von Mr. Krimi im Beitrag #1
Am letzten Sonntag, habe ich dann an einem Tag Ihre Autobiographie: "Sabine Sinjen - Schauspielerin - Aufzeichnungen aus meinem Leben" gelesen. 352 spannende, erheiternde, dramatische und am Ende auch traurige Seiten, die mir die einmalige und sehr menschliche Künstlerin auf ganz ehrliche und ergreifende Weise näher gebracht hat.

Als dieses Buch um 1995 neu erschien, drückte man dem damals bereits berüchtigten Filmfanatiker - in meinem damaligen Nebenjob bei einer Tageszeitung - ein Vorab-Exemplar zur Besprechung in die Hand. Leider ist der Text inzwischen verschollen, aber ich erinnere mich noch gut an die wirklich ergreifende Lebensgeschichte von Sabine Sinjen, die auch einige interessante Anekdoten zum besten gab. Wirklich erheiternd fand ich zum Beispiel, dass sie die "Kumm-man-röwer-Deern"-Mentalität des ewig besoffenen Hans Albers gar nicht leiden konnte...


Ja, ganz richtig, Sabine Sinjen schildert in ihrer Autobiographie mehrere Begegnungen mit den damals schon großen und noch kleinen Schauspielstars...

Die damals 17jährige Sabine Sinjen stand Ende 1959 mit dem großen Hans Albers (1891-1960) für den Kinofilm; "Kein Engel ist so rein" vor der Kamera.

Der Film wurde in den Berliner CCC-Studios gedreht und war der letzte Kinofilm von Albers, der ein halbes Jahr später starb.

Wie schon erwähnt und ja auch hinlänglich bekannt, war der "Hamburger Jung" Hans Albers dem Alkohol nicht abgeneigt und so war er bereits morgens schon "blau".
Doch nicht nur wegen dem Alkohol, nein, auch aus anderen Gründen, mochte die Sinjen den Albers nicht so sehr;

"Albers war allen gegenüber von einer bestimmten Leutseligkeit. Er machte auf Verbrüderung mit dem Team, den Bühnenarbeitern und Beleuchtern. Ich mochte so etwas schon damals nicht.
Mich wollte er nur vernaschen. Dauernd hat er an mir rumgetätschelt.
Sehr unangenehm."


Stets betrunken und dann noch lästig...

...für Sabine Sinjen war es keine Freude mit Hans Albers zu drehen.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

12.07.2014 15:37
#9 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Anfang 1976 arbeitet das Paar Sinjen/Beauvais gemeinsam an dem Fernsehfilm Dorothea Merz nach einem Drehbuch von Tankred Dorst.

In diesem Zweiteiler flossen nach Sabine Sinjen's Erinnerungen die Lebensgeschichte(n) sowohl vom Autor Dorst als auch vom Regisseur Beauvais mit ein.
Sabine Sinjen spielt in Dorothea Merz die gleichnamige Titelheldin, eine Frau die von der großen Liebe, von Sehnsüchten träumt und mit ihrem Mann ein glückliches und harmonisches Familienleben leben will, doch die Wirklichkeit sieht anders aus.

Im Kontext mit der unerfüllten Liebe der "Dorothea Merz", steht die Weltwirtschaftskrise, die politische Auflösung der Weimarer Republik und die Machergreifung Hitlers in Deutschland.

In den Erinnerungen von Sabine Sinjen;

"Die Arbeit an der Dorothea Merz gab Anlaß zu zahlreichen Diskussionen. Wie hätte ich, Sabine, mich verhalten, wenn ich im Dritten Reich gelebt hätte, blond wie ich war und somit das Ideal der Nazis entsprechend? Ob ich mich beim BDM engagiert hätte? Ich hoffte nur, daß meine Sturheit und mein starker Wille mich davon abgehalten hätten.
Aber wer kann das heute schon wissen?
(...)Wir fragten uns damals sehr eingehend:Zu wem gehört man auf dieser Welt? Ist man davor gefeit bestimmte Dinge zu tun, Mitläufer zu werden?"


