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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 406 mal aufgerufen
 Romane
Mr. Igle Offline




Beiträge: 127

19.02.2017 21:39
#1 Großfuß (1927) Zitat · Antworten

GROSSFUSS, Original: Big Foot, 1927, dt. Übersetzung Großfuß von Hardo Wichmann für den Scherz Verlag, 3. Auflage 1995.

Inhalt:

Superintendent Patrick J. Minter, genannt "Super", ist einer der fähigsten und erfahrensten, aber auch eigenwilligsten Polizeibeamten Englands. "Super" schwört auf die altbewährte kriminalistische Ermittlungsarbeit. Auch deswegen ist ihm der pensionierte Anwalt Gordon Cardew, der sich mithilfe seines umfangreichen Wissens auf den Gebieten der Anthropologie und der Psychologie als Amateurdetektiv betätigt, ein Dorn im Auge. Vielmehr interessiert Minter sich allerdings für Cardews ledige Haushälterin Hannah Shaw, die eine Frau mit vielen Geheimnissen ist. Eines Tages wendet sich Cardew an seinen jungen Kollegen Jim Ferraby von der Staatsanwaltschaft. Ihm ist zufällig ein Brief in die Hände geraten, indem ein mysteriöser "Großfuß" Hannah Shaw bedroht und er weiß keinen Rat. Ferraby will sich der Sache annehmen, zumal er Cardews Sekretärin Elfa Leigh sehr anziehend findet. Beim Abendessen in Barley Stack berichtet Jim "Super" von dem Drohbrief, als Minter plötzlich einen Attentäter im Garten überrascht. Dieser flieht unerkannt. Zurück lässt er ein volles Magazin einer amerikanischen Automatic. Stephen Elson, der verschwiegene reiche Amerikaner und Nachbar von Gordon Cardew, erbleicht bei dessen Anblick. Da vernimmt "Super" den gespenstischen Gesang eines Landstreichers. Doch der Mann entwischt ihm. Minter ist besorgt und wittert ein Verbrechen. Er lässt Hannah Shaw, die übers Wochenende zu Cardews Haus an der Steilküste fährt, überwachen. Doch Minter durchschaut zu spät die Intrigen des mysteriösen "Großfuß". Trotz scharfer Bewachung wird Hannah Shaw noch in derselben Nacht erschossen im Haus aufgefunden. Doch niemand hätte das Verbrechen begehen können. Der Raum, in dem der Mord geschah, ist von innen verschlossen und der Sergeant hat bei der Observation keine Menschenseele kommen oder gehen sehen. Bevor "Super" einen klaren Gedanken fassen kann, hört er erneut das unheimliche Lied des Landstreichers. Minter stürmt in die Gewitternacht. Aber das einzige, was er findet, sind gigantische Fußabdrücke auf dem schlammigen Boden, die von der Steilküste her zum Haus führen ...

Besprechung:

Großfuß ist sicherlich eines der gelungensten Werke aus der späteren Arbeitsphase des King of Crime. Im Gegensatz zu den früheren und ganz frühen Werken bemerkt man hier doch angenehm und wohlwollend das angezogenere Tempo und die Reichhaltigkeit an Rätseln und Geheimnissen, die das Buch aufzubieten weiß. Besonders kurios ist sicherlich, dass am Ende die Lösung der unheimlichen Vorgänge an einem bestimmten Ereignis hängt. Ist man über dieses im Bild, ist die Erklärung für die Verbrechen und ihr Hintergrund völlig klar und logisch nachvollziehbar. Zum Glück lüftet der Altmeister dieses Geheimnis erst auf den allerletzten Seiten, während er zuvor dem Leser immer nur Brocken hinwirft oder falsche Fährten und Annahmen nahelegt. Trotz des Umfanges der Intrigen, enttäuscht die "einfache" Auflösung zum Schluss nicht, da sie verdeutlicht, dass manchmal eine einzige Information entscheidend sein kann, um die Zusammenhänge zu erkennen.

