EINS, ZWEI, DREI - (ONE - TWO - THREE) USA (1961) - R: Billy Wilder - DE: 18.12-1961 - FSK 6 - Prädikat: wertvoll - V: United Artists Darsteller: James Cagney, Horst Buchholz, Pamela Tiffin, Hanns Lothar, Karl Lieffen, Arlene Francis, Leon Askin, Ralf Wolter, Peter Capell, Henning Schlüter, Hubert von Meyerinck, Friedrich Hollaender
Mr. McNamara, Chef der Coca-Cola-Filiale in Westberlin, möchte den Absatzmarkt für die Verbreitung seines Getränks über den Eisernen Vorhang hinaus ausdehnen. Sein Boss in Atlanta lehnt jedoch jegliche Geschäfte mit den Kommunisten strikt ab. Stattdessen bittet er McNamara, seine 17jährige Tochter Scarlett während ihres bevorstehenden Berlin-Trips bei sich aufzunehmen. Scarlett entpuppt sich als unternehmungslustiges Persönchen und statt wie geplant nur zwei Wochen, bleibt sie zwei Monate. McNamara ist entsetzt, als er erfährt, dass sie sich bei ihren heimlichen Besuchen im Ostsektor der Stadt in den gutaussehenden Jungkommunisten Otto Piffl, einen erklärten Gegner des Kapitalismus, verliebt und ihn Hals über Kopf geheiratet hat. Erschwerend hinzu kommt, dass sie sich von ihm schwängern ließ. Als dann auch noch Scarletts ahnungslose Eltern überraschend ihren Besuch ankündigen, muss McNamara handeln.
Turbulente Ost-West-Komödie, die zur Zeit des Kalten Krieges in Berlin spielt. Die Sektorengrenze war zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend durchlässig und die Filmhandlung somit durchaus plausibel. Gedreht wurde seit Juni 1961. Alles lief problemlos bis zum 13. August, als der Mauerbau das Team dazu zwang, nach München auszuweichen. Dort entstand auf dem Gelände der Bavaria Studios ein Brandenburger Tor aus Holz und Pappe und die Dreharbeiten konnten fortgesetzt werden. Das änderte aber nichts daran, dass die Handlung mit einem Schlag nicht mehr aktuell war. Als der Film dann im Dezember in die Kinos kam, gab es viele ablehnende Kritiken, da man die Meinung vertrat, dass er angesichts der gegenwärtigen politischen Lage untragbar sei. Insgesamt brachte der Kinoeinsatz zwar zufriedenstellende Ergebnisse, doch erst bei seiner Wiederaufführung in den 1980er Jahren fand der Film bei Kritik und Publikum die verdiente Anerkennung. Allein im Berliner "Delphi" wurden mehr als 100.000 Besucher gezählt. Darsteller wie Hanns Lothar und Hubert von Meyerinck konnten das leider nicht mehr miterleben.
"Wilders "Eins,zwei,drei" ist eine temporeiche, schrille, bissige und zugleich leichtherzige Farce, vollgestopft mit aktuellen Gags und gewürzt mit satirischen Obertönen. Sie ist so furios schlagfertig, dass ein Teil ihres Witzes sich gegenseitig überlagert und untergeht."(Variety, 1961)
"...Vieles aber ist wirklich komisch, denn schließlich bekommen ja nicht nur die Russen und die Vopos und die Westberliner eins aufs Dach, sondern auch die Amis, deren geistiger Horizont hier beim Coca-Cola-Umsatz und bei den häuslichen Querelen endet. Billy Wilder lässt uns kaum Pausen zum Verschnaufen und es war sicherlich schwierig, dieses Dialog-Furioso, mit Anzüglichkeiten aus der USA-Politik angereichert, einzudeutschen. Neben den Hauptfiguren James Cagney als Boss der Coca-Cola-Filiale und Horst Buchholz als Ostberliner Halbstarker spielt die muntere Pamela Tiffin den Wildfang aus der Neuen Welt. Liselotte Pulver hat als deutsche Sekretärin dick aufzutragen, Hanns Lothar gibt in der Rolle eines hackenklappenden Jawohl-Sagers eine neue Probe seiner Vielseitigkeit." (film-Echo)
Film-Echo-Note: 3,8 (31 Meldungen) / Erstnote: 3,1 Frankreich: 189.938 Besucher Italien: Rang 38 der 100 erfolgreichsten Filme (Saison 1961/62)
In meinen Augen eine der besten Hollywood-Komödien, gefällt mir persönlich noch besser als z.B. Wilders wesentlich berühmterer Film "Manche mögen's heiß". Setting samt Produktionsgeschichte, der wunderbare Cast, das unglaubliche Tempo und die enorme Gag-Dichte machen den Film zu einem hoch interessanten und enorm unterhaltsamen Vergnügen!
Auch aus meiner Sicht ein absoluter Volltreffer. Horst Buchholz war übrigens schon eine Weile nach Hollywood gegangen, und er hatte dort am Broadway quasi ausgeharrt, weil er die Zusage über den amerikanischen Agenten Paul Kohner hatte, in einem Billy-Wilder-Film spielen zu können. Wilder war ja seinerzeit einer der Top-Regisseure, und er konnte sich erlauben, die Dreharbeiten immer weiter zu verschieben. Hätte er das mal nicht getan, denn der Film kam dann bekanntlich zur Unzeit, seine Wirkung war verpufft und der ganz große Run begann erst Jahrzehnte später. Die Berliner Atelierbetreiber waren mithin reichlich verschnupft darüber, dass Wilder sein Brandenburger Tor in München aufbauen ließ.
Buchholz selbst erinnerte sich Jahre später an Billy Wilder vor allem dahingehend, dass dieser nichts anderes tat als die Zeit zu stoppen: "Das waren jetzt 1:05 Minuten. Ich nehme das, sobald ihr bei unter einer Minute angekommen seid", so Wilders Regieführung. Merkt man dem Film so gar nicht an.
Zitat von Jan im Beitrag #4Buchholz selbst erinnerte sich Jahre später an Billy Wilder vor allem dahingehend, dass dieser nichts anderes tat als die Zeit zu stoppen: "Das waren jetzt 1:05 Minuten. Ich nehme das, sobald ihr bei unter einer Minute angekommen seid", so Wilders Regieführung. Merkt man dem Film so gar nicht an.
Das finde ich schon, da der Film ein enormes Tempo hat (sagenhaft, was hier alles in weniger als 110 Minuten gepackt wird!), speziell James Cagney teilweise ständig auf 180 ist und Billy Wilders Credo bekanntlich lautete: "Du solst nicht langweilen!" Übrigens beschwerte sich Cagney später, Buchholz hätte bessere Pointen gehabt, und dass (der gebürtige Österreicher!) Wilder sich beim Dreh wie ein Preuße verhalten habe.
Zitat von Jan im Beitrag #4Buchholz selbst erinnerte sich Jahre später an Billy Wilder vor allem dahingehend, dass dieser nichts anderes tat als die Zeit zu stoppen: "Das waren jetzt 1:05 Minuten. Ich nehme das, sobald ihr bei unter einer Minute angekommen seid", so Wilders Regieführung. Merkt man dem Film so gar nicht an.
Das finde ich schon, da der Film ein enormes Tempo hat (sagenhaft, was hier alles in weniger als 110 Minuten gepackt wird!)