Ob mit dem sogenannten "Muff" der Adenauer-Ära, die "68er" oder auch die Taten der Eltern-Generation während des Dritten Reiches - Sabine Sinjen hatte nicht nur ihr Leben und Wirken stets kritsch hinterfragt, nein, auch das ihres Umfeldes.

1976 ist Sabine Sinjen 34 und sie stellt fest, das sie, die große deutsche Schauspielerin, und nachwievor Publikums-Liebling sowohl im Fernsehen als auch auf der Bühne, immer noch nicht angekommen ist...beruflich wie privat.

Sie schreibt dazu folgendes;

"Meine berufliche Erfüllung hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gefunden. Ich spielte zwar an den verschiedensten Bühnen und im Fernsehen, aber ich hätte gern irgendwo fest zu einem Ensemble gehört. Ich war auf meinem Weg schon weit vorangekommen, hatte die Film-Karriere aufgegeben und auf große Rollen in Hollywood und Frankreich verzichtet, hatte mich konsequent und erfolgreich fast ausschließlich dem Theater zugewandt."

Ja, und gerade diese, ihre, Sehnsucht, das zukünftige Theater-Spielen in und mit einem festen Ensemble entzweit letztlich auch die bereits schon brüchige Beziehung und Ehe zwischen Sabine Sinjen und Peter Beauvais.

Trotz Widerstände von Beauvais folgt Sabine Sinjen dem Ruf des damaligen "Hamburger-Thalia-Theaters" besser gesagt seinem Intendanten Boy Gobert in die Hansestadt.

Hier an der Elbe und Alster begann für Sabine Sinjen ein neues Leben - beruflich wie privat.

1977 lernt Sabine Sinjen Günther Huber(1951-2005) kennen.

Der damals 26jährige war Inspizient am Thalia-Theater und wurde die große Liebe des Lebens der Sabine Sinjen.

Doch nicht nur das, er wurde auch Vater ihres einzigen Kindes Simon, der 1979 auf die Welt kam.

Mit Ihrem Freund Günther Huber und dem gemeinsamen Sohn Simon war das Glück der Sabine Sinjen nun perfekt, endlich war sie angekommen.

Eine glückliche Familie...

...Sabine Sinjen mit Günther Huber und Simon.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

20.07.2014 11:36
#10 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

1980 verlässt die Familie Sinjen/Huber den Norden der Republik und zieht nach Berlin.

Nachdem Boy Gobert(1925-1986) das Thalia-Theater in Hamburg verlässt, fragt und bittet er Sabine Sinjen ihm zu seiner neuen Intendanten-Aufgabe in das Berliner Schiller-Theater zu folgen.

Trotz großem Wehmut, freut sich Sabine Sinjen jedoch auch auf "Ihr" Berlin - hier, wo 1957 ihre Filmkarriere begonnen hatte, ja, alles anfing, wollte sie Theater spielen.

Wie schon in den 1970er Jahren, verstärkt Sabine Sinjen in diesem Jahrzehnt noch mehr ihre Bühnen-Arbeit, und dreht nur ab und zu auch fürs Fernsehen.

Im Kino ist sie erst 1986 wieder zu sehen; "Caspar David Friedrich - Grenzen der Zeit".

In diesem Doku-Film mit Spielelementen, der das Leben des Landschafts-Malers Caspar David Friedrich schildert, spielt Sabine die "Caroline Friedrich", die Ehefrau des Malers.

Der von Peter Schamoni inszenierte Kinofilm, ist neben Frankreich, eine der wenigen Gemeinschafts-Produktionen zwischen der BRD und der damaligen DDR.

Neben Sabine Sinjen stehen auch viele bekannte und beliebte Schauspieler jener Jahre vor der Kamera; Helmut Griem, Hans Peter Hallwachs, Udo Samel oder auch Otto Sander.

Sabine Sinjen als "Caroline Friedrich"...

...neben Otto Sander in "Caspar David Friedrich - Grenzen der Zeit" (1986)

In den ersten vier Jahren jenes Jahrzehnts, ist Sabine Sinjen vom Glück beseelt; gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Sohn hat sie nach einigen Wohnungswechseln innerhalb Berlins, endlich ihr Zuhause gefunden.
Sie spielt unermüdlich und mit großer Begeisterung Theater, während ihr Freund studiert und sich um den gemeinsamen Sohn kümmert.