Besonders gelungen fielen mir bei diesem Roman die sehr plastischen und lebhaften Beschreibungen der einzelnen Charaktere auf. Herrlich ist auch der ironische Unterton des ganzen Buchs. Besonders die ständigen Kabbeleien zwischen dem altmodischen Minter und dem den modernen Wissenschaften zugewandten Cardew über die richtige Vorgehensweise bei den Ermittlungen machen dem Leser sichtlich Freude. Überhaupt ist "Super" mal eine echte Type! Sicherlich einer der ungewöhnlichsten und charakteristischsten Ermittler, die Wallace je erschaffen hat. Kauzig, verschroben und sarkastisch, aber eben auch mit unerbittlicher Erfahrung und Härte verfolgt der Superintendent sein Ziel. Überhaupt macht das Miträsteln über die Theorien, wie der Mord im Haus an der Steilküste nun wirklich vor sich ging, sichtlich Spaß. Ein großes Plus des Romans. Neben einem so starken Ermittler und wendungsreichen Fall, ist es verständlich und auch erfrischend, dass die obligatorische Liebesgeschichte nur eine untergeordnete Rolle spielt. So ist es dem Konsumenten möglich, völlig auf den hochspannenden Fall, den raschen Handlungsfortgang und die vielen Hinweise fokussiert zu bleiben.

Zu den Figuren ist zu sagen, dass der King of Crime im vorliegenden Buch sowohl vielschichtige, als auch stromlinienförmige Charaktere agieren lässt. Wie schon erwähnt, ist Superintendent Minter mit seinen Schrullen und seiner Geheimniskrämerei ein echter Prachtkerl von einem Ermittler. Demgegenüber müssen fast alle anderen Personen nachstehen. Trotzdem ist auch Hannah Shaw wunderbar individuell geraten und bleibt – obwohl nicht lange in der Handlung präsent – nachhaltig im Gedächtnis. Jim Ferraby und Elfa Leigh sind das altbekannte Wallace-Liebespaar, wie man es schon allzu oft erlebt hat. Allerdings fällt es kaum ins Gewicht, dass diese Figuren eher von der Stange sind, da "Super" vollkommen der Mittelpunkt des gesamten Geschehens ist und die Liebenden nur die "zweite Geige" spielen. Gordon Cardew und Stephen Elson bewegen sich ebenfalls im Großen und Ganzen eher in ihrem jeweiligen Personenstereotyp des alten Anwalts und des steinreichen, aber grobschlächtigen Ausländers, wobei zumindest Cardew als Minters kriminalistischer "Rivale" etwas mehr Raum zur Profilierung bekommt. Besonders geglückt sind dem Altmeister diesmal allerdings die Nebenfiguren des ehrgeizigen Sergeant Lattimer, des Landstreichers Sullivan und dessen singenden Kumpans, die, ebenso wie der Henker Topper Wells, zu Schlüsselfiguren des Falles werden.

Fazit:

Ein überdurschnittlicher Roman, der den Leser erfolgreich mit diversen Mysterien, rasanten Geschehnissen und einer überlebensgroßen Ermittlerpersönlichkeit begeistern kann. Temporeicher Thrill wird ebenso geboten, wie liebevoll gestaltete Charaktere und atmosphärisch-dichte Tatort-Schilderungen. Des Rätsels Lösung ist zwar am Ende banaler als gedacht, funktioniert aber tadellos und bildet den überzeugenden Schlusspunkt für die nervenaufreibende Jagd des Superintendent auf den trickreichen Schattenmann.

Meine Wertung: SEHR GUT

"Entspannen Sie sich, durch Hochspannung!"

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

24.02.2017 15:41
#2 RE: Großfuß (1927) Zitat · Antworten

Zitat von Mr. Igle im Beitrag #1
Jim Ferraby und Elfa Leigh sind das altbekannte Wallace-Liebespaar, [...]

Dazu mal eine ganz dumme Frage - der Name kam mir beim Lesen die ganze Zeit komisch vor. Leider habe ich nur die Weltbild-Ausgabe und keinen Alternativtext zum Vergleich, aber kann es vielleicht sein, dass die gute Dame in Wahrheit Elsa heißt und der arme Taiwanese, der die in Frakturschrift gedruckte Erstausgabe abtippen musste, sich einfach vertan hat? Das kleine "s" und das kleine "f" sind ja auch kaum zu unterscheiden.

DanielL Offline




Beiträge: 4.154

24.02.2017 16:09
#3 RE: Großfuß (1927) Zitat · Antworten

Im Original heißt sie auch Elfa.

