Habe gerade ( nach vielen Jahren ) nochmal den Hexer gelesen.Was soll man sagen ?? das Buch lebt davon das man dauernt erwartet das was passiert ,tut es aber eigentlich nicht wirklich.Es wird viel vom bösen Hexer geredet ,intriegen hier und da,Einbrüche ......ok.Der Tod/Mord an Messer kommt eindeutig viel zu spät bzw. da hätten wenigstens einige Mittäter über die Hexerklinge springen müssen. Ohne meine Wallace Fan Brille......recht langweilig das ganze. Getoppt noch von dem passenden Hörspiel das irgendwie noch langweiliger /nichtssagender ist. Der Ruf des Hexers ist eindeutig dem Film zuzuschreiben und das zu Recht.Auch wenn natürlich "frei"nach EW .
Ich glaube eher, der Ruf des "Hexers" gründet sich auf dem sehr erfolgreichen Theaterstück aus den zwanziger Jahren. Kann mir gut vorstellen, dass die Geschichte im Theater wirklich besser funktioniert. Als Buch ist es wirklich sehr langweilig, da gibt es ja auch noch zwei Versionen. Die erste ist noch düsterer, da killt der Hexer noch einen Polizeispitzel, aber auch nur kurz vor dem Schluss, ansonsten geht die Handlung nur dahin gehend, dass Messer oder Meister ständig in Todesangst vor dem Rächer lebt. Die zweite Version stellt den Hexer netter dar, führt Inspektor Bliss als Gegenspieler ein, doch ist auch nicht aufregender. Für Nicht-Wallace-Fans sicher eine Enttäuschung. Der Film hat aus der dürftigen Story meiner Ansicht nach auch nicht viel mehr herausholen können, trotz des Dreierpacks an bekannten Ermittlern und mehr action und Leichen als im Buch. Aber - wie alles eben Geschmackssache. Die Geschichtensammlung "Neues vom Hexer" liest sich wesentlich gefälliger, da ist sicher auch nie der große literarische Durchbruch dabei, doch sie sind schon einigermaßen unterhaltsam. Zu DDR-Zeiten brachte die sogar der Kinderbuchverlag heraus (um einige Stories gekürzt), wobei ich die eine oder andere Episode schon recht gruselig fand. Damals jedenfalls...
Ich kann mich den negativen Ausführungen an dieser Stelle überhaupt nicht anschließen. Eine Goldmann-Ausgabe von "Der Hexer" (wahrscheinlich fürchterlich zusammengekürzt) war mehrere Jahre lang mein einziger Wallace-Roman, bevor ich mir die Bücher der Weltbild-Edition zugelegt habe. Ich habe den Stoff entsprechend mehrfach mit großer Freude gelesen. Besonders interessant waren für mich natürlich die Unterschiede zum schon vorher bekannten Film; aber auch aus sich heraus hat das Buch viele Stärken, zu denen ich die vielgliedrige Ermittlerstruktur, die bösartigen Charaden von Maurice Messer (besonders jene in Bezug auf Johnny Lenley) und natürlich das geniale Finale zähle. Dass der titelgebende Verbrecher nicht gefasst wird, hat ja schon etwas Revolutionäres an sich in einem Kriminal- bzw. Polizeiroman.
Dass der 1964er-Film schriller, actionreicher und lustiger ist, mag ja sein, aber das sind nicht unbedingt die Attribute, nach denen ich in einem Wallace-Buch suche. Im Vergleich finde ich den "Hexer" in Romanform zum Beispiel stärker als die TV-Verfilmungen des zugrundeliegenden Theaterstücks und ungefähr ähnlich gut wie den britischen 1952er-Kinofilm, der auch vom Flair her viel näher am Original dran ist als die Produktion der Rialto.
Das Ende des Hexers ist besonders in der ersten Version "The Gaunt Stranger" wirklich sehr atmosphärisch dicht und sogar richtig gruselig. Aber leider plätschert halt die Handlung im Vorfeld zu sehr dahin. Aber vielleicht käme es mal auf einen zweiten Lese-Versuch an. Interessant wäre sicher auch mal ein Vergleich der beiden literarischen Hexer-Versionen. Ich glaube, die zweite hatte mir auch besser gefallen, obwohl das Ende hier nicht so dramatisch war. Die ist ja immer mal antiquarisch zusammen mit Wallace' Autobiographie "Menschen" in der Weltbild-Ausgabe zu erhalten. Vielleicht besorg ich mir die irgendwann mal und betreibe da ein wenig "Forschungsarbeit".