Sabine Sinjen's Schicksalsjahr, wird das Jahr 1984.

Als sich in den letzten Tagen das Jahres alles verändert, und nichts mehr so sein wird, wie es war.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

29.07.2014 21:54
#11 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Das Leben der Sabine Sinjen begann sich schon im Spätsommer des Jahres 1984 zu ändern.

Zuerst vollzog sich nach vielen Jahren der Trennung von ihrem Mann Peter Beauvais auch amtlich die Scheidung. Trotz aller Befürchtungen von Sabine Sinjen, jedoch ohne Presserummel.

Im Herbst zog die Dreiköpfige Familie Sinjen/Huber nach mehreren Zwischenstopps in ihr endgültiges Refugium in den Süden Berlin's.

Trotz ihres immer noch enormen Arbeitspensums, Sabine Sinjen kam manchmal wochenlang nicht zum Ausruhen; hier eine Theaterprobe, dort ein Fernsehspiel oder eine Lesung, fiel sie an "freien" Abenden jedesmal in ein tiefes Loch.

Daher, nahm sie ihre Schmerzen, und hier insbesondere ihre Sehprobleme nicht sofort ernst, ja, sie nahm sie als Überanstrengungen und Übermüdungen war, vom ständigen Arbeiten.

Doch die Schmerzen wurden immer stärker, und so ging Sabine Sinjen von Arzt zu Arzt, die alle nichts finden konnten...

Eine Kollegin verschaffte ihr schließlich einen Termin bei einem bekannten Neurologen, und der entdeckte dann am 14. Dezember 1984 einen Tumor hinter ihrem rechten Auge.

In diesen, bewegenden letzten Tagen des besagten Jahres ging es dann sehr schnell.

Schon eine Woche später haben Sabine Sinjen und Günther Huber dann geheiratet, Weihnachten wurde zusammen gefeiert und bereits am 28. Dezember 1984 wurde Sabine Sinjen dann operiert.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

30.07.2014 21:35
#12 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Die Operation von Sabine Sinjen verlief erfolgreich, das Tumorgewebe hinter ihrem Auge wurde entfernt, es wurde untersucht, und es war bösartig. Krebs.

"Wenn es dabei geblieben wäre, wenn mit dieser einen Operation die Krankheit besiegt worden wäre, dann hätte ich diese schlimme Erfahrung irgendwann verarbeitet und wahrscheinlich für immer vergessen.
Aber es kam anders, und seither ist diese Krankheit mein Schicksal, und sie wird es bleiben."


Sofort stürzte sich Sabine Sinjen wieder in Arbeit, vielleicht mehr, als es ihr gut getan hätte, doch Arbeit bringt einen auf andere Gedanken, eine Flucht vor der Krankheit und ja, auch vor sich selbst.

Regelmäßige Untersuchungen wechselten sich mit ihrem selbst gemachten Arbeitseifer ab.

1985 begannen jedoch wieder ihre Schmerzen im Auge.

Sabine Sinjen beschreibt diese, ihre schwere Zeit trotz aller Dramatik jedoch auch immer mit einer unbändigen Gelassenheit, ja, fast schon fragwürdigen Heiterkeit, Galgenhumor?;

"Eines meiner letzten Fernsehspiele drehte ich im November mit Lola Müthel und Peter Pasetti unter der Regie von Peter Weck in einer Wannsee-Villa. Es hieß ironischerweise "Abschiedsvorstellung", und ich hatte noch zwei Augen.

Die Ärzte rieten ihr zu einer neuen Operation, doch so richtig wollte da kein Arzt ran, wegen der Lage des bösartigen Tumors direkt in der Augenhöhle im rechten Auge.

Doch, die Zeit wurde kostbar, und Sabine Sinjen überlegte schon nach Amerika zu fliegen...da meldete sich ein Uniprofessor aus Mainz, der sich traute, diesen verdammten Krebs, an dieser komplizierten Stelle zu entfernen.

Glücklicherweise wurden keine Metastasen gefunden.

Es ist bereits 1986, und im März bekommt Sabine Sinjen nun überraschend diesen Anruf des Professors, und schon einen Tag später, saß sie vor ihm.