Gruß,
Daniel

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

24.02.2017 18:03
#4 RE: Großfuß (1927) Zitat · Antworten

Okay ... merkürdiger Name. Ich bin beim Lesen jedes Mal drüber gestolpert.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

04.11.2019 22:15
#5 RE: Großfuß (1927) Zitat · Antworten

Großfuß

Originaltitel: Big Foot
Erscheinungsjahr: 1927


Hauptpersonen:

Patrick J. Minter – Oberinspektor bei Scotland Yard, genannt „Super“
Jim Ferraby – Beamter der Staatsanwaltschaft
Elfa Leigh - junge Sekretärin im Anwaltsbüro
John Kenneth Leigh – Beamter des US-Schatzamtes; Vater von Elfa
Gordon Cardew – Hobbykriminologe und Anwalt im Ruhestand
Hanna Shaw – seine stets unzufriedene Haushälterin
Sergeant Lattimer – vergnügungslustiger Mitarbeiter von „Super“
Stephen Elson – reicher trunksüchtiger Amerikaner
Sullivan - Landstreicher


Handlung:

Der Polizeibezirk I ist wohl der ruhigste und ländlichste von ganz London. Hierher hat es den Oberinspektor Patrick Minter verschlagen, von allen nur „Super“ genannt. Offenbar hat er diese Exilstellung nicht ganz freiwillig eingenommen, zumindest verbreitet es selber stets den Eindruck, dass seine Vorgesetzten den im Umgang mit anderen nicht ganz einfachen Super so weit wie möglich weg abgeschoben haben. Mr. Minters Lieblingsbeschäftigung neben seiner Hühnerfarm scheint der Zank mit Mr. Gordon Cardew, einem ehemaligen Rechtsanwalt, zu sein. Mr. Cardew betätigt sich als Amateurkriminologe mit allerlei modernen Methoden, um Verbrechern auf die Spur zu kommen, was Super jedes Mal zu zynischen Kommentaren hinreißen lässt. Auch die Haushälterin in Cardews Sitz Barley Stack, Hanna Shaw, ist dem alten Oberinspektor in tiefer Feindschaft verbunden, doch sie ist auch generell eine recht misslaunige Person, vor der sogar ihr Brötchengeber eingeschüchtert zu sein scheint.
Da gibt es in der Nachbarschaft noch einen gewissen Stephen Elson, einen zwar reichen, doch ungeschliffenen Amerikaner. Verbindet ihn mit Hanna eine Affäre, gar eine geplante Hochzeit ?
Im von Cardew immer noch genutztem Stadtbüro arbeitet seine Sekretärin Elfa Leigh, eine wunderhübsche junge Frau, auch Amerikanerin, deren Vater, ein hochrangiger Beamter des Schatzamtes, im Kriege umgekommen sein soll. In den gegenüberliegenden Büroräumen ist der junge Staatsanwalt Jim Ferraby zu finden, der allerdings mehr Mitleid mit seinen „Opfern“ der Anklage hat als der Verteidiger und mit der Zeit großen Gefallen an seiner hübschen Nachbarin findet.
Sie alle werden zu einer Party bei Mr. Cardew eingeladen, sogar der streitlustige Oberinspektor. Der entdeckt bald einen Verdächtigen, welcher ums Haus herumschleicht und offenbar bewaffnet ist. Doch der kann entkommen und singt aus der Ferne ein altes spanisches Liebeslied. Das tut er in der Zukunft noch öfter, er stellt sich als eigenartiger und sichtlich verwirrter Landstreicher heraus, der schwer fassbar ist.
Hanna Shaw fährt übers Wochenende in das an einer Steilküste am Meer in der Nähe des Ortes Pawnsey gelegene Sommerhäuschen von Mr. Cardew. Da sie Warnungen von einem mysteriösen „Großfuß“ bekommen hat, steht sie die ganze Zeit unter polizeilicher Beobachtung, besonders unter der von Sergeant Lattimer, einem Lieblingsbeamten von Super, der den jungen Polizisten offensichtlich schätzt. Doch trotz allem geschieht das Unerklärliche: Miss Shaw wird später im verschlossenen Haus erschossen aufgefunden. Wie ist der Täter ins und dann wieder aus dem Haus gekommen ? Was bedeuten die unheimlichen großen Fußspuren am Strand ? War tatsächlich Großfuß am Werke ?
Theorien werden aufgestellt und wieder verworfen, wobei Oberinspektor Minter stets mehr zu wissen scheint, als er vorgibt. Immer wieder taucht der seltsame singende Landstreicher auf, den Super eines Tages dingfest machen kann, wobei es eine große Überraschung geben soll.
Inzwischen scheint sich Sergeant Lattimer sehr zu seinem Nachteil zu entwickeln, ist er einer der „schwarzen Schafe“ der Londoner Polizei ? Ein weiterer Landstreicher mit Namen Sullivan taucht wieder auf, der seinen kürzlichen Freispruch der ungeschickten Anklage des jungen Ferraby zu verdanken hatte.
Doch langsam überstürzen sich die Ereignisse. Mordanschläge auf Super werden unternommen, Mr. Cardew wird überfallen, Großfuß findet wieder ein neues Opfer, und auch die liebenswerte Elfa gerät in Todesgefahr. Doch Oberinspektor Minter ist wieder mal rechtzeitig zur Stelle, um alles aufzuklären und seinem Freund, dem Henker von England, ein Zubrot zu verschaffen.


