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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 326 mal aufgerufen
 Giallo Forum
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.07.2018 15:00
Das Antlitz des Todes (1971) Zitat · Antworten



Das Antlitz des Todes (El ojo del huracán / La volpe dalla coda di velluto)

Drama, ES / IT 1970/71. Regie: José María Forqué. Drehbuch: Rafael Azcona, José María Forqué. Mit: Analía Gadé (Ruth), Jean Sorel (Paul), Rosanna Yanni (Danielle), Tony Kendall (Miguel), Maurizio Bonuglia (Roland), Julio Peña (Polizeiinspektor), Mario Morales (Drogist), José Félix Montoya (Diener), Pilar Gómez Ferrer (Dienerin) u.a. Uraufführung (IT): 23. April 1971. Uraufführung (ES): 13. Mai 1971.

Zitat von Das Antlitz des Todes
Um mit ihrem neuen Freund Paul einen schönen Urlaub im Sommerhaus an der See verbringen zu können, lässt die reiche Ruth ihren Ehemann Miguel im Regen stehen. Die Tage mit Paul gestalten sich für Ruth wie ein Paradies auf Erden – bis plötzlich merkwürdige Dinge geschehen. Die Bremsen ihres Autos versagen auf der Klippenstraße und in ihrer Tauchausrüstung fehlt der Sauerstoff. Ruth vermutet, es könne sich um Zufälle handeln, bis sie eine schreckliche Entdeckung macht: Paul und Miguel planen gemeinsam, sie umzubringen! Wie wird Ruth reagieren und wird der Plan der beiden hinterlistigen Männer gelingen?


Nicht selten machen sich Gialli ein sonnendurchflutetes Urlaubsflair zunutze, das meist auch abgelegene Häuser und eng umgrenzte Personengruppen einschließt, von denen (wenig erholsame) Gefahren für den Protagonisten ausgehen. In „Das Antlitz des Todes“ fühlt man sich im Besonderen wie in einer Neuauflage des sommerwarmen Dreiecks-Thrillers „Der schöne Körper der Deborah“, in dem es der Hauptfigur zunächst auf „unauffällige“, später auf eindeutige Weise an den Kragen gehen soll. Ähnlich wie in „Deborah“ mündet die Konstellation in ein äußerst wendungsreiches, aber keineswegs blutiges Finale. Folglich ist „Das Antlitz des Todes“ kein Giallo für Zuschauer, die Tempo, Action oder Gewalt von einem italienischen Krimi im Stil von Dario Argento oder Sergio Martino erwarten. Nicht einmal die Sex-Komponente wird besonders deutlich bedient. Man wundert sich vielmehr, dass dieser Film bereits 1971 entstand, als die Italiener eigentlich schon ganz andere filmische Töne anschlugen – da es sich jedoch um eine Koproduktion mit Schwerpunkt auf den spanischen Beteiligten handelt, ist diese ungewöhnliche, eher in die späten Sechziger passende Schwerpunktsetzung zumindest erklärlich.

Der spanische Regisseur José María Forqué nimmt sich (mehr als) ausreichend Zeit, um die Liebeleien zwischen Ruth (Analía Gadé) und Paul (Jean Sorel) ins Bild zu rücken und anschließend latente Zweifel an der Aufrichtigkeit der Motive des Liebhabers aufzubauen, bevor er die Katze aus dem Sack lässt. Das Flair des Augenblicks – liebesvergessen schön oder erschreckend bedrohlich – steht in seiner Arbeit also ungleich mehr im Mittelpunkt als die konsequente Fortentwicklung des Plots. Dadurch gelingen ihm einige von bloßen Nützlichkeitserwägungen losgelöste Szenen, die den cineastischen Genießer ansprechen, zumal Forqué auf hohem, kunstvollem Niveau arbeitet. Es kommen aber eben auch Szenen vor, die die Geduld des Zuschauers beanspruchen und bei genauerer Betrachtung einen Film mit insgesamt recht überschaubarer Handlung nicht auf 100 Minuten Laufzeit hätten ausdehnen müssen. Einige Umschweife verzeiht man Forqué nicht zuletzt, weil die manchmal regelrecht poetischen Aufnahmen perfekt mit der träumerischen Relax-Musik von Piero Picconi zusammenpassen. Auch muss man in Bezug auf die Gesamtwirkung sagen, dass „Das Antlitz des Todes“ im Gegensatz zu „Der schöne Körper der Deborah“ am Ende ausgeglichener wirkt und nicht auf den letzten Metern überhetzt und überspannt wirkt, sondern alle Fragen und Gefahren zu einem befriedigenden und einigermaßen logischen Abschluss bringt.