Ganz schonungslos erklärt er ihr, das sie, die Schauspielerin Sabine Sinjen, nach dieser Operation das rechte Augenlicht für immer verlieren wird.

"Deshalb fragte ich den Professor auch mit genau überlegten Worten: "Ist es für mich endlich?"
Darauf er: "Gut, daß Sie das fragen. Ja, es ist sehr endlich."


Nach zwei Tagen wurde Sabine Sinjen in Mainz operiert, der Krebs entfernt.

"Als ich mich das erste Mal richtig sah, erlitt ich einen Schock. Dieser Schock ist geblieben."

Ganz ehrlich schildert Sabine Sinjen die "Zeit danach", das erste "Zusammentreffen" mit sich selbst;

"Ich hatte das Gefühl, mit dem zerstörten Auge noch zu sehen. Ganze Straßenzüge mit blitzernden Laternen zogen durch dieses Nicht-Auge."

Ja, und selbst die Boulevard-Presse macht (mal) wieder nicht vor ordinären Überschriften halt...

"Um mich herum Schläuche, Stricke und Ohnmacht. Saudumme Presseleute, die Günther aus dem Zimmer prügelte. Morgens um sieben Werbung im Radio für neue Ausgaben von Yellow-Press-Blättern; "Wird sie leben oder sterben? Lesen Sie heute..."Dumm Tüch!"


Was für eine tapfere Frau.

Mr. Krimi Offline




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01.08.2014 22:16
#13 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Drei Wochen nach der schweren und alles verändernden Operation flieht Sabine Sinjen gemeinsam mit ihrem Mann förmlich aus der Klinik.

Sie macht sich Gedanken, wie wohl ihr 7jähriger Sohn mit ihrer Krankheit und dem veränderten Aussehen fertig wird...

"Simon mit meinem Aussehen zu begegnen, erschien mir äußerst schwierig. Gut, ich trug eine Augenklappe, aber was tun mit der zerstörten Gesichtspartie, mit der eingefallenen Schläfe, dem fehlenden rechten Wangenknochen? Es war ein schreckliches Gefühl für mich, daß er mich so sehen sollte."

Trotz anfänglichem Zweifeln, ob sie nun, mit einem entstellten Gesicht, je wieder auf eine Theaterbühne stehen oder vor einer Fernsehkamera agieren wird, wagt sie den Schritt nach vorn.

Ihr Mann bestärkt sie darin, sich wieder für Theaterstücke zu interessieren, für Rollen zu kämpfen.

Auch wenn es am Anfang nur kleine Rollen waren, und es mit ihrer rechten Gesichtshälfte, die Sabine Sinjen nicht mehr wahrnahm, schwierig wurde Texte und Darstellungen so vor zuführen, wie es die Zuschauer bis dahin von ihr gewohnt waren, erarbeitete sie sich im Laufe der Zeit ihre eigenen Techniken.

Oft stritt sich Sabine Sinjen auch um Figurenzeichnungen der von ihr dargestellten Rollen, und schrie auch schon mal den Ausleuchter an, wenn sie auf der Bühne nicht so herüberkommen würde, wie sie es wollte.

Ja, Sabine Sinjen, ließ sich durch nichts und von niemanden unterkriegen.

Ihre Liebe galt seither dem Spiel auf der Bühne und wurde durch ihre Krankheit nur noch fester und intensiver.

Hier konnte sie diese Stücke, nach und nach wurden auch die Rollen wieder größer, nach anfänglicher Skepsis, wich dann doch bei vielen Regisseuren die Angst vor der großen Schauspielkunst der Sabine Sinjen, so spielen wie sie es wollte.

Im Gegensatz zum Film, gibt es auf der Theaterbühne auch keine Großaufnahmen oder lange Einstellungen.

Doch auch das Fernsehen begann sich wieder für Sabine Sinjen zu interessieren, so spielte sie 1993 unter der Regie von Peter Weck in dem Film: "Von Frau zu Frau" mit.
In diesem Fernsehspiel steht sie gemeinsam mit Christiane Hörbiger, Ernst Jacobi und Mathieu Carrière vor der Kamera.