Bewertung:

Ein dermaßen kurioses Buch konnte eigentlich nur Edgar Wallace schreiben. Ein eigentlich klassischer Kriminalfall in einer kleinen Gruppe miteinander bekannter Personen, der mit allerlei reißerischen Zutaten „aufgepeppt“ wird. Die Vorgeschichte des Ganzen, die bis in die dunklen Tage des (ersten) Weltkrieges zurückreicht und letztlich als Ursache für die Geschehnisse dient, ist reichlich phantastisch, aber eben typisch für den Autor. Daneben gibt es noch jede Menge recht erfindungsreiche Mordversuche an verschiedenen Personen, wobei die auch manchmal glücken. Das Hauptverbrechen, der Mord an Hanna Shaw, soll an die Tradition des guten alten Locked-Room-Mystery anknüpfen, aber irgendwie hat sich der Autor hier ein wenig übernommen. Wie der Mord in der von innen verschlossenen Küche geschehen konnte, ist schon bald aufgeklärt, doch wie der Täter dann unbeobachtet aus dem Haus verschwinden konnte, ist ziemlich wirr und wenig nachvollziehbar erklärt. Um dem Ganzen dann noch die Krone aufzusetzen, findet man tatsächlich noch Fußspuren des unheimlichen Großfuß, die die Sache zusätzlich noch verkomplizieren sollen. Der schattenhafte Unhold indes ist aber kein nordamerikanisches Fabelwesen, sondern ein in die Enge getriebener Mörder, dessen Fußabdrücke natürlich den Oberinspektor Minter nicht im mindesten in die Irre führen, für die dem Leser aber im Endeffekt überhaupt keine sinnvolle Erklärung geboten wird, möglicherweise war der Autor da schon in Gedanken bei seinem nächsten Thriller. Überhaupt hätten die Fußspuren mehr Potenzial gehabt, bei den folgenden Verbrechen spielen sie keine Rolle mehr, obwohl sie sich zur Erzeugung von ein bisschen mehr Grusel wohl problemlos hätten einbauen lassen. Naja, und dann eben wieder die übliche Unwahrscheinlichkeit, dass sich alle Personen der handlung irgendwie kennen und sogar miteinander verwandt sind... Im Prinzip gäbe es wohl gerade in Sachen Logik noch einiges zu bemängeln, doch es ist eben ein Wallace und kein Christie.
Wie schon mein Vorredner völlig zu Recht erwähnt hat, ist der Kriminalist "Super" tatsächlich eine außergewöhnliche Type. Ein sehr eigensinniger, scharfzüngiger Mann, mit dem sicher nicht immer einfach auszukommen ist, der aber seinen Beruf mit Leib und Seele ausfüllt und der ein ständig neu angestrichenes uraltes Motorrad fährt, dass seinen Nachbarn nicht nur einmal den Schlaf raubt. Tatsächlich ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten und wirklich nicht nur 0815 (Es gibt mit ihm noch einen Band mit Erzählungen, der aber leider noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde). Die anderen Personen treten da ein wenig zurück und füllen halt die üblichen Nischen aus, Liebespaar, polternder amerikanischer Trunkenbold, kauziger Strolch usw. Mr. Cardew, der kriminalistische Laie, ist so eine Art Pendant zu Oberinspektor Minter, die Rededuelle der beiden sind sehr erheiternd. Interessant auch die Figur des auf Abwege gekommenen Sergeant Lattimer, ein Mann, der sehr gut auch mal für gegebene Informationen die eine oder andere finanzielle Zuwendung besonders des Amerikaners Elson einsteckt und auch ein wildes Nachtleben führt.
Die Handlung braucht ein bisschen, um in Schwung zu kommen, es wird am Anfang ungewöhnlich viel beschrieben und erzählt, in der zweiten Hälfte geht es dann aber turbulenter zur Sache. Dabei muss man feststellen, dass der mörderische Großfuß eigentlich ein wirklich bösartiger und rachsüchtiger Kerl ist, der sogar der unschuldigen Elfa ans Leder will und zum Schluss sogar fast schon einen Massenmord plant.
Sehr reizvoll fand ich an diesem Buch auch den Wechsel zwischen den Schauplätzen, ein Teil spielt im städtischen London, dann wieder ein Stück an der Küste, und ein großer Teil auch in einer schönen ländlichen Gegend, die man sich durch Wallace' Beschreibungen auch gut vorstellen kann.
Großfuß ist ein Kriminalroman, den ich persönlich sehr schätze. Für die unbekannteren Werke von E.W. rangiert er weit oben, ein irgendwie eigenartiger, aber guter Stoff, den der Schreiber da entwickelt hat.