Für mit italienischen Hauptdarstellerinnen vertraute Augen ist Analía Gadé in der zentralen Rolle der Ruth eine positive Überraschung. Gadé wechselt zwar zu Filmbeginn ihre Partner aus wenig nachvollziehbaren Gründen, wirkt aber dennoch unschuldig und seriös (eben alles eine Frage des Vergleichs, wenn man neben Jean Sorel besetzt wird); sie findet auch eine ansprechende Balance zwischen verschreckter Schönheit und der Eigeninitiative, die man sich von einer Protagonistin erwartet. Ebenso wie die ihrer Peiniger hält ihre Rolle einige interessante Überraschungen bereit – so etwa ihr ungewöhnliches Verhalten, als sie erfährt, dass ihr Liebhaber und ihr Ehemann sie töten wollen. In diesen Rollen spulen Jean Sorel und Tony Kendall ein angemessen sinistres Programm ab, das sich in der ersten Filmhälfte nur sehr zaghaft zeigt, bevor Sorel – im wahrsten Sinne des Wortes – die „Maske ablegt“ und hinter der charmanten eine ziemlich grausame Fassade sichtbar wird. Als Paul quält er nicht nur Ruth, sondern auch den Schwan, den er ihr in einem Anflug romantischer Vorspiegelungen gefangen hat. Das elegante Tier, das auch in den Vor- und Abspännen in jugendstilhaft verspielten Zeichnungen zu sehen ist, wird zum Sinnbild der Hilflosigkeit vor den maliziösen Einflüssen, die sich immer weiter (bis hin zu offener Demütigung in eher unangenehmen Szenen mit Rosanna Yanni) auswachsen.

Etwas kreativer hätte sich dieser Giallo bei der Art (und Anzahl?) der Anschläge auf Ruth zeigen können, die ein wenig wie beliebig aus der Standard-Mottenkiste der altmodischen Filmattacken gezogen wirken. Ein Auto mit manipulierten Bremsen, eine unvertrauenswürdiges Tauchergeschirr und die Umsetzung des letztlichen Plans mit Ruths Pistole – das alles erweckt sehr konservative Assoziationen, die den Eindruck verstärken, dass das clevere Morden hier eigentlich gar nicht im Mittelpunkt steht, sondern nur Anlass bieten soll, die Emotionen der Beteiligten in Großaufnahmen zu meißeln. Zwar fühlt man sich bei der Durchführung des zentralen Mordplans kurz an Agatha Christies „Das Böse unter der Sonne“ erinnert (auch das Inselflair ähnelt dem der 1982er-Verfilmung in erstaunlichem Maße), doch insgesamt hat man es hier eher mit einem geschickt aufgemachten Drama als mit einem ernsthaften Krimithriller zu tun. Wer mit dieser Erwartung an den Film geht, wird ein sehr ansprechendes Werk finden, das ohne Scheukappen auch einmal Blicke links und rechts des Weges wirft.

Liebe macht blind und damit unempfänglich für böse Absichten eines scheinbar geneigten Gegenübers. In diesem ausdrucksstarken Drama entwickelt sich ein langsamer, aber nicht uninteressanter Mordfall, der von Jean Sorel und Analía Gadé überzeugend getragen wird. 3,5 von 5 Punkten.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

22.07.2018 16:53
#2 RE: Das Antlitz des Todes (1971) Zitat · Antworten

Den Film mit der von Dir richtig genannten überschaubaren Handlung fand ich wenig aufregend, auch wenn er ein wenig auf Hochglanz poliert ist. Die einzige Wendung, nämlich die Beantwortung der Frage, wer was mit wem/ gegen wen im Schilde führt, kommt bereits nach ca. 50 Minuten. Diesen Clou hätte man bis zum Ende aufsparen müssen, um die Spannung zu halten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.07.2018 10:42
#3 RE: Das Antlitz des Todes (1971) Zitat · Antworten

@Georg: Du hast sicher recht, dass der Film keinen durchgängig vorbildlichen Spannungsbogen hält. Die Enthüllung, wer da welche bösen Pläne schmiedet, hätte aber in meinen Augen keineswegs weiter nach hinten verlagert werden dürfen, weil man sich schon im vorliegenden Zustand fragt, wann endlich einmal etwas ordentlich Kriminelles passiert, das die ewigen Liebesszenen und vagen Andeutungen durchbricht. Das noch weiter hinauszuzögern, hätte dem Film nicht gut getan. Abgesehen davon muss die Spannung ja nicht immer aus der Wer-Frage resultieren; da fand ich die Umkehr in der Herangehensweise ab der Szene, in der klar wird, dass der Ehemann und der Liebhaber kollaborieren, eigentlich ziemlich gelungen.

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