Aber, Sabine Sinjen bekam auch andere Angebote;

"Ich bekam noch eine Anfrage vom Fernsehen, ob ich die Rolle einer krebskranken Frau spielen wolle, die stirbt. Ich habe dankend abgelehnt und mich gewundert, wie wenig Taktgefühl manche Menschen haben."

Mich hat und hätte es ehrlich gesagt nicht gewundert.

Mitte der 1980er Jahre entdeckte Sabine Sinjen auch noch ein anderes Medium; das Hörspiel.

Ein Freund vom ORF überredete sie zu dieser Art der Schauspielkunst, und es machte Sabine Sinjen großen Spaß, in den folgenden Jahren sollten noch viele weitere folgen.

So zum Beispiel auch für den "Ohrenbär – Radiogeschichten für kleine Leute", eine in Deutschland weit bekannte Radiosendung für Kinder, und auch für Erwachsene.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

02.08.2014 23:32
#14 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Im Frühjahr 1989 mußte Sabine Sinjen zu einer routinemäßigen Kontrolluntersuchung.

In diesen drei Jahren nach ihrer Tumoroperation "normalisierte" sich wieder ihr Leben, sie begann trotz des Verlustes ihres rechten Auges wieder zu arbeiten und fühlte sich in und mit ihrer Familie sehr geborgen.

Der Krebs schien, für eine Weile, besiegt zu sein. Sabine Sinjen verspürte auch keine Schmerzen.

Bis zu dieser Kontrolluntersuchung.

Bei einer Computertomographie wurde ein nachwachsender Tumor in der rechten Orbita (Augenhöhle) gefunden, und nicht nur das, dieses Mal wurden auch Metastasen auf beiden Lungenflügeln entdeckt.

Auf Grund der Lage der Metastasen und des langsamen Wachsens, konnten diese nicht operativ entfernt werden und auch eine weitere Chemotherapie war nicht möglich.

Nach diesen erschreckenden Ergebnissen, schreibt Sabine Sinjen dazu in ihren Erinnerungen;

"Seit ich von den Metastasen in der Lunge weiß, hat mein langsamer Abschied begonnen. Meine Ärzte waren fair genug, mir zu sagen, wie es um mich stand. Sie haben mir nichts vorgemacht und offen mit mir darüber gesprochen, was zu tun ist und was nicht. Vor allem über das, was man nicht mehr tun kann, und daß es keine Hoffnung gibt, an dieser Krankheit nicht zu sterben."

Schonungslos und realistisch sieht Sabine Sinjen ihre nur noch kurze Zukunft, und doch, versucht sie weiter zu leben.

"Bis heute bin ich eine Kämpferin geblieben, ich sehe zu, daß mein Zustand erträglich ist(...)"

In den folgenden Jahren steht Sabine Sinjen weiter auf der von ihr so geliebten Bühne, schränkt aber auf Grund ihrer Krankheit ihre Fernseharbeit weitesgehend ein.

1992 steht sie sogar noch einmal für einen Kinofilm vor der Kamera; "Das Haus am Ginster".

In diesem Dreipersonen-Stück des Regisseurs Gottfried Junker, spielt Sabine Sinjen die "Andrea", die Lebensgefährtin eines Professors. Dieser verliebt sich unerwartet in ihre Tochter, während beide in Südfrankreich, dem gemeinsamen Urlaubsort, auf sie warten.

Immer mehr fängt Sabine Sinjen auch an sich für Bücher zu interessieren, sie liest viel und begeistert sich für verschiedene Literatur.

Auch engagiert sie sich weiterhin für ihr Theater und (be-)kämpft so auch energisch die Berliner Kulturpolitik.

Als etwa 1993 das Berliner Schiller-Theater, "ihr" Theater aus Sparmaßnahmen schließen muß, geht sie bis zum damaligen Berliner Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen.

Doch der Protest nützte nichts und so gab Sabine Sinjen den im Oktober 1992 erhaltenen "Verdienstorden des Landes Berlin" wieder zurück.

Ja, Glanz, Glamour und Preise um des Symbolwillens hatten Sabine Sinjen nie besonders interessiert, erstrecht nicht, wenn dadurch ihre eigene Meinung und ihr Wert- und Lebensgefühl in Frage gestellt wurde.