Buch:

Gelesen habe ich die Weltbild-Ausgabe. Die ist zusammen mit Edgars Erstling Die vier Gerechten erschienen und hat etwa 220 Seiten. Die Goldmann-Taschenkrimi-Version stützt sich auf diese, ist etwas auf moderner getrimmt und hat auch die eine oder andere Kürzung, das scheint sich aber noch im Rahmen zu halten.


Verfilmung:

Eine Großfuß-Verfilmung gibt es leider nicht. Es wäre wohl durchaus denkbar, einen Mann mit angeblichen Riesenfüßen auf seine Opfer loszulassen, aber wohl eher in der späteren Trash-Phase der deutschen Filmreihe, die dann sicher auch stark vom eigentlichen Geschehen im Roman abgewichen wäre.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

05.11.2019 08:01
#6 RE: Großfuß (1927) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #5
Im Prinzip gäbe es wohl gerade in Sachen Logik noch einiges zu bemängeln, doch es ist eben ein Wallace und kein Christie.

Ich weiß nicht, warum hier immer wieder die "Unlogik" bei Edgar Wallace angeprangert und Agatha Christie in den Himel gelobt wird.

Ich habe vor Monaten begonnen, die Christie-Romane chronologisch zu lesen und bin derzeit bei LAUTER REIZENDE ALTE DAMEN angelangt. Das Buch ist sicher kein Beispiel für Logik - so wie viele andere Romane von ihr auch. Da habe ich keinen Unterschied zwischen den beiden großen enlischen Krimi-Autoren erkennen können.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

05.11.2019 15:35
#7 RE: Großfuß (1927) Zitat · Antworten

Zumindest in ihrer Hoch-Zeit hat sich Agatha Christie aber sehr angestrengt, einen verwickelten Plot zu kreieren und diesen dann auch restlos aufzuklären. Ob das nun mit der Realität viel zu tun hatte oder auch psychologisch stimmig ist, ist sicher auch fragwürdig. Zugegebenermaßen hat sie auch Bücher geschrieben, die man nicht zu genau hinterfragen sollte.
Doch bei Edgar Wallace habe ich beim Lesen immer oder zumindest häufuger als bei Mrs. Christie das Gefühl, das er sich nie richtig Zeit genommen hat, die Sachverhalte richtig aufzuklären. War wohl in Wirklichkeit auch tatsächlich so.
Dafür hat er unzweifelhaft bessere Spannungshöhepunkte erzeugt als seine Kollegin, die häufig etwas zu betulich daherkommt.

Aber trotz aller Kritik - keiner von uns würde wohl ein auch so im Prinzip recht simples Buch wie Großfuß schreiben können. Schon gar nicht innerhalb von ein paar Tagen.
Da kann man sich nur vor dem Meister verneigen.

Mr. Wooler Offline




Beiträge: 443

13.04.2020 17:54
#8 RE: Großfuß (1927) Zitat · Antworten

Habe nach einiger Zeit mal wieder einen Wallace-Roman zur Hand genommen und gelesen. Dieses Mal nun "Großfuß". Nach einem für mich etwas konfusen Beginn entwickelte sich dann doch eine recht spannende Geschichte. Zentrale Szene dieses Romans ist der Mord an Hannah Shaw. Und der wurde, wie ich finde, vom Altmeister sehr gut in Szene gesetzt. Eine regnerische Gewitternacht, ein einsames Haus und ein Mord in einem verschlossenen Raum, mit allerhand mysteriösen Begleitumständen. Doch, das hat großen Spaß gemacht. Danach flaut der Roman zwischendurch immer wieder ab, um dann doch wieder etwas Fahrt aufzunehmen. Die wahren Hintergründe kann man indes nicht erraten, die hält Wallace bis zum Schluss geheim, was dem Leser gegenüber ein wenig unfair erscheinen mag. Der verschlossene Ermittler Minter hält viele Dinge vor seinen Mitstreitern und somit auch vor dem Leser geheim. Das tut dem Lesevergnügen jedoch kaum Abbruch. Großfuß ist für mich ein durchaus lesenswerter Wallace mit einigen sehr schönen, atmosphärischen Szenen, die sich auch in einer Verfilmung gut gemacht hätten. Etwas dramaturgisch bearbeitet hätte dieser Stoff einen schönen Wallace-Streifen abgegeben. Auch von mir für diesen Roman eine klare Leseempfehlung!

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