Trotz ihrer immer stärker werdenden Schwäche, diese endlos langen Hustenanfälle und die immer schneller beginnende Mattigkeit und ihren mehr und mehr werdenden Schmerzen, steht sie noch bis zum Frühjahr 1994 auf der Theaterbühne.

"Das kostet immer sehr viel Energie, man verausgabt sich dabei, und ich spürte, daß ich das nicht mehr konnte. So einen Abschied wollte ich nicht. Und so war mein letztes Stück "Die geliebte Stimme" in einer Klagenfurter Aufführung im März 1994. Daß ich jetzt nicht mehr die Kraft zum Spielen hatte, war sehr schwer einzusehen."

Dann versuchte Sabine Sinjen noch für den damaligen SFB eine Lesung zu machen, doch durch ihr lautes und schmerzhaftes Atmen, wurde diese abgebrochen.

Es ging nicht mehr.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

18.08.2014 20:54
#15 RE: Sabine Sinjen - Anmerkungen & Reflexionen Zitat · Antworten

Nachdem Sabine Sinjen ihren so innig geliebten Beruf, ja ihre eigentliche Berufung nicht mehr ausüben konnte, blieb ihr nur noch die Familie.

Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn, versuchte sie ein normales Familienleben zu leben.

Nicht zuletzt gaben die beiden und auch ihre guten Freunde ihr immer wieder neuen Lebensmut, sie stärkten und bestärkten sie in ihrem Kampf gegen diese heimtückische Krankheit, der jedoch von Anfang an verloren war...

In dieser Zeit arbeitete Sabine Sinjen auch an ihrem Buch, sie schrieb ihre Lebenserinnerungen.

Der letzte Abschnitt, die letzten von Sabine Sinjen verfassten Zeilen ihres Buches: "Schauspielerin - Aufzeichnungen aus meinem Leben" lesen sich so:

Ich weiß, daß meine letzte Zeit gekommen ist. Ich verbringe sie in Freude über jeden Tag, den ich noch lebe, mit den Ärzten, Freunden und mit meinen "beiden Männern". Aber meine Kraft läßt nach, und ich fange an, Abschied zu nehmen.
Ich lese in meinen Büchern, die mich stets begleiten, und ich glaube, daß ich irgendwo ankommen werde, wo ich hingehöre, daß ich zu Hause sein werde, auch wenn ich diesem Leben und den geliebten Menschen in meiner Nähe adieu sagen muß.
Ich weiß, Günther und Simon werden es schaffen, sie haben es mir in der ganzen letzten Zeit bewiesen, und ich bin ruhig und zuversichtlich."


In den letzten Wochen wurde Sabine Sinjen von ihrer Schwiegermutter gepflegt und in den letzten Tagen, war auch ihr Mann bei ihr, der inzwischen sein Theaterstück in Aachen aufgab, um bei Sabine zu sein.

Auf den folgenden Seiten, beschreibt ihr Mann Günther die letzten Tage und Minuten von Sabine Sinjen:

"(...)Als ich am Mittwoch in der Früh das Zimmer verlassen wollte, sagte Sabine zu mir "Geh nicht, wir haben nicht mehr viel Zeit".

Am Donnerstagmorgen um halb neun hat sich Simon in die Schule verabschiedet. Ich habe mich neben Sabine gelegt und ihr Gedichte von Else Lasker-Schüler vorgelesen. Mit einer Hand habe ich ihre Wange gehalten, mit der anderen das Buch. Sie mochte es, wenn ich ihr vorlas.
Ich weiß nicht, ob sie mich noch wahrgenommen hat.
Um neun Uhr wurde der Abstand zwischen ihren Atemzügen immer länger.
Da habe ich ihren Kopf in meine beiden Hände genommen und ihr gesagt, daß ich sie liebe.
Um zehn nach neun hat sie aufgehört zu atmen.(...)"


Sabine Sinjen stirbt am 18. Mai 1995, einem Donnerstag.

Mit nur 52 Jahren stirbt die große Charakterdarstellerin Sabine Sinjen.

Heute, am 18. August 2014 hätte sie Geburtstag, und wäre 72 Jahre alt geworden...

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